Sonntag, 3. April 2011
Erst kommt das Theater, dann kommt die Moral
herzbruch, 13:11h
es scheint ja so zu sein, dass man einen partner kennen- und lieben lernt, dann reproduziert man sich und lebt zusammen, und ab dem moment setzt man alles daran, die person in einen voellig neuen menschen zu verwandeln.
hier nicht anders. die wohl groesste enttaeuschung meiner beziehung ist die, dass der mann seine theaterbegeisterung zu werbungszwecken nur vorgetaeuscht hat. das an sich ist schon ein schock. wenn der mann auch vortaeuscht, welche domaene bleibt dann noch fuer die frau?
doch ich schlage zurueck. da ich unter vorspiegelung falscher tatsachen an land gezogen wurde, muss der mann die falsch geschuerten erwartungen nun erfuellen. ein kulturelles ereignis pro wochenende, das ist die neue devise. so lange, bis er daran spass entwickelt. und ich verbuche erste erfolge. gestern brecht, das war natuerlich schon fuer fortgeschrittene kulturbeflissene (wobei ich feststellen musste, dass eine bordellchefin in latex und lackstiefeln ihm ueber die 2h45min auffuehrung helfen kann...), heute googelt er nach sonntaeglichen kindertheaterauffuehrungen. ich sehe goldenen zeiten entgegen.
hier nicht anders. die wohl groesste enttaeuschung meiner beziehung ist die, dass der mann seine theaterbegeisterung zu werbungszwecken nur vorgetaeuscht hat. das an sich ist schon ein schock. wenn der mann auch vortaeuscht, welche domaene bleibt dann noch fuer die frau?
doch ich schlage zurueck. da ich unter vorspiegelung falscher tatsachen an land gezogen wurde, muss der mann die falsch geschuerten erwartungen nun erfuellen. ein kulturelles ereignis pro wochenende, das ist die neue devise. so lange, bis er daran spass entwickelt. und ich verbuche erste erfolge. gestern brecht, das war natuerlich schon fuer fortgeschrittene kulturbeflissene (wobei ich feststellen musste, dass eine bordellchefin in latex und lackstiefeln ihm ueber die 2h45min auffuehrung helfen kann...), heute googelt er nach sonntaeglichen kindertheaterauffuehrungen. ich sehe goldenen zeiten entgegen.
... comment
themelody,
Sonntag, 3. April 2011, 15:43
Das "kleine Schauspielhaus" führt ein Stück namens "Die Farben des Feuers" auf, das hat uns gut gefallen.
http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de/de_DE/jshcalendar/detail/9011442
http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de/de_DE/jshcalendar/detail/9011442
... link
herzbruch,
Sonntag, 3. April 2011, 16:30
wir waren letzten sonntag mit den n's in pinocchio. dort gab es 2 dinge zu beobachten: 1) kindertheater ist fuer den mann zugaenglicher als brecht, und 2) ona findet es spektakulaer, kann aber noch nicht laenger als 30 minuten stillsitzen und gucken. finde ich fuer einen gerade 2jaehrigen kein drama. wir warten also noch den sommer ab, und dann kommt das kleine schauspielhaus geballt. (nicht die sorte abo uebrigens, die ich mir fuer diesen lebensabschnitt fuer mich vorgestellt hatte...)
... link
arboretum,
Sonntag, 3. April 2011, 18:06
Dann empfehle ich Ihnen Deutschlands einziges Schwarzes Theater Velvets. Das ist zwar nichts für Zweijährige, aber bestimmt etwas für den Mann. Ona bleibt ja auch schon allein bei den Ns. Karten besser drei bis vier Wochen im Voraus reservieren, das Theaterbüro nimmt keine Vorverkaufsgebühr.
... link
themelody,
Sonntag, 3. April 2011, 18:25
Noch ein Tipp für den Sommer: Das http://www.akki-ev.de hat ein Sommertheater an den Sonntagen, jeweils im Südpark :-)
Ich bin da übrigens wie der Mann und bei Brecht eingeschlafen, ebenso wie bei jeder Lesung, auf der ich jemals war, es ist einfach nichts für mich, wenn man mir was vorliest bzw es funktioniert immer noch wie mit drei Jahren -> schnarch.
