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Freitag, 1. Oktober 2021
Entscheidung abgenommen
herzbruch, 21:39h
Jetzt hatte ich ja extra Eva und das Acqua della Regina heute an mir rumgetragen, um noch mal zu überlegen, ob ich morgen noch Eva mitnehmen wollen würde, nachdem ich ja heute mit so viel Verve Alba so Seoul gekauft hatte. Und so kam ich gerade zum Frischmachen aufs Hotelzimmer und freute mich auf das ganz neue Alba, und was war passiert? Ich öffnete das Paket (sie sehen alle gleich aus), applizierte das Parfum, Frau Klugscheisser fand es sehr gut, ich packte den Flakon wieder ein, und was sehe ich? Man hatte sich vertan. Es ist Eva. Erbsünde und alles. Und jetzt hab ich es ja schon benutzt. Aber ich muss doch noch Alba kaufen, ich bin doch *extra* nach Florenz gefahren. Wie schön es ist, wenn einfach mal das Universum entscheidet.
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Apotheke Tag 2
herzbruch, 14:18h
Tag 2 in der Apotheke war unerwartet einfach. Nachdem ich gestern ja festgestellt hatte, dass 45 halt nicht 50 ist, konnte ich das heute direkt aussortieren. Außerdem beriet mich eine neue Dame, die folglich auch neue Ideen hatte, und da war schon viel Gutes bei. Neben Eva, das mir noch immer gefiel und dem Königinnenwasser, dem ich noch eine zweite Chance geben wollte, roch ich an Alba di Seoul, und das dauerte dann insgesamt eine halbe Stunde, und dann war ich entschlossen. Basis doch wieder Patchouli, ich kann es nicht ändern, dazu Pinie und Bergamotte. Das mit der spritzig-frischen Aura. Naja. Das bin ich halt nicht.
An meinen Armen trage ich jetzt rechts Eva und links das Königinnenwasser. Links rieche ich schon nichts mehr, rechts gefällt mir gut. Trotz des Namens.
An meinen Armen trage ich jetzt rechts Eva und links das Königinnenwasser. Links rieche ich schon nichts mehr, rechts gefällt mir gut. Trotz des Namens.
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Freitag, 1. Oktober 2021
Smells like old fart Spirit
herzbruch, 01:31h
Neben dringend benötigter Erholung, Spaß, Ablenkung und dem tiefen Wunsch nach mehr Kultur führt mich ja vor allem Effizienz nach Florenz. Sie können mir jetzt natürlich was erzählen von den Uffizien und so, ich muss in erster Linie jeden Tag in eine alte Apotheke. Wie ja hinlänglich bekannt ist, benutze ich ein Parfum, das schwer erhältlich ist, weil es in einer Apotheke in Florenz, die seit 1221 Dinge zusammenwischt, verkauft wird, und nun gibt es dieses Parfum in einer einzigen winzigkleinen Parfümerie in Düsseldorf, dort kostet es deutlich mehr als in Florenz selber, und außerdem gibt es noch viele andere Düfte, die man aber nicht ausprobieren kann, da es sie in der Düsseldorfer Parfümerie nicht gibt, und aus Italien schicken lassen ist keine Option, ich bin ja wählerisch und wie in manch anderem Gebiet meines Lebens ist die Wahrscheinlichkeit, dass es am Ende das Richtige ist, meist 0. Das Parfum, das ich normalerweise trage, würde für mich uneingeschränkt passen, aber ich fürchte, die Welt ist nicht bereit. Es heißt einfach nur Patchouli, und es ist so sehr Teil von mir geworden, wie etwas nur Teil von mir werden kann. Allerdings gehört es zu den Düften, die man aufträgt, und dann betritt man einen Raum, und dann wissen alle, dass man da ist. Nichts bildet mich mehr ab als Patchouli, aber neulich, ich schrieb darüber, war ich im Hundefutterladen und die Besitzerin wollte die Polizei rufen, da sie dachte, draußen würden Drogen geraucht. Nach der Bitte, mal kurz an mir zu riechen, rief sie nicht die Polizei und ich wusste, dass die Dame nie Drogen geraucht hatte. Wenn ich allein auf der Welt wäre, würde ich (wie auch jetzt) jeden Tag nach Patchouli riechen. Ich habe ein zweites, romantiktauglicheres Parfum, das ähnlich schwer zu bekommen ist und auch eine wirklich schöne Geschichte hat (weltberühmte Parfumeure wurden gefragt, das Parfum ihres Lebens zu kreieren, ohne irgendwelche Auflagen wie Marge und Produktionskosten, und eines davon hat mich sofort umgehauen, es ist aber noch schwerer als das Florentinische, und deshalb wird das nur für sehr wichtige Momente rausgeholt. Patchouli und Rose übrigens, ich bleibe mir treu.) Aber ich hätte gerne etwas Nettes, Unkompliziertes, Unauffälliges.
