Donnerstag, 13. Januar 2022
Robots
Ich sitze auf meinem Sofa, habe soeben Nudeln gegessen, viel zu spät, Kinder zum Beispiel schlafen schon, ich bin allerdings erwachsen und kann einfach machen, was ich möchte, zum Beispiel um 23 Uhr Nudeln essen, und eine wichtige Frage schwirrt durch meinen Kopf: Wie konnte ich jemals ohne ein wohnliches Wohnzimmer leben? Seit der Sekunde, an dem ich das Sofa hingestellt habe, sitzen alle quasi immer auf ebendiesem. Es gibt keinen anderen Ort mehr in der ganzen Wohnung und den Nebenorten, wo irgendjemand freiwillig sitzen wollen würde. Oder stehen. Oder liegen. Man kann einfach alles, was man machen möchte, auf dem Sofa machen. Der Hund hat sich inzwischen seinem Schicksal gefügt und verstanden, dass einfach alles ist wie immer: Wir sitzen oben, der Hund liegt unten. Der Kater ist ein bisschen renitenter und steht regelmäßig aus seinem Bett auf, um sich alle Viere von sich gestreckt aufs Sofa zu legen. Heute Mittag lag er auf dem Rücken und streckte einfach alle Füße in die Luft. Ich werde das gleich im Bett nachstellen, um zu gucken, ob sich das so gut anfühlt, wie es aussah. Irgendwann rollte er rum, lag flach auf dem Bauch und schlief weiter, und dann - zum Glück saß ich daneben - machte er ein komischen Hustgeräusch. Ich habe Katzen, seit ich 6 Jahre alt bin, aber ich glaube, mir ist noch nie aufgefallen, dass eine Katze hustet. Für einen kurzen Moment dachte ich, er habe sich wie so oft überfressen und müsste jetzt ein sehr stückiges Bäucherchen machen, also sprang ich geistesgegenwärtig auf, schnappte den Kater und setzte ihn auf den Boden. Er hustete noch zweimal, guckte mich wirklich sehr angestrengt an und ging dann beleidigt durch die Katzenklappe raus, um eine Minute später unbeleidigt wieder rein zu kommen und sich erst wieder in sein Bett und dann wieder auf das Sofa zu legen. Er machte noch mal so ein Hustgeräusch, dann war Ruhe.

Als nächstes kam der Hund aus dem Kinderzimmer, um zu gucken, ob es vielleicht schon Abendessenzeit ist (es war etwa zwei Stunden nach Frühstückszeit, aber es lohnt sich häufig, oft gucken zu kommen, bei jedem 10. Gucken zum Beispiel ist in der Regel Abendessenzeit). Da stellte ich fest, dass dem Hund das Auge tränte. In den letzten Tagen war sie beim Kraulen schon etwas empfindlich am Ohr, das geht immer Hand in Hand, Ohr entzündet, Auge tränt. Dann die kurze Information über eine Verdauungsauffälligkeit, die Details erspare ich Ihnen, und dann dämmerte mir: Es wird hier NIEMALS Ruhe einkehren. Wir sind einfach eine Familie, die nie auf dem schönen neuen Sofa sitzen wird, ohne, dass was ist. In der Millisekunde, in der man sich nicht mehr um das Kind sorgt, hustet der Kater und dem Hund tränt das Auge. Neulich sah ich diesen Near-Future Film im Fernsehen, auf dem Sofa sitzend, für ein paar Minuten war mal nix und allen ging es gut, und in diesem Near-Future Film suchte man sich seinen Partner, einen humanoiden Roboter, einfach aus, der wurde dann exakt so programmiert, dass er auf ausnahmslos allen Ebenen perfekt für die eigenen Bedürfnisse funktioniert, und ja, das Konzept interessiert mich. Ich möchte in erster Linie alles gesund, nix soll tränen, keinesfalls soll auf meinem Sofa gehustet werden, Rest *fast* egal. Und wenn ich wie üblich keine Lust verspüre, einen Blogtext zu einem sinnvollen Ende zu bringen, dann würde mein humanoider Roboter den für mich zuende schreiben. Das wäre schö

