Freitag, 22. Januar 2021
Tomorrow, tomorrow, I love you tomorrow
Morgen. Dann aber in voller Inbrunst.

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Donnerstag, 21. Januar 2021
Holiday (Green Day)
Ich weiß nicht, was es ist. Depressive Verstimmung, beruflicher Stress oder irgendwas mit alt und Hormonen, aber seit ein paar Tagen muss ich ununterbrochen essen. 2020 hatte ich ein für mich gut funktionierendes System gefunden, das mich nicht unglücklich zurücklässt, sich aber gut anfühlt. Wenige Mahlzeiten (coole Leute nennen das Intervallfasten), kein Weißmehl, kein Zucker, wenig Kohlenhydrate. Kohlenhydrate eigentlich nur durch Cremant. Ich habe es problemlos von März bis Dezember komplett ohne Süßigkeiten geschafft, übrigens ohne dabei zu leiden. Den bunten Teller habe ich als liebende Mutter dem Kind überlassen, doch seit ein paar Tagen bin ich völlig außer Rand und Band. Ich würde das gerne ändern, aber dann bin ich ja noch unentspannter. Und ich bin ja schon unentspannt genug.

Heute war ein Tag, der sehr gut abbildet, wie mein Leben so ist im Moment und warum ich gerade am 21. Januar einen Leftover Stollen angeschnitten habe.

Die letzten 36 Stunden habe ich beruflich damit verbracht, meine Panik runterzuringen, da ich bis zum 10. Februar so viel operativ gearbeitet haben muss, dass mir nicht ganz klar ist, wie das funktionieren soll. Und dann setze ich mich hin, um einen Plan zu machen, da ich ja Projektmanagement kann, und dann macht aber keiner mit. Der eine Kunde hat jetzt 36 Stunden sehr enger Beratungsleistung meinerseits gebraucht, um eine Signatur unter ein Angebot zu setzen. "Bitte öffnen Sie das Dokument in "Vorschau". Jetzt Anmerken. Dann Signatur. Nein, das kann nicht grau sein." Interessanterweise ist das Kundenunternehmen ein viel erstzunehmenderes Unternehmen als meins, und mir ist nicht so klar, wie man als Geschäftsführer eines Unternehmens 11 Monate Pandemie hinter sich bringen kann, ohne jemals etwas digital unterschrieben zu haben. Ich habe 10000 Dinge unterschrieben seit März. Der Kunde scheinbar nicht (würde er natürlich nicht zugeben, 'komisch, sonst klappt das ja immer'), war jedenfalls 36 Stunden Arbeit. Letztendlich habe ich unterschrieben.

Der andere Kunde, wo am 10.02. eine Deadline droht, zwischen der und heute noch unendlich viel Fußarbeit liegt, lässt mich gerade wissen, dass leider nächste Woche der Fokus komplett auf dem Homeschooling liegt, wir müssten also alles bis morgen abend klären. Das ist interessant, die Abteilung ist ja groß, mir scheint, dass, wenn jemand nächste Woche nicht arbeitet, dann eben jemand anderes arbeiten muss. Genau wie bei dem ersten Kunden wird es nämlich so sein: Kunde kriegt 36 Stunden ein Dienstleisterangebot nicht unterschrieben und ist dann sauer auf mich (die den Dienstleister steuert), wenn das Ergebnis 36 Stunden später eintrifft. Oder Kunde steht EINE WOCHE nicht für Fragen zur Verfügung, die Deadline für mich, die nicht fragen kann, bleibt aber natürlich gleich.

Seufz.

Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug, hat sich auf irgendeinem für mich nicht nachvollziehbaren Weg eine Vanille-Duftkerze in meinen Haushalt eingezeckt. Schlimm. Ich habe mal einen ganzen Urlaub in Andalusien damit verbracht, wie so ein wirklich verrückter Mensch nach der Quelle des süßen Potpourri-Geruchs zu suchen, bis ich gegen Ende herausfand, dass unter so einer kitschigen Küchenbank, für normale Gäste unzugänglich, so ein Steckdosen-Geruchsding angebracht war. Ich zog es raus, danach war ich wieder ein Mensch.

