Dienstag, 2. November 2021
Just a dress
herzbruch, 10:13h
Ich bin sehr müde, da ich die halbe Nacht wachgelegen habe, und zwar aus zwei Gründen.
1) Ich habe in meinem Kopf etwa 20 Jahre Kleidungshistorie abgerufen, um mich alle 30 Minuten einmal zusammenzukrümmen und zu denken "NEIN!!". Es war ja so, dass Motten mein absolutes Premiumkleid aufgegessen hatten. In Teilen. Es war ein wunderschönes Kleid einer sehr teuren Marke, es war hübsch, fühlte sich hervorragend an (Wolle und Kaschmir, guten Appetit) und konnte etwas, was nur ganz wenige Strickkleider können: Sogar an mir hervorragend aussehen. Dabei war es so bequem, dass es einer Belohnung glich, es tragen zu dürfen.
Nun räume ich ja den Kleiderschrank in meinem Zimmer regelmäßig von Sommer auf Winter und zurück, und das bedeutet auch, dass Winterkleider in der Rotation dann kurz andernorts zwischengelagert werden müssen. Einleitend, ja, auch in Leseminute 40 bin ich noch in der Einleitung, sei gesagt, dass ich viele Jahre meines Lebens ganz oft Kleider getragen hatte, dann einige Jahre gar nicht, dann, und das sind vielleicht die letzten 3, wieder hin und wieder. Für hin und wieder hatte ich eine Reihe von recht hochwertigen Kleidern gekauft. Aus der Zeit, in der ich ganz oft Kleider getragen hatte, gab es noch eine nicht unwesentliche Anzahl an Exemplaren, die ich teils als Erinnerung, teils aus Entscheidungsschwäche, und teils, weil ich mir sicher war, dass noch einmal eine Zeit in meinem Leben kommen wird, in der ich da wieder reinpasse, behalten hatte.
Nun ist meine Wohnsituation ja mehrteilig, bestehend aus Wohnung, Gartenhaus und Einliegerruine, so muss man es ja neuerdings formulieren. In allen drei Einheiten stehen bzw. standen Kleiderschränke, die der folgenden Logik unterliegen: 1) In meinem Schlafzimmer steht ein Schrank, in dem die jahreszeitliche Kleidung, aufbewahrt ist, ein kleiner Teil in 2,40 Höhe ist reserviert für gefaltete Wäsche aus der nächsten Jahreszeit. Im Winter liegen dort eine Reihe von T-Shirts und anderen sommerlichen Dingen, im Sommer liegen dort die Wollpullover. 2) Im Gartenhaus befinden sich Dinge wie Abendgarderobe und jahreszeitlich unpassende Kleider. Theoretisch auch Wintermäntel im Sommer, aber wir wollen wem auch immer danken, dass ich das diesen Sommer vergessen hatte. Hier also befinden sich im Sommer alle Kleider aus Wolle und mit langen Ärmeln. 3) Im Kellerschrank befinden sich Dinge, die man so auf den ersten Blick nicht braucht. Hochzeitskleider zum Beispiel. Alles, was man lange vorm Kind gekauft hatte und wo ich beim besten Willen nicht reinpassen würde, sowie einzelne Kleider, die man heute eigentlich nie mehr tragen würde, die aber auch keinesfalls weggegeben werden können. Im Keller fressen sie kein Brot.
Wir halten fest: Schlafzimmer, Gartenhaus, Keller, Schlafzimmer: Was ich heute trage, Gartenhaus: Was ich eventuell in 6 Monaten trage, Keller: Was ich eventuell nie mehr trage.
Dann kam die Sache mit dem vollgelaufenen Keller, und ich kürze einfach ab: Das Drama war ja doch recht groß, wir haben anschließend, da alles wegschimmelte, bis auf die Grundmauern alles rausgerissen. Inklusive der Schränke. Und da ich ahnte, dass mir das an der ein oder anderen Stelle sehr weh tun wird, ich aber überhaupt gar keine Lust hatte, mich von den zu entsorgenden Dingen persönlich zu verabschieden, das hätte ich nämlich schmerzlich gefunden, gab ich Herrn H einen Persilschein, der lautete: Alles, was im Keller ist, ist dort, weil ich dafür in meinem heutigen Leben ja gar keinen Platz habe, also kann das auch weg. Der Keller ist leer.
