Eben stand ich in der Küche. Das an sich ist schon ein interessanter Satz, weil ich 2023, also in dem Jahr, in dem ich mich von allem, was mich anstrengt, distanziert habe, eine sehr große Reaktanz auf sämtliche Küchentätigkeiten entwickelt habe, was eigentlich gut war. Durch das kurze Hello Fresh-Intermezzo, dazu gibt es vielleicht demnächst noch einmal ein Wrap-up, haben wir es geschafft, Kochen neu zu organisieren, was immerhin dazu geführt hat – und das ist neu und sehr sehr gut – dass wir seit Monaten keine Lebensmittel mehr weggeworfen haben. Wir haben in den letzten 14 Jahren zu unorganisiert eingekauft, zu viele Dinge, die man vielleicht noch brauchen kann, ein Viertel davon landete irgendwann im Müll. Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Viertel war, aber zumindest zuviel. Das ist nun weg, ich habe ein sehr strenges Regime im Kühlschrank eingeführt, damit nichts mehr übersehen wird, und auch das Einkaufen neu organisiert, und zack, alles, was wir kaufen, essen wir auch auf. Oder zur Not der Hund, aber das ist okay, nichts geht mehr in den Müll. Jedenfalls habe ich (spätestens heute) festgestellt, dass ich grundsätzlich keine Lust mehr habe, Alltagsessen zu kochen, zumal alle Menschen, die hier wohnen, sich Alltagsessen selber kochen können. Deutlich leichter fällt es mir einmal im Monat, ich habe noch nicht herausgefunden, was diesen Zustand auslöst, ganz schrecklich aufwendig zu kochen. Heute war dieser Tag, leider schon am 1. des Monats, ich hoffe, da kommt noch was im Dezember, jedenfalls war ich mit Jonathan in der Metro, weil der Dinge für Weihnachtsgeschenke brauchte, und dann kaufte ich alles, was ich für Ottolenghi-Süßkartoffeln mit frischen Feigen brauchte, dazu 500g Pfifferlinge und so schicke Tortellini mit Walnuss und Feige. Das war also mein Beitrag für den Dezember, morgen muss uns Frau N versorgen, die hat nämlich Geburtstag gehabt und wir reisen an. Hurra.
Und als ich dann eben in der Küche stand und Essen zubereitete, fragte der Teenager mich, wie das denn sein könne, dass plötzlich 60 Milliarden Euro fehlen, das hätte er gerne erklärt. Also erklärte ich. Im Prinzip ist es ja alles sehr einfach, ich erklärte, er nickte, dann fragte er, was jetzt alles wegfallen könnte, dann besprachen wir das, er nickte schon deutlich weniger, und dann erklärte ich so Dinge wie die Intel-Subventionen, er fragte, warum die aus dem KTF bezahlt werden sollten, und dann, naja, musste ich zugeben, dass das teilweise ganz schön absurd ist. Sein Fazit: „Ich bin froh, dass ich da nicht für verantwortlich bin“, und was soll ich sagen, das denkt sich Olaf Scholz anscheinend auch gerade.
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Ein Gedanke, den ich heute hatte, war, dass ich wirklich genau den richtigen Riecher hatte, als ich 2008 zu Herrn H. sagte, dass ich mich eventuell dazu durchringen könnte, nach Deutschland zurückzukehren, seinen damaligen Wohnort (Duisburg) sowie seinen Arbeitsort (Essen) kategorisch ausschloss. Ich hatte als einzige Auswahlmöglichkeit Düsseldorf angegeben, und ich sag’s mal so: Die Stadt ist so viel besser, als ihr Ruf, ich möchte mir noch immer ständig auf die Schulter klopfen für diese weise Entscheidung.
Mal abgesehen davon, dass es hier alles gibt und man alles machen kann und eines der tollsten Schauspielhäuser hier steht, ist es ja nun so, dass Düsseldorf eine reiche Stadt ist, und es ist – unabhängig von eigenen wirtschaftlichen Faktoren – in meiner Beobachtung eben so, dass die Stadt alle Probleme, die man mit Geld lösen kann, gefühlt nicht hat. Im Gegenteil: Viele Dinge, die in anderen Städten kostenpflichtig sind, gibt es hier frei Haus, die Gebäude sind in Schuss, die Schulen haben Fenster, in die es nicht reinregnet und funktionierende Toiletten, gut, auf der Montessori-Grundschule mussten die Eltern ständig selber putzen, das hat mich sehr gestört, aber vielleicht ist das wie bei so Elterninitiativkindergärten, wo man darauf setzt, dass Eltern sich gerne engagieren. Ich engagiere mich nicht so gerne für Daueraufgaben, von denen ich finde, dass das eigentlich die Aufgabe anderer Menschen oder Institutionen ist, die Reinigung eines Schulgebäudes vielleicht, aber ich sehe in der Rückbetrachtung, dass ich mit den Jahren milder werde und die Erinnerung an die Grundschulzeit, von der mir immer klar war, dass es vermutlich nie mehr schrecklicher werden wird, an Schrecken verliert. Vielleicht bin ich jetzt soweit, zu sagen, dass das schon alles ganz in Ordnung war.
Jedenfalls, und das wollte ich ja nur kurz erzählen, ist es wirklich erschreckend, wie die Hallen in manchen mittelgroßen Städten aussehen. Unser Verein hat Nutzungsrecht für insgesamt vier Hallen in Düsseldorf, eine eigene und drei, in denen wir trainieren und Heimspiele austragen, und meine Güte, sind die alle top in Schuss. Aber gut. So geht das in Düsseldorf. Wenn etwas nicht mehr gut in Schuss ist, dann baut man es halt neu. Und das sollte ich mir immer vor Augen halten. Wie richtig die Entscheidung war, nur in diese Stadt zu ziehen, wenn ich schon irgendwo in der Region wohnen soll, und wie schön der Gedanke ist, dass ich das auch nie mehr ändern muss.
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Ich weiß gar nicht, ob es stimmt, dass „die Kultur“ sich der schweren Themen nicht annimmt. Mein Fenster zur „Kultur“ ist das Düsseldorfer Schauspielhaus, und da habe ich nicht das Gefühl, dass das Haus sich nicht zu den schweren Themen positioniert. Sei es der Krieg in der Ukraine, ich erzählte davon, oder halt heute, mit der sehr spontanen Lesung Gegen jeden Antisemitismus. Vor zwei Tagen kam die Einladung, ich fragte Herrn H., ob wir hingehen, und dann kamen wir heute um 17.30 Uhr im Foyer des Schauspielhauses an, und die improvisierte Bestuhlung war bereits besetzt. Hektisch wurden neue Stühle geholt, Menschen holten sich Hocker und Poufs, Intendant Wilfried Schulz war dem Herzinfarkt nahe, dann wurden Menschen in den ersten Stock auf den Balkon geschickt, und dann war das Schauspielhaus einfach brechend voll, und das Who is Who des Ensembles las. Die Textauswahl war perfekt, von Augenzeugenberichten aus der Reichspogromnacht über kurze Texte vom Juden Heinrich Heine über Zeitungsartikel aus ZEIT und SZ aus den letzten Wochen. Ich weine ja immer, aber es hat mich sehr ergriffen. Wie alle anderen auch. Die vorgeschaltete Begrüßungsrede von Dramaturg Robert Koall war gezeichnet vom Ringen um Worte, sie hatten sich vorher überlegt, dass 50 Gäste ein Erfolg sei. Und er rang in genau dem richtigen Ausmaß um Worte, die jedoch keinen Zweifel offen ließen, dass der Schutz Israels und aller Juden Staatsräson ist, ohne dabei zu vergessen, dass das auch in linken Kreisen keine Selbstverständlichkeit ist, und dass das nicht bedeutet, dass wir kein Mitgefühl für die Zivilisten in Gaza haben dürfen.
Die Worte waren alle richtig, die Texte waren alle richtig, die Menschen – leider können weder Herr H. noch ich gut schätzen, aber ich sage jetzt mal 400 vielleicht – waren alle richtig, die Tatsache, dass zum ersten Mal in meiner Wahrnehmung Sicherheitsleute im Raum waren (nein, stimmt nicht, als ich bei Angela Merkel war, waren die auch da), zeigte, wie richtig das Thema platziert war, und ja, vielleicht ist die Kultur in den Podcasts und Billoformaten dieser Nation zu leise. Für mich ist das fein, aber ich habe andere Quellen. Mario Barth muss mich nicht aufklären. Aber der Satz, dass die Kultur schweigt, ist zumindest in Düsseldorf falsch. Herr H. ist übrigens gerade noch zur Großen Synagoge gefahren, wo um 22.30 Uhr Mischa Kuball daran erinnert, dass Nie Wieder jetzt ist. Ich möchte, dass das genau so friedlich wird, wie im Schauspielhaus.
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So zum Beispiel die vielen verschiedenen Menschen mit englischen Namen, John Smith, Christine Watson, etc., die mir eine Domain zum Kauf anbieten, die ich selber gerade abgestoßen habe. Was denken die denn? Vermutlich ist ihr Geschäftsmodell gar nicht auf Denken basiert, stimmt schon. Jedenfalls habe ich 2019 ein Unternehmen gegründet, Namen erfunden, Wortmarke geschützt, wie man das so macht, und dann habe ich alle sich daraus ergebenden Domains erst mal gebunkert. Auf der allerbesten habe ich die Webseite gebaut, dann gab es eine Zeit lang noch Umleitungen von schlechteren auf die richtige Seite, der Rest lag brach rum, wie das dann halt so ist. Neulich wurde ich aufgefordert, den ganzen Haufen zu verlängern und entschied mich dagegen, ich habe die jetzt vier Jahre nicht gebraucht, ich werde sie auch in Zukunft nicht brauchen. Das ist schon ein paar Wochen her, aber seit letzter Woche bekomme ich Dutzende von Emails von Menschen, die mich mit HEY! ansprechen und die mich auf die einzigartige Möglichkeit hinweisen, ich könnte irgendwelche Domains jetzt von ihnen kaufen. Die ersten paar Mails habe ich gelöscht, dann kamen Erinnerungsmails mit „Just want to make sure you didn’t miss that“, und antworte ich allen, dass ich die Domain ja gerade selber freigegeben habe und dass ich ihnen viel Erfolg mit der Suche nach einer anderen Käuferin wünsche, und mit ihrem Geschäftsmodell insgesamt. Es wird sie nicht stören, aber so habe ich hin und wieder ein paar Minuten Spaß.
Und dann erhalte ich – ich meine, ich hätte es schon mal erwähnt – seit geraumer Zeit Unmengen an Initiativbewerbungen, die alle genau gleich sind. Erstens heißen alle Bewerber:innen in etwa so wie „Mohammed X“ oder „Rajesh Y“. Dann sind sie alle hochausgebildet in irgendwelchen Bereichen, die gar, wirklich gar nichts mit meinem Unternehmen zu tun haben. Der Mail hängt immer ein PDF an, Aufbau Bewerbungsschreiben immer gleich, alle Zeugnisse mit dabei. Im Moment brauche ich keine Maschinenbauingenieur:innen, daher lösche ich die Mails einfach immer, doch inzwischen bin ich bei im Schnitt 5 pro Woche, da möchte ich gerne die dahinterliegende Idee verstehen. Vor einigen Monaten hatte ich das Thema bereits einmal mit Frau N durchgesprochen, und da stand kurz die Idee im Raum, ob es sich vielleicht um ein betrügerisches Ansinnen handelt, bei dem gegen nichtberücksichtigte Bewerbungen wegen rassistischer Voreingenommenheit geklagt werden soll. Da bin ich jetzt erst einmal ganz entspannt, die Richterin, die mich verklagt, weil ich keinen Maschinenbauingenieur eingestellt habe, möchte ich sehen. In Wien erreichten mich dann wieder mehrere Bewerbungen, und Frau N. schlug vor, ich könne ja mal auf eine antworten und fragen, wie es denn dazu wohl gekommen ist. (Die neue Arbeitshypothese, zumal die Bewerber:innen tatsächlich im Netz auffindbar waren, ist, dass es sich um einen gestreamlineten Bewerbungsservice handelt, der gegen Geld für Bewerbungen, die bei Ämtern vorgewiesen werden können, sorgt.) Es gibt natürlich keine Bessere Zeit als die erste Woche im Monat, um solche Emails zu beantworten, also fragte ich heute eine indische Molekulargenetikerin, ob sie mir helfen könne, ich sei etwas erstaunt über ihre Bewerbung, ob ich erfahren könne, welche Information auf der Unternehmenswebseite sie davon überzeugt habe, dass wir Molekulargenetikerinnen einstellen.
Und jetzt arbeite ich ein bisschen weiter und warte, ob mir irgendjemand zurückschreibt. Ich halte das für nicht sehr wahrscheinlich, aber schön wäre das natürlich.