Neuerdings habe ich ja sogar Duftkerzen, es gibt ja so Frauenzeitschriften, in denen steht, dass man sich ein Kerzchen anmachen muss, dann ist alles sofort viel besser als vorher. Die Kerzen, die ich habe und nutze, sind üblicherweise Gratisbeigaben zu irgendeinem Eau de Cologne, und das riecht dann gut. Was nicht gut riecht, ist die Duftkerze, die Jonathan irgendwo gefunden hat und die jetzt seit ein paar Tagen in seinem Zimmer steht. Nun haben wir so einen heißen, modernen open floorplan in einem wirklich alten Haus, und das heißt, dass er kurz aufs Klo geht und es drei Minuten später in der Küche nach Vanille riecht. Ich möchte schreien, das ist schlimm. Es gibt jetzt eine neue Regel, die Zimmertür bleibt zu, aber das ganze Kind riecht ja so. Zu Weihnachten hat er sich im Zuge der Plastikfrei-Umstellung Seifenstücke der Duftrichtungen Zimt, Vanille und Kokos gewünscht. Wenn man gut sucht, gibt es das alles. Ich rate dennoch davon ab. Alles hier riecht nach Zimt und Vanille, natürlich aber nur in der naturidentischen Version, und ich kann gar nicht so viel Patschuli und grünen Tee sprühen, als dass das wegginge. Ich bin heute mittag irgendwann an dem Punkt gewesen, dass ich fast ein Glas Gewürzgurken gekauft hätte, um daran zu riechen. Nur, damit ich mal wegen etwas anderem leide, etwas, das nicht Vanille ist.

Jetzt koche ich Gemüsesuppe mit Rindfleisch. Die von mir bevorzugte Suppe muss a) erst zutatenseitig beschafft werden, dann ist man schon mal aus dem Haus raus und b) etwa vier Stunden gekocht werden. Ich weiß gar nicht, wie sie nach drei Stunden ist. Ich gucke üblicherweise erst nach vier Stunden in den Topf. Bis dahin riecht alles nach Gemüsesuppe. Heute tu ich noch ein wenig Blumenkohl rein, der riecht sehr streng, und heute möchte ich lieber Klogeruch dank Kohl als alles andere riechen.

Und in der Gesamtgemengelage, Pandemie, Geschäftsführer, die nicht wissen, wie man ein Dokument unterschreibt und Vanillekerze, habe ich dann heute dafür gesorgt, dass ich mich bis zur Verlängerung des Lockdowns am 14.02. zumindest immens freuen kann: Fiene und ich fahren in Urlaub. Gebucht und bezahlt, und jetzt kann ich drei Wochen sehr glücklich und vorfreudig sein. Die Vermieterin der Wohnung ebenso, die hat sich ganz groß bedankt, dass ich so optimistisch sei. Ja. Bin ich. Und wenn ich nicht im Februar in Urlaub fahre, dann halt im März. Oder im April. Seit Oktober buche ich alle zwei Wochen einen Flug um, den ich nur verschieben, nicht stornieren kann. So mach ich das jetzt auch. Ich werde jetzt bis an das Ende der Fuckpandemie meinen Urlaub vor mir herschieben. Das bin ich dem Hund schuldig.

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Dienstag, 19. Januar 2021
Fragenkatalog
Ich habe heute eine Mittagspause gemacht. Alle in diesem Haushalt befindlichen Lebewesen sind dadurch jetzt vollkommen aus dem Takt geraten, das ist mir aber egal, ich habe nämlich statt dem üblichen No Carb inspiriert von dem Mittagessen von Frau C Only Carb gemacht und Drillinge gebraten. Jetzt sitze ich am Tresen, frage mich, wie ich jemals wieder auch nur eine Sekunde denken können soll mit all den Backsteinen im Bauch und leide. Ich empfinde es allerdings als sehr befriedigend, heute mal wegen Kartoffeln im Bauch zu leiden, nicht wegen Pandemie. Also nicht nur wegen Pandemie.