Dann kam die Sache mit dem Kleid im Gartenhaus, welches ich zu einem Anlass tragen wollte, es ist ja bereits Winter, ich holte es aus dem Schrank und es hatte Löcher. Mottenlöcher. Ich setzte mich in den Sessel und litt still, naja, laut, aber das sagt man so ja nicht, fand glücklicherweise meinen Kaschmirmantel im Flur und nicht im Gartenhaus, wo er hingehört hätte, dann wartete ich einige Tage und bat dann Herrn H., ob er mal in dem Schrank gucken könnte, ob die anderen Dinge auch zerfressen sind. Das tat er, und nein, der Rest sei intakt. So richtig wollte ich das nicht glauben, also wartete ich zwei weitere Tage ab und ging dann selber gucken.
Ich kürze ab. Aus irgendeinem intrapandemisch vielleicht nachvollziehbaren, dennoch vergessenen Grund, habe ich wohl an irgendeiner Stelle in den letzten 2 Jahren fast alle Kleider und Jacken/Mäntel aus dem Gartenhaus in den Keller gebracht. Jacken und Mäntel alle. Nicht fast alle. Kleider hingen dort noch 2. Die sind aber schlecht. Der ganze Rest ist weg. Und jetzt erinnern Sie sich kurz an den Persilschein, mit dem Herr H. einfach unsortiert alles wegwerfen durfte, was sich im Kellerschrank befand, weil das ja nur die alten Erinnerungen aus den Nullerjahren sind. Und das ist Grund 1, warum ich heute nicht schlafen konnte: Ich lag im Bett und erinnerte mich an die Dinge, die in dem Schrank waren, und immer, wenn mir etwas besonders Gutes einfiel, war ich traurig. Und weil der erste Grund jetzt schon so länglich war, muss ich erst mal was anderes machen. Arbeiten zum Beispiel. Früher oder später muss ich neue Anziehsachen kaufen.
1) Ich habe in meinem Kopf etwa 20 Jahre Kleidungshistorie abgerufen, um mich alle 30 Minuten einmal zusammenzukrümmen und zu denken "NEIN!!". Es war ja so, dass Motten mein absolutes Premiumkleid aufgegessen hatten. In Teilen. Es war ein wunderschönes Kleid einer sehr teuren Marke, es war hübsch, fühlte sich hervorragend an (Wolle und Kaschmir, guten Appetit) und konnte etwas, was nur ganz wenige Strickkleider können: Sogar an mir hervorragend aussehen. Dabei war es so bequem, dass es einer Belohnung glich, es tragen zu dürfen.
Nun räume ich ja den Kleiderschrank in meinem Zimmer regelmäßig von Sommer auf Winter und zurück, und das bedeutet auch, dass Winterkleider in der Rotation dann kurz andernorts zwischengelagert werden müssen. Einleitend, ja, auch in Leseminute 40 bin ich noch in der Einleitung, sei gesagt, dass ich viele Jahre meines Lebens ganz oft Kleider getragen hatte, dann einige Jahre gar nicht, dann, und das sind vielleicht die letzten 3, wieder hin und wieder. Für hin und wieder hatte ich eine Reihe von recht hochwertigen Kleidern gekauft. Aus der Zeit, in der ich ganz oft Kleider getragen hatte, gab es noch eine nicht unwesentliche Anzahl an Exemplaren, die ich teils als Erinnerung, teils aus Entscheidungsschwäche, und teils, weil ich mir sicher war, dass noch einmal eine Zeit in meinem Leben kommen wird, in der ich da wieder reinpasse, behalten hatte.
