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Sonntag, 7. Februar 2021
Whom
herzbruch, 16:15h
Heute bin ich müde. Ich habe mich im im besten Sinne nachts verdistanzt, was zu deutlich zu wenig Nachtschlaf führte, eventuell gab es einfach keinen Nachtschlaf, und jetzt erinnern wir uns alle kurz daran, dass ich ja neuerdings alt bin und die Stamina intrapandemisch auch täglich weniger wird. Daher: Heute Sessel. Ich bin aufgestanden, habe Mann und Kind zum Rodeln verabschiedet, bin sogar duschen gegangen und habe mich angezogen, also richtig, mit Knopf und allem, da ich ja auch in Lockdownmonat 11 noch immer keine Loungewear besitze, um dann erstmals seit März 2020 zu denken: "Das hätte ich mir jetzt aber auch alles sparen können, Hose mit Knopf, who am I kidding?" Wobei ich mir jetzt gerade in erster Linie denke "warum sagen alle who, müsste es nicht whom heißen, aber in meinem ganzen Leben hab ich noch niemanden "whom am I kidding" sagen hören, aber vielleicht ist das vergleichbar mit "Mary and I" versus "Mary and me", aber das schreibe ich lieber nicht, sonst haben wir hier das nächste Thema. An der Stelle hätte ich besser mit dem Denken aufgehört.)
Also: Ich bin heute zu müde, um das zu besprechen, ich meine aber, mich zu erinnern, dass ich das mal mit Herrn Rau sehr ausführlich besprochen habe, vielleicht ist er bereit, kurz einzuspringen.
Und dann gibt es noch Anlass, über Thomas Anders zu sprechen. Dank der Kombi Blog und Podcast bin ich ja schon lange zur gläsernen Person geworden, aber ein kleines Element meiner dunklen Vergangenheit habe ich Ihnen bislang vorenthalten. Und das hat mit Liebe zu tun. Da ich in einer sehr eintönig dunkelhaarig-braunäugig ausgestatteten Familie großgeworden bin, habe ich in sehr jungen Jahren bereits beschlossen, dass mein späterer Mann blond und blauäugig sein muss. Spoiler: Nicht ein einziger Mann an meiner Seite war je blond und blauäugig. Geheiratet habe ich schwarz und grünäugig, auf dem Weg dorthin gab es verschiedene Varianten von nicht-blond und nicht-blauäugig. Der erste Mann, den ich geküsste habe, war - ja - Thomas Anders. Ich war sechs, über meinem Bett hing ein Poster von Modern Talking, und jeden Abend vor dem Schlafengehen hielt ich dem Blonden/Blauäugigen Bohlen die Augen zu und küsste Thomas Anders auf den Mund. Zwischenzeitlich hatte ich die Nora Kette abgeklebt. Ich war schon sehr früh sehr irre. Andererseits denke ich, dass auch hier ein Fall einer sehr günstigen Entwicklung trotz ungünstiger Prognose vorliegt. Ich käme heute nicht mehr auf die Idee, Thomas Anders zu küssen, und da gibt es tatsächlich auch andere Geschichten.
Ich fahre ja regelmäßig mit dem Hund an die Mosel, und dort habe ich vor zwei Jahren eine wirklich großartige alte Mühle gefunden, in der man sich in das 11. Jahrhundert zurückversetzen lassen kann und leckeres Essen bekommt. Und das ist - halten Sie sich fest - so plauderte der Juniorchef, der immer von Tisch zu Tisch flaniert, mal aus, ein präferiertes Lokal von Thomas Anders, wo sich auch immer der Fanclub trifft und generell einfach Fans speisen, immer in der Hoffnung, den Meister einst live dort beim Essen anzutreffen. Überleitung in ein wirklich sehr durchschnittliches Restaurant im rheinländischen aber düsseldorffernen Kontext.
