Freitag, 15. Januar 2010
Elternzeit? Massiv ueberschaetzt.
vorsicht, lamentieren!

ich habe elternzeitdepression. will sagen: ich bin mental fertig mit elternzeit. nicht, dass sie mich falsch verstehen: ich finde beebie ona noch immer klasse, und nein, frau muerps, ich will ihnen den nicht schenken. aber so sehr ich elternzeit und 24stunden mit kind zuhause in den ersten monaten genossen habe, genau so geniesse ich den gedanken, dass das in einem ueberschaubaren zeitrahmen ein ende haben wird und ich morgens sachen ohne spuckfleck anziehen werde, um zur arbeit zu gehen. und das ging so:

das kind ona ist ja kein beebie mehr, was bedeutet, dass er an beebiesachen (schmusen, schlafen, liebsein, niedlich aussehen) nicht mehr so viel interesse hat und eigentlich lieber kleinkindsachen (hauen/hopsen, rumtoben, alles kaputt machen, leberwurst in die haare schmieren) machen moechte. das ganze dann uebrigens den kompletten tag durch. und da ist zuhause einfach nicht so der geeignete ort. im kinderwagen ist aber auch nicht der geeignete ort, da kann man naemlich weder hopsen/hauen noch rumtoben noch alles kaputtmachen noch leberwurst in die haare schmieren. pekip findet er einen geeigneten ort, aber das ist ja nur 1 1/2 stunden in der woche, von grob gerechnet 60 wachstunden werktags. und war es bis vor kurzem so, dass man donnerstags zum pekip geschoben ist, mit der belohnung, dass die beebies ona und arthur anschliessend stundenlang zufrieden im kinderwagen schliefen, ist es heute so, dass man donnerstags zum pekip schiebt, mit der belohnung, dass man dann genau vom pekiport bis in die buchhandlung unseres vertrauens schieben kann, wo sie dann wachwerden, waehrend die muetter in groesster eile einen kaffee runterstuerzen und gleichzeitig probieren, die lemminge davor zu bewahren, dass sie sich die rolltreppe runterstuerzen, nur um dann in die kinderabteilung mit dem spielzimmer zu gehen und dann dort noch einmal geschlagene drei stunden probieren, die lemminge davon abzuhalten, sich die rolltreppe dieses mal hochzustuerzen.

und dann die redundanz. ausser in texten kann ich auf keinem gebiet gut mit redundanz umgehen, und es gibt quasi nichts redundanteres auf der welt, als ein kind zu versorgen. immer wieder wickeln, immer wieder umziehen, immer wieder naseputzen, immer wieder socken anziehen, immer wieder von der rolltreppe wegholen, immer wieder backebackekuchen. (gestern war der hoehepunkt des tages, als ich im pekip beim singteil endlich mal die herzbruch-version mit "pipi macht den kuchen geel" gesungen habe, aber damit kommt man ja auch nicht ueber den tag.)
was auch abnimmt, ist uebrigens die begeisterung ueber neue faehigkeiten. erinnere ich mich noch genau, wie begeistert ich war, als der beebie vor 7 monaten zum ersten mal seine rechte hand wahrgenommen hat, so denke ich heute permanent sachen wie "aha, laeuft, oh mist, jetzt doch noch nicht!"

ich weiss auch, woher das alles ruehrt. der beebiepapa war ja nun fast vier wochen zuhause, und das macht die ganze sache angenehmer, da man sich a) aufteilt und b) ablenkt und c) bessere sachen macht als alleine. jetzt also schnell wieder dran gewoehnen, 12 stunden mit dem kind alleine zu sein, und dann ist alles wieder gut. ausserdem ist winter. im sommer sassen wir tagelang im hofgarten auf der picknickdecke, und gut war. jetzt sitzen wir drinnen. und ausserdem gehe ich ja nicht in einen langweiligen job zurueck, sondern suche gerade einen neuen, den ich ja erst noch zu hassen anfangen muss. muesste ich in 5 wochen wieder an das alte institut mit den 15 minuten sinnvoller arbeit pro tag zurueck, wuerde ich jetzt nicht bloggen, sondern die sekunden geniessen. und genauso weiss ich, dass ich demnaechst, wenn ich 8 stunden pro tag bei burger king hinterm tresen stehe, jede einzelne sekunde das dicke kind vermissen werde. also nehmen sie das mal alles nicht so ernst, gut zureden wird nicht noetig sein, aber das musste mal gesagt werden.

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Großartig. Auch wenn es egoistisch klingt, aber dieser Text hat gerade meinen Tag, was rede ich, meine Woche gerettet. Herzlichen Dank!

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und dafuer macht man's ja
;-)

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Versteh ich alles.

Lassen Sies nur raus... (wozu sonst n Blog? *g*)

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ja das stimmt.

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Toll! Zerstören Sie ruhig meine Illusionen. ;-)

Toller Text, übrigens.

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willkommen in der elternwelt. (soll meinen, es bleibt so die nächsten jahre.)

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@cabman: bitte und danke.

@kollegin: warum denn gleich so aggressiv? ;-)

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Aber Sie haben ja trotzdem ganz furchtbar doll recht wehrte Frau Herzbruch, egal wie Sie sich gegen all diese Erkenntnisse wehren. Danke für die schöne Formulierung meiner Gefühle ;-)

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ich wehre mich ja gar nicht... fragen sie mal die beebiefreundin. die hoert seit montag nix anderes mehr.

