Montag, 4. Januar 2021
Dagegen
Ich entscheide sehr gerne Sachen weg, zudem füge ich mich ja nur ungern. Die politische Situation rundum Corona und Schulen eröffnet mir da momentan einzigartige Aktionsradien.

Ich nehme es direkt vorweg. Heute, am 4.1.2021, also einen Tag, bevor die Ministerpräsident:innen wieder profilbildend aus der MPK raustwittern können, mache ich mich und meine Familie von der ganzen Diskussion unabhängig und tue das, was eine Erziehungsberechtigte zu jedem Zeitpunkt tun sollte: Ich entscheide, was für mein Kind das Beste ist und kündige an, dass Jonathan ab dem 11.01. gerne am Distanzunterricht teilnimmt, nicht aber am Präsenzunterricht.

Und nein. Es ist kein sinnvolles System, dass jetzt alle Bürger:innen für sich definieren, was sie für das Beste halten. Nun ist es aber so, dass ich ein sehr prinzipientreuer Mensch bin, wenngleich ich sehr wenige Prinzipien habe. Die sind dann aber unumstößlich. In der Kindererziehung habe ich eigentlich nur eins, das wird aber ausnahmslos eingehalten. Es lautet: Wenn Tod eine mögliche Folge ist, muss maximal durchgegriffen werden. Das führte in den letzten 11 Jahren dazu, dass ich meinem sehr widerstandsfähigen Kind noch nie gesagt habe, dass es sich wärmer anziehen muss, das entscheidet er selbst, andererseits habe ich in den Jahren, als wir im 2. Stock Altbau wohnten, an allen 11 Fenstern die Griffe abmontiert, da Tod eine mögliche Folge eines Fenstersturzes gewesen wäre, da wird dann halt maximal durchgegriffen.

So ähnlich bewerte ich die momentane Situation auch. Teil meines Haushalts ist neben mir (post-Schlaganfall und recht angeschlagen derzeit) und meinem Mann (noch nicht mal eine Zahnfüllung) noch mein Kind (auch sehr robust) und meine nebenan wohnende Mutter (80). So käme ich vermutlich auf 1,5 vulnerable Personen, und weder möchte ich die gefährden, noch möchte ich mein Kind mit dem Gedanken leben lassen, dass es eventuell dazu beigetragen haben könnte, dass jemand zu Schaden gekommen ist. Davon abgesehen haben wir doch inzwischen alle verstanden (soweit man zu den Menschen gehört, die komplexe Zusammenhänge verstehen möchten), dass auch fitte junge Menschen nicht an COVID 19 erkranken sollten, dass niemand eine Garantie für einen milden Verlauf hat, und dass zudem nicht nur die eigene Erkrankung ein Risiko darstellt, sondern auch die potenzielle Infektion des Umfelds.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin gut in Abwägen, und wenn ich die Gefahren gegen die Vorteile von Präsenzunterricht rechne, stelle ich fest: Mein Kind bleibt zuhause. Neben der prinzipiellen Tod-ist-eine-mögliche-Folge Überlegung stört mich nämlich folgendes Gefühl immens: Meine ureigenste Aufgabe als Elternteil ist es, dafür zu sorgen, dass das Kind sicher und wohlbehalten ist. Das sollte in der Aufgabenstellung Aufzucht immer Prio 1 haben. Diese Aufgabe gebe ich nicht ab. Nicht an Frau Merkel (die das sicher genau so sieht), nicht an Herrn Laschet, und ganz bestimmt nicht an Frau Gebauer. Diese Aufgabe ist allein meine. Und darum bleibt mein Kind zuhause.

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