Ich habe ein anderes Verhältnis zu Duft als die meisten Leute, die ich kenne. Ich weiß den Eigengeruch von Mitmenschen in nur sehr wenigen ausgewählten Fällen zu schätzen, und an mir selber nehme ich Parfüm nicht als Add-On wahr, sondern als Teil des Ganzen. 4711 ist Add-on, im Sommer, wenn es warm ist. Parfum ist ein Körperteil. Das führt zwangsläufig dazu, dass ich nicht in ein Kaufhaus laufen kann und irgendeinen niederwertigen Duft von irgendeinem Modelabel kaufen möchte, denn erstens finde ich mich in den wenigsten davon wieder, und zweitens, und ja, das ist bekloppt, möchte ich nicht auf der Party in der ?wir riechen nach Boss? Ecke stehen.
Also fuhr ich nach Florenz, mit dem Plan, das zur Neige gehende Patchouli zu ersetzen und eventuell ein zweites, leichteres zu erriechen, das mich abbildet und mit dem ich in den Hundefutterladen gehen kann. Dazu hatte ich im Vorfeld eine Liste von nach Duftnoten in Betracht kommenden Düften aus der alten Apotheke gemacht, und dazu einen konkreten Plan, wie ich die abarbeiten wollte. Ich ging also heute Mittag in die Apotheke, suchte mir eine etwas ältere Verkäuferin und erklärte den Plan. Heute kaufe ich Patchouli und die dazu gehörige Seife, ich dusche damit, kann die aber in Deutschland nicht kaufen. Dreierpack, bitte. Dann habe ich meine Liste, möchte die Düfte erst auf dem Papier riechen, den Gewinner dann an mir für den Rest des Tages, und morgen komme ich ohne Parfüm wieder, und dann spielen wir das Spiel wieder, und am Samstag gucken wir mal, wie weit wir gekommen sind, und dann sehen wir weiter.
Ich kürze ab. Das Parfum, dem ich die meisten Chancen eingeräumt habe, bin ich nicht. Acqua della Regina, auch der Name hätte gepasst. Nicht ich. Ich war überrascht. Die Pinien aus Kyoto waren gut, aber nicht das, was ich suchte, zumindest nicht auf Anhieb. Als ich Patchouli zum ersten Mal roch, war die ungebremste Reaktion: Das bin ich in einer Flasche. Das hatte ich beim Königinnenwasser nicht. Andere Königin. An mir getragen habe ich heute Cinquanta. 50. Old fart. Grüner Tee und einige andere Komponenten, mit grünem Tee kriegt man mich immer, solange ich ihn nicht trinken muss. Auf dem Papierstreifen gut, die ersten Stunden an mir auch gut, dann irgendwann wurde es zu einem Fremdkörper. Nope. Was mir noch empfohlen wurde war ?Eva?, da reizte mich der Duft, der Name weniger. Aber ich nehme an, ich werde das morgen zumindest einseitig dem Museumstest unterziehen. Was ich auf dem anderen Arm trage, weiß ich noch nicht genau, auf jeden Fall ein zweites Parfum, ich habe ja jetzt einen Tag mit Cinquanta vergeudet. Auf keinen Fall darf ich meinem Bauch nachgeben. Die nette Dame, die mir behilflich war, kam irgendwann nämlich mit einem wissenden Gesicht und sagte: ?You will like that!? Und ja. Tabak und altes Leder, aber sehr nett verpackt. Nicht der feminine, leichte Duft, den ich vor Augen hatte, aber sehr nah dran an mir. Den mitzunehmen wäre aber kontraproduktiv, für Ichsein habe ich ja Patchouli, jetzt brauche ich was für Nettefrausein, vielleicht Eva. Angeli di Firenze wollte ich noch riechen, und als ich den Streifen in Empfang nahm, war ich sofort wieder 22 und im Grammatikkurs Spanisch 2. Damals gab es ein günstiges Parfüm, Ralph Lauren Polo Sport, das roch nach frischgeduschter Studentin, das fand ich gut. Und in der Sekunde, in der ich es gut fand, wurde es aus dem Sortiment genommen. Tja. So riecht jedenfalls Angeli di Firenze, und als ich sagte, dass mich das an etwas erinnert, guckte die Dame über ihre Brille und sagte: ?Yes, many young girls wear that.? Message received, aber danach konnten wir offen sprechen. Ich bin nicht mehr Polopferdchen frisch geduscht. Ich bin Tabak und altes Leder. Und wer die Polizei rufen möchte, soll das tun. Und morgen teste ich Eva, obwohl ich das mit der Erbsünde ja ablehne.