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Montag, 10. Januar 2022
I can't get no sleep
Ich sitze auf dem Sofa, neben mir liegt mein Kind, hinter mir sitzt der Kater auf der Fensterbank und fragt sich, ob das jetzt etwa bedeuten soll, dass er das Sofa doch nicht für immer für sich ganz alleine hat, vor dem Sofa weint ein Hund, der sich fragt, wie das sein konnte, dass jetzt wieder alle auf dem Sofa sitzen und er nicht.

Mehr muss man gar nicht wissen, morgen früh um 9 müssen wir wieder antreten, wo wir gerade herkommen, aber jetzt sitzen wir hier und gucken Harry Potter 7. Auf Englisch. Das Kind will was lernen. Silver lining, everywhere.

Ansonsten habe ich mich emotional in dem Schlafthema verloren. Bereits im Studium hatte ich bemerkt, dass ich sehr klare Präferenzen habe, was meine Schlafwäsche betrifft. Baumwolle, sehr schwer, sehr griffig, keinesfalls seidenweich, Gott bewahre, und nur hellblau. Weiß hatte ich immer ausgeschlossen, weil das die Farbe der Damastbettwäsche meiner schrecklichen Großmutter war, auf deren Beerdigung der Pfarrer sagte: "Anna war ein sehr schwieriger Mensch", das machte weiße Damastbettwäsche für mich im Umkehrschluss auch sehr schwierig. Alle 10 Jahre möchte ich scheinbar neue Bettwäsche haben, und da ich Marie Kondoartig vor zwei Jahren beschlossen hatte, dass ich nur wenig Bettwäsche brauche, die dann aber Joy sparken muss, hatte ich alles aussortiert und gespendet, bis auf 2 oder 3 Garnituren, zwei gleiche, wunderschön uni, pastell taubenblau, leider aber hochwertig weich und kuschelig, da sind meine Präferenzen in der Sektion doch andere. Um meinem generell sehr schlecht gewordenen Schlafverhalten ein bisschen Unterstützung angedeihen zu lassen, entschied ich also, neue Bettwäsche zu kaufen. So kaufte ich also letzte Woche zwei gleiche Sets weiß mit hellblau gemustert, die haptisch alle Kriterien erfüllt. Jetzt brauche ich ein zweites Set, und an der Stelle hänge ich fest. Ich habe jetzt zwei einzelne Garnituren gekauft, die sind aber noch nicht da und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so gerne damit ins Bett gehen werde, wie mit den vorhandenen. Vier gleiche Sets kaufen fühlt sich allerdings an wie eine liegengelassene Chance auf Abwechslung. Also kaufte ich noch zwei zu der neuen Bettwäsche passende Pyjamas. Eine Frage konnte ich allerdings nicht klären. Ich wollte gerne ein hellblaues Spannbettlaken in 1,60x2 kaufen, Baumwolle oder Baumwolle/Leinen, KEIN Jersey. Ich verachte Jersey im Bett. Ins Bett gehört harte, nicht kuschelige Baumwolle. Und wenn ich schon inzwischen so alt und komisch geworden bin, dass ich nicht mehr ohne Pyjama schlafen möchte, gut, dann schlafe ich halt mit Pyjama. Aber niemals werde ich in Jersey schlafen. Niemals. Und ich erwarte, dass der Versandhandel mit a sich darauf einstellt. Denn es ist mir zu anstrengend, dass jetzt sogar das Kaufen eines Bettlakens rechercheintensiv wird. Wo soll das alles hinführen? Alles was sie wollte, war schlafen.

