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Freitag, 7. Januar 2022
Cars
herzbruch, 23:06h
Das Thema, das mich am wenigsten interessiert und mit dem ich mich am wenigsten beschäftigen möchte auf der Welt ist das Unterhalten eines Autos. Ich habe gerne ein Auto, auch wenn ich es seit Pandemie nur sehr wenig nutze. Aber ich möchte gerne, dass es einfach da ist. Ich hole es auch gerne ab und lasse es mir kurz oder mittellang erklären, aber dann möchte ich nur noch manchmal fahren. Nicht waschen, nicht tanken, nicht polieren, nichts mit Öl und schon wirklich überhaupt gar nichts mit Versicherung. Meine Güte, es ist 2022, das muss doch alles einfacher gehen.
Die beste Periode in meinem Leben war die, als ich einfach ein Auto vom Arbeitgeber bestellt, überführt, versichert und zugelassen bekam, das gefiel mir gut. Aber nichts ist perfekt, und wenn man sich von allem und allen unabhängig machen möchte, kommt halt auch niemand und bestellt, überführt und versichert ein Auto. Nach dem Ausstieg aus dem Angestelltenstatus wählte ich 2019 ein Zwischenmodell und mietete einfach für immer ein Auto fix und fertig, sodass ich nur noch tanken musste. Das war auch sehr gut aber a) teuer und b) auch das falsche Auto. Meine Bedürfnisse sind doch spezifischer als das, was zur Auswahl stand, also beschloss ich vor fast einem Jahr, doch "einfach" wieder selber ein Auto zu organisieren und entschied mich für eins, das in Hamburg bestellt wurde und im Juni geliefert wurde. Naja, fast, dann kam ja das mit den Lieferketten, aber jetzt ist es da, muss versichert und zugelassen werden, und wenngleich mich das sehr nervte, war ich doch der Meinung, dass das ja jeder Quatschautohändlerfuzzi kann, das dürfte ja nicht so schwer sein. Ich kürze ab: total schwer.
Erstmal braucht man einen Termin beim Straßenverkehrsamt, das ist in Zeiten der Pandemie schon mal anstrengend. Dann muss das Autohaus die Papiere nach Düsseldorf zum Amt schicken, das ist auch anstrengend, weil ja viel schiefgehen kann. Dann braucht man eine Autoversicherung, nicht anstrengend, dachte ich, da gibt es ja so Portale, und zack, doch anstrengend. Da der Termin heute war, besuchte ich zeitnah vor dem Termin ein solches Portal, hatte dann circa alle Informationen zur Vorversicherung nicht und schloss irgendwas ab, was vielleicht falsch war, wovon ich aber dachte, ich könnte es sicher anschließend ändern, Hauptsache ich habe so eine komische Nummer, damit das Straßenverkehrsamt die auch sehr anstrengend selber bestellten Nummernschilder mit dem Aufkleber bekleben kann. So saß ich dann also heute an Schalter 3, hatte alles brav bei mir, sogar die Nummernschilder, und dann machte die Straßenverkehrsfrau ein sehr angestrengtes Gesicht, die Versicherungsnummer verwiese im System nicht auf mich, sondern auf einen Herrn mit Wohnsitz im Ausland, guckte noch mal auf mein Handy, wo die Nummer stand, tippte noch mal, guckte wieder angestrengt und brach den Prozess ab mit "Sie haben noch 2 Minuten übrig in Ihrem Zeitfenster, in der Zeit brauchen Sie eine andere Versicherung", ich fragte freundlich und wertschätzend, ob es eventuell sein könnte, dass sie 0 und O beim Ablesen verwechselt hat, sie sagte "nein" und ich ging. Man muss wissen, wann es vorbei ist, ich arbeite an dieser Kompetenz.
Dann ging ich nach Hause, stornierte die Versicherung, das erschien mir komfortabler als jetzt stundenlang mit einer Hotline zu telefonieren, trug zudem alle Informationen aus den Vorversicherungen zusammen, und seitdem bin ich wütend.
