... newer stories
Freitag, 3. September 2021
Duel (Propaganda)
herzbruch, 21:31h
Ich bin schon seit einigen Tagen ungewöhnlich agitiert, und heute, ich schaute auf Youtube ein Video, in dem ein Clown ein Zukunftsteam von Zetteln ablas, merkte ich, warum. Ich bin entfesselt. Oder besser noch: Mir wird Entfesselung versprochen. Welche anal-retentive Mathefachfrau würde das nicht wollen? Richtig. Keine.
Ich pflege ja nicht aus dem Nähkästchen zu plaudern, aber ich sag's mal so: Fesselung interessiert mich eigentlich eher als Entfesselung, aber immerhin wird das gleiche Themenfeld eröffnet, und wenn man einfach oft genug konfrontiert wird, ist man irgendwann dann überzeugt. 2021 muss alles entfesselt werden. Bleibt ein kleines Problem, ich möchte es Bild/Ton-Schere nennen. Der Mensch, der mir die ganze Zeit Entfesselung verspricht, wenn ich ihn wähle, ist Armin Laschet, und da muss ich sagen: Not my kink.
Erst muss die Wirtschaft entfesselt werden. Gut, das verstehe ich. Ich würde vielleicht einfach alle Steuern abschaffen, dann kann auch nix mehr hinterzogen werden und niemand muss irgendjemanden diffamieren, alle haben ganz viel Geld und dann können wir alle gemeinsam ankurbeln, das läuft dann von ganz alleine alles, auch Schulen und so. Nicht immer nur alles verbieten. Dann muss das ganze Land entfesselt werden, das fordert Friedrich Merz, das klingt nicht unbegrenzt ansprechend, mir fallen auf Anhieb etwa 1000 Leute ein, die ich nicht entfesselt sehen möchte, Friedrich Merz ist einer davon. Als Einstieg würde ich erst einmal gerne keine schwarzen Schuhe zum blauen Anzug sehen wollen, da bin ich immer nicht so angetan von. Merken: Das nächste Mal, wenn man so einem Clownteam einen Tag vorher anruft und sagt: "Hey, habt ihr morgen Zeit? Cool, ihr seid im Zukunftsteam von Armin. Text für die Rede schicke ich heute nacht um 3, morgen früh bitte zum Pressetermin kommen, alle was Dunkelblaues anziehen. Am besten braune Schuhe dazu."
Doro Bär hat die Redenschreiberin die nächste Eskalationsstufe in die Ansprache diktiert: Frau Bär fühlte sich in den letzten Jahren oft genug gefesselt und wünscht sich jetzt direkt ein ganzes Entfesselungsjahrzehnt. Direkt ein ganzes Jahrzehnt. Eine Sache möchte ich anmerken: So wenig ich Frau Bär für ihre Funktion für geeignet halte, sie war aus der Clownriege Zukunftsteam immerhin die einzige, die es geschafft hat, ihren Wortbeitrag in den vermutlich wenigen Stunden bis zum Termin so zu verinnerlichen, dass sie ihn nicht ablesen musste und uns für einen kurzen Moment zögern ließ, ob die Veranstaltung eventuell doch vorgestern schon geplant worden war. Aber nein. Alfred E. Neumann, der offensichtlich "einfach sagen" wollte, was er "denkt", ordnete das fein für uns ein: Er sei gestern ganz oft gefragt worden, warum er das überhaupt macht. Ich stelle mir das so vor: "Herr Neumann, Ex-Bildzeitungs-Wahlkampfchefin am Telefon. Der Kandidat möchte Sie in sein Zukunftsteam holen. Kommen Sie bitte morgen, gerne in einem blauen Anzug."
Ich fühle mich vollkommen verarscht. Ich habe das Gefühl, dass wir alle Teil eines großen A/B Tests geworden sind. Wir versuchen mal die rote Socken Kampagne 2.0, oh, da sind aber sehr viele Leute, die gar nicht so schlimm viel Angst vor einem Linksrutsch haben (nach rechts geht's ja auch nicht mehr weit), und irgendwie kann man Olaf Scholz auch nicht so gut als Kommunisten verkaufen, zumal der ja kaum im Wachzustand irgendwo auftritt, und wer gar nichts macht, macht auch nix falsch. Also alles neu, alles auf Angriff, es braucht ein Team, ein ZUKUNFTSteam, wir haben einen Tag Zeit. 4 Männer und 4 Frauen, die blaue Kleidung besitzen und morgen Zeit haben. Zack. Haben wir das auch geregelt. Und am Ende stellt der Chef sich hin und sagt TATSÄCHLICH abschließend, dass er jetzt aber mal gespannt ist, was die SPD uns präsentiert. Ich bin mir ganz sicher: Irgendwo im Hintergrund stand ein Kampagnenmanager und starb. Da. Im Studio, während Laschet und sein Zukunftsteam fürs Foto noch vor, auf oder einen Meter neben den Positionsklebern auf dem Fußboden standen.
