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Freitag, 9. Juli 2021
Exkurs: Spanien 2019
herzbruch, 00:01h
Es ist nicht auszuschließen, dass ich im Juli 2019 zu müde war, die Geschichte zu bloggen, oder vielleicht fiel das in die Zeit, als ich gar nicht bloggte, weil ich lieber lebte. Jedenfalls waren wir 2019 wie so oft an der Costa Brava im Urlaub, und der sieht üblicherweise sehr anders aus, als der heurige. Wir mieten immer ein Ferienhaus in einer Urbanizacion, so eine Gated Community, in den Hang überm Meer gebaut, da stehen etwa 200 Häuser, alle unterschiedlich, und alle in Privatbesitz. Die meisten gehören Menschen, die in Barcelona leben und am Wochenende kommen, der gefühlte Rest gehört Senioren aus Mettmann. Ein paar Häuser werden in den Ferien vermietet, aber nicht viele, das ist sehr tourismusfern. Zu der Urbanizacion gehört ein kleiner Privatstrand, da liegen Senioren oben ohne rum, und zwar seit den 80ern, als sie das Haus gekauft haben. Und das ist schon alles, viel mehr gibt es da nicht, aber man kann ein Kajak mieten. Ona und Herr H haben auch schon mal gestanduppaddelt, wobei es wirklich zu komisch ist, wenn man nebenan im Meer auf der Luma liegt und über Stunden zwei Meter Mann immer wieder der Länge nach ins Meer fallen. Ansonsten schwimmen und schnorcheln wir dort, und ich habe meine Obsession gefunden in sehr weit Rausschwimmen und dann sehr weit draußen auf der Luma liegen. Ich halte Astrologie ja für - und an der Stelle möchte ich den Satz nicht beenden, ich möchte ja niemandem vor den Kopf stoßen, aber auffällig ist schon, dass die ganze Familie aus Wasserzeichen besteht und wir alle wie verrückt schwimmen. Es gibt tatsächlich keine Situation, in der ich mich besser fühle, als im Meer. Ich kann mir auch überhaupt nicht vorstellen, wie man ertrinken könnte, man kann ja einfach schwimmen. Oder sich treiben lassen. Alles geht. Und nein, ich weiß natürlich, dass man sehr wohl ertrinken kann, aber ich kann es mir halt nicht vorstellen. Ich gehöre ins Wasser, Ona ebenso. Sein bisheriger Schnorchelrekord ist acht Stunden, mutterseelenallein, in einem vorher besprochenen Gebiet, mit der Ansage, dass er hin und wieder trinken und cremen muss. Und selbst das führte schon zu Diskussionen.
Aber das wollte ich nicht erzählen, sondern etwas anderes. 2019 hatten wir uns erstmals überlegt, dass wir ein Kajak mieten könnten und ein bisschen an der Küste langschippern. Das fand ich toll, ich hatte tagelang die fantastischen Videos von Baltic Surge angesehen, fand das alles sehr einfach nachzumachen und hatte mir schon überlegt, dass ich irgendwann auch einfach mal um Großbritannien paddeln könnte. Ist ja kein Problem. Ich hatte Gefahrenmanöver theoretisch gelernt und den beiden Mitfahrern erklärt, wir mieteten ein Kajak, ja, Fehler, EIN Kajak, und los gings. Wir stiegen im flachen Wasser ein und paddelten los. Wie Sie vielleicht wissen, ist die Costa Brava ein eher unruhiges Gewässer, aber wir kamen klar, paddelten aus unserer Bucht raus, dann die Küste etwa 5 Kilometer hoch, dort war eine Bucht, die wir mal aus einem Boot gesehen hatten und die wir gerne besuchen wollten, die aber nur mit dem Kajak oder einem kleinen Boot zu erreichen ist. Wir kamen heil dort an, stiegen aus und hatten wirklich großartige Stunden, weil exakt alles toll war. Wasser, Fische, totale Ruhe, wir hatten zwar keine Flossen mit, wohl aber Brillen und Schnorchel, und wir hatten alle eine leichte Schwimmweste an, also konnte man einfach tot mit Brille im Wasser stundenlang so rumliegen. Wir hatten das Boot für 8 Stunden gemietet und mussten irgendwann wieder aufbrechen, wir mussten ja wieder komplett zurückpaddeln. Auf dem Hinweg hatten wir gelernt, dass das Wasser deutlich einfacher und ruhiger wird, wenn man ein ordentliches Stück von der Küste entfernt ist, also paddelten wir erst einmal gerade raus, und dann standen wir also vielleicht 200 Meter vor der Bucht, waren bester Dinge, und dann rollte eine wirklich große Welle auf uns zu. Wir sahen sie recht lange kommen, ich brüllte noch, wohlwissend, dass ich besser *vorher* länger erklärt hätte, was Youtube mich gelehrt hatte, egal, lange Rede, kurzer Sinn, Welle erreichte uns, ich knallte das Paddel flach aufs Wasser, um uns noch zu stützen, und dann fielen wir um. Okay, soweit kein Problem, eigentlich fanden wir das sogar lustig. Wir richteten das Kayak wieder auf, hievten Ona rein, dann zog mein Mann sich elegant hinterher, und dann versuchten wir drei oder vier mal, die dritte Person auf offener See wieder ins Boot zu kriegen, ohne umzukippen, probierten mehrere Varianten, und irgendwann, als gerade Ona und Herr H im Boot saßen, brachen wir ab. Ich war vielleicht nicht begeistert, konnte mir aber wirklich gut vorstellen, den Weg zurückzuschwimmen (Landweg gab es nicht, Klippen). Dazu sei gesagt, dass ich eigentlich eher dachte, dass die beiden anderen paddeln und ich mich hinten ans Boot hänge, das wurde aber für schlecht befunden, "zu anstrengend zu paddeln" hieß es. Was will man jetzt so auf dem offenen Meer diskutieren. Ich habe noch eingefordert, nicht allein gelassen zu werden, das war aber natürlich selbsterklärend, und dann bin ich geschwommen. Wir haben über drei Stunden gebraucht, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das sehr anstrengend war. Ohne Weste wäre ich nicht angekommen, so konnte ich mich immer mal wieder zwischendurch hinten ans Boot hängen und ein bisschen schlafen. Wenn ich das so im Nachhinein erzähle, gibt es viele Punkte in der Geschichte, die man diskutieren könnte, zum Beispiel, warum wir nicht gewechselt haben, ich hätte aber nach einer Stunde auch nicht mehr paddeln können, dann lieber schwimmen, das erschien mir unanstrengender.