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Den ersten Streit hatte ich mit meiner Mutter, wobei das zuviel gesagt ist, es gab nämlich gar nichts, aber jetzt ist sie beleidigt. Eine Sache, die ich sehr betrauere, ist, dass mein Kind immer mit uns alleine konfrontiert sein wird, das arme Kind, ich hoffe, er hat später einen guten Job und einen guten Psychiater, den er an der Kasse vorbei bezahlen kann, die Schlangen werden lang sein, wenn die Generation Pandemie-und-Krieg erst mal selbständig ist. Jedenfalls hatte meine Mutter eine neue Grablaterne bestellt, dann schrieb sie mir: „Die Laterne ist da, aber sie ist zu schwer für Frauen“, erwischte mich dabei auf dem falschen Fuß, ich wies sie darauf hin, dass sie ja auch einen Mann fragen könne, meinen zum Beispiel, aber so läuft das ja nicht, so war es immer, dann wird so lange gejammert und gemotzt, bis ich sage (oder setzen Sie hier irgendeine der drei Töchter ein): „Soll ich meinen Mann fragen?“, der Tanz geht dann so weiter, dass ein halbstündiger Monolog zum Thema „Altsein ist so schlimm, ich falle allen zur Last“ kommt, dann fragt irgendjemand einen Mann, und meine Mutter kann die Geschichte „Ich musste ja nie jemanden um Hilfe bitten“ weiter aufrecht halten. Wir spielen das alle mit, ich war aber etwas gereizt und sagte dreimal lieb „du kannst ja meinen Mann mal fragen“, jetzt ist sie beleidigt. Da wir zu dritt sind, ist auch das natürlich alles gut eingespielt, Schwester 1 hat schon mit ihr geschimpft, als sie sich beschwerte, dann wird demnächst Schwester 2 mit ihr schimpfen, und dann wird alles sein, als wäre das nie passiert. Die eine Schwester fährt die Laterne jetzt zum Friedhof, aus freien Stücken ohne Fragen, so geht das Spiel nämlich richtig. Ich halte mich so lange in der Deckung, ich gebe meiner Mutter derzeit Marscherleichterung, ich denke, sie hat es momentan nicht leicht. Wir sprechen nicht darüber, wie seit 47 Jahren, mit sehr wenigen Ausnahmen, aber ich kann mir vorstellen, was der neue Krieg in ihr bewegt, in dem Land, das erschaffen wurde, damit niemand sich jemals mehr in einem Kohlenkeller verstecken muss, wie sie 42 bis 45. Ich möchte übrigens noch anmerken, dass ich momentan an allen Ecken Menschen hören, die sich beschweren, dass andere Menschen nichts zu dem Angriff sagen, wo sie doch sonst zu allem was zu sagen haben. Ich denke, es ist ja alles klar, für mich muss da niemand was sagen, der nicht übergeordnet qualifiziert ist. Man darf auch mal nichts sagen.
Der zweite Streit ist etwa 45 Minuten her. Wir haben den Herbst eingeleitet, ich habe ein Sonntagsessen gekocht, mit Knödeln, 12 Knödel für 3 Leute, ich hätte gerne zwei gegessen. Herr H und der Teenager haben sich dann komplett zerstritten, weil Herr H die 10 weiteren Knödel gerne hälftig aufgeteilt hätte, der Teenager träumte von einer 7:3 Verteilung, naja, trat von einem weiteren Knödel zurück, wir einigten uns darauf, dass wir nächstes Mal 750g Rotkohl als Sättigungsbeilage dazumachen, den hatte ich nämlich vergessen zu kaufen, und jetzt fühle ich mich für der Herbst bestens vorbereitet, essenstechnisch.
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Der Tag begann mit einer reingerutschten Deadline, was dazu führte, dass ich zum zigsten Mal in Folge einen Geburtstagskaffee absagen musste, an dieser Stelle noch mal herzlichen Glückwunsch an Frau Kreide, aber wenngleich ich mich nicht mehr so überarbeite wie in den letzten Jahren, muss ich final feststellen: In der Woche bin ich mit Arbeit und moderatem Kind-Management mehr als ausgelastet, vor 19 Uhr bin ich an den Schreibtisch oder an das Momtaxi gefesselt. Wenn man das einmal so verinnerlicht hat, kann man zukünftig Termine besser planen. Ich merke mir also: Montag bis Freitag zwischen 9 und 19 Uhr bin ich nicht verfügbar.
Dann sollte also die Deadline abgearbeitet werden, was im Prinzip erst mal sehr gut funktionierte, bis Herr H. das Thema "Drucker" eröffnete. Längerwährende Leser - okay, das ist kein Ausdruck, aber Sie wissen, was ich meine - wissen natürlich, dass ich vor etwa genau einem Jahr ein wirklich sehr schönes Arbeitszimmer gebaut habe, in dem ich jetzt immer sitzen und arbeiten kann. Der große Drucker aus dem Büro hätte mich optisch sehr gestört, außerdem hätte er eingeschickt werden müssen, man konnte nur noch sehr schlierig drucken, also hätte man die Ergebnisse nie seriös wegschicken können, also erhielt ich einen Tip aus dem Internet für einen kleinen, optisch okayen und in das wohlüberlegte Ambiente des Arbeitszimmer passenden Drucker/Scanner, ich kaufte ihn, und dann war alles schön. Dann ging die Waschmaschine kaputt, ich kaufte eine neue, sehr modern, die man remote vom Handy steuern kann und die das Waschmittel schon eingebaut hat, und für einen kurzen Moment war alles sehr schön, optisch wie praktisch. Dann funktionierte irgendwann der Drucker nicht mehr, und dann ließ sich irgendwann die Waschmaschine nicht mehr remote steuern. Gut, die hat ja ein Bedienfeld, der Schmerz war also nur mittel, drucken muss ich selten, weil mein Büro komplett papierlos ist, scannen muss ich schon mal öfter, aber dann kann man ja auch zur Not ein Foto machen, also schob ich das Thema erst mal vor mir her. Nicht ohne Trauer, habe ich doch so viel Energie darauf verpulvert, meine Wohn- und Arbeitsumgebung so zu gestalten, dass ich alles ausnahmslos super finde, und nicht-funktionierende Geräte sind da schon ein kleiner Dorn im Gesamtbild.
Dann bestellte ich - also damals, als ich noch Dinge bestellte - Dinge, die mir nicht passten, tja, so geht's manchmal, und dann wollte ich die zurückschicken und brauchte - was für eine Zumutung - einen Drucker für das Retourenlabel. Das sollte sowieso verboten werden, Packstationen können hervorragend selbstklebende Labels drucken, die Ökobilanz ist schlecht, wenn ich das selber machen muss, und meine Laune auch. Ich ließ die Pakete also erst einmal hinterm Sofa liegen, da lagen sie dann, dann fielen sie mir wieder ein, dann wurde der Druck zu groß, es war Geld im Spiel, das ich gerne wieder hätte, und dann beschloss ich irgendwann mittags um 12, dass ich heute mal das mit dem Drucker regele. Nun ist es so, dass der Drucker davon ausgeht, dass man alles über ein WLAN regeln kann, und ich fand den Fehler bis 18 Uhr nicht, WLAN war top, Drucker war top, dennoch konnte ich nicht drucken, also machte ich Feierabend und kümmerte mich nicht weiter. Dann verging wieder viel Zeit, für die Pakete hinter dem Sofa hat einst jemand das Wort "dräuend" erfunden, und dann kam die Woche, wo Herr H Urlaub und Kind H Handballcamp hatte, also bat ich ihn, ob er noch mal mit frischem Kopf gucken könne, ich hätte 6 Stunden lang alles probiert, ohne Ergebnis.
Gestern morgen fing er an. Gestern mittag war er keinen Schritt weiter, der Wohnzimmertisch, wo inzwischen der Drucker verarztet wurde, sah aus wie ein Schlachtfeld, und mir schwante, dass ich demnächst die Retouren nicht mehr schicken können würde, und dann hätte ich unterm Strich besser fünf Drucker gekauft, das war nicht die Lösung. Auch Steuererklärung ohne Scanner - kein Denken dran. Also bestellte ich den gleichen Drucker noch einmal, heute mittag wurde er geliefert. Herr H war seit 8 Uhr damit beschäftigt, das Problem zu lösen, um 13 Uhr packte ich den neuen Drucker aus. Dann kamen ein paar dunkle Stunden, der neue Drucker funktionierte auch nicht, in der Fritzbox konnten wir auch nichts finden, was dazu hätte führen können, natürlich hatten wir auch schon 5 Mal alles überprüft, dann musste Herr H zum Arzt, ich musste das Kind chauffieren, und dann fasste ich den Entschluss, die Fritzbox zu resetten. Dazu muss man wissen, dass das natürlich dazu führt, das original nichts mehr in diesem Haushalt funktioniert, aber das war mir egal, ich konnte ja nicht drucken, dann brauch ich auch keinen Fernseher.
Ich kürze jetzt ab, ich langweile mich beim Schreiben. Ich habe resettet, dann habe ich noch den neuen Drucker resettet, dann funktionierte noch eine Stunde nichts, dann wurde ich aggressiv und drückte erratisch auf alle Tasten, die es gab (also EINE), und irgendwann ging es plötzlich, und dann dauerte es nur noch eine weitere Stunde, in den Leerlaufzeiten, wenn ich auf ein sich drehendes Rad guckte, baute ich weiter an der Excel, die ich dann irgendwann abgeben konnte, als das Internet wieder lief und alle Geräte mehr oder weniger wieder verbunden waren, und dann konnte ich eine Testseite drucken, und das war das erhebendste Gefühl, das ich jemals erlebt habe. Beseelt von zwei ausgedruckten Retourenlabels resettete ich sofort noch die Waschmaschine, und ich sag's mal so: Der Unterschied zwischen HP und Miele ist halt sehr viel emotionaler Komfort. Der Drucker nötigte mir einen emotional support-Germknödel ab, die Waschmaschinen-Verbindung mit dem Heimnetzwerk lief einfach nach einem kleinen Knopfdruck nebenher.
Als dann beide Geräte wieder liefen und mein Zuhause endlich wieder hergestellt war, fragte Herr H., ob wir Onas Kinonacht nutzen wollten, um israelisch essen zu gehen. Wir müssen das nicht diskutieren, aber ich wollte nicht. Ich begebe mich ungern in Situationen, in denen ich eine minimale Restchance sehe, dass sie doof enden, also schlug ich vor, dass wir israelisches Essen abholen. Und so haben wir es gemacht. Wir haben telefonisch bestellt, sind dann hingefahren, haben an der Theke noch einen Aperol und ein Bier getrunken, und dann ging es nach Hause, da aßen wir den besten Hummus, an den ich mich erinnern kann, und Blumenkohl in Tahini-Soße, und Pulpo, okay, kein traditionell israelisches Gericht, aber sehr lecker. Dabei tranken wir Huxelrebe und guckten Handball. Besser könnte ein Tag nicht enden.
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Ich hatte ja neulich noch angekündigt, dass ich nach dem unerwarteten Sieg gegen den TUSEM Essen bei einem ebenso unerwarteten Sieg gegen den Tabellenersten der letzten Saison (ja gut, das ist ja jetzt der Jahrgang drunter, aber es ist eine sehr andere Sorte Verein, ich sag nur 5 mal die Woche Mannschaftstraining plus Individualtraining) nie mehr sagen würde, dass Jonathans Mannschaft aus Versehen in der Oberliga gelandet ist – naja, das wollten die Herren noch mal offen lassen.
Wir fuhren also sehr aufwändig durch den Stau nach Bonn, nur Ona und ich, beide Maske, Dach auf, dort wurden wir in einer schlimmen 70er-Jahre-Halle begrüßt, was ich folgerichtig fand, denn die A des Vereins spielt Bundesliga, die anderen Nordrheinliga, wenn dann die Oberliga-C am Wochenende ein Heimspiel hat, dann ist es halt die Halle. Eigentlich war die übrigens gut, aber ich sah mich gezwungen, den Ausdruck „worst Damenklo in the history of Ballsportarten“ zu erfinden. Die Gegner waren jung und klein, aber jeder einzelne von denen warf wie Ona mit 1,90, und sie waren sehr schnell und technisch top. Beim Aufwärmen wurde sich beäugt, als Ona, der durch Kraft und vor allem Hebelwirkung inzwischen fast 90 km/h wirft, das ist ordentlich mit 14, wie letzte Woche beim Leistungserhebungswerfen rauskam, einmal voll die Latte traf, gab es einen lauten Wumms, dass alle rüberguckten, leider reichte das aber nicht, um die Bonner vor Ehrfurcht erstarren zu lassen.