Ich habe noch nichts dazu gelesen. Ich habe nach Feierabend die 45 Minuten Freakshow geguckt, bin dann ausgiebig mit dem Hund vollkommen entfesselt durch den Wald gelaufen, kam dann heim, schrieb diesen Text, und jetzt lege ich mich aufs Bett und gucke mal, was die Medien so davon hielten. Ich habe die Vermutung, dass das lustig sein könnte.
So mache ich das. Und dann träume ich von der Entfesselung. Entfesselung Wirtschaft > Entfesselung Deutschland > Entfesselungsjahrzehnt. Ich möchte sagen: Warum nicht nach den Sternen greifen? Think big. Ich fordere ein Entfesselungsjahrhundert. Ich möchte vollkommen entfesselt mich überall rollen und wälzen, ich möchte, dass in jedem Supermarkt Separees abgetrennt sind, ach Quatsch, wenn wir alle entfesselt sind, reicht hier und da eine Matratze, ich möchte in der Bahn nur noch übereinander sitzen, nicht mehr nebeneinander, aber - und das ist mir sehr wichtig - ich möchte nicht, dass Laschet und Merz da Teil von sind. Denken Sie das bitte mal selber zuende!

Ich pflege ja nicht aus dem Nähkästchen zu plaudern, aber ich sag's mal so: Fesselung interessiert mich eigentlich eher als Entfesselung, aber immerhin wird das gleiche Themenfeld eröffnet, und wenn man einfach oft genug konfrontiert wird, ist man irgendwann dann überzeugt. 2021 muss alles entfesselt werden. Bleibt ein kleines Problem, ich möchte es Bild/Ton-Schere nennen. Der Mensch, der mir die ganze Zeit Entfesselung verspricht, wenn ich ihn wähle, ist Armin Laschet, und da muss ich sagen: Not my kink.
Erst muss die Wirtschaft entfesselt werden. Gut, das verstehe ich. Ich würde vielleicht einfach alle Steuern abschaffen, dann kann auch nix mehr hinterzogen werden und niemand muss irgendjemanden diffamieren, alle haben ganz viel Geld und dann können wir alle gemeinsam ankurbeln, das läuft dann von ganz alleine alles, auch Schulen und so. Nicht immer nur alles verbieten. Dann muss das ganze Land entfesselt werden, das fordert Friedrich Merz, das klingt nicht unbegrenzt ansprechend, mir fallen auf Anhieb etwa 1000 Leute ein, die ich nicht entfesselt sehen möchte, Friedrich Merz ist einer davon. Als Einstieg würde ich erst einmal gerne keine schwarzen Schuhe zum blauen Anzug sehen wollen, da bin ich immer nicht so angetan von. Merken: Das nächste Mal, wenn man so einem Clownteam einen Tag vorher anruft und sagt: "Hey, habt ihr morgen Zeit? Cool, ihr seid im Zukunftsteam von Armin. Text für die Rede schicke ich heute nacht um 3, morgen früh bitte zum Pressetermin kommen, alle was Dunkelblaues anziehen. Am besten braune Schuhe dazu."
Doro Bär hat die Redenschreiberin die nächste Eskalationsstufe in die Ansprache diktiert: Frau Bär fühlte sich in den letzten Jahren oft genug gefesselt und wünscht sich jetzt direkt ein ganzes Entfesselungsjahrzehnt. Direkt ein ganzes Jahrzehnt. Eine Sache möchte ich anmerken: So wenig ich Frau Bär für ihre Funktion für geeignet halte, sie war aus der Clownriege Zukunftsteam immerhin die einzige, die es geschafft hat, ihren Wortbeitrag in den vermutlich wenigen Stunden bis zum Termin so zu verinnerlichen, dass sie ihn nicht ablesen musste und uns für einen kurzen Moment zögern ließ, ob die Veranstaltung eventuell doch vorgestern schon geplant worden war. Aber nein. Alfred E. Neumann, der offensichtlich "einfach sagen" wollte, was er "denkt", ordnete das fein für uns ein: Er sei gestern ganz oft gefragt worden, warum er das überhaupt macht. Ich stelle mir das so vor: "Herr Neumann, Ex-Bildzeitungs-Wahlkampfchefin am Telefon. Der Kandidat möchte Sie in sein Zukunftsteam holen. Kommen Sie bitte morgen, gerne in einem blauen Anzug."