Ich bin da übrigens wie der Mann und bei Brecht eingeschlafen, ebenso wie bei jeder Lesung, auf der ich jemals war, es ist einfach nichts für mich, wenn man mir was vorliest bzw es funktioniert immer noch wie mit drei Jahren -> schnarch.
... link
herzbruch,
Sonntag, 3. April 2011, 22:44
@arboretum: oh je, da muss der mann dann aber mit ihnen hingehen. ich konnte mich nicht einmal dazu zwingen, mir die seite anzugucken. das sieht aus wie variete, und wenn ich eins gar nicht kann, dann ist das variete. oder zirkus. ich bin wohl der einzige mensch der welt, der im alter von 6 oder so nach 5 minuten den zirkus krone verlassen wollte. war langweilig. wenn sie mich ganz doll hassen, schenken sie mir zum geburtstag einen clown. am besten einen traurigen. ich hasse variete. und zirkus. pantomime. auch schlimm. trotzdem danke fuer den tip. ist ja auch immer schoen, wenn man weiss, dass es ganz schlimme sachen gibt, wo man gluecklicherweise gar nicht hinmuss ;-)
und @melody: cool, danke. das trifft meinen geschmack schon eher. (und da der mann ja grundsaetzlich nirgendwo hingehen wuerde, ist mein geschmack alleinbestimmend ;-)
ich bin in den letzten jahren zu wohl hunderten von lesungen gerannt und weiss inzwischen, was ich meiden muss: literaten. oder die, die es werden wollen. popliteraten sind dabei ausgenommen, die sind oft sehr erbaulich. als daumenregel kann man sich vielleicht merken: wenn man beim lesen auch mal gegrinst hat, wird es vielleicht nett. hat man allerdings viel offensichtliche metaphorik und literarische kunstgriffe, dann bleibe ich zuhause. wobei ich das eigentlich auch nicht mehr lesen wuerde.
theater und lesungen, ebenso wie livemusik im kleinen rahmen, loest in mir eine grosse euphorie aus. ich sitze im publikum und denke mir die ganze zeit: "mensch, da steht/sitzt jetzt einer und macht was aus dem grund, dass ich (und vielleicht ein paar andere) jetzt hier sitze.
das ist doch toll.
(nachtrag: variete und zirkus loesen das scheinbar nicht aus. und das ist insofern lustig, dass ich sogar schlechter livemusik noch was abgewinnen kann. wie so ein kopf manchmal funktioniert...)
und @melody: cool, danke. das trifft meinen geschmack schon eher. (und da der mann ja grundsaetzlich nirgendwo hingehen wuerde, ist mein geschmack alleinbestimmend ;-)
ich bin in den letzten jahren zu wohl hunderten von lesungen gerannt und weiss inzwischen, was ich meiden muss: literaten. oder die, die es werden wollen. popliteraten sind dabei ausgenommen, die sind oft sehr erbaulich. als daumenregel kann man sich vielleicht merken: wenn man beim lesen auch mal gegrinst hat, wird es vielleicht nett. hat man allerdings viel offensichtliche metaphorik und literarische kunstgriffe, dann bleibe ich zuhause. wobei ich das eigentlich auch nicht mehr lesen wuerde.
theater und lesungen, ebenso wie livemusik im kleinen rahmen, loest in mir eine grosse euphorie aus. ich sitze im publikum und denke mir die ganze zeit: "mensch, da steht/sitzt jetzt einer und macht was aus dem grund, dass ich (und vielleicht ein paar andere) jetzt hier sitze.
das ist doch toll.
(nachtrag: variete und zirkus loesen das scheinbar nicht aus. und das ist insofern lustig, dass ich sogar schlechter livemusik noch was abgewinnen kann. wie so ein kopf manchmal funktioniert...)
... link
mark793,
Sonntag, 3. April 2011, 23:24
Mit der tiefen Abneigung
gegen Zirkus, Clowns, Pantominen und Varieté stehen Sie nicht alleine. Mir laden solche Darbietungen sinnbildlich gesprochen auch die Knarre durch. Bei Livemusik auch eher kleine Clubs als große Hallen, aber brauchen tu ich das nicht mehr wirklich. Und Theater, diese systematische Abonnentenvergraulung mit irgendwelchen Klassiker-Inszenierungen voll von Nazi-Uniformen, Kackerei und Koitus hat mich irgendwann auch nur noch angeödet. Also ich weiß nicht, was an zuhause bleiben so schlimm ein soll. ;-)
... link
muerps,
Montag, 4. April 2011, 00:58
Abonnentenvergraulung mit irgendwelchen Klassiker-Inszenierungen voll von Nazi-UniformenManchmal denke ich, es wäre für alle Beteiligten einfacher und schmerzloser, wenn in solchen Fällen über der Bühne ein ganz großes Schild mit der Aufschrift "Wir machen Kunst. Und wir nehmen uns dabei ganz doll wichtig." hängen würde. Dann könnte man z.B. bei der Aufführung vom Nathan auf die prügelnden Glatzen verzichten.
