Samstag, 31. Januar 2015
Im Büro
nach 21 uhr. die gl diskutiert heftig, dabei wird ein bisschen getrunken. das firmenbier ist schon alle. der älteste im raum, nicht teil der gl: "herzbruch, du bist doch die einzige frau hier. geh doch mal anne bude und hol neues bier." ich: "ich kann dir schnell die telefonnummer von meinem mann geben, der erklärt dir, wie ich funktioniere."

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Freitag, 30. Januar 2015
9 Monate nach Ausstieg
im job bin ich derzeit am anschlag. dinge überschlagen sich, jeden tag mindestens eine richtungsweise vollkatastrophe, die kompetent und ohne hysterie durchstanden werden muss, und verantwortung für budget und leute, wie ich es in der form noch nicht hatte. 2 tage in der woche bis 22h im büro (da kommt es ganz gelegen, dass die gratisgetränke kaffee, tee, wasser und bier sind), und der puls ist im schnitt sehr hoch. abends muss ich reden, auch wenn keiner zuhört, nur, um den tag zu verarbeiten.

so, das klingt alles schlimm. aber ich muss sagen: so funktioniere ich am besten. und so funktioniert mein kopf am besten. der läuft im moment in dauerbetrieb, immer 4 dinge gleichzeitig. aber so soll es sein. ich vermisste ja schon von anfang an nix aus dem wissenschaftssystem, habe jetzt aber die drei hauptkomponenten identifiziert, die doof waren und jetzt weg sind, neben wenig kohle, fahrerei und scheißsystem, natürlich:

1) ich habe 6 jahre lang studiert (damals ging das noch) und 13 jahre im system gearbeitet, von wissenschaftlicher hilfskraft bis professor, und immer, wirklich immer muss man noch lernen. man muss jeden einzelnen tag artikel lesen, nicht, weil sie einen interessieren, sondern weil man eben auf der höhe der zeit sein muss, zumindest in einer disziplin, die irgendwas mit computer- ist. ich bin also quasi von 6 bis 38 in dauerausbildung gewesen, nur um probleme zu lösen, die nicht wirklich weltrelevant sind. das führt zu 2.

2) ich muss mir nicht mehr nonexistente theoretische probleme ausdenken, um sie anschließend in den nächsten 4 jahren zu lösen. ich komme jetzt morgens ins büro und habe dann realexistente probleme. mal mehr, mal weniger. da ich nur noch steuernd arbeite, eigentlich aber immer mehr. manchmal hat man 5 min nach arbeitsantritt ein problem, das 130 leute betrifft, das muss dann gelöst werden, einfach nur, weil es gar keine alternative gibt. und das ist sehr befriedigend. denn das problemlösen, das habe ich ja 19 jahre lang gelernt. (scheiße. 19 jahre uni, das darf man auch nicht laut aussprechen).

3) ich habe jetzt feierabend. gut, manchmal später, als ich mir das so gewünscht hätte, aber zum ersten mal seit der schulzeit gehe ich freitagsabends irgendwo raus und freue mich auf das wochenende. die 19 jahre davor hatte ich zwar auch wochenenden, man musste ja aber immer noch alles machen. siehe 1. und nicht, dass ich jetzt 19 jahre jedes wochenende was gemacht hätte, ich hatte aber jedes wochenende ein schlechtes gewissen. diss oder habil geht auch sonntags. heute habe ich um 19 uhr feierabend gemacht, und dann wäre auch feierabend gewesen, doch ich habe doch tatsächlich noch freiwillig eine stunde recherchiert, da am montag, wie soeben reinkam, eine dicke entscheidung ansteht, und wenn ich jetzt weiß, was ich am montag alles noch machen muss und wie schwierig das ist, dann kann ich beruhigt schlafen, und dann ist echt wochenende. und darüber kann ich mich dann freuen.

