Mittwoch, 29. September 2021
Cinque Terre Tag 2, Nachbetrachtung
herzbruch, 13:39h
So, jetzt sitze ich draußen in einem Café, bin geduscht und habe alles bei mir, was ich bis heute Abend so brauchen könnte, muss also keinesfalls mehr ins Hotel zurück, und das ist schön. Keinesfalls? Oh wait. Wo ist eigentlich meine Maske? Also eine der 20, die ich importiert habe? Richtig. Im Hotel.
Gestern wurde ich Opfer meines eigenen Amüsierneids. Wir hatten vergleichsweise lange geschlafen, und als ich aufwachte, war die Nase wieder zu, mein Hals tat weh und ich hatte Kopf- und Bauchweh. Frau K. wollte Bergsteigen gehen, aber selbst meine Phantasie reichte nicht aus, meine Teilnahme präzuvisualisieren. Also gingen wir erst einmal Kaffee trinken, und einen doppelten Espresso und einen Cappucchino weiter konnte ich dann nicht mehr prävisualisieren, dass ich den ganzen Tag irgendwo sitze, während Frau K. etwas erlebt.
Also kletterten wir sehr hoch auf einen Berg, über viele viele Stufen und sehr lange und steile Pfade. Man kann übrigens emotionalen Schmerz erfolgreich mit physischem überlagern. Als wir irgendwann ganz oben auf dem Aussichtspunkt standen, hatte ich scheinbar sogar Corona vergessen, immerhin trinke ich gerade Cappucchino und habe keine Maske bei. Wir merkten sehr schnell, dass wir einen sehr anderen Rhythmus haben. Ich hasse ja bergauflaufen, außerdem war ich nicht in Topform (und selbst die hätte mir nicht aufgedrängt, da hoch zu kraxeln), und wenn man etwas hasst, so meine Strategie, muss man es schnell hinter sich bringen. Hin und wieder ein Trinkpäuschen natürlich, ansonsten Gas geben. Frau K merkte an, dass wir deutlich besser führen, wenn wir langsamer gingen, dann kämen wir am Ende nämlich weiter, und vermutlich hatte sie recht, wir kamen ja heil oben an. Dort hatte dann eine Schulklasse Unterricht, wir saßen zwei Stunden rum, und irgendwann gingen wir wieder runter.
Man neigt ja dazu zu denken, dass der Weg hoch schlimmer ist als der Weg runter. Stimmt nicht. Es gibt ganz viele Dinge im Leben, wo der Weg hoch schöner ist als der Weg runter. Denken Sie da mal drüber nach. Um zu verstehen, was meinen Rückweg verkomplizierte, braucht es eine kurze Einleitung. Erstens hatte ich mich ja beim leicht Packen nicht so geschickt angestellt, also war die Strategie, ein paar Schuhe mitzunehmen, mit denen ich moderat wandern kann und anschließend in Florenz in einer mittelalterlichen Apotheke nicht unangenehm auffiel. Ich entschied mich für ein paar schwarze Sneakers, die sehr gut zum Laufen geeignet sind und dennoch optisch keine Reaktanzen erzeugen, zumindest nicht bei mir, und das ist ja der Sinn der Sache. Zweitens habe ich ja dieses fancy Sprunggelenk, auf welches ich seit Jahren sehr gut aufpasse. Meine größte Lebensangst ist, mit dem rechten Fuß umzuknicken, das darf nicht passieren. Außerdem vertraue ich dem Gelenk nicht, ich denke es nicht als vollwertiges Körperteil mit.
Der Weg runter sah also so aus: Der Pfad war - wenn nicht gerade eine sehr krumme Treppe, mit meist festen, teils losen Steinen ausgestattet. Die großen Steine musste ich als Auftrittsfläche meiden, sonst rutschte ich aus, die Schuhe waren zwar sehr bequem und stabil, aber deutlich weniger rutschfest als Wanderschuhe. Die Rechenleistung, die sonst in meinem Kopf abläuft, wenn ich einen solchen Weg bergablaufe, ist bereits sehr komplex. Ich denke bei jedem Schritt erst das rechte Bein, also ?könnte ich umknicken? plus ?wie lange muss ich auf dem einen Fuß stehen?, eine Viertelsekunde zeitversetzt denke ich das linke Bein ?sollte ich aus Versehen doch umknicken, wo kann ich schnell mit links auftreten und abfangen?. Das also vor jedem Schritt in unebenem Gelände bergab. Gestern kam zu dem schon recht komplexen aber geübten System noch das Profilevel hinzu, dass weder rechts noch links auf einen großen feuchten Stein treten durften. Ein paar Mal ließ sich das nicht verhindern, also rutschte ich ein Stück, was Frau K 5 Meter vor mir jedes Mal sehr erschrecken ließ. Auf Sätze wie ?Guck mal XY? reagierte ich eine Stunde lang einfach nicht, I was processing.
Unten angekommen waren meine Beine wie Pudding, aber nach zwei Stunden geduscht liegend Zeitunglesen war alles wieder schön. Und heute habe ich keinen Muskelkater. Dass ich in einer vertikalen Stadt jetzt noch mal zum Hotel zurück muss, ärgert mich aber schon sehr.
Gestern wurde ich Opfer meines eigenen Amüsierneids. Wir hatten vergleichsweise lange geschlafen, und als ich aufwachte, war die Nase wieder zu, mein Hals tat weh und ich hatte Kopf- und Bauchweh. Frau K. wollte Bergsteigen gehen, aber selbst meine Phantasie reichte nicht aus, meine Teilnahme präzuvisualisieren. Also gingen wir erst einmal Kaffee trinken, und einen doppelten Espresso und einen Cappucchino weiter konnte ich dann nicht mehr prävisualisieren, dass ich den ganzen Tag irgendwo sitze, während Frau K. etwas erlebt.