... link
frau klugscheisser,
Montag, 4. April 2011, 13:19
theater und lesungen, ebenso wie livemusik im kleinen rahmen, loest in mir eine grosse euphorie aus. ich sitze im publikum und denke mir die ganze zeit: "mensch, da steht/sitzt jetzt einer und macht was aus dem grund, dass ich (und vielleicht ein paar andere) jetzt hier sitze.
Genau das habe ich am Wochenende nach 12 Jahren zum ersten Mal wieder öffentlich gemacht: mich gefreut, dass da Menschen sitzen, die sich an dem freuen, was ich da vorne grade mache.
Genau das habe ich am Wochenende nach 12 Jahren zum ersten Mal wieder öffentlich gemacht: mich gefreut, dass da Menschen sitzen, die sich an dem freuen, was ich da vorne grade mache.
... link
arboretum,
Montag, 4. April 2011, 13:34
@ herzbruch: Nee, Schwarzes Theater ist kein Varieté oder Zirkus, sondern Theater mit richtigen Stücken. Ist auch nicht nur Pantomime*, es gibt auch Sprechrollen. Puppen spielen auch häufiger mit. Manche Inszenierungen sind sogar Opern (aber die kommen dann vom Band).
* Die meisten Pantomimen sehen sie sowieso nicht, da die komplett in schwarzem Samt gekleidet auf einer schwarzen Bühne unsichtbar sind.
* Die meisten Pantomimen sehen sie sowieso nicht, da die komplett in schwarzem Samt gekleidet auf einer schwarzen Bühne unsichtbar sind.
... link
themelody,
Montag, 4. April 2011, 16:24
>>ich sitze im publikum und denke mir die ganze zeit: "mensch, da steht/sitzt jetzt einer und macht was aus dem grund, dass ich (und vielleicht ein paar andere) jetzt hier sitze.
Ich schlafe leider auch ein, wenn ich das Angebot auf der Bühne zu schätzen weiß. Ich bin auch in Meetings eingeschlafen und bei monotonen längeren Lautsprecherdurchsagen auch schon ... ich kann es mir leider nicht aussuchen. Nicht immer, doch verdammt oft ist das passiert. Aber es ist dann schon besser, gar nicht erst auf Lesungen zu gehen, als den Vortragenden ungewollt zu brüskieren, denn dieses leidige Phänomen hat ja mit dem Dargebotenen gar nichts zu tun.
Ich schlafe leider auch ein, wenn ich das Angebot auf der Bühne zu schätzen weiß. Ich bin auch in Meetings eingeschlafen und bei monotonen längeren Lautsprecherdurchsagen auch schon ... ich kann es mir leider nicht aussuchen. Nicht immer, doch verdammt oft ist das passiert. Aber es ist dann schon besser, gar nicht erst auf Lesungen zu gehen, als den Vortragenden ungewollt zu brüskieren, denn dieses leidige Phänomen hat ja mit dem Dargebotenen gar nichts zu tun.
... link
herzbruch,
Montag, 4. April 2011, 16:50
ich bin auch schon haeufig eingeschlafen, dann allerdings auf konferenzen, gerne in einer anderen zeitzone. mein spektakulaerstes einschlafen war 2005 am MIT. 5 stunden zeitverschiebung, am vortag erst angereist, dann - und das ist immer der schwierigste moment, mittags schoen lecker essen und dann noch 5 minuten auf eine bank setzen. als ich wieder aufwachte, lief der naechste vortrag schon 20 minuten, und ausfallen lassen war aus verschiedenen gruenden keine option. ich wollte unauffaellig hineingehen, allerdings kann man sich nur schwer unauffaellig auf den einzigen freien platz, direkt vorm redner, man teilt sich einen tisch, setzen. dann sass ich da, merkte nach 5 minuten, dass ich wieder schlafen moechte, stuetzte den kopf auf, dann fiel mir ein, dass ich mir ja ueberlegt hatte, dass kopfaufstuetzen das einschlafen noch unterstuetzt, setzte mich also kerzengerade und unaufgestuetzt hin und fiel einige minuten spaeter mit einem lauten 'rumms' vornueber mit der stirn auf die tischplatte. mehr haette kein mensch stoeren koennen.