Als wir nach drei Stunden in unserer Bucht ankamen (auch gemein: Man sieht die ja schon ewig lange vorher, muss aber noch fucking hinschwimmen), zogen Ona und Herr H das Boot an den Strand, ich taumelte auf die Handtücher, die wir noch da liegen hatten und schlief unverzüglich ein. Eine Stunde ließen sie mich liegen, dann weckten sie mich, vielleicht auch, um zu gucken, ob ich überlebt hatte. Am nächsten Tag legte ich mich 10 Meter vorm Ufer auf meine Luma und ließ mich entspannt rausziehen. Schwimmbewegungen konnten meine Arme nicht mehr machen.
Aber das wollte ich nicht erzählen, sondern etwas anderes. 2019 hatten wir uns erstmals überlegt, dass wir ein Kajak mieten könnten und ein bisschen an der Küste langschippern. Das fand ich toll, ich hatte tagelang die fantastischen Videos von Baltic Surge angesehen, fand das alles sehr einfach nachzumachen und hatte mir schon überlegt, dass ich irgendwann auch einfach mal um Großbritannien paddeln könnte. Ist ja kein Problem. Ich hatte Gefahrenmanöver theoretisch gelernt und den beiden Mitfahrern erklärt, wir mieteten ein Kajak, ja, Fehler, EIN Kajak, und los gings. Wir stiegen im flachen Wasser ein und paddelten los. Wie Sie vielleicht wissen, ist die Costa Brava ein eher unruhiges Gewässer, aber wir kamen klar, paddelten aus unserer Bucht raus, dann die Küste etwa 5 Kilometer hoch, dort war eine Bucht, die wir mal aus einem Boot gesehen hatten und die wir gerne besuchen wollten, die aber nur mit dem Kajak oder einem kleinen Boot zu erreichen ist. Wir kamen heil dort an, stiegen aus und hatten wirklich großartige Stunden, weil exakt alles toll war. Wasser, Fische, totale Ruhe, wir hatten zwar keine Flossen mit, wohl aber Brillen und Schnorchel, und wir hatten alle eine leichte Schwimmweste an, also konnte man einfach tot mit Brille im Wasser stundenlang so rumliegen. Wir hatten das Boot für 8 Stunden gemietet und mussten irgendwann wieder aufbrechen, wir mussten ja wieder komplett zurückpaddeln. Auf dem Hinweg hatten wir gelernt, dass das Wasser deutlich einfacher und ruhiger wird, wenn man ein ordentliches Stück von der Küste entfernt ist, also paddelten wir erst einmal gerade raus, und dann standen wir also vielleicht 200 Meter vor der Bucht, waren bester Dinge, und dann rollte eine wirklich große Welle auf uns zu. Wir sahen sie recht lange kommen, ich brüllte noch, wohlwissend, dass ich besser *vorher* länger erklärt hätte, was Youtube mich gelehrt hatte, egal, lange Rede, kurzer Sinn, Welle erreichte uns, ich knallte das Paddel flach aufs Wasser, um uns noch zu stützen, und dann fielen wir um. Okay, soweit kein Problem, eigentlich fanden wir das sogar lustig. Wir richteten das Kayak wieder auf, hievten Ona rein, dann zog mein Mann sich elegant hinterher, und dann versuchten wir drei oder vier mal, die dritte Person auf offener See wieder ins Boot zu kriegen, ohne umzukippen, probierten mehrere Varianten, und irgendwann, als gerade Ona und Herr H im Boot saßen, brachen wir ab. Ich war vielleicht nicht begeistert, konnte mir aber wirklich gut vorstellen, den Weg zurückzuschwimmen (Landweg gab es nicht, Klippen). Dazu sei gesagt, dass ich eigentlich eher dachte, dass die beiden anderen paddeln und ich mich hinten ans Boot hänge, das wurde aber für schlecht befunden, "zu anstrengend zu paddeln" hieß es. Was will man jetzt so auf dem offenen Meer diskutieren. Ich habe noch eingefordert, nicht allein gelassen zu werden, das war aber natürlich selbsterklärend, und dann bin ich geschwommen. Wir haben über drei Stunden gebraucht, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das sehr anstrengend war. Ohne Weste wäre ich nicht angekommen, so konnte ich mich immer mal wieder zwischendurch hinten ans Boot hängen und ein bisschen schlafen. Wenn ich das so im Nachhinein erzähle, gibt es viele Punkte in der Geschichte, die man diskutieren könnte, zum Beispiel, warum wir nicht gewechselt haben, ich hätte aber nach einer Stunde auch nicht mehr paddeln können, dann lieber schwimmen, das erschien mir unanstrengender.