Spiel im Zeitraffer: Anwurf, Tor Bonn, Angriff Düsseldorf, sehr gute Schirileistung, 2 Minuten für Bonn in der 2. Minute plus 7 Meter, Jonathan trifft, dann im Prinzip bis 32. Minute immer Bonn ein oder zwei Tore vor. Dann erstmals Gleichstand zum 15:15, drei weitere 7 Meter, die Jonathan alle geworfen und getroffen hat, Bonn hatte vier, traf aber nur drei, und irgendwann waren es nur noch zwei Minuten, wir lagen zwei Tore zurück, ich schrieb in den Liveticker für Daheimgebliebene, dass es das wohl dann war, dann Tempogegenstoß von Jonathan in der letzten Minute, Tor, dann Tempogegenstoß von Jonathan fünf Sekunden vor Abpfiff, Tor. Emotional anstrengend, wie ich anschließend im Auto 75 Minuten erklärt bekam, weil man natürlich weiß, dass man jetzt das Spiel kurz alleine in der Hand hat.
Am Ende des Tages hatte Ona als Man of the Match 9 Tore geworfen, mit einer Quote von 100%. Faktisch hätte er 15 werfen müssen, hat aber in dem Moment nicht den richtigen Impuls gehabt, aber gut, das ist Klagen auf hohem Niveau. Nicht gewonnen wurde das Spiel wegen Pubertät, ja, ein Thema, das man in der C-Jugend auch leider besprechen muss. Mache ich aber nicht, weil ich mich nicht mit der Pubertät anderer Kinder befassen müssen möchte, aber ich sag’s mal so: Wenn zwei Jungs in der letzten Woche weniger Pubertät gehabt hätten, dann hätten sie heute spielen können, und dann hätte man das wohl auch gewonnen. So ist es, wie es ist, ich bleibe also noch abwartend in der abschließenden Bewertung, die nächsten zwei Wochenenden können die Spiele auch beim besten Willen nicht gewonnen werden, das ist allen Beteiligten klar, und wer weiß. Vielleicht werden wir doch wieder überrascht.
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Spannend dann die neuen Entwicklungen im Hause H. Gestern abend fragte Frau N mich noch, ob das Alien sich nicht angesteckt hätte. Damit meint sie natürlich meinen Mann, der in den 16 gemeinsamen Jahren ja noch nie krank war und Scharlach, Pfeiffer, Noro und all die anderen Scheißviren, die das Kind angeschleppt hatte und an denen ich jeweils gefühlt fast verreckt wäre, allesamt dankend ausgeschlagen hatte. Als Herr H dann irgendwann 2020 gegen COVID-19 geimpft wurde, witzelten Frau N und ich noch, dass das ja auch eigentlich Verschwendung von Impfdosen sei. Ironischerweise ist Herr H als Zufallskandidat gleich Mitglied zweier Kohorten, die die Gesundheit der Deutschen verstehen helfen sollen, einmal bei NAKO, und dann bei Pro-Base. Meine studienerfahrene Sorge ist die, dass er alleine das Bild komplett verzerrt. Ich kenne keinen einzigen 54-Jährigen in Deutschland, der nicht einmal eine Zahnfüllung hat, geschweige denn so etwas Gravierendes wie eine Erkältung. Zumindest nicht in den letzten 16 Jahren. Jedenfalls – und der Weg dahin war jetzt sehr lang – können Sie aus diesem Blogeintrag jetzt mitnehmen, dass die Ergebnisse der NAKO-Langzeitstudie nicht zu optimistisch interpretiert werden dürfen, ein Alien ist dort mit vermessen worden, und dann – und das sind die Breaking News, Frau N war ein bisschen erfreut weil beruhigt – Herr H hat jetzt Corona. Wir wechseln uns ab. Ich bin quasi durch und kann wieder am Leben teilnehmen, Herr H ist jetzt positiv und rennt seit heute morgen wie ein wildes Tier durchs Wohnzimmer. Einfach so. Frau N haben wir irgendwann dazugeschaltet, ihre Theorie war, dass seine Coronasymptome sich so ausdrücken, dass er für sich sehr untypisch großen Tatendrang entwickelt, der in Quarantäne natürlich nicht ausgelebt werden kann. Ihr Vorschlag war: Gartenarbeit. Die ursprüngliche Begeisterung wich dann dem Wunsch nach einem Mittagsschläfchen, und gleich legen wir uns aufs Sofa. Den Garten verkaufen wir ja als Öko, der muss auch nicht gemacht werden. Der Teenager ist natürlich in seinem Gartenhaus in freiwilliger Isolation, besser wird es ja nicht mehr, als mit 14 keinen Kontakt zu den Eltern haben zu dürfen. Und morgen bin ich soweit wieder fit, dass ich ihn nach Bonn fahre, natürlich alle mit Maske, um dort dann 40:0 gegen den letztjährigen Oberliga-Erstplatzierten zu verlieren. Andererseits war das auch die Prognose gegen TUSEM Essen letzte Woche (ja! TUSEM ESSEN, ich bin noch immer ganz gerührt, ich alte Handballfrau), da lief seine Mannschaft nämlich mit nur einem von vier Halben auf und gewann mit 30:29. Gegen TUSEM Essen. Ich weiß, dass das nichts in Ihnen auslöst, aber ich muss sagen: Selten habe ich mich so sehr gewundert, und selten habe ich mich so gefreut. Ich habe jetzt mit mir selbst vereinbart, dass ich – sollten sie morgen absurderweise gegen Bonn gewinnen – nie mehr sagen werde, dass sie aus Versehen in einem plötzlichen Formhoch die Oberliga gerutscht sind. Versprochen.
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Schade nur, dass der Flug dann annuliert wurde, ich sitze jetzt IN DÜSSELDORF im Sessel und schreibe ins Internet, während, und das ist die ausgleichende Gerechtigkeit, Herr H. schon Fotos von den Umzugswagen der Konfettifiesta schickt und gleich bei Tia Maria und Cousine Amparo schon mal kleine Familienfiesta feiert. Dafür dürfen Ona und ich dann morgen früh um 5 Uhr wieder zum Flughafen, weil wir auf einen Flug um 7.20 Uhr gebucht sind, aber leider nicht eingecheckt, und der letztmögliche Security Check für den Flug ist um 6 und ich muss ja vorher noch die Bordkarten am Schalter holen, es ist alles sehr schlecht.
Herr H hat derweil den von mir gebuchten Mietwagen abgeholt und ist alleine 4 Stunden in das olle Bergdorf gefahren, morgen kann er dann in Allerherrgottsfrühe von da wieder 1.000 Höhenmeter runter nach Valencia, um uns um 10 einzusammeln, dann wieder 1.000 Höhenmeter da rauf, und dann wird die Konfettifiesta hoffentlich der absolute Superhammer, sonst hat sich das alles nicht gut gelohnt. (Aber ja, wir sind ja dort, um Tia Maria, ja, sie heißt wirklich so, zu besuchen, und die ganzen angeheirateten Cousinen, so gesehen, ist schon okay.)
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Ich gehe also in diesen öffentlichen Schwimmbädern zum Aqua-Sport, mit der Mutter eines Handball-Kindes, und wir nehmen das sehr ernst. Heute habe ich mich ein wenig anstacheln lassen, ich bin insgesamt ein recht kompetitiver Mensch, und erst neben und dann hinter mir standen zwei Damen, die einerseits einfach andere Leute, also mich, von ihrem Platz verdrängt hatten, und dann machten sie die ganze Zeit gar nicht mit, unterhielten sich laut und beschwerten sich hin und wieder, wie anstrengend das alles sei, das könnten sie nicht machen. Wettkampf-Ich wollte dann also vermutlich zeigen, wie das hier aussieht, wenn man das alles so richtig ernst nimmt, und ich sage mal so: Man sah bei jedem Kick nach vorne meinen Fuß über Wasser, 45 Minuten lang. Ich hoffe, dass ich morgen früh aufstehe und denke „Oh, ich habe Sport gemacht“. Muskelkater finde ich immer schön, Muskelkater gibt mir ein Gefühl des Erreichens.
Eine Sache, die noch nicht optimal ist, abgesehen davon, dass es nur einen Termin in der Woche gibt, wo beide Teilnehmerinnen können, ist, dass scheinbar die Trainer:innen wechseln. Letzte Woche unterrichtete uns eine sehr, wirklich sehr sportliche junge Frau, die das eigentlich für mich fast perfekt gestaltet hatte. Die Übungen waren teils sehr anstrengend, es gab viele Wiederholungen, und nach so richtig anstrengenden Sachen kamen immer direkt im Anschluss Übungen, bei denen ich merkte, dass jetzt die von der Vorübung betroffene Muskelgruppe gedehnt wird, das fühlte sich gut an und machte mir Spaß. Wo mit man so Mathematiker:innenhirne jedoch natürlich sofort aus dem Game nehmen kann, ist, wenn man nicht bis 4 zählen kann. Ständig kündigte sie an „Jetzt noch vier“, und dann ging es „und eins, und zwei, und drei“ und dann war die Übung beendet. Das kann man mit mir schlecht machen, das löst Unbehagen in mir aus, ich möchte, wenn noch vier angekündigt sind, „und eins, und zwei, und drei, und vier“ machen, sonst gibt es im Kopf dieses dissoziative Moment, wie damals, wenn man auf seinem Mixed Tape nach Underwater Love als nächstes Hey von den Pixies hatte, und dann wurde im Club Underwater Love gespielt, und dann kam nicht hey, und dann war der Abend für mich quasi gelaufen.
Heute unterrichtete uns ein lustiger junger Mann, der weder besonders sportlich aussah, und dessen eigene Bewegungen auch gar nicht so Jane-Fondamäßig aussahen. Er musste auch mehrmals anlasslos lachen, als er damals bei der Bundeswehr Sport studiert hat, hatte er vermutlich auch nicht das Ziel, irgendwann vor so einer Gruppe teils sehr unsportlicher Menschen zu stehen und die unter Wasser boxen zu lassen. Naja. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass seine Übungen alle ausschließlich für Arme und Schultern waren, das ist vielleicht, wo Männer ihren Fokus haben, zumindest die, die er sonst trainiert. Wir waren allerdings im Bauch Beine Po Kurs, aber gut, ich zog einfach ständig den Bauch ein, ist auch anstrengend.
Die Frage ist jetzt insgesamt ja nur: Werde ich die Motivation aufbringen können, auch alleine einen Abend in der Woche so einen Kurs zu machen, damit ich zweimal Sport machen kann, ich finde das nämlich insgesamt sehr angehm. Oder ob ich einfach sofort der Realität ins Auge sehen soll: Alleine bleibe ich im Sessel und gucke anderen Leuten zu, wie sie Sport machen.
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Es war also immer klar, dass man da immer hinfährt, dieses Jahr fiel die Anunci leider nicht in die Sommerferien, aber das Kind ist ein guter Schüler und sieht den Teil der Familie ja nur alle sechs Jahre grob, also wurde er netterweise beurlaubt, wir bekamen die Wohnung einer Cousine und buchten einen Flug.
Nun gut, Sie wissen ja, dass Herr H. Öko ist, und zwar so, dass ihn nichts auf der Welt zu einem Flug bewegen könnte, und dann schob er wochenlang die Planung seiner Anreise vor sich hin, ich wurde dann unentspannt, und heute wurden Alternativen gewogen. Ich kürze an dieser Stelle ab für einen Seitenerzählstrang.
1997 studierten meine Sandkastenfreundin und ich Spanisch und hatten das Gefühl, dass wir sehr schlecht Spanisch sprächen, also beschlossen wir, in den Semesterferien drei Monate Sprachaufenthalt in Spanien zu absolvieren. Beide Elternpaare waren nicht überzeugt von der Idee, also planten wir ohne Elternbudget, und was soll ich sagen: Es funktionierte. Wir machten 4 oder 6, das weiß ich nicht mehr, archäologische Ausgrabungen gegen Kost und Logis, und den Rest der Zeit hatten wir Interrail Tickets und schliefen an sehr dubiosen Orten, was vermutlich unausweichlich ist, wenn man 10 Euro pro Übernachtung zur Verfügung hat. (Pro-Tip: Abends um 20 Uhr entweder in San Sebastian oder in Malaga sein, dann kann man über Nacht mit dem Zug ans andere Ende vom Land fahren, um zu schlafen. Das funktionierte damals gut.) Um überhaupt nach Barcelona zu kommen, mussten wir ja irgendwie anreisen, und Flug war zu teuer, also Bahn, und dann gingen wir in ein Reisebüro und bekamen dort eine absurde Verbindung präsentiert, von der klar war, dass das niemals passieren würde. Letztendlich fuhren wir mit so einem Eurolines Bus von Düsseldorf nach Barcelona, und ich sag’s mal so: Wir mussten nicht umsteigen, aber das ist auch alles, was ich an Vorzügen an so einer 24-Stunden-Busreise nennen kann.
