Sonntag, 1. Juni 2014
In Kempen steht die Zeit still
herzbruch, 02:56h
heute waren der mann und ich auf dem polterabend einer freundin, mit der mich seit 26 jahren eine sehr gute freundschaft verbindet, sonst aber von den äußeren umständen her nix. der polterabend, und das wird einen berühmten düsseldorfer künstler interessieren, fand auf dem platten niederrheiner land statt, nämlich in kempen, besser noch: in einem minidorf in kempen mit noch akkurateren vorgärten als in unterrath.
wir kamen an, auf der straße vorm haus stand ein bierzelt, ein toilettenwagen und eine sehr laute anlage. interessanterweise standen dort auch ca 100 leute, die meisten von denen alt.
wie wir später erfahren sollten, ist es auf dem dorf so, dass man eben weiß, wenn irgendwo party auf der straße ist, und dann macht man sich schnell schick (means: wolfskin fleecejacke ohne fleck) und geht da hin.
ich habe auf dem rückweg ca. 50 beobachtungen im kopf, die ich sofort verbloggen wollte, aber im nachhinein betrachtet lasse ich es einfach sein. in auszügen war es aber so: ich habe zum ersten mal seit 1991 menschen diskofox zu marianne rosenberg tanzen sehen. und zwar alle, von 14 bis 80 jahre. und ohne kommando. erster takt, lied erkannt, ohne worte bringen sich beide gesprächspartner in stellung und tanzen los. der mann und ich standen mit bier auf der straße, die dann zur tanzfläche wurde, und wurden so wild umtanzt, dass wir einfach regungslos verharrten.
und ich habe kleidung entdeckt, die ich vermutlich seit vor 1991 nicht mehr gesehen hatte. wussten sie, dass es noch wrangler moonwashed karottjeans gibt? ich wußte das nicht. und diese bikerboots. aber die, die man mitte der 90er hatte. gab es da auch, inklusive jacke, die 1995 wahrscheinlich sogar um die hüfte rum noch saß. aber ich verliere mich in detail.
zwei dragqueens waren auch da. dachte ich, ich kam ja gerade aus düsseldorf, und da hatten wir heute so einige gesehen, deshalb fand ich das kurz normal. bei näherem hinsehen handelte es sich einfach um zwei ältere, sonnenbankaffine, gutgelaunte und sehr großgewachsene frauen in barocken gehröcken.
wir hörten marianne rosenberg wie gesagt, und sehr viele andere dinge, die wir nicht kannten, teils aber auch nicht so schön fanden. zum beispiel ein lied, das ungefähr so ging: "hol mal ein bier, du bist schon wieder hässlich". und dann stellte ich fest: wenn musik nur laut genug ist, dann wippt der fuß von ganz allein. und wenn man sich dann ein bisschen schämt, dann fällt einem auf, dass die ganzen anderen gäste ja gerade völlig durchdrehen und diskofoxen, vermutlich wird man also nicht vorverurteilt, wenn als reflex auf den akustischen reiz der fuß wippt, sondern alle finden das ganz normal.
frisuren habe ich gesehen, ich kann ihnen sagen. samt-tuffis. die gummibänder mit riesigen samtröhren drumrum. sind ja auch seit 1990 tot. und zurecht. aber in kempen gibt es die noch.
wir sind dann irgendwann wieder gefahren, und lustigerweise war dann alles gut, denn unsere freundschaft basierte nie auf gemeinsamkeiten, außer pony vor 1000 jahren. und wissen sie, was mich jetzt schon am allermeisten freut? nächste woche fahre ich wieder nach kempen, dann ist nämlich hochzeit, und dann sehe ich die alle in hochzeitsoutfits. ich werde vorher recherchieren, was man so in den 80ern an festlicher kleidung trug. vor spannung kann ich kaum schlafen.
wir kamen an, auf der straße vorm haus stand ein bierzelt, ein toilettenwagen und eine sehr laute anlage. interessanterweise standen dort auch ca 100 leute, die meisten von denen alt.
wie wir später erfahren sollten, ist es auf dem dorf so, dass man eben weiß, wenn irgendwo party auf der straße ist, und dann macht man sich schnell schick (means: wolfskin fleecejacke ohne fleck) und geht da hin.
