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Sonntag, 11. Juli 2021
Urlaubstagebuch Teil 6
herzbruch, 23:57h
Ja, ich hätte die Anschaffung eines VPN Tunnels natürlich noch vor dem Urlaub fertigstellen können, angefangen hatte ich bereits. Oder in den letzten Tagen hier, es gibt ja nun nichts Interessantes alternativ zu tun. Aber ich hatte mich halt dagegen entschieden. Und so sitze ich jetzt also am großen Pool, vor mir turnen halbnackte Akrobaten mit unfassbaren Körpern, und das tut nix für mich, weil ich ja gleichzeitig auf dem Tablet die griechische Fernsehübertragung des Endspiels gucken muss. Zwischen zwei Nummern läuft immer "Hit the road Jack", was ich sehr mag, sowohl zu hören als auch zu singen, man kann sich damit auch sehr gut in Stimmung versetzen, wenn man den finalen Arschtritt verpasst. Das Lied für vorher, das Lied für nachher ist "Schön von hinten" von Stereo Total. In meiner Küche hängt eine Postkarte mit einem alten Radio drauf, und darüber steht "Was stört an der Realität ist die fehlende Hintergrundmusik", das kann ich aber nicht bestätigen, ich denke mir einfach immer Hintergrundmusik dazu, was stört an der Realität, sind alle anderen Dinge.
Ich scheine in diesem Urlaub zu erreichen, was es zu erreichen galt. Ich habe heute 2 von 3 Mahlzeiten eingenommen, sogar einmal was anderes als Obst, nämlich die schlechteste Orangenente, die ich bislang gegessen habe. Ist aber auch schwierig, hier ist ja Griechenland. Wobei ich ja mit Ente sehr leicht zufriedenzustellen bin, die esse ich nämlich sehr gerne. Ich möchte nicht unken, aber die heutigen Entenschenkel erinnerten mich wirklich sehr stark an Hähnchen. Aber lassen wir das mal so stehen.
Meine Hoffnung auf noch eine gehörige Portion Meer schwindet minütlich, da Jonathan inzwischen andere Cool Kids gefunden hat, mit denen er abwechselnd Wasservolleyball, Wasserbasketball und Wasserhandball spielt. Abends spielen sie Fußball, da muss mein Kind sich voll in die Situation werfen, mit 12 gelingt das aber noch leichter als mit 44. So haben wir also noch zwei volle Tage, in denen wir nichts machen werden, wie es aussieht, und das ist okay, war ja das Hauptziel, dass das Kind eine schöne Zeit hat, die hat er sich nämlich sehr verdient und auch nötig, und dass ich Ruhe habe, und das scheint auch zu klappen. Natürlich hätte ich noch viel mehr Ruhe, wenn ich im Meer rumschwimmen könnte, aber wie das die Natur so eingerichtet hat, ist die Prio 1 die Erholung der Brut, also mache ich nichts. An in loser Reihenfolge abwechselnden Orten, und die wichtigste Beobachtung ist vermutlich, dass mir zur inneren Ruhe bereits das Wissen reicht, dass ich ein schönes Zimmer habe, aus dem raus ich auch einfach schwimmen kann, wenn ich das möchte, und zack, kann ich auch am Pool sitzen, alleine in meiner Ecke, ohne, dass mich das nervt.
