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Donnerstag, 12. August 2021
I'm a woman
herzbruch, 21:54h
Mein Kind packt seinen Koffer. Ganz alleine. Und ganz richtig. Ich habe alles erreicht. Ich liege derweil in meinem Bett und suche Ruhe, das neue Öl. Gerade musste ich einmal kurz aufstehen, jubeln über den wirklich gut gepackten Koffer, jetzt blogge ich kurz, und dann gibt es wieder das mit der Ruhe.
Morgen früh habe ich einen Arzttermin, der vermutlich unspektakulär sein wird, Blutbild und Überweisungen, dann muss ich sehr viel arbeiten, und abends fahren Ona und ich zu Frau N. Dort werden wir uns dann aufteilen: Ona wird sich in mein Bett legen (oder auf die neue Luftmatratze, von der ich nicht mehr genau weiß, ob sie jetzt gekauft wurde oder nicht) und bis zur Abreise irgendwas daddeln, weil das ist, was er dort macht, und es gibt keinerlei Ablenkungen ("häng mal bitte deine Wäsche auf, der Hund muss noch raus, könntest du vielleicht die Spülmaschine ausräumen, etc.), all dies entfällt, wodurch es keinen Grund mehr gibt, das Bett zuverlassen, und das ist für diesen Lebensabschnitt scheinbar nur angemessen.
Frau N und ich sind ja eher umtriebig und werden wieder in die Karaokebar fahren, dieses Mal mit Menschen aus dem Internet, und dann werden wir ein phänomenales Duett singen, wenn sie geübt hat. Und dann singe ich vielleicht noch zwei Titel, und dann muss ich eigentlich gar nichts mehr singen, ich kann mich dann auch auf die Couch setzen und ausruhen. Sollen doch mal andere Menschen singen, ich habe in meinem Leben mehr als genug gesungen. Ist gut jetzt. (Spätestens wenn ich das goldene Mikro sehe, bin ich allerdings wahrscheinlich direkt wieder auf den Beinen. Wir warten mal ab.)
Sonntag werde ich mich dann von Frau N durch die Haarsituation coachen lassen. Die ist nämlich verhältnismäßig unerfreulich, wie sich herausstellt. Ich weiß jetzt ja alles über Haarverlust und komme nach wie vor zu dem Ergebnis, dass Stress, eventuell auch punktuell sehr große Belastung, der Auslöser war. Nun möchte ich ja gar nicht im Brustton der Überzeugung sagen, dass mein Leben jetzt voll unstressig sei, dennoch war mein Gefühl, dass es durchaus schon schlimmer war in letzter Zeit, wenn man dann aber lernt, dass bis zu 3 Monate zwischen Auslöser und Effekt liegen können, dann erklärt sich einiges, zum Beispiel, warum ich dann jetzt nicht entscheiden kann, dass ich jetzt total locker bin, und zack, hört es auf. Es hört nicht auf, und nachdem ich ja vor einer Woche kurz erschrocken war, den Raumgriff dessen aber nicht gut verstanden hatte, kam ja dann der Superplan mit Fashion Vicky, den ich ja vollkommen unterstützt habe, und dann kam Verdrängen, und dann kam gestern am Schreibtisch, nach einem reflexartigen Griff ins Haar, Touchdown in der Realität, dann kam die Konfrontation mit dem Status Quo und jetzt ist nur noch Panik. Und Ärger über mich selbst. Ich bin sehr wütend auf mich selbst, dass mich das so trifft, dass ich so eitel bin, dass ich, die ja scheinbar sowieso schon emotional nicht gut altert, seit 24 Stunden hier sitze und Optik hinterherheule, wo ich ja auch eigentlich lieber ein bisschen entspannt und lässig sein könnte, sind nur Haare, beim Gehör hab ich mich ja auch nicht so angestellt.
