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Mittwoch, 11. August 2021
Schullektüren
herzbruch, 09:31h
Herr Rau hat uns erzählt, was er in der Schule so alles gelesen hat, ich möchte sagen *lesen musste*, und gefragt, ob wir es ihm gleichtun können. Kann ich, aber ich nehme vorweg: Mir war immer sehr langweilig.
Darüberhinaus fiel mir auf, dass ich a) gar nicht mehr viele Werke zusammenkriege und b) zu den allermeisten gar nichts mehr weiß, es sei denn, ich hatte eine schwere Reaktanz zu vermelden. So brav, wie Frau N das sogar noch emotional einordnen kann, das wird mir nicht gelingen. Abschließend sein noch gesagt, dass ich zwar seit früher Kindheit wahnsinnig viel gelesen habe, dass ich jedoch ALLES an der Literaturarbeit in der Schule gehasst habe. Alles. Wirklich alles. Im Studium musste ich mich anschließend am Rande noch mal mit Literatur beschäftigen, und ich stellte fest, dass ich nie mehr in meinem Leben sechs Monate im größeren Verbund darüber diskutieren möchte, wie irgendjemand irgendetwas gemeint haben könnte.
Nestroy: Der böse Geist Lumpacivagabundus
Das erste Buch, das wir in Deutsch gelesen haben. Ich weiß nichts mehr daraus, war aber noch nicht abgeschreckt. Immerhin. Es ging um Sex und Saufen im alten Wien. What could be bad?
Schiller: Die Räuber
Kam direkt im Anschluss. Fand ich schlecht, warum, weiß ich nicht mehr. Eventuell war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas lesen musste, was etwas an meinem persönlichen Interesse vorbeiging. Ich habe die Räuber noch zuende gelesen, begann aber irgendwann eine atemberaubende Karriere in Lektüre-nicht-fertiglesen-und-trotzdem-Klausur-schreiben.
Pausewang: Die Wolke
Pausewang: Die letzten Kinder von Schewenborn
Fand ich sehr gut, wenngleich extrem beklemmend, hat mich schlecht schlafen lassen, ich erinnere mich an das Gefühl, nicht weiterlesen zu können, weil ich zu beklemmt war. Aber gut. Irgendwo muss die Radikalisierung ja beginnen.
Golding: Herr der Fliegen
Hab ich damals nicht drüber nachgedacht. Im Nachhinein fällt mir auf: Wieso haben wir in Deutsch auch Übersetzungen gelesen? Ist das vernünftig?
Orwell: Farm der Tiere
Siehe oben.
Schiller:Don Carlos
Ich habe es gehasst. Und ich habe es nie zuende gelesen. Und ich habe eine Klassenarbeit darüber geschrieben, und ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, denke aber, dass wir eine Charakteristik des Marquis von Posa schreiben sollten, und ich hatte das Buch ja nicht zuende gelesen und hatte letztendlich eine zu ungetrübte Meinung über den Charakter, ach, es war sehr unangenehm.
Droste-Hülshoff: Knabe im Moor
Angela Sommer-Bodenburg: Die Moorgeister
Viel Moor für so Pubertierende in der Mittelstufe.
Frisch: Andorra
In seiner Tragweite nicht verstanden, aber ich erinnere mich, dass es beginnt mit einer Beschreibung von weiß getünchten Häusern, das fand ich schön, eventuell habe ich damals schon lieber über Architektur gelesen als über andere Themen.
Goethe: Faust I
Kann man ja nix Schlechtes gegen sagen.
Dann weiß ich lange nichts mehr, es wurde alles sehr grauenhaft. Die ganzen tollen Sachen haben wir scheinbar ausgelassen und gingen direkt zu meinem literarischen Supergau über.
Roth: Radetzkymarsch
Habe ich GEHASST. Gehasst.
