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Dienstag, 23. März 2021
Tests
herzbruch, 22:11h
Ich kann ja genau gleich schnell tippen, wie ich denke, die Bundespressekonferenz dauert noch 20 Minuten und ist langweilig, und ich bin wütend. Bin ich ja sehr oft, aber es gibt ja auch immer ausreichend viele Gründe.
Mein heutiger Grund ist der beste aller Gründe, ich bin nämlich aus *allen* Gründen wütend. Insbesondere bin ich aber schon wieder wütend, weil ich diverse Sorten an Gefühlen nicht gerne mag, und dabei ist allen voran das Gefühl, dass ich mich nicht ausreichend um das Wohlsein und die Unversehrtheit meines Kindes kümmern kann. Niemals würde ich zu einem Elternabend in der Schule gehen, aber wenn Tod eine mögliche Folge ist, Sie wissen inzwischen Bescheid.
Mein Kind geht auf die erste Schule am Platz, und da sind viele Ärzte und schlaue und aufgeklärte Menschen in der Elternschaft, und dennoch schützt das nun gar nicht davor, dass es Kinder in Onas Klasse gibt, die sich der COVID-Testung verweigern. Einfach verweigern. Ich stehe grundsätzlich nicht unter Verdacht, Überregularisierung und Beschneidung der Freiheitsrechte besonders zu fördern, aber man muss doch priorisieren. Und wenn schon nicht priorisiert wird, muss man sich doch immerhin darauf verlassen können, dass obschon die Mehrheit der deutschen Politiker leider ihren Job nicht mehr in meinem Sinne erledigt, dass sie immerhin sich an die Abmachung halten, dass wir die Kinder in die Schule schicken müssen, damit Herr Laschet Kanzler werden kann, im Gegenzug versucht die Schule, das Risiko, dem ich mein Kind aussetzen soll, so gering wie möglich zu halten.
Wir können jetzt darüber diskutieren, warum Schulen keine Luftfilter haben. Oder sie haben Luftfilter, da der Vergabeprozess allerdings komisch war, sind sie nicht angeschlossen. Gibt es hier auch. Meistens gibt es aber nix. Desinfektionsmittel gibt es oder gibt es nicht, das ist aber auch nicht so mein Schmerz, mein Schmerz ist Atemluft. Ja, die Kinder tragen medizinische Masken, mein Kind trägt FFP2, da ich denke, das wäre im Verlauf von sechs Stunden insgesamt sinnvoller. Ich zahle die auch sehr gerne. Und dann gibt es ja das, was der ganz große Gamechanger ist. Es gibt jetzt eine Teststrategie. Die besagt, dass alle Kinder zweimal in der Woche getestet werden. Nun gibt es keine Tests, daher war das erstmal wieder abgesagt, am Freitag (!!!!!!!) wurde Jonathans Klasse jedoch einmal durchgetestet. Also die Kinder, deren Eltern der Testung nicht widersprochen haben. Die gibt es allerdings, auch in unserer Klasse.
Ich formuliere es mal sehr abgemildert.
Test am Arsch.
Wir haben hier ja eine Wette laufen. Sie sagen, dass Sie auf mein Kind aufpassen und dafür sorgen, dass das alles gut ausgeht, ich sage, dass ich brav bin und mein Kind hinschicke. Und dass ich das mitgehe, geht schon sehr gegen meine Natur. Ich passe mich selten an, insbesondere dann nicht, wenn ich denke, eine Entscheidung sei falsch. Die Schulen in dem Stadium ohne Tests und Luftfilter zu öffnen, finde ich falsch, aber auch ich wäge ab, und ich entscheide, dass es für uns besser ist, sich gegen alle Überzeugung jetzt nicht querzustellen. Ich muss da ja nicht hingehen jeden Tag. Dann will ich aber verdammt noch mal auch, dass bestmöglich auf mein Kind aufgepasst wird. Tod ist theoretisch eine mögliche Folge. Ob das für ihn selber oder für mich oder für den Vater so ist, ist ja nebensächlich. Es wäre verhinderbar. Und auch ohne Tod sind Folgeschäden nichts, wofür ich mich interessiere. Onas Achillesferse ist seine Niere, auf die passen wir auf, wie auf ein rohes Ei. Ich neige nicht zum Schwarzmalen, aber bislang habe ich die Jahre mit Kind heil umgekriegt, und das soll auch so bleiben.