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Sonntag, 25. Januar 2015
Mediziner sind das neue Akademikerproletariat
aber dazu kommen wir später.

heute waren wir nämlich wieder zum kaffee bei den betagten nachbarn eingeladen. sie sind 93, wohnen noch allein in ihrem haus, welches er (architekt) 1962 selbst entworfen und gebaut hat, sind an sich - zumindest für ihr alter - noch sehr rüstig, und sind die sorte mensch, die mit 93 noch täglich eine blaue, gestärkte eternabluse/-hemd anziehen. in unserer straße stehen 5 häuser, alle bewohner haben selbst in den 60ern gebaut, alle sind mehr oder weniger voneinander entfremdet, nur uns haben alle lieb. seit wir immer brav das unkraut vorm haus entfernen.

wie es genau kam von wir-grüßen-uns-zögernd zu ich-drücke-sie-an-mein-herz wissen wir nicht mehr, aber seit einiger zeit laden wir uns gegenseitig zum kaffee ein. die geschichten sind zwar immer ein wenig die gleichen, aber sie sind auch immer gut. die ersten kinder kriegten sie, als meine eltern noch nicht einmal geboren waren, und das ist ja noch einmal eine ganz andere perspektive.

was noch erwähnt werden muss ist die seltsame anatomie unserer straße, die dazu führt, dass die nachbarn um 5 ecken wohnen und deren garten sich quasi auf einem anderen erdteil befinden als der eigene.

wir kamen also um halb 4, setzten uns ins esszimmer und bekamen wieder die sitzordnung erklärt: gäste vor die schrankwand, frau links, mann rechts, gastgeber gegenüber, frau rechts, mann links, kind vor kopf, wegen der zukunft. wir aßen kuchen und tranken kaffee mit sahne, irgendwann wurde vorgeschlagen, in den wohnbereich umzuziehen. das ist in unserem umfeld gar kein konzept bei uns passiert immer alles am tisch, seit wir die hocker an der kochinsel haben, wird teilweise sogar direkt da gegessen. aber wenn 93jährige vorschlagen, auf die couch zu gehen, geht man natürlich mit, wer weiß, was mit deren hüften gerade passiert.

wir zogen also um, und dann sahen wir es. auf der fensterbank des gartenfensters saßen oskar und frida, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, sie guckten angewidert. drei stunden lang. drei stunden lang saßen wir auf den sofa, während unsere katzen mit einem ausdruck äußerster missachtung durch das fenster guckten und wirkten, als würden sie innerlich den monolog üben, in dem sie uns mitteilen, dass sie AUF KEINEN FALL umziehen würden. und das erfüllte mich ein bisschen mit stolz.

sie müssen nämlich wissen, dass unsere katzen zwar die besten und wohl auch allerliebsten katzen der welt sind, sie sind nur einfach, naja, strohdoof. ich empfinde das als großen vorteil, hatte ich doch mal eine schlaue katze, und das ist auch keinem mit geholfen, und schneller als man gucken kann, hat man die türgriffe hochkant ummontiert. dass die uns also gefunden haben! außerhalb ihres normalen reviers. und dass die uns überhaupt erkannt haben.

jetzt werden die katzenmenschen unter ihnen sagen: "wie kann die alte denn so gemein von ihren katzen sprechen. das sind lebewesen, die haben respekt verdient!", und ich gebe ihnen recht, ja, haben sie und ja, kriegen sie, ich respektiere sie zutiefst dafür, dass sie ja die liebsten katzen der welt sind und so furchtbar unkompliziert. aber ich habe noch kein einziges mal in den 6 monaten bei uns gedacht "huch, das war aber schlau." manchmal möchten sie über zusammenhänge nachdenken, zb zwischen geschehnis und geräusch, aber nach ein paar sekunden geben sie auf, legen sich hin und schlafen. ich mag sie dafür. wer sich nix ausdenken kann, kann auch keinen scheiß machen. und oskar, den ich ja immer für den schlaueren der beiden hielt, saß zwischen dem 6. und dem 12. dezember auf seinem platz auf der fensterbank und guckte gegen die nikolaussocke, die ich unachtsam genau in gesichtshöhe gehängt hatte. er hätte natürlich auch 10 cm nach rechts oder links rutschen können, dann hätte er wieder den eichhörnchen zugucken können, aber so viel spontanität und flexibilität legt er nicht an den tag. da sitzt er doch lieber mit der nase vor der socke und guckt den ganzen tag davor.

aber zurück zum kaffeetrinken. dort erfuhren wir nämlich gegen ende noch, warum sich die nachbarn mit den anderen, deutlich jüngeren nachbarn (85) nicht so grün sind. als der sohn der ganz alten nachbarn nämlich damals sein medizinstudium abschloss, sagte die fast ganz alte nachbarin folgenden satz, über den ich noch immer lache: "mediziner sind das neue akademikerproletariat."

so war das also früher.

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ROI für Eltern:
kind zum ersten mal komplett und erfolgreich alleine schnee geschippt.

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