Fontane: Effi Briest
Ist in meinem Kopf mit dem Radetzkymarsch zu einem wirklich großen Hassobjekt verschmolzen. Und wenngleich ich ja immer sage, dass ich aus eigenen Fehlern am besten lerne, habe ich auch Effi Briest nur zur Hälfte gelesen und wusste dann in der Klausur wirklich gar nichts Relevantes über Baron von Innstetten, was insofern schade war, dass es auch hier wieder eine Charakteristik zu schreiben galt. Und wo ich es so schreibe: Hieß das eigentlich so? Egal.
Diese beiden Bücher, wie gesagt: in meinem Kopf zu einem schlimmen Buch zusammengefasst, haben mich übrigens gelehrt, dass ich mich für Inhalte interessiere, nicht für sprachliche Form. Also zumindest nicht, wenn die nicht exakt meinen Humor bedient, Max Goldt habe ich Jahre später ja auch mit großer Begeisterung gelesen, und da geht es ja auch um nix. Jedenfalls hatte ich bei einem der beiden Bücher ein Nahtoderlebnis, da über 20 Seiten ein Esstisch beschrieben wurde. Besser gesagt die Dinge, die auf dem Esstisch standen. In schönen Worten. Lang. Ausführlich. Was bei mir angekommen ist? Es gab Rinderbraten.
Wir wechseln das Fach und gehen zu Englisch über. Dort war es eigentlich genau andersrum wie in Deutsch: Ich hatte eine wirklich unfassbar grauenhafte Lehrerin, die ich zutiefst gehasst habe, wir haben aber ausnahmslos Bücher gelesen, die ich gut fand und die mich interessierten. Was nichts daran änderte, dass die Art und Weise, *wie* diese Bücher im Klassenverband gelesen wurden, mich wahnsinnig gemacht hat.
Shaw: Pygmalion
Konnte ich hinterher beruflich noch brauchen. Sagt man ja auch nicht so oft.
Lee: To kill a Mockingbird
Versah mich mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass ich Spezialwissen über die Band The Boo Radleys hatte. Fantastisch.
MacLaverty: Cal
An der Stelle konnte ich endlich auch mal Spezialwissen in den Unterricht einbringen, da das Buch sich mit dem Irlandkonflikt beschäftigt und meine Schwester mit einem britischen Soldaten verheiratet war und ich sehr viel zu dem Thema wusste und sogar Material in den Unterricht einbringen konnte. Obwohl die Lehrerin so grauenhaft war. Die Botschaft an Lehrer*innen ist an dieser Stelle: Wenn die Literatur gut genug ist, ist der Rest vielleicht egal.
Huxley: Brave New World
Geliebt. Sehr geliebt.
Orwell: 1984
Fand ich Huxley besser.
Shakespeare: The Merchant of Venice
Vielleicht das uninteressanteste Buch, das Shakespeare je geschrieben hat. Ich weiß es nicht, hab es ja nicht zuende gelesen.
Mehr fällt mir nicht ein. Wird vermutlich nicht wichtig gewesen sein. Meine erste Fremdsprache war ja Latein, da las man, was man so liest: Caesar, Cicero, Ovid, in der Reihenfolge. Die dritte Fremdsprache war Altgriechisch, und da ist alles blank. Dafür kann ich allerdings fast 30 Jahre später noch immer in einer atemberaubenden Geschwindigkeit das griechische Alphabet aufsagen, und wenn mal Pandemie ist, dann weiß ich, wo ab Delta die Reise hingeht. Und das ist viel wert.

Darüberhinaus fiel mir auf, dass ich a) gar nicht mehr viele Werke zusammenkriege und b) zu den allermeisten gar nichts mehr weiß, es sei denn, ich hatte eine schwere Reaktanz zu vermelden. So brav, wie Frau N das sogar noch emotional einordnen kann, das wird mir nicht gelingen. Abschließend sein noch gesagt, dass ich zwar seit früher Kindheit wahnsinnig viel gelesen habe, dass ich jedoch ALLES an der Literaturarbeit in der Schule gehasst habe. Alles. Wirklich alles. Im Studium musste ich mich anschließend am Rande noch mal mit Literatur beschäftigen, und ich stellte fest, dass ich nie mehr in meinem Leben sechs Monate im größeren Verbund darüber diskutieren möchte, wie irgendjemand irgendetwas gemeint haben könnte.