Ich habe 1994 ein Auto gefahren, das auf meine Mutter zugelassen war. Als ich 1995 auszog, ging das Auto mit, es blieb aber angemeldet auf meine Mutter. Etwa 10 Jahre später fanden meine Eltern, ich könne mein Auto doch einfach selber verwalten, dann fiel der Missstand auf, dass eine Versicherung mit der Schadensfreiheitsklasse 1 unbezahlbar für normale Menschen ist, und ich übernahm die Schadensfreiheitsklasse meines Vaters. Was das alles bedeutete, wusste ich nicht, weil das Thema mir ja zu uninteressant ist. Jetzt folgt ein weißes Loch, ich kann nämlich nicht mehr rekonstruieren, wieso ich diese wirklich sehr gute weil 1000 Jahre unfallfrei gefahren Schadensklasse unterwegs verloren habe. Dumm das. Jedenfalls kam 2009 dann das erste Familienauto, keine Ahnung, was da passierte, dann wechselten wir 2012 die Versicherung, plötzlich hatte ich Schadensfreiheitsklasse 12, dann kam 2013 das zweite Auto, das fing dann ganz von vorne an und war daher sehr ungünstig, ich hatte wohl zudem die SFK, ich sage jetzt SFK, das hält ja niemand aus, von meinem Mann übernommen, der hat jetzt gar keine mehr, und dann wurde 2017 das Erstauto verkauft und das Zweitauto, und das macht mich sehr wütend, in der Versicherung nicht zum Erstauto, sondern es blieb in der teuren SFK. Da haben wir natürlich auch gepennt, aber jetzt fiel es auf, wir waren unerfreut, wollten vor allem - und jetzt bitte einmal eben mitdenken - jetzt die neue Versicherung in der SFK haben, in der wir jetzt wären, wenn das Zweitauto das Erstauto wäre, weil ja durchgehend ein Versicherungsverhältnis ohne Schadensfall bestanden hatte und wir doch jetzt nicht lebenslang dafür zahlen können, dass wir 2017 gepennt und die Versicherung uns verarscht hat, lange Rede, kurzer Sinn: Das ist leider in ihrem "Datenbanksystem" nicht vorgesehen, das ist natürlich Bullshit, außerdem, und das ist noch mehr Bullshit, hängt die Schadensfreiheitsklasse nicht an der Halterin bzw. Versicherungsnehmerin, sondern am Auto, was absurd ist, da das Auto ja nicht dafür verantwortlich ist, dass man unfallfrei fährt und daher auch nicht belohnt werden muss, außer vielleicht der Volvo, der war an vielen Stellen dafür verantwortlich, dass ich unfallfrei fuhr, weil es ja immer einfach vollbremste, wenn ich dumm fuhr, und jetzt habe ich die doofe alte schlechte SFK und bin wütend. Dann telefonierte Herr H mit einer anderen Versicherung und fragte, ob die das ändern könnte, aber das war in ihrem System nicht vorgesehen, sie würden nur die SFK übernehmen, die die Vorversicherung übergibt, und dann stand ich mit hochrotem Kopf daneben, war wütend (ich konnte auch nicht selber für meine eigene Versicherung anrufen, weil das Thema mich zu sehr abstößt), und dann hatte ich diesen Moment der Epiphanie: Der Markt regelt ja nichts. Also nichts für mich. Unterm Strich ist es ja für alle Versicherungen auf der ganzen Welt viel besser, wenn ich meine gute SFK nicht rekonstruieren und meine mittelgute, durch Verarsche verlorene, nicht zusammenrechnen lassen kann, denn jede Versicherung der Welt findet das super, weil ich jetzt für immer mehr zahlen muss. Und das macht mich sehr angestrengt. Montag nächster Versuch am Straßenverkehrsamt. Ich bin gespannt, ob sie dann die Papiere vielleicht schon nach Hamburg zurückgeschickt haben. Dann gebe ich auf. Versicherung habe ich inzwischen. Teuer.
Und Korrekturlesen fällt heute (wie eigentlich meistens) aus, weil mich das Thema so wenig interessiert, dass ich nicht mal zweimal darüber denken und lesen möchte. Thema ist durch.