Also kletterten wir sehr hoch auf einen Berg, über viele viele Stufen und sehr lange und steile Pfade. Man kann übrigens emotionalen Schmerz erfolgreich mit physischem überlagern. Als wir irgendwann ganz oben auf dem Aussichtspunkt standen, hatte ich scheinbar sogar Corona vergessen, immerhin trinke ich gerade Cappucchino und habe keine Maske bei. Wir merkten sehr schnell, dass wir einen sehr anderen Rhythmus haben. Ich hasse ja bergauflaufen, außerdem war ich nicht in Topform (und selbst die hätte mir nicht aufgedrängt, da hoch zu kraxeln), und wenn man etwas hasst, so meine Strategie, muss man es schnell hinter sich bringen. Hin und wieder ein Trinkpäuschen natürlich, ansonsten Gas geben. Frau K merkte an, dass wir deutlich besser führen, wenn wir langsamer gingen, dann kämen wir am Ende nämlich weiter, und vermutlich hatte sie recht, wir kamen ja heil oben an. Dort hatte dann eine Schulklasse Unterricht, wir saßen zwei Stunden rum, und irgendwann gingen wir wieder runter.
Man neigt ja dazu zu denken, dass der Weg hoch schlimmer ist als der Weg runter. Stimmt nicht. Es gibt ganz viele Dinge im Leben, wo der Weg hoch schöner ist als der Weg runter. Denken Sie da mal drüber nach. Um zu verstehen, was meinen Rückweg verkomplizierte, braucht es eine kurze Einleitung. Erstens hatte ich mich ja beim leicht Packen nicht so geschickt angestellt, also war die Strategie, ein paar Schuhe mitzunehmen, mit denen ich moderat wandern kann und anschließend in Florenz in einer mittelalterlichen Apotheke nicht unangenehm auffiel. Ich entschied mich für ein paar schwarze Sneakers, die sehr gut zum Laufen geeignet sind und dennoch optisch keine Reaktanzen erzeugen, zumindest nicht bei mir, und das ist ja der Sinn der Sache. Zweitens habe ich ja dieses fancy Sprunggelenk, auf welches ich seit Jahren sehr gut aufpasse. Meine größte Lebensangst ist, mit dem rechten Fuß umzuknicken, das darf nicht passieren. Außerdem vertraue ich dem Gelenk nicht, ich denke es nicht als vollwertiges Körperteil mit.
Der Weg runter sah also so aus: Der Pfad war - wenn nicht gerade eine sehr krumme Treppe, mit meist festen, teils losen Steinen ausgestattet. Die großen Steine musste ich als Auftrittsfläche meiden, sonst rutschte ich aus, die Schuhe waren zwar sehr bequem und stabil, aber deutlich weniger rutschfest als Wanderschuhe. Die Rechenleistung, die sonst in meinem Kopf abläuft, wenn ich einen solchen Weg bergablaufe, ist bereits sehr komplex. Ich denke bei jedem Schritt erst das rechte Bein, also ?könnte ich umknicken? plus ?wie lange muss ich auf dem einen Fuß stehen?, eine Viertelsekunde zeitversetzt denke ich das linke Bein ?sollte ich aus Versehen doch umknicken, wo kann ich schnell mit links auftreten und abfangen?. Das also vor jedem Schritt in unebenem Gelände bergab. Gestern kam zu dem schon recht komplexen aber geübten System noch das Profilevel hinzu, dass weder rechts noch links auf einen großen feuchten Stein treten durften. Ein paar Mal ließ sich das nicht verhindern, also rutschte ich ein Stück, was Frau K 5 Meter vor mir jedes Mal sehr erschrecken ließ. Auf Sätze wie ?Guck mal XY? reagierte ich eine Stunde lang einfach nicht, I was processing.
Unten angekommen waren meine Beine wie Pudding, aber nach zwei Stunden geduscht liegend Zeitunglesen war alles wieder schön. Und heute habe ich keinen Muskelkater. Dass ich in einer vertikalen Stadt jetzt noch mal zum Hotel zurück muss, ärgert mich aber schon sehr.
... comment
genium,
Mittwoch, 29. September 2021, 16:26
Ich gehe bergauf auch immer sehr zügig, damit ich den Aufstig schnell hinter mir habe, übernehme mich aber nicht selten dabei und muss dann eine Pause einlegen, um wieder durchatmen zu können.
Allerdings sind die Berge hier nicht ganz so hoch, wie im "echten" Gebirge, wo ich leider schon viel zu lange nicht mehr war.
Ihnen wünsche ich noch viel Spaß, - und übertreiben Sie es nicht mit den Anstrengungen, wenn es Ihnen gesundheitlich nicht so gut geht.
Allerdings sind die Berge hier nicht ganz so hoch, wie im "echten" Gebirge, wo ich leider schon viel zu lange nicht mehr war.
Ihnen wünsche ich noch viel Spaß, - und übertreiben Sie es nicht mit den Anstrengungen, wenn es Ihnen gesundheitlich nicht so gut geht.
... link
... comment
hafensonne,
Donnerstag, 30. September 2021, 18:54
Ich kann das nachfühlen. Ich hatte zwar nie appen Fuß, aber schlimmes Fuß-Aua, und das kann trotz OP jederzeit durch eine ungeschickte Bewegung ausgelöst werden, da geht dann buchstäblich gar nichts mehr. Auf so einem Bergabtrip würde ich genauso herumeiern und keine Augen für was anderes als die nächste Trittstelle haben. Schön, dass es gut ausgegangen ist!
... link
... comment