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Montag, 31. Januar 2022
Disgust
herzbruch, 21:15h
Es fühlt sich nicht mehr gut an, und ja, I heard it.
Das Wort "Durchseuchung" ist ekelhaft, aber gut, wir machen jetzt mit. Soeben haben wir gegessen, total ungesund, Fleischersatzprodukte aus dem Speisefön und Süßkartoffelpommes, denn: Demnächst sind wir ja dran, dann möchte man noch mal schlecht gegessen haben, und da sagte Ona: "Wär doch eigentlich gut, wenn wir uns jetzt anstecken, da sind wir noch topgeboostert." Jo, hat er recht.
Und nein, ich habe keine Angst, ich bin lediglich wütend. Ich bin geboostert, mein Kind ist geboostert, der Vater ist geboostert, wir sind bereit. Und jetzt zählen wir runter. Die halbe Klasse ist durch, heute war O. dran mit rausgefischt werden, in der dritten Stunde, im Rudeltestmodell, alle Masken runter in dem Raum, in dem man seit 2 Stunden sitzt, testen plus Stillarbeit, und Stillarbeit erst abschließen, dann der Positive nach Hause, die Hälfte seiner Lehrer sind krank oder in Quarantäne oder wie auch immer, jedenfalls nicht da. Unterricht findet gefühlt nicht mehr statt, ich habe keine Fragen mehr. Morgen geht die Klasse Schwimmen. Schwimmen ist super. Immerhin Chlor.
Für eine kurze Sekunde fand ich mich eben nicht auf Zack, als andere Eltern mir auf Twitter mitteilten, dass sie doch ihr Kind einfach von Sport befreit hätten. Ja, finde ich gut. Aber ich habe ja so einen kleinen Hang zum stringenten Argumentieren, und wenn ich - zurecht - sage, dass mein Kind am Sportunterricht nicht teilnehmen darf, und auch nicht am Schwimmen, und zwar aus dem besten aller Gründe: Wir machen seit ewigen Zeiten ja NICHTS mehr, wo man die Maske abnehmen muss, auch nicht, um kurz zu trinken, denn Zielerfüllung einer guten Maske ist erreicht, wenn sie ohne eine kleine Ausnahme gut sitzend getragen wurde, wo war ich? Ach so. Wenn ich sage: Mein Kind darf nicht ohne Maske beim Sport mitmachen, dann habe ich direkt zwei große Probleme. Problem 1: Latein ja, Sport nein. Mein Kind ist 12 Jahre alt, also lang, aber trotzdem klein. Das darf man nie vergessen. Ein Jahr lang hat er zuhause gesessen und alles brav ertragen, auch dann, wenn ich gar nicht gesehen habe, wie einsam er ist, weil all seine engen Freunde in Groß- oder Patchworkfamilien leben und ich Kontakt zu riskant fand. Er hat nie geklagt, und er hat immer gehofft, irgendwann geimpft zu sein, dann wird alles besser. Jetzt ist er geimpft, die Politik hat losgelassen, die Schule hat aufgegeben, und während wir ins dritte Jahr gehen, soll ich die Mutter sein, die ihrem 12jährigen Kind sagt: "Du, lass uns kein Risiko eingehen, die Inzidenz ist bei 10000 Millionen, bleib einfach noch mal auf unbestimmte Zeit zuhause, während die anderen Handball spielen"? Nein. Problem 2. Das kann ich leider nicht. Homeschooling: Total okay, hätte er Lust drauf (ich auch, er schoolt sich ja glücklicherweise selber, und ja, ich weiß, wie belastend das in anderen Konstellationen sein kann). Kein Schulsport ohne Maske? Für ihn fein, gäb es keine Klagen. Alle seine Freunde trainieren zweimal die Woche und fahren am Wochenende zum Auswärtsspiel und er nicht? In Jahr drei nicht mehr abbildbar. Denn: Er ist klein. Das muss man sich immer erklären. Am Wochenende hat er mit seiner Mannschaft 27:6 gewonnen, davon zehrt er noch eine Woche. Ich habe Freundschaften über die Pandemie verloren, vermisse manche Leute sehr, plane nur Dinge, die nicht länger als 2 Stunden sind, weil das die Spanne ist, bei der ich genau weiß, dass ich die Hände von der Maske lassen kann, etc. etc. Aber ich bin 45. Mein Kind ist 12. Der kann nicht noch ein Jahr oder auch nur einen Monat verzichten, während die gesamte Welt sich einfach normal weiterdreht. Und deshalb ist es jetzt so. Konsequenterweise geht er also morgen mit Schwimmen. Wer auf der einen Seite die Flanke aufmacht, kann sich auf der anderen Seite nicht hinstellen und sagen: Mein Kind soll kein Risiko eingehen. Und bei einer Inzidenz von 479.000 Millionen wird es ja hoffentlich jetzt auch schnell gehen. Und es müsste ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir dran vorbei schlittern, und wenn nicht, dann ist das jetzt so. Wir sind bereit, ich bin entspannt. Aber nur nach außen. Nach innen bin ich WÜTEND.