Eine weitere interessante Beobachtung ist, dass mir ein zweiter Mensch fehlt, im Zweifelsfall sogar mein Mann. Jetzt, wo mein Kind rund um die Uhr mit anderen Kindern unterwegs ist und ich ja mein selbstgewähltes System des Nicht-mit-Fremden-sprechen nicht ändern möchte, fehlt mir Ansprache. Ich könnte natürlich telefonieren, habe das mit Frau N in einer emotionalen Anspannungssituation auch getan, aber das ist nicht das selbe. Ich möchte am Tisch sitzen und darüber streiten, wer sich als nächstes in die Schlange stellt, um einen Mocktail zu holen, ist aber niemand da. Also habe ich gerade zwei geholt, der erste war okay, der zweite ist wirklich schlecht, weil das Eis geschmolzen ist und er dadurch noch viel wässriger ist als alle anderen Getränke, die ich hier so zu mir nehme. Andererseits ist das System der totalen Vereisung aller Getränke insofern super, dass ich in fünf Tagen noch keine einzige betrunkene Person gesehen habe. Das hatte ich mir dramatischer vorgestellt, aber nein, alles gut. Es gibt keinen Weg, sich hier zu betrinken, und das kommt mir sehr gelegen, ich umgebe mich sehr ungern mit über Gebühr betrunkenen Leuten. Und da ich mein Lasterverhalten ja dummerweise vor ein paar Wochen wieder in alte Bahnen gelenkt habe und rauche wie ein Schlot, komme ich lasterseitig bestens klar. Schlecht daran ist natürlich, dass ich am 19. Juli wieder aufhören muss, das habe ich mir und der Welt versprochen und werde das - gemeinsam mit Excellensa übrigens - auch machen. Ich freue mich schon sehr, Rauchentwöhnung macht Spaß, und nach 2008 (schwanger) und 2017 (Schlaganfall) weiß ich ja, dass ich das mit gutem Grund ja auch durchaus kann, und Gründe gibt es ja genug. Und vielleicht kann ich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und mir wieder mehr Freude am Essen erarbeiten.
Aber so lange ist erst mal noch Urlaub. Ich muss zwei Sachen arbeiten, die ich seit Donnerstag vor mir herschiebe, mal sehen, ob ich morgen soweit bin, praktisch wär es schon, sonst brauche ich gar nicht mehr zurückzureisen. Eigentlich sollten beide schnell gehen, doch ich habe keine Lust, mich zu konzentrieren. Ich lese übrigens auch nichts, Frauenbücher sprechen mich doch nicht so an, ansprechende Bücher fühlen sich nicht so an, als würde ich nichts machen, also lese ich nicht. Ich höre ein Hörbuch, das ich schon kenne, wo ich aber nicht mehr genau weiß, wie es ausgeht, aber wenn ich in dem Tempo weiterhöre, werde ich es auch nie erfahren, und auch das ist okay, da ich ja irgendwann mal wusste, wie es ausgeht, und das sollte reichen.
So, Nico, der mit Jonathan Fußball spielt, wird gerade von seiner kleinen Schwester geholt, "wir gehen jetzt ins Zimmer und Mama sagt, du sollst flotti Karotti kommen". Mittwoch fahre ich nach hause. Und dann gehe ich in selbstgewählte Quarantäne. Aber flotti karotti.
Ich scheine in diesem Urlaub zu erreichen, was es zu erreichen galt. Ich habe heute 2 von 3 Mahlzeiten eingenommen, sogar einmal was anderes als Obst, nämlich die schlechteste Orangenente, die ich bislang gegessen habe. Ist aber auch schwierig, hier ist ja Griechenland. Wobei ich ja mit Ente sehr leicht zufriedenzustellen bin, die esse ich nämlich sehr gerne. Ich möchte nicht unken, aber die heutigen Entenschenkel erinnerten mich wirklich sehr stark an Hähnchen. Aber lassen wir das mal so stehen.
Meine Hoffnung auf noch eine gehörige Portion Meer schwindet minütlich, da Jonathan inzwischen andere Cool Kids gefunden hat, mit denen er abwechselnd Wasservolleyball, Wasserbasketball und Wasserhandball spielt. Abends spielen sie Fußball, da muss mein Kind sich voll in die Situation werfen, mit 12 gelingt das aber noch leichter als mit 44. So haben wir also noch zwei volle Tage, in denen wir nichts machen werden, wie es aussieht, und das ist okay, war ja das Hauptziel, dass das Kind eine schöne Zeit hat, die hat er sich nämlich sehr verdient und auch nötig, und dass ich Ruhe habe, und das scheint auch zu klappen. Natürlich hätte ich noch viel mehr Ruhe, wenn ich im Meer rumschwimmen könnte, aber wie das die Natur so eingerichtet hat, ist die Prio 1 die Erholung der Brut, also mache ich nichts. An in loser Reihenfolge abwechselnden Orten, und die wichtigste Beobachtung ist vermutlich, dass mir zur inneren Ruhe bereits das Wissen reicht, dass ich ein schönes Zimmer habe, aus dem raus ich auch einfach schwimmen kann, wenn ich das möchte, und zack, kann ich auch am Pool sitzen, alleine in meiner Ecke, ohne, dass mich das nervt.