Ich spule wieder vor, 2023. Morella. Frau H und Teenager H fliegen, anders ist das auch mit Schule und Beruf nicht abbildbar. Die Male, die wir in den letzten Jahren mit dem Auto die 1.600 km gefahren sind, haben eine Mindestreisedauer von 14 Tagen definiert. Herr H fliegt nicht, er fliegt ja nun mal nicht. Es gab sehr lange Überlegungen, wie man sinnvoll mit der Bahn hinkommt, am besten nach Valencia, und langer Rede kurzer Sinn: Gar nicht. Nur mit Übernachtung, was noch okay wäre, aber Übernachtung und X mal umsteigen, das war nicht abbildbar. Alleine mit dem Auto ist natürlich auch gar keine Option, immerhin ist Herr H nicht mehr 20, 1999 ist er mal mit einem viel zu kleinen Motorrad gefahren, ohne Übernachtung, aber das würde ich ja heute verbieten, das machen ja auch nur irre Leute. Es endete jedenfalls so, dass ich eben den Satz sagte: „I have to put my foot down“, denn wir waren bei einer Variante angekommen, wo Herr H zweimal übernachten muss in der Pampa, ich zwischenzeitlich mit Ona nach Valencia fliege und von dort aus drei Stunden Serpentinen bergauf fahren muss, um dann einen Tag später drei Stunden wieder runter zu fahren, um ihn vom Bahnhof abzuholen, für mich alles keine Option. Mein downer foot sagte dann irgendwann: Man kann nicht mit den Zug fahren, wenn man dann noch mit Leuten wieder zusammengeführt werden muss. Man kann mitfliegen oder weiter recherchieren.
Herr H fährt jetzt mit dem Flixbus. Ich kann gar nicht aufhören zu lachen, wäre es nicht s
o traurig, dass man in Europa nicht irgendwie sinnvoll von einer Metropole in eine andere Metropole mit dem Zug fahren kann. Was ist eigentlich mit Nachtzügen passiert? Ein Nachtzug hätte ja alle Probleme sofort gelöst. Na gut. Wir fliegen, schon wieder, also dieses Jahr zweimal, also nächstes Jahr nicht, okay, und Herr H fährt Flixbus wie so ein Erstsemester. Ich muss noch ein bisschen lachen, daher beende ich den Text.
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Ich komme vom Sport.
Ich weiß gar nicht, wie viele Jahre ich den Satz nicht mehr gesagt habe, vermutlich seit 2002, da habe ich nämlich Deutschland verlassen und nein, nicht meine Fitnessstudio-Mitgliedschaft gekündigt, aber hingegangen bin ich auch nicht mehr, ich hatte ja das Land verlassen. Dann habe ich sehr lange gearbeitet und gefeiert, ich möchte sagen, dass ich in den Jahren streckenweise auch Sport gemacht habe, Details behalte ich jedoch für mich, Teile der Bevölkerung könnten sie verunsichern. Dann habe ich weniger gearbeitet, hatte aber irgendwann ein sehr lebhaftes Kleinkind, und ich erinnere mich daran, dass ich mit der Mutter von Beebie Arthur immer Cocktails trinken gehen wollte, weil wir dachten, dass wir so Menschen sind, allerdings fanden wir immer im richtigen Moment, dass einfach nur auf der Couch sitzen noch viel besser sei als Cocktails trinken, und das ist dann offensichtlich auch keine Lebensphase, in der man Sport macht. Also ich.
Und dann habe ich mit Kleinkind in Düsseldorf gewohnt und in Frankfurt gearbeitet, da hätten Sie sich auch nicht in einem Sportverein angemeldet, Sie hätten ja den größten Teil Ihres Lebens am Bahnhof Köln Messe Deutz verbracht und auf den verspäteten Zugführer gewartet. Und dann habe ich in Düsseldorf gewohnt und in Düsseldorf gearbeitet, allerdings erst mal ein paar Jahre 60 bis 70 Stunden in der Woche, siehe oben, man macht keinen Sport. Und dann, dann wäre vielleicht der Moment irgendwann gekommen, aber dann war der Fuß ab, ich ließ ihn wieder dranschrauben und lief dann sechs Monate auf einem Bein, das ist ja wie Sport, wenngleich nur für ausgesuchte Körperteile. Naja. Und seitdem tut der Fuß halt weh. Zwischendurch war es fast gut, inzwischen ist jedoch die Schraube, die ich locker habe, ein wirklich großes Mobilitätsproblem, ein Teil des Metalls muss seit 2019 raus, aber am Tag vor dem ersten anberaumten OP-Termin ist mein Vater gestorben, dann war der nächste OP-Termin, da war dann ganz neu Pandemie, und dann habe ich das Interesse verloren. Irgendwann muss das Metall raus, die Schraube kommt bald alleine raus, ich hatte schon überlegt, ob ich Frau N zum Geburtstag schenken soll, dass sie die mit dem Akkuschrauber rausholen darf, sie würde ja gerne mal was operieren.
Und dann kamen drei Bandscheibenvorfälle und insgesamt war ich schon mal sportlicher, und deshalb ist jetzt der Moment. Beruflich läuft’s, ohne, dass ich 70 Stunden arbeiten muss, ich habe also keine Ausrede mehr, eine Bekannte geht sogar mit, also jetzt Aqua Cardio. Das klingt besser als Bauch Beine Po. Aber es ist Bauch Beine Po. Ich fand’s toll, es waren erstaunlich viele Männer dabei, die allerdings alle nicht perfektgewichtig waren, das mag der Grund sein. Ich dachte immer, Wassergymnastik sei für alte Frauen mit Badekappen mit Röschen drauf. War nicht so, hat Spaß gemacht, ich fühle mich hervorragend – an dieser Stelle die Beobachtung, die ich seit 20 Jahren wiederhole, also seit ich ein Interview mit einem Marathonläufer gelesen hatte, der erzählte, dass er sich immer so toll fühlt, wenn er nach dem Laufen geduscht im Sessel sitzt. An dieser Stelle füge ich immer an, dass ich mich auch ohne zu laufen ungeduscht toll fühle, wenn ich mich in den Sessel setze, daher ist das erst mal kein echter Antrieb, aber gut. Ich habe seit Dänemark keinen Alkohol getrunken, weil ich vom Nacken her Dauermigräne hatte, jetzt bin ich geduscht, nichts tut weh, ich fühle mich hervorragend, habe ein Glas Sekt mit O-Saft neben mir, und nächsten Montag kaufen wir Zehnerkarten. Hurra.
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Punkt 1, und alle, die meine Texte kennen, werden wissen, dass Punkt 2 nie kommen wird, aber bleiben Sie dran. Wenn man nachts um 1 feststellt, dass man keinen Weg findet, sein Auto aus einer Tiefgarage zu befreien, dann ist das schon nicht schön. Wenn man dann – immerhin mit insgesamt vier Frauen, die alle ihr Auto nicht erreichen können – entschließt, dass man einfach eine Betonröhre ohne Fußweg runterläuft, auf die Gefahr hin, dass von hinten ein Auto kommt und man dann tot ist, zumindest eine Person, weil man ja nicht zur Seite gehen kann, dann ist das schon aufregend genug. Das blanke Entsetzen, das ich erlebte, als ich eine angelehnte Tür mitten in der Betonröhre fand, diese schwungvoll öffnete und dann fast in einen metertiefen Schacht gestürzt wäre – ich denke, diese Dramatik ist nicht gut zum Ausdruck gekommen. Interessant, dass ein Parkhaus, welches sich so große Mühe gibt, zu seinen Öffnungszeiten alle (uns) bekannten Zugangstüren sorgsam zu verschließen, es nicht schafft, sich auch ein bisschen Mühe geben, die Türen zu verschließen, hinter denen man ohne Frage sofort in den Tod stürzt. Und ja, ich kann mir die Kommentare zum Thema „aber da hätten ja auch gar keine Parkerinnen laufen dürfen“ alle selber vorsagen, wir sind da aber nun mal gelaufen, wir wollten ja das Auto nach Hause fahren, und es am nächsten Tag abzuholen, hätte ich eine unnötige Zumutung gefunden, ich hatte extra 4,5 Stunden Karaoke auf Bitter Lemon durchlebt, um mit dem Auto nach Hause zu fahren. Außerdem musste ich ja noch laden, damit ich nicht am nächsten Morgen laden muss, alleine, traurig an einer Ladesäule im Internet lesend, die mit 39 kW lädt, statt mit den versprochenen 150.
Ähnlich absurd wie die offene Tür des Grauens in dem Parkhaus der abgeschlossenen Türen fand ich eine Situation während des Karaoke-Singens. Ich habe nämlich gegen Ende des Abends, also da, wo die Stimme schon sehr beansprucht war, erstmals in meinem Leben Midge Ures „Breathe“ gesungen, und mein Hauptproblem war, dass ich in den Strophen nicht den Punkt fand, wo ich gut atmen konnte, und das hatte eine gewisse Situationskomik, wenn man ein Lied über’s Atmen singt.
Egal. Eine Beobachtung wollte ich noch teilen, da ist eventuell im Blogeintrag nebenan auch ein leicht verzerrtes Bild entstanden. Frau N ist ja ein bisschen krank, und ihre Stimme war gestern schon sehr angeschlagen, wurde dann 4,5 Stunden nicht geschont (Chandelier hat sie sogar abgebrochen, obwohl ich mich bereits in der vertrauten Choreo auf dem schmutzigen Karaokeboden wälzte, was aber als Vorbereitung für „I will survive“ in der Cake-Version, das ich gerne im Liegen singe, schon mal die Basis gelegt hatte, die Kleidung war ja eh schon verschmutzt), und so war nur folgerichtig, dass sie heute morgen dann nur noch sehr wenig Stimme hatte. Wir unterhielten uns dann jedoch von 10.30 Uhr bis 15.45 Uhr, dann musste ich nämlich duschen und abreisen, und da war die Stimme zwar belegt, aber funktionstüchtig. Interessanterweise wurde sie jedoch immer dann, wenn eine Bitte formuliert wurde, sehr brüchig und kränklich. Erstmals fiel mir das auf, als Frau N gerade einen Redebeitrag leistete und dann, als ich mir ein Getränk einschüttete, durch 2 Meter Tisch von ihr getrennt, mit einer Stimme, die Sie sich vielleicht vorstellen können wie die sehr späte Inge Meisel, sagte: „Kannst du mir mal die Flasche angeben bitte?“, und nachdem ich aufgestanden war und ihr die Flasche gebracht hatte, redete sie spontangenesen weiter. Irgendwann kam dann Tochter N in die Küche, Inge Meisel fragte, ob sie kurz die Katze füttern könnte (ich würde ja sagen, dass das auf lange Sicht nicht nötig wäre, aber nun gut), und schwupps, war die Katze gefüttert und die Stimme wieder fit.
Ich werde mir das merken. Das hat gut funktioniert.
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Also fragte ich, was man denn in drei Unterrichtsstunden Sport so macht, und die Antwort lautete: „Zwei Stunden Orga und eine Stunde Parteiball.“ Da war ich natürlich direkt interessiert. Parteiball geht so: Es gibt zwei Lager (eventuell sagte Jonathan „Mannschaften“ statt „Lager“), gespielt wird auf einem recht kleinen Feld mit wenig Handlungsspielraum, und dann kriegt eine Mannschaft den Ball und muss diesen mannschaftsintern hin und herwerfen, die andere Mannschaft muss so lange stören, bis die eine Mannschaft den Ball verliert, und dann muss sich die andere Mannschaft den Ball mannschaftsintern hin und herwerfen, bis sie den Ball verliert, und dann kommt wieder die eine Mannschaft. Die Mannschaft, die als erste 10 Pässe gespielt hat, hat gewonnen. Nun sind Sie ja ein kluges Publikum, daher werden auch Sie beim Zuhören gedacht haben, dass der Name „Parteiball“ total lustig ist, wer sich den ausgedacht hat, hat bestimmt auch häufig politische Berichterstattung verfolgt.
Und dann erfand die Handballmannschaft gestern einen neuen Spielzug, quasi aus Versehen, der funktionierte aber so gut, auch mehrmals, dass er einen Namen bekam, damit der Spielmacher ihn zukünftig in der passenden Gesamtsituation ansagen kann und alle wissen, was sie jetzt machen müssen. Der Spielzug heißt „Boxen“. Und er geht so: Im Angriff stellt der Kreisläufer eine Sperre für die Mitte der Abwehr und hat somit den Spieler schon mal festgesetzt. Üblicherweise werfen die Halben dann irgendwann, die stellen jedoch jeweils eine weitere Sperre für die halben Abwehrspieler, und am Ende wirft der Mittelmann einfach aufs Tor, weil ja keiner mehr decken kann. Ich gebe zu, dass in meinem Kopf eben Folgendes passierte: Wir saßen im Auto, Jonathan erklärte Parteiball, dann fand ich mich selber witzig, weil ich diesen Konnex zwischen Ballsport und Politik herstellte, dann erklärte er mir den Spielzug Boxen, ich hörte aber gar nicht mehr zu und stellte mir vor, wie Söder und Merz die Sperren stellen für Halblinks (Habeck) und Halbrechts (Lindner), Sahra Wagenknecht setzt den Mittelmann fest, und dann läuft Höcke einfach durch und keiner hat was gemacht.