Daher muss ich sowieso schon eine Faust in der Tasche machen, dass die Schulen wieder geöffnet sind. Dass ich dann keine Wahl habe, ob ich ihn schicke oder nicht, finde ich unter den gegebenen Umständen (Pandemie, exponentielles Wachstum, Mutationen, ungeeignete Politiker) schon schlimm genug. Aber dann.
Dann sind die Tests halt freiwillig. Wenn man das nicht möchte, muss man sein Kind nicht testen lassen. Und manche möchten das nicht. Ich sagte es eben schon. Weder habe ich einen pädagogischen Auftrag, noch habe ich bei aller Dünnhäutigkeit noch Ressourcen, mich darüber zu zerreiben, warum Eltern so entscheiden. Weil sie Anwälte sind und Termine haben und das Kind nicht abholen wollen, sollte es positiv sein. Weil sie den Mallorca Urlaub bereits gebucht haben und das nicht riskieren wollen. Weil sie grundsätzlich denken, dass Corona Quatsch ist. Für mich unterm Strich alles vollkommen egal, das führt nämlich vermutlich alles zum gleichen Ergebnis: Man verhält sich anders als Menschen, mit denen ich momentan länger in einem Raum sein wollen würde. Und mehr muss ich nicht wissen.
Zudem dreht die Möglichkeit, dass einzelne Kinder nicht getestet werden, das Spiel komplett um. Aus "Wir haben alles Mögliche getan, um eine Ansteckung zu verhindern" wird dann, wenn von 28 Kindern nur 23 getestet werden, "wir rapportieren regelmäßig, ob die Kinder sich infiziert haben". Dies ist ein VOLLKOMMEN anderes Spiel. Das möchte ich ungern mitspielen.
Montag morgens auf dem Schulhof alle testen und die Positiven aussortieren, bedeutet, dass ich mich darauf verlassen kann, dass mein Kind ohne potenzielle Virenschleudern in einem Raum sitzt.* Dass ich mich darauf verlassen kann, dass alle Kinder im Klassenzimmer negativ sind.
Montags morgens auf dem Schulhof 20 testen und dann mit 8 ungetesteten Kindern in den Raum setzen, ist ein anderes System. Dann ist der Test nur noch eine Belegebene, dann werde ich darüber informiert, wenn er sich angesteckt hat. Und da muss ich dann Herrn Lauterbach mal wieder zitieren: Ein Test ist keine Prophylaxe.
Ein Test ist die Belegebene, der prophylaktisch wirken kann, wenn alle getestet sind und dadurch das Risiko eingedämmt wird.
Sonst ist das alles Kacke.
Ich halte Sie auf dem Laufenden. Um Ostern gibt es ja diese tolle Ruhezeit, da werde ich dann überlegt haben, wie ich damit verfahre.
*Und nein, wir führen jetzt keine Diskussion über Falschnegative, ich habe für mich beschlossen, dass mein Leben besser ist, wenn ich mich auf die Systematik verlasse.
Mein heutiger Grund ist der beste aller Gründe, ich bin nämlich aus *allen* Gründen wütend. Insbesondere bin ich aber schon wieder wütend, weil ich diverse Sorten an Gefühlen nicht gerne mag, und dabei ist allen voran das Gefühl, dass ich mich nicht ausreichend um das Wohlsein und die Unversehrtheit meines Kindes kümmern kann. Niemals würde ich zu einem Elternabend in der Schule gehen, aber wenn Tod eine mögliche Folge ist, Sie wissen inzwischen Bescheid.
Mein Kind geht auf die erste Schule am Platz, und da sind viele Ärzte und schlaue und aufgeklärte Menschen in der Elternschaft, und dennoch schützt das nun gar nicht davor, dass es Kinder in Onas Klasse gibt, die sich der COVID-Testung verweigern. Einfach verweigern. Ich stehe grundsätzlich nicht unter Verdacht, Überregularisierung und Beschneidung der Freiheitsrechte besonders zu fördern, aber man muss doch priorisieren. Und wenn schon nicht priorisiert wird, muss man sich doch immerhin darauf verlassen können, dass obschon die Mehrheit der deutschen Politiker leider ihren Job nicht mehr in meinem Sinne erledigt, dass sie immerhin sich an die Abmachung halten, dass wir die Kinder in die Schule schicken müssen, damit Herr Laschet Kanzler werden kann, im Gegenzug versucht die Schule, das Risiko, dem ich mein Kind aussetzen soll, so gering wie möglich zu halten.