Das Wort "Durchseuchung" ist ekelhaft, aber gut, wir machen jetzt mit. Soeben haben wir gegessen, total ungesund, Fleischersatzprodukte aus dem Speisefön und Süßkartoffelpommes, denn: Demnächst sind wir ja dran, dann möchte man noch mal schlecht gegessen haben, und da sagte Ona: "Wär doch eigentlich gut, wenn wir uns jetzt anstecken, da sind wir noch topgeboostert." Jo, hat er recht.
Und nein, ich habe keine Angst, ich bin lediglich wütend. Ich bin geboostert, mein Kind ist geboostert, der Vater ist geboostert, wir sind bereit. Und jetzt zählen wir runter. Die halbe Klasse ist durch, heute war O. dran mit rausgefischt werden, in der dritten Stunde, im Rudeltestmodell, alle Masken runter in dem Raum, in dem man seit 2 Stunden sitzt, testen plus Stillarbeit, und Stillarbeit erst abschließen, dann der Positive nach Hause, die Hälfte seiner Lehrer sind krank oder in Quarantäne oder wie auch immer, jedenfalls nicht da. Unterricht findet gefühlt nicht mehr statt, ich habe keine Fragen mehr. Morgen geht die Klasse Schwimmen. Schwimmen ist super. Immerhin Chlor.
Für eine kurze Sekunde fand ich mich eben nicht auf Zack, als andere Eltern mir auf Twitter mitteilten, dass sie doch ihr Kind einfach von Sport befreit hätten. Ja, finde ich gut. Aber ich habe ja so einen kleinen Hang zum stringenten Argumentieren, und wenn ich - zurecht - sage, dass mein Kind am Sportunterricht nicht teilnehmen darf, und auch nicht am Schwimmen, und zwar aus dem besten aller Gründe: Wir machen seit ewigen Zeiten ja NICHTS mehr, wo man die Maske abnehmen muss, auch nicht, um kurz zu trinken, denn Zielerfüllung einer guten Maske ist erreicht, wenn sie ohne eine kleine Ausnahme gut sitzend getragen wurde, wo war ich? Ach so. Wenn ich sage: Mein Kind darf nicht ohne Maske beim Sport mitmachen, dann habe ich direkt zwei große Probleme. Problem 1: Latein ja, Sport nein. Mein Kind ist 12 Jahre alt, also lang, aber trotzdem klein. Das darf man nie vergessen. Ein Jahr lang hat er zuhause gesessen und alles brav ertragen, auch dann, wenn ich gar nicht gesehen habe, wie einsam er ist, weil all seine engen Freunde in Groß- oder Patchworkfamilien leben und ich Kontakt zu riskant fand. Er hat nie geklagt, und er hat immer gehofft, irgendwann geimpft zu sein, dann wird alles besser. Jetzt ist er geimpft, die Politik hat losgelassen, die Schule hat aufgegeben, und während wir ins dritte Jahr gehen, soll ich die Mutter sein, die ihrem 12jährigen Kind sagt: "Du, lass uns kein Risiko eingehen, die Inzidenz ist bei 10000 Millionen, bleib einfach noch mal auf unbestimmte Zeit zuhause, während die anderen Handball spielen"? Nein. Problem 2. Das kann ich leider nicht. Homeschooling: Total okay, hätte er Lust drauf (ich auch, er schoolt sich ja glücklicherweise selber, und ja, ich weiß, wie belastend das in anderen Konstellationen sein kann). Kein Schulsport ohne Maske? Für ihn fein, gäb es keine Klagen. Alle seine Freunde trainieren zweimal die Woche und fahren am Wochenende zum Auswärtsspiel und er nicht? In Jahr drei nicht mehr abbildbar. Denn: Er ist klein. Das muss man sich immer erklären. Am Wochenende hat er mit seiner Mannschaft 27:6 gewonnen, davon zehrt er noch eine Woche. Ich habe Freundschaften über die