Egal. Fakt ist: Nichts in den letzten Jahren hat mich so sauer gemacht, wie verlorenes Haar, und am Sonntag muss Frau N mir diverse Wege aufzeigen und eventuell schon exekutieren. Aus der Fashion Vicky Episode habe ich zwar gelernt, dass ich gerne kokettiere, nicht aber wirklich bereit bin, dann auch zu liefern. Wir werden sehen. Ich nadele zwar noch stets, aber ich nehme an, dass ich am Sonntag noch nicht das Stadium erreicht haben werde, wo ich vorne Afghanischer Windhund, hinten Kojak bin, und bis es soweit ist, wird einfach verdrängt. In der Zwischenzeit bin ich noch immer sehr gerührt von dem Zuspruch und vor allem den Zuschriften auf Twitter. Female baldness. Ein unterschätztes Thema. So viel habe ich jetzt verstanden.
Long story short. Es wird kein Foto mehr geben, wobei man ja so noch nichts sieht, da ich ja so riesige Dachshaare habe. Wenn der Kippunkt überschritten ist, kommt das ab, und dann werde ich sehr leiden, und dann möchte ich im Brustton der Überzeugung von Ihnen hören: "Das sieht doch super aus. Du kannst das tragen." Und dann wächst alles wieder nach und gut ist. In die Situation werfen. Nächster Versuch.

Morgen früh habe ich einen Arzttermin, der vermutlich unspektakulär sein wird, Blutbild und Überweisungen, dann muss ich sehr viel arbeiten, und abends fahren Ona und ich zu Frau N. Dort werden wir uns dann aufteilen: Ona wird sich in mein Bett legen (oder auf die neue Luftmatratze, von der ich nicht mehr genau weiß, ob sie jetzt gekauft wurde oder nicht) und bis zur Abreise irgendwas daddeln, weil das ist, was er dort macht, und es gibt keinerlei Ablenkungen ("häng mal bitte deine Wäsche auf, der Hund muss noch raus, könntest du vielleicht die Spülmaschine ausräumen, etc.), all dies entfällt, wodurch es keinen Grund mehr gibt, das Bett zuverlassen, und das ist für diesen Lebensabschnitt scheinbar nur angemessen.
Frau N und ich sind ja eher umtriebig und werden wieder in die Karaokebar fahren, dieses Mal mit Menschen aus dem Internet, und dann werden wir ein phänomenales Duett singen, wenn sie geübt hat. Und dann singe ich vielleicht noch zwei Titel, und dann muss ich eigentlich gar nichts mehr singen, ich kann mich dann auch auf die Couch setzen und ausruhen. Sollen doch mal andere Menschen singen, ich habe in meinem Leben mehr als genug gesungen. Ist gut jetzt. (Spätestens wenn ich das goldene Mikro sehe, bin ich allerdings wahrscheinlich direkt wieder auf den Beinen. Wir warten mal ab.)
Sonntag werde ich mich dann von Frau N durch die Haarsituation coachen lassen. Die ist nämlich verhältnismäßig unerfreulich, wie sich herausstellt. Ich weiß jetzt ja alles über Haarverlust und komme nach wie vor zu dem Ergebnis, dass Stress, eventuell auch punktuell sehr große Belastung, der Auslöser war. Nun möchte ich ja gar nicht im Brustton der Überzeugung sagen, dass mein Leben jetzt voll unstressig sei, dennoch war mein Gefühl, dass es durchaus schon schlimmer war in letzter Zeit, wenn man dann aber lernt, dass bis zu 3 Monate zwischen Auslöser und Effekt liegen können, dann erklärt sich einiges, zum Beispiel, warum ich dann jetzt nicht entscheiden kann, dass ich jetzt total locker bin, und zack, hört es auf. Es hört nicht auf, und nachdem ich ja vor einer Woche kurz erschrocken war, den Raumgriff dessen aber nicht gut verstanden hatte, kam ja dann der Superplan mit Fashion Vicky, den ich ja vollkommen unterstützt habe, und dann kam Verdrängen, und dann kam gestern am Schreibtisch, nach einem reflexartigen Griff ins Haar, Touchdown in der Realität, dann kam die Konfrontation mit dem Status Quo und jetzt ist nur noch Panik. Und Ärger über mich selbst. Ich bin sehr wütend auf mich selbst, dass mich das so trifft, dass ich so eitel bin, dass ich, die ja scheinbar sowieso schon emotional nicht gut altert, seit 24 Stunden hier sitze und Optik hinterherheule, wo ich ja auch eigentlich lieber ein bisschen entspannt und lässig sein könnte, sind nur Haare, beim Gehör hab ich mich ja auch nicht so angestellt.