Und als ich dann zuhause den Laptop nahm und das pointiert aufschreiben wollte, fiel mir auf, dass ich leider gar nicht gut genug zugehört hatte, um wirklich zu verstehen, wie der Spielzug funktioniert, warum Sahra Wagenknecht als Kreisläuferin die Mitte festsetzt, passte dann auch gar nicht mehr so schön in die Analogie, und es ist ja auch gar nicht geklärt, wer im Tor steht. Wenn unser Torwart zum Beispiel da steht und wach ist, ist der Fisch noch nicht gegessen.
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Und dann – und das zog die Laune noch mehr runter – wollte ich das Haus für die letzte Ferienwoche im Sommer 2024 einfach schon mal mieten, wer und ob überhaupt jemand mitkommt, hätte man dann ja noch lang besprechen können, denn ich möchte den Rest meines Lebens in diesem Sessel sitzen und eine Socke stricken, aber nein, exakt in der Periode alles schon weg. Ich war geknickt. Dann fiel mir ein, dass ich wohl besser das Haus auf Wangerooge schnell buche, wo wir letztes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr waren, das sollte eine schöne Tradition werden, aber nein, AUCH ausgebucht. Und dann suchte ich hektisch ein bisschen rum, bis ich so verzweifelt war, dass ich dachte, gut, dann kommen wir einfach wieder hierher, der Weg ist für die kurze Periode zwar weit, aber im Winter muss es hier auch toll sein. Ich sag’s mal so: Es sind keine weiteren Zeiträume ausgebucht, außer denen, in denen ich noch keine Unterkunft für fest geplante Urlaube habe. Und jetzt müssen wir auch noch abreisen, ich bin sehr müde, möchte aber nicht schlafen gehen, denn morgen ist ja der Scheißtag, an dem man morgens schon Müll rausbringen muss und dann lange Bus fährt, und nein, der Tag ist nicht nach meinem Geschmack.
Das Rätsel um dieses Haus konnten wir auch ein bisschen auflösen, es war ja auf den Bildern wunderschön und sehr luxuriös, in der Wirklichkeit war es allerdings noch viel besser und wirklich exakt auf unsere Reisegruppenbedürfnisse abgestimmt. Es gab alles – also wirklich alles, wir hätten Muffins backen können, kleine Papier-Muffinförmchen waren jedenfalls da, und auch das Weihnachtsdinner meiner Familie hätte hier ohne Weiteres stattfinden können, das gute Festtagsporzellan war vollzählig. Eine kleine Recherche ergab: Wir befinden uns im Haus eines dänischen Oligarchen, der gar nicht auf diesem Kontinent wohnt, lustigerweise aber immer direkt selber antwortet, wenn mal jemand nicht weiß, wo der Fön ist. Ich hätte ja gedacht, dass in so einem Family Office eine Struktur herrscht, in der jemand ganz unten in der Fresskette die Konversation mit deutschen Touristen übernimmt, but well, so kann man sich vertun. Ich wäre jedenfalls jetzt auch gerne Oligarchin, dann würde ich mir einfach so ein Haus kaufen, und dann könnte ich zwischen Weihnachten und Neujahr hier sein, und nächstes Jahr in der letzten Woche der Sommerferien auch. Was dann allerdings wahrscheinlich doof ist: Dann habe ich mein ganzes Oligarchinnengeld und möchte dieses Haus kaufen, und dann gehört das schon einem anderen Oligarchen, und der wäre ja schön blöd, wenn er es verkaufen würde, und dann werde ich damit konfrontiert, dass mit Geld halt doch nicht alles zu lösen ist. Dann bin ich vielleicht doch lieber keine Oligarchin und fahre wieder nach Hause und denke darüber nach, welche Polygonalplatten ich in meinem Garten legen möchte. Solnhofener eventuell.
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Ansonsten hatte zumindest Herr H heute einen etwas verwirrten Tag, wir fuhren erst zu einer Mölle, stellen Sie sich hier jetzt so ein dänisches o mit Strich durch vor, für die Mathematiker: wie das Durchschnittszeichen. Das war sehr schön, bis auf die Tatsache, dass Ona sich einmal sehr den Kopf gestoßen hat im Mühlhaus, das selbst für mich mit etwas über 1,70 nicht überall aufrecht begehbar war. Dann redeten wir sehr lange mit einem der beiden Herren, die dort ehrenamtlich das Kulturgut am Laufen halten, das ist insgesamt sehr schön, es scheint, Fynen wird in erster Linie von Rentnern im Ehrenamt bewirtschaftet. Der Mann war jedenfalls uneingeschränkt sympathisch, das habe ich selten, so ein Gefühl, sehr woke für einen Rentner, und dann erzählte er von seinem Sohn, der irgendein Computerspiel programmiert hat – an dieser Stelle bin ich kurz eingeschlafen, Jonathan hingegen konnte im Auto noch Stunden nichts anderes sagen als „Ey, der Typ hat die Welt revolutioniert“. Es war alles sehr sehr nett, ich konnte endlich unsere Frage platzieren, nämlich, was all die Menschen auf Fünen arbeiten, es gibt da ja nichts, und auch keine Touristen, und meine Vermutung war richtig: Sie arbeiten einfach alle in Odense. Also fuhren wir dorthin, Menschen gucken, die ganz Erwachsenen gingen folgerichtig alleine ins Hans-Christian Andersen Museum, das war schön, dann verlor Frau N ihr Handy auf den Klo, ich rief das Handy an, dran ging eine Frau, die kein Englisch sprach, wir konnten es dennoch abholen. Nächster Halt war dann das Streetfood Dingens, und das war wirklich spektakulär gut, wir haben für den Rest des Urlaubs genug gegessen. Herr H sollte dann das Auto holen, in dessen Kofferraum sich das Fahrrad befand, mit dem er eigentlich von Odense zurück zum Fahrradverleih fahren wollte, um es vor 20 Uhr abzugeben. Er wollte gerade aufbrechen, als ich sagte: „Nimm bitte den Autoschlüssel mit“, er kam zurück, nahm den Autoschlüssel an sich und ging, und etwa 5 Minuten später erst fiel uns auf, dass er ihn doch auf dem Tisch hat liegenlassen. Dann ging er nicht mehr ans Handy und las keine Nachrichten, egal, während ich schreibe, merke ich, wie lahm die Geschichte nacherzählt ist. Live dabei war sie jedenfalls sehr lustig, niemand konnte sich erklären, wieso er den Schlüssel genommen und dann wieder auf den Tisch gelegt hatte, und dann mussten wir irgendwann mit dem Auto sehr schnell zurückfahren, um das Fahrrad abzugeben, Frau N rief von unterwegs beim Fahrradverleih an, dass wir etwa 5 Minuten später erst da sind und leitete ein mit dem Satz: „I’m calling for my friend, he was supposed to return bike number 2 by 8, but right now he is not as close as he hoped he would be“, dann mussten wieder alle lachen, lässt sich aber auch wieder nicht lustig nacherzählen, und wenn hier sowieso alles schwer so zu erzählen ist, dass man rausliest, wie lustig es eigentlich war, dann kann ich auch mit der Pointe enden, dass Herr H im Parkhaus wieder seine Schiebetür am Auto offengelassen hatte, also komplett, und dass dieses Mal weder sintflutartiger Regen dem Auto einen Totalschaden beschert hat, noch wurde das geliehene Rad gestohlen.
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Jedenfalls standen wir heute auf, Frau N musste mit ihrem Teenager und meinem Hund zum Bäcker, da mein Teenager noch schlief, dann Frühstück, dann Umverteilung des Aktionspunktes „Müllmanagement“ auf Frau N und mich, denn es wurde nicht gemanagt, dann Ausflug. Herr H wollte unbedingt zu einem Schloss, das ich aus der Beschreibung identifizierte als „Aktivitätsangebot für Familien mit kleinen Kindern“, da es aber verschiedene Themengärten gab, und Garten für Ona und mich ja interessant ist, fuhr ich widerwillig mit. Letztendlich war es dort eigentlich sehr schön, ich habe wirklich sehr schöne Gärten gesehen, und wenn ich im weiteren Verlauf meines Lebens noch mal sagen sollte, dass ich ein sehr schönes Funkienbeet habe, dürfen Sie gerne einfach „Dänemark“ sagen, dann bin ich sofort still.
Naja, das war dann jedenfalls ganz schön, und auch weitläufig genug, um von den Menschen, die in den vielen, vielen Autos, die auf dem Parkplatz standen, nicht so viel mitzukriegen, und auch hier gab es viele und gute Sitzgelegenheiten, insgesamt stellen wir fest: Dänemark kann gut Sitzgelegenheiten und Klos, etwas weniger gut Supermärkte und Ablaufeffizienz. Aber gut, beim letzten Punkt bin ich ja der Meinung, dass man in Deutschland mit wenigen Ausnahmen oft mit gut strukturierten Prozessen im täglichen Leben zu tun hat, da ist die Fallhöhe halt groß.
Und dann fuhren wir noch von dem Kinderschloss eine ordentliche Strecke in die falsche Richtung, um dort einen Standort der uns empfohlenen Supermarktkette zu besuchen. Nun ist es natürlich nicht so, dass wir zuhause immer nur in der Delikatessenabteilung des Carschhauses einkaufen, aber sowohl für Frau N als auch für mich ist der Besuch einheimischer Supermärkte etwas, was wir sehr gerne machen, um dort schöne Dinge kennenzulernen. Wir haben bislang drei verschiedene, nein vier, Supermarktketten ausprobiert, und wir müssen feststellen: Alles erst mal kein Grund, nach Dänemark zu ziehen. Obst und Gemüse sehr überschaubar und teils qualitativ fragwürdig, Dairy-Abteilung wirklich erstaunlich, naja, überlegen Sie sich einfach selber ein Attribut dazu, Fleisch und Wurst interessierte uns nicht so, und insgesamt war auch der Meny, der uns als Edeka-äquivalent angekündigt wurde, etwa so wie ein kleiner Dorf-Spar. Aber gut. Wenn Sie noch mal oben auf das Bild gucken, erklärt sich ja von selbst, dass es darum auch nicht geht.
Ach ja, sehr schön, das Nahtoderlebnis ist schon soweit wieder überwunden, dass ich es fast vergessen hatte und mich jetzt beim Gedanken, es zu beschreiben, etwas langweile, jedenfalls war es so, dass wir mit 80 auf einer hügeligen Landstraße fuhren, und in einer langgezogenen Kurve kamen uns zwei Laster auf beiden Spuren entgegen, sehr schlechte Situation. Sie waren noch weit genug weg, dass ich nicht nur auf Reflexe vertrauen musste, sondern ich konnte noch Anweisungen geben, nämlich „ALLE FESTHALTEN“, dann hielten sich alle fest, und dann entschied ich mich für mittlere Bremsung, und wenn das nicht reicht, wieder Vollgas und rechts ins Feld, etwa eine halben Meter tiefer als die Straße. Vollbremsung hatte ich ausgeschlossen, dann hätte ich ja nicht mehr ins Feld fahren können, direkt ins Feld fahren, hatte ich ausgeschlossen, da es eine realistische Chance gab, dass der überholende Laster noch vor uns einscheren kann. So oder so: Es ging gut aus, wir mussten nicht ins Feld, anschließend aber etwa 5 Minuten mit komplett geöffneten Fenstern fahren, weil ich – wohlgemerkt in Dänemark – sehr stark schwitzte.
Und jetzt gehe ich kochen.