Ich fühle mich vollkommen verarscht. Ich habe das Gefühl, dass wir alle Teil eines großen A/B Tests geworden sind. Wir versuchen mal die rote Socken Kampagne 2.0, oh, da sind aber sehr viele Leute, die gar nicht so schlimm viel Angst vor einem Linksrutsch haben (nach rechts geht's ja auch nicht mehr weit), und irgendwie kann man Olaf Scholz auch nicht so gut als Kommunisten verkaufen, zumal der ja kaum im Wachzustand irgendwo auftritt, und wer gar nichts macht, macht auch nix falsch. Also alles neu, alles auf Angriff, es braucht ein Team, ein ZUKUNFTSteam, wir haben einen Tag Zeit. 4 Männer und 4 Frauen, die blaue Kleidung besitzen und morgen Zeit haben. Zack. Haben wir das auch geregelt. Und am Ende stellt der Chef sich hin und sagt TATSÄCHLICH abschließend, dass er jetzt aber mal gespannt ist, was die SPD uns präsentiert. Ich bin mir ganz sicher: Irgendwo im Hintergrund stand ein Kampagnenmanager und starb. Da. Im Studio, während Laschet und sein Zukunftsteam fürs Foto noch vor, auf oder einen Meter neben den Positionsklebern auf dem Fußboden standen.
Ich habe noch nichts dazu gelesen. Ich habe nach Feierabend die 45 Minuten Freakshow geguckt, bin dann ausgiebig mit dem Hund vollkommen entfesselt durch den Wald gelaufen, kam dann heim, schrieb diesen Text, und jetzt lege ich mich aufs Bett und gucke mal, was die Medien so davon hielten. Ich habe die Vermutung, dass das lustig sein könnte.
So mache ich das. Und dann träume ich von der Entfesselung. Entfesselung Wirtschaft > Entfesselung Deutschland > Entfesselungsjahrzehnt. Ich möchte sagen: Warum nicht nach den Sternen greifen? Think big. Ich fordere ein Entfesselungsjahrhundert. Ich möchte vollkommen entfesselt mich überall rollen und wälzen, ich möchte, dass in jedem Supermarkt Separees abgetrennt sind, ach Quatsch, wenn wir alle entfesselt sind, reicht hier und da eine Matratze, ich möchte in der Bahn nur noch übereinander sitzen, nicht mehr nebeneinander, aber - und das ist mir sehr wichtig - ich möchte nicht, dass Laschet und Merz da Teil von sind. Denken Sie das bitte mal selber zuende!
... link (3 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 2. September 2021
Sometimes
herzbruch, 22:00h
Manchmal frage ich mich, was ich alles Tolles mit meinem Leben machen könnte, wenn das blöde Internet nicht wäre. So. Jetzt hab ich?s gesagt.
... link (1 Kommentar) ... comment
Mittwoch, 1. September 2021
Blowing in the wind
herzbruch, 21:36h
Ich halte mich selber ja für höchstens mittel auf den Kopf gefallen, aber manchmal habe ich drastische Aussetzer, soeben in der Apotheke zum Beispiel, als ich ein Medikament abholen musste und neben der Kasse im Quengelware-Aufsteller das hier sah und reflexartig kaufte.

Eventuell liegt es daran, dass heute Welthaarausfall-Awarenesstag ist, dass ich besonders aware war, vielleicht war auch einfach nur die sehr dünne Schicht des Verdrängens kurz spröde, das passiert ja schon mal und zack, Kipppunkt und man wird zum gedankenlosen Monster. So oder so, die Dame in dem Werbeaufsteller sagte, nichts könne sie und ihr Haar voneinander trennen, und das holt mich ausreichend ab, um dann auch nicht zu gucken, was das Wundermittel mit den vielen ausgedachten aber immerhin patentierten Wirkweisen kostet.
Ich habe das Thema Haar für den Moment verdrängt, die organischen Dinge, die nicht in Ordnung sind, wurden gefunden und sind medikamentiert, da das aber "höchstens die Hälfte der Geschichte" ist laut Arzt, habe ich die andere Hälfte durch Stress und hormonelle Themen selbständig ergänzt, und dann ist es für den Moment eben so. Das Tempo des Haarausfalls hat sich stark reduziert, nachwachsen tut erst mal nix, aber wie Frau N eben noch so liebevoll sagte: Wenn ich jedes zweite Haupthaar verlieren würde, wäre es immer noch zu viel. Schön wäre jedoch, wenn sich das irgendwie besser verteilen würde. Für den Moment sitze ich also weiter aus, Sonntag hätte ich messen müssen, habe ich aber nicht gemacht, ich geh ja eh nirgendwo hin und von vorne ist alles gut in Schuss. Mehr muss ich innerpandemisch ja gar nicht wissen. Und ich führte das erste Kundengespräch, das sich um die Frage der Größe des Corona-Etats 2022 drehte. Ach. Ach.