Pandemie verloren, vermisse manche Leute sehr, plane nur Dinge, die nicht länger als 2 Stunden sind, weil das die Spanne ist, bei der ich genau weiß, dass ich die Hände von der Maske lassen kann, etc. etc. Aber ich bin 45. Mein Kind ist 12. Der kann nicht noch ein Jahr oder auch nur einen Monat verzichten, während die gesamte Welt sich einfach normal weiterdreht. Und deshalb ist es jetzt so. Konsequenterweise geht er also morgen mit Schwimmen. Wer auf der einen Seite die Flanke aufmacht, kann sich auf der anderen Seite nicht hinstellen und sagen: Mein Kind soll kein Risiko eingehen. Und bei einer Inzidenz von 479.000 Millionen wird es ja hoffentlich jetzt auch schnell gehen. Und es müsste ja mit dem Teufel zugehen, wenn wir dran vorbei schlittern, und wenn nicht, dann ist das jetzt so. Wir sind bereit, ich bin entspannt. Aber nur nach außen. Nach innen bin ich WÜTEND.
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Sonntag, 30. Januar 2022
Olaf
herzbruch, 20:08h
Im Themenumfeld Immobilie hört man ja oft "Lage Lage Lage", ich möchte sagen: Alles Quatsch, wenngleich ich meine sicherlich nach Lage ausgesucht habe. Viel wichtiger ist nämlich "Nachbarn Nachbarn Nachbarn". So sitze ich nämlich zum Beispiel gerade im Sessel und darf bloggen, was so aussieht wie arbeiten, und auf dem Sofa sitzen alle anderen, die hier wohnen mit den Nachbarn, die oben drüber wohnen, man aß Kuchen und spielt jetzt Mario Party.
Ich hasse Mario Party, bis ich üblicherweise verstanden habe, welches Püppchen auf dem Fernseher ich bin, ist das Spiel vorbei, und dann lachen mich alle aus. Da sitze ich doch lieber und blogge.
Im Wald sind wir heute mit eben diesen Nachbarn mal ganz andere Strecken gelaufen, als die, die wir normalerweise laufen, und das war ein wenig erschütternd, da wir sehr viele neue Baumstümpfe entdeckten. Fienes Pekip-Wiese, auf die wir die ersten 1,5 Jahre ihres Lebens täglich gingen, um dort Sachen zu üben, Ballspielen zum Beispiel, oder lieb Kommen, ist komplett gerodet. Der große Baum, gegen die Fiene einst als Baby volle Möhre gerannt ist, weil sie auf direktem Wege den Ball holen wollte, ist weg. Und da mein Hund nicht nachtragend ist, hat sie sich nicht triumphierend darauf gesetzt, sondern ein wenig geknickt.
Der Förster hatte das ja neulich schon mal erklärt, vermutlich hatte ich einfach verdrängt, woran es liegt, ich muss mich ja tagtäglich viele viele Stunden mit Corona beschäftigen, da habe ich wenig Ressourcen frei für Klimawandel. Immer nur eine Krise, bitte.
Am Wochenende ist der Wald vor meiner Haustüre ja eine echte Zumutung, voller Outdoordüsseldorfer, so nenne ich seit Jahren die Leute, die am Wochenende in Lederschuhen und Kaschmirmänteln mit ihren Chihuahuas durch den Wald laufen, völlig überfordert, weil der Hund nicht hört und völlig aufgeregt ist, weil er Bäume sieht, und die bei jeder Pfütze, durch die die Hunde laufen, in Panik verfallen, weil in ihrer Loftwohnung in Oberkassel der weiße und spiegelglatte Betonboden vermutlich später Flecken haben wird. Um den Outdoordüsseldorfern auszuweichen, liefen wir Waldleute heute nur auf den versteckten Wegen, ganz alleine bis hoch zur Ballwiese, und da waren sie wieder, all die Outdoordüsseldorfer.