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Ich glaube,
ich kann das besser verstehen als sonst einer der hier mitlesenden Herren. Wobei ich gestehen muss: Den schlimmsten Blues diesbezüglich hatte ich gleich am ersten Tag, als meine Frau direkt nach dem Mutterschutz wieder arbeiten ging und ich mit der Kleinen allein zu Hause war. An dem Tag war die Lütte auch gleich extrem quengelig und unleidlich (als ob sie die Anspannung gespürt hätte). Da dachte ich, boah, das kann ja heiter werden...

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fuer sie habe ich da noch ein youtube-video, das es leider nicht gibt. daher hier der text:

Es heißt ja, wer nichts wird, wird Wirt, so war das früher auf Erden
Aber heute können solche Männer locker Hausmann werden
Du brauchst nur eine fitte Frau, die dich unterhält
Und dazu ein paar Kinder und schon gibt´s Kindergeld

Hausmann, angeblich gesellschaftlich anerkannt
Wie viele lachen dich aus, hinter vorgehaltener Hand?
Hausmann, oh Hausmann, sieh doch endlich ein
Eine Einbauküche kann kein Cockpit sein

Während die anderen Häuser bauen, musst du Wäsche sortieren
Wenn Du die »Teletubbies« guckst, müssen andere operieren
Während andere Konzerne retten und keine Härten scheuen
Siehst du dir einen alten »Tatort« an und schläfst bei »Bio« ein

Wo sind denn da die Abenteuer? Wo sind da die Thrills?
Ist es das denn wirklich, was du vom Leben willst?
Was ist denn daran männlich? Sei mal bitte ehrlich, Jens
Und erzähl mir nichts, du drückst dich doch nur vor der Konkurrenz

Hausmann, angeblich gesellschaftlich anerkannt
Wie viele lachen dich aus, hinter vorgehaltener Hand?
Hausmann, oh Hausmann, sieh doch endlich ein
Eine Einbauküche kann kein Cockpit sein

Sogar deine eigene Frau hat dich gestern erst gekränkt
Sie hat dir zum Geburtstag neue Topflappen geschenkt

Hausmann, angeblich gesellschaftlich anerkannt
Wie viele lachen dich aus, hinter vorgehaltener Hand?
Hausmann, oh Hausmann, sieh doch endlich ein
Eine Einbauküche kann kein Cockpit sein

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und noch zu der quengeligen tochter: direkt nach dem mutterschutz sind sie ja auch noch so, dass man sich als mutter einredet, nur man selbst koenne sie beruhigen. das ist leider auch inzwischen vorbei. warum dann nicht einfach eine staatlich anerkannte erzieherin?

(lustig uebrigens der sinneswandel, den ich bei mir entdecke. hatte ich doch letztens noch den eindruck, kita sei die notloesung, weil das kind sich doch eigentlich entfalten muesse, so denke ich jetzt... naja, sie wissen schon.)

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Wenn mal mal ehrlich ist
und sein hausgemachtes Beebie-Entfaltungsprogramm realistisch mit Kitabetrieb der gehobenen Güteklasse vergleicht, stellt sich wirklich die Frage, ob wir, also Sie und ich, da tatsächlich noch konkurrenzfähig sind - abgesehen vielleicht von dem Vertrauen-Bonus, den man als primäre Bezugsperson halt erworben hat. So gesehen denke ich, die Lütte hatte mit ihren drei Tagen die Woche Firmenkita beim großen Telco und vier Tage @home-Bespaßung eigentlich eine recht ausgewogene Mischung.

Was das schöne und treffende Liedchen angeht, gebe ich mich im Hinblick auf die gesellschaftliche Anerkennung des von mir gewählten Rollenmodells keinen Illusionen hin. Würde ich nicht ab und zu dafür sorgen, dass mein Name in der einschlägigen Fachpublizistik nicht ganz in Vergessenheit gerät, wäre die Außenwirkung in der Tat ziemlich katastrophal. Und erst recht nach meinen paar Abenden mit den Nachbarn drüben in Pauls Pinte würde auch nicht auf die Idee kommen, mich coram publico zur Coolness-Ikone zu stilisieren. Aber eins geb ich Ihnen schriftlich: Leiden tu ich unter diesem Umstand ganz gewiss nicht. Wenn mir der Sinn danach steht, kann ich mich ja jederzeit wieder verstärkt ins Konkurrenzgetümmel stürzen.

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ich glaube ihnen das sofort. und ich denke, auch herr van dannen meinte das nicht so ernst, wie es (ja eigentlich auch gar nicht) klingt. ich bin der einfachen meinung: wer mehr kohle macht und mehr sicherheit im job vorzuweisen hat, geht arbeiten. in unserem fall habe ich zwar mehr kohle gemacht, doch es waere nicht sehr sinnvoll gewesen, den mann den entfristeten vertrag kuendigen zu lassen, um dann in einem land zu leben, in dem man nicht alt werden wollen wuerde. ausserdem war der gedanke, dass ich etwas einfacher wieder vermittelbar sei. wir werden sehen, ob das naiv war.

und wir streben eigentlich auch so ein 3-4 oder 4-3 verhaeltnis an. das erscheint mir sehr gelungen. ganz ehrlich? ich bin ihm zu wenig, scheint mir.

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