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Mittwoch, 1. September 2021
Blowing in the wind
herzbruch, 21:36h
Ich halte mich selber ja für höchstens mittel auf den Kopf gefallen, aber manchmal habe ich drastische Aussetzer, soeben in der Apotheke zum Beispiel, als ich ein Medikament abholen musste und neben der Kasse im Quengelware-Aufsteller das hier sah und reflexartig kaufte.

Eventuell liegt es daran, dass heute Welthaarausfall-Awarenesstag ist, dass ich besonders aware war, vielleicht war auch einfach nur die sehr dünne Schicht des Verdrängens kurz spröde, das passiert ja schon mal und zack, Kipppunkt und man wird zum gedankenlosen Monster. So oder so, die Dame in dem Werbeaufsteller sagte, nichts könne sie und ihr Haar voneinander trennen, und das holt mich ausreichend ab, um dann auch nicht zu gucken, was das Wundermittel mit den vielen ausgedachten aber immerhin patentierten Wirkweisen kostet.
Ich habe das Thema Haar für den Moment verdrängt, die organischen Dinge, die nicht in Ordnung sind, wurden gefunden und sind medikamentiert, da das aber "höchstens die Hälfte der Geschichte" ist laut Arzt, habe ich die andere Hälfte durch Stress und hormonelle Themen selbständig ergänzt, und dann ist es für den Moment eben so. Das Tempo des Haarausfalls hat sich stark reduziert, nachwachsen tut erst mal nix, aber wie Frau N eben noch so liebevoll sagte: Wenn ich jedes zweite Haupthaar verlieren würde, wäre es immer noch zu viel. Schön wäre jedoch, wenn sich das irgendwie besser verteilen würde. Für den Moment sitze ich also weiter aus, Sonntag hätte ich messen müssen, habe ich aber nicht gemacht, ich geh ja eh nirgendwo hin und von vorne ist alles gut in Schuss. Mehr muss ich innerpandemisch ja gar nicht wissen. Und ich führte das erste Kundengespräch, das sich um die Frage der Größe des Corona-Etats 2022 drehte. Ach. Ach.
Politik verdränge ich jetzt einfach auch. Ich habe das erste Schattenkabinett vorbeifliegen sehen, bleibt alles, wie es ist, wir besetzen stringent fachfremd, Saskia braucht noch ein Amt. Damit ist dazu ja auch schon wieder alles gesagt.
Und last but not least ist mein Trick gut aufgegangen, wenn jetzt alles gut läuft, machen Frau N und ich auch 2021 einen Adventskalenderpodcast, und zwar komplett ohne eigene Vorbereitung. Dafür im ersten Schritt schon mal ein riesiges Dankeschön an Herrn Axaneco, der so freundlich war, das Projektmanagement an sich zu nehmen, im zweiten Schritt ein riesiges Dankeschön an all die Menschen, die sich jetzt Themen und Fragen überlegen. Es gibt ein Dokument, da wird alles gesammelt, da können Sie alle dran mitschreiben. Frau N und ich bleiben dort fern, damit wir uns nicht am Ende doch langweilen müssen, es ist 2021, wir möchten zum Jahresende auch noch mal so richtig überrascht werden. Es soll 24 Folgen geben, vermutlich sind sie irgendwie thematisch geordnet, und zu jeder Folge haben wir um mindestens 20 Fragen gebeten, wir behalten uns natürlich vor, einzelne gar nicht oder wie Olaf Scholz zu beantworten. Das wird bestimmt nett.


Eventuell liegt es daran, dass heute Welthaarausfall-Awarenesstag ist, dass ich besonders aware war, vielleicht war auch einfach nur die sehr dünne Schicht des Verdrängens kurz spröde, das passiert ja schon mal und zack, Kipppunkt und man wird zum gedankenlosen Monster. So oder so, die Dame in dem Werbeaufsteller sagte, nichts könne sie und ihr Haar voneinander trennen, und das holt mich ausreichend ab, um dann auch nicht zu gucken, was das Wundermittel mit den vielen ausgedachten aber immerhin patentierten Wirkweisen kostet.