ich habe auf dem rückweg ca. 50 beobachtungen im kopf, die ich sofort verbloggen wollte, aber im nachhinein betrachtet lasse ich es einfach sein. in auszügen war es aber so: ich habe zum ersten mal seit 1991 menschen diskofox zu marianne rosenberg tanzen sehen. und zwar alle, von 14 bis 80 jahre. und ohne kommando. erster takt, lied erkannt, ohne worte bringen sich beide gesprächspartner in stellung und tanzen los. der mann und ich standen mit bier auf der straße, die dann zur tanzfläche wurde, und wurden so wild umtanzt, dass wir einfach regungslos verharrten.
und ich habe kleidung entdeckt, die ich vermutlich seit vor 1991 nicht mehr gesehen hatte. wussten sie, dass es noch wrangler moonwashed karottjeans gibt? ich wußte das nicht. und diese bikerboots. aber die, die man mitte der 90er hatte. gab es da auch, inklusive jacke, die 1995 wahrscheinlich sogar um die hüfte rum noch saß. aber ich verliere mich in detail.
zwei dragqueens waren auch da. dachte ich, ich kam ja gerade aus düsseldorf, und da hatten wir heute so einige gesehen, deshalb fand ich das kurz normal. bei näherem hinsehen handelte es sich einfach um zwei ältere, sonnenbankaffine, gutgelaunte und sehr großgewachsene frauen in barocken gehröcken.
wir hörten marianne rosenberg wie gesagt, und sehr viele andere dinge, die wir nicht kannten, teils aber auch nicht so schön fanden. zum beispiel ein lied, das ungefähr so ging: "hol mal ein bier, du bist schon wieder hässlich". und dann stellte ich fest: wenn musik nur laut genug ist, dann wippt der fuß von ganz allein. und wenn man sich dann ein bisschen schämt, dann fällt einem auf, dass die ganzen anderen gäste ja gerade völlig durchdrehen und diskofoxen, vermutlich wird man also nicht vorverurteilt, wenn als reflex auf den akustischen reiz der fuß wippt, sondern alle finden das ganz normal.
frisuren habe ich gesehen, ich kann ihnen sagen. samt-tuffis. die gummibänder mit riesigen samtröhren drumrum. sind ja auch seit 1990 tot. und zurecht. aber in kempen gibt es die noch.
wir sind dann irgendwann wieder gefahren, und lustigerweise war dann alles gut, denn unsere freundschaft basierte nie auf gemeinsamkeiten, außer pony vor 1000 jahren. und wissen sie, was mich jetzt schon am allermeisten freut? nächste woche fahre ich wieder nach kempen, dann ist nämlich hochzeit, und dann sehe ich die alle in hochzeitsoutfits. ich werde vorher recherchieren, was man so in den 80ern an festlicher kleidung trug. vor spannung kann ich kaum schlafen.
... comment
indica,
Sonntag, 1. Juni 2014, 11:40
Ich bin sehr gespannt auf den Folgebericht!
... link
... comment
quartalsstrickerin,
Sonntag, 1. Juni 2014, 14:56
Denver Clan, Dallas, schimmernde Stoffe, breite Schultern? Und auch gerne genommen: Das eigene Hochzeitskleid, aber umgefärbt, damit man es nochmal tragen kann.
... link
herzbruch,
Sonntag, 1. Juni 2014, 20:52
genau so war es ja in teilen gestern schon. ich hatte ja bei den dragqueens die - nunja - dragqueenassoziation, aber christel carrington hätte es auch sehr gut beschrieben.
... link
herzbruch,
Sonntag, 1. Juni 2014, 21:13
soweit habe ich mich nicht in die thematik vertieft, aber ich halte es für gut möglich! wahrscheinlich sogar.
... link
lilsen,
Dienstag, 3. Juni 2014, 01:27
Andernorts sind die beschriebenen Klamotten in secondhand und vintage-Läden gerade wieder heiß begehrt, besonders stechen mir in letzter Zeit tatsächlich die so schön ironisch getragenen Samt-Haargummis und Karotten-Wranglers ins Auge. Vielleicht entscheidet sich die Frage ob der Zeit hinterher oder voraus an den Schuhen: Hier sind es die dick-besohlten Sandalen und Leder-Schnürer, die auf fortgeschrittenes Hipstertum deuten.
... link
... comment
prieditis,
Dienstag, 3. Juni 2014, 02:07
eingefärbte Hochzeitskleider mit eingenähtem Keil im Rücken, werden Sie vielleicht sehen. Zumindest beim Schützenfest sehr beliebt und völlig legitim. Ist der Fummel wenigstens nicht nur für einmal teuer erkauft worden...