Wir können jetzt darüber diskutieren, warum Schulen keine Luftfilter haben. Oder sie haben Luftfilter, da der Vergabeprozess allerdings komisch war, sind sie nicht angeschlossen. Gibt es hier auch. Meistens gibt es aber nix. Desinfektionsmittel gibt es oder gibt es nicht, das ist aber auch nicht so mein Schmerz, mein Schmerz ist Atemluft. Ja, die Kinder tragen medizinische Masken, mein Kind trägt FFP2, da ich denke, das wäre im Verlauf von sechs Stunden insgesamt sinnvoller. Ich zahle die auch sehr gerne. Und dann gibt es ja das, was der ganz große Gamechanger ist. Es gibt jetzt eine Teststrategie. Die besagt, dass alle Kinder zweimal in der Woche getestet werden. Nun gibt es keine Tests, daher war das erstmal wieder abgesagt, am Freitag (!!!!!!!) wurde Jonathans Klasse jedoch einmal durchgetestet. Also die Kinder, deren Eltern der Testung nicht widersprochen haben. Die gibt es allerdings, auch in unserer Klasse.
Ich formuliere es mal sehr abgemildert.
Test am Arsch.
Wir haben hier ja eine Wette laufen. Sie sagen, dass Sie auf mein Kind aufpassen und dafür sorgen, dass das alles gut ausgeht, ich sage, dass ich brav bin und mein Kind hinschicke. Und dass ich das mitgehe, geht schon sehr gegen meine Natur. Ich passe mich selten an, insbesondere dann nicht, wenn ich denke, eine Entscheidung sei falsch. Die Schulen in dem Stadium ohne Tests und Luftfilter zu öffnen, finde ich falsch, aber auch ich wäge ab, und ich entscheide, dass es für uns besser ist, sich gegen alle Überzeugung jetzt nicht querzustellen. Ich muss da ja nicht hingehen jeden Tag. Dann will ich aber verdammt noch mal auch, dass bestmöglich auf mein Kind aufgepasst wird. Tod ist theoretisch eine mögliche Folge. Ob das für ihn selber oder für mich oder für den Vater so ist, ist ja nebensächlich. Es wäre verhinderbar. Und auch ohne Tod sind Folgeschäden nichts, wofür ich mich interessiere. Onas Achillesferse ist seine Niere, auf die passen wir auf, wie auf ein rohes Ei. Ich neige nicht zum Schwarzmalen, aber bislang habe ich die Jahre mit Kind heil umgekriegt, und das soll auch so bleiben.
Daher muss ich sowieso schon eine Faust in der Tasche machen, dass die Schulen wieder geöffnet sind. Dass ich dann keine Wahl habe, ob ich ihn schicke oder nicht, finde ich unter den gegebenen Umständen (Pandemie, exponentielles Wachstum, Mutationen, ungeeignete Politiker) schon schlimm genug. Aber dann.
Dann sind die Tests halt freiwillig. Wenn man das nicht möchte, muss man sein Kind nicht testen lassen. Und manche möchten das nicht. Ich sagte es eben schon. Weder habe ich einen pädagogischen Auftrag, noch habe ich bei aller Dünnhäutigkeit noch Ressourcen, mich darüber zu zerreiben, warum Eltern so entscheiden. Weil sie Anwälte sind und Termine haben und das Kind nicht abholen wollen, sollte es positiv sein. Weil sie den Mallorca Urlaub bereits gebucht haben und das nicht riskieren wollen. Weil sie grundsätzlich denken, dass Corona Quatsch ist. Für mich unterm Strich alles vollkommen egal, das führt nämlich vermutlich alles zum gleichen Ergebnis: Man verhält sich anders als Menschen, mit denen ich momentan länger in einem Raum sein wollen würde. Und mehr muss ich nicht wissen.
Zudem dreht die Möglichkeit, dass einzelne Kinder nicht getestet werden, das Spiel komplett um. Aus "Wir haben alles Mögliche getan, um eine Ansteckung zu verhindern" wird dann, wenn von 28 Kindern nur 23 getestet werden, "wir rapportieren regelmäßig, ob die Kinder sich infiziert haben". Dies ist ein VOLLKOMMEN anderes Spiel. Das möchte ich ungern mitspielen.