Dort dann ein bisschen Drachensteigen und Ballspielen, und dann zurück nach Hause zum Kuchen. Und dann war ich kurz nicht auf Zack: Mein Hund ist ja ganz herzzerreißend lieb, bis zu dem Moment, an dem sie große Stöcke, und mit groß meine ich die Dicke Ihres Oberarms und die Länge meines Mannes, findet, dann trägt sie große Stöcke, und das nervt einfach wahnsinnig, wir nennen das auch "Senioren Mähen". Heute hatte ich keine Lust darauf, auch nicht auf den einsamen Wegen, und dann fiel mir etwas ein, was mir erstaunliche vier Jahre nicht eingefallen war: Ich gab dem Hund ihren Ball und sagte, sie müsse den tragen. Das macht sie ungern, aber noch ungerner lässt sie einen Ball alleine zurück, also trug sie, wenn auch widerwillig. Nach etwa einem Kilometer wollte sie einen Stock tragen, dann sortierte sie etwa 10 Minuten Dinge in ihrem Maul, dann suchte sie sich einen viel kleineren Stock, und dann trug sie den Rest des Hinweges Ball und Stock, und alle waren zufrieden, niemand wurde gemäht.
Auf dem Rückweg hatte ich meinen neuen Supertrick leider schon wieder vergessen, also suchte sie sich einen sehr großen Stock, und dann kam Olaf. Olaf sah aus wie ein Labradormischling, lief auf sie zu, biss in das andere Ende des Stocks, Fiene wurde ganz groß und grün und knurrte sehr gefährlich, ich sagte kurz Olafs Haltern, dass sie lieb ist aber ungern teilt, und dann ging Olaf mit dem Stock. So einfach war das. Er ging einfach. Mein Hund musste weinen und Olaf hatte richtig was erlebt. Unsere Wege kreuzten sich noch zweimal, Olaf trug seinen Stock wie eine Trophäe, Fiene fand das alles wirklich sehr gemein. Sehr gemein. Zuhause gab es ein Rinderohr mit Muschel und Fell und dies:
Ich hasse Mario Party, bis ich üblicherweise verstanden habe, welches Püppchen auf dem Fernseher ich bin, ist das Spiel vorbei, und dann lachen mich alle aus. Da sitze ich doch lieber und blogge.
Im Wald sind wir heute mit eben diesen Nachbarn mal ganz andere Strecken gelaufen, als die, die wir normalerweise laufen, und das war ein wenig erschütternd, da wir sehr viele neue Baumstümpfe entdeckten. Fienes Pekip-Wiese, auf die wir die ersten 1,5 Jahre ihres Lebens täglich gingen, um dort Sachen zu üben, Ballspielen zum Beispiel, oder lieb Kommen, ist komplett gerodet. Der große Baum, gegen die Fiene einst als Baby volle Möhre gerannt ist, weil sie auf direktem Wege den Ball holen wollte, ist weg. Und da mein Hund nicht nachtragend ist, hat sie sich nicht triumphierend darauf gesetzt, sondern ein wenig geknickt.
Der Förster hatte das ja neulich schon mal erklärt, vermutlich hatte ich einfach verdrängt, woran es liegt, ich muss mich ja tagtäglich viele viele Stunden mit Corona beschäftigen, da habe ich wenig Ressourcen frei für Klimawandel. Immer nur eine Krise, bitte.
Am Wochenende ist der Wald vor meiner Haustüre ja eine echte Zumutung, voller Outdoordüsseldorfer, so nenne ich seit Jahren die Leute, die am Wochenende in Lederschuhen und Kaschmirmänteln mit ihren Chihuahuas durch den Wald laufen, völlig überfordert, weil der Hund nicht hört und völlig aufgeregt ist, weil er Bäume sieht, und die bei jeder Pfütze, durch die die Hunde laufen, in Panik verfallen, weil in ihrer Loftwohnung in Oberkassel der weiße und spiegelglatte Betonboden vermutlich später Flecken haben wird. Um den Outdoordüsseldorfern auszuweichen, liefen wir Waldleute heute nur auf den versteckten Wegen, ganz alleine bis hoch zur Ballwiese, und da waren sie wieder, all die Outdoordüsseldorfer.
