Mittwoch, 8. September 2021
I'm so excited - I just can't hide it
Ich möchte den werten Herrn Buddenbohm, der neulich erzählte, dass auch er unter durcharbeiteten Wochenenden leidet, dringend und lautstark ermutigen, einen Weg zu finden, das zu ändern. Ich bemerke an mir vollkommen unerwartete Fähigkeiten und eine Euphorie, die ich so intrapandemisch - und da kann NRW jetzt machen, was es will, für mich ist es noch intrapandemisch - noch nie beobachtet hatte. Vielleicht kommt jetzt nach der Periode, in der ich so unentspannt war, wie noch nie in meinem Leben, die Phase, in der ich so tief entspanne, dass ich am Ende hoffe, dass die Pandemie nie mehr aufhört.

Wie genau ich das geschafft habe, kann ich gar nicht sagen, es begann mit der inneren Ansage, die Wochenende freihalten zu müssen zwecks Regenerierung, um das zu erleichtern, begann ich morgens etwas früher zu arbeiten, okay, recht früh, aber das ist ja egal, dann ruft nämlich auch niemand an, und dann trat ein ungeplanter aber sehr willkommener Faktor ein: Durch echte freie Tage bin ich entspannter und habe mehr Energie, was mich an unfreien Tagen zügiger und effizienter sein lässt, was ein bisschen unerwartet ist, ich fand mich immer sehr zügig und effizient, aber wo noch so viel Luft nach oben ist, naja. Ist halt noch viel Luft nach oben. Durch diese neue Zügigkeit habe ich die Möglichkeit, noch immer vollkommen entspannt nicht nur die Wochenende zu verplanen, sondern auch einzelne Slots in der Woche zu füllen mit Dingen, die schön sind, woraufhin ich morgens aufwache und mich freue und direkt noch viel motivierter an den Schreibtisch (förmlich) tanze.

Heute zum Beispiel treffe ich Frau Merkel. Also ich sie, unidirektional, sie wird mich nicht sehen, ich sitze nicht in der ersten Reihe. Das ist schade, dann können Sie mir nicht winken, es gibt nämlich einen Livestream den Sie gerne gucken können. Da wir bei dieser Veranstaltung das Zusammentreffen von Corona und Kanzlerin im geschlossenen Raum haben, gibt es ein Sicherheitskonzept, das mir vorgab, heute noch etwas früher mit der Arbeit zu beginnen, ich muss früh los.

Morgen muss ich dann den Merkelrückstand wieder ein bisschen reinarbeiten, und Freitag - wie Sie aus den letzten Wochen wissen neuerdings der beste Tag - werde ich schon wieder morgens ganz euphorisch sein, da ich etwas abgeben muss, und das muss halt früh sein, nach der Schule muss ich nämlich mit Jonathan in die Welt des Vintage Drip einsteigen. Abends bin ich mit meinem Liebllingskollegen zum virtuellen Weintrinken verabredet, das wird auch super. Samstag wird dann direkt ein ganzes Feuerwerk. Morgens werde ich ausschlafen, sollten Fragen entstehen, werde ich erklären, dass einmal Vintage Drip Tour so viel zählt wie fünfmal Wocheneinkauf. Dann werde ich mich umdrehen und irgendwann aufstehen und zur Saisoneröffnung des Sportvereins gehen. Das wird hervorragend, ich freue mich auf die Leute und das Geräusch von quietschendem Hallenboden unter 30 Jahre alten Handball Spezial. Irgendwann verschwinde ich kurz, ziehe mich wieder um und gucke dann zum gefühlt 10. Mal Rheingold im Schauspielhaus. Also vorm Schauspielhaus. Sonntag plane ich ein Hundeerlebnis ohne Nahtoderfahrung.

Und wie das dann so ist... muss ich dann in der kommenden Woche noch mal sehr in Vorleistung gehen, denn zum krönenden Abschluss fahre ich noch einmal in Urlaub. Naja, Urlaub ist es eigentlich nicht, ich habe ja eine Mission. Da mein Parfum (ja, genau, schütteln Sie sich ruhig!) in Deutschland sehr schwierig zu kriegen ist und ich eine Flasche Parfum und drei Stücke Seife brauche, fahre ich mit Frau Klugscheißer eine Woche nach Italien, um dort in Florenz einfach selber alles in der Apotheke abzuholen, was benötigt wird. Ach, das wird alles so furchtbar entspannend. So. Und jetzt pssst. Ich muss arbeiten, heute treffe ich Frau Merkel.

(Da ich übrigens in der Vergangenheit durchaus schon den ein oder anderen Politiker treffen musste, also in echt, mit Herrn Rüttgers habe ich einst Lasagne gegessen und hatte wirklich Angst um seine Zähne... kann ich Ihnen sagen: Muss auch nicht sein. Wobei ich vielleicht mit Frau Merkel als einziger Person wirklich Lasagne essen wollen würde. Ich hätte Themen in petto.)

... comment

 
(Meine Güte, ich bin schon so vor der Welle, dass ich vor Frau Merkel eventuell noch Mittagessen und kleine Waldrunde einplanen kann.)

... link  


... comment
 
Ich habe mal mit Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Gummibärchen gegessen und hätte ihr gern meinen Apfel geschenkt, denn sie hatte offenkundig Hunger, aber einen Haufen Termine. Leider fand ich keinen Weg, ihr den unauffällig zu überreichen, und wer weiß, vielleicht hätte sie oder ihr Referent eh gedacht, dass der vergiftet ist.

Mit Bundesfamilienministerin Kristina Köhler (war noch vor ihrer Hochzeit) habe ich auch mal Häppchen gegessen. Was macht die eigentlich heute? Und Mitte der 1980er schüttelte mir Johannes Rau mal die Hand und wollte irgendetwas von mir wissen - ich wusste gar nicht, wie mir geschah, geschweige denn, wer dieser Mann war, der da mit größerem Gefolge vor mir stand.

... link  

 
Puh, Kristina Köhler hätte ich nie treffen wollen. Die unterstützt jetzt Gruppen, die gegen Masken in Schulen demonstrieren, weil die Kinder so leiden, was dazu führte, dass zwischenzeitlich Jonathans Schule darum bat, die Unterstufenkinder wenn möglich bis zur Eingangstür zu bringen, damit die nicht so durcheinander sind mit all den Irren vorm Schultor, die ihnen erklären, dass sie gequält werden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe tatsächlich mehrere MPs in NRW kennenlernen dürfen, lustigerweise jedes Mal in anderer Funktion. Rüttgers: Lasagne. Rau (damals war ich ganz jung und arbeitete im Lokaljournalismus): Termin in einem Rathaus, Treffen in der Kantine, dort saß er in einer dunkelblauen Wolke unter dem Schild "Bitte nicht rauchen!", was ich fotografierte, was wiederum nicht gedruckt wurde. Und die schönste Begegnung war mit Clement im Landtag. Da war früher (vielleicht heute noch, keine Ahnung) freitags immer ein geselliger Umtrunk in der SPD Fraktion, ich war eingeschmuggelt, irgendwann stand er neben mir und die Person, die mich eingeschmuggelt hatte, sagte: "Ah, Wolfgang, darf ich dir jemanden vorstellen?", dann streckte ich meine Hand aus und sagte meinen Nachnamen, er streckte seine Hand aus und sagte "Wolfgang", und dann war ich als Nicht-SPD-Mitglied aufgeflogen.

... link  

 
Es geschah nicht freiwillig.

... link  


... comment
 
Balance! Ganz wichtig.

... link  


... comment