Ich habe das Thema Haar für den Moment verdrängt, die organischen Dinge, die nicht in Ordnung sind, wurden gefunden und sind medikamentiert, da das aber "höchstens die Hälfte der Geschichte" ist laut Arzt, habe ich die andere Hälfte durch Stress und hormonelle Themen selbständig ergänzt, und dann ist es für den Moment eben so. Das Tempo des Haarausfalls hat sich stark reduziert, nachwachsen tut erst mal nix, aber wie Frau N eben noch so liebevoll sagte: Wenn ich jedes zweite Haupthaar verlieren würde, wäre es immer noch zu viel. Schön wäre jedoch, wenn sich das irgendwie besser verteilen würde. Für den Moment sitze ich also weiter aus, Sonntag hätte ich messen müssen, habe ich aber nicht gemacht, ich geh ja eh nirgendwo hin und von vorne ist alles gut in Schuss. Mehr muss ich innerpandemisch ja gar nicht wissen. Und ich führte das erste Kundengespräch, das sich um die Frage der Größe des Corona-Etats 2022 drehte. Ach. Ach.
Politik verdränge ich jetzt einfach auch. Ich habe das erste Schattenkabinett vorbeifliegen sehen, bleibt alles, wie es ist, wir besetzen stringent fachfremd, Saskia braucht noch ein Amt. Damit ist dazu ja auch schon wieder alles gesagt.
Und last but not least ist mein Trick gut aufgegangen, wenn jetzt alles gut läuft, machen Frau N und ich auch 2021 einen Adventskalenderpodcast, und zwar komplett ohne eigene Vorbereitung. Dafür im ersten Schritt schon mal ein riesiges Dankeschön an Herrn Axaneco, der so freundlich war, das Projektmanagement an sich zu nehmen, im zweiten Schritt ein riesiges Dankeschön an all die Menschen, die sich jetzt Themen und Fragen überlegen. Es gibt ein Dokument, da wird alles gesammelt, da können Sie alle dran mitschreiben. Frau N und ich bleiben dort fern, damit wir uns nicht am Ende doch langweilen müssen, es ist 2021, wir möchten zum Jahresende auch noch mal so richtig überrascht werden. Es soll 24 Folgen geben, vermutlich sind sie irgendwie thematisch geordnet, und zu jeder Folge haben wir um mindestens 20 Fragen gebeten, wir behalten uns natürlich vor, einzelne gar nicht oder wie Olaf Scholz zu beantworten. Das wird bestimmt nett.
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Montag, 30. August 2021
Road to Adventskalenderpodcast
herzbruch, 22:14h
Heute las ich irgendwo irgendwo eine sehr kondensierte Version diverser Lebensregeln von Frau N und mir, was einerseits sehr gut ist, vielleicht sollten sich die ein oder anderen Politiker in dieser Republik auch mal gute Lebensregeln überlegen, andererseits erinnerte mich das an - sie erinnern sich eventuell auch - den Adventskalenderpodcast, zu dem ich letztes Jahr in der Vorweihnachtszeit von Frau N. gezwungen wurde. Dort sprachen wir darüber.
Ich möchte kurz rekapitulieren: Frau N war intellektuell Ende November 2020 stark unterfordert, kündigte unabgesprochen auf Twitter an, dass wir gemeinsam einen Adventskalenderpodcast machen würden, dachte sich einen Namen aus, der noch schlimmer ist als Herzbruch oder Novemberregen, teilte mir dann mit, dass wir gemeinsam einen Adventskalenderpodcast machen würden UND die gesamte Technikseite natürlich bei mir läge, und da ich ja eine Person bin, die mit ihren Aufgaben wächst... naja, Rest kennen Sie. Das Ganze entwickelte sich über die 24 Folgen nicht nur in der Länge, sondern sicherlich auch in der Entspanntheit der Sprecherinnen, Menschen hörten das Endprodukt absurde 30.000 Mal, und dann hörten wir auf, Sie schickten uns Geschenke und Alkoholika, wir blieben aber hart und kündigten an, Advent 2021 wieder einzusteigen. Ich teilte Frau N mit, dass ich gerne ein wenig Zeitdruck rausnehmen wollen würde (Post Production, ich sage nur Post Production, das war ja alles nicht ganz unaufwändig), deshalb in der zweiten Jahreshälfte so langsam mit dem Darübernachdenken beginnen wollen würde, das schloss Frau N kategorisch aus, da sie grundsätzlich Sachen nur dann gerne macht, wenn sie stressig sind, und zack: Problem. Heute rief ich sie an und sagte "Ich möchte mit dir über den Adventskalenderpodcast sprechen", und sie sagte, gerade auf die U-Bahn wartend: "Moment, ich muss mich eben an einer Wand anlehnen." Also regele ich das jetzt einfach allein.
