Herzbruch

seit 6 wochen steht der termin fuer das gruseligste vorsingen in der geschichte der berufungsverfahren fest: 5. mai. ich habe:
1) einen vortrag, der vom kollegium fuer gut befunden ist.
2) eine praesentation, die als handout und folien gut funktioniert und fehlerfrei ist.
3) eine vortragsroutine, die mir ermoeglicht, die probevorlesung ohne wackelhaende abzuspulen
4) schuhe, die signalisieren, dass ich ordentlich angezogen bin, meine geistige kapazitaet aber nicht an modemagazinen abarbeite
5) einen rock, der sitzend und stehend gut aussieht, dann aber die nummer mit der geistigen kapazitaet...
6) eine bluse mit kelchkragen (sieht streng aus, ist gut), die zwar baumwoll ist, von weitem aber als polyester durchgehen koennte, damit die alten herren mich als einen von ihnen anerkennen.
7) in den letzten 5 wochen abgenommen, da der dauernde adrenalinspiegel an nerven und koerper zehrt, und
8) den grossen, grossen wunsch, dass sich die anspannung endlich in wohlgefallen aufloest.
9) einen grossartigen entspannungs./belohnungsprogrammpunkt fuer donnerstagabend, und
10) einen neuen termin. nochmal 2 wochen warten. nochmal 2 wochen jede nacht vor dem einschlafen feststellen, dass es aus dem zu besetzenden gebiet 1 billion moeglicher fragen gibt, die ich nicht beantworten kann. nochmal 2 wochen darueber nachdenken, was wohl die richtige antwort auf die immer gestellte frage nach der formgebung des eigenen lehrstuhls waere. nochmal 2 wochen bewerbungsdiaet, da ich maximal noch rauchen kann, wenn ich an das kommissionsgespraech denke, dann also schon wieder einen neuen rock kaufen. wo soll das hinfuehren.

ich bin erstaunlich gemischt euphorisch (der konkrete adrenalinspiegel ist leicht gesunken) und am boden zerstoert.

und jetzt trinke ich einen sekt. soviel muss drin sein.

herzbruch: "wenn wir zuhause sind, esse ich ein gefrorenes milchmixprodukt."

ona: "ona will auch produkt essen."

in der kommune herzbruch: wir bereiten uns vor.