Dienstag, 5. Januar 2021
See you on the other side
Einen Neujahrsvorsatz hatte ich vergessen zu erwähnen, oder naja, verdrängt, aber jetzt wird ja wieder gearbeitet, da hat Verdrängung keine Chance: Kein SM mehr. As in "Soziale Medien", ich bin ja von Natur aus gar nicht sozial medial. Seit August habe ich die Zeit, die ich nicht mit altnormalen Dingen füllen konnte, auf Twitter verbracht, aber seien wir mal ehrlich: Who has the time? Menschen mit mehr Impulskontrolle als ich können das vermutlich hervorragend in ihren Alltag einbauen, aber erstens wissen Sie ja, dass ich gar keinen Alltag habe, leider, und zweitens neige ich ja dazu, für Dinge zu brennen, und dann wird es auch schon mal anstrengend. Daher folgender guter Vorsatz: Twitterpause bis zum postpandemischen Altnormal, ansonsten leichter Blogbetrieb. Starting now.

(Ich habe die Mailadresse rechts reaktiviert, für Notfälle, wer weiß, was kommt, und Frau N. hält Sie natürlich engmaschig auf dem Laufenden, der folgen Sie ja eh alle.)

Bis gleich.

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Montag, 4. Januar 2021
Dagegen
Ich entscheide sehr gerne Sachen weg, zudem füge ich mich ja nur ungern. Die politische Situation rundum Corona und Schulen eröffnet mir da momentan einzigartige Aktionsradien.

Ich nehme es direkt vorweg. Heute, am 4.1.2021, also einen Tag, bevor die Ministerpräsident:innen wieder profilbildend aus der MPK raustwittern können, mache ich mich und meine Familie von der ganzen Diskussion unabhängig und tue das, was eine Erziehungsberechtigte zu jedem Zeitpunkt tun sollte: Ich entscheide, was für mein Kind das Beste ist und kündige an, dass Jonathan ab dem 11.01. gerne am Distanzunterricht teilnimmt, nicht aber am Präsenzunterricht.

Und nein. Es ist kein sinnvolles System, dass jetzt alle Bürger:innen für sich definieren, was sie für das Beste halten. Nun ist es aber so, dass ich ein sehr prinzipientreuer Mensch bin, wenngleich ich sehr wenige Prinzipien habe. Die sind dann aber unumstößlich. In der Kindererziehung habe ich eigentlich nur eins, das wird aber ausnahmslos eingehalten. Es lautet: Wenn Tod eine mögliche Folge ist, muss maximal durchgegriffen werden. Das führte in den letzten 11 Jahren dazu, dass ich meinem sehr widerstandsfähigen Kind noch nie gesagt habe, dass es sich wärmer anziehen muss, das entscheidet er selbst, andererseits habe ich in den Jahren, als wir im 2. Stock Altbau wohnten, an allen 11 Fenstern die Griffe abmontiert, da Tod eine mögliche Folge eines Fenstersturzes gewesen wäre, da wird dann halt maximal durchgegriffen.

So ähnlich bewerte ich die momentane Situation auch. Teil meines Haushalts ist neben mir (post-Schlaganfall und recht angeschlagen derzeit) und meinem Mann (noch nicht mal eine Zahnfüllung) noch mein Kind (auch sehr robust) und meine nebenan wohnende Mutter (80). So käme ich vermutlich auf 1,5 vulnerable Personen, und weder möchte ich die gefährden, noch möchte ich mein Kind mit dem Gedanken leben lassen, dass es eventuell dazu beigetragen haben könnte, dass jemand zu Schaden gekommen ist. Davon abgesehen haben wir doch inzwischen alle verstanden (soweit man zu den Menschen gehört, die komplexe Zusammenhänge verstehen möchten), dass auch fitte junge Menschen nicht an COVID 19 erkranken sollten, dass niemand eine Garantie für einen milden Verlauf hat, und dass zudem nicht nur die eigene Erkrankung ein Risiko darstellt, sondern auch die potenzielle Infektion des Umfelds.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin gut in Abwägen, und wenn ich die Gefahren gegen die Vorteile von Präsenzunterricht rechne, stelle ich fest: Mein Kind bleibt zuhause. Neben der prinzipiellen Tod-ist-eine-mögliche-Folge Überlegung stört mich nämlich folgendes Gefühl immens: Meine ureigenste Aufgabe als Elternteil ist es, dafür zu sorgen, dass das Kind sicher und wohlbehalten ist. Das sollte in der Aufgabenstellung Aufzucht immer Prio 1 haben. Diese Aufgabe gebe ich nicht ab. Nicht an Frau Merkel (die das sicher genau so sieht), nicht an Herrn Laschet, und ganz bestimmt nicht an Frau Gebauer. Diese Aufgabe ist allein meine. Und darum bleibt mein Kind zuhause.

