Montag, 17. August 2020
Learning by blogging
Ich habe gestern einen Fehler gemacht, ich habe nämlich in den Jahren 2011 und 2012 nachgelesen, was ich so aufgeschrieben habe. Dabei kamen diverse Dinge zum Vorschein, die ich alle gleichermaßen interessant fand.

1) Nicht alle Babies sind niedlich. Ich möchte sagen, dass mein vollumfänglich geliebtes Kind anfangs ein wenig nach Alien aussah (sorry Ona, hab dich lieb! Du siehst voll super aus, cool und alles! Super Frisur!). Mit den Jahren gab sich das, und mit 3 war er an einem Punkt angekommen, dass ich mir gestern nicht vorstellen konnte, dass es jemals ein niedlicheres Kind gegeben haben könnte. Langsam wachse ich aus dem Alter ja raus, aber als es neulich noch so war, dass alle Akademiker ringsum ihr drittes Kind per Postkarte präsentierten, habe ich mich im Einzelfall schon mal gefragt, aus welchen Gründen man sich wohl für das abgebildete Foto entschieden haben könnte. Jetzt weiß ich das. Hormone bewirken, dass man denkt, das sei ein gutes Foto. Mit 3 sind die Hormone wieder weg, und dann wählt man nur noch die Bilder aus, wo das Kind wirklich niedlich drauf ist. War in meinem Fall ja kein großes Problem. Zum Beispiel dieses:



2) Ich musste mit einer Lebenseinstellung aufräumen, die mich bis ins mittlere Alter begleitet hat: Ich ging zeitlebens davon aus, dass ich ein near-identic memory habe, dass ich mir einfach unfassbar gut Sachen merken kann. Ich kann noch immer alle Hanni und Nanni Platten mitsprechen, ich kann die Telefonnummer von Willy Tanner auswendig, und natürlich 10 Staffeln Friends. Ich kann bis ins letzte Detail Gespräche von vor 10 Jahren wiedergeben, und ich ging immer ganz selbstverständlich davon aus, dass alles, was ich bewusst tue und erlebe, gespeichert bleibt. Wenn man übrigens 10 Staffeln Friends auswendig kann und dann in die USA zieht, ist das super, denn nur die Wenigsten erkennen Zitate wieder und alle denken, man sei unfassbar witzig. Ist man halt nicht, man kann nur gut Sachen behalten. So kam es also, dass ich gestern ein paar Blogeinträge von 2011 und 2012 las, und, naja, ich sags mal so... ich bin hier nicht angetreten, um mir Sachen auszudenken, und deshalb habe ich das auch sicherlich nie getan, das Leben ist ja bekloppt genug, aber das ist alles passiert? Das ist ja verrückt. Ich war einst auf dem 40. Geburtstag vom berühmten Künstler Eric ehem. Prieditis eingeladen, und dessen jetzt Frau sagte nach 2 Bier zu mir: Das kann ja gar nicht sein, was dir immer passiert. Ich habe damals geantwortet, dass das ja wohl allen passiert, ich mache mir nur die Mühe und schreibe es auf. Umso toller, wenn man Jahre später dann plötzlich liest, was man mal einst so erlebt hat. Nicht, dass Sie jetzt denken "och wie schade, jetzt wird sie sich ja nie mehr erinnern können, was sie in der Zwischenzeit erlebt hat", faktisch habe ich aber in der gesamten Zwischenzeit durchgehend 80 Stunden Wochen gearbeitet mit maximal 2 Wochen frei im Jahr, und folglich habe ich überhaupt gar nix erlebt, was noch irgendwie pangalaktisch wichtig gewesen wäre, wenn überhaupt vielleicht der folgerichtige Schlaganfall, aber den habe ich ja sogar noch geteilt. Das muss also wieder anders werden, und da sind Sie jetzt Teil von. Ich möchte wieder Dinge aufschreiben, die mir passieren, und um das tun zu können, muss ich einfach auch wieder Dinge machen, die nicht über einen NDA zur Verschwiegenheit verdammt sind. Das mag sich anfühlen wie Midlife Crisis - ja, tut es - für viele Menschen ist das einfach normal, denke ich. (Ich hab übrigens die allerabgefahrensten Dinge beruflich erlebt. Wirklich. Und mit echt abgefahrenen Leuten. Diktatoren und so. Aber die nehme ich mit ins Grab.)

Was wollte ich sagen? Ach ja, eventuell, und das gab Frau N. gerade zu bedenken, hatte ich ja überhaupt nie ein gutes Gedächtnis (und ja, ich konnte nie erzwungen auswendig lernen, zum Beispiel), ich habe nur einfach komplett vergessen, wenn ich mal was wusste und dachte dann, das ist neu. Also ganz üblich. Auf den Gedanken kam ich übrigens, als ich gestern las, dass ich Stellung zum Tod von Whitney Houston genommen hatte. Vor nicht allzu langer Zeit passierte nämlich Folgendes: Kompagnon: "Das ist schon länger her als der Tod von Whitney Houston." - "WHITNEY HOUSTON IST TOT??" - "Ja, und die Tochter auch." - "DIE HATTE NE TOCHTER???" Wusste ich alles. War nur weg. In meinem merkmüden Hirn verloren gegangen.