Montag morgens auf dem Schulhof alle testen und die Positiven aussortieren, bedeutet, dass ich mich darauf verlassen kann, dass mein Kind ohne potenzielle Virenschleudern in einem Raum sitzt.* Dass ich mich darauf verlassen kann, dass alle Kinder im Klassenzimmer negativ sind.
Montags morgens auf dem Schulhof 20 testen und dann mit 8 ungetesteten Kindern in den Raum setzen, ist ein anderes System. Dann ist der Test nur noch eine Belegebene, dann werde ich darüber informiert, wenn er sich angesteckt hat. Und da muss ich dann Herrn Lauterbach mal wieder zitieren: Ein Test ist keine Prophylaxe.
Ein Test ist die Belegebene, der prophylaktisch wirken kann, wenn alle getestet sind und dadurch das Risiko eingedämmt wird.
Sonst ist das alles Kacke.
Ich halte Sie auf dem Laufenden. Um Ostern gibt es ja diese tolle Ruhezeit, da werde ich dann überlegt haben, wie ich damit verfahre.
*Und nein, wir führen jetzt keine Diskussion über Falschnegative, ich habe für mich beschlossen, dass mein Leben besser ist, wenn ich mich auf die Systematik verlasse.
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Samstag, 20. März 2021
On a totally different note
herzbruch, 17:39h
Ich möchte mit Ihnen über Politik sprechen. Naja, ich weiß, dass das keiner mehr möchte, insbesondere ich nicht, da ich beruflich an einzelnen Stellen mehr Politik erleben durfte in den letzten Monaten, als ich mir jemals gewünscht hätte. Wenn man sich die Gesamtgemengelage ansieht, macht das aber vermutlich keinen Unterschied, ein gewisses Maß an Überdruss gibt es ja allerorts zu beobachten momentan. Ich möchte auch gar nicht über einzelne Entscheidungen oder Prozesse oder gar Entwicklungen sprechen, Sie haben die ja alle live miterlebt und sicherlich ganz eigene Meinungen. Ich möchte vielmehr noch einmal strukturiert aufschreiben, was ich an "dem politischen Amt" an sich so schlecht finde, und natürlich habe ich überhaupt keine Lösungsansätze, und das ist mein gutes Recht, ich habe nämlich gar kein politisches Amt und muss deshalb nix lösen.
Ich habe ja in der Vergangenheit schon zwei drastische Änderungen des politischen Systems vorgeschlagen, die beide natürlich überhaupt gar nicht umsetzbar sind. Eines sollte dazu dienen, den Entwertungsprozess akademischer Qualifikation aufzuhalten, indem wir einfach verbieten, dass Politiker einen Doktortitel tragen, der ihnen beim Plakatekleben die Leiter stabilisiert, but who has the time, man klebt ja Plakate, dann schreibt es halt einfach jemand anderes (Guttenberg) oder ich schreib es selbst aber schlecht (alle anderen). In Pandemiemonat 140 ist mein größtes inneres Anliegen ja gar nicht mehr die Reputation der deutschen Forschungslandschaft, man kann ja nicht alles retten, jetzt wäre eventuell gut, wenn Politik weniger mit Machterhalt und Partikularinteressen zu tun hätte, als mit der Sicherung der Lebensbedingungen der Bürger des Landes. Dazu hatte ich ja einst die zweite Idee, nämlich dass politische Ämter pro Bono geleistet werden sollten, quasi wie Vorstand im Elterninitiativkindergarten oder Gutachter für irgendwelche Gremien. Wenn Politiker nur noch eine Funktion wäre und kein Job, dann könnten alle einfach so entscheiden, wie sie mögen, und am Ende wird man abgewählt und wird wieder Lehrer oder Rechtsanwalt. Klar, funktioniert auch nicht, aber Sie sehen den Punkt. Fähnchen im Winde muss man ja nicht sein, wenn die eigene Existenz nicht von der Gunst der Wähler*innen abhängt.
Heute ergänze ich meine Liste realitätsferner Vorschläge zur Umstrukturierung des politischen Systems um einen weiteren wichtigen Punkt: Minister müssen Fachleute in ihrem Gebiet sein. Und das kam so.
