Mittwoch, 6. August 2014
Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was
wir sind hier bei so isses. das dachte ich mir heute, als ich für neulich noch beebie ona das erste paar schuhe in größe 35 kaufte. zur kurzen erinnerung: die meisten von ihnen waren letztens noch bei der geburt live dabei, das kind ist 5.

35 also. das war schon ein kleiner schock. damit liegt er nun also 6 schuhgrößen über dem durchschnittsfünfjährigen und schlappe 10 (zehn) schuhgrößen über kumpel arthur, der, wie ich ja immer gerne betone, bei der geburt auf gramm und millimeter gleich war. 10.

die länge des restlichen kindes - er kratzt hart an den 1,30 - wurde gestern beim kindergartentüv (seit heute ist er offiziell ein vorschulkind, immerhin, kitakind mit schuhgröße 40 wäre ja auch doof) auch wieder mit ernstem gesicht bedacht, aber das kennen wir ja alles, und die kinderärztin kennt auch seit 4 1/2 jahren unsere antwort, nämlich: "gucken sie sich uns doch an, wir haben keine elfe erwartet". immerhin wächst er ja parallel zur gewünschten kurve, aber halt immer noch oberhalb der 97er perzentile von kindern, die deutlich älter sind als er. eigentlich also alles wie immer, aber wenn man es dann so geballt vorgeführt bekommt, ernstes gesicht der kinderärztin, schuhe größe 35, der 4. bleibende zahn ist da, und dann noch erstes frühstück im neuen kindergarten und alle erwachsenen lachen, weil ona aussieht wie der erzieher am tisch, dann, naja, dann fällt es uns eben wieder sehr auf.

und jetzt verstehen sie mich nicht falsch: ich bin nicht totunglücklich, ich finde es nur anstrengend. als er mit 6 monaten im buggy saß und exakt gar nix konnte, habe ich ja ständig langwierige diskussionen mit seniorinnen (ja wie heißt du denn? wieso kann der noch nicht sprechen? was? der ist erst ein halbes jahr? haben sie das mal untersuchen lassen?) abgewimmelt mit dem satz, den mein kind nie erfahren darf, nämlich: "nein, der kann nicht sprechen, der ist behindert." der vorteil davon war, dass dann das gespräch immer sofort beendet war und die seniorinnen sich hoffentlich dachten: "ach, hätte ich mal nix gesagt", so zumindest mein pädagogischer auftrag. heute muss er sich selber schützen. wenn der kitazahnarzt zb entsetzt fragt, warum das kind denn die dicken backenzähne noch nicht hat (er war 4!), oder warum das kind denn so schlecht hört oder dinge nicht kann, lesen zb, dann muss er jetzt einfach immer sagen: "ich bin fünf". macht er auch, dennoch wird er grundsätzlich erst einmal komisch gefunden, weil alter und benehmen scheinbar so weit auseinandergehen.

für die eltern sehe ich ein anderes problem: ich frage mich ja immer, was der mann so alles auf dem von mir noch nie betretenen dachboden hortet, der ist nämlich voll. aber wenn ich recht überlege: 35! wir haben begonnen mit 19. das sind 32 paar gummistiefel, 32 paar turn-/normalschuhe, 32 paar hausschuhe und mindestens 16 paar sandalen, ona pflegt ja pro sommer mindestens 2 größen abzuarbeiten. ich erinnere mich, dass wir in der bobbycarphase mal 2 paar schuhe weggeworfen haben, weil die nix mehr taugten. der rest ist noch da. und damit hat das kind jetzt mehr schuhe als seine mutter. und so weit hätte es nie kommen dürfen.

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Mittwoch, 6. August 2014
Man darf ja auch mal stolz auf sein Kind sein
alle eltern finden ja ihr eigenes kind ganz besonders gut gelungen und vor allem begabt. wenn's gut läuft, ist der spross dann auch noch gut erzogen. bei letzterem sah ich allerdings bei ona hin und wieder das ein oder andere defizit.