Als wir nach drei Stunden in unserer Bucht ankamen (auch gemein: Man sieht die ja schon ewig lange vorher, muss aber noch fucking hinschwimmen), zogen Ona und Herr H das Boot an den Strand, ich taumelte auf die Handtücher, die wir noch da liegen hatten und schlief unverzüglich ein. Eine Stunde ließen sie mich liegen, dann weckten sie mich, vielleicht auch, um zu gucken, ob ich überlebt hatte. Am nächsten Tag legte ich mich 10 Meter vorm Ufer auf meine Luma und ließ mich entspannt rausziehen. Schwimmbewegungen konnten meine Arme nicht mehr machen.
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Urlaubstagebuch Teil 2
herzbruch, 23:15h
Nächster Tag um. Und es gab eine entscheidende Wendung: Wie angekündigt habe ich mich in die Situation geworfen und das Leiden eingestellt. Das steht Leuten ja immer deutlich besser. Den Morgen habe ich mit dem Laptop poolside an einem Bistrotisch verbracht, irgendwann wechselte ich mit der Luma in den fast leeren Pool, bin erst ein bisschen mit Jonathan hin und her geschwommen, habe mich dann auf die Luma gelegt und habe mich treiben lassen. Ich will nicht zu euphorisch wirken, aber das war sehr gut. Außer, dass mir kalt war, weil die 30 Grad mit steifer Brise gekontert wurden.
Irgendwann wechselten wir von Bistrotisch auf eine Liege, dann kam Gershwin-Stunde aus der Boombox des Rettungsschwimmers, das war dann auch gut. Dann kaufte das Kind einen Hundeball, also original so ein Hartgummiding, das wir Fiene rumwerfen, dann warfen wir uns eine Stunde lang den Ball hin und her im Wasser, was lustig war, da wir nicht stehen konnten, der Pool aber mit Meerwasser gespeist wird, hatten wir viel Auftrieb, das machte es unanstrengend, andererseits sind wir beides Menschen, die auch ohne zu stehen über die gesamte Poollänge werfen können, daher war es gut, dass insgesamt nicht viel los war, sonst hätten wir vielleicht den Schwierigkeitsgrad erhöhen müssen, mit links werfen zum Beispiel.
Dann wurde der Pool geschlossen, das Kind ging in unser Domizil und 'chillte', ich überredete den Rettungsschwimmer, dass er mir zutraut, dass er mich einfach liegen lassen kann, weil ich bestimmt auch nicht mehr schwimmen gehe, sondern nur trocknen und alleine dösen möchte, so war es dann, dann weiß ich gar nicht mehr, was ich gemacht habe, was eventuell ein gutes Zeichen ist, um 20 Uhr gingen wir sehr langweilig essen, dann flüchtete ich vor der Kinderdisco, die zum Glück nur 30 Minuten dauerte, und jetzt warte ich auf mein zweites Erwachsenengetränk heute und blogge, mir gegenüber sitzt das Kind mit einem elektronischen Endgerät, und am Pool tanzen drei Animateurinnen auf Stühlen zu Big Spender, und das ist eventuell das Albernste, was ich je gesehen habe, aber ich kann ja schnell in den Meta Modus wechseln.
Morgen möchte Jonathan noch einen Pooltag machen, ich kann sicher noch einen Tag nichts machen, merke aber, dass ich Hummeln im Hintern kriege. An den Strand möchte ich keinesfalls, Ona zum Glück auch nicht wirklich, aber Meer wär schon auch gut. Übermorgen wollen wir schnorcheln, dazu müsste ich aber noch klären, wie ich die Sachen, die wir benötigen würden, noch besorgen kann. Wir brauchen für den Plan beide Flossen, ich brauche Brille und Schnorchel, und wir brauchen einen Drybag, der neue Plan ist nämlich, kein Auto zu mieten, sondern einfach so lange an der Küste rumzuschnorcheln, bis wir einen guten Strand gefunden haben, und ich habe zwar wasserdichte Handyhüllen, wir brauchen aber auch Sonnencreme und Wasser. Aber das kriege ich alles gelöst. Sonst rufe ich Margerita an, unsere Reiseleiterin. Ich hatte noch nie eine Reiseleiterin, aber heute morgen war ein Termin anberaumt, die Reiseleiterin kommt in das Hotel, um sich nach meinem werten Befinden zu erkundigen. Das fand ich total verrückt, interessiert sich doch sonst nie jemand für mein Befinden. Ich erzählte von dem angefragten Upgrade, und schwupps, rannte sie zur Rezeption, um zu fragen, wie der Stand der Dinge sei. Mittelgut, heute ginge das nicht, eventuell ab Samstag, ich solle dann noch einmal fragen. Lustige Situation, ich hatte mich wieder voll in die Situation geworfen und sie einfach loslaufen lassen, obwohl ich sonst ja eher so veranlagt bin, dass ich meine Dinge selber regele, und dann hörte ich sie (sie sprach Englisch mit der Rezeption) leise sagen "She is a little tense, it's all a bit much for her, too many people, too much noise, so the more private room would be brilliant", und statt reinzugrätschen und zu sagen "Geht schon, ich bin ja kein Nutjob, wir kommen klar" habe ich ein bisschen leidend geguckt und meine Hände gewrungen, das ist ja immer so ein Standardzeichen für "a little tense". Und jetzt drücken Sie mal die Daumen, vielleicht können wir noch umziehen, aber wenn ich ehrlich bin: Schlimmer als die drei Animateurinnen, die gerade in goldenen Lamettakostümen zu Best of Dirty Dancing tanzen, kann das alles nicht mehr werden, und das stehe ich ja offensichtlich auch durch. Und es ist auch schon wieder echt kühl, ich denke nicht, dass ich jetzt schwimmen wollen würde. (Zwischenruf: Die Tänzerinnen sind wirklich unterirdisch.)
