Montag, 8. Mai 2023
08.05.2023
herzbruch, 19:34h
Eventuell muss ich jetzt in ein sehr tiefes Loch fallen, es muss nichts mehr organisiert werden bis zu Jonathans Hochzeit, und das ist schön und schlimm gleichzeitig.
Wir hatten alle, also wirklich alle, einen wirklich wunderschönen Tag, ich klinge etwas beseelt, so gefalle ich mir eigentlich gar nicht, aber was will man machen, wenn man halt ganz beseelt ist.
Onas Idee, einfach nur die engen Verwandten sowie all unsere Freunde (also nicht Kindergeburtstag, sondern Freunde, meist ja auch mit Kindern, der Familie) einzuladen und mit denen zu feiern war GROSSARTIG, noch viel großartiger war die Tatsache, dass wir insgesamt für 41 Leute eine Einladung ausgesprochen hatten und auch wirklich alle gekommen sind, aus Leipzig, aus Münster, aus Offenbach, von überall, total verrückt, und als die weitgereisten Gäste schon Freitag anreisten und wir Samstagnacht noch um 1 Uhr im Wohnzimmer standen und laut Karaoke mit den Karaokemikros aus dem Discounter sangen, tja, da wusste ich natürlich, dass ich wirklich große Derrick-Tränensäcke auf den Konfirmationsfotos haben werde, aber ich sag’s mal so: Wir sahen alle sehr verhärmt aus, aber wegen eines Spaß-Exzesses, nicht, weil wir uns immer so grämen müssen, weil unser Leben so langweilig ist.
Wir alle sahen fantastisch aus, meine Familie ist sehr lustig. Ich hatte ja das Weltall-Kleid, Ona den quietschgrünen Anzug, meine älteste Schwester kam in Neon-Pfirsich, meine Mutter in Pink, meine Nichte in Froschgrün, der Nachbar in Rosa und ja, als wir dann zur Kirche kamen, wo schon viele andere Familien in knalligen Grautönen standen, konnte man allein an uns ablesen, dass die Veranstaltung keine Beerdigung ist. Für die Familienaufstellung haben wir uns dann übrigens vor die katholische Kirche vorm Haus gestellt, das weiß ich 30 Jahren, wenn man sich das noch mal ansieht, eh niemand mehr.
Die Zeremonie war sehr schön, für mich fällt das ja unter Folklore, aber warum nicht mal 75 Minuten Augen tupfen, es war schon alles sehr rührend, Ona hat alles sehr gut gemacht, der Pfarrer auch, das Lied, das die Konfis alleine singen mussten, war „Danke“ (sie konnten wählen zwischen Danke und Laudato si, was sonst?), der Pfarrer begleitete auf der Wandergitarre, um auch den letzten Katholiken im Publikum zu zeigen, wo bei den Evangelen der Hammer hängt, und dann waren wieder alle gerührt, meine Schwester, die Kirchenbeamtin, war Segnungszeugin und musste mit nach vorne, mit der Taufkerze, die wir vorher sogar gefunden hatten, das hätte ich auch gar nicht gedacht, und dann war alles vorbei, wir liefen im Tross nach Hause, dort war von den heidnischen Freunden ein kleiner Sektempfang vorbereitet worden, dann gingen wir rüber ins Restaurant, mit 43 Leuten, als ich einmal durch die Menge ging und dachte: „Euch allen kaufe ich jetzt ein Schnitzel“ wurde mir kurz schummerig, ich hatte mich aber total verschätzt mit der Worst-Case-Summe, also war ich am Ende noch besser gelaunt, es war nämlich sehr lecker und schön und alle waren vollen Lobes, und dann gingen wir nach Hause und ich stellte fest, dass 43 Leute doch gar nicht so schlimm sind, selbst wenn die alle nur im Wintergarten und dem Wohnzimmer rumhängen. Auch Gläser hatten wir genug, Kaffeetassen, Kuchenteller, Kuchen sowieso, meine Schwester hatte eine professionelle Konfirmationstorte (man lernt nie aus!) von einer befreundeten Konditormeisterin mitgebracht, und alles war lecker und schön.
