Montag, 15. März 2021
Sequel
Sie denken, ich würde jetzt was über Impfstoff schreiben. Da hab ich Sie aber schön veräppelt. Stattdessen saß ich heute bis zum Hals in Impfstoffdingen, und kurz vor Verzweiflung kam Herr H. nach Hause.

Herr H.: "Ich war nett. Ich habe Dir Schoko gekauft."

Frau H.: "Oh toll, danke, welche denn?"

Herr H.: "Kuhflecken, die isst du gerne."

Frau H. "Ääääh.Nein."

Herr H.: "Doch! Du sagst seit Jahren, dass du keine andere Schokolade mehr essen möchtest."

Frau H.: "Ich habe noch nie irgendwas über Kuhfleckenschoko gesagt, aber wenn man mich gefragt hätte, hätte ich gesagt, dass ich nur noch andere Schokolade essen möchte."

Herr H.: "Quatsch, das ist ganz anders."

Enter Kind.

Kind H.: "Oooooh, du hast Kuhfleckenschoko gekauft. Das ist ja die allerbeste Schokolade. Ich möchte nie mehr andere Schokolade essen."

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Sonntag, 14. März 2021
Endstand
So, ich habe nicht mehr weiter nachgedacht, aber ich kann mich ja immer hervorragend auf meinen Hinterkopf verlassen, der während eines kleinen 10km Rundlaufs im Regen mit falschen Schuhen für mich unbemerkt alle möglichen Themen sortiert. Wo ich mich nicht mehr aufrege, wo ich mich nicht mehr interessiere, und wie ich im Einzelfall verfahre. Bleiben jetzt für heute Abend noch ein paar winzige letzte Dinge, die es abzuwägen gilt, weil ich einfach sehr gerne abwäge, und dann muss ich mich nicht mehr weiter damit beschäftigen und im Ernstfall nur noch reagieren. Es ist nämlich so.

Im Gegensatz zu viele anderen Bundesländern lässt NRW ja leider den Eltern nicht die Wahlmöglichkeit, ob sie ihre Kinder und Familien einer Gefahr aussetzen wollen oder nicht. Dass das für mich inakzeptabel ist, hatte ich ja neulich schon mal überlegt, dem gibt es an dieser Stelle auch nichts mehr zuzufügen. Zwei Dinge galt es jedoch neu zu bedenken: Es gilt sich in eine neue Klasse zu integrieren und meine Mutter ist geimpft. Daher hat sich mein Hinterkopf jetzt abschließend zu Folgendem entschlossen.

1) Mein Kind geht in die Schule, solange offiziell in die Schule gegangen werden muss.

2) Morgen früh telefoniere ich mit den Anwälten, die momentan die Klagen gegen Frau Gebauer verwalten. Ich klage mit. Ich zahle monatlich 40 Euro für eine Rechtschutzversicherung, die ich noch nie benötigt habe. Morgen ist mein großer Moment. Das wird ja hoffentlich nicht allzu viel Zeit kosten, es sind ja bereits zwei Klagen anhängig, die auch aus der Kanzlei kommen.

3) Mein Kind wird sich so schützen, wie es das freiwillig seit einem Jahr schon macht. Und wir mit. Wenn er sich ansteckt, was ich mir nicht ausmalen möchte, wird Folgendes passieren:

4) Trotz Impfung muss meine Mutter natürlich wegbleiben. Sicher ist sicher. Mein Mann darf sich aussuchen, ob er im Gartenhaus bleiben möchte oder nicht. Ich werde Ona so lange kuscheln, bis er wieder gesund ist und gehe davon aus, dass ich so ein zähes Stück bin, dem in den letzten Jahren so viel Scheiße passiert ist, dass ein bisschen Corona mich auch nicht mehr umhaut.

5) Wenn Ona und ich dann wieder gesund sein sollten, hoffe ich sehr, dass ich mich und meine Wut gut im Griff habe, denn hey, hätte man ja alles vorher wissen können, dass es so ausgeht. Immun hinter Gittern hilft ja auch keinem.

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Chocolate
Ich möchte Sie kurz an einem Dialog, der gerade exakt so stattgefunden hat, teilhaben lassen. Teilhabe ist ja jetzt modern. Es sprechen: Frau und Herr Herzbruch. Setting: Nach 12 Monaten ohne Zucker isst Frau H. in Zeiten großer Belastung wieder Süßigkeiten.

Frau H.: "Ich habe gerade in deinem geheimen Süßigkeitenvorrat gestöbert. Da gibt es ja auch nichts zu erleben."

Herr H.: "Wie bitte? Der ist geheim."

Frau H.: "Nein."

