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Sonntag, 6. Februar 2022
The Good Fight
herzbruch, 22:26h
In mir steckt eine Eislaufmutti, das war mir still und heimlich immer klar, aber heute habe ich alles gegeben, inklusive Beckerfaust.
Mein Kind spielt ja - wie einst seine Mutter - Handball, und das auch mit großer Begeisterung. Durch seine körperliche Disposition, also stark beschleunigtes Längenwachstum seit der Geburt, überragt er seit 6 Jahren immer alle auf dem Feld, und er hat zudem sehr viel Kraft und einen überzeugenden Wurf, insgesamt eine ganz glückliche Kombination für diesen Sport. Trotz seiner meist deutlichen körperlichen Überlegenheit ist er jedoch, eventuell anders als seine Mutter einst, Zweikämpfen eher abgeneigt und präsentiert sich auf dem Feld eher höflich zurückhaltend. Da möchte ich den gegnerischen Mannschaften sagen: Glück gehabt.
Ich kann mich nicht genau erinnern, wie das in meiner Kindheit geregelt war mit den Altersklassen, ich weiß nur, dass ich von 6 bis 18 mit immer den gleichen Mädchen in einer Mannschaft gespielt habe, und das waren 76er und 77er Jahrgänge. Da es eine Dorfmannschaft war, gab es unter oder über uns aber auch nicht so sehr viel, vielleicht sind wir einfach aus der Not immer zusammengeblieben. Bei Ona ist es so, dass jede Saison die Mannschaft anders zusammengesetzt ist, immer im Wechsel. Er begann in der F Jugend, dann ging im zweiten Jahr der Jahrgang drüber in die E Jugend, sein Jahrgang spielte noch ein Jahr F, dann ging er in die E-Jugend, spielte ein Jahr mit den ein Jahr älteren, dann gingen die im Jahr drauf in die D Jugend, dafür kamen neue aus der F Jugend hoch, usw. Es gibt seit der E Jugend immer 1. und 2. Mannschaft, er begann in der E2, spielte dann im 2. Jahr E1 und D2, spielte dann letztes Jahr nur D1 und dieses Jahr widerwillig D1 und C2. Die Idee hatte sein Trainer damals, der zu dem Zeitpunkt E1 und D2 trainierte, und Ona wollte lieber nicht irgendein uncooles Musikinstrument spielen und verhandelte mit uns, dass er einfach doppelt so viel Handball spielt und dafür gar kein Musikinstrument lernen muss. Wenn man sowas schon verhandelt, muss man vielleicht als Eltern loslassen und zustimmen, seine Motivation sah ein Instrument nicht vor.
Der Unterschied zwischen E und D war für ihn im Kopf schon eine Herausforderung, denn heute gibt es, im Gegensatz zu früher, die Besonderheit, dass die Regeln für F und E Jugend andere sind, als für alles darüber. Und im Nachhinhein betrachtet, ist das tatsächlich eine Verbesserung. So dürfen die Kinder nämlich nicht dribbeln. Da man im Handball aber auch nicht mit dem Ball in der Hand mehr als drei Schritte laufen darf, ohne zu prellen, waren die Kleinen gezwungen, sich permanent den Ball zuzuspielen, um über die Länge des Feldes laufen zu können. In einem Alter, in dem sowohl Werfen als auch Fangen reine Zufallsprodukte sind, ist das für Eltern auf der Tribüne eine große Übung in Geduld, ich sage ja immer: Handball ist das Geige unter den Ballsportarten. Irgendwann sind sie dann aber in der D angekommen, können alle werfen und fangen, dürfen mit dem Ball auch einfach alleine über das Feld laufen, weil sie dribbeln können, und dann werden Menschen auf der Tribüne für vier Jahre Durchhalten belohnt.