Alle verstanden sich bestens, alle hatten Spaß, alle Teenager hatten so viel Spaß, dass sie nicht einmal rumhängen wollten, und am Ende des Tages, als alle weg waren, öffnete Ona Umschläge, das war auch sehr schön, nicht, weil da im Zweifelsfall Geld drin war, sondern weil in jeder einzelnen Karte ersichtlich war, dass Menschen ihn sehr gut kennen, sich viele Gedanken gemacht haben und genau wissen, was er mag und was ihm wichtig ist. Am Ende war er sehr gerührt, er musste dem dann doch kurz ein bisschen Raum geben. Das war auch schön. Seine dann folgende Rekapitulation des letzten Jahres, des Unterrichts, des Festes, dessen, was er gelernt hat und wie er über das alles denkt, hat mich sehr glücklich gemacht. Ich war ja kein Fan der Idee „Konfirmation“, aber ich bin sehr froh, dass er das gemacht hat. Es sei einer der schönsten Tage seines Lebens gewesen, weil alle Menschen, die er mag, für ihn nach Düsseldorf gekommen sind. Und ja, 43 Schnitzel ist ne Menge, aber in erster Linie waren das ja die Freund*innen seiner Eltern, die er halt seit vielen Jahren kennt, und das machte es dann für uns auch alles wunderschön, und ich muss sagen: Gerührt war ich auch, und froh, dass ich so tolle Leute in meinem Leben habe, viele schon mein ganzes Leben, und bevor ich jetzt zu weich werde, ende ich damit, dass ich Ona dann doch noch von dem Gedanken begeistern konnte, die Hälfte des Geldes in einem ETF-Sparplan anzulegen, den ich dann heimlich weiter bespare, bis er irgendwann findet, er müsse jetzt einen Führerschein machen. Einen Teil der anderen Hälfte hat er in einen Gaming PC investiert, und weil er gut rechnen kann und ich gerissen bin, hat er nicht den bestellt, den er sich ausgeguckt hatte, sondern einen besser ausgestatteten und dabei günstigeren im Medion-Outlet, und weil ich fand, es ginge ja auch günstiger, betonte ich einfach direkt, dass er den ja nicht bestellen müsse, sondern direkt abholen und aufbauen könne, und naja, von nix kommt nix, er hat die richtige Entscheidung getroffen.
Den Rest haben wir jetzt in der Wohnung versteckt, und er darf es einfach ausgeben. Das war vor über 30 Jahren bei mir auch so. Ich habe damals eine riesige Anzahl an Benetton T-Shirts gekauft, die fand ich schön. Das könnte ich mir bei Ona auch durchaus vorstellen, also nicht Benetton, aber T-Shirts, er sagte aber korrekterweise, dass er gerade wachse, eigenes Geld in Kleidung zu investieren sei ja Quatsch.
Recht hat er.
Wir hatten alle, also wirklich alle, einen wirklich wunderschönen Tag, ich klinge etwas beseelt, so gefalle ich mir eigentlich gar nicht, aber was will man machen, wenn man halt ganz beseelt ist.
Onas Idee, einfach nur die engen Verwandten sowie all unsere Freunde (also nicht Kindergeburtstag, sondern Freunde, meist ja auch mit Kindern, der Familie) einzuladen und mit denen zu feiern war GROSSARTIG, noch viel großartiger war die Tatsache, dass wir insgesamt für 41 Leute eine Einladung ausgesprochen hatten und auch wirklich alle gekommen sind, aus Leipzig, aus Münster, aus Offenbach, von überall, total verrückt, und als die weitgereisten Gäste schon Freitag anreisten und wir Samstagnacht noch um 1 Uhr im Wohnzimmer standen und laut Karaoke mit den Karaokemikros aus dem Discounter sangen, tja, da wusste ich natürlich, dass ich wirklich große Derrick-Tränensäcke auf den Konfirmationsfotos haben werde, aber ich sag’s mal so: Wir sahen alle sehr verhärmt aus, aber wegen eines Spaß-Exzesses, nicht, weil wir uns immer so grämen müssen, weil unser Leben so langweilig ist.
Wir alle sahen fantastisch aus, meine Familie ist sehr lustig. Ich hatte ja das Weltall-Kleid, Ona den quietschgrünen Anzug, meine älteste Schwester kam in Neon-Pfirsich, meine Mutter in Pink, meine Nichte in Froschgrün, der Nachbar in Rosa und ja, als wir dann zur Kirche kamen, wo schon viele andere Familien in knalligen Grautönen standen, konnte man allein an uns ablesen, dass die Veranstaltung keine Beerdigung ist. Für die Familienaufstellung haben wir uns dann übrigens vor die katholische Kirche vorm Haus gestellt, das weiß ich 30 Jahren, wenn man sich das noch mal ansieht, eh niemand mehr.