Nestroy: Der böse Geist Lumpacivagabundus
Das erste Buch, das wir in Deutsch gelesen haben. Ich weiß nichts mehr daraus, war aber noch nicht abgeschreckt. Immerhin. Es ging um Sex und Saufen im alten Wien. What could be bad?
Schiller: Die Räuber
Kam direkt im Anschluss. Fand ich schlecht, warum, weiß ich nicht mehr. Eventuell war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas lesen musste, was etwas an meinem persönlichen Interesse vorbeiging. Ich habe die Räuber noch zuende gelesen, begann aber irgendwann eine atemberaubende Karriere in Lektüre-nicht-fertiglesen-und-trotzdem-Klausur-schreiben.
Pausewang: Die Wolke
Pausewang: Die letzten Kinder von Schewenborn
Fand ich sehr gut, wenngleich extrem beklemmend, hat mich schlecht schlafen lassen, ich erinnere mich an das Gefühl, nicht weiterlesen zu können, weil ich zu beklemmt war. Aber gut. Irgendwo muss die Radikalisierung ja beginnen.
Golding: Herr der Fliegen
Hab ich damals nicht drüber nachgedacht. Im Nachhinein fällt mir auf: Wieso haben wir in Deutsch auch Übersetzungen gelesen? Ist das vernünftig?
Orwell: Farm der Tiere
Siehe oben.
Schiller:Don Carlos
Ich habe es gehasst. Und ich habe es nie zuende gelesen. Und ich habe eine Klassenarbeit darüber geschrieben, und ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, denke aber, dass wir eine Charakteristik des Marquis von Posa schreiben sollten, und ich hatte das Buch ja nicht zuende gelesen und hatte letztendlich eine zu ungetrübte Meinung über den Charakter, ach, es war sehr unangenehm.
Droste-Hülshoff: Knabe im Moor
Angela Sommer-Bodenburg: Die Moorgeister
Viel Moor für so Pubertierende in der Mittelstufe.
Frisch: Andorra
In seiner Tragweite nicht verstanden, aber ich erinnere mich, dass es beginnt mit einer Beschreibung von weiß getünchten Häusern, das fand ich schön, eventuell habe ich damals schon lieber über Architektur gelesen als über andere Themen.
Goethe: Faust I
Kann man ja nix Schlechtes gegen sagen.
Dann weiß ich lange nichts mehr, es wurde alles sehr grauenhaft. Die ganzen tollen Sachen haben wir scheinbar ausgelassen und gingen direkt zu meinem literarischen Supergau über.
Roth: Radetzkymarsch
Habe ich GEHASST. Gehasst.
Fontane: Effi Briest
Ist in meinem Kopf mit dem Radetzkymarsch zu einem wirklich großen Hassobjekt verschmolzen. Und wenngleich ich ja immer sage, dass ich aus eigenen Fehlern am besten lerne, habe ich auch Effi Briest nur zur Hälfte gelesen und wusste dann in der Klausur wirklich gar nichts Relevantes über Baron von Innstetten, was insofern schade war, dass es auch hier wieder eine Charakteristik zu schreiben galt. Und wo ich es so schreibe: Hieß das eigentlich so? Egal.