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Freitag, 7. Januar 2022
Cars
Das Thema, das mich am wenigsten interessiert und mit dem ich mich am wenigsten beschäftigen möchte auf der Welt ist das Unterhalten eines Autos. Ich habe gerne ein Auto, auch wenn ich es seit Pandemie nur sehr wenig nutze. Aber ich möchte gerne, dass es einfach da ist. Ich hole es auch gerne ab und lasse es mir kurz oder mittellang erklären, aber dann möchte ich nur noch manchmal fahren. Nicht waschen, nicht tanken, nicht polieren, nichts mit Öl und schon wirklich überhaupt gar nichts mit Versicherung. Meine Güte, es ist 2022, das muss doch alles einfacher gehen.

Die beste Periode in meinem Leben war die, als ich einfach ein Auto vom Arbeitgeber bestellt, überführt, versichert und zugelassen bekam, das gefiel mir gut. Aber nichts ist perfekt, und wenn man sich von allem und allen unabhängig machen möchte, kommt halt auch niemand und bestellt, überführt und versichert ein Auto. Nach dem Ausstieg aus dem Angestelltenstatus wählte ich 2019 ein Zwischenmodell und mietete einfach für immer ein Auto fix und fertig, sodass ich nur noch tanken musste. Das war auch sehr gut aber a) teuer und b) auch das falsche Auto. Meine Bedürfnisse sind doch spezifischer als das, was zur Auswahl stand, also beschloss ich vor fast einem Jahr, doch "einfach" wieder selber ein Auto zu organisieren und entschied mich für eins, das in Hamburg bestellt wurde und im Juni geliefert wurde. Naja, fast, dann kam ja das mit den Lieferketten, aber jetzt ist es da, muss versichert und zugelassen werden, und wenngleich mich das sehr nervte, war ich doch der Meinung, dass das ja jeder Quatschautohändlerfuzzi kann, das dürfte ja nicht so schwer sein. Ich kürze ab: total schwer.

Erstmal braucht man einen Termin beim Straßenverkehrsamt, das ist in Zeiten der Pandemie schon mal anstrengend. Dann muss das Autohaus die Papiere nach Düsseldorf zum Amt schicken, das ist auch anstrengend, weil ja viel schiefgehen kann. Dann braucht man eine Autoversicherung, nicht anstrengend, dachte ich, da gibt es ja so Portale, und zack, doch anstrengend. Da der Termin heute war, besuchte ich zeitnah vor dem Termin ein solches Portal, hatte dann circa alle Informationen zur Vorversicherung nicht und schloss irgendwas ab, was vielleicht falsch war, wovon ich aber dachte, ich könnte es sicher anschließend ändern, Hauptsache ich habe so eine komische Nummer, damit das Straßenverkehrsamt die auch sehr anstrengend selber bestellten Nummernschilder mit dem Aufkleber bekleben kann. So saß ich dann also heute an Schalter 3, hatte alles brav bei mir, sogar die Nummernschilder, und dann machte die Straßenverkehrsfrau ein sehr angestrengtes Gesicht, die Versicherungsnummer verwiese im System nicht auf mich, sondern auf einen Herrn mit Wohnsitz im Ausland, guckte noch mal auf mein Handy, wo die Nummer stand, tippte noch mal, guckte wieder angestrengt und brach den Prozess ab mit "Sie haben noch 2 Minuten übrig in Ihrem Zeitfenster, in der Zeit brauchen Sie eine andere Versicherung", ich fragte freundlich und wertschätzend, ob es eventuell sein könnte, dass sie 0 und O beim Ablesen verwechselt hat, sie sagte "nein" und ich ging. Man muss wissen, wann es vorbei ist, ich arbeite an dieser Kompetenz.

Dann ging ich nach Hause, stornierte die Versicherung, das erschien mir komfortabler als jetzt stundenlang mit einer Hotline zu telefonieren, trug zudem alle Informationen aus den Vorversicherungen zusammen, und seitdem bin ich wütend.