Ich habe ein anderes Verhältnis zu Duft als die meisten Leute, die ich kenne. Ich weiß den Eigengeruch von Mitmenschen in nur sehr wenigen ausgewählten Fällen zu schätzen, und an mir selber nehme ich Parfüm nicht als Add-On wahr, sondern als Teil des Ganzen. 4711 ist Add-on, im Sommer, wenn es warm ist. Parfum ist ein Körperteil. Das führt zwangsläufig dazu, dass ich nicht in ein Kaufhaus laufen kann und irgendeinen niederwertigen Duft von irgendeinem Modelabel kaufen möchte, denn erstens finde ich mich in den wenigsten davon wieder, und zweitens, und ja, das ist bekloppt, möchte ich nicht auf der Party in der ?wir riechen nach Boss? Ecke stehen.
Also fuhr ich nach Florenz, mit dem Plan, das zur Neige gehende Patchouli zu ersetzen und eventuell ein zweites, leichteres zu erriechen, das mich abbildet und mit dem ich in den Hundefutterladen gehen kann. Dazu hatte ich im Vorfeld eine Liste von nach Duftnoten in Betracht kommenden Düften aus der alten Apotheke gemacht, und dazu einen konkreten Plan, wie ich die abarbeiten wollte. Ich ging also heute Mittag in die Apotheke, suchte mir eine etwas ältere Verkäuferin und erklärte den Plan. Heute kaufe ich Patchouli und die dazu gehörige Seife, ich dusche damit, kann die aber in Deutschland nicht kaufen. Dreierpack, bitte. Dann habe ich meine Liste, möchte die Düfte erst auf dem Papier riechen, den Gewinner dann an mir für den Rest des Tages, und morgen komme ich ohne Parfüm wieder, und dann spielen wir das Spiel wieder, und am Samstag gucken wir mal, wie weit wir gekommen sind, und dann sehen wir weiter.
Ich kürze ab. Das Parfum, dem ich die meisten Chancen eingeräumt habe, bin ich nicht. Acqua della Regina, auch der Name hätte gepasst. Nicht ich. Ich war überrascht. Die Pinien aus Kyoto waren gut, aber nicht das, was ich suchte, zumindest nicht auf Anhieb. Als ich Patchouli zum ersten Mal roch, war die ungebremste Reaktion: Das bin ich in einer Flasche. Das hatte ich beim Königinnenwasser nicht. Andere Königin. An mir getragen habe ich heute Cinquanta. 50. Old fart. Grüner Tee und einige andere Komponenten, mit grünem Tee kriegt man mich immer, solange ich ihn nicht trinken muss. Auf dem Papierstreifen gut, die ersten Stunden an mir auch gut, dann irgendwann wurde es zu einem Fremdkörper. Nope. Was mir noch empfohlen wurde war ?Eva?, da reizte mich der Duft, der Name weniger. Aber ich nehme an, ich werde das morgen zumindest einseitig dem Museumstest unterziehen. Was ich auf dem anderen Arm trage, weiß ich noch nicht genau, auf jeden Fall ein zweites Parfum, ich habe ja jetzt einen Tag mit Cinquanta vergeudet. Auf keinen Fall darf ich meinem Bauch nachgeben. Die nette Dame, die mir behilflich war, kam irgendwann nämlich mit einem wissenden Gesicht und sagte: ?You will like that!? Und ja. Tabak und altes Leder, aber sehr nett verpackt. Nicht der feminine, leichte Duft, den ich vor Augen hatte, aber sehr nah dran an mir. Den mitzunehmen wäre aber kontraproduktiv, für Ichsein habe ich ja Patchouli, jetzt brauche ich was für Nettefrausein, vielleicht Eva. Angeli di Firenze wollte ich noch riechen, und als ich den Streifen in Empfang nahm, war ich sofort wieder 22 und im Grammatikkurs Spanisch 2. Damals gab es ein günstiges Parfüm, Ralph Lauren Polo Sport, das roch nach frischgeduschter Studentin, das fand ich gut. Und in der Sekunde, in der ich es gut fand, wurde es aus dem Sortiment genommen. Tja. So riecht jedenfalls Angeli di Firenze, und als ich sagte, dass mich das an etwas erinnert, guckte die Dame über ihre Brille und sagte: ?Yes, many young girls wear that.? Message received, aber danach konnten wir offen sprechen. Ich bin nicht mehr Polopferdchen frisch geduscht. Ich bin Tabak und altes Leder. Und wer die Polizei rufen möchte, soll das tun. Und morgen teste ich Eva, obwohl ich das mit der Erbsünde ja ablehne.