Die Zeremonie war sehr schön, für mich fällt das ja unter Folklore, aber warum nicht mal 75 Minuten Augen tupfen, es war schon alles sehr rührend, Ona hat alles sehr gut gemacht, der Pfarrer auch, das Lied, das die Konfis alleine singen mussten, war „Danke“ (sie konnten wählen zwischen Danke und Laudato si, was sonst?), der Pfarrer begleitete auf der Wandergitarre, um auch den letzten Katholiken im Publikum zu zeigen, wo bei den Evangelen der Hammer hängt, und dann waren wieder alle gerührt, meine Schwester, die Kirchenbeamtin, war Segnungszeugin und musste mit nach vorne, mit der Taufkerze, die wir vorher sogar gefunden hatten, das hätte ich auch gar nicht gedacht, und dann war alles vorbei, wir liefen im Tross nach Hause, dort war von den heidnischen Freunden ein kleiner Sektempfang vorbereitet worden, dann gingen wir rüber ins Restaurant, mit 43 Leuten, als ich einmal durch die Menge ging und dachte: „Euch allen kaufe ich jetzt ein Schnitzel“ wurde mir kurz schummerig, ich hatte mich aber total verschätzt mit der Worst-Case-Summe, also war ich am Ende noch besser gelaunt, es war nämlich sehr lecker und schön und alle waren vollen Lobes, und dann gingen wir nach Hause und ich stellte fest, dass 43 Leute doch gar nicht so schlimm sind, selbst wenn die alle nur im Wintergarten und dem Wohnzimmer rumhängen. Auch Gläser hatten wir genug, Kaffeetassen, Kuchenteller, Kuchen sowieso, meine Schwester hatte eine professionelle Konfirmationstorte (man lernt nie aus!) von einer befreundeten Konditormeisterin mitgebracht, und alles war lecker und schön.
Alle verstanden sich bestens, alle hatten Spaß, alle Teenager hatten so viel Spaß, dass sie nicht einmal rumhängen wollten, und am Ende des Tages, als alle weg waren, öffnete Ona Umschläge, das war auch sehr schön, nicht, weil da im Zweifelsfall Geld drin war, sondern weil in jeder einzelnen Karte ersichtlich war, dass Menschen ihn sehr gut kennen, sich viele Gedanken gemacht haben und genau wissen, was er mag und was ihm wichtig ist. Am Ende war er sehr gerührt, er musste dem dann doch kurz ein bisschen Raum geben. Das war auch schön. Seine dann folgende Rekapitulation des letzten Jahres, des Unterrichts, des Festes, dessen, was er gelernt hat und wie er über das alles denkt, hat mich sehr glücklich gemacht. Ich war ja kein Fan der Idee „Konfirmation“, aber ich bin sehr froh, dass er das gemacht hat. Es sei einer der schönsten Tage seines Lebens gewesen, weil alle Menschen, die er mag, für ihn nach Düsseldorf gekommen sind. Und ja, 43 Schnitzel ist ne Menge, aber in erster Linie waren das ja die Freund*innen seiner Eltern, die er halt seit vielen Jahren kennt, und das machte es dann für uns auch alles wunderschön, und ich muss sagen: Gerührt war ich auch, und froh, dass ich so tolle Leute in meinem Leben habe, viele schon mein ganzes Leben, und bevor ich jetzt zu weich werde, ende ich damit, dass ich Ona dann doch noch von dem Gedanken begeistern konnte, die Hälfte des Geldes in einem ETF-Sparplan anzulegen, den ich dann heimlich weiter bespare, bis er irgendwann findet, er müsse jetzt einen Führerschein machen. Einen Teil der anderen Hälfte hat er in einen Gaming PC investiert, und weil er gut rechnen kann und ich gerissen bin, hat er nicht den bestellt, den er sich ausgeguckt hatte, sondern einen besser ausgestatteten und dabei günstigeren im Medion-Outlet, und weil ich fand, es ginge ja auch günstiger, betonte ich einfach direkt, dass er den ja nicht bestellen müsse, sondern direkt abholen und aufbauen könne, und naja, von nix kommt nix, er hat die richtige Entscheidung getroffen.
Den Rest haben wir jetzt in der Wohnung versteckt, und er darf es einfach ausgeben. Das war vor über 30 Jahren bei mir auch so. Ich habe damals eine riesige Anzahl an Benetton T-Shirts gekauft, die fand ich schön. Das könnte ich mir bei Ona auch durchaus vorstellen, also nicht Benetton, aber T-Shirts, er sagte aber korrekterweise, dass er gerade wachse, eigenes Geld in Kleidung zu investieren sei ja Quatsch.
Recht hat er.
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c. fabry,
Mittwoch, 10. Mai 2023, 18:28
Sehr anrührend,
sehr positiv, erfreulich und mutmachend für unsereins, die wir gerne mitkonfirmieren.
Schön, wenn Eltern das zum Festtag ihres Kindes machen und nicht zu ihrem Eigenen. Das haben Sie schön organisiert!
Schön, wenn Eltern das zum Festtag ihres Kindes machen und nicht zu ihrem Eigenen. Das haben Sie schön organisiert!
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herzbruch,
Mittwoch, 10. Mai 2023, 18:58
Tatsächlich haben alle Menschen in allen Altersklassen gesagt, dass das toll gewesen sei, und Jonathan findet auch heute noch, dass das der bisherige Höhepunkt seines Lebens gewesen sei. Schöner könnte ich mir das gar nicht vorstellen.
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