Die beste Periode in meinem Leben war die, als ich einfach ein Auto vom Arbeitgeber bestellt, überführt, versichert und zugelassen bekam, das gefiel mir gut. Aber nichts ist perfekt, und wenn man sich von allem und allen unabhängig machen möchte, kommt halt auch niemand und bestellt, überführt und versichert ein Auto. Nach dem Ausstieg aus dem Angestelltenstatus wählte ich 2019 ein Zwischenmodell und mietete einfach für immer ein Auto fix und fertig, sodass ich nur noch tanken musste. Das war auch sehr gut aber a) teuer und b) auch das falsche Auto. Meine Bedürfnisse sind doch spezifischer als das, was zur Auswahl stand, also beschloss ich vor fast einem Jahr, doch "einfach" wieder selber ein Auto zu organisieren und entschied mich für eins, das in Hamburg bestellt wurde und im Juni geliefert wurde. Naja, fast, dann kam ja das mit den Lieferketten, aber jetzt ist es da, muss versichert und zugelassen werden, und wenngleich mich das sehr nervte, war ich doch der Meinung, dass das ja jeder Quatschautohändlerfuzzi kann, das dürfte ja nicht so schwer sein. Ich kürze ab: total schwer.
Erstmal braucht man einen Termin beim Straßenverkehrsamt, das ist in Zeiten der Pandemie schon mal anstrengend. Dann muss das Autohaus die Papiere nach Düsseldorf zum Amt schicken, das ist auch anstrengend, weil ja viel schiefgehen kann. Dann braucht man eine Autoversicherung, nicht anstrengend, dachte ich, da gibt es ja so Portale, und zack, doch anstrengend. Da der Termin heute war, besuchte ich zeitnah vor dem Termin ein solches Portal, hatte dann circa alle Informationen zur Vorversicherung nicht und schloss irgendwas ab, was vielleicht falsch war, wovon ich aber dachte, ich könnte es sicher anschließend ändern, Hauptsache ich habe so eine komische Nummer, damit das Straßenverkehrsamt die auch sehr anstrengend selber bestellten Nummernschilder mit dem Aufkleber bekleben kann. So saß ich dann also heute an Schalter 3, hatte alles brav bei mir, sogar die Nummernschilder, und dann machte die Straßenverkehrsfrau ein sehr angestrengtes Gesicht, die Versicherungsnummer verwiese im System nicht auf mich, sondern auf einen Herrn mit Wohnsitz im Ausland, guckte noch mal auf mein Handy, wo die Nummer stand, tippte noch mal, guckte wieder angestrengt und brach den Prozess ab mit "Sie haben noch 2 Minuten übrig in Ihrem Zeitfenster, in der Zeit brauchen Sie eine andere Versicherung", ich fragte freundlich und wertschätzend, ob es eventuell sein könnte, dass sie 0 und O beim Ablesen verwechselt hat, sie sagte "nein" und ich ging. Man muss wissen, wann es vorbei ist, ich arbeite an dieser Kompetenz.
Dann ging ich nach Hause, stornierte die Versicherung, das erschien mir komfortabler als jetzt stundenlang mit einer Hotline zu telefonieren, trug zudem alle Informationen aus den Vorversicherungen zusammen, und seitdem bin ich wütend.