Eine weitere interessante Beobachtung ist, dass mir ein zweiter Mensch fehlt, im Zweifelsfall sogar mein Mann. Jetzt, wo mein Kind rund um die Uhr mit anderen Kindern unterwegs ist und ich ja mein selbstgewähltes System des Nicht-mit-Fremden-sprechen nicht ändern möchte, fehlt mir Ansprache. Ich könnte natürlich telefonieren, habe das mit Frau N in einer emotionalen Anspannungssituation auch getan, aber das ist nicht das selbe. Ich möchte am Tisch sitzen und darüber streiten, wer sich als nächstes in die Schlange stellt, um einen Mocktail zu holen, ist aber niemand da. Also habe ich gerade zwei geholt, der erste war okay, der zweite ist wirklich schlecht, weil das Eis geschmolzen ist und er dadurch noch viel wässriger ist als alle anderen Getränke, die ich hier so zu mir nehme. Andererseits ist das System der totalen Vereisung aller Getränke insofern super, dass ich in fünf Tagen noch keine einzige betrunkene Person gesehen habe. Das hatte ich mir dramatischer vorgestellt, aber nein, alles gut. Es gibt keinen Weg, sich hier zu betrinken, und das kommt mir sehr gelegen, ich umgebe mich sehr ungern mit über Gebühr betrunkenen Leuten. Und da ich mein Lasterverhalten ja dummerweise vor ein paar Wochen wieder in alte Bahnen gelenkt habe und rauche wie ein Schlot, komme ich lasterseitig bestens klar. Schlecht daran ist natürlich, dass ich am 19. Juli wieder aufhören muss, das habe ich mir und der Welt versprochen und werde das - gemeinsam mit Excellensa übrigens - auch machen. Ich freue mich schon sehr, Rauchentwöhnung macht Spaß, und nach 2008 (schwanger) und 2017 (Schlaganfall) weiß ich ja, dass ich das mit gutem Grund ja auch durchaus kann, und Gründe gibt es ja genug. Und vielleicht kann ich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und mir wieder mehr Freude am Essen erarbeiten.
Aber so lange ist erst mal noch Urlaub. Ich muss zwei Sachen arbeiten, die ich seit Donnerstag vor mir herschiebe, mal sehen, ob ich morgen soweit bin, praktisch wär es schon, sonst brauche ich gar nicht mehr zurückzureisen. Eigentlich sollten beide schnell gehen, doch ich habe keine Lust, mich zu konzentrieren. Ich lese übrigens auch nichts, Frauenbücher sprechen mich doch nicht so an, ansprechende Bücher fühlen sich nicht so an, als würde ich nichts machen, also lese ich nicht. Ich höre ein Hörbuch, das ich schon kenne, wo ich aber nicht mehr genau weiß, wie es ausgeht, aber wenn ich in dem Tempo weiterhöre, werde ich es auch nie erfahren, und auch das ist okay, da ich ja irgendwann mal wusste, wie es ausgeht, und das sollte reichen.
So, Nico, der mit Jonathan Fußball spielt, wird gerade von seiner kleinen Schwester geholt, "wir gehen jetzt ins Zimmer und Mama sagt, du sollst flotti Karotti kommen". Mittwoch fahre ich nach hause. Und dann gehe ich in selbstgewählte Quarantäne. Aber flotti karotti.
