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Samstag, 17. Juli 2021
Duck Song
herzbruch, 22:38h
Als Jonathan klein war, liebte er den Duck Song, müssen Sie sich auf YouTube selber erarbeiten, sonst habe ich wieder wochenlang einen Ohrwurm, das ist mir nicht recht. Jedenfalls ist ja morgen der Abend vor Reinfeiern, und da hätte ich natürlich durchaus Lust, für Frau N und meine Familie zu kochen, konnte mir aber nichts vorstellen, worauf ich Appetit hätte, also befragte Frau N in bewährter Manier das Internet. Von den Vorschlägen, die einliefen, interessierte mich am allermeisten Entenbrust mit Honig-Balsamicoschalotten, zudem hatten wir über Ottolenghipilze gesprochen, und wenn ich über Ottolenghipilze spreche, mache ich sofort auch reflexartig Süßkartoffeln mit Feigen. Das erschien mir alles theoretisch lecker, also beschlossen wir, das in der Praxis zu kaufen und von mir morgen zubereiten zu lassen, mit einer recht großen theoretischen Chance, das letztendlich auch essen zu wollen.
Frau N hatte eigentlich überhaupt nicht geplant, das Haus zu verlassen und musste wählen zwischen selber nach Düsseldorf fahren oder kurz in den Supermarkt, entschied an der Stelle aber schlau. Sie ist eine sehr gute Beifahrerin, sehr kompetent. Wir betraten also den Supermarkt, eine junge Frau steuerte auf sie zu und fragte (Frau N wohlgemerkt, mich würde ja niemals jemand ansprechen): "Entschuldigung, was ist noch mal Lauch?", und dann kam der allergrößte Hauptunterschied zwischen Frau N und mir zum Tragen. Während ich maximal, wenn überhaupt irgendetwas, gesagt hätte: "Entschuldigung, bitte gehen Sie weiter", nicht, weil ich unfreundlich sein möchte, sondern weil es ein Reflex wäre, warf sich Frau N kopfüber in die Situation, sagte "Das ist Porree. Wie Frühlingszwiebeln, nur viel größer, so unten weiß, oben grün". Vier Stationen weiter - es gab im ersten Supermarkt keine Entenbrust, im zweiten gab es nur noch eine Entenbrust und mein Gesicht auf den Vorschlag, ich könne ja selber Entenbrust essen, der Rest äße Steak signalisierte Frau N, dass sie besser einfach alle Supermärkte, die sie kennt, inventarisiert und wir sie der Reihe nach abfahren sollten, so lange, bis wir vier Entenbrüste haben, fanden wir dann also die restlichen drei Entenbrüste, und gegenüber war der Cremes und Oliven-Mann, dessen Cremes ich immer ganz hervorragend fand. Nun hatte ich zwar keinen Appetit auf Cremes, auf alle anderen Sachen aber auch nicht, dann kann eine auch Cremes essen. Also ging ich hin, bestellte ein halbes Töpfchen Pilze, er machte ein Töpfchen ganz voll, dann bestellte ich ein halbes Töpfchen Oliven, er machte es wieder voll, dieses Mal schritt ich ein und sagte "bitte etwas weniger", er legte noch einen weiteren Löffel nach, ich gab auf und ließ ihn einfach machen, was er möchte, auch die Cremes Auswahl gelang ihm hervorragend, dann bezahlte ich und ging.
Zuhause angekommen fiel mir wieder ein, was ich an Frau N ganz besonders mag: Was ist die wichtigste erste Aktivität, wenn man vom Einkaufen kommt? Richtig. Füße hoch.
Frau N hatte eigentlich überhaupt nicht geplant, das Haus zu verlassen und musste wählen zwischen selber nach Düsseldorf fahren oder kurz in den Supermarkt, entschied an der Stelle aber schlau. Sie ist eine sehr gute Beifahrerin, sehr kompetent. Wir betraten also den Supermarkt, eine junge Frau steuerte auf sie zu und fragte (Frau N wohlgemerkt, mich würde ja niemals jemand ansprechen): "Entschuldigung, was ist noch mal Lauch?", und dann kam der allergrößte Hauptunterschied zwischen Frau N und mir zum Tragen. Während ich maximal, wenn überhaupt irgendetwas, gesagt hätte: "Entschuldigung, bitte gehen Sie weiter", nicht, weil ich unfreundlich sein möchte, sondern weil es ein Reflex wäre, warf sich Frau N kopfüber in die Situation, sagte "Das ist Porree. Wie Frühlingszwiebeln, nur viel größer, so unten weiß, oben grün". Vier Stationen weiter - es gab im ersten Supermarkt keine Entenbrust, im zweiten gab es nur noch eine Entenbrust und mein Gesicht auf den Vorschlag, ich könne ja selber Entenbrust essen, der Rest äße Steak signalisierte Frau N, dass sie besser einfach alle Supermärkte, die sie kennt, inventarisiert und wir sie der Reihe nach abfahren sollten, so lange, bis wir vier Entenbrüste haben, fanden wir dann also die restlichen drei Entenbrüste, und gegenüber war der Cremes und Oliven-Mann, dessen Cremes ich immer ganz hervorragend fand. Nun hatte ich zwar keinen Appetit auf Cremes, auf alle anderen Sachen aber auch nicht, dann kann eine auch Cremes essen. Also ging ich hin, bestellte ein halbes Töpfchen Pilze, er machte ein Töpfchen ganz voll, dann bestellte ich ein halbes Töpfchen Oliven, er machte es wieder voll, dieses Mal schritt ich ein und sagte "bitte etwas weniger", er legte noch einen weiteren Löffel nach, ich gab auf und ließ ihn einfach machen, was er möchte, auch die Cremes Auswahl gelang ihm hervorragend, dann bezahlte ich und ging.