Das zweite Problem, das mir heute beim ersten vorsichtig Darübernachdenken auffiel, war Folgendes: Ich wüsste keine Themen mehr, zu denen wir etwas sagen wollen würden, zumindest nicht in dieser Form, und die Folgen, die uns, zumindest aber mir persönlich am allermeisten Spaß gemacht haben, waren die Lightning Rounds (hier zum Beispiel , oder hier oder auch hier, wo ich Menschen ermutige, mit Edding einen Penis auf Wahlplakate mit Friedrich Merz drauf zu malen, ich möchte das ausdrücklich wiederholen). Also das Abfeiern von Fragen in sehr kurzer Form, manchmal und in Einzelfällen auch mal etwas ausführlicher besprochen, aber halt auch nicht 15 Minuten zu einem Thema, Religion zum Beispiel. Wir haben natürlich auch bereits über 21 Themen in der Tiefe was gesagt, und da wir uns in einem fortgeschrittenen Lebensalter befinden, hat sich mit größter Wahrscheinlichkeit auch nichts an unseren Ansichten geändert.
Und jetzt stellen wir Bedingungen. Also ich. Ich mache da noch mal mit, ich mache auch diese grauenhafte Post Production 20 Sekunden, bevor die neue Folge veröffentlicht werden muss, aber nur dann, wenn wir uns keine Themen mehr ausdenken müssen. Und am allerliebsten möchte ich nur noch Lightning Rounds machen. 2020 hatte Frau N ja ein Googledokument erstellt, in das Sie Themenvorschläge schrieben, die wir dann sortierten und in Teilen abarbeiteten. 2021 möchte ich das gerne anders gestalten.
1) Ich möchte etwa 50% des Podcasts sprechen und das Ganze hinterher schneiden, sonst möchte ich nichts machen.
2) Ich möchte vielleicht, wenn es sich so entwickelt, auch mal 15 Minuten über das gleiche Thema sprechen, so häufig, wie sich nichts entwickelte, ist es aber viel besser, wenn wir einfach eine Reihe von Fragen haben, die wir uns gegenseitig stellen und beantworten. Also wie ein kompletter Lightning Round Podcast.
3) Da ich über Frau N fast alles weiß und sie fast alles über mich, weiß ich nicht, was ich fragen sollte, ich weiß ja schon alles, was mich interessiert. Und jetzt kommen Sie mit Punkt
4) Ich stelle mir das so vor: Sie organisieren sich in einer Art Club, vielleicht geleitet von Frau N, die leitet ja sehr gerne Sachen und hat ja keine Produktionsaufgaben, und dann überlegen Sie sich in irgendeiner Form, in die ich nicht involviert bin, ganz ganz viele Fragen an uns, und dann haben wir einfach eine uns vorher nicht bekannte Liste von Fragen, die wir uns dann gegenseitig stellen und besprechen, etwa 24 Mal.
So. Denn man tau. Ich höre von Ihnen.

