Freitag, 24. März 2023
24.03.2023
Hoch die Hände, Wochenende. Die Woche abschließend gab es noch ein Gremiumsmeeting, ich habe recht lange nicht daran teilgenommen, da ich wirklich einfach gar keine Zeit hatte, mich noch in irgendwelchen Gremien zu engagieren, aber 2023 ist ja mein spaßbasiertes Jahr, und abgesehen von wirklich gutem inhaltlichem Austausch hatte ich in diesem Gremium durchaus viel Spaß in der Vergangenheit. Wenn man gerne und gewohnheitsmäßig mit Irren arbeitet, möchte ich jeder hier vorschlagen, sich mal in einem über Jahrzehnte gewachsenem Gremium zu engagieren, da gibt es immer alte Männer, die finden, dass sie mehr Redezeit haben dürfen. Aber das nur am Rande.

Jedenfalls war die Wochenarbeitszeit um 17.30 Uhr erreicht, wobei ich ja gar keine realistische Wochenarbeitszeit habe, ich habe nur Aufgaben, und die waren alle erledigt, und dann wollte ich gucken, was ich in den letzten Tagen verpasst habe, und was soll ich sagen? Irgendein Fußballer hat irgendwas gemacht, und das stand irgendwie in allen von mir abonnierten deutschen Leitmedien oben, und während ich es natürlich für vollkommen absurd halte, mich mit dem Thema Vereinsfußball zu beschäftigen, habe ich für mich beschlossen: Wenn das ganz oben steht, und zwar direkt mehrere Artikel hintereinander, dann ist nichts passiert, was mich interessieren müsste. Trump nicht in Haft, Ukrainekrieg leider nicht abgewendet, Xi und Putin möchte ich gar nicht weiter verfolgen, das verunsichert mich, und die Spekulationen Anderer interessieren mich nicht so, und zu den politischen Themen, die ich wissen muss, bin ich ja auf dem Laufenden, also kann ich jetzt andere Sachen machen.

Ich saß also ein wenig im Sessel und guckte mir mein neues Wohnzimmer an, das stellt man sich ja immer so vor, wenn man einen Raum neu einrichtet, dass man dann irgendwo sitzt und sich das Ergebnis ansieht, also machte ich das, stellte aber fest, dass das alleine langweilig ist. Außer mir ist niemand hier, der gemanagt werden muss, also guckte ich Illner (Notwehr) und Lanz, aber das entspannte mich auch nicht wirklich, es konfrontiert mich nämlich mit einem Thema, das ich derzeit noch verdränge:

Ich bin ja durchaus umweltbewegt und hatte mir die finale Anschaffung eines Autos überlegt, Sie erinnern sich, und dafür ist ein Geldkontingent vorgesehen, welches schmerzt, aber in einer Exceltabelle geplant ist, und alles, was in einer Exceltabelle abgebildet ist, stört meinen Nachtschlaf nicht. Aber.

Meine Gasheizung ist 35 Jahre alt. Und stark reparaturbedürftig. Und ich lebe in einem Haus, das fünf Parteien gehört, und die haben alle unterschiedlich alte Gasheizungen. Alle wohnen selber hier, keine der Parteien ist bedürftig, das gilt es noch zu sagen, aber die generelle Umweltbewegtheit ist sehr unterschiedlich verteilt. Im Prinzip gibt es eine große Übereinstimmung zwischen EG, 2. und 4. Stock, junge Leute (naja, und wir), die noch was reißen wollen klimatisch, und seit zwei Jahren diskutieren wir, wie wir es strategisch angehen, in der Eigentümerversammlung die anderen von der PV-Anlage auf dem Hausdach zu überzeugen. Überstimmen wäre theoretisch gegangen, es gibt ja auch Rücklagen, aber irgendwie haben wir das immer wieder geschoben. Zudem sind wir als einzige Partei in der luxuriösen Situation, dass wir autark sein könnten, da wir zwei Dächer im eigenen Besitz haben, Küche und Gartenhaus. Nun ist es aber so: Heizung EG und 3. Stock sind schwer angezählt, das wissen wir von indiskreten Schornsteinfeger. Die müssen also raus. Wenn wir in Richtung Wärmepumpe denken, kommen sehr viele Dinge in einem Haus von 1900 auf uns zu. Wie wir 50 m2 Wohnzimmer mit Altbaudecken mit einem einzigen Heizkörper mit einer Wärmepumpe heizen wollen, ist ungeklärt, naja, eigentlich ist es ausgeschlossen, aber wir wollen keinesfalls den Boden neu machen. Und ich will kein Pusteding in meinem Innenstadtgarten stehen haben, am besten noch unterm Küchenfenster. Will ich auch nicht. Und was ich auch nicht weiß: Wenn wir uns zwei Jahre nicht vorstellen konnten, wie wir 15k Investition verargumentieren in der Hausgemeinschaft, naja, dann wissen wir schon erst recht nicht, wie wir eine Kernsanierung aller Wohnungen plus Erdbohrung auf meiner Scheißterrasse plus Einbau Wärmepumpe mit Lieferzeit von bis nach der nächsten Heizperiode verargumentieren sollten. Vollkommen unklar. Und weil jetzt März ist und demnächst hoffentlich Frühling, sitze ich das jetzt noch kurz aus und freue mich, dass ich so einen Hang zum Kauf von Wollpullis habe. Das kann ja auch immer eine Lösung sein. Und nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich sehe durchaus die Notwendigkeit. Und ich sehe auch, dass wir das vermutlich machen sollten, weil es einerseits langfristig eine gute Investition wäre, andererseits aber auch einfach ökologisch geboten ist. Es ist nicht vernünftig, mit einer 35 Jahre alten Heizung, deren Effizienzverluste so hoch sind, dass der Schornsteinfeger jährlich sagt: "Mal gucken, ob es heute soweit ist", noch lange zu heizen. Point taken. Ich brauche auch keine Lösung, ich muss mich nur wirklich schnell anfreunden mit dem Gedanken, dass ich einen wirklich großen Betrag in nächster Zeit für zwei Themen ausgeben muss, die mich nicht interessieren, Autofahren und Heizen. Und dass ich auch noch gar nicht weiß, ob das alles so komplikationslos klappt. Ich warte jetzt einfach noch ein bisschen ab und hoffe, dass der Rest im Haus das auch so sieht, naja, und dann kann man ja immer noch fragen, warum die Scheißstadt eigentlich nicht mehr Fernwärme anbietet (Anfrage ist gestellt, aber Antwort ist antizipiert). Und dann verdränge ich noch ein bisschen, und irgendwann muss man was machen, wobei es viel besser ist, wenn einfach

Dass jetzt übrigens alle sich so echauffieren, dass ein unfertiger Gesetzesentwurf durchgestochen wird, ist mir ganz unerklärlich. Ich dachte, das macht man immer so? Im März 2022 landete der Referentenentwurf für Lauterbachs GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (oder - wie eine Geschäftsführerin einer großen Krankenkasse gerne sagt: das GKV-Finanzdestabilisierungsgesetz) in diversen Postfächern, und die Erfahrung zeigt, dass das halt dazu führt, dass man noch zwei Monate länger Zeit hat, sich aufzuregen und Diskussionsrunden zu veranstalten, vielleicht werfen sich sogar Verbände in den Ring und versuchen, Schlimmeres zu verhindern, und dann stellt irgendwann irgendein Minister das fertige Produkt vor, und es ist alles genau so schlimm gekommen, wie man dachte. Mal sehen, ob das auch dieses Mal so wird, hurra.
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