Morgen ist schon wieder so ein neuer Tag. Fazit Tag 2: Ich amüsiere mich noch immer ganz okay, teils echt, teils meta, aber ich merke Entspannung eintreten, und während ich diese Zeilen schreibe, bringt mein Kind mir einen Crepe. Insgesamt kann ich sagen, dass ich mein Ultra All Inclusive nicht gut nutze, ich denke, ich habe heute etwa für 5 Euro gegessen, plus zwei Cocktails und viel Wasser. Das holt Jonathan aber alles wieder rein. Ich habe mir bis 12 Uhr die Mühe gemacht, nachzuvollziehen, wie oft er sich etwas zu Essen geholt hat, aber das kann sich ja niemand merken.
Irgendwann wechselten wir von Bistrotisch auf eine Liege, dann kam Gershwin-Stunde aus der Boombox des Rettungsschwimmers, das war dann auch gut. Dann kaufte das Kind einen Hundeball, also original so ein Hartgummiding, das wir Fiene rumwerfen, dann warfen wir uns eine Stunde lang den Ball hin und her im Wasser, was lustig war, da wir nicht stehen konnten, der Pool aber mit Meerwasser gespeist wird, hatten wir viel Auftrieb, das machte es unanstrengend, andererseits sind wir beides Menschen, die auch ohne zu stehen über die gesamte Poollänge werfen können, daher war es gut, dass insgesamt nicht viel los war, sonst hätten wir vielleicht den Schwierigkeitsgrad erhöhen müssen, mit links werfen zum Beispiel.
Dann wurde der Pool geschlossen, das Kind ging in unser Domizil und 'chillte', ich überredete den Rettungsschwimmer, dass er mir zutraut, dass er mich einfach liegen lassen kann, weil ich bestimmt auch nicht mehr schwimmen gehe, sondern nur trocknen und alleine dösen möchte, so war es dann, dann weiß ich gar nicht mehr, was ich gemacht habe, was eventuell ein gutes Zeichen ist, um 20 Uhr gingen wir sehr langweilig essen, dann flüchtete ich vor der Kinderdisco, die zum Glück nur 30 Minuten dauerte, und jetzt warte ich auf mein zweites Erwachsenengetränk heute und blogge, mir gegenüber sitzt das Kind mit einem elektronischen Endgerät, und am Pool tanzen drei Animateurinnen auf Stühlen zu Big Spender, und das ist eventuell das Albernste, was ich je gesehen habe, aber ich kann ja schnell in den Meta Modus wechseln.
Morgen möchte Jonathan noch einen Pooltag machen, ich kann sicher noch einen Tag nichts machen, merke aber, dass ich Hummeln im Hintern kriege. An den Strand möchte ich keinesfalls, Ona zum Glück auch nicht wirklich, aber Meer wär schon auch gut. Übermorgen wollen wir schnorcheln, dazu müsste ich aber noch klären, wie ich die Sachen, die wir benötigen würden, noch besorgen kann. Wir brauchen für den Plan beide Flossen, ich brauche Brille und Schnorchel, und wir brauchen einen Drybag, der neue Plan ist nämlich, kein Auto zu mieten, sondern einfach so lange an der Küste rumzuschnorcheln, bis wir einen guten Strand gefunden haben, und ich habe zwar wasserdichte Handyhüllen, wir brauchen aber auch Sonnencreme und Wasser. Aber das kriege ich alles gelöst. Sonst rufe ich Margerita an, unsere Reiseleiterin. Ich hatte noch nie eine Reiseleiterin, aber heute morgen war ein Termin anberaumt, die Reiseleiterin kommt in das Hotel, um sich nach meinem werten Befinden zu erkundigen. Das fand ich total verrückt, interessiert sich doch sonst nie jemand für mein Befinden. Ich erzählte von dem angefragten Upgrade, und schwupps, rannte sie zur Rezeption, um zu fragen, wie der Stand der Dinge sei. Mittelgut, heute ginge das nicht, eventuell ab Samstag, ich solle dann noch einmal fragen. Lustige Situation, ich hatte mich wieder voll in die Situation geworfen und sie einfach loslaufen lassen, obwohl ich sonst ja eher so veranlagt bin, dass ich meine Dinge selber regele, und dann hörte ich sie (sie sprach Englisch mit der Rezeption) leise sagen "She is a little tense, it's all a bit much for her, too many people, too much noise, so the more private room would be brilliant", und statt reinzugrätschen und zu sagen "Geht schon, ich bin ja kein Nutjob, wir kommen klar" habe ich ein bisschen leidend geguckt und meine Hände gewrungen, das ist ja immer so ein Standardzeichen für "a little tense". Und jetzt drücken Sie mal die Daumen, vielleicht können wir noch umziehen, aber wenn ich ehrlich bin: Schlimmer als die drei Animateurinnen, die gerade in goldenen Lamettakostümen zu Best of Dirty Dancing tanzen, kann das alles nicht mehr werden, und das stehe ich ja offensichtlich auch durch. Und es ist auch schon wieder echt kühl, ich denke nicht, dass ich jetzt schwimmen wollen würde. (Zwischenruf: Die Tänzerinnen sind wirklich unterirdisch.)
Morgen ist schon wieder so ein neuer Tag. Fazit Tag 2: Ich amüsiere mich noch immer ganz okay, teils echt, teils meta, aber ich merke Entspannung eintreten, und während ich diese Zeilen schreibe, bringt mein Kind mir einen Crepe. Insgesamt kann ich sagen, dass ich mein Ultra All Inclusive nicht gut nutze, ich denke, ich habe heute etwa für 5 Euro gegessen, plus zwei Cocktails und viel Wasser. Das holt Jonathan aber alles wieder rein. Ich habe mir bis 12 Uhr die Mühe gemacht, nachzuvollziehen, wie oft er sich etwas zu Essen geholt hat, aber das kann sich ja niemand merken.