Ich möchte kurz rekapitulieren: Frau N war intellektuell Ende November 2020 stark unterfordert, kündigte unabgesprochen auf Twitter an, dass wir gemeinsam einen Adventskalenderpodcast machen würden, dachte sich einen Namen aus, der noch schlimmer ist als Herzbruch oder Novemberregen, teilte mir dann mit, dass wir gemeinsam einen Adventskalenderpodcast machen würden UND die gesamte Technikseite natürlich bei mir läge, und da ich ja eine Person bin, die mit ihren Aufgaben wächst... naja, Rest kennen Sie. Das Ganze entwickelte sich über die 24 Folgen nicht nur in der Länge, sondern sicherlich auch in der Entspanntheit der Sprecherinnen, Menschen hörten das Endprodukt absurde 30.000 Mal, und dann hörten wir auf, Sie schickten uns Geschenke und Alkoholika, wir blieben aber hart und kündigten an, Advent 2021 wieder einzusteigen. Ich teilte Frau N mit, dass ich gerne ein wenig Zeitdruck rausnehmen wollen würde (Post Production, ich sage nur Post Production, das war ja alles nicht ganz unaufwändig), deshalb in der zweiten Jahreshälfte so langsam mit dem Darübernachdenken beginnen wollen würde, das schloss Frau N kategorisch aus, da sie grundsätzlich Sachen nur dann gerne macht, wenn sie stressig sind, und zack: Problem. Heute rief ich sie an und sagte "Ich möchte mit dir über den Adventskalenderpodcast sprechen", und sie sagte, gerade auf die U-Bahn wartend: "Moment, ich muss mich eben an einer Wand anlehnen." Also regele ich das jetzt einfach allein.
Das zweite Problem, das mir heute beim ersten vorsichtig Darübernachdenken auffiel, war Folgendes: Ich wüsste keine Themen mehr, zu denen wir etwas sagen wollen würden, zumindest nicht in dieser Form, und die Folgen, die uns, zumindest aber mir persönlich am allermeisten Spaß gemacht haben, waren die Lightning Rounds (hier zum Beispiel , oder hier oder auch hier, wo ich Menschen ermutige, mit Edding einen Penis auf Wahlplakate mit Friedrich Merz drauf zu malen, ich möchte das ausdrücklich wiederholen). Also das Abfeiern von Fragen in sehr kurzer Form, manchmal und in Einzelfällen auch mal etwas ausführlicher besprochen, aber halt auch nicht 15 Minuten zu einem Thema, Religion zum Beispiel. Wir haben natürlich auch bereits über 21 Themen in der Tiefe was gesagt, und da wir uns in einem fortgeschrittenen Lebensalter befinden, hat sich mit größter Wahrscheinlichkeit auch nichts an unseren Ansichten geändert.
Und jetzt stellen wir Bedingungen. Also ich. Ich mache da noch mal mit, ich mache auch diese grauenhafte Post Production 20 Sekunden, bevor die neue Folge veröffentlicht werden muss, aber nur dann, wenn wir uns keine Themen mehr ausdenken müssen. Und am allerliebsten möchte ich nur noch Lightning Rounds machen. 2020 hatte Frau N ja ein Googledokument erstellt, in das Sie Themenvorschläge schrieben, die wir dann sortierten und in Teilen abarbeiteten. 2021 möchte ich das gerne anders gestalten.
1) Ich möchte etwa 50% des Podcasts sprechen und das Ganze hinterher schneiden, sonst möchte ich nichts machen.
2) Ich möchte vielleicht, wenn es sich so entwickelt, auch mal 15 Minuten über das gleiche Thema sprechen, so häufig, wie sich nichts entwickelte, ist es aber viel besser, wenn wir einfach eine Reihe von Fragen haben, die wir uns gegenseitig stellen und beantworten. Also wie ein kompletter Lightning Round Podcast.
3) Da ich über Frau N fast alles weiß und sie fast alles über mich, weiß ich nicht, was ich fragen sollte, ich weiß ja schon alles, was mich interessiert. Und jetzt kommen Sie mit Punkt
4) Ich stelle mir das so vor: Sie organisieren sich in einer Art Club, vielleicht geleitet von Frau N, die leitet ja sehr gerne Sachen und hat ja keine Produktionsaufgaben, und dann überlegen Sie sich in irgendeiner Form, in die ich nicht involviert bin, ganz ganz viele Fragen an uns, und dann haben wir einfach eine uns vorher nicht bekannte Liste von Fragen, die wir uns dann gegenseitig stellen und besprechen, etwa 24 Mal.