4 tage urlaub mit mann und kind bedeutet ja auch, dass man beide 4 mal 24 stunden um sich rum hat, und in solchen extremsituationen fallen die schwachstellen schon sehr auf. bin ich daheim in düsseldorf ja noch ganz begeistert darüber, dass das kind lange spaghetti mit gabel und löffel essen kann, setzt im hotel an der mosel sofort erziehungsbedarf ein, weil mir plötzlich auffällt, dass ja rund die hälfte der soße auf dem tischtuch landet und maßregele so lange, bis das kind nach 3 bissen keinen hunger mehr hat. aber nun sind wir ja wieder zuhause, und da bin ich wieder ganz liebende mutter.

und da wir ja alle noch urlaub haben, sind wir heute erst mal folgerichtig in den baumarkt gefahren. dort liefen wir durch das eingangsdrehkreuz: erst ich, dann der mann, dann das kind. plötzlich höre ich ein holdes stimmchen sagen: "entschuldigen sie bitte, sie haben da einkjdfisbgIkjgnwej." eine frauenstimme fragt nach: "wie bitte?" kind, jetzt bestimmter: "entschuldigen sie bitte, sie haben da gerade ein geldstück verloren. hier, bitteschön." und wie ich mich umdrehe, sehe ich mein kind einer verwirrten frau eine 20 cent münze überreichen.

und dann kann man auch mal finden: okay, zuhause ist das kind eine katastrophe, aber vermutlich wird mal ein ordentlicher mensch aus ihm, und das ist ja unterm strich viel wichtiger.

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Dienstag, 5. August 2014
Im Herzen bin ich Senior
zuhause ist es doch am schönsten.

wenn man gen süden in urlaub fahren möchte, oder aus dem urlaub wieder nach düsseldorf, dann kommt man ja leider gottes an köln kaum vorbei. schlimm. diese autobahnen in köln.

und wenn man urlaub an der mosel macht, dann ist man ja quasi allein unter senioren. ich habe da lange drüber nachgedacht und kam zu folgender einsicht: senioren wünschen sich komfort, ein persönliches, kleines hotel, in dem man sich bei bedarf mit allen familienmitgliedern über das wetter austauschen kann, die sehr höflich und auch reinlich sind, sie wollen einen hübschen ausblick und das gefühl, es sehe hier viel hübscher aus als zuhause, und vor allem wollen sie lecker essen und trinken. auf keinen fall wollen sie ein reges nachtleben, das stört im zweifelsfall nur. sie brauchen auch keine bushaltestellen. und jetzt die einsicht:

wenn ich mit meinem mann und meinem fünfjährigen kind urlaub mache, dann habe ich die genau gleichen bedarfe wie senioren. ich möchte ein sauberes, nettes, kleines familienhotel, in dem das kind einfach rumlaufen und machen kann, was es will, ich möchte einen hübschen ausblick haben, damit ich auf der terrasse, wenn ich einen wutanfall eines komplett übermüdeten kindes aussitze, auch was zu gucken habe, ich möchte vor allem gut essen, dinge, die andere zubereiten, die ich nicht kann, spülen muss man ja auch nicht, und das ist ja der einzige spaß, denn nachtleben ist mit kind im zimmer ja ausgeschlossen. bushaltestellen brauche ich auf keinen fall, sonst will der mann am ende noch busfahren, wo doch auto so viel bequemer ist, und wenn ich schon 10 km durch schluchten klettern muss, dann will ich wenigstens im auto colatrinkend wieder ins hotel gefahren werden. im herzen bin ich senior.

das einzige, wo ich mich vom senior unterscheide, ist der kaffee. ich bin ja so die generation, die mit filterkaffee und "den cappuccino mit sahne?" aufgewachsen ist und dann plötzlich mithilfe von echten italienern und starbucks auf eine ganz neue kaffeekultur geeicht wurde. der weg zurück ist schwer, das habe ich die letzten tage gelernt. kaffee im kännchen, das ist nicht mehr meine generation. kaffee im kännchen typisiert senioren. nicht im herzen. im mund.

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