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Freitag, 1. Januar 2021
Happy New Year
So, geschafft. Familie N ist wieder abgereist, ich sitze mit einer Wolldecke im Sessel und das auch nur, da ich nasse Haare habe und ins Bett legen mir dann unangenehm ist, fönen allerdings auch, ich überbrücke also nur, und es gibt heute auch nichts Wichtiges mehr zu tun. Aufgestanden bin ich vor 3 Stunden, und das war eigentlich das einzige Tagesziel: Aufstehen.

Ich habe mein gesamtes Leben Silvester gefeiert. Viele Veranstaltungen waren schlimm, manche waren extrem schlimm, selten waren sie wirklich gut, immer waren sie initial von der Angst vor Langeweile oder Missfallen begleitet. Silvester ist die Veranstaltung, die eine zwingt, lange zu bleiben. Vor Mitternacht gehen kann man nur, wenn man eine Magenverstimmung vortäuscht (wobei ich im Studium auch mal eine kleine Party um 22 Uhr verlassen habe mit der Begründung "mir ist das zu langweilig", aber das würde ich heute nicht mehr machen, zumal ich auch einfach nicht mehr mit entfernten Bekannten feiern würde), nach Mitternacht kann man auch nicht sofort aufbrechen, das wirkt unhöflich oder alt. 1.30h scheint mir die beste Zeit, zu gehen, es sei denn, man möchte bleiben.

Von 12 bis 32 habe ich jedes einzelne Silvester mit meiner Sandkastenfreundin verbracht, das war einfach, da man sich nicht groß kümmern musste, irgendwo kamen wir immer unter. Danach war die Kindsituation dem Ganzen abträglich, also habe ich die letzten 11 Jahre immer Dinge planen müssen, die mal besser, mal schlechter Spaß machten. Mit Familie N habe ich glaube ich in den Jahren 5 mal gefeiert, oder 6, wer weiß das schon, also fiel die Bedenkzeit, als sie neulich fragte, ob sie Silvester kommen könnten, sehr kurz, klar, das mit der Vorquarantäne hat 10 Tage lang sehr genervt, ansonsten hätte ich keine alternativen Pläne gehabt. Zudem ist ein Abend mit den Ns ja komplett risikoneutral. Entweder man amüsiert sich gut, oder man sitzt gemeinsam am Tisch und starrt auf ein Endgerät wie Zweijährige beim Parallelspiel und amüsiert sich auch gut. So oder so kriegt man den Abend also um.

