Mittwoch, 27. Dezember 2023
29.07.2023
Ich bin untröstlich. Morgen reisen wir ab, und ich möchte nicht abreisen. Es ist quasi die umgekehrte Situation zu Djerba. Ich möchte mich theoretisch die ganze Zeit entspannen und unterhalten, geeignete Reisepartner:innen sind vorhanden, sogar abseits des eigenen Kindes. Schwimmen möchte ich ja sonst immer, aber nach zwei Anläufen stellte ich fest: Es ist nicht ganz so entspannt, wie ich es mag. Ohne Neoprenanzug war es mir zu kalt, mit ist es mir zu unauthentisch, ich möchte ja immersen, gibt es kein gutes Wort für, und so immersen nur meine Unterschenkel und Unterarme, das ist mir für das richtige Erlebnis zu wenig. Wenn wir noch mal wiederkommen, werde ich meine Neoprenschuhe mitnehmen, denn noch viel mehr als die sehr niedrige Temperatur und eine Grundsituation, die eine Abkühlung ja gar nicht nötig macht, störten mich die wirklich vielen Krabben und Garnelen, man lief quasi auf einem Bett von Meeresfrüchten langsam in den Fjord, das fand ich mit nackten Füßen nicht so gut. Einmal kamen die Teenager schreiend aus dem Wasser gelaufen, eine Krabbe, die so groß war wie Onas Fuß, saß AUF Onas Fuß und zwickte. Ona hat Schuhgröße 48. Ich hätte auch geschrien.

Und dann – und das zog die Laune noch mehr runter – wollte ich das Haus für die letzte Ferienwoche im Sommer 2024 einfach schon mal mieten, wer und ob überhaupt jemand mitkommt, hätte man dann ja noch lang besprechen können, denn ich möchte den Rest meines Lebens in diesem Sessel sitzen und eine Socke stricken, aber nein, exakt in der Periode alles schon weg. Ich war geknickt. Dann fiel mir ein, dass ich wohl besser das Haus auf Wangerooge schnell buche, wo wir letztes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr waren, das sollte eine schöne Tradition werden, aber nein, AUCH ausgebucht. Und dann suchte ich hektisch ein bisschen rum, bis ich so verzweifelt war, dass ich dachte, gut, dann kommen wir einfach wieder hierher, der Weg ist für die kurze Periode zwar weit, aber im Winter muss es hier auch toll sein. Ich sag’s mal so: Es sind keine weiteren Zeiträume ausgebucht, außer denen, in denen ich noch keine Unterkunft für fest geplante Urlaube habe. Und jetzt müssen wir auch noch abreisen, ich bin sehr müde, möchte aber nicht schlafen gehen, denn morgen ist ja der Scheißtag, an dem man morgens schon Müll rausbringen muss und dann lange Bus fährt, und nein, der Tag ist nicht nach meinem Geschmack.

Das Rätsel um dieses Haus konnten wir auch ein bisschen auflösen, es war ja auf den Bildern wunderschön und sehr luxuriös, in der Wirklichkeit war es allerdings noch viel besser und wirklich exakt auf unsere Reisegruppenbedürfnisse abgestimmt. Es gab alles – also wirklich alles, wir hätten Muffins backen können, kleine Papier-Muffinförmchen waren jedenfalls da, und auch das Weihnachtsdinner meiner Familie hätte hier ohne Weiteres stattfinden können, das gute Festtagsporzellan war vollzählig. Eine kleine Recherche ergab: Wir befinden uns im Haus eines dänischen Oligarchen, der gar nicht auf diesem Kontinent wohnt, lustigerweise aber immer direkt selber antwortet, wenn mal jemand nicht weiß, wo der Fön ist. Ich hätte ja gedacht, dass in so einem Family Office eine Struktur herrscht, in der jemand ganz unten in der Fresskette die Konversation mit deutschen Touristen übernimmt, but well, so kann man sich vertun. Ich wäre jedenfalls jetzt auch gerne Oligarchin, dann würde ich mir einfach so ein Haus kaufen, und dann könnte ich zwischen Weihnachten und Neujahr hier sein, und nächstes Jahr in der letzten Woche der Sommerferien auch. Was dann allerdings wahrscheinlich doof ist: Dann habe ich mein ganzes Oligarchinnengeld und möchte dieses Haus kaufen, und dann gehört das schon einem anderen Oligarchen, und der wäre ja schön blöd, wenn er es verkaufen würde, und dann werde ich damit konfrontiert, dass mit Geld halt doch nicht alles zu lösen ist. Dann bin ich vielleicht doch lieber keine Oligarchin und fahre wieder nach Hause und denke darüber nach, welche Polygonalplatten ich in meinem Garten legen möchte. Solnhofener eventuell.
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