Montag, 31. März 2014
Dicke Hupen, lange Schläuche
ich möchte ja nicht mehr wissenschaftlerin sein, daher suchte ich nach einer anderen tätigkeit. nicht zwingend, aber gerne im öffentlichen dienst, ist doch meine vermutung, dass man da entspannt arbeitet, und außerdem habe ich ja in den letzten 12 jahren immerhin 4 1/2 in der deutschen wissenschaft gearbeitet und brav in die privatrente eingezahlt, die aber eine 5-jährige anwartschaft verlangt. in den nächsten 30 jahren sollte ich also entweder genug verdienen, dass es mir egal ist, oder noch einmal 6 monate im öd arbeiten, damit ich hinterher 3,50 euro mehr rente bekomme. das war die ausgangssituation.

und dann habe ich mir so überlegt, was ich denn arbeiten wollen würde. zum sachbearbeiter eigne ich mich nicht. ich bin leider weisungsresistent, daher wäre eine eigenverantwortliche position besser für alle beteiligten. und dann habe ich ja in den letzten 12 jahren nur bildung gemacht. bundesbildungsministerIn nach wie vor in weiter ferne, immerhin werde ich ja regelmäßig bei der besetzung übergangen. leiterin der volkshochschule dormagen, naja, es ist in der nähe, eine führungsposition und im weitesten sinne was mit bildung, da könnte ich mich ja bewerben. qualifikationen passten. moment. ach.

nach der ganzen ausschreibungstextlitanei stand im vorletzten satz folgendes kriterium: "eine mitgliedschaft in einer freiwilligen feuerwehr ist erwünscht."

so. das lassen wir jetzt kurz sacken, dann überlegen wir uns, warum es wohl von nöten sein könnte, dass man zur leitung einer volkshochschule feuerwehrfrau ist. fällt ihnen nix zu ein? gut, dann verrate ich ihnen meine arbeitshypothese. es ist im öffentlichen dienst nämlich so: öffentliche ämter müssen mit den bestqualifiziertesten kandidaten besetzt werden. tja, das ist schade, will man doch häufig lieber die ganz schlechten professoren einstellen. oder volkshochschulleiter. und dann kann man natürlich jederzeit einfach gesetzliche vorgaben übergehen, zumindest an der uni, aber oft kann man die bredouille, dass man eigentlich den völlig unqualifizierten mitarbeiter, der aber so gut im bett ist oder so nett auf den betriebsfeiern la paloma singt, einstellen möchte, aushebeln, indem man wunschkriterien in die ausschreibung verwebt, die dann passgenau auf klaus zugeschnitten sind. vielleicht ist klaus in dormagen ja in der freiwilligen feuerwehr, und das war auch nach langer suche das einzige alleinstellungsmerkmal, das man finden konnte.

übrigens ist eine enge verwandte richterin am arbeitsgericht. die witterte in der ausschreibung eine verdeckte diskriminierung, da ja eher selten frauen in der freiwilligen feuerwehr sind, aber man darf natürlich auch nicht schreiben, dass man gerne einen penis einstellen möchte. ein dilemma.

aber nun ist es ja so, dass ich dieses insubordinationsproblem habe, und sobald ich denke, dass jemand einen dummen plan hat, laufe ich zur höchstform auf. und es dauerte auch wirklich nur ca. 10 minuten, bis ich für 15 euro im jahr in die freiwillige feuerwehr dormagen eingetreten war und im bewerbungsschreiben (an einer völlig zusammenhangslosen stelle, aber das schien mir angemessen) und dem lebenslauf die mitgliedschaft erwähnt hatte.

so, wir spulen exakt einen tag vor. der mann kommt nach hause, und da er etwas über eine stunde pendelt, liest er eine tageszeitung (auf papier, völlig unvorstellbar). er kommt also rein, wirft die zeitung auf den tisch und sagt vorwurfsvoll: "das nächste mal informierst du dich bitte, in was für einen verein du eintrittst!" ein kleiner blick auf die zeitung, und sofort weiß ich: die freiwillige feuerwehr dormagen bildet mich nicht ab (formulierung geliehen von caro von jordan).

neuer werbeslogan der freiwilligen feuerwehr dormagen:

"wir haben die dicksten hupen, die längsten schläuche, und wir suchen nicht nur ein kurzes abenteuer."

so. da bin ich jetzt mitglied, und wie ich oft gehört habe in den letzten tagen: die nötigen hupen hab ich ja. aber nein. das bildet mich nicht ab.

(und ich hab mir das bloggen jetzt 2 wochen lang verkniffen, aber ich geh ja jetzt wohl in die wirtschaft, daher: hupt ihr mal.)