Aufgewachsen bin ich ja linksrheinisch, und dort gab es ein sehr ländliches und rustikales Restaurant, wo man zum Beispiel hervorragende Pfannekuchen essen kann. Das hat mich in der Schulzeit schon begleitet, und vor nicht allzu langer Zeit waren wir unterwegs, haben Zeit vertrödelt, dann hatten plötzlich alle Hunger, dann schlug ich vor, wir könnten dort abendessen, und dann taten wir das. Es hat sich nichts geändert, auch nicht die Speisekarte. Ich bin 44. Es gibt sie noch, die guten Dinge.
Jedenfalls nahmen wir Platz, ich auf der einen Seite, Mann und Kind auf der anderen Seite des Tisches, hinter denen stand ein weiterer besetzter Tisch mit gut aber rustikal gekleideten Menschen, derer drei. Zwei Frauen, ein Mann. Speisekarten kamen, Mann und Kind lasen, ich guckte rum (esse seit 34 Jahren das gleiche Gericht), dann kam der vierte, fehlende Mensch vom Nachbartisch vom Klo, und Sie haben es kommen sehen: Es war Thomas Anders. Küssen wollte ich ihn nicht, es gab nicht den geringsten Impetus, ich wollte auch nichts anderes, aber mir war SEHR daran gelegen, dass der Mann weiß, dass er gerade den Stuhl für Thomas Anders ranrücken musste, weil der vom Klo wiederkam. Einfach sagen hielt ich für keine Option, ich denke von mir als eine Person, die nicht laut "Thomas Anders" schreit, wenn der vom Klo kommt. Also nahm ich mein Handy, erntete einen neidischen und einen bösen Blick, schrieb meinem Mann eine SMS mit dem Text "hinter dir sitzt Thomas Anders", der musste dann auch direkt aufs Klo, wir beschlossen, dass die Kamera nicht zwingend 10 pounds adds, manchmal sind die wohl einfach da, und dann aßen wir entspannt weiter. Am Ende ließ Ona sich draußen vor dem dicken Auto fotografieren, und weil wir mitten auf dem Land standen ohne Zeugen, habe ich das gemacht. Das Foto zeige ich Ihnen aber nicht.
Also: Ich bin heute zu müde, um das zu besprechen, ich meine aber, mich zu erinnern, dass ich das mal mit Herrn Rau sehr ausführlich besprochen habe, vielleicht ist er bereit, kurz einzuspringen.
Und dann gibt es noch Anlass, über Thomas Anders zu sprechen. Dank der Kombi Blog und Podcast bin ich ja schon lange zur gläsernen Person geworden, aber ein kleines Element meiner dunklen Vergangenheit habe ich Ihnen bislang vorenthalten. Und das hat mit Liebe zu tun. Da ich in einer sehr eintönig dunkelhaarig-braunäugig ausgestatteten Familie großgeworden bin, habe ich in sehr jungen Jahren bereits beschlossen, dass mein späterer Mann blond und blauäugig sein muss. Spoiler: Nicht ein einziger Mann an meiner Seite war je blond und blauäugig. Geheiratet habe ich schwarz und grünäugig, auf dem Weg dorthin gab es verschiedene Varianten von nicht-blond und nicht-blauäugig. Der erste Mann, den ich geküsste habe, war - ja - Thomas Anders. Ich war sechs, über meinem Bett hing ein Poster von Modern Talking, und jeden Abend vor dem Schlafengehen hielt ich dem Blonden/Blauäugigen Bohlen die Augen zu und küsste Thomas Anders auf den Mund. Zwischenzeitlich hatte ich die Nora Kette abgeklebt. Ich war schon sehr früh sehr irre. Andererseits denke ich, dass auch hier ein Fall einer sehr günstigen Entwicklung trotz ungünstiger Prognose vorliegt. Ich käme heute nicht mehr auf die Idee, Thomas Anders zu küssen, und da gibt es tatsächlich auch andere Geschichten.