Egal. Fakt ist: Nichts in den letzten Jahren hat mich so sauer gemacht, wie verlorenes Haar, und am Sonntag muss Frau N mir diverse Wege aufzeigen und eventuell schon exekutieren. Aus der Fashion Vicky Episode habe ich zwar gelernt, dass ich gerne kokettiere, nicht aber wirklich bereit bin, dann auch zu liefern. Wir werden sehen. Ich nadele zwar noch stets, aber ich nehme an, dass ich am Sonntag noch nicht das Stadium erreicht haben werde, wo ich vorne Afghanischer Windhund, hinten Kojak bin, und bis es soweit ist, wird einfach verdrängt. In der Zwischenzeit bin ich noch immer sehr gerührt von dem Zuspruch und vor allem den Zuschriften auf Twitter. Female baldness. Ein unterschätztes Thema. So viel habe ich jetzt verstanden.
Long story short. Es wird kein Foto mehr geben, wobei man ja so noch nichts sieht, da ich ja so riesige Dachshaare habe. Wenn der Kippunkt überschritten ist, kommt das ab, und dann werde ich sehr leiden, und dann möchte ich im Brustton der Überzeugung von Ihnen hören: "Das sieht doch super aus. Du kannst das tragen." Und dann wächst alles wieder nach und gut ist. In die Situation werfen. Nächster Versuch.
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Mittwoch, 11. August 2021
Schullektüren
herzbruch, 09:31h
Herr Rau hat uns erzählt, was er in der Schule so alles gelesen hat, ich möchte sagen *lesen musste*, und gefragt, ob wir es ihm gleichtun können. Kann ich, aber ich nehme vorweg: Mir war immer sehr langweilig.
Darüberhinaus fiel mir auf, dass ich a) gar nicht mehr viele Werke zusammenkriege und b) zu den allermeisten gar nichts mehr weiß, es sei denn, ich hatte eine schwere Reaktanz zu vermelden. So brav, wie Frau N das sogar noch emotional einordnen kann, das wird mir nicht gelingen. Abschließend sein noch gesagt, dass ich zwar seit früher Kindheit wahnsinnig viel gelesen habe, dass ich jedoch ALLES an der Literaturarbeit in der Schule gehasst habe. Alles. Wirklich alles. Im Studium musste ich mich anschließend am Rande noch mal mit Literatur beschäftigen, und ich stellte fest, dass ich nie mehr in meinem Leben sechs Monate im größeren Verbund darüber diskutieren möchte, wie irgendjemand irgendetwas gemeint haben könnte.
Nestroy: Der böse Geist Lumpacivagabundus
Das erste Buch, das wir in Deutsch gelesen haben. Ich weiß nichts mehr daraus, war aber noch nicht abgeschreckt. Immerhin. Es ging um Sex und Saufen im alten Wien. What could be bad?
Schiller: Die Räuber
Kam direkt im Anschluss. Fand ich schlecht, warum, weiß ich nicht mehr. Eventuell war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas lesen musste, was etwas an meinem persönlichen Interesse vorbeiging. Ich habe die Räuber noch zuende gelesen, begann aber irgendwann eine atemberaubende Karriere in Lektüre-nicht-fertiglesen-und-trotzdem-Klausur-schreiben.
Pausewang: Die Wolke
Pausewang: Die letzten Kinder von Schewenborn
Fand ich sehr gut, wenngleich extrem beklemmend, hat mich schlecht schlafen lassen, ich erinnere mich an das Gefühl, nicht weiterlesen zu können, weil ich zu beklemmt war. Aber gut. Irgendwo muss die Radikalisierung ja beginnen.
Golding: Herr der Fliegen
Hab ich damals nicht drüber nachgedacht. Im Nachhinein fällt mir auf: Wieso haben wir in Deutsch auch Übersetzungen gelesen? Ist das vernünftig?
Orwell: Farm der Tiere
Siehe oben.