Herr H.: "Das sind meine versteckten Süßigkeiten. Die kannst Du nicht einfach aufessen."

Frau H.: "Ich möchte an dieser Stelle eine Diskussion von 2009 wieder aufleben lassen, die ich damals aus Gründen der vollkommenen Absurdität abgebrochen habe. Die Süßigkeiten befinden sich im gemeinschaftlichen Raum, wer sie findet, darf sie aufessen."

Herr H.: "Meine exakte Formulierung war "die Süßigkeiten befinden sich im öffentlichen Raum", deshalb durfte ich sie aufessen. Meine Süßigkeiten befanden sich *nicht* im öffentlichen Raum, die darfst du nicht aufessen.

Frau H.: "Deine Süßigkeiten stehen in einem Karton auf dem Kühlschrank im Gartenhaus. Wie ist das *nicht* öffentlicher Raum?"

Herr H.: "Du bist klein. Der Karton steht 2 Meter hoch. Dein öffentlicher Raum endet bei 1,80m."

Frau H.: "Haben wir das jemals offiziell festgelegt? Ich glaube nicht. Aber wir können das abkürzen. Hast du Schokolade?"

Herr H.: "Ja. Aber die magst du nicht, Bio, Fair Trade, ohne Palmöl."

Frau H.: "Doch, die ist lecker, die hab ich dir letzte Woche schon mal geklaut."

Herr H.: "Ach DU warst das. Ich dachte, ich wäre schusselig. Willst du die haben?"

Frau H.: "Ja. Wir können fair teilen."

Herr H.: "Ich teile kein Essen."

Frau H.: "Ich vergaß. Anfängerfehler."

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Samstag, 13. März 2021
Final Countdown
Corona ist nix, da sind wir uns einig. Bloggen ist auch nix mehr, ich hab ja keine anderen Themen, und wenn man sich schon durchgehend grämt, muss man das ja nicht noch aufschreiben, dadurch wird nix besser. Ich arbeite stattdessen einfach immer, wenn ich wach bin, das lenkt einerseits ab und sichert eventuell andererseits meine Existenz. Das gilt es aber noch herauszufinden.

Vielleicht habe ich 12 Monate mit Kind und Kegel zuhause mit so großer Fassung getragen, weil das wirklich nicht mein Hauptproblem war. Klar, ich bin genervt von der Situation, wenngleich das Schulthema bei uns einfach keins ist (solange Ona nicht hin muss), alles andere wird weggemanagt. Deutlich eingreifender in mein Leben ist allerdings die Tatsache, dass ich im letzten Jahr exakt alles verloren habe, was ich an finanziellen Mitteln, Rücklagen, Altersvorsorge etc. 20 Jahre lang erarbeitet habe. Das ist nicht cool, aber ich hadere ja ungern, und ändern kann ich es auch nicht. Ich hab Corona nicht bestellt, genauso wie alle anderen kleinen Selbständigen. Seit Januar gibt es einen Lichtblick, der die Uhr nicht zurückdreht, zumindest aber den Abwärtsstrudel aufhält, und da ich ja gerne "mache", mache ich also jetzt. Ich mache 7 Tage in der Woche, gerne von morgens ganz früh bis abends ganz spät. Hin und wieder könnte ich es bewerkstelligen, eine Auszeit zu nehmen für ein paar Tage, ich kann es aber auch lassen. Die Arbeit holt mich eh wieder ein. Die Aufgabe ist schön und spannend, wenngleich eben eigentlich viel zu viel. Aber das, was es dabei zu gewinnen gibt, ist auch toll, nämlich, dass ich nicht noch das Dach überm Kopf verliere und Essen kaufen kann. Dass sich die Chance geboten hat, ist ein unglaublicher Glücksfall, und entsprechend groß ist die Motivation, das zu schaffen und zumindest mich und den Kompagnon an den eigenen Haaren wieder aus dem Strudel zu zerren.

Leute, die mich kennen, wissen, dass das eine Situation ist, die ich gut abkann, wenn es eine Chance auf Erfolg gibt. In den letzten 2 Jahren habe ich permanent gegen unabänderliche Widrigkeiten angearbeitet, das ist nicht so meins. Wenn ich selber in der Hand habe, ob es gut ausgeht oder nicht, mutiere ich zum Lastenesel und gebe alles. Und da bin ich jetzt. Zum ersten Mal seit einem Jahr. An dem Punkt, an dem ich jeden Abend erschöpft in die Kissen sinke und weiß, dass heute ein weiterer Baustein abgearbeitet wurde, um wieder auf die Füße zu kommen. Und da muss ich hin und wieder angefeuert werden. Nie gebremst.

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