Ich fahre ja regelmäßig mit dem Hund an die Mosel, und dort habe ich vor zwei Jahren eine wirklich großartige alte Mühle gefunden, in der man sich in das 11. Jahrhundert zurückversetzen lassen kann und leckeres Essen bekommt. Und das ist - halten Sie sich fest - so plauderte der Juniorchef, der immer von Tisch zu Tisch flaniert, mal aus, ein präferiertes Lokal von Thomas Anders, wo sich auch immer der Fanclub trifft und generell einfach Fans speisen, immer in der Hoffnung, den Meister einst live dort beim Essen anzutreffen. Überleitung in ein wirklich sehr durchschnittliches Restaurant im rheinländischen aber düsseldorffernen Kontext.
Aufgewachsen bin ich ja linksrheinisch, und dort gab es ein sehr ländliches und rustikales Restaurant, wo man zum Beispiel hervorragende Pfannekuchen essen kann. Das hat mich in der Schulzeit schon begleitet, und vor nicht allzu langer Zeit waren wir unterwegs, haben Zeit vertrödelt, dann hatten plötzlich alle Hunger, dann schlug ich vor, wir könnten dort abendessen, und dann taten wir das. Es hat sich nichts geändert, auch nicht die Speisekarte. Ich bin 44. Es gibt sie noch, die guten Dinge.
Jedenfalls nahmen wir Platz, ich auf der einen Seite, Mann und Kind auf der anderen Seite des Tisches, hinter denen stand ein weiterer besetzter Tisch mit gut aber rustikal gekleideten Menschen, derer drei. Zwei Frauen, ein Mann. Speisekarten kamen, Mann und Kind lasen, ich guckte rum (esse seit 34 Jahren das gleiche Gericht), dann kam der vierte, fehlende Mensch vom Nachbartisch vom Klo, und Sie haben es kommen sehen: Es war Thomas Anders. Küssen wollte ich ihn nicht, es gab nicht den geringsten Impetus, ich wollte auch nichts anderes, aber mir war SEHR daran gelegen, dass der Mann weiß, dass er gerade den Stuhl für Thomas Anders ranrücken musste, weil der vom Klo wiederkam. Einfach sagen hielt ich für keine Option, ich denke von mir als eine Person, die nicht laut "Thomas Anders" schreit, wenn der vom Klo kommt. Also nahm ich mein Handy, erntete einen neidischen und einen bösen Blick, schrieb meinem Mann eine SMS mit dem Text "hinter dir sitzt Thomas Anders", der musste dann auch direkt aufs Klo, wir beschlossen, dass die Kamera nicht zwingend 10 pounds adds, manchmal sind die wohl einfach da, und dann aßen wir entspannt weiter. Am Ende ließ Ona sich draußen vor dem dicken Auto fotografieren, und weil wir mitten auf dem Land standen ohne Zeugen, habe ich das gemacht. Das Foto zeige ich Ihnen aber nicht.
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Freitag, 5. Februar 2021
Cake
herzbruch, 18:10h
Bis zum Beginn des Sommersemesters ist es nur noch erschreckend kurz, daher begebe ich mich schon mal vorsichtig wieder in einen gewissen Lehrmodus. Bei Frau N. hatte ich gestern angedroht, dass ich die Entstehung des "Manfred sein Auto"-Genitivs erklären könnte, und das stieß auf Interesse, also mache ich das schnell:
Hier haben wir zu tun mit der Grammatikalisierung einer ehemals ganz anders gemeinten syntaktischen Konstruktion, die quasi "umgedeutet" wurde. Zumindest am Rhein. Da sagt man nämlich "das ist Manfred sein Auto" statt "das ist Manfreds Auto" oder "das ist das Auto von Manfred". Im Niederländischen ist es gleich, da ist es "Manfred zijn auto" und wird vermutlich beantwortet mit "Manfred? Een Duitser??"