So. Denn man tau. Ich höre von Ihnen.
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Sonntag, 29. August 2021
Sie. 38,90?
herzbruch, 18:52h
Sollten Sie sich übrigens fragen, wie genau Kunst entstehen kann: Ich habe das für Sie einmal aufgenommen. Auf dem Tinguely-Schiff, das gestern und heute in Düsseldorf lag, trat ich soeben erstmals in meiner neuen Rolle als Impresaria von Düsseldorfs berühmtesten Künstler Eric von Jordan auf. Da das Feuilleton nicht mein Genre ist, belasse ich es bei der Information, dass das Schiff wirklich furchtbar viel Spaß machte, es gab sehr viel zu sehen und fürchterliche Geräusche, die wir per Knopfdruck auslösen konnten, der Spaß wird sich Ihnen von ganz allein erschließen. Am Ende konnten Besucher mit Tagesfreizeit noch eine Flaschenpost tauschen, also eine eigene Botschaft mittels mittelgutem Material herstellen und diese gegen eine andere Botschaft in einer Flasche tauschen, und ich hatte folgende Vision: Da ich als rechtsschreibende Linkshänderin ja sehr weit weg bin von der aktiven Malerei, teilen der Künstler und ich uns einfach eine Botschaft, er malt was, ich schreibe was. Den Titel des Werkes hatte ich vorab festgelegt: "Sie. 38,90?."
Er ließ sich sehr bitten, dann allerdings fand der Künstler einen Bärchenstempel, es ging vollkommen mit ihm durch,
aber sehen Sie selbst, am Ende wurde er sogar entdeckt und hätte beinahe Kunst im Wert von 138,90? verkauft. Schreiben durfte ich übrigens nichts mehr, ich habe mit Müh und Not noch ein Imp: Herzbruch signiert, bevor das Werk in der Flasche verschwand. Bis zur großen Ausstellung in Bonn im November werden wir das Geschäftsmodell noch verfeinern.
Er ließ sich sehr bitten, dann allerdings fand der Künstler einen Bärchenstempel, es ging vollkommen mit ihm durch,
aber sehen Sie selbst, am Ende wurde er sogar entdeckt und hätte beinahe Kunst im Wert von 138,90? verkauft. Schreiben durfte ich übrigens nichts mehr, ich habe mit Müh und Not noch ein Imp: Herzbruch signiert, bevor das Werk in der Flasche verschwand. Bis zur großen Ausstellung in Bonn im November werden wir das Geschäftsmodell noch verfeinern.
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The State that I am in
herzbruch, 10:53h
2021. Jeden doofen Blogeintrag beginne ich mit 2021 und was da jetzt schon wieder alles neu ist, ich langweile mich schon fast selbst damit. 2021 sammele ich ja neue Wörter und Konzepte, okay, Exponentialfunktion kannte ich schon, geschenkt, Kipppunkt fand ich ein sehr schönes neues Wort für ein altes Konzept, zudem noch mit drei P, Politiksimulation habe ich neulich ja schon ausführlich verbloggt, und jetzt, so traurig es ist, kommt noch "moralisch verletzt" hinzu. Auch das ist ein Konzept, von dem ich finde, dass man es 2021 hervorragend brauchen kann. "Staatsversagen" ebenso. So lautet der Titel einer Folge von Inside PolitiX mit Thomas Reichart, ZDF.
Seit geraumer Zeit mache ich beruflich vorwiegend, und das sind viele Stunden in der Woche, nichts anderes, als Medienberichterstattung zu verstehen. Ich konsumiere schlechten Journalismus, bis sich mir alles dreht und hochkommt, und zum Runterkommen gucke ich zum Einschlafen noch schnell die Regierungspressekonferenz. Ich habe viel Leid gesehen, rege mich viel auf, möchte regelmäßig einzelne Medien verbieten und drohe manchmal, zynisch zu werden. Und dann kommt hin und wieder so ein richtig schönes Stück Journalismus, und dann bin ich für einen Moment wieder geheilt. Reichart hat das geschafft, für zwei Tage habe ich jetzt gut geschlafen in dem Gewissen, dass die Dinge auch mal vernünftig und unaufgeregt eingeordnet werden. Auch dann, wenn eine gesamte Regierung ihren Job nicht mehr machen möchte.
