Mittwoch, 14. April 2021
Blogpost interruptus
Eigentlich hatte ich einen gemeinschaftlichen Eintrag mit Frau N angekündigt, Frau N möchte sich aber von mir nichts sagen lassen. Ich bin da einfach auch immer zu weich. Ich hatte heute nämlich ein Besorgungserlebnis, das mich so wütend gemacht hat, dass es anschließend im virtuellen Büro ein paar Wuttränen gab (gut, ich bin auch etwas angespannt derzeit), Frau N hatte aber eigentlich das gleiche Besorgungserlebnis heute, und ihres war ganz hervorragend, ein reiner Quell der Freude. Mit ein bisschen Glück erzählt sie ihr Erlebnis heute auch noch, sonst lasse ich Sie einfach mit meinem doofen zurück. Ist ja auch schon egal.


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Jetzt habe ich mich über Stunden bereits so aufgeregt, dass ich all mein Pulver verschossen habe. Eigentlich wollte ich einen fulminanten Apokalypseblogbeitrag schreiben, aber hey, wenn jetzt demnächst Apokalypse ist, habe ich ja besseres zu tun. Ich werde jetzt einen leichten Unterhaltungsfilm gucken, ich übe ja gerade Fernsehen (Pandemiemonat 13).

Auslöser war, dass ich heute zu einer normalen Uhrzeit draußen war. In den letzten Monaten habe ich Einkäufe fast ausschließlich um 21 Uhr erledigt, also wenn normale Menschen brav zuhause sind und darum von mir Abstand halten. Heute musste ich allerdings in eine Postfiliale und verband das dann hocheffizient mit einem kurzen Besuch in dem gegenüber im Einkaufszentrum befindlichen Supermarkt. Schon auf dem Weg zur Post merkte ich: DIE SIND JA ALLE IRRE!

Pandemie scheint in diesem Ortsteil vorbei zu sein. Auf der Straße trug niemand eine Maske, okay, das kann ich ertragen. Dass die gesamten Bürgersteige rund ums Einkaufszentrum voll waren von größeren Seniorengruppen und Jugendlichen, okay, finde ich schlecht, kann ich aber ja im größeren Bogen dran vorbei gehen. Die Post war brechend voll, also stand ich einen Moment ratlos draußen vor der Tür, verstand aber schnell, dass eine Grundsatzentscheidung her muss, da einfach alle an mir vorbeigehen, rein in die Post. Ich ging also auch, stand mit etwa 30 Leuten in der wirklich kleinen Dorfpost, zwei Parteien waren in größeren Gruppen angereist, um gemeinsam ein Paket abzugeben, und sie hatten viel Spaß, unterhielten sich laut, lachten aus vollem Herzen und versprühten Lebensfreude. Und Aerosol, ist das naheliegende Ende dieses Satzes. Die Postmenschen hinter den beiden Schaltern trugen beide Nasenpimmel. Das Bezahlen ging kontaktlos. Immerhin.

Als ich sehr aggressiv grundgestimmt aus der Post wieder raus kam, stellte ich fest, dass ähnlich viele Senioren- und Jugendlichengruppen IN dem Einkaufscenter standen wie davor. Alle ohne Maske. Ich hab das verstanden. Was früher "wir treffen uns zum Kaffee" war, ist heute "wir stehen lachend vorm Rewe rum". Nur dass ein geschlossener Innenraum meines Erachtens auch dann ein geschlossener Innenraum ist, wenn man nicht direkt dort sein Klopapier kaufen kann, sondern er nur Zugang zu anderen Geschäften bietet. Der Rewe war okay, der ist riesengroß, man kann sich aus dem Weg gehen. An der Kasse hielt ich wie üblich den Einkaufswagen hinter statt vor mir, um sicherstellen zu können, dass Leute wegbleiben. Das führte bei dem mittelalten Ehepaar hinter mir zu einem Wutanfall, den ich komplett ignorierte, und da ich mich nicht umdrehte und auch nicht auf den alten Mann vor mir aufrutschte, begann die Frau, ihre Waren über meinen Wagen hinweg auf das Band zu werfen. Da ich mir vorgenommen hatte, ihr keine Beachtung zu schenken, konnte ich mich leider auch nicht umdrehen und gucken, was sie da warf. Ich fand sie sehr verrückt.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich gehe nicht mehr zu normalen Zeiten raus. Das macht ja gar keinen Sinn. Da sind nur Bekloppte unterwegs, und Pandemie ist scheinbar vorbei. So wird das nix.

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Donnerstag, 8. April 2021
Helter Skelter
Wir haben da ja mal so einen Podcast gemacht, und an einer Stelle verriet Frau N das Geheimnis einer glücklichen Ehe: eine aktive Entscheidung. Meine Erfahrung ist, dass man sich auch aktiv dagegen entscheiden kann, aber das System ist ja das Gleiche und bildet mich insgesamt sehr ab: Eine Entscheidung muss her, und danach richtet man sein Leben dann neu aus.