Was jedenfalls einst passierte, ist, dass Sätze wie "gestern ist Vater sein Haus abgebrannt", in denen "sein" ein Possessivpronomen ist, so wie in "Oma hat mir mein Portemonnaie geklaut", falsch interpretiert wurden. Und jetzt kann man sich das so vorstellen, dass einfach ganz viele Leute "Vater sein Haus" analog interpretieren zu "Klaus" in dem Satz "gestern ist Klaus abgebrannt", und dann dauert es noch ein paar Jahrzehnte, dass man "Vater sein Haus" als normale Possessivkonstruktion benutzt und dann eben auch "das ist Vater sein Haus" sagen kann. So war das. Etwas komplizierter ist die Possessivkonstruktion, die man häufig im Raum Solingen hört, nämlich "Mampfrettn sein Auto", wo das possessive "sein" auch noch ergänzt wird durch den rheinischen Genitivmarker -n. Übergeneralisierung vermutlich. Der Solinger möchte sehr präzise sein, daher vermutlich auch das mit den Klingen.
Ansonsten habe ich jetzt also tatsächlich wieder ein kleines nebenberufliches Hobby, und ich muss sagen: Bei aller Inbrunst, mit der ich einst aus dem akademischen Betrieb ausgeschieden bin, kann ich sagen: In der Form ist das okay. Ganz low key, wenig Arbeit und wenig Ehr, aber das passt ja zeitlich dann gut zu meinem echten Broterwerb, der ja eher viel Arbeit, wenig Ehr ist. Vielleicht freue ich mich sogar. Ja, wahrscheinlich freue ich mich. Eventuell. Meine Mutter hat jedenfalls einen Kuchen gebacken.
Hier haben wir zu tun mit der Grammatikalisierung einer ehemals ganz anders gemeinten syntaktischen Konstruktion, die quasi "umgedeutet" wurde. Zumindest am Rhein. Da sagt man nämlich "das ist Manfred sein Auto" statt "das ist Manfreds Auto" oder "das ist das Auto von Manfred". Im Niederländischen ist es gleich, da ist es "Manfred zijn auto" und wird vermutlich beantwortet mit "Manfred? Een Duitser??"
Was jedenfalls einst passierte, ist, dass Sätze wie "gestern ist Vater sein Haus abgebrannt", in denen "sein" ein Possessivpronomen ist, so wie in "Oma hat mir mein Portemonnaie geklaut", falsch interpretiert wurden. Und jetzt kann man sich das so vorstellen, dass einfach ganz viele Leute "Vater sein Haus" analog interpretieren zu "Klaus" in dem Satz "gestern ist Klaus abgebrannt", und dann dauert es noch ein paar Jahrzehnte, dass man "Vater sein Haus" als normale Possessivkonstruktion benutzt und dann eben auch "das ist Vater sein Haus" sagen kann. So war das. Etwas komplizierter ist die Possessivkonstruktion, die man häufig im Raum Solingen hört, nämlich "Mampfrettn sein Auto", wo das possessive "sein" auch noch ergänzt wird durch den rheinischen Genitivmarker -n. Übergeneralisierung vermutlich. Der Solinger möchte sehr präzise sein, daher vermutlich auch das mit den Klingen.
Ansonsten habe ich jetzt also tatsächlich wieder ein kleines nebenberufliches Hobby, und ich muss sagen: Bei aller Inbrunst, mit der ich einst aus dem akademischen Betrieb ausgeschieden bin, kann ich sagen: In der Form ist das okay. Ganz low key, wenig Arbeit und wenig Ehr, aber das passt ja zeitlich dann gut zu meinem echten Broterwerb, der ja eher viel Arbeit, wenig Ehr ist. Vielleicht freue ich mich sogar. Ja, wahrscheinlich freue ich mich. Eventuell. Meine Mutter hat jedenfalls einen Kuchen gebacken.
