Samstag, 15. Januar 2022
Iron Man
Es ist vollbracht. Nein, ich habe noch nicht mein Auto abgeholt, ich glaube, ich mache das auch einfach nicht mehr, das kommt mir nämlich ungelegen, aber ich habe mein Bett bezogen. Und heute Nacht werde ich testen, ob ich noch weitere Ruheminuten herauskitzeln kann. Die Bestellung neuer Bettwäsche und die Benutzung des ersten Sets führte bereits dazu, dass ich mich aufs Schlafengehen freute und direkt gar nicht zwischen 2 und 5 Uhr morgens alternativ nachgedacht oder Candy Crush gespielt habe. Ich habe einfach geschlafen. Gestern kam dann noch mehr Bettwäsche, ich hatte ja die von 2012 für mich als aussortiert erklärt, ich brauche frischen Wind, und dann blabla, hatte ich heute den Wunsch, die inzwischen trockene Bettwäsche zu bügeln. Ich stellte mir vor, wie - und ja, Leinen knittert edel, my ass, ich habe alles Leinen an Damenoberbekleidung aussortiert, knittrig ist knittrig, ich steh ja nicht vorm Kunden und der sagt: "Oh, Frau Herzbruch, das ist eine sehr edle Falte vom Anschnallgurt" - ich mich abends in so ein duftendes, gebügeltes Bett lege, und schon hatte ich noch eine weitere Stunde Schlaf herausgearbeitet. Also bügelte ich die Bettwäsche. Und während ich damit begann, fiel mir auf, dass ich ganz genau weiß, wie man Bettwäsche bügelt, ich habe nämlich meine Bettwäsche in meinem Elternhaus in den letzten Jahren selber gebügelt, das hatte ich vergessen. Als ich klein war, brachte meine Mutter alles in die Mangel, ich erinnere mich gut an sie und mich in der Waschküche, sie hatte einen orangen Wäschekorb und so eine Instant-Zitrone mit Wasser drin, dann haben wir die Bezüge erst gereckt, dann hat sie sie mit der Zitrone besprenkelt und gefaltet, und dann kamen sie ein paar Tage später glatt aus der Mangel zurück. Dann verschwand die Mangel, die Dame war auch 200 Jahre alt, und ab dem Moment bügelte meine Mutter die Bettwäsche. Ich komme aus einem Haushalt, wo halt Sachen gebügelt wurden, sogar Geschirrtücher.

Während ich also bügelte, wusste ich direkt wieder, wie man am allereffizientesten einen Bettdeckenbezug bügelt, ohne irgendeinen Strich zuviel machen zu müssen. Was in dem heutigen Szenario anders war als 1990: Sollte ich das noch mal machen wollen, muss ich vorher unter dem Bügelbrett saugen, sonst hat man reinweißes Leinen mit tiefschwarzem Hundehaar, das ist nicht schön. Es waren nur sehr wenige Haare, gestern war gesaugt worden, aber wenn man schon bügelt, dann soll es ja auch perfekt sein.

Neben der Bettwäsche bügelte ich noch Stoffservietten, und das kam so: Ich lebe ja seit 15 Jahren in einer häuslichen Situation, in der etwa die Hälfte des Tages die Ökobilanzen von irgendetwas ausgerechnet werden, und so habe ich mir bestimmte Denkmuster angeeignet. Da ich gut erzogen bin, erwarte ich beim Essen den Gebrauch einer Serviette, für den täglichen Gebrauch zur Not auch ein Stück Küchenkrepp, alles, was nicht der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden kann, wird hier allerdings skeptisch gesehen. Also gab es dann Küchenrolle mit halben Blättern, das sah ich wiederum skeptisch, dann kamen Stoffservietten ins Gespräch. Da ich aber sofort ins Feld bringen konnte, dass man die dann separat waschen müsste (heißer als üblich, und ich würde immer helle nehmen, da ich ein Gefühl von Sauberkeit auch optisch brauche an der Stelle), war die Ökobilanz direkt wieder schlecht. Als ich aber weiße Bettwäsche bestellte, war die Rechnung einfach: Ich benutze jetzt einfach die Stoffservietten, da eh regelmäßig eine Maschine weiß ordentlich gewaschen werden muss, da fallen die Servietten nicht mehr auf, Ökobilanz also top (und wir sprechen jetzt nicht über die Produktionskette, danke!), also wusch ich weiße und hellrosa Stoffservietten und bügelte die direkt mit. Wenn ich jetzt schon die Solaranlage auf dem Küchendach hätte, müssten wir an dem Punkt auch nicht weiterrechnen. Egal. Jedenfalls bügelte ich also Bettwäsche und 12 Stoffservietten, weil das im Prinzip alles gut durchdacht ist und ökologisch okay und ja auch durchaus alles hübsch. Aber.