Dort dann ein bisschen Drachensteigen und Ballspielen, und dann zurück nach Hause zum Kuchen. Und dann war ich kurz nicht auf Zack: Mein Hund ist ja ganz herzzerreißend lieb, bis zu dem Moment, an dem sie große Stöcke, und mit groß meine ich die Dicke Ihres Oberarms und die Länge meines Mannes, findet, dann trägt sie große Stöcke, und das nervt einfach wahnsinnig, wir nennen das auch "Senioren Mähen". Heute hatte ich keine Lust darauf, auch nicht auf den einsamen Wegen, und dann fiel mir etwas ein, was mir erstaunliche vier Jahre nicht eingefallen war: Ich gab dem Hund ihren Ball und sagte, sie müsse den tragen. Das macht sie ungern, aber noch ungerner lässt sie einen Ball alleine zurück, also trug sie, wenn auch widerwillig. Nach etwa einem Kilometer wollte sie einen Stock tragen, dann sortierte sie etwa 10 Minuten Dinge in ihrem Maul, dann suchte sie sich einen viel kleineren Stock, und dann trug sie den Rest des Hinweges Ball und Stock, und alle waren zufrieden, niemand wurde gemäht.
Auf dem Rückweg hatte ich meinen neuen Supertrick leider schon wieder vergessen, also suchte sie sich einen sehr großen Stock, und dann kam Olaf. Olaf sah aus wie ein Labradormischling, lief auf sie zu, biss in das andere Ende des Stocks, Fiene wurde ganz groß und grün und knurrte sehr gefährlich, ich sagte kurz Olafs Haltern, dass sie lieb ist aber ungern teilt, und dann ging Olaf mit dem Stock. So einfach war das. Er ging einfach. Mein Hund musste weinen und Olaf hatte richtig was erlebt. Unsere Wege kreuzten sich noch zweimal, Olaf trug seinen Stock wie eine Trophäe, Fiene fand das alles wirklich sehr gemein. Sehr gemein. Zuhause gab es ein Rinderohr mit Muschel und Fell und dies:
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Freitag, 28. Januar 2022
Cake
herzbruch, 21:29h
Im Rahmen meiner Metamorphose hin zu diesem total neuen Menschen bin ich seit gestern abend mindestens zwei Schritte weiter. Der erste Schritt wurde neulich eingeleitet, als ich meiner im Oktober eingeleiteten und seitdem konsequenten Gewohnheit, immer rot lackierte Fingernägel zu tragen, korrigierend eingreifen musste, hin und wieder muss man ja erneuern, und dann saß ich da an der Küchentheke mit einer eigens zum Nägellackieren gebauten Lichtimprovisation, ich kann nämlich so wie ein Neurochirurg ausschließlich meine Nägel überhaupt noch sehen, wenn so eine Baustellen-Starklichtlampe daneben steht und alles erleuchtet. Sonst erkenne ich seit kurzem ja nicht mal mehr, wo die Hand überhaupt ist. Zum Glück habe ich ein gutes Körpergefühl und ein Verständnis von Abständen, aber während ich so lackierte, verspürte ich den Wunsch, beim nächsten Lackieren eine Brille zu besitzen, mit der ich meine Fingernägel sehen kann.
Die kam also heute, sehr gut, morgen muss ich Fingernägel lackieren, und dann war ich kurz sehr enttäuscht, da sie dunkelgrün und nicht schwarz ist, so ein dickes Hornding, extra aus Schweden hierhingebracht, das sah ich aber auch erst, als ich die DHL Ankündigung erhielt, sonst hätte ich vielleicht eine regionalere Variante gewählt, aber ich setzte sie auf, sah auf mein Handy, wie so oft im Leben, und dachte: Holy Shit. SO geht gucken? Wahnsinn. Grün hin oder her, die Brille bleibt. Ich habe dann etwas gegessen. Mit Lesebrille. Das war viel besser. Und sie sitzt hervorragend, ich bin begeistert. Weniger begeistert war Ona, der musste leider tatsächlich ein sehr unelegantes Geräusch machen, als er mich sah, und ich musste ihm versprechen, dass ich die niemals draußen tragen werde. Da ich nach einem Meter ja gar nichts mehr sehen kann, konnte ich das hervorragend versprechen.