In dem Jahr, in dem Ona E1 und D2 spielte, musste er also bei jedem Spiel umdenken, er darf dribbeln, er darf nicht dribbeln, er darf dribbeln, darf ich dribbeln? Oh, Schiri pfeift, stimmt. Darf nicht dribbeln. Das war dann irgendwann zum Glück vorbei, letzte Saison spielte er nur D1, und dieses Jahr ist halt wieder das zweite Jahr, da wurde er wieder gebeten, bei der C2 mitzuspielen. Ein Vorteil, den er nämlich bietet, ist, dass er bis neulich auch in der Altersgruppe drüber meist noch der Längste auf dem Feld war. Aber, ups, das ist jetzt wohl durch. In seiner "echten" Mannschaft, der D, sind inzwischen zwei zu ihm aufgeschlossen, in der C2, die fast ausschließlich aus dem jüngeren der beiden C Jahrgänge besteht, ist ein Kind, das fast einen Kopf größer ist als er.
Gestern spielte er mit der D, und zwar gegen den Tabellenführer, und sie haben souverän gewonnen. Die Mannschaft ist ein Garant für Spannung, sie sind abwechselnd Angstgegner und, ich formuliere es wertschätzend, weniger Angstgegner, seit drei Wochen sind sie wieder Angstgegner, was eventuell auch daran liegt, dass sie nach langer Durststrecke wieder einen festen Trainer haben. Das Spiel war jedenfalls sehr schön, er hat 5 von 15 Toren geworfen und eine gelbe Karte wegen Pubertät bekommen. (Um Nachfragen vorab zu beantworten: Er hatte sich über sich selber geärgert, weil er vorm Wurf abgepfiffen wurde und der Gegner kriegte einen Freiwurf, und dann war er etwas ungestüm und prellte den Ball so feste, dass er wegsprang, was unsportlich ist und Gelb gibt).
Heute sollte er noch C2 spielen, was er nicht wollte, denn: Gegner wieder Tabellenführer, aber halt von der C, also von den ganz ganz Großen. Nun gut, das Ding mit Mannschaftssport ist halt, dass man die anderen nicht hängenlassen kann, also moderierte ich alle Sorgen gewissenhaft weg, das sind vielleicht nicht alles nur 2007er, kein Ding, er sollte einfach alles geben, er ist ja auch sehr groß, und nein, es wird ihn niemand umrennen, blabla. Also saß ich auf der Tribüne, und als der Gegner zum Aufwärmen in die Halle kam, rang ich den Impuls, runter zu rennen und mein Kind zu retten, erfolgreich weg, faltete die Hände und ging an diesen inneren Ort, wo Zuversicht und Ruhe dominieren.
Die Gegner waren riesig. Und breit. Und schnell. Und warfen wie Erwachsene. Nichts an denen sah aus wie eine Kinderhandballmannschaft, die sich warm macht. Mein Kind machte sich mit seiner Mannschaft warm, sie guckten immer wieder verstohlen auf die andere Hälfte, und ich fühlte mich stark erinnert an Asterix gegen eine riesige Truppe von Legionären. So sah das von oben aus.
Ich kürze ab. Der Verein macht seit einem Jahr mannschaftsübergreifend zweimal die Woche Torwarttraining, und unser Torwart hat in den 50 Minuten Heldenstatus erreicht. Ich hätte fast Kleidung aufs Feld geworfen, als er (und er ist wirklich keine Kante) erst einen WIRKLICH schnellen Tempogegenstoß eines 1,90m großen Kleiderschranks hielt, dann den ersten Nachwurf, dann den zweiten Nachwurf, und dann hielt er sogar noch den Ball nach dem zweiten fest, und mehr kann ein Torwart an Ruhm nicht erreichen. Die anderen 6 lagen nach sehr kurzer Zeit 1:8 zurück und wurden dann böse entschlossen. Das Problem ist ja, dass ein Kind, das 1,50 groß ist und 50 Kilo wiegt, ein Kind, das 1,85 ist und 85 Kilo wiegt, nicht so einfach mal zur Seite schieben kann. Andersrum kann das große Kind das kleine Kind zur Not einfach kurz wegtragen. Ein Dilemma. Aber sie bissen sich fest und haben zumindest geschafft, so viel Chaos auf dem Feld zu verursachen, dass der Gegner sehr verwirrt war, und zack, haben sie zwar folgerichtig verloren, aber mit 14:24, und das war mehr als großartig. Das Kind der hier schreibenden Eislaufmutti hat sogar ein Tor geworfen, was eine tatsächlich ganz großartige Leistung war, weshalb ich aufsprang, die Arme hochriss und jubelte, und dann machte ich noch eine Beckerfaust. Nachher hörte ich aus dem Kindermund, dass das voll peinlich gewesen sei. Zuhause gab es eine Dusche, ein Kühli für den Ellenbogen, der gestern schon nur noch ein bisschen Haut hatte, der Rest blieb heute auf dem Hallenboden kleben, was aber in der Situation nicht weh tat, weil er nach dem Wurf zu seinem fulminanten Tor noch 5 Meter durch den Kreis rutschte, aber das war in der Situation nachrangig.