Besonders angenehm finde ich, dass nicht die Frage nach der Übernahme von Verantwortung gestellt wird. Die halte ich nämlich für vollkommen nebensächlich, und das kommt so.
Nichts auf der Welt kann an diesem Punkt die Situation der zurückgelassenen Ortskräfte und deutschen Staatsbürger in Afghanistan ändern. Naja, das stimmt eventuell nicht, ich kenne mich auch überhaupt nicht gut genug aus, um das ernsthaft behaupten zu können. Ich formuliere um: Der Satz "Ich übernehme die volle Verantwortung für das Geschehene" kann an diesem Punkt überhaupt nichts ändern, ebensowenig wie ein Rücktritt von Seehofer, Maas odermeiner Schwester Kramp-Karrenbauer. Die Rufe nach der Übernahme von Verantwortung, die aus vielen Ecken jetzt laut werden, jetzt, an diesem Punkt, müssten für mein Verständnis einmal eingeordnet werden, ich brauche nämlich mehr Information zu: 1) Wie soll diese Übernahme der Verantwortung konkret aussehen und 2) Was soll diese konkrete Ausgestaltung in der jetzigen Situation genau bringen? Vielleicht verstehe ich dann besser, was gemeint ist und wofür es gut ist. Wir sollten übrigens nicht die Übernahme von Verantwortung verwechseln mit dem Gebot der anschließenden Aufklärung des Geschehenen. In meiner sehr auf Effizienz getrimmten Welt erscheint letztere allerdings auch fast überflüssig, ein Lernerfolg ist ja eher nicht zu erwarten.
Ich sehe auch gar nicht mehr als zwei sinnvolle Anwendungsfälle für die Übernahme von Verantwortung im politischen Geschäft. Beide fallen 2021 leider unter das Prinzip Hätte Hätte Fahrradkette. Das erste und vermutlich unwichtigere, zumindest, wenn alle sowieso in den nächsten Wochen nicht mehr planen, irgendetwas außer Wahlkampf zu machen, sieht so aus: Ich bin in verantwortlicher Position, und zwar ganz am oberen Ende der Kette. Bundesminister*in zum Beispiel. In meinem Verantwortungsbereich geschieht ein Fehler, der zu schwerwiegenden Folgen führt, ich verstehe, dass ich in meiner Endverantwortlichkeit diejenige bin, die einerseits dafür gerade stehen muss und die andererseits dafür Sorge tragen muss, dass gerettet werden kann, was gerettet werden muss, trete zurück und überlasse mein Amt einer Person, die retten kann. In einer optimalen Welt ist das eine fachkompetente Person, but well. Das kann natürlich vier Wochen vor der Bundestagswahl nicht mehr stattfinden, soviel ist klar. Und ob die Justizministerin jetzt Innen, Außen und Verteidigung noch "mitmachen" kann, sei dahingestellt.
Der zweite Anwendungsfall für politisch verantwortliches Handeln setzt allerdings eine ganze Weile vorher ein. Nämlich dann, wenn die Vorgängerin einen schlechten Job macht, deswegen in irgendein EU Amt weggelobt wird und mich irgendwann die Kanzlerin morgens anruft und fragt, ob ich nicht vielleicht Verteidigung machen möchte. Oder Bildung. Oder Gesundheit. Oder Verkehr. Führen Sie die Liste bitte selbst im Kopf weiter, es sind noch einige schlecht besetzte Ämter da. An der Stelle trennt sich Spreu vom Weizen, unterscheidet sich Verantwortung von Politiksimulation. Dann würde ich mir nämlich wünschen, dass der oder die Angerufene sagt "Ich muss nachdenken" und sich dann sehr klar vor Augen führt, für welche Entscheidungen, Prozesse und Problemlösungen er oder sie in der Funktion endverantwortlich dasteht, und zwar für ein ganzes Land, manchmal für einen noch viel größeren Empfängerkreis. Und dann ist die Folgefrage doch, ob ich mich selbst für fähig erachte, dieses Amt inhaltlich so auszufüllen, dass ich diese Verantwortung für Millionen von Menschenleben übernehmen kann. Ob ich von mir selber überzeugt bin, genug Sachverstand, Erfahrung und Klugheit auf dem zu verantwortenden Gebiet mitzubringen, dass ich nicht nur nach bestem Wissen und Gewissen nichts falsch mache, sondern sogar noch eine Vorstellung davon habe, was ich in dem Amt bewirken könnte, was Deutschland, die EU und den Rest der Welt nach vorne bringen kann. Und ob ich die Kraft habe, dafür zu kämpfen. Wenn ich all das mit Ja beantworten kann, bin ich vielleicht die richtige Person für den Job. Ich bin mir nicht sicher, ob das der Gedankengang war, der sich im Kopf von AKK abspielte, als sie das Amt der Verteidigungsministerin angetragen bekam.