Schiller:Don Carlos
Ich habe es gehasst. Und ich habe es nie zuende gelesen. Und ich habe eine Klassenarbeit darüber geschrieben, und ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, denke aber, dass wir eine Charakteristik des Marquis von Posa schreiben sollten, und ich hatte das Buch ja nicht zuende gelesen und hatte letztendlich eine zu ungetrübte Meinung über den Charakter, ach, es war sehr unangenehm.
Droste-Hülshoff: Knabe im Moor
Angela Sommer-Bodenburg: Die Moorgeister
Viel Moor für so Pubertierende in der Mittelstufe.
Frisch: Andorra
In seiner Tragweite nicht verstanden, aber ich erinnere mich, dass es beginnt mit einer Beschreibung von weiß getünchten Häusern, das fand ich schön, eventuell habe ich damals schon lieber über Architektur gelesen als über andere Themen.
Goethe: Faust I
Kann man ja nix Schlechtes gegen sagen.
Dann weiß ich lange nichts mehr, es wurde alles sehr grauenhaft. Die ganzen tollen Sachen haben wir scheinbar ausgelassen und gingen direkt zu meinem literarischen Supergau über.
Roth: Radetzkymarsch
Habe ich GEHASST. Gehasst.
Fontane: Effi Briest
Ist in meinem Kopf mit dem Radetzkymarsch zu einem wirklich großen Hassobjekt verschmolzen. Und wenngleich ich ja immer sage, dass ich aus eigenen Fehlern am besten lerne, habe ich auch Effi Briest nur zur Hälfte gelesen und wusste dann in der Klausur wirklich gar nichts Relevantes über Baron von Innstetten, was insofern schade war, dass es auch hier wieder eine Charakteristik zu schreiben galt. Und wo ich es so schreibe: Hieß das eigentlich so? Egal.
Diese beiden Bücher, wie gesagt: in meinem Kopf zu einem schlimmen Buch zusammengefasst, haben mich übrigens gelehrt, dass ich mich für Inhalte interessiere, nicht für sprachliche Form. Also zumindest nicht, wenn die nicht exakt meinen Humor bedient, Max Goldt habe ich Jahre später ja auch mit großer Begeisterung gelesen, und da geht es ja auch um nix. Jedenfalls hatte ich bei einem der beiden Bücher ein Nahtoderlebnis, da über 20 Seiten ein Esstisch beschrieben wurde. Besser gesagt die Dinge, die auf dem Esstisch standen. In schönen Worten. Lang. Ausführlich. Was bei mir angekommen ist? Es gab Rinderbraten.
Wir wechseln das Fach und gehen zu Englisch über. Dort war es eigentlich genau andersrum wie in Deutsch: Ich hatte eine wirklich unfassbar grauenhafte Lehrerin, die ich zutiefst gehasst habe, wir haben aber ausnahmslos Bücher gelesen, die ich gut fand und die mich interessierten. Was nichts daran änderte, dass die Art und Weise, *wie* diese Bücher im Klassenverband gelesen wurden, mich wahnsinnig gemacht hat.
Shaw: Pygmalion
Konnte ich hinterher beruflich noch brauchen. Sagt man ja auch nicht so oft.
Lee: To kill a Mockingbird
Versah mich mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass ich Spezialwissen über die Band The Boo Radleys hatte. Fantastisch.
MacLaverty: Cal
An der Stelle konnte ich endlich auch mal Spezialwissen in den Unterricht einbringen, da das Buch sich mit dem Irlandkonflikt beschäftigt und meine Schwester mit einem britischen Soldaten verheiratet war und ich sehr viel zu dem Thema wusste und sogar Material in den Unterricht einbringen konnte. Obwohl die Lehrerin so grauenhaft war. Die Botschaft an Lehrer*innen ist an dieser Stelle: Wenn die Literatur gut genug ist, ist der Rest vielleicht egal.
Huxley: Brave New World
Geliebt. Sehr geliebt.
Orwell: 1984
Fand ich Huxley besser.
Shakespeare: The Merchant of Venice
Vielleicht das uninteressanteste Buch, das Shakespeare je geschrieben hat. Ich weiß es nicht, hab es ja nicht zuende gelesen.