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Donnerstag, 4. Februar 2021
Back to school
herzbruch, 18:05h
Ich habe längere Zeit diesen Ort nicht besucht, was daran liegt, dass ich beruflich sehr eingespannt bin, und zwar mit einerseits eintöniger, andererseits hochkomplizierter Arbeit, die sich auch noch wie ein immer größer werdender Haufen vor mir auftürmt. Ich muss mich extrem konzentrieren, was mir sehr leicht fällt, wenn die Aufgabe spannend ist, und sehr schwer, wenn es mir zu eintönig wird. Wäre ich ein Kind, hätte man mir bestimmt schon irgendeinen Stempel aufgedrückt und meinen Eltern das Ritalin Rezept untergemogelt. Ich bin aber erwachsen und fertig ausgebildet, da ist das dann eher mein Privatvergnügen. Ich halte ein solches Verhalten auch für vollkommen unpathologisch, da mein Kopf einfach Besseres gewöhnt ist.
Hilfreich in der aktuellen Spezialsituation ist auch, dass ich jetzt einfach mutterseelenallein im Garten sitze und mich immer dann konzentrieren kann, wenn meine Bürokolleginnen N und C mich dazu genötigt haben, jetzt mal ordentlich Gas zu geben. Insgesamt haben wir ein sehr schönes System gefunden, uns gegenseitig am Leben zu halten. Frau C sagt in sehr regelmäßigen Abständen zu mir "TRINKEN", dann nehme ich ein Glas Wasser und trinke. Sollte ich gelegentlich unelizitiert von ganz alleine trinken, revanchiere ich mich freundlicherweise und rufe auch "TRINKEN". Frau N hingegen möchte neuerdings daran erinnert werden, dass sie zwischendurch ein wenig aufräumt, um den Feierabend besser genießen zu können. Heute ist sie allerdings mit uns in ihrem Büro und ignoriert uns zu einem Grad, dass wir sie zwar die ganze Zeit sehen, sie uns allerdings nicht mehr wahrnimmt. Bereits dreimal habe ich sie heute angerufen, um ihr zum Beispiel mitzuteilen, dass sie sich bitte stummstellen möge, wenn sie was schreddert.
Ja, so ist das hier in dem neuen Büro. Eben bin ich zum ersten Mal erschöpft in den Sessel gewechselt und direkt eingeschlafen, bis die Sonne plötzlich so stand, dass ich erwachte und kurz befürchtete, dass das Mutterschiff mich holen kommt, so hell und ufoförmig war alles um mich herum. Jetzt sitze ich zwar wieder am Schreibtisch, und die Datensätze, die es noch zu bearbeiten gilt, sind für das heutige Mindestziel gar nicht mehr so viele, aufraffen kann ich mich aber nicht.
Ich kenne dieses Gefühl aus den meisten Stadien meines Berufslebens... Wenn man über einen langen Zeitraum sehr anstrengende Dinge mit dem Kopf macht, fühlt man sich hinterher sehr erledigt. Wenn der Kopf müde ist, der Körper aber noch nicht einen Millimeter bewegt wurde, wird es noch schlimmer, das macht mich unzufrieden und unausgeglichen. Zeit für einen Spaziergang gibt es jedoch nicht, und wenn ich nicht dieses Anstrengende mache, möchte mein Kopf nur noch schlafen. Wie gerade im Sessel.
Morgen früh um 9 besiegele ich eventuell ein Schicksal, das ich so auch gar nicht mehr auf mich zurückfallen sah: Ich gehe höchstwahrscheinlich nebenberuflich (haha) wieder in den akademischen Betrieb zurück. Was ich daran sehr schade finde: Bei meinen letzten Unijobs konnte ich sehr ungehemmt über Studenten (ja, damals sagten wir so) schreiben, über Kollegen, über die allgemeine Unfähigkeit an deutschen Universitäten. Heute ginge das nicht mehr, dafür bin ich vermutlich inzwischen zu leicht zurückzuverfolgen. Immerhin kann ich dann aber demnächst eine schöne Tradition wieder aufleben lassen. Keine Ahnung, ob sich überhaupt noch eine*r erinnert.