Zuhause angekommen fiel mir wieder ein, was ich an Frau N ganz besonders mag: Was ist die wichtigste erste Aktivität, wenn man vom Einkaufen kommt? Richtig. Füße hoch.
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Lovecats
herzbruch, 13:35h
Neuer Tag, neues Glück. Ich bin exakt genau gleich angestrengt wie vor dem Schlafengehen, seit Wochen empfinde ich das, was im Roman "bleierne Schwere" heißt. Konnte ich mir nie viel drunter vorstellen, jetzt bin ich ein Mensch, der bleierne Schwere kennt. Bei dem Gedanken, dass ich heute die Treppe runter und wieder rauflaufen muss, um Einkäufe zu transportieren, wird mir direkt ganz schlecht vor lauter bleierner Schwere. Ich habe das also jetzt immer, Frau N am Ende eines langen Tages immerhin punktuell, so standen wir gestern abend also vor ihrem Haus und riefen mein Kind an mit der Bitte, die Einkäufe hochzutragen, da wir sonst leider kein Eis essen könnten. So gemein sind wir.
Letztendlich habe ich dann gar kein Eis gegessen, da ich erstens gar nicht gerne Eis mag und ich zweitens keinen Appetit hatte. Mein Kind hat derweil ein ganzes Paket gegessen, und ich bin immer wieder erstaunt, dass diese komplette Eisbegeisterung mit mir eine Generation übersprungen hat. Meine Mutter und mein Kind sind zusammen vermutlich für die Hälfte des Eiskonsums in Europa zuständig. Vor vielen Jahren, ich lebte noch bei meinen Eltern, ertappte ich meine Mutter abends beim Golden Girls gucken mit einer riesigen Schüssel Eis, und genüsslich löffelte sie, den Löffel mit der Wölbung nach oben haltend. Auf die Frage, warum sie den Löffel falsch rum hielte, antwortete sie: So habe ich länger was davon. Da kann eine viel von lernen.
Ich habe ja allergrößten Respekt vor Frau N, aber ihre Katzen beäuge ich mit Skepsis. Sie kennen mich ja ganz gut, ich war nämlich vor ihnen da, und der Kater hat die zwei Jahre Überlappung nur für den Moment gelebt, an dem ich jede Woche abends einen Koffer in das Gästezimmer gestellt habe, damit er dann darauf schlafen kann. Vielleicht ist es Pandemie, aber die Katzen haben sich recht eigenartig entwickelt. Erstens musste ich kritisch anmerken, dass die vorgebrachte Entschuldigung der Tierärztin, die Katze habe einen sehr ungünstigen Körperbau, so nicht richtig ist. Die Katze hat kein Körperbauproblem, die Katze ist einfach unfassbar fett. So, jetzt hab ich es gesagt. Ich glaube, sie wiegt so viel wie mein Hund, und sie sieht eher aus wie ein prallgefüllter Luftballon, als wie eine Katze. Zum Fressen bekommt sie übrigens einen besonderen Service: Frau N legt sich auf den Boden daneben, bis sie fertig ist. Das Gewichtsproblem könnte folglich sehr einfach behoben werden, in dem Frau N etwas früher wieder aufsteht. Alternativ könnte ich öfter ins Bad gehen, das verbrennt auch viele Kalorien. Die Katze möchte das nämlich nicht. In den letzten Tagen waren wir tagsüber ja zu viert, Ona, zwei Katzen und ich, und da zeigte sich sehr schnell, dass jedes Mal, wenn ich ins Bad gehe, die Katze vollkommen eskaliert. Sie kratzt an der Tür, schreit, maunzt und regt sich erst wieder ab, wenn ich die Türe öffne. Nun bin ich nicht so veranlagt, dass ich mich den Wünschen einer Katze unterordne, und wenn ich das wäre, würde es recht schnell hinauslaufen auf "sie oder ich", denn man muss ja ins Bad. Wenn Frau N in der Küche anwesend ist, eskaliert die Katze übrigens nicht, sondern legt sich lang vor die Tür und setzt ein einschüchterndes Gesicht auf. Lang ist natürlich relativ, wegen der unglücklichen Körperform. Der Kater war lediglich wieder sehr beruhigt, dass die lange kofferlose Zeit vorbei ist, und heute morgen, Frau N und ich hatten beide einen Kaffee und lagen auf Sessel und Sofa, während die großen Kinder noch schliefen, da kam der Kater zu uns, turnte ein bisschen angeberisch auf dem Flokati vor, wie gemütlich die Welt ist, wenn man gut schlafen kann und nicht Rücken hat, dann ging er zu Frau N und teilte ihr unangemessen fordernd mit, dass sie mitkommen müsse, sofort, ging dann einmal durch die ganze Wohnung und teilte ihr Lassie-Style mit, dass die Tür zu Onas Zimmer sofort geöffnet werden müsse. Ich nehme an, dass meine autoritäre Anwesenheit das einzige war, was sie davon abhalten konnte. Ich bin sehr froh, dass sie keinen großen Hund hat.
