Mittwoch, 6. Januar 2021
Broom
In meinem ungebrochenen Willen, mich antizyklisch zu verhalten, fange ich jetzt am Ende der ruhigen, zwanghaft besinnlichen Zeit an, auszumisten. Nun, da eigentlich alle fertig sind und entweder entspannt im Sessel oder in irgendwelchen oben-Bluse-unten-Jogginghose Meetings sitzen, organisiere ich meine Tage so, dass ich permanent irgendeinen kleinen Ort entrümpeln kann.

Heute ist mein Schlafzimmer dran, welches seit Silvester vollkommen chaotisch aussieht. Das kann so nicht bleiben. Vor der Ankunft von Familie N habe ich dort schnell einen Wäscheständer versteckt, der jeden möglichen Laufweg verstellt, zudem habe ich mich in der Nacht ja mehrfach umgezogen, und all die getragenen Sachen liegen unsortiert auf der Kommode. Durch den verstellten Laufweg habe ich auch keinerlei frische Wäsche mehr eingeräumt, und das, wo ich doch seit einem halben Jahr ein sehr hartes Marie Kondo Regime in meinen Schränken und Schubladen führe. Ich habe sogar meine Kopfkissenbezüge gerollt. Es muss also auch an dieser Stelle das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Was in 2020 noch so aussah



ist in 2021 nicht einmal mehr erreichbar, so zugestellt ist alles. Und da Außen ja auf Innen wirkt, wird jetzt brav alles gefaltet und gerollt, dann noch saugen, und schon ist das Zimmer wieder schön.

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Aufräumen ist mein exhale
Ich merke mit steigender Ordnung wirklich körperliche Erleichterung, als ob die Anspannung abfällt, das gesamte Unbehagen, das mich vorher unbewusst begleitet hat. Der Blick über einen aufgeräumtes Wohnzimmer fühlt sich an wie ausatmen, deswegen dieser bescheuerte esoterische Titel. Ich wünsche Ihnen sehr, dass sich ein ähnlicher Effekt bei Ihnen im Schlafzimmer einstellt.

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Ich wüsste gerne, ob das dann bei Ihnen die optische Erleichterung ist, oder die organisatorische.

Ich für meinen Teil funktioniere auf beiden Ebenen, bin aber zusätzlich auch noch sehr faul. Ich kann optisches Chaos nicht gut ertragen, und je konzentrierter ich sein muss, desto weniger Reize möchte ich um mich rum haben. Da kann mich schon mal eine Brötchentüte im Homeoffice sehr aus der Fassung bringen.

Andererseits - und da ist mein Schlafzimmer das Paradebeispiel, wie es aussieht, wenn ich in den Himmel komme - wünsche ich einfach Übersicht über alles, was ich habe. Da hat in den letzten Jahren "bekannt" das Prinzip "viel" abgelöst. Ich habe immer gerne schöne Bettwäsche gekauft, habe aber irgendwann verstanden, dass ich ja immer nur alternierend die beiden Sets, die obenauf liegen, benutze, der Rest stellt mich höchstens vor das Problem, dass ich die Bettlaken nicht ordentlich gefaltet kriege und dass Bettwäsche, die natürlich im Gegensatz zu der meiner Kindheit nicht gebügelt ist, nun mal nicht ordentlich im Schrank liegt. Also habe ich eines Tages alles bis auf zwei Sets und mehrere Kissenbezüge dem Sozialkaufhaus geschenkt, denn mehr als zwei brauche ich nicht. In dem einen Set schlafe ich, das andere wasche ich. Problem gelöst. Die Kissenbezüge habe ich so gelagert, dass ich nicht nur die oberen beiden nehme und dann irgendwann mal Lust auf einen von unten habe, der dann nach Schrank riecht, und seitdem ist auf dem Gebiet alles gut.

Ich möchte nach 14 Jahren Zusammenleben nie mehr etwas suchen müssen. Das ging letztendlich nur durch allerstriktestens getrennte Wohnbereiche, wodurch die Teile, die ich seitdem schon durchsortiert habe, eigentlich auch schnell wieder erledigt sind. Ich atme auf, wenn ich im Sessel sitze und weiß, wo der Schneebesen ist. Klingt verrückt, aber wann immer ich meinen Mann bitte, etwas zu besorgen, sagt er reflexartig "das muss ich eben suchen". Ich könnte so nicht leben, das weiß ich, wir haben das probiert.

Jetzt ist also auch die Hygiene-Nachschub-Schublade sortiert und geordnet, das war Frau Novemberregen ein großes Anliegen, und jetzt kann ich immer sehr schnell entscheiden, ob ich Deo brauche oder nicht. Ein Traum.

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Das ist eine hervorragende Frage.
Ich komme zu dem Schluss, dass es die optische Klarheit ist, die mir dann auch wieder innere Ruhe verschafft. Präpandemisch hatte ich einen guten Überblick über die Organisation unseres Besitzes, dann ging ich Einkaufen, um einen Grund das Haus zu verlassen und besitze nun Haarspray in Mengen, die für die nächsten zwei Jahre sicher genügen.
Da war das Aufräumen des Schrankes im Bad dann auch sehr erhellend.

Das leidige Thema "Dinge suchen":
Ich finde Ihr Konzept strikt getrennter Wohnbereiche interessant, aber wie sieht es mit gemeinsam genutzten Wohnbereichen (Küche, Bad, Wohnzimmer) aus? Fügen sich Ihre Haushaltsmitglieder in Ihre Ordnungsvorstellung?
Ich weigere mich nach fünfzehn Jahren Beziehung neuerdings, die Dinge meines Mannes mitzusuchen. Alles im Haus hat seinen Platz, 20% davon zumindest ungefähr, der Rest sehr genau. Wenn mein Mann seine Dinge sucht, und dann im Tempo zulegt, während er sucht und laut vor sich hinredet und mich fragt, wo er das hingelegt hat, steigt mein Adrenalinspiegel und es dauert, bis der wieder sinkt. Seitdem ich mich weigere, mitzusuchen, vor allem Dinge, die er ausschließlich benutzt und in der Hand hat, sucht er immer noch laut, aber es tangiert mich nicht und er fragt mich auch nicht mehr.
Kann sich ja aber auch keiner ausmalen, dass man nach so langer Zeit noch anfängt, einem erwachsenen Menschen wieder die Verantwortung für seine Besitztümer beizubringen. Aber zu so einer Entwicklung gehören ja auch immer zwei.

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Ah nein, das mache ich nicht, bin ja nicht Don Quixote! Und wir sind ja etwas eigentümlich organisiert, so dass jeder seinen eigenen Wohnbereich haben kann bzw. hat. Die klassischen „Familienwohnbereiche“ sind mir zugeordnet, mein Mann hat ein eigenes Bad), und die können benutzt werden, wenn alles anschließend wieder da ist, wo es vor der Benutzung war. Es gibt einzelne Ausnahmen, wie zB die Küchenschere, deren Benutzung besondere Sorgfalt erfordert. Ist die nämlich nicht an ihrem Platz, wird sie nicht mehr benutzt. Also die Küche. Aufgrund meiner aufbrausenden Art in diesem Thema klappt das in etwa 90% der Fälle gut. Klare Regeln, die man dann nur noch einhalten muss, helfen da allen Beteiligten. (Aber wie gesagt. Mein Mann ist auf dem Chaos-Gebiet auch sicher nicht repräsentativ. Er hat da wirklich einen schweren „Punkt“).

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