Mittwoch, 29. April 2015
Drama und seine Erklärungsversuche
die wochen seit ostern waren - gelinde gesagt - turbulent. arbeit, sohn mit kinderpubertät und dann, sehr entschleunigend, krank, operiert, rekonvaleszent. bevor sich die frage stellt, was sie denn jetzt schon wieder hat, begleiten sie mich ein paar jahre zurück auf die geburtstagsparty eines berühmten düsseldorfer pop skurrilisten, auf der mich die mir damals noch unbekannte stoffladen-caro ansprach, das sei ja alles kaum zu glauben, was mir immer so passiert. und ja, genau genommen hat sie recht. auch im direkten vergleich mit frau n. schneide ich sehr schlecht ab. amputierte fingerkuppe, nahtod beim treppensturz, scharlach, lungenentzündung, kind niere, kind knie, mann knie, katze schwanger, neuer job, wieder neuer job, umzug, wieder umzug, irgendwie sieht es so aus, als könne ich nicht mal eine woche kein drama durchleben, ohne dass ich direkt entzugserscheinungen habe. seit ostern hatte ich galle, das haben wir so in der familie, und als die dann endlich mal entfernt wurde, fand man direkt ein ding in der leber, welches da so nicht hingehört, und schnipp, war das glücklicherweise auch weg, bevor es einem hinterher noch ein echtes drama beschert. und die leber wächst ja nach.

gestern morgen dachte ich darüber nach, warum mir immer alles mögliche passiert. es geht ja immer alles gut aus und hinterher sind alle viel glücklicher als vorher, aber im grunde sehne ich mich nach langeweile. meine arbeitshypothese war kurzfristig, dass es vielleicht doch mehrere leben gibt, und im letzten leben war ich eben jemand, der im nachhinein noch strafe verdient. hitler oder so. (oh gott, sie hat hitler gesagt.) doch den gedanken habe ich wieder verworfen, zugunsten von zwei anderen überlegungen. 1) (und das ist die theorie von stoffladen-caro) vielleicht bin ich jemand, der durchgehend drama im kleinen hat, welches mich davor bewahrt, irgendwann mal drama im großen zu kriegen, weil mein dramakontingent schon voll ist, damit bin ich zufrieden. oder 2) vielleicht ist das einfach nur ausgleichende gerechtigkeit dafür, dass ich in vielen punkten vom leben reich beschenkt worden bin. ein kopf, der ausreichend gut funktioniert, dass ich mich seit 15 jahren mit nachdenken ernähren kann und der in den besten zeiten ausreichend ansprechend aussah, dass ich bei der männerselektion getrost warten konnte, bis ich über 30 war, weil doch immer wieder interessenten kamen, und einer davon würde schon schön, reich und intellektuell sein (warnung: gefährliches spiel), super kind, guter job, gutes wohnen, alles gut. und bevor man das am ende alles noch normal findet, ist es vielleicht besser, wenn man regelmäßig ein bisschen auf das wesentliche runtergebrochen wird. und es geht ja immer alles gut aus.

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