Samstag, 4. Januar 2014
Nicht-Tagebuchbloggen: 108
2013 war im großen und ganzen nicht so furchtbar wie 2012, aber auf der suche nach den höhepunkten musste ich mich schon ein bisschen anstrengen.

auf der einen seite ist es erfreulich, dass ich nach 18 jahren aktiver sprachwissenschaft den besten, fundiertesten und interessantesten vortrag meines lebens gehalten habe. quasi das destillat all dessen, was mich in den letzten 2 jahrzehnten fasziniert hat, konnte mit einfließen, und die forschung - auch ist das in meinem fach vielleicht trotz allem uninteressant - war bahnbrechend. schade, dass es, wenn jetzt alles schlecht läuft, mein letzter vortrag war. und damit kommen wir zum hauptteil von 2013. warten. seit februar warte ich ununterbrochen, und das ergebnis wird noch ein paar tage auf sich warten lassen. fast ein jahr gewartet, das ist doch auch vertane lebenszeit. ich weiß jetzt, wie prinz charles sich fühlt.

und dann der eigentliche höhepunkt 2013. ich hole etwas weiter aus. zu beginn des jahres war ich mit frau n. in einem damenoberbekleidungsgeschäft, welches gerade schlussverkaufschnäppchen hatte. ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass wir ohne weiteres einen bus zum transport der waren hätten brauchen können, doch das nur am rande. das sieht man in düsseldorf ja momentan bei primark auch sehr schön, allerdings rede ich jetzt von einer anderen sorte laden. egal. jedenfalls kaufte ich dort ein kleid, obwohl ich ja nie kleider trage. ein 60er jahre etuikleid in irgendwas mit anthrazit. ich weiß noch nicht einmal, wie ich darin aussehe, das ist aber auch vollkommen egal, denn das kleid ist schön und ich fühle mich darin komfortabler als im schlafanzug, nur eben richtig angezogen. ich trug das kleid viel und gerne, und wie mit allen anziehsachen oder schuhen, die ich gerne trage, hatte ich bald das bedürfnis, ein zweitexemplar zu kaufen. ja genau, ich kaufe alles doppelt, und das ist auch gut so.

der schlussverkauf war allerdings vorbei, und alle kleider waren weg. für einen kurzen moment war ich traurig, dann entsann ich mich meiner digitalen affinität und kaufte das kleid bei irgendeinem dubiosen onlinehändler. das paket kam, doch da das alte kleid noch gut in schuss war, legte ich das neue unausgepackt in den schrank, nach ganz unten.

die monate gingen ins land, es wurde sommer, ich kaufte 8 andere kleider dazu, die jahreszeitlich angemessener waren, und dachte hin und wieder an das neue alte kleid im schrank. dann kam irgendwann der punkt, an dem mir auffiel, dass ich zwar furchtbar viele kleider gekauft hatte, eine farbe aber komplett vernachlässigt worden war: braun. wie die meisten von ihnen ja wissen, trägt frau n. nie braun, ich allerdings hin und wieder gerne. da aber auch alles an mir braun ist, sieht das ganz gut aus. nun hatte ich also 3 paar braune stiefel und gar kein braunes kleid. zu verschiedensten gelegenheiten weinte ich mich darüber aus, dass ich so gerne ein braunes kleid hätte, am besten so eines wie mein lieblingskleid. ich fing sogar das nähen an, teils, damit der mann endlich mal hemden mit wenig bauch und viel arm tragen kann (vertagt), teils, damit ich mir mein superkleid noch 20 mal nachschneidern kann (vertagt, aber das kind sieht jetzt immer sehr schick aus).

sie denken jetzt natürlich, ich kriege den bogen zum höhepunkt des jahres 2013 nicht mehr, und ich möchte sie nicht weiter auf die folter spannen. am 29. november 2013 holte ich das paket mit dem neuen alten kleid aus dem schrank, weil ich es für eine party brauchte (kleid ist quasi knitterfrei). ich öffnete es, und was soll ich sagen? der händler hatte sich 10 monate vorher vertan und ein braunes reingesteckt. ich habe ein braunes kleid, und zwar mein lieblingskleid. besser wird es nicht mehr.

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Der Höhepunkt gefällt mir. :-)

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Wenn das mal kein gutes Zeichen für die Beruslaufbahn ist.
Irgendwann bekommt man das, was man braucht.
Und wenn es noch so abgehangen ist.
Das wird schon.

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Es gibt eine Person, die ich zum Thema Glücklichsein besonders gern zitiere,

nämlich John Finnemore. Der hat unter anderem das hier geschrieben (ein Zitat aus Cabin Pressure):

ARTHUR: I'm fairly often just completely happy. Like, for instance, when you get into a bath quickly and it's just the right temperature, and you go "ooooh". I mean really no one gets any happier than that.

MARTIN: What a depressing thought.

ARTHUR: No, no, it's not though, because those sort of things happen all the time, whereas you're hardly ever, you know, blissfully happy with the love of your life in the moonlight, and when you are, you're too busy worrying about it being over soon, whereas the bath moments, there's loads of those.

Insofern, ist doch schön, das mit dem Kleid. (Ich hab ja wenigstens eine Wissenschaft, wo ich ganz ganz viele kleine Dinge hab, über die ich mich freuen kann. Z.B. wenn mein Tonmineral so richtig schön fluffig ist. Oder ein Kaliumchlorid-Kristall, der sich zufällig an einer alten und vergessenen Elektrode gebildet hat und der so wunderschön ist, dass ich ihn vorsichtig abgelöst hab und in ein Gläschen transferiert hab, damit ich ihn mir immer dann ankucken kann, wenn ich Lust habe.)

(PS: John Finnemore hat auch das hier geschrieben.)

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