Diese beiden Bücher, wie gesagt: in meinem Kopf zu einem schlimmen Buch zusammengefasst, haben mich übrigens gelehrt, dass ich mich für Inhalte interessiere, nicht für sprachliche Form. Also zumindest nicht, wenn die nicht exakt meinen Humor bedient, Max Goldt habe ich Jahre später ja auch mit großer Begeisterung gelesen, und da geht es ja auch um nix. Jedenfalls hatte ich bei einem der beiden Bücher ein Nahtoderlebnis, da über 20 Seiten ein Esstisch beschrieben wurde. Besser gesagt die Dinge, die auf dem Esstisch standen. In schönen Worten. Lang. Ausführlich. Was bei mir angekommen ist? Es gab Rinderbraten.
Wir wechseln das Fach und gehen zu Englisch über. Dort war es eigentlich genau andersrum wie in Deutsch: Ich hatte eine wirklich unfassbar grauenhafte Lehrerin, die ich zutiefst gehasst habe, wir haben aber ausnahmslos Bücher gelesen, die ich gut fand und die mich interessierten. Was nichts daran änderte, dass die Art und Weise, *wie* diese Bücher im Klassenverband gelesen wurden, mich wahnsinnig gemacht hat.
Shaw: Pygmalion
Konnte ich hinterher beruflich noch brauchen. Sagt man ja auch nicht so oft.
Lee: To kill a Mockingbird
Versah mich mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass ich Spezialwissen über die Band The Boo Radleys hatte. Fantastisch.
MacLaverty: Cal
An der Stelle konnte ich endlich auch mal Spezialwissen in den Unterricht einbringen, da das Buch sich mit dem Irlandkonflikt beschäftigt und meine Schwester mit einem britischen Soldaten verheiratet war und ich sehr viel zu dem Thema wusste und sogar Material in den Unterricht einbringen konnte. Obwohl die Lehrerin so grauenhaft war. Die Botschaft an Lehrer*innen ist an dieser Stelle: Wenn die Literatur gut genug ist, ist der Rest vielleicht egal.
Huxley: Brave New World
Geliebt. Sehr geliebt.
Orwell: 1984
Fand ich Huxley besser.
Shakespeare: The Merchant of Venice
Vielleicht das uninteressanteste Buch, das Shakespeare je geschrieben hat. Ich weiß es nicht, hab es ja nicht zuende gelesen.
Mehr fällt mir nicht ein. Wird vermutlich nicht wichtig gewesen sein. Meine erste Fremdsprache war ja Latein, da las man, was man so liest: Caesar, Cicero, Ovid, in der Reihenfolge. Die dritte Fremdsprache war Altgriechisch, und da ist alles blank. Dafür kann ich allerdings fast 30 Jahre später noch immer in einer atemberaubenden Geschwindigkeit das griechische Alphabet aufsagen, und wenn mal Pandemie ist, dann weiß ich, wo ab Delta die Reise hingeht. Und das ist viel wert.
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Dienstag, 10. August 2021
Fashion Vicky
herzbruch, 13:40h
Smoking makes your skin look grey, stress makes your head go bald. Und da ich ja tief im Inneren etwas eitel bin, wenngleich mit der Zeit Optik und Eitelkeit immer weiter auseinanderdivergieren, wird sich der Situation jetzt einfach angepasst. Vorbei sind die Tage des Befindlichkeitsbloggens hinter vollgestapelten Aschenbechern, jetzt kommt die Zeit des aktiven Verdrängens der Rekuperation.
Rauchstopp war ja schon am 19.07., und dass eigentlich gar nichts fehlt und stattdessen alle körperlichen, geruchlichen und das Gewissen belastende Nachteile weg sind, merke ich mir mal für die Zukunft, vielleicht ist da eine Botschaft versteckt. Kaugummis bleiben meine ständigen Begleiter, aber irgendwas muss der Mensch ja mit dem Mund machen, immer nur Reden ist anstrengend, Küssen fällt aus, Rauchen ist ungesund, also bleibt das Kaugummi. Essen ist nach wie vor beschwerlich, funktioniert jedoch im Rahmen des Sinnvollen gut, und mit abnehmendem Stress entdecke ich hier und da Appetit am Wegesrand.