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Samstag, 10. Juli 2021
Urlaubstagebuch Teil 5
herzbruch, 12:35h
Eine meiner auffälligsten Eigenschaften ist ja bekanntlich, dass ich nie durchschnittlich empfinde. Oder ausgewogen. Ich bin der Prototyp für himmelhochjauchzend/zu Tode betrübt, und ganz offensichtlich bin ich auch überhaupt gar nicht in der Lage, mich selber zu überlisten, für eine ehemalige Handballerin kann ich mich überraschend schlecht in die Situation werfen. Schön ist natürlich, dass ich offensichtlich nicht 44 Jahre lang falsch gelebt habe, war schon alles okay, wie es war. Vielleicht muss das einst auf meinem Grabstein stehen. Nix mit horseman, pass by, nein, bei mir sollte stehen "War schon irgendwie okay, alles".
Eine glückliche Fügung ist, dass ich selber keinen Flugschein habe, sonst hätte ich wahrscheinlich heute morgen den Verkauf meiner Wohnung veranlasst und mit ein Flugzeug gemietet, um nach Hause zu fliegen. Das stand aber natürlich nicht zur Debatte, also regelte ich den Zimmerwechsel hin in die Private Area, und jetzt habe ich das, was für mein Gemüt immer sehr wichtig ist: Optionen. Ich kann jetzt wählen. Strand (no way, zumindest nicht zum Aufenthalt, ich möchte natürlich noch mal schnorcheln, aber momentan kriege ich Ona hier nicht weg, der ist jetzt Poolboy), großer Pool, wo heute übrigens auch gar nix los ist, weil alle in die Stadt fahren oder so, also kann ich Ona auch den Wunsch gut erfüllen, mich gleich umzuziehen, traurig dem eigenen Pool zu winken und mich mit ihm an den großen Pool zu legen, oder, wenn ich wieder mal von allem zuviel habe, ich lege mich einfach vor meinem Zimmer auf die Luma in den Pool und bleibe da bis zur Abreise liegen. Diese Option besteht, und das löst viel Gutes in mir aus. Am ersten Abend habe ich es ja schon geahnt, jetzt wissen wir es sicher: Ich bin keine Pauschaltouristin. Ich hasse alles, und wenn ich das einfach zulasse, ist es auch wieder okay. Da mein Kind nämlich überhaupt nichts auf der Welt besser findet, als Pauschaltourismus, werde ich einen Weg finden müssen, die verschiedenen Bedürfnisse irgendwie zu kombinieren. In der ab heute geltenden Version habe ich ja zumindest schon mal die Option der Stille und Menschenfreiheit, bleibt das Hindernis der Mahlzeiten, die ich ungern in der vorgesehenen Form zu mir nehmen möchte, aber vielleicht reiße ich mich jetzt einfach mal zusammen und stelle mich nicht an. Eine bewährte Version ist ja, dass ich in Situationen, durch die ich gerne durchgecoacht werden möchte, einfach Frau N zuschalte, und daher werde ich diese Option in Betracht ziehen. Eventuell gibt es heute abend eine Zoomkonferenz zum Thema "Herzbruch und Ona gehen ans Buffet". Ab Sonntag kriege ich Ona vielleicht sogar wieder hier rausgelöst, dann reist der neue Freund ab. Und dann möchte ich schnorcheln.