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Dann war alles ganz einfach: Ich wollte sitzen, Frau und Herr N wollten dann auch nur sitzen, Herr H überlegte mit Ona, was man alles Langweiliges machen könnte, dann wollte Ona auch sitzen, und am Ende mietete Herr H sich ein Rad, kaufte auf meine Bitte hin einen Helm und fuhr die Insel ab. Ich saß derweil erst auf der unteren Ebene in einem Sessel, strickte eine Socke, hörte ein Hörbuch und bewachte das schlafende Kind, dann irgendwann wechselte ich auf die obere Ebene, strickte eine Socke, hörte ein Hörbuch und bewachte Frau N. Gesprochen wurde wenig, da wir alle etwas hörten und dabei aufs Meer guckten, nur der Hund war sehr gesprächig und brachte den Teenagern abwechselnd einen Stock oder einen Ball, je nachdem, ob sie ins Meer wollte oder im Von-der-Leyenschen Vorgarten Ball spielen. Für sie wird das auch schwer, wenn wir zurück müssen. Nur mit 3 Menschen leben halbiert ja die Wahrscheinlichkeit, dass jemand auf Knopfdruck aufsteht und was spielt, und ein Leben ohne Meer vor der Terrasse ist für einen Labrador ja sowieso eine Zumutung. Dass wir auch mal einen Tag einfach schweigend einfach nebeneinander liegen und aufs Meer gucken können, identifizierte Frau N als den Grund, warum sie mit uns in den Urlaub fährt. Ich dachte ja, es sei, weil wir so angenehm unterhaltsam seien.
Ich möchte noch kurz etwas teilen, was vielleicht ein schlechtes Licht auf mich wirft, nämlich, welche Bücher ich gerade höre. Ich hatte mir diverses mitgenommen, unter anderem „Machtverfall“ geschrieben und gelesen von Robin Alexander, welches ich als Buch auf Papier schon lange im Schrank stehen habe, ich kam nur nie dazu, es zu lesen. Das zweite, und jetzt bitte, no judgement, Sie waren ja bestimmt alle in „Barbie“, ist Spare, gelesen von Prince Harry himself. Und jetzt kommt die Überraschung: Machtverfall ist wirklich kaum zu hören, es ist ganz furchtbar, da Robin Alexander, der sonst ganz normal redet, vorher ein Sprechtraining absolviert hat, in dem er gelernt hat, dass er jeden Laut ganz artikuliert aussprechen muss. Das Resultat ist praktisch unhörbar, man hat das Gefühl, man würde einem Roboter lauschen. Prince Harry hingegen liest ganz hervorragend, und ja, die Latte meiner Erwartung lag tief, ich bin allerdings nach 8 Stunden aufs Meer gucken mit Spare im Ohr gar nicht genervt und gehe jetzt ins Bett und höre weiter. Das hätte ich auch nicht gedacht.
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Heute waren wir in Faaborg, die Webseite der Stadt hatte schon selbstkritisch zugegeben, dass man nicht länger als einen Tag brauchen würde, um es zu erkunden, und das war auch so, allerdings war alles, was wir sahen, schön und sah sehr dänisch aus, das Ganze dann im stahlenden Sonnenschein, das Wetter war so gut, dass Frau N fast schon wieder schlechte Laune gehabt hätte, und dann entdeckten wir noch eine Eisdiele, die eine Sorte „White Asparagus“ hatte, und obwohl Herr N und Herr H beide „bringt irgendwas mit“ angeordnet hatten, musste niemand Spargeleis essen, es fühlte sich an wie eine vertane Chance.
Anschließend fuhren wir zum Faaborg Miniby, das ist die Altstadt im Maßstab 1:10 nachgebaut, von alten Männern, die sehr freundlich Eintrittskarten verkauften und Dachziegel bei den Modellen anklebten. Wir waren sehr gut unterhalten. Im Prinzip natürlich nur sehr kurz interessant, da wir aber 20 Minuten vorher noch im Original herumgelaufen waren, dann doch sehr nett, viel schöner war allerdings das Amüsement über das eigentlich sehr schöne Projekt. Seit 1992 bauen Faaborger Rentner die Stadt nach, und Leute dürfen sich das ansehen. Laut Broschüre ist es allerdings keine zwingende Voraussetzung, dass man Rentner ist – Herr H musste kurz überlegen, ob er nicht einfach bleibt, in der Stadt war auch ein Hutzelhaus zum Verkauf. Alles in allem denke ich, dass die Faaborger Rentner sehr glückliche Menschen sind, sie hatten sichtlich Spaß und ein Gefühl der sinnvollen Betätigung. Dass das vermutlich einfach nur eine Gruppe von Modelleisenbahn-Nerds ist, die ein bisschen die Kontrolle über ihr Hobby verloren haben, erklärt sich von selbst.
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Der Tag begann sehr gut, wir hatten alle ausgeschlafen, alle waren zeitnah gut gelaunt, wir fanden unter meiner harten Hand ein gutes Regime für das Bad – im Moment sieht es so aus, als wäre hier alles wirklich total phantastisch in diesem Haus mit dem Kiesweg und dem Fjord hinterm Wohnzimmer, nur gibt es für ein Five-Bedroom-Haus erstaunlich wenig Badezimmer. Eins. Wenn dann also sechs Menschen verreisen, die gerne frischgeduscht sind, braucht es ein System, und während die Teenager mit dem Hund zum Dorfbäcker spazierten, haben sich immerhin schon mal drei weitere Menschen geduscht, Herr H war dann also der einzige, der nach dem Frühstück nicht fertig war, da wir aber spontan beschlossen hatten, die regenfreie Zeit gut zu nutzen und nach Odense zu fahren, wo insbesondere er hinwollte, beeilte er sich, ich stieg wieder „auf den Bock“ (es fühlt sich gut an, das zu sagen), und wir fuhren nach Odense.
Dort kamen wir aus dem Parkhaus und standen quasi sofort vor einem Wollladen, und was genau dann passierte, weiß ich gar nicht mehr genau, ich stricke ja seit frühester Kindheit, in den letzten 20 Jahren aber nur in genau zwei Fällen: Ich muss einen Vortrag halten und muss sehr ausführlich nachdenken, weil ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll, dann stricke ich eine Socke und sortiere dabei im Kopf, oder es ist Winter, draußen schneit es, ich mache mir einen dampfenden Tee und eine Kerze an und stricke dann Socken. Ich weiß gar nicht, ob dieser zweite Fall überhaupt jemals eingetreten ist. Jedenfalls würde ich erst einmal nicht im Juli Sockenwolle kaufen, wenn ich keinen Vortrag zu mir neuen Themen halten muss. Wir sahen also den Laden, ich sagte dann „Oh, ein Wollladen, total hygge“, dann sagte Teenager N, dass sie ja auch gerne strickt, dann sagte ich, dass ich nur noch Socken stricke, und auch nur bis Größe 40, dann wollte Teenager N auch Socken stricken, und dann gingen wir in den Laden, suchten uns schöne Wolle für Ringelsocken aus, ich in schönen Blautönen, sie in schönen Lilatönen, dann sagte Frau N „Guckt mal, hier gibt es einen Projektsack“, genau genommen gab es viele Projektsäcke, einen in genau den Farben, die ich ausgesucht hatte und einen in genau den Farben, die Teenager N ausgesucht hatte, dann gingen wir mit Wolle, den Holznadeln, von denen ich zuhause bestimmt 100 habe und den Projektsäcken zur Kasse, zahlten dort einen dreistelligen Eurobetrag und trugen dann stolz unsere Projektsäcke durch Odense. Wenn wir wieder nach Hause fahren, habe ich mein Wissen auf dem Gebiet des Sockenstrickens geteilt, und so lange stehen die Projektsäcke wie ein Mahnmal auf dem Tisch.
Dann schwammen wir, ja, wir, im Fjord, das war wirklich unglaublich kalt, man kann sich nicht vorstellen, wie kalt so ein Fjord im Bikini ist (17 Grad), dann Linsensuppe, es gibt hier natürlich einen Blender, wie gut, dass ich nicht mit Pürierstab angereist bin, dann Doppelkopf. Jetzt Bett.
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Ich habe das bereits im Wohnbereich gemerkt: Wir können insgesamt mit viel Raum nicht gut umgehen. Bei den 16 Umzügen meines Lebens habe ich bei jeder neuen Wohnung mehr Platz gehabt, allerdings war ich bei den letzten vier nicht mehr alleine, was ein bisschen schwierig war, da Herr H als internetferner Mensch gerne noch sein Vorlesungsmitschriften von 1995 aufbewahren wollte, eine Kiste, die beim Umzug in das heutige Domizil nicht mehr mit durfte. Was ich jedoch sagen wollte: Je mehr Platz zur Verfügung steht, desto mehr unsinniges Zeug sammelt sich an. Mir scheint, dass das im Reisebereich ähnlich sein könnte.
Eben stand ich in der Küche und packte Küchensachen zusammen. Messer sind in Ferienwohnungen oft schlecht, also nehme ich wenn möglich Messer mit. Kaffeemaschine sowieso, dann braucht man manchmal andere Gewürze als Salz und Pfeffer, Salz und Pfeffer braucht man aber auf jeden Fall, und da ich in diesem Urlaub für die Verpflegung zuständig bin, wollte ich es komfortabel haben und nahm sogar einen großen Ofentopf mit, sehr versatil, da werden wir viel Spaß mit haben. Oder auch nicht, aber ich würde mich ärgern, wenn ich ihn vermissen würde. Irgendwann im Rahmen des Packens hatte ich dann die Idee, dass ich ja die tolle indische Linsensuppe kochen könnte, die so wahnsinnig schnell und unkompliziert und dabei so lecker ist. Also packte ich alles zusammen, rote Linsen, Kokosmilch, Dose Tomaten, dann den Pürierstab und etwa 12 weitere Gewürze, und dann kriegte ich zum Glück die Kurve. Nur, weil wir in einem riesigen Auto reisen, sollte man nicht die Kontrolle so weit verlieren, dass man einen Pürierstab mitnimmt, für den Fall, dass man mal Linsensuppe kochen möchte.
Jetzt gehe ich schlafen, um halb 4 kommen die Ns, dann stehen wir auf, Herr H steht erst um 5 auf, sonst ist er schlecht gelaunt, und dann fahren wir los. Das neue Auto ist übrigens ein Mercedes Vito mit sechs Sitzen, von denen einer etwas unkomfortabel ist, da müssen dann leider abwechselnd die Teenager sitzen. Den allerbesten Platz hat eh der Hund in seinem neuen Reisehaus auf der Laderampe. Wünschen Sie uns gerne eine ereignislose Fahrt!
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Die Reisemöhre ist ein Topos, den Herr H ins Spiel brachte, nachdem ich fragte, ob ich für ihn noch etwas auf die Liste „Einkaufen“ schreiben soll. 2 Pakete Butterkekse und Reisemöhren. Ich ließ es mir erklären, und es ist so: Wenn er im Laufe der Reise zwei Pakete Butterkekse gegessen hat und ihm schlecht ist, stellt er es sich schön vor, wenn er eine frische, knackige, abgewaschene Möhre hat, damit er sich wieder gut fühlt. Wir alle wissen, wer morgen am Ende der Reise die Reisemöhren gegessen haben wird.
Morgen also noch BARF holen, Reisemöhren holen, Auto holen, dann Koffer packen – Anzahl abhängig von Kofferraumgröße, dann die große Parkplatzrochade, wir haben vorm Haus hinter den Nachbarn geparkt, morgen um 7 fährt der Nachbar zum Joggen, dann stellen wir das (noch) zweite Auto dahinter, dann muss mir irgendwas Schlaues einfallen, wie der Parkplatz gesichert wird, während wir den Bus holen, und dann können die Blockierautos wieder weg und der Bus steht vorm Haus und dann können wir alles einpacken, dann gehe ich früh schlafen, und wenn ich um 3 Uhr aufstehe, fahren wir in Urlaub.
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Also löste ich, eigentlich wollte ich drastischen Rückschnitt betreiben, bin an Herrn H gescheitert, fuhr dann also zum großen Baumarkt und kaufte drei Rosenbögen, die gestern zu meinem Geburtstag von den Gästen aufgebaut wurden, und was soll ich sagen: Vielleicht mache ich noch mal ein Foto, besser noch ein Video, denn die Rosenbögen (2,30m hoch) wurden jetzt einfach in den Dschungel gestellt, alles Grüne muss sich oberhalb befinden, und ich kann jetzt ganz unbescholten zum Kompost gehen, und Herr H hat noch immer den Boden beschattet, was zugegebenermaßen dazu führt, dass wir seit etwa 3 Jahren den Freisitz daneben auch tatsächlich nutzen können, wenn es warm ist, weil es kein Backofen mehr ist, sondern eine angenehm kühle Oase. Ich würde gerne so eine Art Schulungstouren durch unseren Stadtgarten führen, die verpflichtend von Menschen, die sich Beton in den Garten legen wollen, absolviert werden müssen. Wenn man sich fragt, wie man die Temperatur runter kriegt, kann ich nur wissend gucken.