Nun ist meine Wohnsituation ja mehrteilig, bestehend aus Wohnung, Gartenhaus und Einliegerruine, so muss man es ja neuerdings formulieren. In allen drei Einheiten stehen bzw. standen Kleiderschränke, die der folgenden Logik unterliegen: 1) In meinem Schlafzimmer steht ein Schrank, in dem die jahreszeitliche Kleidung, aufbewahrt ist, ein kleiner Teil in 2,40 Höhe ist reserviert für gefaltete Wäsche aus der nächsten Jahreszeit. Im Winter liegen dort eine Reihe von T-Shirts und anderen sommerlichen Dingen, im Sommer liegen dort die Wollpullover. 2) Im Gartenhaus befinden sich Dinge wie Abendgarderobe und jahreszeitlich unpassende Kleider. Theoretisch auch Wintermäntel im Sommer, aber wir wollen wem auch immer danken, dass ich das diesen Sommer vergessen hatte. Hier also befinden sich im Sommer alle Kleider aus Wolle und mit langen Ärmeln. 3) Im Kellerschrank befinden sich Dinge, die man so auf den ersten Blick nicht braucht. Hochzeitskleider zum Beispiel. Alles, was man lange vorm Kind gekauft hatte und wo ich beim besten Willen nicht reinpassen würde, sowie einzelne Kleider, die man heute eigentlich nie mehr tragen würde, die aber auch keinesfalls weggegeben werden können. Im Keller fressen sie kein Brot.
Wir halten fest: Schlafzimmer, Gartenhaus, Keller, Schlafzimmer: Was ich heute trage, Gartenhaus: Was ich eventuell in 6 Monaten trage, Keller: Was ich eventuell nie mehr trage.
Dann kam die Sache mit dem vollgelaufenen Keller, und ich kürze einfach ab: Das Drama war ja doch recht groß, wir haben anschließend, da alles wegschimmelte, bis auf die Grundmauern alles rausgerissen. Inklusive der Schränke. Und da ich ahnte, dass mir das an der ein oder anderen Stelle sehr weh tun wird, ich aber überhaupt gar keine Lust hatte, mich von den zu entsorgenden Dingen persönlich zu verabschieden, das hätte ich nämlich schmerzlich gefunden, gab ich Herrn H einen Persilschein, der lautete: Alles, was im Keller ist, ist dort, weil ich dafür in meinem heutigen Leben ja gar keinen Platz habe, also kann das auch weg. Der Keller ist leer.
Dann kam die Sache mit dem Kleid im Gartenhaus, welches ich zu einem Anlass tragen wollte, es ist ja bereits Winter, ich holte es aus dem Schrank und es hatte Löcher. Mottenlöcher. Ich setzte mich in den Sessel und litt still, naja, laut, aber das sagt man so ja nicht, fand glücklicherweise meinen Kaschmirmantel im Flur und nicht im Gartenhaus, wo er hingehört hätte, dann wartete ich einige Tage und bat dann Herrn H., ob er mal in dem Schrank gucken könnte, ob die anderen Dinge auch zerfressen sind. Das tat er, und nein, der Rest sei intakt. So richtig wollte ich das nicht glauben, also wartete ich zwei weitere Tage ab und ging dann selber gucken.
Ich kürze ab. Aus irgendeinem intrapandemisch vielleicht nachvollziehbaren, dennoch vergessenen Grund, habe ich wohl an irgendeiner Stelle in den letzten 2 Jahren fast alle Kleider und Jacken/Mäntel aus dem Gartenhaus in den Keller gebracht. Jacken und Mäntel alle. Nicht fast alle. Kleider hingen dort noch 2. Die sind aber schlecht. Der ganze Rest ist weg. Und jetzt erinnern Sie sich kurz an den Persilschein, mit dem Herr H. einfach unsortiert alles wegwerfen durfte, was sich im Kellerschrank befand, weil das ja nur die alten Erinnerungen aus den Nullerjahren sind. Und das ist Grund 1, warum ich heute nicht schlafen konnte: Ich lag im Bett und erinnerte mich an die Dinge, die in dem Schrank waren, und immer, wenn mir etwas besonders Gutes einfiel, war ich traurig. Und weil der erste Grund jetzt schon so länglich war, muss ich erst mal was anderes machen. Arbeiten zum Beispiel. Früher oder später muss ich neue Anziehsachen kaufen.
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