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Leg 2
herzbruch, 11:42h
So, der erste Teil des Italienerlebnisses ist vorbei, und ich bin mir, wie ich hier so im Zug sitze mit einem blauen T-Shirt mit einem riesigen Kaffeefleck drauf und einer schwarzen Jeans, einer Kombination, die mir nur passieren kann, wenn ich 30 Sekunden vor Abflug entscheide, doch weniger Hosen und dafür ein Kleid einzupacken und dann eine blaue Hose auspacke, zwei blaue T-Shirts aber nicht auspacke, passieren kann. Wo war ich? Ach ja. Ich bin mir nicht sicher, ob ich gleich die Transition von Wanderurlauberin hin zu gutriechender Museumstouristin reibungslos hinkriege, aber im Rahmen der Bemühung habe ich mir schon mal die Firenzecard App runtergeladen. Gleich bringen wir die Koffer zum Hotel, nebenan ist die Apotheke, wegen der ich überhaupt in Florenz bin (die offizielle Lesart wird sein ?Ach, ich wollte immer schon mal in die Uffizien?, gelogen übrigens, nicht meine Epoche), dann werde ich schon einmal ein wenig Patchouli auf den Kaffeefleck sprühen, irgendwo einen Kaffee trinken, und dann ist die eigentliche Frage nur noch: Welches zweite Parfum wird sie kaufen? Ist die Selbsteinschätzung realistisch, dass man natürlich nach Florenz fahren kann, ohne Schuhe zu kaufen, wenn man keine Schuhe mehr braucht? und Wir lange hält sie es in dem blauen Shirt mit dem Kaffeefleck aus?, auch alles ganz andere Fragestellungen, als in den letzten drei Tagen.
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Mittwoch, 29. September 2021
Cinque Terre Tag 2, Nachbetrachtung
herzbruch, 13:39h
So, jetzt sitze ich draußen in einem Café, bin geduscht und habe alles bei mir, was ich bis heute Abend so brauchen könnte, muss also keinesfalls mehr ins Hotel zurück, und das ist schön. Keinesfalls? Oh wait. Wo ist eigentlich meine Maske? Also eine der 20, die ich importiert habe? Richtig. Im Hotel.
Gestern wurde ich Opfer meines eigenen Amüsierneids. Wir hatten vergleichsweise lange geschlafen, und als ich aufwachte, war die Nase wieder zu, mein Hals tat weh und ich hatte Kopf- und Bauchweh. Frau K. wollte Bergsteigen gehen, aber selbst meine Phantasie reichte nicht aus, meine Teilnahme präzuvisualisieren. Also gingen wir erst einmal Kaffee trinken, und einen doppelten Espresso und einen Cappucchino weiter konnte ich dann nicht mehr prävisualisieren, dass ich den ganzen Tag irgendwo sitze, während Frau K. etwas erlebt.