Ich war in der Stadt mal auf einer Werberparty, und auf einer Medienparty - halt! Es waren ungefähr 50 Medienpartys in drei Jahren, aber das ist eine andere Geschichte - wo war ich?
Ach so, Werberparty. Da war ich gewesen. Das war provinziell in einer anderen Art. Den Rest hab ich erfolgreich verdrängt.
Ich war vor 15 Jahren mal auf einer 80er-Jahre-Party eingeladen.
Da haben ein Mitbewohner der Warmbiertrinker-WG und ich uns fein herausgeputzt.
Der Mitbewohner hat sogar einen Keil in seine mit Edding bemalte Heavy-Metal-Jeans-Kutte genäht.
Ich hab mir eine Domestos-Bux gebastelt, schwere Schnürstiefel mit Sicherheitskappe, Hosenträger, etc. pp angezogen und dann sind wir dahin.
Hin zu pastellfarbenen Polohemden und Pulli-über-der-Schulter-Träger.
Hatte ich nicht gewusst, stand nämlich gar kein Steffi-Graf-Cabrio vor der Tür...
Nachtrag:
Am Wochenende bin ich in der Nähe von Bad Hönningen, dem wässrigen Sauerlandstern, zu einer, im weitesten Sinne, 80er Jahre/ Ü40 Party eingeladen. Mit spießiger Bootstour...
http://www.youtube.com/watch?v=80aH63q_f64
Ich war in der Stadt mal auf einer Werberparty, und auf einer Medienparty - halt! Es waren ungefähr 50 Medienpartys in drei Jahren, aber das ist eine andere Geschichte - wo war ich?
Ach so, Werberparty. Da war ich gewesen. Das war provinziell in einer anderen Art. Den Rest hab ich erfolgreich verdrängt.
Ich war vor 15 Jahren mal auf einer 80er-Jahre-Party eingeladen.
Da haben ein Mitbewohner der Warmbiertrinker-WG und ich uns fein herausgeputzt.
Der Mitbewohner hat sogar einen Keil in seine mit Edding bemalte Heavy-Metal-Jeans-Kutte genäht.
Ich hab mir eine Domestos-Bux gebastelt, schwere Schnürstiefel mit Sicherheitskappe, Hosenträger, etc. pp angezogen und dann sind wir dahin.
Hin zu pastellfarbenen Polohemden und Pulli-über-der-Schulter-Träger.
Hatte ich nicht gewusst, stand nämlich gar kein Steffi-Graf-Cabrio vor der Tür...
Nachtrag:
Am Wochenende bin ich in der Nähe von Bad Hönningen, dem wässrigen Sauerlandstern, zu einer, im weitesten Sinne, 80er Jahre/ Ü40 Party eingeladen. Mit spießiger Bootstour...
http://www.youtube.com/watch?v=80aH63q_f64
... link
kecks,
Dienstag, 3. Juni 2014, 11:38
der forever 21 in der münchner innenstadt besteht seit monaten beinahe ausschließlich aus dergleichen mitte 90er überbeibseln (er sieht nämlich aus wie mein kleiderschrank anno 16 jahr, zehnte klasse, bayerisches kleinstadtgymnasium). eine zeitschleife am niederrhein!
... link
frkirsche,
Sonntag, 22. Juni 2014, 12:43
Ich überlege angestrengt
wer heiraten könnte, Kempen ist meine Heimatstadt. Aber ich bin vor 100 Jahren entflohen, daher weiß ich nichts.
Kempener_innen (auch die 25jährigen, kinderlosen, theoretisch wilden) sind übrigens fest davon überzeugt, dass das Nest am Niederrhein die schönste Stadt der Welt und der einzig lebenswerte Ort sei. Nun denn, jeder Jeck ist anders.
Seit der Kindheit mit Kleinstadttrauma belastet: Fr. Kirsche
Kempener_innen (auch die 25jährigen, kinderlosen, theoretisch wilden) sind übrigens fest davon überzeugt, dass das Nest am Niederrhein die schönste Stadt der Welt und der einzig lebenswerte Ort sei. Nun denn, jeder Jeck ist anders.
Seit der Kindheit mit Kleinstadttrauma belastet: Fr. Kirsche
... link
... comment