Mehr fällt mir nicht ein. Wird vermutlich nicht wichtig gewesen sein. Meine erste Fremdsprache war ja Latein, da las man, was man so liest: Caesar, Cicero, Ovid, in der Reihenfolge. Die dritte Fremdsprache war Altgriechisch, und da ist alles blank. Dafür kann ich allerdings fast 30 Jahre später noch immer in einer atemberaubenden Geschwindigkeit das griechische Alphabet aufsagen, und wenn mal Pandemie ist, dann weiß ich, wo ab Delta die Reise hingeht. Und das ist viel wert.

Darüberhinaus fiel mir auf, dass ich a) gar nicht mehr viele Werke zusammenkriege und b) zu den allermeisten gar nichts mehr weiß, es sei denn, ich hatte eine schwere Reaktanz zu vermelden. So brav, wie Frau N das sogar noch emotional einordnen kann, das wird mir nicht gelingen. Abschließend sein noch gesagt, dass ich zwar seit früher Kindheit wahnsinnig viel gelesen habe, dass ich jedoch ALLES an der Literaturarbeit in der Schule gehasst habe. Alles. Wirklich alles. Im Studium musste ich mich anschließend am Rande noch mal mit Literatur beschäftigen, und ich stellte fest, dass ich nie mehr in meinem Leben sechs Monate im größeren Verbund darüber diskutieren möchte, wie irgendjemand irgendetwas gemeint haben könnte.
Nestroy: Der böse Geist Lumpacivagabundus
Das erste Buch, das wir in Deutsch gelesen haben. Ich weiß nichts mehr daraus, war aber noch nicht abgeschreckt. Immerhin. Es ging um Sex und Saufen im alten Wien. What could be bad?
Schiller: Die Räuber
Kam direkt im Anschluss. Fand ich schlecht, warum, weiß ich nicht mehr. Eventuell war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas lesen musste, was etwas an meinem persönlichen Interesse vorbeiging. Ich habe die Räuber noch zuende gelesen, begann aber irgendwann eine atemberaubende Karriere in Lektüre-nicht-fertiglesen-und-trotzdem-Klausur-schreiben.
Pausewang: Die Wolke
Pausewang: Die letzten Kinder von Schewenborn
Fand ich sehr gut, wenngleich extrem beklemmend, hat mich schlecht schlafen lassen, ich erinnere mich an das Gefühl, nicht weiterlesen zu können, weil ich zu beklemmt war. Aber gut. Irgendwo muss die Radikalisierung ja beginnen.
Golding: Herr der Fliegen
Hab ich damals nicht drüber nachgedacht. Im Nachhinein fällt mir auf: Wieso haben wir in Deutsch auch Übersetzungen gelesen? Ist das vernünftig?
Orwell: Farm der Tiere
Siehe oben.
Schiller:Don Carlos
Ich habe es gehasst. Und ich habe es nie zuende gelesen. Und ich habe eine Klassenarbeit darüber geschrieben, und ich erinnere mich nicht mehr ganz genau, denke aber, dass wir eine Charakteristik des Marquis von Posa schreiben sollten, und ich hatte das Buch ja nicht zuende gelesen und hatte letztendlich eine zu ungetrübte Meinung über den Charakter, ach, es war sehr unangenehm.
Droste-Hülshoff: Knabe im Moor
Angela Sommer-Bodenburg: Die Moorgeister
Viel Moor für so Pubertierende in der Mittelstufe.
Frisch: Andorra
In seiner Tragweite nicht verstanden, aber ich erinnere mich, dass es beginnt mit einer Beschreibung von weiß getünchten Häusern, das fand ich schön, eventuell habe ich damals schon lieber über Architektur gelesen als über andere Themen.
Goethe: Faust I
Kann man ja nix Schlechtes gegen sagen.
Dann weiß ich lange nichts mehr, es wurde alles sehr grauenhaft. Die ganzen tollen Sachen haben wir scheinbar ausgelassen und gingen direkt zu meinem literarischen Supergau über.
Roth: Radetzkymarsch
Habe ich GEHASST. Gehasst.