Ich werfe mal das Wort AstraZeneka in den Raum (oder - für die Nordrhein-Westfalen im Raum AntraZeneka). Ich habe zu dem Vorgang eine Meinung, auch die ist allerdings von Partikularinteresse gefärbt, deshalb tut die nichts zur Sache. Dass Herr Spahn in der Causa so furchtbar unter Beschuss geraten ist, hielt ich allerdings, soviel darf ich sagen, für unangemessen, denn: Er konnte das ja gar nicht anders entscheiden, als dem PEI zu folgen. Und an dieser Stelle könnte ich aufhören zu schreiben.
Wäre es nicht so gewesen, dass Karl Lauterbach, ein Mann, bei dem ich nicht unter Verdacht stehe, dass ich ihn vor der Pandemie besonders überzeugend gefunden hätte, in exakt jeder Talkshow der letzten Woche zu verstehen gegeben hätte, dass er sich über die Empfehlung hinweggesetzt und die Impfungen vorerst nicht ausgesetzt hätte. Ob das im Ernstfall so gewesen wäre, ist noch mal eine völlig andere Frage, klar. Denn bislang hat es anscheinend glücklicherweise 12 Monate niemand geschafft, ihn zur Räson zu rufen, auch nicht mit einer gemeinsamen Bundespressekonferenz mit dem Minister, deshalb kann er einfach sagen, was er denkt, ob das als Minister noch so wäre, bliebe abzuwarten. Und das ist ja eine erfrischende Abwechslung. Aber mein Punkt ist der: Er ist vom Fach. Er kann das, was man ihm rät, selber abwägen, einordnen, zu 100 Prozent verstehen und sich dann auch dagegen entscheiden. Ich rutsche kurz rüber in ein politisches Gebiet, das mir näher liegt. Ich wäre ja (meines Erachtens) eine hervorragende parteilose Bundesbildungsministerin. Aus folgendem Grund (und nein, ich würde das im Leben nicht machen, keine Sorge). Ich habe in Deutschland studiert, ich war in Deutschland kurz Doktorandin, und ich habe in Deutschland als Professorin in dem Wahnsinn gearbeitet. Zwischendrin war ich allerdings jahrelang an ausländischen Universitäten beschäftigt, und zwar an denen, die den Ruf haben, bestens zu funktionieren und weltweit ihresgleichen suchen. Ich weiß also, wie ein funktionierendes System aussieht, und ich weiß, wie es in Deutschland aussieht. Ich habe Erfahrung von innen.
Jetzt können Sie sagen "ja, aber auch fachfremde Minister haben ja Berater, die beraten sie dann halt." Ich stelle mir das so vor: Die Bundesbildungsministerin trifft sich bei Sekt und Häppchen mit sechs Universitätsrektoren. Drei sagen ihr, sie solle aus den folgenden TOTAL PLAUSIBLEN Gründen nach links gehen, drei sagen ihr, sie solle aus den folgenden TOTAL PLAUSIBLEN Gründen nach rechts gehen. Die Aufgabe einer Führungsperson der Besoldungsstufe B11 ist dann, anschließend zu sagen, ob die Nation links, rechts oder - tadaaa - geradeaus gehen soll. Und diese Entscheidung muss dann verantwortet werden. Von der Person. Dazu ist allerdings nötig, dass diese Person komplett verstanden hat, worum es geht, jedes Detail durchdrungen hat und mit dem eigenen Hintergrundwissen so lange abwägt, bis sie weiß, was zu tun ist, und das muss dann getan werden, und wenn das dann schiefgeht, muss die Person das verantworten, weshalb es wieder sehr von Vorteil ist, wenn man nicht auf Gedeih und Verderb davon abhängig ist, dass B11 am Monatsende ausgezahlt wird (oder war es am Monatsanfang? Ich weiß es nicht mehr, ist lange her), im Zweifelsfall muss man ja sein Handeln selber verantworten und entsprechend weggehen.