(und dann denkt man ja hinterher, das waere vielleicht alles doch gar nicht so sehr aufgefallen und nur man selber sei so peinlich beruehrt, bis man dann 4 wochen spaeter seinen kalifornischen doktorvater irgendwo trifft und der das gespraech einleitet mit "so, you fell asleep, huh?")
(und dann denkt man ja hinterher, das waere vielleicht alles doch gar nicht so sehr aufgefallen und nur man selber sei so peinlich beruehrt, bis man dann 4 wochen spaeter seinen kalifornischen doktorvater irgendwo trifft und der das gespraech einleitet mit "so, you fell asleep, huh?")
... link
themelody,
Dienstag, 5. April 2011, 01:54
:D
Es gibt so viele Wege, unvergesslich zu werden :-)
Es gibt so viele Wege, unvergesslich zu werden :-)
... link
ilnonno,
Dienstag, 5. April 2011, 02:04
Verlassen Männer nicht sowieso nur das Haus, um Beute zu machen?
... link
herzbruch,
Dienstag, 5. April 2011, 02:06
ein schoenes zitat vom manne zur nacht:
(szenario: tag des denkmals, bei denkmal 1 hat er schon 2 wuerstchen und 4 stuecke kuchen gegessen, denkmal 2 hat leider keine gastronomie)
"von kultur allein kann man auch nicht leben."
(szenario: tag des denkmals, bei denkmal 1 hat er schon 2 wuerstchen und 4 stuecke kuchen gegessen, denkmal 2 hat leider keine gastronomie)
"von kultur allein kann man auch nicht leben."
... link
... comment
jean stubenzweig,
Montag, 4. April 2011, 17:22
In jüngeren Jahren
lernte ich einen Mann kennen, der kulturelle Veranstaltungen deshalb bevorzugt aufsuchte, weil er dort am besten und vor allem endlich mal schlafen konnte. Er hatte zuhause eine recht umfangreiche Familie.
... link
ilnonno,
Dienstag, 5. April 2011, 02:06
Großartig!
Das erinnert mich an den Mann, der in den Krieg zog, weil er mehr Angst vor seiner Frau als vor dem Feind hatte.
Das erinnert mich an den Mann, der in den Krieg zog, weil er mehr Angst vor seiner Frau als vor dem Feind hatte.
... link
herzbruch,
Dienstag, 5. April 2011, 02:08
das koennte ich mir fuer diesen hier auch gut vorstellen ;-)
(darf man kriegsgags machen? ach, was solls, ich bin hier ja der bestimmer. also.)
(darf man kriegsgags machen? ach, was solls, ich bin hier ja der bestimmer. also.)
... link
... comment
croco,
Mittwoch, 6. April 2011, 00:59
Er kommt nur mit, wenn er glaubt, dass es zumindest eine Schießerei oder ein Autorennen gibt.
Also Kino.
Im Theater schläft er, auch in der Oper.
Es passiert ja nichts, sagt er.
Er könne ruhig eine halbe Stunde wegnicken, die Handlung wäre danach nur unwesentlich verändert.
Trotzdem kam er mit ins Burgtheater.
Er könne mich doch mit sowas nicht alleine lassen.
Richard, der Dritte, im Berliner Ensemble, gefiel ihm sehr.
Jetzt sei es aber fast doch zu viel Blut gewesen, zum Schluß halt.
Männer!
Also Kino.
Im Theater schläft er, auch in der Oper.
Es passiert ja nichts, sagt er.
Er könne ruhig eine halbe Stunde wegnicken, die Handlung wäre danach nur unwesentlich verändert.
Trotzdem kam er mit ins Burgtheater.
Er könne mich doch mit sowas nicht alleine lassen.
Richard, der Dritte, im Berliner Ensemble, gefiel ihm sehr.
Jetzt sei es aber fast doch zu viel Blut gewesen, zum Schluß halt.
Männer!
... link
... comment