Letztendlich habe ich dann gar kein Eis gegessen, da ich erstens gar nicht gerne Eis mag und ich zweitens keinen Appetit hatte. Mein Kind hat derweil ein ganzes Paket gegessen, und ich bin immer wieder erstaunt, dass diese komplette Eisbegeisterung mit mir eine Generation übersprungen hat. Meine Mutter und mein Kind sind zusammen vermutlich für die Hälfte des Eiskonsums in Europa zuständig. Vor vielen Jahren, ich lebte noch bei meinen Eltern, ertappte ich meine Mutter abends beim Golden Girls gucken mit einer riesigen Schüssel Eis, und genüsslich löffelte sie, den Löffel mit der Wölbung nach oben haltend. Auf die Frage, warum sie den Löffel falsch rum hielte, antwortete sie: So habe ich länger was davon. Da kann eine viel von lernen.
Ich habe ja allergrößten Respekt vor Frau N, aber ihre Katzen beäuge ich mit Skepsis. Sie kennen mich ja ganz gut, ich war nämlich vor ihnen da, und der Kater hat die zwei Jahre Überlappung nur für den Moment gelebt, an dem ich jede Woche abends einen Koffer in das Gästezimmer gestellt habe, damit er dann darauf schlafen kann. Vielleicht ist es Pandemie, aber die Katzen haben sich recht eigenartig entwickelt. Erstens musste ich kritisch anmerken, dass die vorgebrachte Entschuldigung der Tierärztin, die Katze habe einen sehr ungünstigen Körperbau, so nicht richtig ist. Die Katze hat kein Körperbauproblem, die Katze ist einfach unfassbar fett. So, jetzt hab ich es gesagt. Ich glaube, sie wiegt so viel wie mein Hund, und sie sieht eher aus wie ein prallgefüllter Luftballon, als wie eine Katze. Zum Fressen bekommt sie übrigens einen besonderen Service: Frau N legt sich auf den Boden daneben, bis sie fertig ist. Das Gewichtsproblem könnte folglich sehr einfach behoben werden, in dem Frau N etwas früher wieder aufsteht. Alternativ könnte ich öfter ins Bad gehen, das verbrennt auch viele Kalorien. Die Katze möchte das nämlich nicht. In den letzten Tagen waren wir tagsüber ja zu viert, Ona, zwei Katzen und ich, und da zeigte sich sehr schnell, dass jedes Mal, wenn ich ins Bad gehe, die Katze vollkommen eskaliert. Sie kratzt an der Tür, schreit, maunzt und regt sich erst wieder ab, wenn ich die Türe öffne. Nun bin ich nicht so veranlagt, dass ich mich den Wünschen einer Katze unterordne, und wenn ich das wäre, würde es recht schnell hinauslaufen auf "sie oder ich", denn man muss ja ins Bad. Wenn Frau N in der Küche anwesend ist, eskaliert die Katze übrigens nicht, sondern legt sich lang vor die Tür und setzt ein einschüchterndes Gesicht auf. Lang ist natürlich relativ, wegen der unglücklichen Körperform. Der Kater war lediglich wieder sehr beruhigt, dass die lange kofferlose Zeit vorbei ist, und heute morgen, Frau N und ich hatten beide einen Kaffee und lagen auf Sessel und Sofa, während die großen Kinder noch schliefen, da kam der Kater zu uns, turnte ein bisschen angeberisch auf dem Flokati vor, wie gemütlich die Welt ist, wenn man gut schlafen kann und nicht Rücken hat, dann ging er zu Frau N und teilte ihr unangemessen fordernd mit, dass sie mitkommen müsse, sofort, ging dann einmal durch die ganze Wohnung und teilte ihr Lassie-Style mit, dass die Tür zu Onas Zimmer sofort geöffnet werden müsse. Ich nehme an, dass meine autoritäre Anwesenheit das einzige war, was sie davon abhalten konnte. Ich bin sehr froh, dass sie keinen großen Hund hat.
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