Ich habe 1994 ein Auto gefahren, das auf meine Mutter zugelassen war. Als ich 1995 auszog, ging das Auto mit, es blieb aber angemeldet auf meine Mutter. Etwa 10 Jahre später fanden meine Eltern, ich könne mein Auto doch einfach selber verwalten, dann fiel der Missstand auf, dass eine Versicherung mit der Schadensfreiheitsklasse 1 unbezahlbar für normale Menschen ist, und ich übernahm die Schadensfreiheitsklasse meines Vaters. Was das alles bedeutete, wusste ich nicht, weil das Thema mir ja zu uninteressant ist. Jetzt folgt ein weißes Loch, ich kann nämlich nicht mehr rekonstruieren, wieso ich diese wirklich sehr gute weil 1000 Jahre unfallfrei gefahren Schadensklasse unterwegs verloren habe. Dumm das. Jedenfalls kam 2009 dann das erste Familienauto, keine Ahnung, was da passierte, dann wechselten wir 2012 die Versicherung, plötzlich hatte ich Schadensfreiheitsklasse 12, dann kam 2013 das zweite Auto, das fing dann ganz von vorne an und war daher sehr ungünstig, ich hatte wohl zudem die SFK, ich sage jetzt SFK, das hält ja niemand aus, von meinem Mann übernommen, der hat jetzt gar keine mehr, und dann wurde 2017 das Erstauto verkauft und das Zweitauto, und das macht mich sehr wütend, in der Versicherung nicht zum Erstauto, sondern es blieb in der teuren SFK. Da haben wir natürlich auch gepennt, aber jetzt fiel es auf, wir waren unerfreut, wollten vor allem - und jetzt bitte einmal eben mitdenken - jetzt die neue Versicherung in der SFK haben, in der wir jetzt wären, wenn das Zweitauto das Erstauto wäre, weil ja durchgehend ein Versicherungsverhältnis ohne Schadensfall bestanden hatte und wir doch jetzt nicht lebenslang dafür zahlen können, dass wir 2017 gepennt und die Versicherung uns verarscht hat, lange Rede, kurzer Sinn: Das ist leider in ihrem "Datenbanksystem" nicht vorgesehen, das ist natürlich Bullshit, außerdem, und das ist noch mehr Bullshit, hängt die Schadensfreiheitsklasse nicht an der Halterin bzw. Versicherungsnehmerin, sondern am Auto, was absurd ist, da das Auto ja nicht dafür verantwortlich ist, dass man unfallfrei fährt und daher auch nicht belohnt werden muss, außer vielleicht der Volvo, der war an vielen Stellen dafür verantwortlich, dass ich unfallfrei fuhr, weil es ja immer einfach vollbremste, wenn ich dumm fuhr, und jetzt habe ich die doofe alte schlechte SFK und bin wütend. Dann telefonierte Herr H mit einer anderen Versicherung und fragte, ob die das ändern könnte, aber das war in ihrem System nicht vorgesehen, sie würden nur die SFK übernehmen, die die Vorversicherung übergibt, und dann stand ich mit hochrotem Kopf daneben, war wütend (ich konnte auch nicht selber für meine eigene Versicherung anrufen, weil das Thema mich zu sehr abstößt), und dann hatte ich diesen Moment der Epiphanie: Der Markt regelt ja nichts. Also nichts für mich. Unterm Strich ist es ja für alle Versicherungen auf der ganzen Welt viel besser, wenn ich meine gute SFK nicht rekonstruieren und meine mittelgute, durch Verarsche verlorene, nicht zusammenrechnen lassen kann, denn jede Versicherung der Welt findet das super, weil ich jetzt für immer mehr zahlen muss. Und das macht mich sehr angestrengt. Montag nächster Versuch am Straßenverkehrsamt. Ich bin gespannt, ob sie dann die Papiere vielleicht schon nach Hamburg zurückgeschickt haben. Dann gebe ich auf. Versicherung habe ich inzwischen. Teuer.
Und Korrekturlesen fällt heute (wie eigentlich meistens) aus, weil mich das Thema so wenig interessiert, dass ich nicht mal zweimal darüber denken und lesen möchte. Thema ist durch.
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Donnerstag, 6. Januar 2022
This is my body
herzbruch, 21:46h
Wenn Sie heute im Karstadt in Düsseldorf waren und sich wunderten, dass im ersten Stock eine schluchzende Frau stand: Seien Sie beruhigt, es geht mir gut. Vielleicht war ich ein bisschen überfordert von der Gesamtsituation, ich finde aber, dass das in einer Pandemie nur angemessen und somit akzeptabel ist.