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Urlaubstagebuch Teil 1
herzbruch, 12:56h
Wir sind also gestern angekommen, und zwar vollkommen ohne irgendwelche Komplikationen. Ich bin ja viel und weit gereist, und ich habe nie irgendein Anzeichen von Stress im Vorfeld verspürt. Selbst in den Jahren, in denen ich regelmäßig an Flughäfen gestrandet bin, weil ich Probleme mit der Security hatte, war ich sehr fatalistisch eingestellt. Immer gute Wäsche tragen wegen Strip Search, immer die Telefonnummer vom nächsten Konsulat auf dem Unterarm mit Kuli, Kreditkarte, Reisepass, Zahnbürste in der Handtasche, der gesamte Rest war egal.
Dieses Jahr war es anders, das erste Mal, dass ich mit Kind alleine verreist bin, wobei das im Nachhinein nicht der erschwerende Faktor war. Vielmehr war mein Hauptanliegen, dass ich komplett komplikationsfrei und ohne jede Beanspruchung des momentan ungewohnt dünnen Nervenkostüms verreisen wollte, und zwar mit dem Hauptziel, anschließend komplett rekuperiert zu sein. Und wenn es nur eine Woche zur freien Verfügung gibt, dann sollte das alles gut durchdacht sein. Die Phase des kleinteiligen Durchdenkens dauerte eine Woche und hat sich zwar gelohnt, wir haben alles mit, alles geordnet und alles komplikationsfrei erledigt, aber unterm Strich muss das jetzt auch alles wieder reingeholt werden. Ach.
Flug war komplikationslos, Anreise war überhaupt nicht zu früh (Abfahrt zuhause 4 Uhr, Ankunft Abflughalle 4.15h, Checkin Schlange 4 Kilometer, Abflug 6.50h), Einreise komplikationslos, Transfer komplikationslos, Kind hielt sich hervorragend an unsere Abmachung (an Reisetagen möchte ich nie den Satz sagen müssen "Lauf doch mal einen Schritt schneller"), alles bestens.
Das Hotel ist in etwa halb so schön wie auf den Fotos, das hatte ich aber antizipiert, zudem ist es dann immer noch schön genug. Alles ist praktisch, verfügbar, sauber, freundlich, es ist überhaupt nicht zu warm, da es sehr windig ist und somit, sobald man Schatten sucht, und das tue ich ja immer, außerdem sind überall Sonnenschirme, ist es sehr frisch, die Matratzen sind sehr gut, der Balkon ist da aber irgendwie zu warm, zu ungeschützt und nicht so idyllisch, wie erhofft, außerdem fehlt zum Glück die Main Bar mit den guten warmen und kalten Getränken, und so weiter. Alles gut. Eine Sache hatte ich allerdings vergessen in meiner Überlegung.
Ich bin ein Alleinemensch. Und ich möchte immer das machen, was ich möchte, und zwar dann, wann ich es möchte, und ich möchte keine Menschenmengen um mich rum haben. Und eigentlich kann davon nicht die Rede sein. Jetzt gerade ist es 11 Uhr morgens, ich sitze mit Rechner und Kaffee an einem gemütlichen Tisch am großen Pool, in dem genau 14 Leute sind. Das ist vollkommen überzeugend wenig, es ginge viel schlimmer. Im nächsten Schritt werde ich aufs Zimmer gehen, den Laptop wieder wegbringen und die Luma holen, dann lege ich mich nämlich wie eine Oma auf 3 Uhr im Wasser auf die Luma und schlafe ein Ründchen. Das entbindet mich davon, mir einen Liegestuhl aufzubauen. Die gibt es nämlich natürlich, und sie sind auch kein knappes Gut, diese Horrorgeschichten von Hotels, wo sich um 6 Uhr morgens Hermann aus Oer-Erkenschwick aufmacht, um die besten Liegen mit Handtüchern zu reservieren, sind hier nicht zutreffend. Die Infektionsschutzmaßnahmen finde ich überzeugend, auf jedem Tisch und sowieso überall stehen Flaschen mit Desinfektionsgel, überall stehen Kartons mit schwarzen medizinischen Masken, am Buffet ist Masken- und Handschuhpflicht, etc.