Bleibt noch die Situation mit den Haaren, aber sich da jetzt aufzuregen, wäre kontraproduktiv, also habe ich mir einen fantastischen Fahrplan gemacht: 1) Ruhe bewahren, 2) Großes Blutbild beim Hausarzt, da muss ich eh hin, da ich eine Überweisung zum zigfach verschobenen MRT holen muss, dann ist das direkt auch erledigt, und dann sehen wir einfach weiter. In der Uniklinik gibt es die Haarsprechstunde, das wäre der nächste Schritt, und sollte das jetzt weiter - Obacht, schlechter Wortwitz - seine Kreise ziehen, mache ich einfach kurzen Prozess und 3), rasiere zur Abwechslung obenrum und kaufe mir eine hübsche Perücke. Das habe ich alles schon durchrecherchiert, eventuell kann ich ja doch noch einmal in meinem Leben meine Lieblingsfrisur, den glatten Bob ohne Dachshaare, tragen. Ein Silberstreif. Wie ich herausfand, heißt eine auswahlstarke Perückenmarke "Gisela Mayer", ein mir gut gefallendes Modell heißt "Gisela Mayer Fashion Vicky", und das finde ich so absurd komisch, dass ich das für mich sofort sehe.
Weitere Maßnahmen: Jeden Tag warm essen, jeden Tag um spätestens 18 Uhr Feierabend machen, zu allen Menschen freundlich sein (damit leider gestrichen: Besuch des Supermarktes), und wenn der Druck zu groß wird, einfach mal mit dem Hammer auf die Wiese hauen.


Rauchstopp war ja schon am 19.07., und dass eigentlich gar nichts fehlt und stattdessen alle körperlichen, geruchlichen und das Gewissen belastende Nachteile weg sind, merke ich mir mal für die Zukunft, vielleicht ist da eine Botschaft versteckt. Kaugummis bleiben meine ständigen Begleiter, aber irgendwas muss der Mensch ja mit dem Mund machen, immer nur Reden ist anstrengend, Küssen fällt aus, Rauchen ist ungesund, also bleibt das Kaugummi. Essen ist nach wie vor beschwerlich, funktioniert jedoch im Rahmen des Sinnvollen gut, und mit abnehmendem Stress entdecke ich hier und da Appetit am Wegesrand.
Bleibt noch die Situation mit den Haaren, aber sich da jetzt aufzuregen, wäre kontraproduktiv, also habe ich mir einen fantastischen Fahrplan gemacht: 1) Ruhe bewahren, 2) Großes Blutbild beim Hausarzt, da muss ich eh hin, da ich eine Überweisung zum zigfach verschobenen MRT holen muss, dann ist das direkt auch erledigt, und dann sehen wir einfach weiter. In der Uniklinik gibt es die Haarsprechstunde, das wäre der nächste Schritt, und sollte das jetzt weiter - Obacht, schlechter Wortwitz - seine Kreise ziehen, mache ich einfach kurzen Prozess und 3), rasiere zur Abwechslung obenrum und kaufe mir eine hübsche Perücke. Das habe ich alles schon durchrecherchiert, eventuell kann ich ja doch noch einmal in meinem Leben meine Lieblingsfrisur, den glatten Bob ohne Dachshaare, tragen. Ein Silberstreif. Wie ich herausfand, heißt eine auswahlstarke Perückenmarke "Gisela Mayer", ein mir gut gefallendes Modell heißt "Gisela Mayer Fashion Vicky", und das finde ich so absurd komisch, dass ich das für mich sofort sehe.
Weitere Maßnahmen: Jeden Tag warm essen, jeden Tag um spätestens 18 Uhr Feierabend machen, zu allen Menschen freundlich sein (damit leider gestrichen: Besuch des Supermarktes), und wenn der Druck zu groß wird, einfach mal mit dem Hammer auf die Wiese hauen.