Eine glückliche Fügung ist, dass ich selber keinen Flugschein habe, sonst hätte ich wahrscheinlich heute morgen den Verkauf meiner Wohnung veranlasst und mit ein Flugzeug gemietet, um nach Hause zu fliegen. Das stand aber natürlich nicht zur Debatte, also regelte ich den Zimmerwechsel hin in die Private Area, und jetzt habe ich das, was für mein Gemüt immer sehr wichtig ist: Optionen. Ich kann jetzt wählen. Strand (no way, zumindest nicht zum Aufenthalt, ich möchte natürlich noch mal schnorcheln, aber momentan kriege ich Ona hier nicht weg, der ist jetzt Poolboy), großer Pool, wo heute übrigens auch gar nix los ist, weil alle in die Stadt fahren oder so, also kann ich Ona auch den Wunsch gut erfüllen, mich gleich umzuziehen, traurig dem eigenen Pool zu winken und mich mit ihm an den großen Pool zu legen, oder, wenn ich wieder mal von allem zuviel habe, ich lege mich einfach vor meinem Zimmer auf die Luma in den Pool und bleibe da bis zur Abreise liegen. Diese Option besteht, und das löst viel Gutes in mir aus. Am ersten Abend habe ich es ja schon geahnt, jetzt wissen wir es sicher: Ich bin keine Pauschaltouristin. Ich hasse alles, und wenn ich das einfach zulasse, ist es auch wieder okay. Da mein Kind nämlich überhaupt nichts auf der Welt besser findet, als Pauschaltourismus, werde ich einen Weg finden müssen, die verschiedenen Bedürfnisse irgendwie zu kombinieren. In der ab heute geltenden Version habe ich ja zumindest schon mal die Option der Stille und Menschenfreiheit, bleibt das Hindernis der Mahlzeiten, die ich ungern in der vorgesehenen Form zu mir nehmen möchte, aber vielleicht reiße ich mich jetzt einfach mal zusammen und stelle mich nicht an. Eine bewährte Version ist ja, dass ich in Situationen, durch die ich gerne durchgecoacht werden möchte, einfach Frau N zuschalte, und daher werde ich diese Option in Betracht ziehen. Eventuell gibt es heute abend eine Zoomkonferenz zum Thema "Herzbruch und Ona gehen ans Buffet". Ab Sonntag kriege ich Ona vielleicht sogar wieder hier rausgelöst, dann reist der neue Freund ab. Und dann möchte ich schnorcheln.
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Freitag, 9. Juli 2021
Urlaubstagebuch Teil 4
herzbruch, 22:29h
Das mit dem "Sich voll in die Situation werfen" funktioniert nur bedingt und in einzelnen Situationen. Gerade war ich kurz sehr außerhalb der Situation, jetzt allerdings sitze ich alleine an einem Tisch, während neben mir die Minidisco läuft (Aramsamsam!), da kann ich wenig anderes machen als bloggen. Die letzte halbe Stunde fand ich ein wenig anstrengend, aber ich werde gleich einfach ins Bett gehen, in Griechenland ist es ja schon spät.
Wenn man nur so halb in der Situation ist, so geht es zumindest mir, möchte man ja andere Menschen ausblenden und am besten auch von anderen Menschen ausgeblendet werden. Das ist gerade aber sehr schlecht gelungen, und das kam so.
Ona hat anscheinend an Tag 3 endlich das Stadium erreicht, an dem er nicht mehr nur essen möchte, was eventuell damit zu tun hat, dass er andere Jungs beim Wasservolleyball kennengelernt hatte, mit denen er sich jetzt noch treffen wollte. Abendessen hätte für mich nicht sein müssen, da ich aber Frühstück und Mittagessen auch schon geschlabbert hatte, entschloss ich mich, doch noch mal zum Buffet zu gehen, zumal es bereits recht ruhig war. Da Ona allerdings plötzlich Fan der Abendunterhaltung ist, war ein guter Tisch auf der Balustrade, von dem