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Haha, neulich lag mir die Frage schon auf der Zunge, respektive Tastatur, ob diese, öhm, aufmerksamkeitsstarke Werbekampagne Sie so sehr für die Sache der semiprofessionellen Brandbekämpfung eingenommen hat, dass Sie sich plötzlich berufen fühlen, da mitzugliedern.

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nein, da wusste ich noch von nix. und auf dem schlauchauge bin ich blind, da sind die lokalen news vollkommen an mir vorbeigegangen. warum mein mann sofort jede hupe in der rp findet... man weiß es nicht.

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Naja, das war nicht nur auf irgendwelchen obskuren NGZ-Unterseiten vom Rhein-Kreis, sondern auf der NRW-Übersichtseite von rp-online (die meine Frau aber auch nie ansteuert).

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Und? Sind Sie wieder ausgetreten? Hat 'Klaus' den Job gekriegt?

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ich habe nicht bezahlt, also ja, faktisch bin ich wohl wieder ausgetreten.

und ob klaus den job kriegt, werden wir in kürze sehen. läuft ja alles noch. aber ich sage mal so: wenn sie klaus wollen, werden sie klaus nehmen. aber das ist mir ja jetzt auch egal.

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Für die Hupensammlung:
http://www.fa-noe.at/index.php/hinter-den-spruechen/192-hinter-den-spruechen-frau


(Daumen sind gedrückt)

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Der Vorgang "Klaus"
gehört ja zum Phänomen der "spätrömischen Dekadenz", von der Herr Westerwelle mal ganz freiwillig und in anderem Zusammenhang gefaselt hat.


Naja, eigentlich war das ja immer schon so. Früher hätte es erst gar keine öffentliche Ausschreibung gegeben. Das Vereinsheim als Hort der kommunalen... ach, ist auch egal.
Hm, vielleicht auch nicht ganz egal. Denn durch die zunehmende Verstaatlichung der Erziehung in Ganztagsschulen ( wo ja bekanntlich der Lehrkörper als solcher auf ganzer Linie versagt, weil er nicht dazu ausgebildet wurde, Kinder zu erziehen. Daran sind dann die Eltern schuld, die widerum ihrer Erziehungsverantwortung nicht nachkommen, weil ja die Kinder den ganzen Tag aushäusig sind.) fehlt den Vereinen und somit auch dem kommunalen Klüngel der Nachwuchs. Die Gesellschaft wird noch undurchlässiger, denn ein Emporkömmling aus dem/die/das Plebs kann sich nicht mehr hochschla...dienen. Die Pfründe werden nun gleich in reiner Erbfolge verteilt*

*Ach, ich mach doch nur Spaß

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wenn man über all das nachdenkt, weiss man allerdings nicht, ob man nun lachen oder weinen soll. es ist kompliziert.

ich lach dann mal. es ist ja irgendwie schon komisch. oder doch tragisch?

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es ist natürlich tragisch. und alles immer schön bezahlt mit unseren (also gut, nicht ihren) schönen steuergeldern. vielleicht sollte man da auch mal streiken.

ich weiß aber auch schon wieder, wie man das alles ändern könnte. ich werde nicht bundesbildungsministerIn (werde ja jetzt eh eher wirtschaftsministerIn), sondern bundeskanzler. und dann schaffe ich neue stellen: eine aufsichtsbehörde für die besetzungsverfahren für öffentliche ämter. oder mir ist das alles egal und ich lege demnächst immer ein paar euro heimlich auf ein konto in der schweiz, quasi als entschädigung für all das mittelmaß, das ich mit dem rest finanzieren muss.

oh moment, ich klinge bitter. ich gehe lieber schlafen.

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sowas sollte man ja eh haben, falls man schnell das land verlassen muss, hab ich gelernt.

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Um mal den Verschwörungstheorien etwas entgegenzusetzen: Es gibt durchaus Gemeinden, die von ihren Angestellten erwarten, dass sie in der freiwilligen Feuerwehr sind. Aus dem einfachen Grund, dass es nämlich wegen des Nachwuchsproblems mancherorts schwierig ist, den regelhaften Brandschutz zu gewährleisten. Gemäß des Gedankengangs: Der Gemeindeangestellte bekommt etwas von der Gemeinde (eine Stelle), dafür soll er eben auch der Gemeinde etwas zurückgeben (Einsatzbereitschaft).

http://hafensonne.wordpress.com

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sehen sie! da wäre ich im leben nicht drauf gekommen...
vielleicht ist das ja tatsächlich so.

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