Was wollte ich eigentlich sagen? Wenn Sie sich gefragt haben, wann der Übergang von Kind zu Mann eigentlich genau stattfindet, kann ich nach der heutigen Beobachtung sagen: Zwischen dem ersten und dem zweiten Jahr in der C Jugend.
Mein Kind spielt ja - wie einst seine Mutter - Handball, und das auch mit großer Begeisterung. Durch seine körperliche Disposition, also stark beschleunigtes Längenwachstum seit der Geburt, überragt er seit 6 Jahren immer alle auf dem Feld, und er hat zudem sehr viel Kraft und einen überzeugenden Wurf, insgesamt eine ganz glückliche Kombination für diesen Sport. Trotz seiner meist deutlichen körperlichen Überlegenheit ist er jedoch, eventuell anders als seine Mutter einst, Zweikämpfen eher abgeneigt und präsentiert sich auf dem Feld eher höflich zurückhaltend. Da möchte ich den gegnerischen Mannschaften sagen: Glück gehabt.
Ich kann mich nicht genau erinnern, wie das in meiner Kindheit geregelt war mit den Altersklassen, ich weiß nur, dass ich von 6 bis 18 mit immer den gleichen Mädchen in einer Mannschaft gespielt habe, und das waren 76er und 77er Jahrgänge. Da es eine Dorfmannschaft war, gab es unter oder über uns aber auch nicht so sehr viel, vielleicht sind wir einfach aus der Not immer zusammengeblieben. Bei Ona ist es so, dass jede Saison die Mannschaft anders zusammengesetzt ist, immer im Wechsel. Er begann in der F Jugend, dann ging im zweiten Jahr der Jahrgang drüber in die E Jugend, sein Jahrgang spielte noch ein Jahr F, dann ging er in die E-Jugend, spielte ein Jahr mit den ein Jahr älteren, dann gingen die im Jahr drauf in die D Jugend, dafür kamen neue aus der F Jugend hoch, usw. Es gibt seit der E Jugend immer 1. und 2. Mannschaft, er begann in der E2, spielte dann im 2. Jahr E1 und D2, spielte dann letztes Jahr nur D1 und dieses Jahr widerwillig D1 und C2. Die Idee hatte sein Trainer damals, der zu dem Zeitpunkt E1 und D2 trainierte, und Ona wollte lieber nicht irgendein uncooles Musikinstrument spielen und verhandelte mit uns, dass er einfach doppelt so viel Handball spielt und dafür gar kein Musikinstrument lernen muss. Wenn man sowas schon verhandelt, muss man vielleicht als Eltern loslassen und zustimmen, seine Motivation sah ein Instrument nicht vor.