aus man später gut beobachten kann, wie Animateurinnen in Glitzerkostümen tanzen, auch schön, er schickte mich also allein. Das schmälerte die Vorfreude auf das Dinnererlebnis nicht unbeträchtlich (zumal ich vorher schon eine halbe Stunde auf ihn gewartet hatte, da ich dachte, er sei was essen, dabei spielte er Ball). Das Thema Essen ist in den letzten drei Monaten ein recht heikles gewesen, ich habe nämlich keine Lust mehr darauf. Da eine aber essen muss, habe ich es zuhause so gehalten, dass ich so selten wie möglich, aber so oft wie nötig esse, und dann so gesund, dass ich nicht irgendwann an Skorbut leide. In dem Urlaub hatte ich auf einen großen Gamechanger gehofft, Menschen kochen und räumen hinter mir auf, ich kann mir aus einer großen Auswahl aussuchen, was ich essen möchte, aber irgendwie funktioniert das nicht. Das Buffet ist zu langweilig, der Saal zu groß, zu hell, zu voll, ich möchte also nach wie vor nichts essen, tue es aber trotzdem, ich bin ja nicht vollkommen verrückt. Also ging ich gerade allein in den Speisesaal, der Chefkellner fragte "How many?", ich sagte "Just one" und er deutete auf den Tisch wirklich mitten im Eingang, auf dem Weg IN den Scheißspeisesaal, eingedeckt für eine traurige Person, woraufhin ich vermutlich so guckte, wie heute den ganzen Tag auf Twitter geschildert wurde, ich sagte "Is that your last offer?" in der Hoffnung, lustig zu wirken, doch das kam wohl anders an und er brachte mich offensichtlich genervt an einen für vier Personen eingedeckten Nichtkatzentisch. Ich ging mit Maske und Handschuhen zum Buffet, guckte mir an, was ich alles nicht essen möchte, aß dann doch ein kleines bisschen, wimmelte den netten Kellner ab, nein, kein Getränk, I'm gonna keep it real quick, und dann ging ich zum Nachtisch an die Obsttheke, Obst geht immer (merke ich mir für zuhause!). Da ich ja wusste, dass Ona draußen auf mich wartet, fragte ich den netten Kellner, ob ich das Obst mit rausnehmen darf, der sagte "Sure!", ich fand das logisch, machte den Teller voll und steuerte auf die Tür zu, wo mich der Chefkellner abfing und wirklich sehr unangemessen laut und gar nicht so freundlich zusammenpfiff. Only in the restaurant, STOP! Und das ist dann der Moment, an dem im Film in Slow Motion gezeigt wird, wie alle Gäste an allen Tischen sich umdrehen, um die Frau, die eigentlich unsichtbar sein wollte, anstarren, weil sie gegen eine so unfassbar wichtige Hausregel verstoßen wollte. Ich sagte noch leise, dass ich doch extra gefragt hätte und der Kollege hätte gesagt, das sei okay, woraufhin er noch lauter wurde. Wirklich laut. Verrückt laut. Ich ging kleinlaut zurück an meinen Tisch, setzte mich, hatte dann einen sehr starken Fluchtimpuls aus dem Rückenmark und ging. Schnell. Und jetzt sitze ich hier. Das Kind sitzt mit den anderen Jungs in der Lobby, jeder guckt auf ein mobiles Endgerät, ich halte für wer weiß wen den Tisch frei, trinke ein Wasser und gucke auf mein Blog, um nicht auf die Minidisco gucken zu müssen.
Festes Vorhaben für morgen: Drei Mahlzeiten, alle mit Kind eingenommen. Festes Vorhaben für zuhause: Mehr Obst kaufen und mich selber veräppeln. Ich muss es mir kleinschneiden und nett anrichten. Dann fluppt das.
Wenn man nur so halb in der Situation ist, so geht es zumindest mir, möchte man ja andere Menschen ausblenden und am besten auch von anderen Menschen ausgeblendet werden. Das ist gerade aber sehr schlecht gelungen, und das kam so.