Also kletterten wir sehr hoch auf einen Berg, über viele viele Stufen und sehr lange und steile Pfade. Man kann übrigens emotionalen Schmerz erfolgreich mit physischem überlagern. Als wir irgendwann ganz oben auf dem Aussichtspunkt standen, hatte ich scheinbar sogar Corona vergessen, immerhin trinke ich gerade Cappucchino und habe keine Maske bei. Wir merkten sehr schnell, dass wir einen sehr anderen Rhythmus haben. Ich hasse ja bergauflaufen, außerdem war ich nicht in Topform (und selbst die hätte mir nicht aufgedrängt, da hoch zu kraxeln), und wenn man etwas hasst, so meine Strategie, muss man es schnell hinter sich bringen. Hin und wieder ein Trinkpäuschen natürlich, ansonsten Gas geben. Frau K merkte an, dass wir deutlich besser führen, wenn wir langsamer gingen, dann kämen wir am Ende nämlich weiter, und vermutlich hatte sie recht, wir kamen ja heil oben an. Dort hatte dann eine Schulklasse Unterricht, wir saßen zwei Stunden rum, und irgendwann gingen wir wieder runter.
Man neigt ja dazu zu denken, dass der Weg hoch schlimmer ist als der Weg runter. Stimmt nicht. Es gibt ganz viele Dinge im Leben, wo der Weg hoch schöner ist als der Weg runter. Denken Sie da mal drüber nach. Um zu verstehen, was meinen Rückweg verkomplizierte, braucht es eine kurze Einleitung. Erstens hatte ich mich ja beim leicht Packen nicht so geschickt angestellt, also war die Strategie, ein paar Schuhe mitzunehmen, mit denen ich moderat wandern kann und anschließend in Florenz in einer mittelalterlichen Apotheke nicht unangenehm auffiel. Ich entschied mich für ein paar schwarze Sneakers, die sehr gut zum Laufen geeignet sind und dennoch optisch keine Reaktanzen erzeugen, zumindest nicht bei mir, und das ist ja der Sinn der Sache. Zweitens habe ich ja dieses fancy Sprunggelenk, auf welches ich seit Jahren sehr gut aufpasse. Meine größte Lebensangst ist, mit dem rechten Fuß umzuknicken, das darf nicht passieren. Außerdem vertraue ich dem Gelenk nicht, ich denke es nicht als vollwertiges Körperteil mit.
Der Weg runter sah also so aus: Der Pfad war - wenn nicht gerade eine sehr krumme Treppe, mit meist festen, teils losen Steinen ausgestattet. Die großen Steine musste ich als Auftrittsfläche meiden, sonst rutschte ich aus, die Schuhe waren zwar sehr bequem und stabil, aber deutlich weniger rutschfest als Wanderschuhe. Die Rechenleistung, die sonst in meinem Kopf abläuft, wenn ich einen solchen Weg bergablaufe, ist bereits sehr komplex. Ich denke bei jedem Schritt erst das rechte Bein, also ?könnte ich umknicken? plus ?wie lange muss ich auf dem einen Fuß stehen?, eine Viertelsekunde zeitversetzt denke ich das linke Bein ?sollte ich aus Versehen doch umknicken, wo kann ich schnell mit links auftreten und abfangen?. Das also vor jedem Schritt in unebenem Gelände bergab. Gestern kam zu dem schon recht komplexen aber geübten System noch das Profilevel hinzu, dass weder rechts noch links auf einen großen feuchten Stein treten durften. Ein paar Mal ließ sich das nicht verhindern, also rutschte ich ein Stück, was Frau K 5 Meter vor mir jedes Mal sehr erschrecken ließ. Auf Sätze wie ?Guck mal XY? reagierte ich eine Stunde lang einfach nicht, I was processing.
Unten angekommen waren meine Beine wie Pudding, aber nach zwei Stunden geduscht liegend Zeitunglesen war alles wieder schön. Und heute habe ich keinen Muskelkater. Dass ich in einer vertikalen Stadt jetzt noch mal zum Hotel zurück muss, ärgert mich aber schon sehr.
Gestern wurde ich Opfer meines eigenen Amüsierneids. Wir hatten vergleichsweise lange geschlafen, und als ich aufwachte, war die Nase wieder zu, mein Hals tat weh und ich hatte Kopf- und Bauchweh. Frau K. wollte Bergsteigen gehen, aber selbst meine Phantasie reichte nicht aus, meine Teilnahme präzuvisualisieren. Also gingen wir erst einmal Kaffee trinken, und einen doppelten Espresso und einen Cappucchino weiter konnte ich dann nicht mehr prävisualisieren, dass ich den ganzen Tag irgendwo sitze, während Frau K. etwas erlebt.