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Montag, 19. Juli 2021
Not just sad, also old
herzbruch, 01:20h
Letzte Stunde 44. Hälfte ist rum. Ich sitze mit Frau N auf meinem Sofa, ich sitze ja niemals auf dem Sofa, weil es mich auf eine sehr direkte Art damit konfrontiert, dass man für Dinge sehr viel Geld ausgeben kann, weil man so furchtbar überzeugt ist, und dann benutzt man es nie, weil es in der Praxis gar nicht so gemütlich ist, wie in der Theorie. Wenn das mal keine Allegorie ist. Mit Frau N habe ich in Düsseldorf noch nie auf dem Sofa gesessen, heute aber suchen wir Spaß, und den kann man für einen kurzen Moment haben, weil das Sofa aus einzelnen dicken Ledersesseln besteht, die mithilfe von Sensoren hin- und herfahren und die Liegeposition verändern. Zudem ist mein Handyakku leer, und auf dem Holzplateau, auf dem die Sessel stehen, befindet sich ein kleiner Induktionsladepunkt. Wir sind also etwa 30 Sekunden hin und hergefahren, ich habe mein Handy auf den Ladepunkt gelegt, und jetzt ist uns langweilig und wir machen Sachen im Internet. Frau N komponiert ein Lied, ich blogge das letzte Mal mit 44. So schnell kann's gehen. Mit 31 habe ich angefangen.
45 muss besser werden als 44, und da muss es jetzt in strukturierten Schritten hin. Quasi ab morgen. Pandemie hat mir nicht gut getan, Teile meines Privatlebens haben mir nicht gut getan, ich habe einige wirklich dumme Entscheidungen im letzten Jahr getroffen, und gearbeitet habe ich auch zuviel, und in den letzten Monaten habe ich den Tribut dafür gezahlt. Da ich aber a) nur mäßig verrückt bin und b) Menschen um mich rum habe, die gut auf mich aufpassen, wird 45 das Jahr, in dem es bergauf geht, nach einem recht rapiden bergab. Und ab morgen - also ab jetzt quasi - schaffe ich mir die Rahmenbedingungen. Ich bin noch nie auch nur am Rande einer Depression gewesen, würde auch zu diesem Zeitpunkt eher von einem ordentlichen Burn Out sprechen wollen, aber Dinge müssen passieren.
1) Ich muss halt wieder essen. Ich habe kein Interesse mehr am Essen, tue es auch eher schlecht als recht, und jetzt kann ich mir natürlich nicht selber anordnen, dass ich wieder Appetit haben muss, aber ich kann mir sehr wohl selber anordnen, dass ich einfach regelmäßig esse. Eine genaue Idee habe ich noch nicht, wie, was und wie oft, ich weiß nur, dass ich in den nächsten Wochen in einer Liste an Frau N. täglich berichten werde, was ich gegessen habe, um mal einen Überblick zu bekommen. Da auch dieses Phänomen neu ist, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass das managebar sein wird.
2) Nachdem ich jetzt fast drei Monate wieder geraucht habe, muss das natürlich wieder weg. Davon verspreche ich mir nicht nur längeres Leben, sondern eventuell auch Hunger. Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe, und das ist doch super. Ich habe noch 4 Zigaretten übrig, die dürfen noch vor Ablauf des 19. geraucht werden, dann ist Schluss. Ich weiß ja, dass ich aufhören kann, und wollen tue ich auch, mehr braucht es nicht.
3) Wenn ich schon esse und nicht mehr rauche, kann ich auch den Alkohol weglassen. Ich trinke gerne Cremant, und ich wittere an der Front auch gar kein Problem, dennoch kann es ja nicht schaden, bis Ende des Jahres höchstens noch in Gesellschaft einen Cremant zu trinken. Gesund ist es nicht, das können wir festhalten, und mein Lebenswandel muss sich eh ändern, die schädlichen Komponenten müssen einmal weg, zumindest, bis ich wieder auf dem Damm bin. Also höchstens in Gesellschaft. Ist ja noch Pandemie, Gesellschaft ist selten.