Jedenfalls sollen jetzt alle Beton-Aldiparkplatz-Pflastersteine weg, das war immer der Plan, aber jetzt wird es irgendwann passieren. Wir waren schon bei drei Steinhändlern, denn wir brauchen Wege und eine Terrasse, und wir wissen auch, was wir wollen, polygonale Natursteinplatten und sehr schöne bunte Pflastersteine, ich meine, es war Quarzit, als Einfassung. Aber wie das Internet mit mitteilte: Polygonale Natursteine sind nicht mehr modern, daher muss man sehr viel rumfahren, wenn man welche sucht. Modern sind großformatige dunkle Betonfliesen im Garten. Meine Sandkastenfreundin hat die, ihr Vater nennt die Terrasse „die Herdplatte“.
Nun gut, das kriegen wir nicht mehr vor dem Urlaub geregelt, und ob wir nach dem Urlaub noch irgendwas geregelt kriegen, müssen wir mal sehen. In meinem Organisationswahn, der mich vor jedem Urlaub mit anderen Beteiligten erfasst, fuhr ich eben mit Herrn H zum Autoverleiher, um zu fragen, ob sie sich erinnern, dass ich am Samstag einen Mercedes Vito abhole, außerdem wollte ich einmal kurz gucken, wie der Kofferraum beschaffen ist, damit wir all unser Gepäck plus die Sektkisten plus Hundefutter auch wirklich rein kriegen… naja. Man hatte uns im System, das ist schön, hatte ich ja schon im Januar gebucht, aber es gebe keinen Vito, sondern (Fingerzeig) „den da“, und der da war ein Sprinter, aber der ganz lange. Also der, mit dem wir den letzten Umzug gemacht haben. Etwa so groß wie ein Linienbus ohne Gelenk, hinter den 9 Sitzplätzen ist noch etwa 3 Meter Ladefläche. Was soll ich sagen. Wir fahren am Sonntag um 5 Uhr los, alle werden schlafen, ich fahre. Ich werde eventuell leise weinen, aber gut, leise, ich will die Reisegruppe ja nicht wecken. Ich bin mir sicher, Frau N wird das dann nach ihrem Schläfchen alles in Echtzeit dokumentieren.
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Wie im letzten Jahr, als ich mit Frau Klugscheißer und dem Teenager auf Fuerteventura war, wählte ich auch in diesem Jahr einen Club, der etwas mehr Anspruch bedient, zumindest dachte ich das, denn während ich letztes Jahr alles toll fand – die Anlage, die anderen Gäste, die wie auch wir wenig Interesse an Halligalli hatten und sich eher sozial distanzierten, dann aber bei versehentlichem Kontakt als nett herausstellten, das INTERNET, das Meer, der Strand, an dem außer uns quasi niemand war und an dem es keinerlei Infrastruktur wie Liegen oder DJ gab, das alles holte mich sehr ab – naja, egal, dieses Jahr war es anders, Club brechend voll, überall Beschallung, Essen mittel, überall Liegen mit Handtüchern, KEIN INTERNET, und gut, als der Teenager dann Anschluss fand und sich nicht mehr mit mir beim Essen sehen lassen konnte, dann schloss ich mich halt Menschen an, und ja, Uschi, Dieter, Gerd und Bettina waren sicherlich sehr nett, aber wenn man schon am ersten Tag feststellt, dass der eine Teil der Gruppe BILD liest und der andere Teil taz, dann muss man halt einfach sofort sehr viele Themen ausschließen, und am Ende gibt es dann nur noch „boah, ganz schön warm heute“ und „hast du da drüben den gesehen, meine Güte, schlimm“, und wenn man dann auch nichts anderes machen kann außer Schwimmen und „ganz schön warm heute“, weil man ja das Buch auf dem E-Reader am ersten Tag bereits gelesen hat und kein neues runterladen kann, und Zeitung gibt es auch nicht, naja, und dann sind neun Tage echt lang. Interessant war, zu sehen, dass a) der Teenager keinen Leidensdruck ohne Internetzugang verspürte, das hätte ich anders eingeschätzt, und auch interessant ist, dass man sich irgendwann der Situation ergibt, wenn man losfliegt, während sich ein Irrer mit Truppen in Richtung des Sitzes eines anderen Irren aufmacht und die Welt offensichtlich erstmal nicht gut einschätzen kann, was das wohl bedeutet und wie das wohl ausgeht, und dann wird man von jetzt auf gleich mitten in der Situation komplett von allen Informationsquellen abgeschnitten (das Datenroaming für den Abruf meiner beruflichen Emails am Montag kostete 50 Euro für etwa 30 Sekunden Transfer, danach war ich damit auch durch), und ich hätte keine 10 Euro darauf gewettet, aber auch das überlebt man als Nachrichtenjunkie. Cold Turkey.
Aber ich bin sehr froh, wieder zuhause zu sein. Das ist nicht übertrieben. Nächstes Jahr Robinson Mallorca. Ich bin dann 47 und war noch nie auf Mallorca. Das geht so natürlich nicht. Aber das wird der letzte Versuch. Wenn das nicht besser ist, bin ich mit den Teenager-Cluburlauben durch. Andererseits ist der Teenager dann ja 15, beim nächsten Mal also 16, und dann soll er mit anderen Menschen in Clubs fahren. Lloret de Mar oder so, ich sitze dann gerne zeitgleich in Tossa in dem Ferienhaus, in das wir sehr oft gefahren sind. Alleine. Ohne Beate und Uschi und Dieter und Gerd, aber das ist okay. Ich komme klar.
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Mich strengte das alles immens an, weil – ach, ist ja auch egal, ich will nicht misanthrop wirken. Also nicht noch mehr.
Dann nachmittags gingen wir nach Essen und Schlafen wieder zum Strand, dieses Mal war mein Wunsch, mich über die aktuelle Weltlage zu informieren, vorzugsweise in einem dieser superkomfortablen Sessel, die im Sand standen für Menschen, die da sitzen wollen mit einem Getränk. Eine Konfiguration war frei, also Sofa und zwei Sessel, allerdings lagen auf dem Tisch ein Tim und Struppi Buch, Sonnenmilch, nasse Handtücher und drei Paar Schuhe. Jonathan ging sich im Strandrestaurant ein Panini holen (nachmittags gibt es noch die ‚Snackline‘ für Menschen, denen noch nicht schlecht ist), ich stand ein bisschen rum (Liegen waren jetzt bis in die 4. Reihe entweder belegt oder „belegt“), holte mir dann ein Getränk, leistete dem essenden Teenager Gesellschaft und beschloss irgendwann, dass – wenn man 30 Minuten nicht am Strandbarsessel war – Schuhe auf dem Tisch in keinem Zusammenhang zum Sessel stehen und setzte mich in den Sessel unterm Schirm. Ich las Zeitung. Etwa 30 Minuten später kam ein Mann, ich sage das jetzt einfach mal so, um mir die Diskussion über Diskriminierung von Tätowierten zu ersparen, guckte mich sehr böse an, nahm das Tim und Struppi Buch und setzte sich mir gegenüber auf das Sofa. Er las dann auch. Irgendwann kam dann seine Frau, sagte „Guten Tag“, was ich verhaltensnormativ fand, ich sagte auch „Guten Tag“, dann entschuldigte sie sich für die Schuhe auf dem Tisch, und dann wollten sie erst so tun, als wäre ich nicht da, das hielten sie aber nur 5 Minuten aus, dann gingen sie an den Pool. Dummerweise kam dann der DJ an den Strand, oh boy, also musste ich auch an den Pool, da guckte er dann noch mal sehr böse.
Dann kam das Abendessen. Wir mussten sehr hektisch duschen, der Teenager hatte 2 Stunden nicht gegessen, es drängte. Außerdem wollte er an einem Tisch auf der Terrasse sitzen, was theoretisch problemlos sein sollte, da es ja nur Achtertische gibt (oh boy), und man sich dazusetzen soll, um andere Menschen kennenzulernen, das findet er aber nicht gut, es darf sich gerne jemand zu uns setzen, aber er möchte erst einmal an einen leeren Tisch, ich verstehe das gut. Jetzt muss ich kurz noch etwas einführen: Wie mit den Liegen am Strand gibt es eine Reihe Tische auf der Terrasse, die die erste Reihe zum Meer bilden. Da zu sitzen ist natürlich ganz besonders super, und es gibt folgendes Modell: Man kann sich einen Tisch reservieren, dafür muss man eine Flasche Wein kaufen. Also eine andere als den Wein, den es sowieso gibt. Für mich macht das erst mal wenig Sinn, ich trinke Wein beim Essen, okay, aber ich habe keine Ahnung und keine Meinung zu Wein, daher macht es keinen Sinn, 40 Euro für etwas, was ich zur Not trinke, zu zahlen, wenn ich auch für 0 Euro etwas bekomme, was ich zur Not trinke. Jedenfalls ist das System so, dass man die Tische reservieren kann, dann stehen Reservierungsschildchen drauf, und dann kann da niemand anderes sitzen, so weit, so nachvollziehbar. Wir kamen also auf die Terrasse, zwischen mehreren Achtertischen am Meer gab es einen Zweiertisch, Jonathan sah sofort, dass der nicht reserviert ist und schlug vor, dort zu sitzen. Ich gab zu bedenken, dass das schiefgehen könnte, aber wie sagt die Niederländerin: Nein hast du, Ja kannst du kriegen, also setzten wir uns. Ona rannte sofort wieder los zum Buffet, ich wartete, um zu erfahren, ob wir wieder weg müssen, dann wurden die Gäste am Nebentisch sehr herzlich begrüßt, und der Kellner drehte sich zu mir und sagte: „Hier ist reserviert.“ Ich antwortete wirklich *sehr* freundlich, dass ich dann natürlich gerne aufstünde, allerdings sei uns aufgefallen, dass es kein Schildchen gäbe, dann sagte er „Hier müssen Sie reservieren und eine Flasche Wein kaufen“, dann sagte ich etwas im Stil von „Aha, okay, ich dachte, man könne einfach hier sitzen, wenn niemand den Tisch reservieren möchte“, und dann sagte er: „Dann bleiben Sie sitzen, aber kein Wein“, also kein normaler Tischwein, und nahm mein Glas mit.
Ich sag’s mal so: Die nächsten zwei Stunden waren nicht schön. Wir bekamen keine Getränke, widerwillig eine Flasche Wasser, man räumte unsere Teller nicht ab, und insgesamt wurde sehr viel sehr böse geguckt. Ona sprach beruhigend auf mich ein, ich wiederholte immer wieder, wie freundlich ich doch gesagt hätte, dass ich auch gerne wieder aufstehe, und irgendwann waren wir zum Glück fertig.
Morgen buche ich so einen Tisch mit einer Flasche Sekt. Und dann bin ich vermutlich einfach so freundlich wie immer, habe aber immerhin jetzt 20 Stunden, in denen ich im Kopf 10 mal durchgehen kann, wie ich zusätzlich zu meiner Flasche Bezahlsekt noch roten, weißen und Rose-Hauswein bestellen werde, dazu Wasser mit und ohne. Und ich werde in meinem Kopf total unfreundlich sein. Faktisch wird das nicht passieren. Aber es werden 20 gute Stunden sein.
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Es ist hier schön, ich stelle wie auch im letzten Jahr wieder fest, dass ich im Regenwald eventuell ein bisschen besser aufgehoben bin, als in Mordor, aber das ist so, ich möchte ja viel Zeit im Meer verbringen, und da ich in früheren Jahren sehr oft Was ist Was Meer hören musste (was ich auch nicht mehr denken kann, ohne direkt an Marie-Agnes Strack-Zimmermann denken zu müssen), weiß ich ja, dass das gefährlichste Tier der Welt die Seewespe ist, und die ist auf dem Kontinent, wo zum Beispiel auch Regenwald ist, und naja, dann halt lieber hier.
Der Club ist sehr anders als der im letzten Jahr, kleiner, etwas weniger Anmutung von Luxus, aber sicherlich okay, wir werden hier eine gute Zeit haben. Kinder. Viele kleine Kinder. Im letzten Jahr war Jonathan einer der Jüngsten in der Anlage, hier war gerade Minidisco mit Aramsamsam, das wäre für mich ja schon fast ein Grund, abzureisen, aber das wäre ja jetzt auch Quatsch, und die Minidisco dauerte auch nur Minizeit, so gesehen alles gut. Inclusion bei den Getränken ist auch deutlich anders als im letzten Jahr, alles, was ich üblicherweise trinke, ist kostenpflichtig, aber das ist ein Thema, das mich heute nicht betrifft, ich bin müde, wir sitzen an der Poolbar, haben die Minidisco überlebt, gleich kommt, seufz, eine Bauchtänzerin, und dann ist es ja auch schon geschafft.