Ich meine, es Maas und AKK ansehen zu können, dass sie persönlich Verantwortung in der Form übernehmen, dass sie ihr eigenes Versagen nachts im Bett anerkennen, dass sie verstanden haben, dass sie in ihrer Untätigkeit, die wohl Folge von Fehleinschätzungen war, von mangelndem Gestaltungssinn, von fehlender Kompetenz, auf die zu hören, die die Lage besser verstehen, Menschenleben nicht nur riskiert haben. Dass der Job nicht ihrer war. Wie AKK den Brigadegeneral Arlt nach Ankunft der letzten Soldaten hilflos in den Arm genommen hat, wirft die Frage auf, warum sie nicht Familie mitgemacht hat.
Verantwortung ist etwas, was im Inneren passiert (nicht dem Ministerium, natürlich). Was als eigener Kompass für die Entscheidungen fungiert, die ich treffe, was mich davor beschützen sollte, mich zu übernehmen, besonders dann, wenn ich noch Verantwortung für andere Menschen übernehme. Und was ich im Versagensfall nur noch mit mir selber ausmachen kann. Zumindest vier Wochen vor einer Bundestagswahl.

Seit geraumer Zeit mache ich beruflich vorwiegend, und das sind viele Stunden in der Woche, nichts anderes, als Medienberichterstattung zu verstehen. Ich konsumiere schlechten Journalismus, bis sich mir alles dreht und hochkommt, und zum Runterkommen gucke ich zum Einschlafen noch schnell die Regierungspressekonferenz. Ich habe viel Leid gesehen, rege mich viel auf, möchte regelmäßig einzelne Medien verbieten und drohe manchmal, zynisch zu werden. Und dann kommt hin und wieder so ein richtig schönes Stück Journalismus, und dann bin ich für einen Moment wieder geheilt. Reichart hat das geschafft, für zwei Tage habe ich jetzt gut geschlafen in dem Gewissen, dass die Dinge auch mal vernünftig und unaufgeregt eingeordnet werden. Auch dann, wenn eine gesamte Regierung ihren Job nicht mehr machen möchte.
Besonders angenehm finde ich, dass nicht die Frage nach der Übernahme von Verantwortung gestellt wird. Die halte ich nämlich für vollkommen nebensächlich, und das kommt so.
