Dienstag, 29. November 2011
Alle bekloppt (aber das wussten Sie ja schon)
heute: unwillige beisitzer und unterqualifizierte sekretaerinnen.

tagesplan: 10h: muendliches examen frau XY, beisitzerin frau prof. dr. schlupinski, kunstgeschichte. 10:30h: rollentausch prueferin und beisitzerin, in der kombination dann 2 weitere pruefungen. das alles in frau schlupinskis buero, voellig anderer campus und damit fuer mich gedoens.

9.50h: herzbruch erreicht das buero von frau schlupinski, die allerdings noch nicht da ist. ich warte.

9.55h: herzbruch klopft bei der sekretaerin von frau schlupinski, die aussieht, als haette sie im laufe des tages noch einen gastauftritt im philosophischen quartett. das buero ist verraucht, die dame telefoniert mit "mutti". dialog: "guten morgen, herzbruch, ich habe um 10h eine examenspruefung mit (sic! mit, nicht bei) frau schlupinski und wuesste gerne" -- (ohne auch nur in meine ungefaehre richtung zu blicken) "da haben sie ja noch 5 minuten!"
ich verlasse den raum

9.57h: kandidatin XY erscheint. frau schlupinski nicht.

10.01h: herzbruch betritt wieder das buero der "sekretaerin" (ich dachte ja immer, fuer den beruf der sekretaerin mit publikumskontakt waeren freundlichkeit und hilfsbereitschaft eine schluesselqualifikation, aber im oeffentlichen dienst ist ja immer alles anders...). "guten morgen. dr. herzbruch ist mein name. vor einer minute haette die examenspruefung beginnen sollen, bei der frau schlupinski den beisitz haette machen sollen. es waere mir sehr recht, wenn sie sie benachrichtigen koennten." -- "wer sind sie?" -- "frau dr. herzbruch." -- "frau schlupinski ist nicht da." -- "ja, das sehe ich, und das aergert mich sehr." -- "da kann man nix machen." -- "bitte versuchen sie, sie zu kontaktieren." -- "wenn sie meinen." (gelangweiltes telefonat, blabla, hier ist eine frau holzbau, da ist irgendwas mit examen, ich weiss auch nicht, ja richte ich aus.) "frau professor hatte den termin nicht im kalender. sie kommt heute noch, aber das dauert." -- "aha. das finde ich schlecht." -- "das ist nicht mein problem." -- "meins auch nicht. wir machen es naemlich so: ich fahre jetzt einfach mit der kandidatin, die gerne jetzt ihre letzte pruefung machen moechte, in mein buero und pruefe dort mit einem anderen beisitzer. und jetzt kommt noch ihr problem: sie brauchen dringend einen beisitzer fuer 10.30h. schoenen tag."

so haben wir es dann gemacht. und die damen vom pruefungsamt, denen ich dann doch noch schnell bescheid geben musste, nicht, dass man hinterher doch noch den arsch aufgerissen kriegt, konnten ihre schadenfreude nicht verheimlichen, ist die dame doch bekannt fuer ihren unwillen, beisitz zu machen.

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Dienstag, 22. November 2011
Wischergate
(thema: steuergeldverschwendung an deutschen universitaeten, heute ohne kunst)

12 uhr: ich unterrichte im hoersaalzentrum. dort gibt es whiteboards, und vor der sitzung leihe ich mir beim pfoertner einen wischer. das macht man so. man unterschreibt, gibt seine durchwahl an und nimmt den wischer mit. am ende der veranstaltung bringt man ihn dann wieder, oder man macht es ganz unkonventionell so wie ich meistens und bringt ihn nach der letzten lehrveranstaltung des tages, in meinem fall dann 20 uhr, zurueck. noch mal zur sicherheit: wir reden hier von tafelwischern. ein pfennigsartikel. der hausmeister hat einen ganzen schrank voller wischer, ich tippe auf mehrere hundert. das gebaeude hat 15 hoersaele. das ist alles wichtige hintergrundinformation.

also noch mal von vorn:

12h: ich hole den wischer.

14h: am ende der veranstaltung rennt eine aufgeloeste studentin, die naechste woche bei mir muendlich examen macht, in den saal und moechte mit mir ueber die welt und probleme reden. klar, mache ich gerne, sie kann ja auf dem weg rueber in mein buero alles erklaeren. meine montage sind in 2-minuten-rastern getaktet. da kann man nicht einfach mittendrin mal 3 minuten stehenbleiben.

14.15h: wieder im buero, im jutebeutel befindet sich der wischer. kein problem, denke ich, gebe ich den halt heute abend ab.