"FERTIGGELEHRT!"
Ja, das war alles in allem so das schönste Gefühl, das ich beruflich - vielleicht sogar in meinem Leben - kennenlernen durfte: Wenn alle Vorlesungen und Seminare für die Woche durch sind. So in etwa stelle ich mir das vor, wenn die Pandemie vorbei ist. "FERTIGGELOCKDOWNT".
Hilfreich in der aktuellen Spezialsituation ist auch, dass ich jetzt einfach mutterseelenallein im Garten sitze und mich immer dann konzentrieren kann, wenn meine Bürokolleginnen N und C mich dazu genötigt haben, jetzt mal ordentlich Gas zu geben. Insgesamt haben wir ein sehr schönes System gefunden, uns gegenseitig am Leben zu halten. Frau C sagt in sehr regelmäßigen Abständen zu mir "TRINKEN", dann nehme ich ein Glas Wasser und trinke. Sollte ich gelegentlich unelizitiert von ganz alleine trinken, revanchiere ich mich freundlicherweise und rufe auch "TRINKEN". Frau N hingegen möchte neuerdings daran erinnert werden, dass sie zwischendurch ein wenig aufräumt, um den Feierabend besser genießen zu können. Heute ist sie allerdings mit uns in ihrem Büro und ignoriert uns zu einem Grad, dass wir sie zwar die ganze Zeit sehen, sie uns allerdings nicht mehr wahrnimmt. Bereits dreimal habe ich sie heute angerufen, um ihr zum Beispiel mitzuteilen, dass sie sich bitte stummstellen möge, wenn sie was schreddert.
Ja, so ist das hier in dem neuen Büro. Eben bin ich zum ersten Mal erschöpft in den Sessel gewechselt und direkt eingeschlafen, bis die Sonne plötzlich so stand, dass ich erwachte und kurz befürchtete, dass das Mutterschiff mich holen kommt, so hell und ufoförmig war alles um mich herum. Jetzt sitze ich zwar wieder am Schreibtisch, und die Datensätze, die es noch zu bearbeiten gilt, sind für das heutige Mindestziel gar nicht mehr so viele, aufraffen kann ich mich aber nicht.
Ich kenne dieses Gefühl aus den meisten Stadien meines Berufslebens... Wenn man über einen langen Zeitraum sehr anstrengende Dinge mit dem Kopf macht, fühlt man sich hinterher sehr erledigt. Wenn der Kopf müde ist, der Körper aber noch nicht einen Millimeter bewegt wurde, wird es noch schlimmer, das macht mich unzufrieden und unausgeglichen. Zeit für einen Spaziergang gibt es jedoch nicht, und wenn ich nicht dieses Anstrengende mache, möchte mein Kopf nur noch schlafen. Wie gerade im Sessel.
Morgen früh um 9 besiegele ich eventuell ein Schicksal, das ich so auch gar nicht mehr auf mich zurückfallen sah: Ich gehe höchstwahrscheinlich nebenberuflich (haha) wieder in den akademischen Betrieb zurück. Was ich daran sehr schade finde: Bei meinen letzten Unijobs konnte ich sehr ungehemmt über Studenten (ja, damals sagten wir so) schreiben, über Kollegen, über die allgemeine Unfähigkeit an deutschen Universitäten. Heute ginge das nicht mehr, dafür bin ich vermutlich inzwischen zu leicht zurückzuverfolgen. Immerhin kann ich dann aber demnächst eine schöne Tradition wieder aufleben lassen. Keine Ahnung, ob sich überhaupt noch eine*r erinnert.
"FERTIGGELEHRT!"
Ja, das war alles in allem so das schönste Gefühl, das ich beruflich - vielleicht sogar in meinem Leben - kennenlernen durfte: Wenn alle Vorlesungen und Seminare für die Woche durch sind. So in etwa stelle ich mir das vor, wenn die Pandemie vorbei ist. "FERTIGGELOCKDOWNT".
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