Zurück zu AstraZeneca. Spahn konnte nicht anders entscheiden, denn er hat nicht das Rüstzeug, selber solche Entscheidungen zu treffen. Lauterbach hätte anders entschieden, und es ist für den Punkt total unwichtig, ob das richtig oder falsch gewesen wäre. Ich erwarte von Politiker*innen in einem Amt mit Entscheidungsbefugnis, dass sie in der Lage sind, eine Entscheidung aufgrund ihres Wissens zu treffen, Berater zu verstehen und ohne sich hinter anderen zu verstecken durch Krisen steuern zu können. Ich erwarte auch, dass sie die Verantwortung für diese Entscheidungen alleine tragen. In Unternehmen ist das übrigens nicht anders. In meinem Zwischenspiel als Vorständin lief es exakt so. Man hört sich alle Seiten an und entscheidet letztendlich das, was man für genau richtig hält. Wenn man alles gehört und verstanden hat. Und dann trägt man die Verantwortung für diese Entscheidung. Das Risiko ist übrigens sowohl mit dem Vorstandsgehalt als auch mit B11 abgegolten.
Ich würde mir also für die Zukunft wünschen, und das sag ich mal in Richtung von Robert Habeck, damit der das schon mal durchdenken kann: Ein Kabinett sollte meines Erachtens nicht so gebildet werden, dass man eine kleine Handvoll hochrangiger Berufspolitiker hat, und am Ende sagt einer "Oh, der Jens hat noch kein Amt", und schwupps, ist der Jens Gesundheitsminister. Oder "oh, da ist noch eine Hotelfachfrau ohne Amt, das BMBF ist noch frei, da kann man ja auch nix falschmachen, wegen des Föderalismus". Justizminister sind ja auch irgendwie oft Juristen, wenn ich das richtig verfolgt habe. Und das Verteidigungsministerium könnte ja zum Beispiel eine Frau leiten, die mal bei der Bundeswehr war. Aber jetzt übertreibe ich.
Ich habe ja in der Vergangenheit schon zwei drastische Änderungen des politischen Systems vorgeschlagen, die beide natürlich überhaupt gar nicht umsetzbar sind. Eines sollte dazu dienen, den Entwertungsprozess akademischer Qualifikation aufzuhalten, indem wir einfach verbieten, dass Politiker einen Doktortitel tragen, der ihnen beim Plakatekleben die Leiter stabilisiert, but who has the time, man klebt ja Plakate, dann schreibt es halt einfach jemand anderes (Guttenberg) oder ich schreib es selbst aber schlecht (alle anderen). In Pandemiemonat 140 ist mein größtes inneres Anliegen ja gar nicht mehr die Reputation der deutschen Forschungslandschaft, man kann ja nicht alles retten, jetzt wäre eventuell gut, wenn Politik weniger mit Machterhalt und Partikularinteressen zu tun hätte, als mit der Sicherung der Lebensbedingungen der Bürger des Landes. Dazu hatte ich ja einst die zweite Idee, nämlich dass politische Ämter pro Bono geleistet werden sollten, quasi wie Vorstand im Elterninitiativkindergarten oder Gutachter für irgendwelche Gremien. Wenn Politiker nur noch eine Funktion wäre und kein Job, dann könnten alle einfach so entscheiden, wie sie mögen, und am Ende wird man abgewählt und wird wieder Lehrer oder Rechtsanwalt. Klar, funktioniert auch nicht, aber Sie sehen den Punkt. Fähnchen im Winde muss man ja nicht sein, wenn die eigene Existenz nicht von der Gunst der Wähler*innen abhängt.
Heute ergänze ich meine Liste realitätsferner Vorschläge zur Umstrukturierung des politischen Systems um einen weiteren wichtigen Punkt: Minister müssen Fachleute in ihrem Gebiet sein. Und das kam so.
Ich werfe mal das Wort AstraZeneka in den Raum (oder - für die Nordrhein-Westfalen im Raum AntraZeneka). Ich habe zu dem Vorgang eine Meinung, auch die ist allerdings von Partikularinteresse gefärbt, deshalb tut die nichts zur Sache. Dass Herr Spahn in der Causa so furchtbar unter Beschuss geraten ist, hielt ich allerdings, soviel darf ich sagen, für unangemessen, denn: Er konnte das ja gar nicht anders entscheiden, als dem PEI zu folgen. Und an dieser Stelle könnte ich aufhören zu schreiben.