14:27h: das telefon klingelt. eine mir nicht bekannte unidurchwahl. ich kann nicht drangehen. ich habe noch exakt 33 minuten, um ein gutachten zu schreiben, bevor der pruefungswahnsinn weitergeht.

14.29h: das telefon klingelt.

14.31h: das telefon klingelt.

14.33h: das telefon klingelt.

14.37h (!): das telefon klingelt.

ich schaue vorsichtshalber mal nach, wer denn zu der durchwahl gehoert. unglaube. nicht-fassen-wollen. es ist der hausmeister vom hoersaalzentrum. hat der nix zu tun? drangehen ist jetzt natuerlich vollkommen ausgeschlossen, sonst laufe ich gefahr, den wischer umgehend zurueckbringen zu muessen, und wie erklaert man den damen vom pruefungsamt, dass sie a) kein gutachten und b) keine pruefung kriegen, weil ich einen wischer nicht umgehen abgeliefert habe? es gibt nur eine loesung, meine konzentration leidet naemlich:

14.40h: ich lege den hoerer daneben.

14.42h: meine kollegin aus dem nebenraum klopft zaghaft, bedeutet geschlossene tuer doch immer, dass ich jetzt gerade noch nicht einmal zum gruss nicken kann. auf ihrem apparat habe jemand fuer mich angerufen. nach etwas laengerem hin und her wird klar, dass derjenige noch immer dran ist.

14.44h: "herzbruch?" - "ja, schulz hier, pforte hoersaalzentrum. frau dr. herzbruch, sie haben heute um 12 uhr einen wischer geliehen." - (fassungslos) "ja, das ist richtig." - "sie haben den nicht zurueckgebracht." - "ja, das ist auch richtig." - "gut, dann wissen sie ja bescheid. auf wiederhoeren, und schoenen tag noch."

ich hatte leider keine gelegenheit mehr, den herren zu fragen, wie hoch ungefaehr sein stundenlohn ist und wie sich der im verhaeltnis zu einem wischer gestaltet.

das fuehrt uns ca. 10 jahre zurueck in die vergangenheit. herzbruch ist wissenschaftliche mitarbeiterin einer netten westfaelischen universitaet. von desillusionierung ist noch keine rede.

das system bietet den mitarbeitern an, vorwahlen fuer privatgespraeche anzufragen, damit man die separat abrechnen kann. da ich im buero nicht privat zu telefonieren pflege, mache ich von diesem spitzenangebot keinen gebrauch. telefonieren tue ich projektbedingt viel, auch mit privaten anschluessen von kollegen in anderen staedten. dann kommt der tag, an dem ich mich beim besuch bei den eltern (die nicht im telefonbuch stehen) zu verspaeten drohe. ich fuehre ein ca. 10 sekuendiges telefonat, um das so kurz wie moeglich mitzuteilen. dann am monatsende der brief (nicht in der hauspost, nein, fuer viel porto nach hause):

"sehr geehrte frau herzbruch, blabla, einzelverbindungsnachweis, blabla, unstimmigkeit, blabla, insert telefonnummer der eltern blabla, haben sie ein gespraech gefuehrt, welches 18 cent gekostet hat. wir bitten sie, die o.g. summe von 0,18 euro auf das unten angegebene konto zu ueberweisen."

antwort:

blablablablabla, ob das denn noetig waere, 18 cent, und nun wirklich.

antwort:

blablabla, ja, das ist noetig.

antwort:

blablabla, leider ist es meiner bank nicht moeglich, ueberweisungen von 18 cent vorzunehmen. kann aber gerne bar zahlen.

antwort:

blablabla, nee, bar geht nicht, bitte ueberweisen.

antwort:

ueberweisen geht ja wie gesagt nicht. dann kann ich also leider nicht zahlen.

antwort:

blabla, nach reiflicher ueberlegung wird die summe von 0,18 euro von meinem naechsten gehalt eingehalten.

antwort:

sie sind ja in der finanzabteilung beschaeftigt und haben somit ueberblick ueber meinen und ihren stundenlohn. wenn sie den jetzt auf die 7 einheiten porto draufrechnen, fragt man sich, ob das bei einem streitwert von 18 cent denn ueberhaupt sinnvoll ist.

so. fertig. man gewoehnt sich ja an vieles.

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Sonntag, 20. November 2011
24 Stunden Flitterurlaub mit den Herzbruchens
das muss erstmal verarbeitet werden. jedenfalls haette ich nicht gedacht, dass ich mal irgendwo hinfahre, wo ich am ende vorschlage: "abendessen machen wir im ice. das ist billiger."

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