Das zweite Gebiet, in dem die Metamorphose eingeleitet ist, wird Sie überraschen. Ich werde jetzt Hobbykonditorin. Für eine Frau, die zwei Jahre keinen Zucker gegessen hat (seit Weihnachten bin ich leider wieder leicht gewöhnt, was ärgerlich ist, weil anfangs alles ganz grauenhaft schmeckte, aber wie beim Mit-dem-Rauchen-wieder-Anfangen muss man sich einfach durchbeißen, und dann kann man ohne Probleme wieder alten Gewohnheiten frönen. Schreibt man frönen so? Ich schreibe Gral ja auch immer erst mal falsch, es ist nicht einfach, das mit dem h.
Zudem hasse ich ja Backen. Ich hasse Backen. Jetzt ist es raus. Die allerschlimmste Periode meines Lebens war das Jahr, als Jonathan 36 Muffins für den Schulgeburtstag (Mittwoch), 36 Muffins für den OGS-Geburtstag (Freitag), eine Torte und dann noch das komplette Programm für den Kindergeburtstag (Samstag) UND das komplette Programm für den Tantengeburtstag (Sonntag) brauchte. Nie war ich dem Tod näher. Backen holt mich nicht ab. Man muss laute Sachen machen, ich hasse laute Sachen, ich bohre nicht und ich möchte auch nichts mit dem Handrührgerät machen, ich mache lieber leise Sachen. Und dann dauert alles lange, und dann muss man alles backen, das ist allerdings okay, weil danach alles gut riecht, und dann muss im schlimmsten Fall noch alles transportiert werden und es sieht kacke aus. Der Übergang aufs Gymnasium war aus so vielen Gründen eine immense Erleichterung. Als ich verstand, dass dort nie Geburtstage gefeiert werden, war alles gut. (Ich glaube übrigens auch, dass ich heute an dem Punkt wäre, einfach 36 Muffins beim Bäcker zu bestellen, ich meine, Herr H. hätte das auch sogar schon mal so gemacht. In jüngeren Jahren war man allerdings schon gebrandmarkt, wenn man irgendwas mit Weißmehl mit in die Kita brachte, das kam einem Anschlag auf die gesamte Gruppe gleich.)
Die Torte zu Onas Geburtstag begleitet uns seit 2016. Damals arbeitete ich für eins der führenden Unternehmen wenn es um Fertigdingens gibt, und im Rahmen meiner Aufgabe musste ich wochenlang auf Tortenrezepte starren. Wenn man nun wochenlang auf Tortenrezepte starrt, dann hat man irgendwann das Gefühl, jede*r, wirklich jede*r kann im Handumdrehen eine 12stöckige Hochzeitstorte mal eben so machen. Und dann hatte das Kind Geburtstag, und ich machte eine Torte. Die Tortendeko, die der lokale Supermarkt so bietet, war mehr als dürftig, aber hey, Smileys auf einer Marzipandecke geht ja immer. Ona war begeistert und wünschte sich, dass ich ihm jedes Jahr zum Geburtstag eine Torte backe. Eine toll verzierte Buttercremetorte mit Marzipandecke. Und ich habe geliefert, sie sah in jedem einzelnen Anlauf mittelgut aus, aber so ein Kind ist ja schon begeistert, wenn die Mutter, die nicht backt, irgendwo sehr viel Glitzerpuder draufmacht. Und jedes Jahr dachte ich mir: Nächstes Jahr recherchiere ich vorher, besorge gute Deko und probiere mal ein neues Rezept.