Eventuell musste ich weinen, weil ich an einem Ständer vorbeilief, an dem es Kragen gab, die zu nichts gehörten. Also einfach ein Blusenkragen, mit Glitzersteinchen drauf, an der Seite so komische Gummizüge, die vermutlich unter den Achseln sitzen, damit man nicht irgendwann einen Fitzel - ich verfüge scheinbar nicht einmal über das Vokabular, dieses Kleidungsstück zu beschreiben - aus dem Pulli herauslugen hat in der Videokonferenz. Das Verb "herauslugen" habe ich jetzt taktisch gewählt, um zu demonstrieren, dass ich abseits des Kragens sehr wohl über Wörter verfüge. Jedenfalls war ich gefühlt in der gesamten Pandemie nicht in Kaufhäusern, doch einmal, ich kaufte Wäsche, und was vielleicht auch dazu beitrug, dass ich weinen musste, war die Erkenntnis, dass ich mich scheinbar in den letzten zwei Jahren auf wirklich allen in einem Vollsortimenter verfügbaren Gebieten so festgefahren habe, dass es dort nichts mehr gibt, was ich kaufen wollen würde. Vielleicht ist das auch eine gute Sache, aber die Kombination von Keinen-Quatsch-mehr-kaufen und Für-die-meisten-Dinge-immer-genau-das-gleiche-kaufen lässt mich eine halbe Stunde durch einen menschenleeren Karstadt laufen (wegen Pandemie, nicht wegen 2G), dann ein bisschen weinen, und dann in die Apotheke auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehen, weil Medikamente hermüssen, und zack, Sale meiner Gesichtspflege, 25% Rabatt, und jetzt habe ich schon die Nachfolgetube Tag und Nacht in der Schublade, plus einen Tiegel Bodylotion, und ich musste nicht mit leeren Händen nach Hause. Das war schön.
Vielleicht habe ich auch weinen müssen, weil ich sehr sehr erleichtert war, ich kam nämlich gerade vom Haararzt, der neben dem Karstadt ist und ich musste etwas Zeit überbrücken, und zu meiner vorsichtigen Freude fand der Haararzt im Lichte einer sehr hellen Lampe schneeweißen kleinen Flaum. Wie bei einer Gans. Am Hinterkopf. Da, wo vorher nichts war. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich laut Blutbild einen guten Eisenwert. Dafür verfüge ich über einen spektakulären Vitamin D Wert von 4 (normal ist 30, whatever that means, aber 4 ist 26 zu wenig und sehr schlecht), und Selen habe ich irgendwie auch nicht mehr. Aber das ist alles nix, was man nicht wieder hinkriegt, und ich nehme jetzt ja keine Eisentabletten mehr, also habe ich in meinem Pillendöschen Raum für Vitamin D und Selen. Insgesamt möchte ich sagen, dass so ein Körper ein hochkomplexes Gebilde ist, und wenn der Deal jetzt ist, dass ich immer alles irgendwie mikromanagen muss, weil nix mehr von alleine klappt, ist das zwar anstrengend, aber ich bin sehr gut in Sachen managen und wenn das am Ende dazu führt, dass ich ganz viele schicke Gänsedaunen auf dem Kopf habe, ist ja alles wieder gut. Wie viele Vitamine und Gedöns kann man schon haben?

Eventuell musste ich weinen, weil ich an einem Ständer vorbeilief, an dem es Kragen gab, die zu nichts gehörten. Also einfach ein Blusenkragen, mit Glitzersteinchen drauf, an der Seite so komische Gummizüge, die vermutlich unter den Achseln sitzen, damit man nicht irgendwann einen Fitzel - ich verfüge scheinbar nicht einmal über das Vokabular, dieses Kleidungsstück zu beschreiben - aus dem Pulli herauslugen hat in der Videokonferenz. Das Verb "herauslugen" habe ich jetzt taktisch gewählt, um zu demonstrieren, dass ich abseits des Kragens sehr wohl über Wörter verfüge. Jedenfalls war ich gefühlt in der gesamten Pandemie nicht in Kaufhäusern, doch einmal, ich kaufte Wäsche, und was vielleicht auch dazu beitrug, dass ich weinen musste, war die Erkenntnis, dass ich mich scheinbar in den letzten zwei Jahren auf wirklich allen in einem Vollsortimenter verfügbaren Gebieten so festgefahren habe, dass es dort nichts mehr gibt, was ich kaufen wollen würde. Vielleicht ist das auch eine gute Sache, aber die Kombination von Keinen-Quatsch-mehr-kaufen und Für-die-meisten-Dinge-immer-genau-das-gleiche-kaufen lässt mich eine halbe Stunde durch einen menschenleeren Karstadt laufen (wegen Pandemie, nicht wegen 2G), dann ein bisschen weinen, und dann in die Apotheke auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehen, weil Medikamente hermüssen, und zack, Sale meiner Gesichtspflege, 25% Rabatt, und jetzt habe ich schon die Nachfolgetube Tag und Nacht in der Schublade, plus einen Tiegel Bodylotion, und ich musste nicht mit leeren Händen nach Hause. Das war schön.