Wäre es nicht so gewesen, dass Karl Lauterbach, ein Mann, bei dem ich nicht unter Verdacht stehe, dass ich ihn vor der Pandemie besonders überzeugend gefunden hätte, in exakt jeder Talkshow der letzten Woche zu verstehen gegeben hätte, dass er sich über die Empfehlung hinweggesetzt und die Impfungen vorerst nicht ausgesetzt hätte. Ob das im Ernstfall so gewesen wäre, ist noch mal eine völlig andere Frage, klar. Denn bislang hat es anscheinend glücklicherweise 12 Monate niemand geschafft, ihn zur Räson zu rufen, auch nicht mit einer gemeinsamen Bundespressekonferenz mit dem Minister, deshalb kann er einfach sagen, was er denkt, ob das als Minister noch so wäre, bliebe abzuwarten. Und das ist ja eine erfrischende Abwechslung. Aber mein Punkt ist der: Er ist vom Fach. Er kann das, was man ihm rät, selber abwägen, einordnen, zu 100 Prozent verstehen und sich dann auch dagegen entscheiden. Ich rutsche kurz rüber in ein politisches Gebiet, das mir näher liegt. Ich wäre ja (meines Erachtens) eine hervorragende parteilose Bundesbildungsministerin. Aus folgendem Grund (und nein, ich würde das im Leben nicht machen, keine Sorge). Ich habe in Deutschland studiert, ich war in Deutschland kurz Doktorandin, und ich habe in Deutschland als Professorin in dem Wahnsinn gearbeitet. Zwischendrin war ich allerdings jahrelang an ausländischen Universitäten beschäftigt, und zwar an denen, die den Ruf haben, bestens zu funktionieren und weltweit ihresgleichen suchen. Ich weiß also, wie ein funktionierendes System aussieht, und ich weiß, wie es in Deutschland aussieht. Ich habe Erfahrung von innen.
Jetzt können Sie sagen "ja, aber auch fachfremde Minister haben ja Berater, die beraten sie dann halt." Ich stelle mir das so vor: Die Bundesbildungsministerin trifft sich bei Sekt und Häppchen mit sechs Universitätsrektoren. Drei sagen ihr, sie solle aus den folgenden TOTAL PLAUSIBLEN Gründen nach links gehen, drei sagen ihr, sie solle aus den folgenden TOTAL PLAUSIBLEN Gründen nach rechts gehen. Die Aufgabe einer Führungsperson der Besoldungsstufe B11 ist dann, anschließend zu sagen, ob die Nation links, rechts oder - tadaaa - geradeaus gehen soll. Und diese Entscheidung muss dann verantwortet werden. Von der Person. Dazu ist allerdings nötig, dass diese Person komplett verstanden hat, worum es geht, jedes Detail durchdrungen hat und mit dem eigenen Hintergrundwissen so lange abwägt, bis sie weiß, was zu tun ist, und das muss dann getan werden, und wenn das dann schiefgeht, muss die Person das verantworten, weshalb es wieder sehr von Vorteil ist, wenn man nicht auf Gedeih und Verderb davon abhängig ist, dass B11 am Monatsende ausgezahlt wird (oder war es am Monatsanfang? Ich weiß es nicht mehr, ist lange her), im Zweifelsfall muss man ja sein Handeln selber verantworten und entsprechend weggehen.
Zurück zu AstraZeneca. Spahn konnte nicht anders entscheiden, denn er hat nicht das Rüstzeug, selber solche Entscheidungen zu treffen. Lauterbach hätte anders entschieden, und es ist für den Punkt total unwichtig, ob das richtig oder falsch gewesen wäre. Ich erwarte von Politiker*innen in einem Amt mit Entscheidungsbefugnis, dass sie in der Lage sind, eine Entscheidung aufgrund ihres Wissens zu treffen, Berater zu verstehen und ohne sich hinter anderen zu verstecken durch Krisen steuern zu können. Ich erwarte auch, dass sie die Verantwortung für diese Entscheidungen alleine tragen. In Unternehmen ist das übrigens nicht anders. In meinem Zwischenspiel als Vorständin lief es exakt so. Man hört sich alle Seiten an und entscheidet letztendlich das, was man für genau richtig hält. Wenn man alles gehört und verstanden hat. Und dann trägt man die Verantwortung für diese Entscheidung. Das Risiko ist übrigens sowohl mit dem Vorstandsgehalt als auch mit B11 abgegolten.