Ich entscheide hiermit feierlich: Ich bin jetzt wieder gut gelaunt. Die Pandemie wird ja jetzt weggeimpft, die politische Klasse zerlegt sich ganz ohne weiteres Zutun einfach selbst, wir müssen nur zuschauen, ich habe an Baustellen geräumt, die lange abgesperrt waren und antizipiere Reparatur an der Straßenoberfläche, ich wünsche mir so unfassbar doll eine Impfung, habe aber mal kurz in Relation gesetzt, wie lange es noch dauern wird, bis ich vermutlich dran sein werde und wie lange ich schon wieder gelockdownt bin, was sich ja auch gar nicht anfühlt wie ein halbes Jahr, sondern eher wie vier Wochen, und dann muss ich das jetzt halt einfach nur eben noch ein bisschen aushalten, und dann wird ja die Welt signifikant besser, ich werde Schlingensief und Kentridge sehen, ein neues Auto mit perfektem Blinkgeräusch fahren, die Menschen, die mir fehlen, treffen mit Anfassen, ohne dass am Ende einer stirbt, es wird draußen nicht schneien, das Semester wird vorbei sein, meine Haare werden lang, seidig und grau sein, und insgesamt wird die Welt sehr gut werden. Ich werde jeden Tag ein Quell der Freude für mich und meine Umwelt sein, lachen, draußen rumlaufen und alles einfach nur noch schön finden. Leider wird vermutlich der Kontakt zu Frau N abbrechen müssen, ich denke nicht, dass sie mit meinem lebensbejahenden neuen Ich gut zurechtkommen wird. Aber man kann natürlich nicht alles haben. Vielleicht gewöhnt sie sich aber auch.

So, das ist der Plan. Und wenn jetzt auch nur eine:r hier zu Wort meldet mit "alles bleibt schlecht", dann ist hier RICHTIG was los.

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Dienstag, 6. April 2021
Peek-a-boo (keine Ahnung, wo der herkam)
Es schneit, ich hänge mit der Arbeit so weit hinterher, dass ich vor lauter Ohgottohgott gar nicht mehr arbeiten kann, es ist immer noch Pandemie, es ist immer noch Lockdown, der eigentlich in Gänsefüßchen muss, weil man alles, was doof ist, ja weiter macht und nur das, was total sinnlos als Pandemiebekämpfungsalleinmittel ist, dafür aber Spaß macht, weiterhin verboten bleibt, ich bin auf mehreren Ebenen in großer Sorge, und das Einzige, was mir da jetzt zur Ablenkung noch einfällt ist die Bestellung eines neuen Autos. Check. Das nervt natürlich immens, weil dauernd eine Auswahl getroffen werden muss (Fahrzeugfarbe: schwarz. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ein nichtschwarzes Auto gefahren, damit fange ich jetzt auch nicht mehr an), bei vielen Wahlmöglichkeiten würde mir die Entscheidung ja sehr leicht fallen, da es aber immer vollkommen sinnlose und produktionsabhängige Faktoren gibt (wenn Sie die Business-Telefon-XY wollen, dann nur in Kombination mit roten Nähten in den Sitzen, die kosten noch mal 1000 Euro extra), das macht mich irre, das untergräbt nämlich meine standardisierte Entscheidungsfindungsmatrix. Ich möchte mich bitte nur mit relevanten Entscheidungen beschäftigen, nicht mit irgendwelchen Nupsis und Schaltwippen und Felgen, die ich leider mitbestellen muss, wenn ich einen Rückfahrsensor haben möchte.

Wenn man aus dem Volvo kommt, ist man ja ganz viel Assistenzquatsch gewöhnt, den gibt es in dem Umfang leider nicht, ich werde das sehr vermissen. Immerhin hat das jetzige Auto mich gelehrt, beim Spurwechseln den Blinker zu setzen, egal, ob das jemand sieht oder nicht, sonst würde nämlich keine Spur gewechselt. Etwa 10 Mal in den zwei gemeinsamen Jahren performte das Auto ungefragt eine Vollbremsung, einmal hat es eventuell damit mir und Ona das Leben gerettet, dafür bin ich sehr dankbar. Die anderen 9 habe ich ihm nicht übel genommen, erstens ist man anschließend schön wach, zweitens dachte ich ja immer, dass das Auto das dann auch macht, wenn es drauf ankommt, und irgendwann war der Moment dann da. Sehr übel genommen habe ich das unrhythmische Blinkgeräusch, ich habe das mehrfach erwähnt. Es sind die kleinen Dinge, die über eine gemeinsame Zukunft entscheiden. Wer arhythmisch blinkt, hat unter mir nichts zu suchen. Da bin ich hart.

Also ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Ich muss mein sehr ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis ein wenig anpassen. Ich brauche nicht so viel Panzer um mich rum, und ich kann auch aufpassen und selber bremsen. Soviel Autarkie muss möglich sein, ich bin ja erwachsen. Zudem will ich nicht mehr so viel Brennstoff verbrennen, und ja, ich habe alle Diskussionen über alternative Antriebe mit dem Ökologen, der hier wohnt, geführt, man muss aber andererseits auch rationale Entscheidungen treffen, und mit dem Auto in Urlaub fahren, weil man ja nicht fliegt und und und. Dann halt Hybrid. So ist das dann jetzt. Und in klein. Der Hund wird sehr traurig sein, andererseits soll sie froh sein, dass sie überhaupt mitgenommen wird, wer so Scheiße an der Leine läuft, bleibt bei weniger netten Frauchen sowieso zuhause.

Eine Sache muss jetzt noch gelöst werden. Das Auto wird in 3 Monaten in Seevetal abzuholen sein, dabei muss ich mein ganz altes Auto zum Verschrotten eintauschen. Mein ganz altes Auto hat aber keinen TÜV mehr, und das jetzt über den TÜV zu bringen für eine Fahrt... Sie kennen sich doch immer alle gut aus. Gibt es Verschrottungsfahrtkennzeichen oder Ähnliches?

Und jetzt bitte alle Daumen drücken, dass wenigstens das Wetter sich wieder erholt. Das Auto war die letztmögliche Eskalationsstufe.

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