Vielleicht habe ich auch weinen müssen, weil ich sehr sehr erleichtert war, ich kam nämlich gerade vom Haararzt, der neben dem Karstadt ist und ich musste etwas Zeit überbrücken, und zu meiner vorsichtigen Freude fand der Haararzt im Lichte einer sehr hellen Lampe schneeweißen kleinen Flaum. Wie bei einer Gans. Am Hinterkopf. Da, wo vorher nichts war. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich laut Blutbild einen guten Eisenwert. Dafür verfüge ich über einen spektakulären Vitamin D Wert von 4 (normal ist 30, whatever that means, aber 4 ist 26 zu wenig und sehr schlecht), und Selen habe ich irgendwie auch nicht mehr. Aber das ist alles nix, was man nicht wieder hinkriegt, und ich nehme jetzt ja keine Eisentabletten mehr, also habe ich in meinem Pillendöschen Raum für Vitamin D und Selen. Insgesamt möchte ich sagen, dass so ein Körper ein hochkomplexes Gebilde ist, und wenn der Deal jetzt ist, dass ich immer alles irgendwie mikromanagen muss, weil nix mehr von alleine klappt, ist das zwar anstrengend, aber ich bin sehr gut in Sachen managen und wenn das am Ende dazu führt, dass ich ganz viele schicke Gänsedaunen auf dem Kopf habe, ist ja alles wieder gut. Wie viele Vitamine und Gedöns kann man schon haben?
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Mittwoch, 5. Januar 2022
Maniac
herzbruch, 23:20h
Ich habe eine Sache verstanden. Das ist ja immer erst mal gut, Verstehen ist der erste Schritt zur Akzeptanz. Ich bin manisch depressiv, allerdings jährlich wechselnd. 2020 alles schön, 2021 alles schlecht, 2022 perspektivisch alles wieder schön. Beruflich war es 2020 und 2021 genau andersrum, 2022 wird ein neues Jahr, welches buchhalterisch schon seit 4 Tagen quasi fertig ist, und jetzt nutze ich die verbleibende Zeit, um darüber nachzudenken, was ich eigentlich wirklich neben dem, was ich bereits mache und was ziemlich genau das ist, was ich machen möchte und was als Broterwerb sehr sinnvoll ist, noch machen möchte. Vor drei Jahren habe ich den Schritt gewagt, zu probieren, was passiert, wenn ich nur noch mache, was die Welt unterm Strich weiterbringt und mir Spaß macht, und erfreulicherweise kann ich im Januar 2022 sagen: Davon lebe ich gut, erst trotz, dann wegen Pandemie. Und wer hier ein paar Jahre mitgelesen hat, weiß, dass dieser Moment der Erkenntnis üblicherweise das erste Symptom einer drohenden Übersprungshandlung ist. Vielleicht kann ich mit meinem neuen Hobby, nämlich Wohnumgebungsneugestaltung, den Prozess noch ein wenig verlangsamen, aber sollte ich demnächst hier en passant fallenlassen, dass ich mich doch noch für ein Medizinstudium eingeschrieben habe, kontaktieren Sie bitte Frau N, dass sie umgehend eine Intervention einleitet. Danke.