Wie angekündigt, beantworte ich in der Zeit größter Blümeranz schnell den aufgeworfenen Fragenkatalog von Frau N, quasi in der Phase des Ausbauchens. (Eines der schönsten Niederländischen Wörter: uitbuiken. Ausbauchen. Was man tut, wenn man gegessen hat und ein bisschen auf die Couch möchte).


1. Für welches Thema/welche Themen begeistern Sie sich?

Da gibt es ja einen eigenen Podcast zu, in dem ich verrate, dass ich für immens viele Dinge brenne. Ich hasse aber auch ähnlich viele mit Inbrunst. Aufgerechnet bin ich sehr neutral.

2. Mit was für einer kleinen Aufmerksamkeit kann man Sie so gut wie immer erfreuen?

Das fällt mir gerade nicht ein, und da Frau N in einem Call ist und fuchtelt, wenn ich sie frage, werde ich das jetzt auch nicht klären können. Ein ausgefallenes Stück Seife macht mir jedoch immer eine Freude, soviel weiß ich.

3. Wenn Sie irgendwas aus der Realität löschen könnten, so als wäre es nie dagewesen, und niemand wüsste, dass es geschehen ist oder dass Sie das waren (und wie kleingeistig Sie möglicherweise gewählt haben), was würden Sie löschen?

Ich hab mich neulich sehr schlecht benommen. Das wär besser gelöscht.

4. Würden Sie Ihre Entscheidung zu 3 mit jemandem besprechen (also vorher, nachher würde Ihnen ja sowieso niemand glauben)? Wenn ja, mit wem?

Ja, mit Frau N.


5. Wie sprechen Sie "Quarantäne" aus? (gerne Klangbeispiel)

Karantene.

6. Empfehlen Sie ein Buch. Ganz wichtig: nur eins, nicht mehrere. Absolut nur eins. Das ist Ihre Buchempfehlung. Die eine. No pressure.

John Irving. The Water Method Man.

7. Hassen Sie wen? Wenn ja, wen?

Ja. Alle. Es ist Pandemie. Aber auch so: Ich kann gut Menschen nicht mögen, das fällt mir leichter als das Zugewandtsein. Zum Hassen ist aber noch ein Schritt.

8. Fangen Sie in den nächsten 5 Sekunden an, ein Lied zu singen, und schreiben Sie auf, welches es war.

Januar 2021 kann da nur der Wellerman kommen, fürchte ich.

9. Gibt es Wörter/Phrasen, die Sie ganz besonders doof finden? Gerne mehrere nennen, betrachten wir das als Friedhof, auf dem sie für ewig verscharrt und nie wieder geäußert werden.

Oh das wäre schön. Ich bewege mich viel in Marketingabteilungen großer Unternehmen, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Großes Augenrollen jedoch bei "Teil unserer DNA", das finde ich sehr unangenehm. "Big Data" kann ich nicht mehr hören, das aber schon seit 30 Sekunden nach Eintritt in die Branche. Was der Marketeer Big Data nennt, nannten wir schon 2004 an der Uni nur Data. Aber big ist immer besser als nonbig, das verstehe ich. Die gleichen dummen Leute, die "Big Data" machen, machen das ja üblicherweise mit "KI". Künstliche Intelligenz in der Verwendungsweise, in der ich sie mehrfach täglich sehe, ist übrigens zu rund 100% statistische Regression. Aber das ist ja unsexy.

10. In welcher Position schlafen Sie?

Seitenlage Embryo, vorzugsweise nach rechts guckend.

11. Was finden Sie an sich so richtig gut?

Meine unglaubliche Versatilität. Von "ich profiliere mich ungern durch Leid" zu "ich heul euch die Ohren so lange voll, bis ihr endlich alle entfolgt seid" in nur einer Pandemie.

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