Nichts auf der Welt kann an diesem Punkt die Situation der zurückgelassenen Ortskräfte und deutschen Staatsbürger in Afghanistan ändern. Naja, das stimmt eventuell nicht, ich kenne mich auch überhaupt nicht gut genug aus, um das ernsthaft behaupten zu können. Ich formuliere um: Der Satz "Ich übernehme die volle Verantwortung für das Geschehene" kann an diesem Punkt überhaupt nichts ändern, ebensowenig wie ein Rücktritt von Seehofer, Maas oder
Ich sehe auch gar nicht mehr als zwei sinnvolle Anwendungsfälle für die Übernahme von Verantwortung im politischen Geschäft. Beide fallen 2021 leider unter das Prinzip Hätte Hätte Fahrradkette. Das erste und vermutlich unwichtigere, zumindest, wenn alle sowieso in den nächsten Wochen nicht mehr planen, irgendetwas außer Wahlkampf zu machen, sieht so aus: Ich bin in verantwortlicher Position, und zwar ganz am oberen Ende der Kette. Bundesminister*in zum Beispiel. In meinem Verantwortungsbereich geschieht ein Fehler, der zu schwerwiegenden Folgen führt, ich verstehe, dass ich in meiner Endverantwortlichkeit diejenige bin, die einerseits dafür gerade stehen muss und die andererseits dafür Sorge tragen muss, dass gerettet werden kann, was gerettet werden muss, trete zurück und überlasse mein Amt einer Person, die retten kann. In einer optimalen Welt ist das eine fachkompetente Person, but well. Das kann natürlich vier Wochen vor der Bundestagswahl nicht mehr stattfinden, soviel ist klar. Und ob die Justizministerin jetzt Innen, Außen und Verteidigung noch "mitmachen" kann, sei dahingestellt.
Der zweite Anwendungsfall für politisch verantwortliches Handeln setzt allerdings eine ganze Weile vorher ein. Nämlich dann, wenn die Vorgängerin einen schlechten Job macht, deswegen in irgendein EU Amt weggelobt wird und mich irgendwann die Kanzlerin morgens anruft und fragt, ob ich nicht vielleicht Verteidigung machen möchte. Oder Bildung. Oder Gesundheit. Oder Verkehr. Führen Sie die Liste bitte selbst im Kopf weiter, es sind noch einige schlecht besetzte Ämter da. An der Stelle trennt sich Spreu vom Weizen, unterscheidet sich Verantwortung von Politiksimulation. Dann würde ich mir nämlich wünschen, dass der oder die Angerufene sagt "Ich muss nachdenken" und sich dann sehr klar vor Augen führt, für welche Entscheidungen, Prozesse und Problemlösungen er oder sie in der Funktion endverantwortlich dasteht, und zwar für ein ganzes Land, manchmal für einen noch viel größeren Empfängerkreis. Und dann ist die Folgefrage doch, ob ich mich selbst für fähig erachte, dieses Amt inhaltlich so auszufüllen, dass ich diese Verantwortung für Millionen von Menschenleben übernehmen kann. Ob ich von mir selber überzeugt bin, genug Sachverstand, Erfahrung und Klugheit auf dem zu verantwortenden Gebiet mitzubringen, dass ich nicht nur nach bestem Wissen und Gewissen nichts falsch mache, sondern sogar noch eine Vorstellung davon habe, was ich in dem Amt bewirken könnte, was Deutschland, die EU und den Rest der Welt nach vorne bringen kann. Und ob ich die Kraft habe, dafür zu kämpfen. Wenn ich all das mit Ja beantworten kann, bin ich vielleicht die richtige Person für den Job. Ich bin mir nicht sicher, ob das der Gedankengang war, der sich im Kopf von AKK abspielte, als sie das Amt der Verteidigungsministerin angetragen bekam.
Ich meine, es Maas und AKK ansehen zu können, dass sie persönlich Verantwortung in der Form übernehmen, dass sie ihr eigenes Versagen nachts im Bett anerkennen, dass sie verstanden haben, dass sie in ihrer Untätigkeit, die wohl Folge von Fehleinschätzungen war, von mangelndem Gestaltungssinn, von fehlender Kompetenz, auf die zu hören, die die Lage besser verstehen, Menschenleben nicht nur riskiert haben. Dass der Job nicht ihrer war. Wie AKK den Brigadegeneral Arlt nach Ankunft der letzten Soldaten hilflos in den Arm genommen hat, wirft die Frage auf, warum sie nicht Familie mitgemacht hat.
Verantwortung ist etwas, was im Inneren passiert (nicht dem Ministerium, natürlich). Was als eigener Kompass für die Entscheidungen fungiert, die ich treffe, was mich davor beschützen sollte, mich zu übernehmen, besonders dann, wenn ich noch Verantwortung für andere Menschen übernehme. Und was ich im Versagensfall nur noch mit mir selber ausmachen kann. Zumindest vier Wochen vor einer Bundestagswahl.
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