Ona hat anscheinend an Tag 3 endlich das Stadium erreicht, an dem er nicht mehr nur essen möchte, was eventuell damit zu tun hat, dass er andere Jungs beim Wasservolleyball kennengelernt hatte, mit denen er sich jetzt noch treffen wollte. Abendessen hätte für mich nicht sein müssen, da ich aber Frühstück und Mittagessen auch schon geschlabbert hatte, entschloss ich mich, doch noch mal zum Buffet zu gehen, zumal es bereits recht ruhig war. Da Ona allerdings plötzlich Fan der Abendunterhaltung ist, war ein guter Tisch auf der Balustrade, von dem aus man später gut beobachten kann, wie Animateurinnen in Glitzerkostümen tanzen, auch schön, er schickte mich also allein. Das schmälerte die Vorfreude auf das Dinnererlebnis nicht unbeträchtlich (zumal ich vorher schon eine halbe Stunde auf ihn gewartet hatte, da ich dachte, er sei was essen, dabei spielte er Ball). Das Thema Essen ist in den letzten drei Monaten ein recht heikles gewesen, ich habe nämlich keine Lust mehr darauf. Da eine aber essen muss, habe ich es zuhause so gehalten, dass ich so selten wie möglich, aber so oft wie nötig esse, und dann so gesund, dass ich nicht irgendwann an Skorbut leide. In dem Urlaub hatte ich auf einen großen Gamechanger gehofft, Menschen kochen und räumen hinter mir auf, ich kann mir aus einer großen Auswahl aussuchen, was ich essen möchte, aber irgendwie funktioniert das nicht. Das Buffet ist zu langweilig, der Saal zu groß, zu hell, zu voll, ich möchte also nach wie vor nichts essen, tue es aber trotzdem, ich bin ja nicht vollkommen verrückt. Also ging ich gerade allein in den Speisesaal, der Chefkellner fragte "How many?", ich sagte "Just one" und er deutete auf den Tisch wirklich mitten im Eingang, auf dem Weg IN den Scheißspeisesaal, eingedeckt für eine traurige Person, woraufhin ich vermutlich so guckte, wie heute den ganzen Tag auf Twitter geschildert wurde, ich sagte "Is that your last offer?" in der Hoffnung, lustig zu wirken, doch das kam wohl anders an und er brachte mich offensichtlich genervt an einen für vier Personen eingedeckten Nichtkatzentisch. Ich ging mit Maske und Handschuhen zum Buffet, guckte mir an, was ich alles nicht essen möchte, aß dann doch ein kleines bisschen, wimmelte den netten Kellner ab, nein, kein Getränk, I'm gonna keep it real quick, und dann ging ich zum Nachtisch an die Obsttheke, Obst geht immer (merke ich mir für zuhause!). Da ich ja wusste, dass Ona draußen auf mich wartet, fragte ich den netten Kellner, ob ich das Obst mit rausnehmen darf, der sagte "Sure!", ich fand das logisch, machte den Teller voll und steuerte auf die Tür zu, wo mich der Chefkellner abfing und wirklich sehr unangemessen laut und gar nicht so freundlich zusammenpfiff. Only in the restaurant, STOP! Und das ist dann der Moment, an dem im Film in Slow Motion gezeigt wird, wie alle Gäste an allen Tischen sich umdrehen, um die Frau, die eigentlich unsichtbar sein wollte, anstarren, weil sie gegen eine so unfassbar wichtige Hausregel verstoßen wollte. Ich sagte noch leise, dass ich doch extra gefragt hätte und der Kollege hätte gesagt, das sei okay, woraufhin er noch lauter wurde. Wirklich laut. Verrückt laut. Ich ging kleinlaut zurück an meinen Tisch, setzte mich, hatte dann einen sehr starken Fluchtimpuls aus dem Rückenmark und ging. Schnell. Und jetzt sitze ich hier. Das Kind sitzt mit den anderen Jungs in der Lobby, jeder guckt auf ein mobiles Endgerät, ich halte für wer weiß wen den Tisch frei, trinke ein Wasser und gucke auf mein Blog, um nicht auf die Minidisco gucken zu müssen.
Festes Vorhaben für morgen: Drei Mahlzeiten, alle mit Kind eingenommen. Festes Vorhaben für zuhause: Mehr Obst kaufen und mich selber veräppeln. Ich muss es mir kleinschneiden und nett anrichten. Dann fluppt das.