Soweit ist also alles erst einmal sehr hervorragend. Ich weiß bis Dezember alles, was ich beruflich mache und was dabei rumkommt, habe ja bereits im letzten Jahr beschlossen, mehr Urlaub zu machen, und dieses Jahr exekutiere ich konsequent. Work hard, play hard. Nach dem großen Warnschuss 2017 hatte ich mir einst ein Modell überlegt und auch bis zum Auftritt der Pandemie durchgezogen: Jeden Monat einen kurzen Urlaub. Meist ganz langweilige Dinge. Mosel, Noordwijk, Mosel, Mosel, Mosel, Groß-Holum (an der Nordsee, da standen 3 Häuser, in Klein-Holum, also auf der anderen Straßenseite, standen nur 2 oder so ähnlich war das), Noordwijk, Mosel, Sie verstehen das Konzept. Das war schön, und in der Regel war es einfach so, dass am Freitag nach der Schule irgendwo hingefahren wurde, dann zwei Tage Meer oder Klamm oder irgendwas in oft zweifelhaften Unterkünften, aber der Erholungseffekt, wenn man sich zwei Wochen vorfreut, dann packt und einfach zwei Tage raus ist, war enorm. Ich weiß nicht, ob ich das in der Form wieder aufnehmen wollen würde, ich habe ja auch ein Sofa jetzt, aber ich hangele mich entlang der Jahreszeiten. Im Frühling fahre ich mit meiner kleinen Schwester, die am Sonntag 60 wird (moment, ich muss weinen, wie konnte das alles passieren?) an die Mosel. Im Sommer fahre ich zu Beginn der Ferien mit Frau Klugscheisser eine Woche irgendwohin, wo es schön ist, und gegen Ende der Ferien irgendwo anders hin mit einer anderen Person, beide Urlaube werden sehr luxuriös und sehr entspannend. Im Herbst werde ich mit Frau N eine Eselwanderung durch die Uckermark machen, was mich im Vorfeld maximal motivieren wird, endlich das doofe Metall aus dem Sprunggelenk operieren zu lassen, sonst muss der Esel mich ziehen. Win Win. Für den Winter habe ich noch keinen Plan, aber vielleicht werde ich zum ersten Mal in meinem Leben im Winter irgendwo hinfahren, wo es warm ist. Vielleicht auch nicht, wenn ich nach draußen gucke, kann man ja auch im Rheinland bleiben. Außerdem hatte ich Weihnachten 2021, das Jahr, an dem ich vom 22. bis 27. Dezember mehr gearbeitet habe als im gesamten November, der werten Familie angekündigt, dass ich nächstes Jahr das System umstelle von Ich-serviere-Weihnachtsgans-für-12-Leute zu 11-Leute-bringen-Sachen-mit-die-wir-hinterher-Buffet-nennen, und außer bei meiner Mutter, die sich das schlecht vorstellen konnte und in Tränen ausbrach, fanden das alle gut. Wobei ich das auch nicht als Vorschlag formuliert hatte.
In der Zwischenzeit werde ich entspannt abarbeiten, viel Zeit auf dem Sofa sitzen, ich werde politikverdrossen sein, das sieht an Frau N ganz herrlich entspannt aus und kommt unterm Strich ja auch aufs Gleiche raus, ich werde mich impfen lassen immer und immer wieder, vielleicht schaffe ich es sogar noch länger, nicht doch noch an irgendwas zwischen Omikron und Omega zu erkranken, mein Kind wird liegen und wachsen, mein Hund wird in seinem EXTRA FÜR SIE DAMIT SIE MIT DEM MITLEID AUFHÖREN KÖNNEN gekauften neuen Premiumhundebettchen liegen und abwechselnd sehr traurig und sehr fröhlich gucken, wie sich in den letzten Tagen abzeichnet, werden jeden Abend plötzlich entweder die einen oder die anderen Nachbarn vor der Türe stehen, wir werden uns weiter täglich testen (meine Güte) und dann, je nach Nachbarn vor der Türe, entweder Mario Party spielen oder Karaoke singen müssen, das ist nämlich scheinbar, was ich mit dem neuen, wohnlichen Wohnzimmer mitgekauft habe, viele Leute, die wegen des Sofas und dem Fernseher kommen und Super Mario oder Karaoke spielen wollen (ächz), und dann ist irgendwann das Jahr um, das Sofa wird bereits durchgesessen sein, aber ich werde zurückblicken und sagen: Das war besser als letztes Jahr.