Dieses Jahr ist dieses Jahr. Und der Weg war, ja, eine Achterbahn. Begonnen mit der Suchmaschinenanfrage, ob man bereits in Lagen geschnittene Biskuitböden bestellen kann (daran scheiterte schon immer alles: Ich habe motorische Fähigkeiten aber leider keine Geduld, Herr H. hat die Geduld und die Ruhe eines Engels, ist aber der totale Körperklaus, und zusammen, wenn wir all unsere Fähigkeiten poolen, kommt immer noch kein in 4 Scheiben geschnittener Biskuitboden dabei raus, schade.) Also suche ich nach einer guten Lösung, aufgeschnitten kaufen, dann las ich 4000 Forenantworten, die alle lauteten "aber warum denn, selber backen ist doch kein Problem", dann fragte ich Twitter und Zack, Problem gelöst. Dann suchte ich Tortendeko und landete in einem großen Shop, der auch wunderschöne Torten hatte, sogar sehr erschwinglich, und dann packte mich dieser Ehrgeiz, den ich immer entwickele, wenn jemand sagt "das kannst du sowieso nicht" und jetzt habe ich dänisches Marzipan in zig schönen Farben gekauft, ein total tolles Nudelholz, ganz viele rosa Schmetterlinge aus Esspapier (am 27.2. wird der 60. Geburtstag meiner Schwester gemeinsam mit dem 13. Geburtstag Onas in meinem Wohnzimmer begangen, und sie bestellt das Catering, weil wir ja nicht draußen essen, und ich muss Kaffee/Kuchen organisieren, und wenn Ona eine tolle Torte kriegt, kriegt meine Schwester natürlich auch eine tolle Torte, und da seit dem Tod ihres früheren Mannes der Schmetterling ihr Karmatier ist oder so, kriegt sie eine pinke Schmetterlingtorte), eine sehr schöne ganz hohe Springform für faule Leute, diverse Schaber und Paletten und all die Dinge, für die ich gestern vor den 40 Torten Videos gar kein Vokabular hatte, und natürlich eine Küchenmaschine, die ich seit über 10 Jahren gerne hätte, diese eine, die so hübsch ist und nix kann außer rühren, und jetzt ist alles gekauft, und beim Rewe gibt es kein Krokant. Morgen kommt eine LKW Ladung Tortenzeugs, ich wollte am Sonntag schon mal probebacken, damit ich dann, wenn es drauf ankommt, auch wirklich backen kann, und es gibt kein Krokant.
Also ich hab alles gegeben.
Die kam also heute, sehr gut, morgen muss ich Fingernägel lackieren, und dann war ich kurz sehr enttäuscht, da sie dunkelgrün und nicht schwarz ist, so ein dickes Hornding, extra aus Schweden hierhingebracht, das sah ich aber auch erst, als ich die DHL Ankündigung erhielt, sonst hätte ich vielleicht eine regionalere Variante gewählt, aber ich setzte sie auf, sah auf mein Handy, wie so oft im Leben, und dachte: Holy Shit. SO geht gucken? Wahnsinn. Grün hin oder her, die Brille bleibt. Ich habe dann etwas gegessen. Mit Lesebrille. Das war viel besser. Und sie sitzt hervorragend, ich bin begeistert. Weniger begeistert war Ona, der musste leider tatsächlich ein sehr unelegantes Geräusch machen, als er mich sah, und ich musste ihm versprechen, dass ich die niemals draußen tragen werde. Da ich nach einem Meter ja gar nichts mehr sehen kann, konnte ich das hervorragend versprechen.
Das zweite Gebiet, in dem die Metamorphose eingeleitet ist, wird Sie überraschen. Ich werde jetzt Hobbykonditorin. Für eine Frau, die zwei Jahre keinen Zucker gegessen hat (seit Weihnachten bin ich leider wieder leicht gewöhnt, was ärgerlich ist, weil anfangs alles ganz grauenhaft schmeckte, aber wie beim Mit-dem-Rauchen-wieder-Anfangen muss man sich einfach durchbeißen, und dann kann man ohne Probleme wieder alten Gewohnheiten frönen. Schreibt man frönen so? Ich schreibe Gral ja auch immer erst mal falsch, es ist nicht einfach, das mit dem h.
Zudem hasse ich ja Backen. Ich hasse Backen. Jetzt ist es raus. Die allerschlimmste Periode meines Lebens war das Jahr, als Jonathan 36 Muffins für den Schulgeburtstag (Mittwoch), 36 Muffins für den OGS-Geburtstag (Freitag), eine Torte und dann noch das komplette Programm für den Kindergeburtstag (Samstag) UND das komplette Programm für den Tantengeburtstag (Sonntag) brauchte. Nie war ich dem Tod näher. Backen holt mich nicht ab. Man muss laute Sachen machen, ich hasse laute Sachen, ich bohre nicht und ich möchte auch nichts mit dem Handrührgerät machen, ich mache lieber leise Sachen. Und dann dauert alles lange, und dann muss man alles backen, das ist allerdings okay, weil danach alles gut riecht, und dann muss im schlimmsten Fall noch alles transportiert werden und es sieht kacke aus. Der Übergang aufs Gymnasium war aus so vielen Gründen eine immense Erleichterung. Als ich verstand, dass dort nie Geburtstage gefeiert werden, war alles gut. (Ich glaube übrigens auch, dass ich heute an dem Punkt wäre, einfach 36 Muffins beim Bäcker zu bestellen, ich meine, Herr H. hätte das auch sogar schon mal so gemacht. In jüngeren Jahren war man allerdings schon gebrandmarkt, wenn man irgendwas mit Weißmehl mit in die Kita brachte, das kam einem Anschlag auf die gesamte Gruppe gleich.)