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Urlaubstagebuch Teil 3
herzbruch, 11:40h
Zu den Dingen, die ich morgens vor dem ersten Kaffee grundsätzlich nicht mache, gehört (Sex und) Schlangestehen. Autovervollständigung im Kopf, so wichtig. Glücklicherweise ist der Cappuccino an der Bar noch besser als der beim Frühstück, also stellte ich mich gerade dort an. Es dauerte einen Moment, denn die beiden Barkeeper waren beschäftigt: Einer machte eine riesige Ladung unterschiedlicher Kaffees, der andere mixte zwei Cocktails, die beide zu 100% aus Schnaps bestanden. Da ich mich nicht auskenne, kann ich die nicht zuordnen, ich weiß nur, dass mir beim Zugucken schon blümerant wurde. Und dann konnte ich etwas über vorurteilsbehaftetes Denken lernen. Vor mir wartete eine deutsche Frau, vielleicht mein Alter, Double meiner älteren Schwester und damit, wie Sie wissen, auch von Annegret Kramp-Karrenbauer, sichtlich voller Vorfreude. Daneben stand ein osteuropäischer Mann, ordentlich tätowiert, verspiegelte Sonnenbrille, tauschte sich im Vorbeigehen kurz mit einem anderen Mann aus, Brustkorb raus, Bauch rein. Für ihn waren die Kaffees. AKK kriegte die Cocktails und freute sich wie ein Kind darüber.
So kann es gehen. Jetzt sitze ich also am Bistrotisch, vor mir im Pool schwimmt als einziger Mensch mein Kind rum, wir haben zwei Liegen in Premiumposition, auf eine davon werde ich gleich wechseln und dann gibt es erst mal ein kurzes Vormittagsschläfchen. Oder erst noch einen Cappuccino. Ja. Erst noch einen Cappuccino. Und dann machen wir ein bisschen nichts, liegen rum, hören uns weiter durch schlechte Literatur, werden irgendwann ein bisschen Ball spielen, aber da ist mein Reflexzentrum noch nicht, und dann beginnt vermutlich schon diese traurige Zeit, in der ich besorgt antizipiere, dass der Pool wieder geschlossen wird. Mein Dekollete ist übrigens leicht verbrannt, was ich mir schlecht erklären kann, war ich doch brav eingecremt. Und ich verbrenne ja quasi nie, eventuell merkt man einfach insgesamt gar nichts mehr, weil es ja die ganze Zeit so kalt ist durch den Wind. Bislang war übrigens (abgesehen von der Katastrophe "andere Menschen") die einzige Komplikation, dass Ona sich am Ankunftstag ganzkörpereincremte mit meiner Gesichts-Sonnencreme aus der Apotheke, aber das ist dann jetzt so. Ist auch nur Haut.
So kann es gehen. Jetzt sitze ich also am Bistrotisch, vor mir im Pool schwimmt als einziger Mensch mein Kind rum, wir haben zwei Liegen in Premiumposition, auf eine davon werde ich gleich wechseln und dann gibt es erst mal ein kurzes Vormittagsschläfchen. Oder erst noch einen Cappuccino. Ja. Erst noch einen Cappuccino. Und dann machen wir ein bisschen nichts, liegen rum, hören uns weiter durch schlechte Literatur, werden irgendwann ein bisschen Ball spielen, aber da ist mein Reflexzentrum noch nicht, und dann beginnt vermutlich schon diese traurige Zeit, in der ich besorgt antizipiere, dass der Pool wieder geschlossen wird. Mein Dekollete ist übrigens leicht verbrannt, was ich mir schlecht erklären kann, war ich doch brav eingecremt. Und ich verbrenne ja quasi nie, eventuell merkt man einfach insgesamt gar nichts mehr, weil es ja die ganze Zeit so kalt ist durch den Wind. Bislang war übrigens (abgesehen von der Katastrophe "andere Menschen") die einzige Komplikation, dass Ona sich am Ankunftstag ganzkörpereincremte mit meiner Gesichts-Sonnencreme aus der Apotheke, aber das ist dann jetzt so. Ist auch nur Haut.
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