Soweit ist also alles erst einmal sehr hervorragend. Ich weiß bis Dezember alles, was ich beruflich mache und was dabei rumkommt, habe ja bereits im letzten Jahr beschlossen, mehr Urlaub zu machen, und dieses Jahr exekutiere ich konsequent. Work hard, play hard. Nach dem großen Warnschuss 2017 hatte ich mir einst ein Modell überlegt und auch bis zum Auftritt der Pandemie durchgezogen: Jeden Monat einen kurzen Urlaub. Meist ganz langweilige Dinge. Mosel, Noordwijk, Mosel, Mosel, Mosel, Groß-Holum (an der Nordsee, da standen 3 Häuser, in Klein-Holum, also auf der anderen Straßenseite, standen nur 2 oder so ähnlich war das), Noordwijk, Mosel, Sie verstehen das Konzept. Das war schön, und in der Regel war es einfach so, dass am Freitag nach der Schule irgendwo hingefahren wurde, dann zwei Tage Meer oder Klamm oder irgendwas in oft zweifelhaften Unterkünften, aber der Erholungseffekt, wenn man sich zwei Wochen vorfreut, dann packt und einfach zwei Tage raus ist, war enorm. Ich weiß nicht, ob ich das in der Form wieder aufnehmen wollen würde, ich habe ja auch ein Sofa jetzt, aber ich hangele mich entlang der Jahreszeiten. Im Frühling fahre ich mit meiner kleinen Schwester, die am Sonntag 60 wird (moment, ich muss weinen, wie konnte das alles passieren?) an die Mosel. Im Sommer fahre ich zu Beginn der Ferien mit Frau Klugscheisser eine Woche irgendwohin, wo es schön ist, und gegen Ende der Ferien irgendwo anders hin mit einer anderen Person, beide Urlaube werden sehr luxuriös und sehr entspannend. Im Herbst werde ich mit Frau N eine Eselwanderung durch die Uckermark machen, was mich im Vorfeld maximal motivieren wird, endlich das doofe Metall aus dem Sprunggelenk operieren zu lassen, sonst muss der Esel mich ziehen. Win Win. Für den Winter habe ich noch keinen Plan, aber vielleicht werde ich zum ersten Mal in meinem Leben im Winter irgendwo hinfahren, wo es warm ist. Vielleicht auch nicht, wenn ich nach draußen gucke, kann man ja auch im Rheinland bleiben. Außerdem hatte ich Weihnachten 2021, das Jahr, an dem ich vom 22. bis 27. Dezember mehr gearbeitet habe als im gesamten November, der werten Familie angekündigt, dass ich nächstes Jahr das System umstelle von Ich-serviere-Weihnachtsgans-für-12-Leute zu 11-Leute-bringen-Sachen-mit-die-wir-hinterher-Buffet-nennen, und außer bei meiner Mutter, die sich das schlecht vorstellen konnte und in Tränen ausbrach, fanden das alle gut. Wobei ich das auch nicht als Vorschlag formuliert hatte.
In der Zwischenzeit werde ich entspannt abarbeiten, viel Zeit auf dem Sofa sitzen, ich werde politikverdrossen sein, das sieht an Frau N ganz herrlich entspannt aus und kommt unterm Strich ja auch aufs Gleiche raus, ich werde mich impfen lassen immer und immer wieder, vielleicht schaffe ich es sogar noch länger, nicht doch noch an irgendwas zwischen Omikron und Omega zu erkranken, mein Kind wird liegen und wachsen, mein Hund wird in seinem EXTRA FÜR SIE DAMIT SIE MIT DEM MITLEID AUFHÖREN KÖNNEN gekauften neuen Premiumhundebettchen liegen und abwechselnd sehr traurig und sehr fröhlich gucken, wie sich in den letzten Tagen abzeichnet, werden jeden Abend plötzlich entweder die einen oder die anderen Nachbarn vor der Türe stehen, wir werden uns weiter täglich testen (meine Güte) und dann, je nach Nachbarn vor der Türe, entweder Mario Party spielen oder Karaoke singen müssen, das ist nämlich scheinbar, was ich mit dem neuen, wohnlichen Wohnzimmer mitgekauft habe, viele Leute, die wegen des Sofas und dem Fernseher kommen und Super Mario oder Karaoke spielen wollen (ächz), und dann ist irgendwann das Jahr um, das Sofa wird bereits durchgesessen sein, aber ich werde zurückblicken und sagen: Das war besser als letztes Jahr.
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