Donnerstag, 28. Mai 2009
Freie Themenwahl? Nein, besser nicht.
habe ich doch letztens noch propagiert, jedeInnen duerfe immer alles schreiben, was erInnen wolle, musste ich neulich feststellen, dass ich da doch weniger liberal bin, als ich dachte. gab es doch letztens einen blog mit dem namen einer bekannten verhunger-essstoerung, und dann fuer maenner, auf der liste. in meinen ohren klang das wie ein name fuer einen blog ueber popkultur/-musik. beim draufklicken allerdings gab's ein foto eines unappetitlich duennen mannes sowie tips zum verhungern. wenn man selbst gerade den letzten noch uebergebliebenen selbstgebackenen brownie in die huefte einarbeitet, ist das noch viel unappetitlicher.

koerperkult. nun gut. die diskussion um tori amos hat gezeigt, dass viele der diskutanten nahezu empoert waren, was die gute frau mit ihrem gesicht gemacht hat. die anleitung zur unter umstaenden toedlich endenden selbstkasteiung hingegen ist meiner meinung nach keine frage des geschmacks mehr, sondern grenzt an koerperverletzung. ueber heidi klums spitzenmodelle regt die nation sich auf, da sie ein ungesundes koerperbild vermitteln. ueber diesen blog rege ich mich auf, da er eine methode der selbstzerstoerung vermittelt.

seit gestern ist die seite nicht erreichbar. hat vielleicht jemand eingegriffen? ich wuerde es mir wuenschen. oder hat mein browser einfach einen mindestkalorienfilter, und ich kann seiten zur gewichtsABnahme gar nicht erst erreichen, nur seiten mit brownierezepten?

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Von hier aus
ist die Seite noch erreichbar, allerdings sind die letzten Beiträge (die Kinomu, Kristof, Sunny und meine Wenigkeit beigesteuert haben) wohl nicht so ganz im Sinne des Betreibers.

Aufregen kann ich mich über diesen gestörten Blödsinn nicht wirklich, als Mr. Ichhabverständnisfürjedenmist kann ich sogar nachvollziehen, wie man auf dieses dünne Brett (5 Öre in die Wortspielkasse) kommt.

Ich war (bevor ich mit dem Rauchen aufhörte und das gesettelte Familienleben meine Konfektionsgröße deutlich änderte) auch immer sehr stolz auf meine sehr schlanke Figur (immer so 75-80 kg bei 1,90 m). Freilich wäre es mir im Traum nie eingefallen, dafür zu hungern oder mich sonstwie zu kasteien. Aber ich habe eine Weile lang mit stimulierenden Substanzen hantiert, die ursprünglich als Appetitzügler entwickelt wurden. Und deswegen kann ich auch ein Stück weit nachvollziehen, wie sich so eine Eigendynamik im Körpergefühl entwickelt, die schon auch in krankhafte Richtungen gehen kann. Dieser permanente Hunger, der kann, wenn man es nicht übertreibt, schon auch als dynamisierend erlebt werden, dazu das Gefühl der Selbstkontrolle. Mit der simplen Rubrizierung "iiih, wie pervers" wird man der Sache womöglich nicht ganz gerecht.

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"iih wie pervers" war auch nicht die intention. viel mehr "bitte keine hoechst ungesunden krankheitskulte mit anleitung als lifestyle verkaufen". anorexia ist kein lebensgefuehl. davon ruecke ich auch keinen millimeter ab. wenn jemand daran leidet, ist das hilfebeduerftig. das der ach so manipulierbaren umwelt als nachahmenswuerdigen trend zu verkaufen, grenzt an koerperverletzung. also: moege man sich still in seinem kaemmerchen weghungern bzw. bis zum platzen mit brownies vollstopfen. aber erzaehlense mir nicht, das sei jetzt in. karotthosen sind in!

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Ja,
da schließe ich mich weitgehend an. Aber: Sie schrieben, wenn jemand daran leidet, ist das hilfebeduerftig. Da wirds natürlich auch ein bisschen grenzwertig, denn bei manchem Betroffenen selbst wird sich das Leiden (zumindest subjektiv) in Grenzen halten. Aber dass man diese Normabweichung nicht auch noch zu einem erstrebenswerten Lifestyle hochjazzen muss, in dem Punkt pflichte ich Ihnen vollumfänglich bei.

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point taken.

wenngleich ich meine meinung aus der statistisch wenig repraesentativen menge von nur 2 - dann aber schwer - essgestoerten bekanntschaften bilde. in beiden faellen war das essproblem nur eine ausdrucksform eines insgesamt grossen themenkomplexes, welcher im prinzip nix mehr mit duennsein zu tun hatte und der sicherlich gut auf medikamentierung angesprochen haette. ich reite mich immer tiefer rein. ich weiss.

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pro-ana ist ein riesenmist.
(karottenhosen unter umständen auch)

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karottenhosen auf jeden fall auch.

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danke. (ich hattte nur angst, wieder jemandem auf die füße zu treten. und für karottenhosen lohnt sich das eigentlich nicht. obwohl.)

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ach, bei karottenhosen darf man auch schon mal lenkend eingreifen. da hat jeder verstaendnis.

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ich habe die seite irgendwie noch gar nicht entdeckt. ich weiß aber, in amiland gibt es sowas in massen. das ist eine ganze bewegung. teils finden sich betroffene, die sich austauschen und hoffen, so besser über ihre krankheit hinwegzukommen, andere machen so wettbewerbe des hungerns und so.

weiß nicht. die meisten frauen, ich eingeschlossen, haben ein ziemlich merkwürdiges selbstverhältnis. als frau muss man heutzutage ja nicht nur klug, beruflich erfolgreich, fruchtbar und im haushalt nützlich sein, sondern sich auch noch mit models oder gestörten fettabgesaugten und sonstwie schönheitsoperierten ziegen wetteifern. auch männer stehen zunehmend unter druck, weil sie natürlich alle erfolgreich sein und die familie ernähren können müssen, außerdem sollen sie gut aussehen, gesund, fruchtbar und potent sein. darüberhinaus müssen sie die ausgewogene mischung ausoberflächlichem arschloch und soften frauenversteher zelebrieren. die ansprüche wachsen halt ins utopische. den druck hält nicht jeder aus.

ich sag mal so, magersucht ist halt billiger als fettabsaugen, aber genauso krank. am kränkester aber ist borniertheit. ;)

herr mark, soso, hochinteressant, also ich finde, wir sollten wir da mal einen erfahrungsaustausch machen. ;)

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