Das Essen war super, allerlei tunesische Kleinigkeiten, allerdings, so erfuhren wir an unserem Achtertisch, auch sehr schwierig für Drinnies, die keinesfalls auf der Suche nach Kontakt und Anschluss sind, von einem älteren Ehepaar: Tunesisch ist nur einmal die Woche, schade, schade, aber Sorgen mache ich mir wiederum keine, es ist sicherlich alles lecker und – für den Teenager ja wichtig – reichlich. Am Strand gibt es Liegen und eine Strandbar, dadurch aber auch viele Menschen, das war letztes Jahr auch völlig anders, keine Liegen, keine Menschen, keine Bar, alles gut. Vorletztes Jahr, in meinem ersten und fast letzten Cluburlaub, sah der Strand ja in etwa so aus, wie man das von so ganz schlimmen Mallorca-Ballermann-Standbildern kennt, davon sind wir hier weit entfernt.
Long Story short: Es wird sicher nett, aber es ist eine sehr andere und für uns sehr viel weniger passgenaue Erfahrung als im letzten Jahr. Nun denn. Bleiben Sie dran.
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Da wir ja dieses Mal erstmals mit kompletter Schnorchelausrüstung reisen, war ich dann bis etwa 13 Uhr komplett gelähmt und hoffnungslos, dann kam aber eins zum anderen, und am Ende war der große Schallplattenkoffer zu mit der Teenagerkleidung und den Tauchsachen, er war sogar nicht zu schwer, und seitdem bin ich so tiefenentspannt, dass ich mir im Leben nicht vorstellen könnte, die restlichen drei Koffer zuzumachen, ich habe offensichtlich Gamifizierung nicht gut verstanden: Immer erst wiegen, wenn alles fertig ist, sonst ist das Adrenalin weg.
Jetzt räume ich noch ein bisschen rum, und morgen früh fahren wir zum Flughafen und fahren nach Djerba. Und ich sage „fahren“, weil mir das im Flugschamzeitalter leichter über die Lippen geht. Ich fürchte allerdings, dass ich etwas nachzuholen habe, das fiel mir gestern auf, als ich dazu befragt wurde. Meinen ersten „normalen“ touristischen Urlaub habe ich 2021 gemacht, also meinen allerersten. Und als Person, die einfach sehr gerne im Meer schwimmt, gibt es da für mich noch viel zu erleben, befürchte ich. Am 5. Juli hole ich dann das Elektroauto ab. Als würde das in irgendeiner Weise irgendetwas besser machen.
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Dieses Mal mache ich alles richtig, ich bin schon sehr gespannt, wie es sich anfühlen wird. In den letzten beiden Jahren, also den Jahren, in denen ich so richtig touristisch Urlaub machte, etwas, was mir vor der Pandemie niemals eingefallen wäre, habe ich viel gelernt: Meine Theorie, dass nur so eine All-inclusive-Situation gewährleisten kann, dass mein Kind nicht verhungert, wurde bestätigt. Mithilfe von Frau Klugscheißer lernte ich den Unterschied zwischen Club und Club und beschloss entsprechend, dass ich nur noch über einer gewissen Komfortschwelle Cluburlaub machen möchte, Schweinebraten und prügelnde Herren am Pool fand ich sehr unansprechend, viele Menschen, die alle nur ihre Ruhe haben wollen, fand ich sehr gut, ich wollte ja meine Ruhe haben. Flugscham brachte mich davon ab, wieder in den Club auf Fuerteventura zu reisen, ich wollte weniger lang fliegen, also gleicher Club, dafür Djerba.
Was im letzten Sommer auch noch gelernt werden konnte, war, dass die Notausrüstung im Handgepäck etwas gepimpt werden sollte, wir fliegen am Samstag ab Düsseldorf, das machen bestimmt auch andere Menschen, also dieses Mal für beide Reisenden nicht nur Zahnbürste und Unterbuchse, sondern auch Kosmetika und Badekleidung. Dank niedrigem Stresslevel habe ich sogar daran gedacht, einen zweiten baugleichen Kabinentrolley zu bestellen, er kam heute an, es ist alles gut.
Auch habe ich ja gelernt, dass Schnorcheln nicht gut ist, wenn man ohne eigene Ausrüstung reist, also habe ich frühzeitig eigene Ausrüstung gekauft, Taucheranzüge, neue Brillen, Flossen, Schnorchel, alles da. Für mich habe ich einen 5 mm Anzug gekauft, letztes Jahr - Sie erinnern sich - erster Tag Schnorcheln, zack Blasenentzündung, dieses Jahr reise ich mit Winteranzug und Cranberry-Tabletten. Das ist also alles geregelt.
Kleider sind gewaschen, werden aber nicht gebügelt, und nein, Leinen knittert nicht edel, my ass, letztes Jahr hatte ich alles gebügelt und mich hinterher geärgert. Mach ich nicht mehr. Wir haben auch beide einen Reisepass, das ist auch schön, hab ich frühzeitig dran gedacht, die nächsten zehn Jahre haben wir also Ruhe.
Das mit dem Roaming ist natürlich doof, aber es wird WLAN geben, und das wird gut sein, sonst brennt da alles, ich muss ja auch eine Videokonferenz machen, und alles gucken, was ich gucken möchte. Damit ich das kann, habe ich seit gerade auch einen VPN-Tunnel, mal gucken, ob das klappt, wehe wenn nicht, siehe oben. Ich habe auch ein Buch gekauft und auf den Kindle geladen, es gab zudem ein neues Hörbuch von Madame le Commissaire, perfekt, dann habe ich sogar an neue Powerbanks gedacht, die verschwinden mit so einem Teenager ja erstaunlich schnell, jetzt habe ich so ganz verspielt-feminine gekauft, die sollte ich länger behalten dürfen, die Strandtasche ist auch gewaschen, Blasenpflaster habe ich schon gefunden, ich hatte noch welche und werde sie brauchen, ich habe mir ja passenderweise bereits gestern eine Blase in Birkenstocks gelaufen, ich bin vermutlich der einzige Mensch auf der Welt, der sich in Birkenstocks, die mich seit über 30 Jahren begleiten, im Frühling Blasen laufen kann, naja egal. Kofferanhänger hatte ich letztes Jahr bestellt und jetzt nicht mehr gefunden, also neue bestellt, kommen morgen, damit man ruhig unsere Koffer verlieren kann, ich habe keine Sorgen. Hamamtücher sind auch gewaschen, Badeanzüge sind fertig, Reiseunterlagen sind ausgedruckt, Devisenproblematik ist geklärt, man darf keine Dinar ein- oder ausführen, also muss ich mich erst kümmern, nachdem ich gelandet bin.
Sie sehen: Voll vor der Welle. Ich bin nur ein wenig beleidigt, dass ich erst am Samstag fahre. Ich wäre jetzt bereit.
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Was Siri nicht weiß, ist Folgendes: Weise ist die, die aus Versehen richtig guten Smalltalk macht. Was nämlich im Vorfeld passiert war: Ich habe eine Vertragsverlängerung absolviert, mit einem netten Herrn in den USA, der mich nicht kennt, der meine Kund:innen nicht kennt, der gar nicht weiß, was ich mache, aber der mit mir kurz darüber sprechen wollte, ob ich nicht einen kleinen Rabatt geben könnte. Nun können wir an dieser Stelle natürlich abkürzen. Niemand möchte freiwillig einen Rabatt geben, ich mache das ja nicht (nur) zum Spaß, sondern, weil ich einfach sehr gerne in Urlaub fahre. Und Essen kaufe.
Im Prinzip sind Procurement-Verhandlungen ja wie Paartanz, und ich kann besser verhandeln als tanzen, allerdings nicht, weil ich so super verhandele, sondern weil ich ein paar Tricks gelernt habe, die oft dazu führen, dass am Ende alle zufrieden sind. Ich gebe die natürlich hier nicht preis, vielleicht muss ich ja irgendwann mal mit Ihnen verhandeln über irgendwas, aber der Haupttrick, den vermutlich alle kennen, die jemals mit Konzern-Einkäufen zu tun haben, ist: Man schreibt ein Angebot, setzt da Stundensätze rein, die 6% über dem sind, was man eigentlich haben möchte, dann sagt der Einkauf "Oh oh, bitte noch mal über die Stundensätze gucken", und dann geht man 5% runter, und dann ist alles schön, und vermutlich lacht der Einkauf sich immer kaputt, weil man auch mehr bezahlt hätte, aber die Dienstleisterin lacht sich ja auch kaputt, und wenn alle lachen, ist ja alles gut.
Jedenfalls wird so etwas gerne alle paar Jahre erneuert, heute war die Erneuerungsrunde, und ich sag's mal so: Mein Plan ging auf, allerdings passierte zwischenmenschlich etwas, was ich so nicht erwartet hatte. Ich hatte den Termin mit Jonathan, okay, how nice, my son is called Jonathan, und schon menschelt es. Jonathan kam aus Prag, how nice, I just went there, beautiful, blabla, dann die Geschichte von der Taxifahrt, oh well, lach lach, dann irgendwas zu meinem Lebenslauf, dann die Frage, ob ich Niederländisch spräche, dann weiter im Text auf Niederländisch, Jonathan hatte lange dort gelebt, dann zurück zu Englisch und zum Thema, ich spielte den wirklich einzigen Trumpf, den ich hatte, er zog sofort, dann die schriftliche Vereinbarung, Trumpf noch mal gezogen, wieder geklappt und "Kompromiss" erwirkt, und dann zack, alles geregelt. Und ich sag's mal so: Ich kenne das auch viel unangenehmer. Ich werde zukünftig einfach immer lügen. Mein Sohn wird immer den gleichen Namen wie der Procurement Guy tragen, und wenn es Ewald ist - egal. Oder ich habe eine Tochter, auch schön. Und ich werde immer am liebsten dahin in Urlaub fahren, wo der Procurement Mensch herkommt. Und jetzt muss ich noch ganz viele Sprachen lernen, und dann werde ich nur noch menschelnd verhandeln.
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Die beiden haben uns über Jahre wirklich bekloppt gemacht, ich kann gar nicht sagen, was schlimmer war, mit 1, oder mit 2, oder mit 3, ich weiß nur, dass die beiden uns wirklich bekloppt gemacht haben. Sie waren ja eventuell sogar dabei, aber ich erinnere mich an die Phase im ersten Jahr, als Ona sich nicht wickeln lassen wollte und wir deshalb bei dm auf dem Wickeltisch immer zwei Erwachsene brauchten, um die 60 cm Baby zu wickeln, und das war kompliziert, und dann weiß ich noch, dass die beiden irgendwann verstanden hatten, dass sie nur in zwei entgegengesetzte Richtungen Full Speed wegrennen müssen, um dann jeweils nur einen Endgegner zu haben, wenn man wieder eingefangen wird, und dann war die Zeit, die wirklich Jahre dauerte, in der beide nicht gehen sondern nur stehen oder rennen konnten, das war auch schlimm, weil die Mütter ja wie im Klischee-Comic am liebsten einfach im Sessel in der Buchhandlung gesessen hätten mit ihrem Kaffee, das war etwa in der gleichen Zeit, in der beide anfingen, alles zu essen, also wirklich alles, das war auch schlimm, weil sie ja auch nie im Buggy sitzen wollten, sie wollten krabbeln in der Mayerschen, und weil alle Mütter mit Kleinkindern dort waren, gab es immer irgendwelche Brezelreste oder Reiswaffelstücke auf dem Boden, und ja, es war schlimm.
Jetzt sind Beebie A und Beebie O 14, und wir haben das erreicht, was früher nur nach einer Doppelstunde Pekip möglich war: Sie wollen nur noch schlafen. Wir standen um 8 Uhr auf, dann machten sie sich fertig, dann fuhren wir los, dann schliefen sie bis am Meer, dann wachten sie auf, gingen bei 16 Grad aber voller Sonne – ich habe ein rotes Gesicht, das hatte ich wohl falsch eingeschätzt – mit dem Hund ins Meer baden, dann war ihnen kalt, sie zogen sich wieder an, und dann legten sie sich hin, es war gleichermaßen schön und schrecklich, weil es sehr stark windete und deshalb wirklich alles gesandstrahlt wurde, und dann schliefen sie, beide, das gab es früher in den Kinderwägen auch nie, sie haben nie gleichzeitig geschlafen, es war IMMER einer wach, und dann musste der Hund ganz viel weinen, weil der leider jetzt auch groß ist und nicht mehr wie früher am Hundestrand erst drei Stunden mit uns Bälle aus dem Wasser apportiert und sich dann willkürlich irgendwelchen anderen Familien anschließt und deren Hunden den Ball klaut, naja, das ist jetzt halt vorbei, jetzt sitzt sie weinend auf der Decke und möchte Ball spielen, während die Teenager schlafen und ich versuche, den Wind und den Sand und das Picknick zu managen, und dann
muss man irgendwann auch schon wieder nach Hause. Müde war der Hund trotzdem, und die Teenager schliefen die gesamte Rückfahrt, inklusive 50 Minuten Stau in Hamminkeln, mit offenem Mund durch.
Das haben wir nie kommen sehen.
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