Ich hatte intrapandemisch vergessen, WIE SCHEISSE Bügeln ist. Die ersten zwei Kissenbezüge waren okay, besser noch, ich war hoch euphorisch, und dann verlor ich die Lust. Meine größte Angst zu diesem Zeitpunkt ist, dass der Rest der Familie jetzt denkt "super, wir sind jetzt Menschen, die immer gebügelte Stoffservietten haben" und, dass es im Düsseldorfer Norden keine Heißmangel gibt, weil es halt 2022 ist und eh alle Leute Seersucker (argh) oder Microfaser (aaaargh) kaufen. Dann weiß ich auch nicht mehr. Denn: Ich bügel das zukünftig nicht, soviel steht fest.

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Doch nochmal Edelknitter neu definieren? Nachts haben Sie ja dunkel, die Augen zu und keinen Anschnallgurt um...

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Lustig, aus so einem Haushalt komme ich auch (ich bin klein bisschen älter als Sie), bei uns stand eine Haushaltsmangel (oder ein professionelles, breites Bügelmaschinen-Teil - gibt's da einen Unterschied?) im Keller, und meine Mutter verschwand halt regelmäßig dorthin und zog durch diese selbst die Unterwäsche.

Als ihre Tochter bügele ich immerhin noch die Kopfkissen, Geschirrhandtücher oder Unterwäsche aber nicht.

Und ich MAG gebügelte Kleidung - die knitterigen Tshirts und labberigen Hosen gehen mir mächtig gegen den Strich. Es fühlt sich auch anders an!

Ich bügele inzwischen ausschließlich, wenn - selten genug - der Fernseher läuft. Da die wenigstens Filme wirklich eine konzentrierte Aufmerksamkeit wegen der ausgefeilten Bildersprache benötigen und ich ohnehin notorisch multitaske, ist das die optimale Möglichkeit für mich, die Unterhaltung mit der ganzen Familie durch DVD/serie (was ich durchaus schätze) auf diese Weise so zu gestalten, dass ich angenehm erfüllt bin und noch etwas wegschaffe. Dazwischen türmt sich dann die Wäsche, aber das ist außerhalb meines Gesichtsfelds und insofern sehr gut erträglich, und die Vorräte an Hemden, Tischdecken, Servietten (auch bei uns: Nur Stoffserviette. Immer!), Shirts, Pullis, sind groß genug (und Kinder ziehen sich Jeans und T-Shirts heraus, wenn benötigt - nunja).

Und ich bin - langjährige Übung - Schnellbügler, dh in 1.5 Stunden geht der Wäschekorb von mehreren Wochen ziemlich rabiat nach unten. Dürften Sie aber auch sein.

Vielleicht hilft's!

Guten Schlaf weiterhin.

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@ galifrey: Gebügelte Bettwäsche fühlt sich aber anders an. Wie auch im Sommer auf dem Balkon getrocknete Bettwäsche anders riecht, obwohl es das gleiche Waschmittel ist.

Ich bin leider keine Schnellbüglerin. Vielleicht sollte ich mehr Podcasts hören.

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Ich erinnere mich sehr daran, dass meine Mutter immer einen Wäschekorb gewaschener Tischdecken (vielleicht auch Bettwäsche) in die Reinigung brachte und gemangelt zurück bekam. Ich weiß allerdings nicht, ob das heute noch so ist. Vielleicht könnten Sie das ja in Erfahrung bringen ;-)

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Bei Ihrer Mutter???

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Der nächstgelegenen Reinigung natürlich. Außer, Sie wollen das Abholen des Autos noch mit einem Urlaub an der Ostsee verbinden, bei dem Sie mit Wäsche reisen, die gemangelt werden muss. Dann sollten Sie aber mindestens eine Woche einplanen.

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Ach, das Auto. Ich hatte es gerade so schön vergessen :-(

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Outing
Ich oute mich als zu blöd um Bügeln. Statt den Stoff spürbar zu entknittern bügle ich noch extra scharfe Falten rein.

Und wenn ich ein T-Shirt z.B. endlich halbwegs glatt gebügelt habe, ruiniere ich alles wieder beim Zusammenlegen.

Da ich deswegen auch ewig an einem Teil stehe, meldet sich dann spätestens nach dem dritten zu bügelnden Stück mein Rücken sehr eindringlich.

Und dann zieht man was an und zerknittert es sofort durch bloßes Sitzen wieder. All die Arbeit für nichts.

Ich bügle daher nur die T-Shirt-Säume, die sonst nach außen klappen, und alles andere nur im äußersten Notfall. Bettwäsche wird niemals ein Notfall in diesem Sinne sein.

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