Donnerstag, 21. Januar 2010
Dass mit der Zeit Vieles anders wird,
hatte ich ja schon erwaehnt. ob ich nun einfach entspannter geworden bin, oder ob die tatsache, dass ich inzwischen 12 stunden pro tag entweder rennen oder krabbeln oder hieven muss, um das abenteuerlustige, inzwischen spindelduerre kind vor sich selbst zu schuetzen, ist schwer zu sagen. wo noch vor ein paar monaten alles, was in die naehe vom beebie kam, sorgfaeltigst und oekobilanzverbrecherischst sterilisiert wurde, sitze ich heute in der krabbelecke der buchhandlung unseres vertrauens recht gefasst daneben, wenn beebie ona auf dem teppichboden (ih) eine uralte, zertretene salzstange findet und sie laut schmatzend in den mund steckt. ich hole sie zwar wieder raus, weniger allerdings aus ekel, als aus gruenden der erstickungsgefahr. auch die mandarinenschale, die er am gleichen ort in der ecke fand, popelte ich wieder raus aus dem mund, aber naja, das haelt mich alles nachts nicht wach. der relative tiefpunkt war dann vorgestern erreicht, als der beebie morgens vor dem sofa sass, etwas kleines aufhob, in den mund schob, ein bisschen drauf kaute und dann wieder aus dem mund holte, nur um es dann genauer zu untersuchen. ich griff ein und was fand ich? getrockneter augenschnodder vom mops. (bitte nicht gleich das jugendamt schicken. war nach dem aufstehen, also vor dem saugen.) man lernt also, mit allem zu leben und hat auch schon lange innerlich vor der situation, naemlich dass gnadenlos alles im mund verschwindet und mit lautem mmmmhhhh gekaut wird, abgefunden. und bislang bekommt ihm das alles bestens.

die umwelt, die entweder kinderlos ist, oder deren leben mit 10monatigem berserker schon lange her ist, hat da weniger verstaendnis, scheint es. heute abend, in eben dieser besagten buchhandlung unseres vertrauens. herzbruch und beebiefreundin sitzen erschoepft und ausgelaugt (immerhin hat h. zum beispiel die beebies o. und a. gleichzeitig auf dem arm durch die komplette kinderabteilung des kaufhauses getragen, da die beebiefreundin mal kurz austreten musste und die beebies o. und a. die gelegenheit nutzten, um sich in der krabbelecke highspeed in unterschiedliche richtungen zu verabschieden... klassisches dilemma. das eigene liegt einem im notfall ja doch ein kleines bisschen mehr am herzen, fuer das andere hat man aber gerade die aufsichtspflicht, also einer rechts, einer links, bin ja privat versichert, das kriegt man mit einer kleinen kur alles wieder hin) beim kaffee. beebie ona ist ebenso erschoepft auf herzbruchs schoss, beebie arthur hat sich einen dinkelkeks geschnappt und sitzt vor uns auf dem boden (von dem wir noch vor einigen monaten fanden, hier koenne man die kinder ja NIE krabbeln lassen, sei ja doch ein bisschen schmuddelig.) da sitzt arthur also, isst dinkelkeks und ist niedlich. ein aelteres ehepaar haelt direkt vor uns an und beobachtet das sitzende kind ganz entzueckt. der keks ist inzwischen auf dem boden zerbroeselt, arthur ist aber eh abgelenkt mit der performance seiner 'look at me, i'm cute' nummer. nummer wirkt, leute werden immer entzueckter, bis arthur einen kekskruemel nimmt und in den mund steckt. die dame ist entsetzt und alarmiert sofort die beebiefreundin. "das kind isst etwas vom boden." die beebiefreundin kann sich in den gemuetlichen polstersesseln nicht mehr aus eigener kraft in die senkrechte hieven und antwortet: "ach, das ist jetzt auch egal." ein fassungsloser blick, dann abgang richtung rolltreppe mit medienwirksamem kopfschuetteln.

haette ich das vor einem jahr gesehen, wuerde ich wahrscheinlich heute noch schuetteln. aber ich sag mal so: demnaechst essen sie sandkasten. der ist ja auch nicht sterilisiert. und der ist ganz, ganz bestimmt nicht weniger schlimm als dinkelkeks von fussboden.

(jetzt, wo ich es so schreibe, klingt es wieder seltsam. und dabei weiss ich, dass wir es wieder so machen wuerden.)

feuer frei.

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