4) Ich mag meinen Mann, also jetzt nicht als mein Mann, aber als Person, aber unser seit sieben Jahren währendes Wohnprojekt nach Ehe wird jetzt beendet. Das haben wir gut geklärt heute. Wir hassen uns nicht, wir mögen uns sogar, aber keinen Tag länger möchte ich mit ihm in einem Haushalt leben, auch nicht mit getrennten Bereichen. Ich möchte auch nichts mehr mit oder für ihn organisieren, und diese Situation wird jetzt hergestellt. Meine Lieblingsvariante wäre ja, dass er ins Nachbarhaus zieht, dort wird eine Wohnung frei. Und dann kann er auch mal zum Abendessen kommen, und Ona jeden Tag komplikationslos sehen, hier oder nebenan. Das wäre schön, in dieser Wohnung klappt das nicht mehr. Ich möchte grundsätzlich nicht mehr mit einem Mann zusammenleben, ich hätte aber sehr gern einen Mann für den spaßbasierten Teil meines Lebens an meiner Seite, aber im übertragenen Sinne. Nicht in meiner Wohnung. Einen Mann, den ich mag und der mich mag. Und das ist neu, aber auch interessant.
5) Ich habe ein paar administrative Baustellen, die mit dem Tod meines Vaters entstanden sind, die vermutlich inzwischen einen höheren vierstelligen Betrag an "hätte ich mal früher machen sollen" kosten, ich konnte und kann mich aber nicht dazu überwinden. Totaler Unsinn, aber geht halt nicht. Und die werden jetzt outgesourct. Ich kann natürlich auch gut noch ein bisschen im Bett liegen und grübeln, aber zielführender und entlastender wäre es sicherlich, das einfach in kompetente Hände zu geben, irgendwann zum Notar zu laufen, ein paar Unterschriften zu leisten und ansonsten weiter zu verdrängen, während die kompetenten Hände das regeln. Die Idee habe ich Frau N gepitcht, und sie hat schon in die Wege geleitet. Dann ist das auch aus der Welt.
6) Schlafen. Vielleicht kann ich dann auch irgendwann wieder schlafen. Denn hey. 45 ist nicht nix! Und um es mit Raj von TBBT zu sagen: "Come on, dude, I'm exhausted and Tyra Banks says the most important item in your makeup bag is a good night's sleep."
(Bitte keine Tips/Standpauken/Mitleidsbekundungen. Alles wird gut, auch at rock bottom. Ist ja immer so. Und ich hab auch noch ein bisschen Shrink Budget.)

45 muss besser werden als 44, und da muss es jetzt in strukturierten Schritten hin. Quasi ab morgen. Pandemie hat mir nicht gut getan, Teile meines Privatlebens haben mir nicht gut getan, ich habe einige wirklich dumme Entscheidungen im letzten Jahr getroffen, und gearbeitet habe ich auch zuviel, und in den letzten Monaten habe ich den Tribut dafür gezahlt. Da ich aber a) nur mäßig verrückt bin und b) Menschen um mich rum habe, die gut auf mich aufpassen, wird 45 das Jahr, in dem es bergauf geht, nach einem recht rapiden bergab. Und ab morgen - also ab jetzt quasi - schaffe ich mir die Rahmenbedingungen. Ich bin noch nie auch nur am Rande einer Depression gewesen, würde auch zu diesem Zeitpunkt eher von einem ordentlichen Burn Out sprechen wollen, aber Dinge müssen passieren.
1) Ich muss halt wieder essen. Ich habe kein Interesse mehr am Essen, tue es auch eher schlecht als recht, und jetzt kann ich mir natürlich nicht selber anordnen, dass ich wieder Appetit haben muss, aber ich kann mir sehr wohl selber anordnen, dass ich einfach regelmäßig esse. Eine genaue Idee habe ich noch nicht, wie, was und wie oft, ich weiß nur, dass ich in den nächsten Wochen in einer Liste an Frau N. täglich berichten werde, was ich gegessen habe, um mal einen Überblick zu bekommen. Da auch dieses Phänomen neu ist, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass das managebar sein wird.
