Mittwoch, 27. Dezember 2023
03.09.2023
Man könnte jetzt hier was über Söder schreiben, richtig. Ich schreibe aber über Handball, es soll ja auch schöne Momente im Leben geben. Wie Sie wissen: Spannende Spiele ziehen langatmige Spielberichte nach sich, aber ich wähle heute mal ein etwas anderes Format und beginne den Text mit den letzten Sekunden:


Ich hatte ja neulich noch angekündigt, dass ich nach dem unerwarteten Sieg gegen den TUSEM Essen bei einem ebenso unerwarteten Sieg gegen den Tabellenersten der letzten Saison (ja gut, das ist ja jetzt der Jahrgang drunter, aber es ist eine sehr andere Sorte Verein, ich sag nur 5 mal die Woche Mannschaftstraining plus Individualtraining) nie mehr sagen würde, dass Jonathans Mannschaft aus Versehen in der Oberliga gelandet ist – naja, das wollten die Herren noch mal offen lassen.

Wir fuhren also sehr aufwändig durch den Stau nach Bonn, nur Ona und ich, beide Maske, Dach auf, dort wurden wir in einer schlimmen 70er-Jahre-Halle begrüßt, was ich folgerichtig fand, denn die A des Vereins spielt Bundesliga, die anderen Nordrheinliga, wenn dann die Oberliga-C am Wochenende ein Heimspiel hat, dann ist es halt die Halle. Eigentlich war die übrigens gut, aber ich sah mich gezwungen, den Ausdruck „worst Damenklo in the history of Ballsportarten“ zu erfinden. Die Gegner waren jung und klein, aber jeder einzelne von denen warf wie Ona mit 1,90, und sie waren sehr schnell und technisch top. Beim Aufwärmen wurde sich beäugt, als Ona, der durch Kraft und vor allem Hebelwirkung inzwischen fast 90 km/h wirft, das ist ordentlich mit 14, wie letzte Woche beim Leistungserhebungswerfen rauskam, einmal voll die Latte traf, gab es einen lauten Wumms, dass alle rüberguckten, leider reichte das aber nicht, um die Bonner vor Ehrfurcht erstarren zu lassen.

Spiel im Zeitraffer: Anwurf, Tor Bonn, Angriff Düsseldorf, sehr gute Schirileistung, 2 Minuten für Bonn in der 2. Minute plus 7 Meter, Jonathan trifft, dann im Prinzip bis 32. Minute immer Bonn ein oder zwei Tore vor. Dann erstmals Gleichstand zum 15:15, drei weitere 7 Meter, die Jonathan alle geworfen und getroffen hat, Bonn hatte vier, traf aber nur drei, und irgendwann waren es nur noch zwei Minuten, wir lagen zwei Tore zurück, ich schrieb in den Liveticker für Daheimgebliebene, dass es das wohl dann war, dann Tempogegenstoß von Jonathan in der letzten Minute, Tor, dann Tempogegenstoß von Jonathan fünf Sekunden vor Abpfiff, Tor. Emotional anstrengend, wie ich anschließend im Auto 75 Minuten erklärt bekam, weil man natürlich weiß, dass man jetzt das Spiel kurz alleine in der Hand hat.

Am Ende des Tages hatte Ona als Man of the Match 9 Tore geworfen, mit einer Quote von 100%. Faktisch hätte er 15 werfen müssen, hat aber in dem Moment nicht den richtigen Impuls gehabt, aber gut, das ist Klagen auf hohem Niveau. Nicht gewonnen wurde das Spiel wegen Pubertät, ja, ein Thema, das man in der C-Jugend auch leider besprechen muss. Mache ich aber nicht, weil ich mich nicht mit der Pubertät anderer Kinder befassen müssen möchte, aber ich sag’s mal so: Wenn zwei Jungs in der letzten Woche weniger Pubertät gehabt hätten, dann hätten sie heute spielen können, und dann hätte man das wohl auch gewonnen. So ist es, wie es ist, ich bleibe also noch abwartend in der abschließenden Bewertung, die nächsten zwei Wochenenden können die Spiele auch beim besten Willen nicht gewonnen werden, das ist allen Beteiligten klar, und wer weiß. Vielleicht werden wir doch wieder überrascht.
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