Dennoch ist mir das zuviel. Zuviel Menschen, zuviel Geräusche, zu viele optische Eindrücke. 100 Senioren in Badehose und Flipflops ist kein Bild, das ich zum Frühstück haben möchte. Ich möchte genau genommen gar kein Bild zum Frühstück haben. Ich möchte Ruhe. Und ja, ich möchte auf einer Liege liegen, und auf der Liege neben mir soll mein Kind liegen, wenn es nicht gerade schwimmt. Keinesfalls soll drei Meter weiter eine fremde Person liegen, das braucht es für mich nicht. Ich brauche auch keine Musikanlage am Pool. Und ich brauche ganz sicher keine Musikanlage am Strand. Ganz sicher nicht. Insgesamt fand ich den Strand sehr unüberzeugend. Zu viele Menschen, zu wenig Wellengang. Die Situation war deutlich, deutlich entspannter, als man das so von Fotos aus Malle kennt, wo jeder genau die 1,5 Quadratmeter des eigenen Handtuchs zur Verfügung hat, aber dennoch. Ich bin in der Vergangenheit einfach immer so lange rumgefahren, bis ich einen Strand gefunden habe, wo kaum jemand ist, Handtuch, Wasserflasche, gut ist's. Hier gibt es alles. Lustiger Strandbuggy, der Menschen rauf und runter fährt. Strandbar, Liegen, Pizzaofen, Burgerbar, Liegen, Sonnenschirme, WLAN. Aber das, was ich üblicherweise am Strand suche, nämlich Ruhe, gibt es dort nicht. Also werde ich wie eine Irre schwimmen. Ona hat vorgeschlagen, dass wir einen Tag versuchen könnten, zur nächsten Insel zu schwimmen. Mit Luma, zum Ausruhen. Natürlich werden wir das nicht schaffen, aber im Prinzip ist das ja auch nix anderes, als das, was wir in Spanien machen: Sehr weit rausschwimmen mit Luma zum Ausruhen, und da dann rumhängen und schnorcheln. Gut, sonst waren wir zu dritt, das ist noch mal anders, dafür kann ich dieses Mal das Handy für Notfälle mitnehmen. Und nein, jetzt keine warnenden Worte, wir sind ja nicht verrückt. Haben beide Gold, die Luma zur Sicherheit, und nie komplett außer Sichtweite der Lifeguards. (Langjährige Leser dieses Blogs erinnern sich eventuell, wie ich einst in der Costa Brava bei hohem Seegang kilometerweit nach Hause schwimmen musste, weil nur noch 2 von 3 wieder ins Kajak kamen, und die natürliche Auslese spuckte mich aus, also musste ich als Begleitboot hinter dem Kajak herschwimmen. Gut, ich hatte eine Weste, das wäre noch eine Idee, ja, wir leihen uns Westen, sollten wir weiter rausschwimmen wollen.)
Und dann muss ich noch über Menschen sprechen, die sind ja der einzige Faktor, der mich stört gerade. Und sie können nicht mal was dafür, ich springe nur scheinbar zu schnell auf bestimmte Dinge an. Ich identifiziere bislang deutsche, belgische und niederländische Familien, sowie einige osteuropäische Senioren. Und alle von denen sprechen schlecht Englisch, haben aber viele Wünsche. Das macht mich wahnsinnig. Gestern abend habe ich im Rahmen meiner festgelegten Regel, nicht mit Fremden zu sprechen, beschlossen, dass ich unverzüglich meinen Reflex ablegen muss, dolmetschen zu wollen, um das Fremdschämen zu kontrollieren. Der deutsche Familienvater, der früher als angesetzt einchecken möchte und nur immer wieder sagt "I want my room", der niederländische Familienvater, der an der Bar seinen Kaffee aus der Siebträgermaschine und nicht lösilich möchte und nur aggressiv wiederholt "NO, NOT THIS, NOT THIS", die polnische Seniorin, die gerne ihr Getränk mit weniger Eis möchte und sagt "Not many, not many, NO NOT MANY", das macht mich alles irre. Das kriegt man auch nicht geupgradet, da mach ich die nächsten Tage nix dran. Ich denke mir einfach, dass die Leute wahrscheinlich in ihrer eigenen Sprache viel netter und höflicher sind, und dann gehe ich weiter.
Die anstrengende Strandsituation werde ich nicht gelöst kriegen, ich plane allerdings, einen Tag doch ein Auto zu mieten und einen ruhigen Strand zu suchen, den ich dann abwohne. Die Poolsituation ist zwar nur mittelschlimm, aber die laute Musik macht mich irre, und da hilft es auch nicht, dass gerade Jamiroquai läuft. Zum Zwecke der Entspannung habe ich gestern abend angefragt, ob wir upgraden können auf so ein Zimmer mit eigenem Poolzugang. Da kann ich nämlich nicht nur in aller Stille für mich alleine auf der Terrasse sitzen und vielleicht leise Jamiroquai hören, vielleicht aber auch Bach oder nix. Zudem kann ich einfach um 22 Uhr noch mal schwimmen gehen, das geht hier nämlich nicht. 18 Uhr wird der Pool geschlossen, und wenn ich ehrlich bin: Das finde ich für Erwachsene eine Zumutung. Ich möchte nämlich eigentlich NUR nach 18 Uhr schwimmen, wenn die Familien weg sind, wenn der Ghettoblaster vom Lifeguard aus ist, wenn alle in der Schlange am Buffet stehen. Und dann ist da zu. Das geht so nicht. Und abschließend sei gesagt, dass ich eine wichtige meiner Eigenschaften leider bei den Vorüberlegungen vergessen hatte. Ich finde in nur sehr seltenen Ausnahmemomenten das toll, was alle toll finden. Das ist insofern sehr schlecht, dass die wiederkehrende Geschichte meines Lebens ist, dass jedes Produkt, das ich je zu 1000 Prozent überzeugend fand, spätestens ein Jahr nach Entdeckung aus dem Programm genommen wurde, das ist natürlich schade. Andererseits ist so eine pauschale Urlaubssituation natürlich auf den Geschmack des Durchschnitts zugespitzt, und das ist natürlich als Geschäftsmodell total nachvollziehbar. Die Auswahl am Buffet ist groß, aber alles ist total normal. Es soll ja allen schmecken. Für Ona super, für mich nach Mittagessen und Abendessen Tag 1 schon langweilig. Ich bin ja nicht 12. Ich wollte mich kurz halten. Ich bin keine Pauschaltouristin. Und wie Frau Stedtenhopp gestern so schön sagte: Die Menschen, die das anzieht und die dann um einen rum sind, ist die andere Seite der glänzenden Medaille, die da heißt Komfort, nicht kümmern müssen, nicht denken müssen, nix machen müssen. Mir ist schon klar, dass es keinen Ort auf der Welt gibt, wo all dies für Ona und mich allein gewährleistet werden kann. Und wie Frau Schüssler so schön ergänzte: Manchmal kann man auch mit Begeisterung etwas machen, zum Beispiel Pauschalurlaub, und sich gleichzeitig darüber freuen, das danach nie mehr zu machen. Und wie ich selbst gestern sagte, abschließend: Ich bin keine Pauschaltouristin. Aber es ist schön, das mal gesehen zu haben, und ich werfe mich jetzt voll in die Situation, hole gleich die Luma, lege mich in den Pool und penne.