2) Nachdem ich jetzt fast drei Monate wieder geraucht habe, muss das natürlich wieder weg. Davon verspreche ich mir nicht nur längeres Leben, sondern eventuell auch Hunger. Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe, und das ist doch super. Ich habe noch 4 Zigaretten übrig, die dürfen noch vor Ablauf des 19. geraucht werden, dann ist Schluss. Ich weiß ja, dass ich aufhören kann, und wollen tue ich auch, mehr braucht es nicht.
3) Wenn ich schon esse und nicht mehr rauche, kann ich auch den Alkohol weglassen. Ich trinke gerne Cremant, und ich wittere an der Front auch gar kein Problem, dennoch kann es ja nicht schaden, bis Ende des Jahres höchstens noch in Gesellschaft einen Cremant zu trinken. Gesund ist es nicht, das können wir festhalten, und mein Lebenswandel muss sich eh ändern, die schädlichen Komponenten müssen einmal weg, zumindest, bis ich wieder auf dem Damm bin. Also höchstens in Gesellschaft. Ist ja noch Pandemie, Gesellschaft ist selten.
4) Ich mag meinen Mann, also jetzt nicht als mein Mann, aber als Person, aber unser seit sieben Jahren währendes Wohnprojekt nach Ehe wird jetzt beendet. Das haben wir gut geklärt heute. Wir hassen uns nicht, wir mögen uns sogar, aber keinen Tag länger möchte ich mit ihm in einem Haushalt leben, auch nicht mit getrennten Bereichen. Ich möchte auch nichts mehr mit oder für ihn organisieren, und diese Situation wird jetzt hergestellt. Meine Lieblingsvariante wäre ja, dass er ins Nachbarhaus zieht, dort wird eine Wohnung frei. Und dann kann er auch mal zum Abendessen kommen, und Ona jeden Tag komplikationslos sehen, hier oder nebenan. Das wäre schön, in dieser Wohnung klappt das nicht mehr. Ich möchte grundsätzlich nicht mehr mit einem Mann zusammenleben, ich hätte aber sehr gern einen Mann für den spaßbasierten Teil meines Lebens an meiner Seite, aber im übertragenen Sinne. Nicht in meiner Wohnung. Einen Mann, den ich mag und der mich mag. Und das ist neu, aber auch interessant.
5) Ich habe ein paar administrative Baustellen, die mit dem Tod meines Vaters entstanden sind, die vermutlich inzwischen einen höheren vierstelligen Betrag an "hätte ich mal früher machen sollen" kosten, ich konnte und kann mich aber nicht dazu überwinden. Totaler Unsinn, aber geht halt nicht. Und die werden jetzt outgesourct. Ich kann natürlich auch gut noch ein bisschen im Bett liegen und grübeln, aber zielführender und entlastender wäre es sicherlich, das einfach in kompetente Hände zu geben, irgendwann zum Notar zu laufen, ein paar Unterschriften zu leisten und ansonsten weiter zu verdrängen, während die kompetenten Hände das regeln. Die Idee habe ich Frau N gepitcht, und sie hat schon in die Wege geleitet. Dann ist das auch aus der Welt.
6) Schlafen. Vielleicht kann ich dann auch irgendwann wieder schlafen. Denn hey. 45 ist nicht nix! Und um es mit Raj von TBBT zu sagen: "Come on, dude, I'm exhausted and Tyra Banks says the most important item in your makeup bag is a good night's sleep."
(Bitte keine Tips/Standpauken/Mitleidsbekundungen. Alles wird gut, auch at rock bottom. Ist ja immer so. Und ich hab auch noch ein bisschen Shrink Budget.)
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