3) Ich werde nie mehr Cliffhanger benutzen. Wenn man die nicht auflöst, kommt man hinterher aus dem Grübeln nicht mehr raus. So schrieb ich nämlich einst:

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"haette ich nicht gerade einen 19-stunden-tag hinter mir, haette ich jetzt viel zu erzaehlen. demnaechst.

nur ein kleines appetithaeppchen:

studentin: "that's impossible! you cannot really do that!"
herzbruch: "oops, i just did."

fortsetzung folgt.

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Fucking Fortsetzung folgte nicht. Ich weiß nicht, what I just did. Frau N. weiß nicht mehr, what I just did. Niemand weiß mehr, what I just did. Daher möchte ich Sie um Mitarbeit bitten. Solche Vorfälle können in Zukunft nicht mehr passieren. Und ich kann mir ja offensichtlich nix merken, das habe ich ja gerade sehr gut hergeleitet. Bis an mein Lebensende werde ich mich fragen, what I just did. Bitte erinnern Sie mich, wenn Info fehlt. Danke.

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Das Kind ist auf jeden Fall sehr gut gekleidet. Das ist ja heutzutage auch nicht selbstverständlich. Ansonsten heißt es ja, daß das Leben im quasi allerletzten Blogeintrag noch einmal an einem vorbeizieht. Das ist bei Ihnen noch lange hin, Sie fangen ja gerade erst wieder an. Bis dahin können Sie aber gelassen bleiben. Am Ende bekommen Sie die Antwort.

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ah richtig. Vielleicht sind sie ja auf dem Wege hier gelandet, wenn ich mich richtig erinnere - well... - trug das holde Kind die ersten 5 Jahre ausschließlich Ringelpullis. Seitdem habe ich da leider keinen Einfluss mehr drauf, und seit man neuerdings gleichermaßen cool wie angepasst sein muss, möchte er nur noch Schnöselpullis von Tommy Dingens kaufen, das ist so in Düsseldorf. In Hamburg tragen ja alle weiße Blusen und Perlenketten, hörte ich.

Und das ist ja sehr tröstlich, dass Sie Auflösung versprechen, da fürchte ich aber, liefern Sie nicht. Ich seh mich an irgendeiner Pforte stehen, sicher Hölle, egal, und brüllen "WHAT THE HECK DID I JUST DO???"

(Famous Friends Quote: "What the hell did the damn duck do now?")

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Vielleicht gaben zur Abwechslung Sie einmal die Hausarbeit der Studentin dem Hund zu fressen. Oder ließen gar deren Oma sterben. Das kam doch damals dauernd vor, dass Hunde die Hausarbeiten der Studis fraßen oder deren Großmütter starben.

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Ja genau, jeder nur zwei Omas, im Patchwork drei. Schön, dass Sie auch wieder da sind! (Also immer noch!)

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I have no idea. Das ist 9 Jahre her. Hab ich an einer Hand abgezählt. Das weiß wirklich niemand mehr. Zuerst dachte ich, du hast einen neuen Stabmixer gekauft. Oder einen Koch eingestellt. Denn die Geschichte mit dem Kuerbis ist auch nicht zu ende verzählt, übrigens.

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Das freut mich aber, dass du auch noch da bist. Ich muss aber sofort eine Verwarnung aussprechen, ich möchte nämlich nicht noch mehr unaufgeklärte Geschichten auf dem Tisch haben. Was gab es denn mit Kürbis? Ich erinnere mich nicht an eine Geschichte mit Kürbis. Ich weiß nur sehr genau eine Sache: Wenn man drei Monate am Stück jeden Tag Kürbis kocht, hat man anschließend sowohl mit dem eigenen als auch mit dem novemberregenschen Mann eine Problemsituation kreiert, die perspektivisch schwer zu lösen ist. Da muss man als moderne Hausfrau gut aufpassen.

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Dein Mann hat, 1 paar Tage bevor du getan hast, was wir alle nicht mehr erinnern, 1 rohen Kuerbis püriert. Das muss sich doch neben dem Geruch vom Kabelbrand eingebrannt haben.

Aber was rede ich. Bei meinem Zeug frag ich mich auch immer, was für 1 lustige Person das geschrieben hat. Manches musste ich jetzt sogar löschen. Kann man ja auch mal machen.

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Ich lösche nix. Ich schäme mich, aber ich lösche nix. Und ja, ich erinnere mich, also nicht wirklich, ich las das gestern. 10 Jahre weiter muss ich sagen: Es gab auf der Seite seiner Kochkünste leider keine Sprungentwicklung. Wir essen einfach nicht mehr.

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Machen‘se jetzt ernsthaft hier wieder mit? Ernsthaft? Echt? Ich komme ins. Grübeln. Meinetwegen. Nicht Ihretwegen.

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Oh Mann, und Sie auch noch ;-) Sie erinnern sich ja sicherlich, dass Sie dieses Bildchen hier gemalt haben, dafür noch mal danke. Ich möchte das so ungern wegmachen und gegen einen Fußball oder mich mit Tüte überm Kopf austauschen, aber wenn Sie mal was Zeit übrig haben: Ich komm jetzt öfter. Meine Farbwelt basiert jetzt auf Pantone Ether.

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Und ich hatte ja gestern bereits ein paar Anfragen, ob man jetzt etwa auch wieder bloggen müsse. Ja bitte. Das wäre ja vermutlich lustig. Mitten im Leben, ein paar Jahre weg, und dann alle mitten in der Midlife Crisis wieder im Sandkasten. Das finde ich toll ;-)

(Ich mach natürlich Spaß, kommen Sie alle wieder.)

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Das Blog als Motivationsmaschine. Damit kann ich mich anfreunden.

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