Was mir nicht klar war: Dass wir ein Millennium-Silvester erleben würden (endlich, das echte Millennium-Silvester fand ich gar nicht so spektakulär). Vielleicht liegt es daran, dass man seit Monaten keine sozialen Veranstaltungen mehr besucht hat. Oder daran, dass beide Parteien seit 10 Tagen überhaupt keine anderen Menschen gesehen hatten und deshalb am Auto schon mit hektischen Flecken und vor Aufregung hyperventilierend voreinander standen und überlegten, wie das jetzt war mit dem Begrüßungsdrücken nach Quarantäne. Oder daran, dass Frau N und ich gestern so einen komischen Abend hatten, an dem man (zumindest in der eigenen Wahrnehmung) ganz viel Sekt und Cremant trinken kann, 5 Flaschen zum Beispiel, ohne nennenswert betrunken zu werden. Okay, musikalisch und tänzerisch komplett enthemmt, dass ich bei der letzten Tanzrunde morgens um halb 5 noch immer angezogen war, war auch eher Zufall als Plan, und beim letzten Foto vor dem Bett mussten wir uns kurz aneinander festhalten, ansonsten wirkten wir deutlich fitter als manch anderer im Raum. Ich habe insgesamt 2 Stunden sehr wild getanzt, das war auch länger her, und mehr als 3 Stunden haben wir ungeplant Karaoke gemacht. Und ja. Das klingt uncool und schlimm. Aber. Wir hatten ja die Discokugel an. Ich sang Creep von Radiohead. Frau N sang alles von Eminem (krass, ich wusste nicht, was da in ihr schlummert), wir alle sangen Shout und - zu sehr fortgeschrittener Stunde - Rolling in the Deep von Adele, das Lied, das außer Adele meines Erachtens niemand auf der Welt singen sollte, zumindest habe ich es noch nie geglückt gehört, und 2,5 Flaschen Cremant intus machen ja musikalisch nicht feinfühliger.

Irgendwann gingen wir dann doch schlafen, und ich hatte sehr große Sorgen, mich morgens alt und mit schmerzenden Körperteilen vorzufinden... doch nichts! Der Kopf ist bestens, was insofern lustig ist, dass ich die letzten Wochen nur wenige Tage ohne Kopfweh verbringen durfte. Alles tippitoppi. Füße nicht wehgetanzt, das Sprunggelenk hat auch die Stunde Rocky Horror und Co auf Stilettos überlebt und muss nicht neu gerichtet werden, die einzige kleine Kalamität ist ein wenig Rhythmusei-RSI. Ich hatte Frau N ja nach über 40 Jahren den heißgeliebten Holzblock geschenkt, und in Stunde 2 ihres Holzblockspiels musste ich ein Konterinstrument bauen und stellte ein Rhythmusinstrument aus Schüttelbecher und Wildreis her, das dann weitere 2 Stunden gespielt wurde, nichts, was ein bisschen Diclo Gel nicht wieder hin kriegt.

So, und wie ist das jetzt mit 2021? Hatten wir ja gestern bereits besprochen: Sehr beschissen. Um dennoch ein wenig Euphorie bei Zielerreichung in mein Leben einzubauen, gibt es dieses Jahr erstmals seit... naja, vielleicht seit immer, wieder gute Vorsätze, die allerdings fast alle aus dem medizinischen Bereich stammen.

1) Wie auch in 2020 (mit der Ausnahme von Dezember und einer sehr kleinen Ausnahme im Oktober) gibt es ab heute wieder keinen Zucker und keine Süßigkeiten. Das ist aber inzwischen so trainiert, dass ich noch meinen gesamten Weihnachtsteller da liegen habe, ohne die Sachen essen zu wollen. Ich habe Schoko scheinbar hinter mir gelassen in 2020.

2) Die Latte wird allerdings ein wenig höher gelegt. Ich erhöhe auf Kein-Alkohol-außer-Freitag-und-Samstag. Low hanging fruit.

3) Die medizinischen Ziele müssen eigentlich alle, naja, 2 davon, in Q1 schon abgearbeitet werden.

- Arztbesuch 1: Gynäkologe. Das wäre wirklich mal Zeit, habe ich nämlich sehr schleifen lassen in den letzten Jahren. Termin wird nächste Woche gemacht. Nachdem ich einen gefunden habe.
- Arztbesuch 2: Metallentfernung aus dem Fuß. Muss. Dringend.
- Arztbesuch 3: Hypophysen MRT von 2018/2019/2020 nachholen. Muss. Dringend.

Das klingt doch überschaubar. Aber jetzt erst mal wieder schlafen.

Frohes Neues Jahr Ihnen allen.

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