Ich habe 1994 ein Auto gefahren, das auf meine Mutter zugelassen war. Als ich 1995 auszog, ging das Auto mit, es blieb aber angemeldet auf meine Mutter. Etwa 10 Jahre später fanden meine Eltern, ich könne mein Auto doch einfach selber verwalten, dann fiel der Missstand auf, dass eine Versicherung mit der Schadensfreiheitsklasse 1 unbezahlbar für normale Menschen ist, und ich übernahm die Schadensfreiheitsklasse meines Vaters. Was das alles bedeutete, wusste ich nicht, weil das Thema mir ja zu uninteressant ist. Jetzt folgt ein weißes Loch, ich kann nämlich nicht mehr rekonstruieren, wieso ich diese wirklich sehr gute weil 1000 Jahre unfallfrei gefahren Schadensklasse unterwegs verloren habe. Dumm das. Jedenfalls kam 2009 dann das erste Familienauto, keine Ahnung, was da passierte, dann wechselten wir 2012 die Versicherung, plötzlich hatte ich Schadensfreiheitsklasse 12, dann kam 2013 das zweite Auto, das fing dann ganz von vorne an und war daher sehr ungünstig, ich hatte wohl zudem die SFK, ich sage jetzt SFK, das hält ja niemand aus, von meinem Mann übernommen, der hat jetzt gar keine mehr, und dann wurde 2017 das Erstauto verkauft und das Zweitauto, und das macht mich sehr wütend, in der Versicherung nicht zum Erstauto, sondern es blieb in der teuren SFK. Da haben wir natürlich auch gepennt, aber jetzt fiel es auf, wir waren unerfreut, wollten vor allem - und jetzt bitte einmal eben mitdenken - jetzt die neue Versicherung in der SFK haben, in der wir jetzt wären, wenn das Zweitauto das Erstauto wäre, weil ja durchgehend ein Versicherungsverhältnis ohne Schadensfall bestanden hatte und wir doch jetzt nicht lebenslang dafür zahlen können, dass wir 2017 gepennt und die Versicherung uns verarscht hat, lange Rede, kurzer Sinn: Das ist leider in ihrem "Datenbanksystem" nicht vorgesehen, das ist natürlich Bullshit, außerdem, und das ist noch mehr Bullshit, hängt die Schadensfreiheitsklasse nicht an der Halterin bzw. Versicherungsnehmerin, sondern am Auto, was absurd ist, da das Auto ja nicht dafür verantwortlich ist, dass man unfallfrei fährt und daher auch nicht belohnt werden muss, außer vielleicht der Volvo, der war an vielen Stellen dafür verantwortlich, dass ich unfallfrei fuhr, weil es ja immer einfach vollbremste, wenn ich dumm fuhr, und jetzt habe ich die doofe alte schlechte SFK und bin wütend. Dann telefonierte Herr H mit einer anderen Versicherung und fragte, ob die das ändern könnte, aber das war in ihrem System nicht vorgesehen, sie würden nur die SFK übernehmen, die die Vorversicherung übergibt, und dann stand ich mit hochrotem Kopf daneben, war wütend (ich konnte auch nicht selber für meine eigene Versicherung anrufen, weil das Thema mich zu sehr abstößt), und dann hatte ich diesen Moment der Epiphanie: Der Markt regelt ja nichts. Also nichts für mich. Unterm Strich ist es ja für alle Versicherungen auf der ganzen Welt viel besser, wenn ich meine gute SFK nicht rekonstruieren und meine mittelgute, durch Verarsche verlorene, nicht zusammenrechnen lassen kann, denn jede Versicherung der Welt findet das super, weil ich jetzt für immer mehr zahlen muss. Und das macht mich sehr angestrengt. Montag nächster Versuch am Straßenverkehrsamt. Ich bin gespannt, ob sie dann die Papiere vielleicht schon nach Hamburg zurückgeschickt haben. Dann gebe ich auf. Versicherung habe ich inzwischen. Teuer.

Und Korrekturlesen fällt heute (wie eigentlich meistens) aus, weil mich das Thema so wenig interessiert, dass ich nicht mal zweimal darüber denken und lesen möchte. Thema ist durch.

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