Der Unterschied zwischen E und D war für ihn im Kopf schon eine Herausforderung, denn heute gibt es, im Gegensatz zu früher, die Besonderheit, dass die Regeln für F und E Jugend andere sind, als für alles darüber. Und im Nachhinhein betrachtet, ist das tatsächlich eine Verbesserung. So dürfen die Kinder nämlich nicht dribbeln. Da man im Handball aber auch nicht mit dem Ball in der Hand mehr als drei Schritte laufen darf, ohne zu prellen, waren die Kleinen gezwungen, sich permanent den Ball zuzuspielen, um über die Länge des Feldes laufen zu können. In einem Alter, in dem sowohl Werfen als auch Fangen reine Zufallsprodukte sind, ist das für Eltern auf der Tribüne eine große Übung in Geduld, ich sage ja immer: Handball ist das Geige unter den Ballsportarten. Irgendwann sind sie dann aber in der D angekommen, können alle werfen und fangen, dürfen mit dem Ball auch einfach alleine über das Feld laufen, weil sie dribbeln können, und dann werden Menschen auf der Tribüne für vier Jahre Durchhalten belohnt.
In dem Jahr, in dem Ona E1 und D2 spielte, musste er also bei jedem Spiel umdenken, er darf dribbeln, er darf nicht dribbeln, er darf dribbeln, darf ich dribbeln? Oh, Schiri pfeift, stimmt. Darf nicht dribbeln. Das war dann irgendwann zum Glück vorbei, letzte Saison spielte er nur D1, und dieses Jahr ist halt wieder das zweite Jahr, da wurde er wieder gebeten, bei der C2 mitzuspielen. Ein Vorteil, den er nämlich bietet, ist, dass er bis neulich auch in der Altersgruppe drüber meist noch der Längste auf dem Feld war. Aber, ups, das ist jetzt wohl durch. In seiner "echten" Mannschaft, der D, sind inzwischen zwei zu ihm aufgeschlossen, in der C2, die fast ausschließlich aus dem jüngeren der beiden C Jahrgänge besteht, ist ein Kind, das fast einen Kopf größer ist als er.
Gestern spielte er mit der D, und zwar gegen den Tabellenführer, und sie haben souverän gewonnen. Die Mannschaft ist ein Garant für Spannung, sie sind abwechselnd Angstgegner und, ich formuliere es wertschätzend, weniger Angstgegner, seit drei Wochen sind sie wieder Angstgegner, was eventuell auch daran liegt, dass sie nach langer Durststrecke wieder einen festen Trainer haben. Das Spiel war jedenfalls sehr schön, er hat 5 von 15 Toren geworfen und eine gelbe Karte wegen Pubertät bekommen. (Um Nachfragen vorab zu beantworten: Er hatte sich über sich selber geärgert, weil er vorm Wurf abgepfiffen wurde und der Gegner kriegte einen Freiwurf, und dann war er etwas ungestüm und prellte den Ball so feste, dass er wegsprang, was unsportlich ist und Gelb gibt).
Heute sollte er noch C2 spielen, was er nicht wollte, denn: Gegner wieder Tabellenführer, aber halt von der C, also von den ganz ganz Großen. Nun gut, das Ding mit Mannschaftssport ist halt, dass man die anderen nicht hängenlassen kann, also moderierte ich alle Sorgen gewissenhaft weg, das sind vielleicht nicht alles nur 2007er, kein Ding, er sollte einfach alles geben, er ist ja auch sehr groß, und nein, es wird ihn niemand umrennen, blabla. Also saß ich auf der Tribüne, und als der Gegner zum Aufwärmen in die Halle kam, rang ich den Impuls, runter zu rennen und mein Kind zu retten, erfolgreich weg, faltete die Hände und ging an diesen inneren Ort, wo Zuversicht und Ruhe dominieren.
Die Gegner waren riesig. Und breit. Und schnell. Und warfen wie Erwachsene. Nichts an denen sah aus wie eine Kinderhandballmannschaft, die sich warm macht. Mein Kind machte sich mit seiner Mannschaft warm, sie guckten immer wieder verstohlen auf die andere Hälfte, und ich fühlte mich stark erinnert an Asterix gegen eine riesige Truppe von Legionären. So sah das von oben aus.