Fontane: Effi Briest
Ist in meinem Kopf mit dem Radetzkymarsch zu einem wirklich großen Hassobjekt verschmolzen. Und wenngleich ich ja immer sage, dass ich aus eigenen Fehlern am besten lerne, habe ich auch Effi Briest nur zur Hälfte gelesen und wusste dann in der Klausur wirklich gar nichts Relevantes über Baron von Innstetten, was insofern schade war, dass es auch hier wieder eine Charakteristik zu schreiben galt. Und wo ich es so schreibe: Hieß das eigentlich so? Egal.
Diese beiden Bücher, wie gesagt: in meinem Kopf zu einem schlimmen Buch zusammengefasst, haben mich übrigens gelehrt, dass ich mich für Inhalte interessiere, nicht für sprachliche Form. Also zumindest nicht, wenn die nicht exakt meinen Humor bedient, Max Goldt habe ich Jahre später ja auch mit großer Begeisterung gelesen, und da geht es ja auch um nix. Jedenfalls hatte ich bei einem der beiden Bücher ein Nahtoderlebnis, da über 20 Seiten ein Esstisch beschrieben wurde. Besser gesagt die Dinge, die auf dem Esstisch standen. In schönen Worten. Lang. Ausführlich. Was bei mir angekommen ist? Es gab Rinderbraten.
Wir wechseln das Fach und gehen zu Englisch über. Dort war es eigentlich genau andersrum wie in Deutsch: Ich hatte eine wirklich unfassbar grauenhafte Lehrerin, die ich zutiefst gehasst habe, wir haben aber ausnahmslos Bücher gelesen, die ich gut fand und die mich interessierten. Was nichts daran änderte, dass die Art und Weise, *wie* diese Bücher im Klassenverband gelesen wurden, mich wahnsinnig gemacht hat.
Shaw: Pygmalion
Konnte ich hinterher beruflich noch brauchen. Sagt man ja auch nicht so oft.
Lee: To kill a Mockingbird
Versah mich mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass ich Spezialwissen über die Band The Boo Radleys hatte. Fantastisch.
MacLaverty: Cal
An der Stelle konnte ich endlich auch mal Spezialwissen in den Unterricht einbringen, da das Buch sich mit dem Irlandkonflikt beschäftigt und meine Schwester mit einem britischen Soldaten verheiratet war und ich sehr viel zu dem Thema wusste und sogar Material in den Unterricht einbringen konnte. Obwohl die Lehrerin so grauenhaft war. Die Botschaft an Lehrer*innen ist an dieser Stelle: Wenn die Literatur gut genug ist, ist der Rest vielleicht egal.
Huxley: Brave New World
Geliebt. Sehr geliebt.
Orwell: 1984
Fand ich Huxley besser.
Shakespeare: The Merchant of Venice
Vielleicht das uninteressanteste Buch, das Shakespeare je geschrieben hat. Ich weiß es nicht, hab es ja nicht zuende gelesen.
Mehr fällt mir nicht ein. Wird vermutlich nicht wichtig gewesen sein. Meine erste Fremdsprache war ja Latein, da las man, was man so liest: Caesar, Cicero, Ovid, in der Reihenfolge. Die dritte Fremdsprache war Altgriechisch, und da ist alles blank. Dafür kann ich allerdings fast 30 Jahre später noch immer in einer atemberaubenden Geschwindigkeit das griechische Alphabet aufsagen, und wenn mal Pandemie ist, dann weiß ich, wo ab Delta die Reise hingeht. Und das ist viel wert.
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Dienstag, 10. August 2021
Fashion Vicky
herzbruch, 13:40h
Smoking makes your skin look grey, stress makes your head go bald. Und da ich ja tief im Inneren etwas eitel bin, wenngleich mit der Zeit Optik und Eitelkeit immer weiter auseinanderdivergieren, wird sich der Situation jetzt einfach angepasst. Vorbei sind die Tage des Befindlichkeitsbloggens hinter vollgestapelten Aschenbechern, jetzt kommt die Zeit des aktiven Verdrängens der Rekuperation.
Rauchstopp war ja schon am 19.07., und dass eigentlich gar nichts fehlt und stattdessen alle körperlichen, geruchlichen und das Gewissen belastende Nachteile weg sind, merke ich mir mal für die Zukunft, vielleicht ist da eine Botschaft versteckt. Kaugummis bleiben meine ständigen Begleiter, aber irgendwas muss der Mensch ja mit dem Mund machen, immer nur Reden ist anstrengend, Küssen fällt aus, Rauchen ist ungesund, also bleibt das Kaugummi. Essen ist nach wie vor beschwerlich, funktioniert jedoch im Rahmen des Sinnvollen gut, und mit abnehmendem Stress entdecke ich hier und da Appetit am Wegesrand.