Dieses Jahr war es anders, das erste Mal, dass ich mit Kind alleine verreist bin, wobei das im Nachhinein nicht der erschwerende Faktor war. Vielmehr war mein Hauptanliegen, dass ich komplett komplikationsfrei und ohne jede Beanspruchung des momentan ungewohnt dünnen Nervenkostüms verreisen wollte, und zwar mit dem Hauptziel, anschließend komplett rekuperiert zu sein. Und wenn es nur eine Woche zur freien Verfügung gibt, dann sollte das alles gut durchdacht sein. Die Phase des kleinteiligen Durchdenkens dauerte eine Woche und hat sich zwar gelohnt, wir haben alles mit, alles geordnet und alles komplikationsfrei erledigt, aber unterm Strich muss das jetzt auch alles wieder reingeholt werden. Ach.
Flug war komplikationslos, Anreise war überhaupt nicht zu früh (Abfahrt zuhause 4 Uhr, Ankunft Abflughalle 4.15h, Checkin Schlange 4 Kilometer, Abflug 6.50h), Einreise komplikationslos, Transfer komplikationslos, Kind hielt sich hervorragend an unsere Abmachung (an Reisetagen möchte ich nie den Satz sagen müssen "Lauf doch mal einen Schritt schneller"), alles bestens.
Das Hotel ist in etwa halb so schön wie auf den Fotos, das hatte ich aber antizipiert, zudem ist es dann immer noch schön genug. Alles ist praktisch, verfügbar, sauber, freundlich, es ist überhaupt nicht zu warm, da es sehr windig ist und somit, sobald man Schatten sucht, und das tue ich ja immer, außerdem sind überall Sonnenschirme, ist es sehr frisch, die Matratzen sind sehr gut, der Balkon ist da aber irgendwie zu warm, zu ungeschützt und nicht so idyllisch, wie erhofft, außerdem fehlt zum Glück die Main Bar mit den guten warmen und kalten Getränken, und so weiter. Alles gut. Eine Sache hatte ich allerdings vergessen in meiner Überlegung.
Ich bin ein Alleinemensch. Und ich möchte immer das machen, was ich möchte, und zwar dann, wann ich es möchte, und ich möchte keine Menschenmengen um mich rum haben. Und eigentlich kann davon nicht die Rede sein. Jetzt gerade ist es 11 Uhr morgens, ich sitze mit Rechner und Kaffee an einem gemütlichen Tisch am großen Pool, in dem genau 14 Leute sind. Das ist vollkommen überzeugend wenig, es ginge viel schlimmer. Im nächsten Schritt werde ich aufs Zimmer gehen, den Laptop wieder wegbringen und die Luma holen, dann lege ich mich nämlich wie eine Oma auf 3 Uhr im Wasser auf die Luma und schlafe ein Ründchen. Das entbindet mich davon, mir einen Liegestuhl aufzubauen. Die gibt es nämlich natürlich, und sie sind auch kein knappes Gut, diese Horrorgeschichten von Hotels, wo sich um 6 Uhr morgens Hermann aus Oer-Erkenschwick aufmacht, um die besten Liegen mit Handtüchern zu reservieren, sind hier nicht zutreffend. Die Infektionsschutzmaßnahmen finde ich überzeugend, auf jedem Tisch und sowieso überall stehen Flaschen mit Desinfektionsgel, überall stehen Kartons mit schwarzen medizinischen Masken, am Buffet ist Masken- und Handschuhpflicht, etc.
Dennoch ist mir das zuviel. Zuviel Menschen, zuviel Geräusche, zu viele optische Eindrücke. 100 Senioren in Badehose und Flipflops ist kein Bild, das ich zum Frühstück haben möchte. Ich möchte genau genommen gar kein Bild zum Frühstück haben. Ich möchte Ruhe. Und ja, ich möchte auf einer Liege liegen, und auf der Liege neben mir soll mein Kind liegen, wenn es nicht gerade schwimmt. Keinesfalls soll drei Meter weiter eine fremde Person liegen, das braucht es für mich nicht. Ich brauche auch keine Musikanlage am Pool. Und ich brauche ganz sicher keine Musikanlage am Strand. Ganz sicher nicht. Insgesamt fand ich den Strand sehr unüberzeugend. Zu viele Menschen, zu wenig Wellengang. Die Situation war deutlich, deutlich entspannter, als man das so von Fotos aus Malle kennt, wo jeder genau die 1,5 Quadratmeter des eigenen Handtuchs zur Verfügung hat, aber dennoch. Ich bin in der Vergangenheit einfach immer so lange rumgefahren, bis ich einen Strand gefunden habe, wo kaum jemand ist, Handtuch, Wasserflasche, gut ist's. Hier gibt es alles. Lustiger Strandbuggy, der Menschen rauf und runter fährt. Strandbar, Liegen, Pizzaofen, Burgerbar, Liegen, Sonnenschirme, WLAN. Aber das, was ich üblicherweise am Strand suche, nämlich Ruhe, gibt es dort nicht. Also werde ich wie eine Irre schwimmen. Ona hat vorgeschlagen, dass wir einen Tag versuchen könnten, zur nächsten Insel zu schwimmen. Mit Luma, zum Ausruhen. Natürlich werden wir das nicht schaffen, aber im Prinzip ist das ja auch nix anderes, als das, was wir in Spanien machen: Sehr weit rausschwimmen mit Luma zum Ausruhen, und da dann rumhängen und schnorcheln. Gut, sonst waren wir zu dritt, das ist noch mal anders, dafür kann ich dieses Mal das Handy für Notfälle mitnehmen. Und nein, jetzt keine warnenden Worte, wir sind ja nicht verrückt. Haben beide Gold, die Luma zur Sicherheit, und nie komplett außer Sichtweite der Lifeguards. (Langjährige Leser dieses Blogs erinnern sich eventuell, wie ich einst in der Costa Brava bei hohem Seegang kilometerweit nach Hause schwimmen musste, weil nur noch 2 von 3 wieder ins Kajak kamen, und die natürliche Auslese spuckte mich aus, also musste ich als Begleitboot hinter dem Kajak herschwimmen. Gut, ich hatte eine Weste, das wäre noch eine Idee, ja, wir leihen uns Westen, sollten wir weiter rausschwimmen wollen.)