Ich kürze ab. Der Verein macht seit einem Jahr mannschaftsübergreifend zweimal die Woche Torwarttraining, und unser Torwart hat in den 50 Minuten Heldenstatus erreicht. Ich hätte fast Kleidung aufs Feld geworfen, als er (und er ist wirklich keine Kante) erst einen WIRKLICH schnellen Tempogegenstoß eines 1,90m großen Kleiderschranks hielt, dann den ersten Nachwurf, dann den zweiten Nachwurf, und dann hielt er sogar noch den Ball nach dem zweiten fest, und mehr kann ein Torwart an Ruhm nicht erreichen. Die anderen 6 lagen nach sehr kurzer Zeit 1:8 zurück und wurden dann böse entschlossen. Das Problem ist ja, dass ein Kind, das 1,50 groß ist und 50 Kilo wiegt, ein Kind, das 1,85 ist und 85 Kilo wiegt, nicht so einfach mal zur Seite schieben kann. Andersrum kann das große Kind das kleine Kind zur Not einfach kurz wegtragen. Ein Dilemma. Aber sie bissen sich fest und haben zumindest geschafft, so viel Chaos auf dem Feld zu verursachen, dass der Gegner sehr verwirrt war, und zack, haben sie zwar folgerichtig verloren, aber mit 14:24, und das war mehr als großartig. Das Kind der hier schreibenden Eislaufmutti hat sogar ein Tor geworfen, was eine tatsächlich ganz großartige Leistung war, weshalb ich aufsprang, die Arme hochriss und jubelte, und dann machte ich noch eine Beckerfaust. Nachher hörte ich aus dem Kindermund, dass das voll peinlich gewesen sei. Zuhause gab es eine Dusche, ein Kühli für den Ellenbogen, der gestern schon nur noch ein bisschen Haut hatte, der Rest blieb heute auf dem Hallenboden kleben, was aber in der Situation nicht weh tat, weil er nach dem Wurf zu seinem fulminanten Tor noch 5 Meter durch den Kreis rutschte, aber das war in der Situation nachrangig.
Was wollte ich eigentlich sagen? Wenn Sie sich gefragt haben, wann der Übergang von Kind zu Mann eigentlich genau stattfindet, kann ich nach der heutigen Beobachtung sagen: Zwischen dem ersten und dem zweiten Jahr in der C Jugend.
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Freitag, 4. Februar 2022
Weekender
herzbruch, 20:38h
Hoch die Hände, Wochenende (strenger Blick in Richtung Norden, Herr Buddenbohm, auch für Sie!). Ich habe diese Woche operativ sehr zielstrebig Sachen abgearbeitet, alles "Terminsachen", und nebenher emotional sehr anstrengende berufliche Entscheidungen vorangetrieben, das wird eventuell noch sehr, sehr schlimm, jetzt ist aber erst mal alles unschlimm, und wie das hier ja immer ist: Am Ende wird alles sehr gut ausgehen, und jetzt ist ja wie gesagt erst mal Wochenende.
Also sitze ich auf dem Sofa und mache Freizeit, zusammen mit meinem Kind. Wir gucken zusammen Fernsehen, jede*r mit mindestens zwei Endgeräten. Erst haben wir den Presseclub von Sonntag geguckt, dann das Phoenix Gespräch mit Bärbel Bas, und jetzt noch fix die Bundespressekonferenz von vorgestern, und dann habe ich so viel Entertainment erlebt, dass ich schlafen gehen kann.