Bleibt noch die Situation mit den Haaren, aber sich da jetzt aufzuregen, wäre kontraproduktiv, also habe ich mir einen fantastischen Fahrplan gemacht: 1) Ruhe bewahren, 2) Großes Blutbild beim Hausarzt, da muss ich eh hin, da ich eine Überweisung zum zigfach verschobenen MRT holen muss, dann ist das direkt auch erledigt, und dann sehen wir einfach weiter. In der Uniklinik gibt es die Haarsprechstunde, das wäre der nächste Schritt, und sollte das jetzt weiter - Obacht, schlechter Wortwitz - seine Kreise ziehen, mache ich einfach kurzen Prozess und 3), rasiere zur Abwechslung obenrum und kaufe mir eine hübsche Perücke. Das habe ich alles schon durchrecherchiert, eventuell kann ich ja doch noch einmal in meinem Leben meine Lieblingsfrisur, den glatten Bob ohne Dachshaare, tragen. Ein Silberstreif. Wie ich herausfand, heißt eine auswahlstarke Perückenmarke "Gisela Mayer", ein mir gut gefallendes Modell heißt "Gisela Mayer Fashion Vicky", und das finde ich so absurd komisch, dass ich das für mich sofort sehe.
Weitere Maßnahmen: Jeden Tag warm essen, jeden Tag um spätestens 18 Uhr Feierabend machen, zu allen Menschen freundlich sein (damit leider gestrichen: Besuch des Supermarktes), und wenn der Druck zu groß wird, einfach mal mit dem Hammer auf die Wiese hauen.


Rauchstopp war ja schon am 19.07., und dass eigentlich gar nichts fehlt und stattdessen alle körperlichen, geruchlichen und das Gewissen belastende Nachteile weg sind, merke ich mir mal für die Zukunft, vielleicht ist da eine Botschaft versteckt. Kaugummis bleiben meine ständigen Begleiter, aber irgendwas muss der Mensch ja mit dem Mund machen, immer nur Reden ist anstrengend, Küssen fällt aus, Rauchen ist ungesund, also bleibt das Kaugummi. Essen ist nach wie vor beschwerlich, funktioniert jedoch im Rahmen des Sinnvollen gut, und mit abnehmendem Stress entdecke ich hier und da Appetit am Wegesrand.
Bleibt noch die Situation mit den Haaren, aber sich da jetzt aufzuregen, wäre kontraproduktiv, also habe ich mir einen fantastischen Fahrplan gemacht: 1) Ruhe bewahren, 2) Großes Blutbild beim Hausarzt, da muss ich eh hin, da ich eine Überweisung zum zigfach verschobenen MRT holen muss, dann ist das direkt auch erledigt, und dann sehen wir einfach weiter. In der Uniklinik gibt es die Haarsprechstunde, das wäre der nächste Schritt, und sollte das jetzt weiter - Obacht, schlechter Wortwitz - seine Kreise ziehen, mache ich einfach kurzen Prozess und 3), rasiere zur Abwechslung obenrum und kaufe mir eine hübsche Perücke. Das habe ich alles schon durchrecherchiert, eventuell kann ich ja doch noch einmal in meinem Leben meine Lieblingsfrisur, den glatten Bob ohne Dachshaare, tragen. Ein Silberstreif. Wie ich herausfand, heißt eine auswahlstarke Perückenmarke "Gisela Mayer", ein mir gut gefallendes Modell heißt "Gisela Mayer Fashion Vicky", und das finde ich so absurd komisch, dass ich das für mich sofort sehe.
Weitere Maßnahmen: Jeden Tag warm essen, jeden Tag um spätestens 18 Uhr Feierabend machen, zu allen Menschen freundlich sein (damit leider gestrichen: Besuch des Supermarktes), und wenn der Druck zu groß wird, einfach mal mit dem Hammer auf die Wiese hauen.
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