Dienstag, 21. Mai 2013
Nicht-Tagebuchbloggen: 14
ich hatte ja versprochen, meine privatmeinung zur deutschen berufungspraxis kundzutun. der grund dafür ist folgender: wieder einmal bin ich zu einer farce eingeladen. allerdings sind die vorzeichen dieses mal andere. beim letzten mal stand ich ja vor einer kommission, die nicht speziell mich nicht berufen wollte, sondern am allerliebsten gar niemanden. entsprechend feindlich die atmosphäre, doch da es sich eh um eine denomination handelte, die mich eigentlich heimlich überhaupt nicht interessiert, war das wiederum egal. dieses mal hingegen handelt es sich ganz, aber auch wirklich ganz genau um die stelle, die ich seit 2001 als berufsziel verfolgt habe. ich war zwischenzeitlich davon ausgegangen, dass sie in meiner lebenszeit nicht mehr ausgeschrieben wird (es gibt genau 3 in deutschland, 2 sind vor meiner promotion weggegangen). doch so kann man sich täuschen. sie wurde ausgeschrieben, allerdings stand für den lehrstuhlinhaber bei der formulierung der anforderungen die erfolgreiche kandidatin schon fest. das problem: ich passe leider auch ganz genau. und damit sind das die einzigen beiden matches auf dem ganzen erdball. das klingt unwahrscheinlich, ist aber so. in ganz deutschland sind derzeit 4 menschen beschäftigt, die die voraussetzungen zumindest größtenteils erfüllen. eine darf nicht, da sie schon habilitiert ist (es handelt sich um eine W1 stelle), die zweite teilte mit, sie habe sich nicht beworben, da doch eh feststehe, dass die dritte es wird. die dritte hat sich natürlich beworben, und die vierte bin ich. aus dem dunkeln, da ich ja in deutschland etwas völlig anderes gemacht habe und der chef von 3 mich vermutlich nicht mehr auf dem schirm hatte. bleiben die internationalen. die sind aber aufgrund der muss-kriterien so gut wie ausgeschaltet, außerdem hat man praktischerweise nur 8 tage national und 3 tage international ausgeschrieben. da ich aber ja ein guter deadline-malocher bin, war das kein hindernis. und es gab viel zu beachten bei der bewerbung (die knapp 30 seiten lang war, immerhin), warnte mich doch mein chef, das eleganteste sei, wenn ich gar nicht erst eingeladen würde. es ist nämlich so: ich bin maximal qualifiziert, habe sinnvolle publikationen, einen tipptopp lebenslauf mit mehr ivy league drin, als man sich in deutschland vorstellen kann, honorige lehrer, gute drittmittel, gute lehre. für den job auf jeden fall. die dritte hat keine einzige publikation außer der diss, hat in ihrem akademischen leben sich lediglich 20 km nach norden bewegt und ist leider, ich muss es so sagen, auch gar nicht vom fach. ihr chef auch nicht, deshalb fällt das also nicht auf.

egal. im moment bin ich guter dinge, da ich mir im leben nicht vorstellen kann, wie man die hausinterne kandidatin an mir (und vielleicht anderen internationalen bewerbern) vorbeischleusen könnte. ausgeschlossen. vielleicht ist es ja sogar so, dass die kommission, die ja unabhängig und unbefangen sein muss (das entbindet aber leider keine badminton- und segelfreunde des befangenen chefs von ihrem amt) das auch gar nicht vorhaben. da es sich um eine hausberufung handeln würde, müsste eigentlich die kommission noch mehr externe mitglieder enthalten als üblicherweise. aber gut. gesetzlich müssen professuren ja auch 6 wochen international ausgeschrieben werden, nicht wahr. aber ich habe die boxhandschuhe an. und ich kann hauen.

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