Ich würde mir also für die Zukunft wünschen, und das sag ich mal in Richtung von Robert Habeck, damit der das schon mal durchdenken kann: Ein Kabinett sollte meines Erachtens nicht so gebildet werden, dass man eine kleine Handvoll hochrangiger Berufspolitiker hat, und am Ende sagt einer "Oh, der Jens hat noch kein Amt", und schwupps, ist der Jens Gesundheitsminister. Oder "oh, da ist noch eine Hotelfachfrau ohne Amt, das BMBF ist noch frei, da kann man ja auch nix falschmachen, wegen des Föderalismus". Justizminister sind ja auch irgendwie oft Juristen, wenn ich das richtig verfolgt habe. Und das Verteidigungsministerium könnte ja zum Beispiel eine Frau leiten, die mal bei der Bundeswehr war. Aber jetzt übertreibe ich.
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Mittwoch, 17. März 2021
To Do: Essensdialoge durchnumerieren
herzbruch, 21:09h
Ich habe Freude daran gefunden, familieninterne Dialoge über Essenslogistik zu verbloggen. Vielleicht ist das ein Teil meines Lebens, der präpandemisch im Argen lag, bevor mein allerkleinstes Problem auf der ganzen Welt damit zu tun hatte, dass Menschen mir Dinge wegessen.
Heute morgen also. Ich sitze in der Küche und arbeite, der Mann kommt sich einen Kaffee holen.
Herr H.: "Guten Morgen."
Frau H.: "Guten Morgen. Möchtest Du ein Ei? Ich habe Eier gekocht."
Herr H.: "Ja gerne."
Frau H.: "Whaaaat? Du wolltest noch nie ein Ei. Ich habe gar kein Ei für dich."
Herr H.: "Aber du hast mich doch gefragt!"
Frau H.: "Ja, aber doch nicht, weil ich dir ein Ei anbieten wollte, sondern weil ich nett sein wollte. Du hast 15 Jahre nein gesagt. Wie konnte ich wissen, dass du heute ein Ei möchtest?"
Herr H.: "Kriege ich jetzt ein Ei?"
Frau H.: "Dann hat der Hund keins."
Herr H.: "Du hast jetzt nicht ernsthaft gesagt, ich dürfte kein Ei essen, obwohl du mir aktiv eins angeboten hast, weil dann der Hund kein Ei hat?"
Frau H.: "Äääähm, doch?"
Herr H.: "Ich esse jetzt ein Ei."
(Schlägt das Ei wütend auf und pellt es.)
Herr H.: "Das ist ja gar nicht hart!"
Frau H.: "Harte Eier gibt es zu Ostern. Der Hund und ich essen Sechseinhalbminuteneier."
Herr H.: "Nein, die mag ich nicht. Pah. Das kann der Hund essen."
(Wirft das Ei in den Futternapf. Der Hund, der schon auf seinem Futterwarteplatz sitzt, wird sehr angespannt.)
Frau H.: "Fiene, frei."
Heute morgen also. Ich sitze in der Küche und arbeite, der Mann kommt sich einen Kaffee holen.
Herr H.: "Guten Morgen."
Frau H.: "Guten Morgen. Möchtest Du ein Ei? Ich habe Eier gekocht."
Herr H.: "Ja gerne."
Frau H.: "Whaaaat? Du wolltest noch nie ein Ei. Ich habe gar kein Ei für dich."
Herr H.: "Aber du hast mich doch gefragt!"
Frau H.: "Ja, aber doch nicht, weil ich dir ein Ei anbieten wollte, sondern weil ich nett sein wollte. Du hast 15 Jahre nein gesagt. Wie konnte ich wissen, dass du heute ein Ei möchtest?"
Herr H.: "Kriege ich jetzt ein Ei?"
Frau H.: "Dann hat der Hund keins."
Herr H.: "Du hast jetzt nicht ernsthaft gesagt, ich dürfte kein Ei essen, obwohl du mir aktiv eins angeboten hast, weil dann der Hund kein Ei hat?"
Frau H.: "Äääähm, doch?"
Herr H.: "Ich esse jetzt ein Ei."
(Schlägt das Ei wütend auf und pellt es.)
Herr H.: "Das ist ja gar nicht hart!"
Frau H.: "Harte Eier gibt es zu Ostern. Der Hund und ich essen Sechseinhalbminuteneier."
Herr H.: "Nein, die mag ich nicht. Pah. Das kann der Hund essen."
(Wirft das Ei in den Futternapf. Der Hund, der schon auf seinem Futterwarteplatz sitzt, wird sehr angespannt.)
Frau H.: "Fiene, frei."
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