Also kletterten wir sehr hoch auf einen Berg, über viele viele Stufen und sehr lange und steile Pfade. Man kann übrigens emotionalen Schmerz erfolgreich mit physischem überlagern. Als wir irgendwann ganz oben auf dem Aussichtspunkt standen, hatte ich scheinbar sogar Corona vergessen, immerhin trinke ich gerade Cappucchino und habe keine Maske bei. Wir merkten sehr schnell, dass wir einen sehr anderen Rhythmus haben. Ich hasse ja bergauflaufen, außerdem war ich nicht in Topform (und selbst die hätte mir nicht aufgedrängt, da hoch zu kraxeln), und wenn man etwas hasst, so meine Strategie, muss man es schnell hinter sich bringen. Hin und wieder ein Trinkpäuschen natürlich, ansonsten Gas geben. Frau K merkte an, dass wir deutlich besser führen, wenn wir langsamer gingen, dann kämen wir am Ende nämlich weiter, und vermutlich hatte sie recht, wir kamen ja heil oben an. Dort hatte dann eine Schulklasse Unterricht, wir saßen zwei Stunden rum, und irgendwann gingen wir wieder runter.
Man neigt ja dazu zu denken, dass der Weg hoch schlimmer ist als der Weg runter. Stimmt nicht. Es gibt ganz viele Dinge im Leben, wo der Weg hoch schöner ist als der Weg runter. Denken Sie da mal drüber nach. Um zu verstehen, was meinen Rückweg verkomplizierte, braucht es eine kurze Einleitung. Erstens hatte ich mich ja beim leicht Packen nicht so geschickt angestellt, also war die Strategie, ein paar Schuhe mitzunehmen, mit denen ich moderat wandern kann und anschließend in Florenz in einer mittelalterlichen Apotheke nicht unangenehm auffiel. Ich entschied mich für ein paar schwarze Sneakers, die sehr gut zum Laufen geeignet sind und dennoch optisch keine Reaktanzen erzeugen, zumindest nicht bei mir, und das ist ja der Sinn der Sache. Zweitens habe ich ja dieses fancy Sprunggelenk, auf welches ich seit Jahren sehr gut aufpasse. Meine größte Lebensangst ist, mit dem rechten Fuß umzuknicken, das darf nicht passieren. Außerdem vertraue ich dem Gelenk nicht, ich denke es nicht als vollwertiges Körperteil mit.
Der Weg runter sah also so aus: Der Pfad war - wenn nicht gerade eine sehr krumme Treppe, mit meist festen, teils losen Steinen ausgestattet. Die großen Steine musste ich als Auftrittsfläche meiden, sonst rutschte ich aus, die Schuhe waren zwar sehr bequem und stabil, aber deutlich weniger rutschfest als Wanderschuhe. Die Rechenleistung, die sonst in meinem Kopf abläuft, wenn ich einen solchen Weg bergablaufe, ist bereits sehr komplex. Ich denke bei jedem Schritt erst das rechte Bein, also ?könnte ich umknicken? plus ?wie lange muss ich auf dem einen Fuß stehen?, eine Viertelsekunde zeitversetzt denke ich das linke Bein ?sollte ich aus Versehen doch umknicken, wo kann ich schnell mit links auftreten und abfangen?. Das also vor jedem Schritt in unebenem Gelände bergab. Gestern kam zu dem schon recht komplexen aber geübten System noch das Profilevel hinzu, dass weder rechts noch links auf einen großen feuchten Stein treten durften. Ein paar Mal ließ sich das nicht verhindern, also rutschte ich ein Stück, was Frau K 5 Meter vor mir jedes Mal sehr erschrecken ließ. Auf Sätze wie ?Guck mal XY? reagierte ich eine Stunde lang einfach nicht, I was processing.
Unten angekommen waren meine Beine wie Pudding, aber nach zwei Stunden geduscht liegend Zeitunglesen war alles wieder schön. Und heute habe ich keinen Muskelkater. Dass ich in einer vertikalen Stadt jetzt noch mal zum Hotel zurück muss, ärgert mich aber schon sehr.
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