Die Torte zu Onas Geburtstag begleitet uns seit 2016. Damals arbeitete ich für eins der führenden Unternehmen wenn es um Fertigdingens gibt, und im Rahmen meiner Aufgabe musste ich wochenlang auf Tortenrezepte starren. Wenn man nun wochenlang auf Tortenrezepte starrt, dann hat man irgendwann das Gefühl, jede*r, wirklich jede*r kann im Handumdrehen eine 12stöckige Hochzeitstorte mal eben so machen. Und dann hatte das Kind Geburtstag, und ich machte eine Torte. Die Tortendeko, die der lokale Supermarkt so bietet, war mehr als dürftig, aber hey, Smileys auf einer Marzipandecke geht ja immer. Ona war begeistert und wünschte sich, dass ich ihm jedes Jahr zum Geburtstag eine Torte backe. Eine toll verzierte Buttercremetorte mit Marzipandecke. Und ich habe geliefert, sie sah in jedem einzelnen Anlauf mittelgut aus, aber so ein Kind ist ja schon begeistert, wenn die Mutter, die nicht backt, irgendwo sehr viel Glitzerpuder draufmacht. Und jedes Jahr dachte ich mir: Nächstes Jahr recherchiere ich vorher, besorge gute Deko und probiere mal ein neues Rezept.
Dieses Jahr ist dieses Jahr. Und der Weg war, ja, eine Achterbahn. Begonnen mit der Suchmaschinenanfrage, ob man bereits in Lagen geschnittene Biskuitböden bestellen kann (daran scheiterte schon immer alles: Ich habe motorische Fähigkeiten aber leider keine Geduld, Herr H. hat die Geduld und die Ruhe eines Engels, ist aber der totale Körperklaus, und zusammen, wenn wir all unsere Fähigkeiten poolen, kommt immer noch kein in 4 Scheiben geschnittener Biskuitboden dabei raus, schade.) Also suche ich nach einer guten Lösung, aufgeschnitten kaufen, dann las ich 4000 Forenantworten, die alle lauteten "aber warum denn, selber backen ist doch kein Problem", dann fragte ich Twitter und Zack, Problem gelöst. Dann suchte ich Tortendeko und landete in einem großen Shop, der auch wunderschöne Torten hatte, sogar sehr erschwinglich, und dann packte mich dieser Ehrgeiz, den ich immer entwickele, wenn jemand sagt "das kannst du sowieso nicht" und jetzt habe ich dänisches Marzipan in zig schönen Farben gekauft, ein total tolles Nudelholz, ganz viele rosa Schmetterlinge aus Esspapier (am 27.2. wird der 60. Geburtstag meiner Schwester gemeinsam mit dem 13. Geburtstag Onas in meinem Wohnzimmer begangen, und sie bestellt das Catering, weil wir ja nicht draußen essen, und ich muss Kaffee/Kuchen organisieren, und wenn Ona eine tolle Torte kriegt, kriegt meine Schwester natürlich auch eine tolle Torte, und da seit dem Tod ihres früheren Mannes der Schmetterling ihr Karmatier ist oder so, kriegt sie eine pinke Schmetterlingtorte), eine sehr schöne ganz hohe Springform für faule Leute, diverse Schaber und Paletten und all die Dinge, für die ich gestern vor den 40 Torten Videos gar kein Vokabular hatte, und natürlich eine Küchenmaschine, die ich seit über 10 Jahren gerne hätte, diese eine, die so hübsch ist und nix kann außer rühren, und jetzt ist alles gekauft, und beim Rewe gibt es kein Krokant. Morgen kommt eine LKW Ladung Tortenzeugs, ich wollte am Sonntag schon mal probebacken, damit ich dann, wenn es drauf ankommt, auch wirklich backen kann, und es gibt kein Krokant.
Also ich hab alles gegeben.
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