Und dann muss ich noch über Menschen sprechen, die sind ja der einzige Faktor, der mich stört gerade. Und sie können nicht mal was dafür, ich springe nur scheinbar zu schnell auf bestimmte Dinge an. Ich identifiziere bislang deutsche, belgische und niederländische Familien, sowie einige osteuropäische Senioren. Und alle von denen sprechen schlecht Englisch, haben aber viele Wünsche. Das macht mich wahnsinnig. Gestern abend habe ich im Rahmen meiner festgelegten Regel, nicht mit Fremden zu sprechen, beschlossen, dass ich unverzüglich meinen Reflex ablegen muss, dolmetschen zu wollen, um das Fremdschämen zu kontrollieren. Der deutsche Familienvater, der früher als angesetzt einchecken möchte und nur immer wieder sagt "I want my room", der niederländische Familienvater, der an der Bar seinen Kaffee aus der Siebträgermaschine und nicht lösilich möchte und nur aggressiv wiederholt "NO, NOT THIS, NOT THIS", die polnische Seniorin, die gerne ihr Getränk mit weniger Eis möchte und sagt "Not many, not many, NO NOT MANY", das macht mich alles irre. Das kriegt man auch nicht geupgradet, da mach ich die nächsten Tage nix dran. Ich denke mir einfach, dass die Leute wahrscheinlich in ihrer eigenen Sprache viel netter und höflicher sind, und dann gehe ich weiter.
Die anstrengende Strandsituation werde ich nicht gelöst kriegen, ich plane allerdings, einen Tag doch ein Auto zu mieten und einen ruhigen Strand zu suchen, den ich dann abwohne. Die Poolsituation ist zwar nur mittelschlimm, aber die laute Musik macht mich irre, und da hilft es auch nicht, dass gerade Jamiroquai läuft. Zum Zwecke der Entspannung habe ich gestern abend angefragt, ob wir upgraden können auf so ein Zimmer mit eigenem Poolzugang. Da kann ich nämlich nicht nur in aller Stille für mich alleine auf der Terrasse sitzen und vielleicht leise Jamiroquai hören, vielleicht aber auch Bach oder nix. Zudem kann ich einfach um 22 Uhr noch mal schwimmen gehen, das geht hier nämlich nicht. 18 Uhr wird der Pool geschlossen, und wenn ich ehrlich bin: Das finde ich für Erwachsene eine Zumutung. Ich möchte nämlich eigentlich NUR nach 18 Uhr schwimmen, wenn die Familien weg sind, wenn der Ghettoblaster vom Lifeguard aus ist, wenn alle in der Schlange am Buffet stehen. Und dann ist da zu. Das geht so nicht. Und abschließend sei gesagt, dass ich eine wichtige meiner Eigenschaften leider bei den Vorüberlegungen vergessen hatte. Ich finde in nur sehr seltenen Ausnahmemomenten das toll, was alle toll finden. Das ist insofern sehr schlecht, dass die wiederkehrende Geschichte meines Lebens ist, dass jedes Produkt, das ich je zu 1000 Prozent überzeugend fand, spätestens ein Jahr nach Entdeckung aus dem Programm genommen wurde, das ist natürlich schade. Andererseits ist so eine pauschale Urlaubssituation natürlich auf den Geschmack des Durchschnitts zugespitzt, und das ist natürlich als Geschäftsmodell total nachvollziehbar. Die Auswahl am Buffet ist groß, aber alles ist total normal. Es soll ja allen schmecken. Für Ona super, für mich nach Mittagessen und Abendessen Tag 1 schon langweilig. Ich bin ja nicht 12. Ich wollte mich kurz halten. Ich bin keine Pauschaltouristin. Und wie Frau Stedtenhopp gestern so schön sagte: Die Menschen, die das anzieht und die dann um einen rum sind, ist die andere Seite der glänzenden Medaille, die da heißt Komfort, nicht kümmern müssen, nicht denken müssen, nix machen müssen. Mir ist schon klar, dass es keinen Ort auf der Welt gibt, wo all dies für Ona und mich allein gewährleistet werden kann. Und wie Frau Schüssler so schön ergänzte: Manchmal kann man auch mit Begeisterung etwas machen, zum Beispiel Pauschalurlaub, und sich gleichzeitig darüber freuen, das danach nie mehr zu machen. Und wie ich selbst gestern sagte, abschließend: Ich bin keine Pauschaltouristin. Aber es ist schön, das mal gesehen zu haben, und ich werfe mich jetzt voll in die Situation, hole gleich die Luma, lege mich in den Pool und penne.
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