Sie werden sich fragen, wieso ein Dreizehnjähriger mit seiner Mutter Presseclub, Interview mit der Bundestagspräsidentin und die Bundespressekonferenz guckt, und die Antwort ist einfach: Weil er es kann. Mein totaler Geheimtipp für zukünftige Eltern: Schaffen Sie bitte sofort den Fernseher ab, dann wird Ihnen viel Leid erspart. Natürlich guckt Ona all das, was ich gar nicht sinnvoll finde, auf einem IPad in seinem Zimmer, er ist vollständig informiert über alle Gangsterrapper der Welt, es ist alles in Ordnung, keine Entwicklungsauffälligkeiten. Da er aber das System "die Familie schaut fern" nie kennenlernen durfte und wie so ein ganz normales Kind immer davon träumte, macht er das jetzt natürlich mit großer Begeisterung. Und da meine Begeisterung für alles Disney exakt Null ist und er auch gelernt hat, dass ich ungern Dinge gegen meinen Willen tue, haben wir uns still und unausgesprochen darauf geeinigt, dass es eine kleine, wirklich kleine Schnittmenge an Dingen gibt, die wir wirklich zusammen gucken können, dazu gehört an Weihnachtsfeiertagen zum Beispiel das Traumschiff, aber nur mit dem alten Kapitän, oder heute abend, da gucken wir zusammen den Polizeiruf 110 vom letzten Sonntag, da der neue Kommissar, Andre Kaczmarczyk, ja unser gemeinsamer Lieblingsdarsteller vom Schauspielhaus ist (den Sandmann haben wir neulich coronabedingt abgesagt, Künstlers, mit denen wir hingegangen wären, haben den vorher schon zweimal gesehen und fanden ihn noch besser als Das Rheingold, was natürlich eigentlich nicht sein kann, aber bitte, ich hätte mich überzeugt und will mal ganz schwer hoffen, dass unter den 12 Leser*innen dieses Blogs auch jemand vom Düsseldorfer Schauspielhaus ist, und sollte das so sein: Ona und ich wollen den Sandmann noch sehen, es wäre wirklich praktisch, wenn der zum Beispiel im Sommer noch mal aufgeführt würde, danke), naja, jedenfalls: Wenn wir zusammen fernsehen wollen, dann wäre es mir sehr recht, wenn wir die Bundespressekonferenz gucken, und da das Kind ja eh Fifa spielt, ist das eigentlich auch sowieso egal. Wenn er sich Extraaufbleibezeit erschleichen möchte, sagt er: "Mama, sollen wir zusammen Tagesthemen gucken?" Meine Prognose für 2041: Ona wird Bundeskanzler, und sein erster Satz nach der Wahl wird sein: "Yo Digger, was geht?"
Hin und wieder - er hört natürlich dennoch zu - kommen dann Fragen, wenn man zusammen fernsieht, und obwohl ich heute eigentlich einen bösen Blogeintrag zum Thema Medienkritik in mir aufkeimen fühlte, möchte ich lieber kurz diese einmal inventarisieren:
1) Haben die nen Arsch auf?
Die anderen Fragen habe ich doch zensiert. Und die Alternative zur BPK ist ja das Dschungelcamp. Da muss man ehrlich mit umgehen.
Also sitze ich auf dem Sofa und mache Freizeit, zusammen mit meinem Kind. Wir gucken zusammen Fernsehen, jede*r mit mindestens zwei Endgeräten. Erst haben wir den Presseclub von Sonntag geguckt, dann das Phoenix Gespräch mit Bärbel Bas, und jetzt noch fix die Bundespressekonferenz von vorgestern, und dann habe ich so viel Entertainment erlebt, dass ich schlafen gehen kann.
Sie werden sich fragen, wieso ein Dreizehnjähriger mit seiner Mutter Presseclub, Interview mit der Bundestagspräsidentin und die Bundespressekonferenz guckt, und die Antwort ist einfach: Weil er es kann. Mein totaler Geheimtipp für zukünftige Eltern: Schaffen Sie bitte sofort den Fernseher ab, dann wird Ihnen viel Leid erspart. Natürlich guckt Ona all das, was ich gar nicht sinnvoll finde, auf einem IPad in seinem Zimmer, er ist vollständig informiert über alle Gangsterrapper der Welt, es ist alles in Ordnung, keine Entwicklungsauffälligkeiten. Da er aber das System "die Familie schaut fern" nie kennenlernen durfte und wie so ein ganz normales Kind immer davon träumte, macht er das jetzt natürlich mit großer Begeisterung. Und da meine Begeisterung für alles Disney exakt Null ist und er auch gelernt hat, dass ich ungern Dinge gegen meinen Willen tue, haben wir uns still und unausgesprochen darauf geeinigt, dass es eine kleine, wirklich kleine Schnittmenge an Dingen gibt, die wir wirklich zusammen gucken können, dazu gehört an Weihnachtsfeiertagen zum Beispiel das Traumschiff, aber nur mit dem alten Kapitän, oder heute abend, da gucken wir zusammen den Polizeiruf 110 vom letzten Sonntag, da der neue Kommissar, Andre Kaczmarczyk, ja unser gemeinsamer Lieblingsdarsteller vom Schauspielhaus ist (den Sandmann haben wir neulich coronabedingt abgesagt, Künstlers, mit denen wir hingegangen wären, haben den vorher schon zweimal gesehen und fanden ihn noch besser als Das Rheingold, was natürlich eigentlich nicht sein kann, aber bitte, ich hätte mich überzeugt und will mal ganz schwer hoffen, dass unter den 12 Leser*innen dieses Blogs auch jemand vom Düsseldorfer Schauspielhaus ist, und sollte das so sein: Ona und ich wollen den Sandmann noch sehen, es wäre wirklich praktisch, wenn der zum Beispiel im Sommer noch mal aufgeführt würde, danke), naja, jedenfalls: Wenn wir zusammen fernsehen wollen, dann wäre es mir sehr recht, wenn wir die Bundespressekonferenz gucken, und da das Kind ja eh Fifa spielt, ist das eigentlich auch sowieso egal. Wenn er sich Extraaufbleibezeit erschleichen möchte, sagt er: "Mama, sollen wir zusammen Tagesthemen gucken?" Meine Prognose für 2041: Ona wird Bundeskanzler, und sein erster Satz nach der Wahl wird sein: "Yo Digger, was geht?"
Hin und wieder - er hört natürlich dennoch zu - kommen dann Fragen, wenn man zusammen fernsieht, und obwohl ich heute eigentlich einen bösen Blogeintrag zum Thema Medienkritik in mir aufkeimen fühlte, möchte ich lieber kurz diese einmal inventarisieren:
1) Haben die nen Arsch auf?
Die anderen Fragen habe ich doch zensiert. Und die Alternative zur BPK ist ja das Dschungelcamp. Da muss man ehrlich mit umgehen.
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Mittwoch, 2. Februar 2022
Schrödingers Corona (geklaut)
herzbruch, 23:38h
Wann immer ich ein neues Konzept kennenlerne, scheue ich ja keine Mühen, es sofort zur Anwendung zu bringen. Gestern weihte Frau N mich in das Konzept "Schrödingers Corona" ein, und hurra, da spiele ich direkt mit. Mein Kind sowieso, es ist ja sehr kompetitiv. Runs in the family. So kam er gestern nach Schule mit Vertretung und Schwimmen (Vertretung, so lernte ich, ist anstrengender als Unterricht, weil man ja die Zeit nicht umkriegt, und manchmal darf man Handy, aber dann hat man Akku, es ist alles sehr anstrengend) und 4 Stunden Handballtraining (D Jugend und C Jugend, wer doppelt spielen will, muss auch doppelt trainieren, hier kann so ein Kind viel lernen) nach hause, war blass, schlapp, müde und nölig. Wenn er sich ganz stark konzentrierte, konnte er nicht hundertprozentig ausschließen, dass er Halsschmerzen hätte. Ich habe das hinterher im Bett überprüft. Ich kann durch reine Konzentration einen theoretischen Schmerz an den meisten Körperteilen visualisieren, naja, das ist das falsche Wort. Aber wenn ich lange genug in mich hineinhorche, ob mein Bauch wehtut, dann kann es problemlos eine Millisekunde im Beobachtungszeitraum geben, an dem ich denke "Ah. Da. Siehste? Bauchweh." Mein Kind kann das mit Halsweh.
Ich habe mich dann getestet, Kind auch, Kind noch mal in der Schule, Mann auch, alle getestet, alle negativ, aber jetzt haben wir alle irgendwelche Symptome aus irgendwelchen Formenkreisen, die uns alle drei zu dem Entschluss kommen lassen: Hier hat niemand Husten, aber naja, man weiß ja nie, ist ja Pandemie.
Ein Nachteil der dekadenlangen Pandemie ist nämlich, dass man ja nicht mehr krank wird. Also so viral oder bakteriell bedingt. Innen ist in Monat 24 alles kaputt. Aber außen fühle ich mich fast jungfräulich. Ich bin mir im Moment nicht sicher, ob ich nicht vielleicht einfach überhaupt nie mehr rausgehe, dann kann ich mich auch nie mehr mit irgendwas anstecken. Mein Kind müsste dann entscheiden, ob es immer draußen oder immer drinnen sein wollen würde. Wenn ich mal so überlege, kommt in 13 Jahren Kind schon ordentlich was zusammen. Rotaviren, Noroviren, Scharlach, Streptokokken, Pfeiffersches Drüsenfieber. Da war sicher noch mehr, aber die sind mir lebhaft in Erinnerung. Ich verfüge leider auch nicht über Onas Pferdenatur. Scharlach, zum Beispiel, da war er 5 und sonntags strichen wir sein Kinderzimmer in Nemofisch Farben. Er hatte ein wenig Halsweh (echt), legte sich morgens ins Elternbett, ließ ein paar Bakterien da, schlief sich aus und war abends wieder fit. Ich kriegte 2 Tage später 40 Grad Fieber, habe es kaum zum Arzt geschafft, lag dann eine Woche hoch fiebrig und gefühlt fast sterbend im Bett, konnte nach einer Woche aufstehen und duschen, die Dusche war praktisch neben dem Schlafzimmer, musste dann vor Erschöpfung eine weitere Woche schlafen. Pfeiffer war ähnlich, nur noch nachhaltiger.
Wenn wir mal den Fokus auf die wirklich guten Dinge einer Pandemie richten wollen: Ich hatte 2 Jahre meines Lebens keine Infektionserkrankung. Und das ist Premiere.
Ich habe mich dann getestet, Kind auch, Kind noch mal in der Schule, Mann auch, alle getestet, alle negativ, aber jetzt haben wir alle irgendwelche Symptome aus irgendwelchen Formenkreisen, die uns alle drei zu dem Entschluss kommen lassen: Hier hat niemand Husten, aber naja, man weiß ja nie, ist ja Pandemie.
Ein Nachteil der dekadenlangen Pandemie ist nämlich, dass man ja nicht mehr krank wird. Also so viral oder bakteriell bedingt. Innen ist in Monat 24 alles kaputt. Aber außen fühle ich mich fast jungfräulich. Ich bin mir im Moment nicht sicher, ob ich nicht vielleicht einfach überhaupt nie mehr rausgehe, dann kann ich mich auch nie mehr mit irgendwas anstecken. Mein Kind müsste dann entscheiden, ob es immer draußen oder immer drinnen sein wollen würde. Wenn ich mal so überlege, kommt in 13 Jahren Kind schon ordentlich was zusammen. Rotaviren, Noroviren, Scharlach, Streptokokken, Pfeiffersches Drüsenfieber. Da war sicher noch mehr, aber die sind mir lebhaft in Erinnerung. Ich verfüge leider auch nicht über Onas Pferdenatur. Scharlach, zum Beispiel, da war er 5 und sonntags strichen wir sein Kinderzimmer in Nemofisch Farben. Er hatte ein wenig Halsweh (echt), legte sich morgens ins Elternbett, ließ ein paar Bakterien da, schlief sich aus und war abends wieder fit. Ich kriegte 2 Tage später 40 Grad Fieber, habe es kaum zum Arzt geschafft, lag dann eine Woche hoch fiebrig und gefühlt fast sterbend im Bett, konnte nach einer Woche aufstehen und duschen, die Dusche war praktisch neben dem Schlafzimmer, musste dann vor Erschöpfung eine weitere Woche schlafen. Pfeiffer war ähnlich, nur noch nachhaltiger.
Wenn wir mal den Fokus auf die wirklich guten Dinge einer Pandemie richten wollen: Ich hatte 2 Jahre meines Lebens keine Infektionserkrankung. Und das ist Premiere.
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