Politik verdränge ich jetzt einfach auch. Ich habe das erste Schattenkabinett vorbeifliegen sehen, bleibt alles, wie es ist, wir besetzen stringent fachfremd, Saskia braucht noch ein Amt. Damit ist dazu ja auch schon wieder alles gesagt.
Und last but not least ist mein Trick gut aufgegangen, wenn jetzt alles gut läuft, machen Frau N und ich auch 2021 einen Adventskalenderpodcast, und zwar komplett ohne eigene Vorbereitung. Dafür im ersten Schritt schon mal ein riesiges Dankeschön an Herrn Axaneco, der so freundlich war, das Projektmanagement an sich zu nehmen, im zweiten Schritt ein riesiges Dankeschön an all die Menschen, die sich jetzt Themen und Fragen überlegen. Es gibt ein Dokument, da wird alles gesammelt, da können Sie alle dran mitschreiben. Frau N und ich bleiben dort fern, damit wir uns nicht am Ende doch langweilen müssen, es ist 2021, wir möchten zum Jahresende auch noch mal so richtig überrascht werden. Es soll 24 Folgen geben, vermutlich sind sie irgendwie thematisch geordnet, und zu jeder Folge haben wir um mindestens 20 Fragen gebeten, wir behalten uns natürlich vor, einzelne gar nicht oder wie Olaf Scholz zu beantworten. Das wird bestimmt nett.


Eventuell liegt es daran, dass heute Welthaarausfall-Awarenesstag ist, dass ich besonders aware war, vielleicht war auch einfach nur die sehr dünne Schicht des Verdrängens kurz spröde, das passiert ja schon mal und zack, Kipppunkt und man wird zum gedankenlosen Monster. So oder so, die Dame in dem Werbeaufsteller sagte, nichts könne sie und ihr Haar voneinander trennen, und das holt mich ausreichend ab, um dann auch nicht zu gucken, was das Wundermittel mit den vielen ausgedachten aber immerhin patentierten Wirkweisen kostet.
Ich habe das Thema Haar für den Moment verdrängt, die organischen Dinge, die nicht in Ordnung sind, wurden gefunden und sind medikamentiert, da das aber "höchstens die Hälfte der Geschichte" ist laut Arzt, habe ich die andere Hälfte durch Stress und hormonelle Themen selbständig ergänzt, und dann ist es für den Moment eben so. Das Tempo des Haarausfalls hat sich stark reduziert, nachwachsen tut erst mal nix, aber wie Frau N eben noch so liebevoll sagte: Wenn ich jedes zweite Haupthaar verlieren würde, wäre es immer noch zu viel. Schön wäre jedoch, wenn sich das irgendwie besser verteilen würde. Für den Moment sitze ich also weiter aus, Sonntag hätte ich messen müssen, habe ich aber nicht gemacht, ich geh ja eh nirgendwo hin und von vorne ist alles gut in Schuss. Mehr muss ich innerpandemisch ja gar nicht wissen. Und ich führte das erste Kundengespräch, das sich um die Frage der Größe des Corona-Etats 2022 drehte. Ach. Ach.
Politik verdränge ich jetzt einfach auch. Ich habe das erste Schattenkabinett vorbeifliegen sehen, bleibt alles, wie es ist, wir besetzen stringent fachfremd, Saskia braucht noch ein Amt. Damit ist dazu ja auch schon wieder alles gesagt.
Und last but not least ist mein Trick gut aufgegangen, wenn jetzt alles gut läuft, machen Frau N und ich auch 2021 einen Adventskalenderpodcast, und zwar komplett ohne eigene Vorbereitung. Dafür im ersten Schritt schon mal ein riesiges Dankeschön an Herrn Axaneco, der so freundlich war, das Projektmanagement an sich zu nehmen, im zweiten Schritt ein riesiges Dankeschön an all die Menschen, die sich jetzt Themen und Fragen überlegen. Es gibt ein Dokument, da wird alles gesammelt, da können Sie alle dran mitschreiben. Frau N und ich bleiben dort fern, damit wir uns nicht am Ende doch langweilen müssen, es ist 2021, wir möchten zum Jahresende auch noch mal so richtig überrascht werden. Es soll 24 Folgen geben, vermutlich sind sie irgendwie thematisch geordnet, und zu jeder Folge haben wir um mindestens 20 Fragen gebeten, wir behalten uns natürlich vor, einzelne gar nicht oder wie Olaf Scholz zu beantworten. Das wird bestimmt nett.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories