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Mittwoch, 19. Januar 2022
Death wish
herzbruch, 21:56h
Ich bin wieder zuhause, und es ist alles geregelt. Ich habe das neue Auto abgeholt, das Übergangsauto an einem ganz anderen Ort wieder weggebracht, ich habe ein wirklich sehr schönes Konzert in der Elbphilharmonie gesehen, Bach und Buxtehude, Bela B. fehlte leider, und ich habe eine Nacht in dem Hotel verbracht, aus dem man die kürzeste Anreise in die Elbphilharmonie hat. Das Konzert begann um 20 Uhr, um 19.57 Uhr verließ ich das Zimmer, wohlwissend, dass das eine sehr knappe Kiste ist, insbesondere auf leicht erhöhten Absätzen, aber ich hab's geschafft, habe über den Gang rennend teils fragende, teils tadelnde Blicke kassiert, habe dann mit dem Hinweis, ich hätte jetzt aber wirklich ganz viel Glück gehabt, exakt gleichzeitig mit den Musiker*innen den Saal betreten, sie auf der Bühne, ich geschätzt 400 Meter drüber in Tribüne T, das ist quasi kurz vor gar nicht mehr im Gebäude, und dann habe ich da mit dem mitreisenden Kollegen gesessen und es sehr schön gefunden. Interessanterweise - wir hatten leider zeitlich keine Luft mehr eingeplant für die Organisation eines Textheftes und haben daher irgendwas zwischen 1 und 5 Prozent des Textes verstehen können - fanden wir beide das gleiche Lied am schönsten: die Arie "Ich wünschte mir den Tod" aus der Kirchenkantate "Selig ist der Mann". Nun ist es so, dass ich Bach insgesamt schätze, es ist eine Art Hassliebe, immer dieses Plingeling mit dem Cembalo ist mir manchmal anstrengend in den Ohren, aber meist überwiegt das, was ich mag. Komplexität ist ja mein Ding. Als Anna Prohaska begann, dachte ich direkt: Oh, das ist kompliziert, da passieren ständig unerwartete Dinge. Anders als bei Pandemie finde ich Überraschungen ja gut, und wenn ich in einer Bachkantate überrascht bin, ist das meist auch weniger problematisch, als wenn Gesundheitsminister Laumann in Pandemiemonat 490 von dem Übertragungsweg von COVID-19 (Aerosole) überrascht ist. Eine Stelle ist so, dass irgendwann mittendrin eine Note gesungen wird, dass man laut "Och" sagen muss, wobei man das wegen der exzellenten Akustik (Fachleute zweifeln, jaja, ich habe die Omma 1000 Meter von mir weg niesen hören, als säße sie in meinem Ohr) in der Elbphilharmonie ja lieber nur im Kopf machen sollte, die anderen Gäste kennen das vermutlich schon, dann ist man unangenehm aufgefallen als die Person, die BWV57 nicht schon sehr gut kannte, etc... Langer Rede, kurzer Sinn. Das Lied hat sehr viel für mich getan, so innerlich, permanente Überraschung, das Erfolgserlebnis, wenn man bei der dritten Wiederholung dann endlich schon vorher wusste, dass gleich die sehr unerwartete Note kommt und es dann auch noch schafft, sich nicht mit "SIEHSTE" auf den Oberschenkel zu schlagen, und auch ein bisschen Trauer darüber, dass das einzige, was man ohne Textblatt versteht, die Worte "Ich wünschte mir den Tod" sind, die dann aber gleich minutenlang. Das bildet mich inhaltlich schlecht ab, ich wünschte mir noch nie den Tod, ich glaube ja an nichts, vielleicht ein kleines bisschen an Gerechtigkeit, dass man, wenn man jahrzehntelang ein wirklich sehr hervorragendes Leben gelebt hat, auch mal durch eine härtere Zeit muss, und dass dann aber irgendwann auch wieder gute Zeiten kommen, ich persönlich sehe sie sehr deutlich am Horizont aufblitzen. Ich verliere mich. Hätte ich mehr verstanden auf Tribüne T, hätte ich gewusst, dass die konditionierende Umgebung für den Todeswunsch "wenn du Jesus mich nicht liebtest" ist, und das hätte mich dann ja noch viel weniger abgebildet, denn ja, jede*r möchte geliebt werden, auch ich. Aber ich habe da andere Leute im Auge, und die werden auch noch gefunden, da bin ich wieder ganz optimistisch, jedenfalls bleibt unterm Strich: Ein phantastisches Lied, mit dessen Text ich leider gar nix anfangen kann, aber das war gestern abend ja egal, ich hatte kein Textheft.
Und dies sollte eigentlich ein Eintrag über das neue Auto werden, da mich Kultur aber immer schon mehr interessiert hat als Autos, ist mir jetzt langweilig.

Und dies sollte eigentlich ein Eintrag über das neue Auto werden, da mich Kultur aber immer schon mehr interessiert hat als Autos, ist mir jetzt langweilig.
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Sonntag, 16. Januar 2022
Closet
herzbruch, 19:45h
Wenn Sie sich fragen, warum ich heute schon wieder über die Situation in meinem Schlafzimmer schreibe und es zudem immer nur um Bettwäsche oder Mobiliar geht, ob ich denn wohl keine anderen Probleme hätte, kann ich an der Stelle sagen: Nein. Ich habe heute keine anderen Probleme, und das ist ja erst mal sehr gut. Ich für meinen Teil bin damit sehr zufrieden. Andere Leute sprechen ja auch die ganze Zeit über vollkommen belanglose und uninteressante Dinge, zum Beispiel, ob irgendjemand in irgendein Land einreisen darf, um da irgendeinen Sport zu machen. Ich sage Ihnen, wie ich mich dem Thema nähere: Man darf in das Land nur geimpft einreisen, wenn man nicht geimpft ist, darf man nicht einreisen, mehr muss ich nicht wissen und mehr interessiert mich auch nicht. Gestern versuchte Herr H. kurz, das Thema bei mir zu platzieren, und meine Reaktion war unangemessen laut. Es gibt so viele Probleme in der Welt, ob irgendein Multimillionär seinem Sport nachgehen darf oder nicht, rangiert für mich weit unter der Relevanzschwelle, bei der ich zuhören möchte.
Viel relevanter für mein Leben zum Beispiel ist ja, dass ich das Projekt Bettwäsche ja erfolgreich abgeschlossen habe, und noch immer freue ich mich drastisch über die neuen Möbel im Wohnzimmer, die Form und Funktion in meinen Augen perfekt kombinieren und die mein Leben auf eine erstaunliche Art und Weise verändert haben. Allein die Anwesenheit eines Sofas führt dazu, dass immer alle darauf sitzen, und die Anwesenheit von über 20 Schubladen und einem Vielfachen an abgeschlossenen Schrankfächern führt dazu, dass grundsätzlich überhaupt nie mehr aufgeräumt werden muss, da ja immer einfach alles wieder sofort an seinen Platz sortiert wird. Nun gut, von mir, da ich aber ja immer da bin, fällt das zeitlich nicht ins Gewicht. Fällt also zum Beispiel der Satz - soeben passiert - "die Nachbarn kommen um 7 und fragten, ob es Abendessen gibt" führt zu exakt gar keiner Reaktion, es muss ja nichts gemacht werden. Das ist sehr schön.
Abgesehen von der Bettwäsche ist mein Schlafzimmer derzeit ein uneingeschränkt trauriger Ort. Als ich vor 6 Jahren die Grundrisse für Schlafzimmer/Kinderzimmer/Bad plante, war der Gedanke, dass so ein Kind in seinem Kinderzimmer wohnt, die Mutter in ihrem Schlafzimmer nur schläft, und da es Fenster zu verteilen gab, kriegte das Kind 2, die Mutter 1, was zu einem sehr schlechten Zuschnitt im Schlafzimmer führte. Und - Sie hatten das System schon verstanden - ich hatte noch Sachen aus dem Studium übrig, die erstmal dort geparkt wurden, mit dem 2015 fest vorgenommenen Vorsatz: Über die Möbel mach ich mir mal Gedanken, das kann ja so nicht bleiben. Der Raum ist verwinkelt und klein, dafür sehr hoch, darin stehen zwei wirklich nicht mehr schöngefundene Kommoden aus Schweden, die ganz hervorragend noch schlimmere Möbel im Wintergarten ersetzen könnten und ein schlimmer Kleiderschrank, ebenfalls aus Schweden, mit schlimmen Glasschiebetüren. Ich hasse alles daran, insbesondere das Sarg-Gefühl, wenn man im Bett liegt und weiß, dass man im Falle eines Erdbebens vermutlich tot sein wird, da der Schrank... egal, schlimm.
Kleiderschrank ist so eine Sache, die, ähnlich wie Sofa, nie für mich passt, wenn sie im Laden steht. Ich habe in 30 Jahren Kleiderschrankerfahrung über mich gelernt, dass ich einerseits einen sehr ausgeprägten Hang zu Struktur und Ordnung habe, es andererseits an keiner Stelle geschafft habe, mit verschiedenen Ordnungsvarianten die Übersicht über verschiedene Themengebiete zu behalten. Mein Schrank ist 60 tief, und das ist absoluter Unsinn. Ich brauche keine 60 tief. Ich falte meine Pullover sehr ordentlich, und was ich dann brauche, ist quasi ein quadratisches Fach, in das genau ein Stapel Pullover passt. Von diesen Fächern brauche ich allerdings viele, ich habe nämlich Kohorten. Wollpullis Ringel, Wollpullis schwarz, Wollpullis High End, das sind schon 3 identische Fächer. Die Kohorten zu vermischen ist mir nicht recht. Gleiches System für Longsleeves. Jeans blau, Jeans schwarz, Jeans für gut. Sind schon 9. Dann T-Shirts. Und diverse andere Dinge. Ich brauche viele Fächer und zwei Kleiderstangen für Blusen. Eventuell noch eine für Kleider. Und viele Schubladen, meine Unterbekleidung unterliegt natürlich auch einem sehr kleinteiligen System.
Darüberhinaus möchte ich in diesem kleinen, verwinkelten, absurd hohen Raum kein Möbel mehr über meiner Sichtachse, und schon gar keins mehr, das 60 tief ist. Ich kürze ab.
Ich hatte die Idee, einfach ein halbes Wohnzimmerregal zu kaufen und das einfach mithilfe einer improvisierten Kleiderstange zum Schrank umzufunktionieren. Und das mache ich jetzt. Zwei Tage lang habe ich Kleidungsstücke vermessen, Pullistapel ins Wohnzimmer gebracht, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viele Fächer ich brauchte und ob mit meiner üblichen Falttechnik die Tür zu geht, habe Wäsche sortiert um zu gucken, ob ich mit 12 oder doch lieber mit 16 Schubladen (zu Lasten eines guten Laufweges) rechnen sollte, habe die alte Kommode vermessen um zu berechnen, ob ich für eine Kommode, das ist der Ort, wo ich Wäsche falte, Füße oder keine Füße brauche, um mich nicht bücken zu müssen, da ich natürlich auch in diesem Fall wieder nur für die Ewigkeit kaufe, und in der Ewigkeit kann ich mich eventuell nicht mehr gut bücken, habe Kleiderbügel in das Wohnzimmerregal gehalten um zu gucken, wie breit die maximal sein dürfen, um nicht abgestoßene Ecken an der Kleidung zu riskieren UND habe meine längste Seidenbluse vermessen, und raus kam exakt eine einzige allerbeste Lösung:
"Schrank", 1,57 hoch, 4,21 lang, 47 tief

Kommode, 91 hoch zum Falten

Und ein Nachttisch auf sehr hübschen Rollen, den ich exakt jetzt zwar schon so habe, aber in hässlich und beschädigt

In 9 Wochen werden die Sachen geliefert, zusammenbauen wird irgendjemand selber, und dann ist das Thema auch durch. Dann liegt es alles nicht mehr an den äußeren Umständen. Wenn ich dann noch nicht schlafen könnte, läge es wohl an mir.
(Und wenn Sie noch immer keine Aktien des Unternehmens kaufen, sind Sie langsam wirklich selber schuld. Offensichtlich habe ich komplett die Kontrolle verloren.)

Viel relevanter für mein Leben zum Beispiel ist ja, dass ich das Projekt Bettwäsche ja erfolgreich abgeschlossen habe, und noch immer freue ich mich drastisch über die neuen Möbel im Wohnzimmer, die Form und Funktion in meinen Augen perfekt kombinieren und die mein Leben auf eine erstaunliche Art und Weise verändert haben. Allein die Anwesenheit eines Sofas führt dazu, dass immer alle darauf sitzen, und die Anwesenheit von über 20 Schubladen und einem Vielfachen an abgeschlossenen Schrankfächern führt dazu, dass grundsätzlich überhaupt nie mehr aufgeräumt werden muss, da ja immer einfach alles wieder sofort an seinen Platz sortiert wird. Nun gut, von mir, da ich aber ja immer da bin, fällt das zeitlich nicht ins Gewicht. Fällt also zum Beispiel der Satz - soeben passiert - "die Nachbarn kommen um 7 und fragten, ob es Abendessen gibt" führt zu exakt gar keiner Reaktion, es muss ja nichts gemacht werden. Das ist sehr schön.
Abgesehen von der Bettwäsche ist mein Schlafzimmer derzeit ein uneingeschränkt trauriger Ort. Als ich vor 6 Jahren die Grundrisse für Schlafzimmer/Kinderzimmer/Bad plante, war der Gedanke, dass so ein Kind in seinem Kinderzimmer wohnt, die Mutter in ihrem Schlafzimmer nur schläft, und da es Fenster zu verteilen gab, kriegte das Kind 2, die Mutter 1, was zu einem sehr schlechten Zuschnitt im Schlafzimmer führte. Und - Sie hatten das System schon verstanden - ich hatte noch Sachen aus dem Studium übrig, die erstmal dort geparkt wurden, mit dem 2015 fest vorgenommenen Vorsatz: Über die Möbel mach ich mir mal Gedanken, das kann ja so nicht bleiben. Der Raum ist verwinkelt und klein, dafür sehr hoch, darin stehen zwei wirklich nicht mehr schöngefundene Kommoden aus Schweden, die ganz hervorragend noch schlimmere Möbel im Wintergarten ersetzen könnten und ein schlimmer Kleiderschrank, ebenfalls aus Schweden, mit schlimmen Glasschiebetüren. Ich hasse alles daran, insbesondere das Sarg-Gefühl, wenn man im Bett liegt und weiß, dass man im Falle eines Erdbebens vermutlich tot sein wird, da der Schrank... egal, schlimm.
Kleiderschrank ist so eine Sache, die, ähnlich wie Sofa, nie für mich passt, wenn sie im Laden steht. Ich habe in 30 Jahren Kleiderschrankerfahrung über mich gelernt, dass ich einerseits einen sehr ausgeprägten Hang zu Struktur und Ordnung habe, es andererseits an keiner Stelle geschafft habe, mit verschiedenen Ordnungsvarianten die Übersicht über verschiedene Themengebiete zu behalten. Mein Schrank ist 60 tief, und das ist absoluter Unsinn. Ich brauche keine 60 tief. Ich falte meine Pullover sehr ordentlich, und was ich dann brauche, ist quasi ein quadratisches Fach, in das genau ein Stapel Pullover passt. Von diesen Fächern brauche ich allerdings viele, ich habe nämlich Kohorten. Wollpullis Ringel, Wollpullis schwarz, Wollpullis High End, das sind schon 3 identische Fächer. Die Kohorten zu vermischen ist mir nicht recht. Gleiches System für Longsleeves. Jeans blau, Jeans schwarz, Jeans für gut. Sind schon 9. Dann T-Shirts. Und diverse andere Dinge. Ich brauche viele Fächer und zwei Kleiderstangen für Blusen. Eventuell noch eine für Kleider. Und viele Schubladen, meine Unterbekleidung unterliegt natürlich auch einem sehr kleinteiligen System.
Darüberhinaus möchte ich in diesem kleinen, verwinkelten, absurd hohen Raum kein Möbel mehr über meiner Sichtachse, und schon gar keins mehr, das 60 tief ist. Ich kürze ab.
Ich hatte die Idee, einfach ein halbes Wohnzimmerregal zu kaufen und das einfach mithilfe einer improvisierten Kleiderstange zum Schrank umzufunktionieren. Und das mache ich jetzt. Zwei Tage lang habe ich Kleidungsstücke vermessen, Pullistapel ins Wohnzimmer gebracht, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viele Fächer ich brauchte und ob mit meiner üblichen Falttechnik die Tür zu geht, habe Wäsche sortiert um zu gucken, ob ich mit 12 oder doch lieber mit 16 Schubladen (zu Lasten eines guten Laufweges) rechnen sollte, habe die alte Kommode vermessen um zu berechnen, ob ich für eine Kommode, das ist der Ort, wo ich Wäsche falte, Füße oder keine Füße brauche, um mich nicht bücken zu müssen, da ich natürlich auch in diesem Fall wieder nur für die Ewigkeit kaufe, und in der Ewigkeit kann ich mich eventuell nicht mehr gut bücken, habe Kleiderbügel in das Wohnzimmerregal gehalten um zu gucken, wie breit die maximal sein dürfen, um nicht abgestoßene Ecken an der Kleidung zu riskieren UND habe meine längste Seidenbluse vermessen, und raus kam exakt eine einzige allerbeste Lösung:
"Schrank", 1,57 hoch, 4,21 lang, 47 tief

Kommode, 91 hoch zum Falten

Und ein Nachttisch auf sehr hübschen Rollen, den ich exakt jetzt zwar schon so habe, aber in hässlich und beschädigt

In 9 Wochen werden die Sachen geliefert, zusammenbauen wird irgendjemand selber, und dann ist das Thema auch durch. Dann liegt es alles nicht mehr an den äußeren Umständen. Wenn ich dann noch nicht schlafen könnte, läge es wohl an mir.
(Und wenn Sie noch immer keine Aktien des Unternehmens kaufen, sind Sie langsam wirklich selber schuld. Offensichtlich habe ich komplett die Kontrolle verloren.)
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Samstag, 15. Januar 2022
Iron Man
herzbruch, 23:54h
Es ist vollbracht. Nein, ich habe noch nicht mein Auto abgeholt, ich glaube, ich mache das auch einfach nicht mehr, das kommt mir nämlich ungelegen, aber ich habe mein Bett bezogen. Und heute Nacht werde ich testen, ob ich noch weitere Ruheminuten herauskitzeln kann. Die Bestellung neuer Bettwäsche und die Benutzung des ersten Sets führte bereits dazu, dass ich mich aufs Schlafengehen freute und direkt gar nicht zwischen 2 und 5 Uhr morgens alternativ nachgedacht oder Candy Crush gespielt habe. Ich habe einfach geschlafen. Gestern kam dann noch mehr Bettwäsche, ich hatte ja die von 2012 für mich als aussortiert erklärt, ich brauche frischen Wind, und dann blabla, hatte ich heute den Wunsch, die inzwischen trockene Bettwäsche zu bügeln. Ich stellte mir vor, wie - und ja, Leinen knittert edel, my ass, ich habe alles Leinen an Damenoberbekleidung aussortiert, knittrig ist knittrig, ich steh ja nicht vorm Kunden und der sagt: "Oh, Frau Herzbruch, das ist eine sehr edle Falte vom Anschnallgurt" - ich mich abends in so ein duftendes, gebügeltes Bett lege, und schon hatte ich noch eine weitere Stunde Schlaf herausgearbeitet. Also bügelte ich die Bettwäsche. Und während ich damit begann, fiel mir auf, dass ich ganz genau weiß, wie man Bettwäsche bügelt, ich habe nämlich meine Bettwäsche in meinem Elternhaus in den letzten Jahren selber gebügelt, das hatte ich vergessen. Als ich klein war, brachte meine Mutter alles in die Mangel, ich erinnere mich gut an sie und mich in der Waschküche, sie hatte einen orangen Wäschekorb und so eine Instant-Zitrone mit Wasser drin, dann haben wir die Bezüge erst gereckt, dann hat sie sie mit der Zitrone besprenkelt und gefaltet, und dann kamen sie ein paar Tage später glatt aus der Mangel zurück. Dann verschwand die Mangel, die Dame war auch 200 Jahre alt, und ab dem Moment bügelte meine Mutter die Bettwäsche. Ich komme aus einem Haushalt, wo halt Sachen gebügelt wurden, sogar Geschirrtücher.
Während ich also bügelte, wusste ich direkt wieder, wie man am allereffizientesten einen Bettdeckenbezug bügelt, ohne irgendeinen Strich zuviel machen zu müssen. Was in dem heutigen Szenario anders war als 1990: Sollte ich das noch mal machen wollen, muss ich vorher unter dem Bügelbrett saugen, sonst hat man reinweißes Leinen mit tiefschwarzem Hundehaar, das ist nicht schön. Es waren nur sehr wenige Haare, gestern war gesaugt worden, aber wenn man schon bügelt, dann soll es ja auch perfekt sein.
Neben der Bettwäsche bügelte ich noch Stoffservietten, und das kam so: Ich lebe ja seit 15 Jahren in einer häuslichen Situation, in der etwa die Hälfte des Tages die Ökobilanzen von irgendetwas ausgerechnet werden, und so habe ich mir bestimmte Denkmuster angeeignet. Da ich gut erzogen bin, erwarte ich beim Essen den Gebrauch einer Serviette, für den täglichen Gebrauch zur Not auch ein Stück Küchenkrepp, alles, was nicht der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden kann, wird hier allerdings skeptisch gesehen. Also gab es dann Küchenrolle mit halben Blättern, das sah ich wiederum skeptisch, dann kamen Stoffservietten ins Gespräch. Da ich aber sofort ins Feld bringen konnte, dass man die dann separat waschen müsste (heißer als üblich, und ich würde immer helle nehmen, da ich ein Gefühl von Sauberkeit auch optisch brauche an der Stelle), war die Ökobilanz direkt wieder schlecht. Als ich aber weiße Bettwäsche bestellte, war die Rechnung einfach: Ich benutze jetzt einfach die Stoffservietten, da eh regelmäßig eine Maschine weiß ordentlich gewaschen werden muss, da fallen die Servietten nicht mehr auf, Ökobilanz also top (und wir sprechen jetzt nicht über die Produktionskette, danke!), also wusch ich weiße und hellrosa Stoffservietten und bügelte die direkt mit. Wenn ich jetzt schon die Solaranlage auf dem Küchendach hätte, müssten wir an dem Punkt auch nicht weiterrechnen. Egal. Jedenfalls bügelte ich also Bettwäsche und 12 Stoffservietten, weil das im Prinzip alles gut durchdacht ist und ökologisch okay und ja auch durchaus alles hübsch. Aber.
Ich hatte intrapandemisch vergessen, WIE SCHEISSE Bügeln ist. Die ersten zwei Kissenbezüge waren okay, besser noch, ich war hoch euphorisch, und dann verlor ich die Lust. Meine größte Angst zu diesem Zeitpunkt ist, dass der Rest der Familie jetzt denkt "super, wir sind jetzt Menschen, die immer gebügelte Stoffservietten haben" und, dass es im Düsseldorfer Norden keine Heißmangel gibt, weil es halt 2022 ist und eh alle Leute Seersucker (argh) oder Microfaser (aaaargh) kaufen. Dann weiß ich auch nicht mehr. Denn: Ich bügel das zukünftig nicht, soviel steht fest.

Während ich also bügelte, wusste ich direkt wieder, wie man am allereffizientesten einen Bettdeckenbezug bügelt, ohne irgendeinen Strich zuviel machen zu müssen. Was in dem heutigen Szenario anders war als 1990: Sollte ich das noch mal machen wollen, muss ich vorher unter dem Bügelbrett saugen, sonst hat man reinweißes Leinen mit tiefschwarzem Hundehaar, das ist nicht schön. Es waren nur sehr wenige Haare, gestern war gesaugt worden, aber wenn man schon bügelt, dann soll es ja auch perfekt sein.
Neben der Bettwäsche bügelte ich noch Stoffservietten, und das kam so: Ich lebe ja seit 15 Jahren in einer häuslichen Situation, in der etwa die Hälfte des Tages die Ökobilanzen von irgendetwas ausgerechnet werden, und so habe ich mir bestimmte Denkmuster angeeignet. Da ich gut erzogen bin, erwarte ich beim Essen den Gebrauch einer Serviette, für den täglichen Gebrauch zur Not auch ein Stück Küchenkrepp, alles, was nicht der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden kann, wird hier allerdings skeptisch gesehen. Also gab es dann Küchenrolle mit halben Blättern, das sah ich wiederum skeptisch, dann kamen Stoffservietten ins Gespräch. Da ich aber sofort ins Feld bringen konnte, dass man die dann separat waschen müsste (heißer als üblich, und ich würde immer helle nehmen, da ich ein Gefühl von Sauberkeit auch optisch brauche an der Stelle), war die Ökobilanz direkt wieder schlecht. Als ich aber weiße Bettwäsche bestellte, war die Rechnung einfach: Ich benutze jetzt einfach die Stoffservietten, da eh regelmäßig eine Maschine weiß ordentlich gewaschen werden muss, da fallen die Servietten nicht mehr auf, Ökobilanz also top (und wir sprechen jetzt nicht über die Produktionskette, danke!), also wusch ich weiße und hellrosa Stoffservietten und bügelte die direkt mit. Wenn ich jetzt schon die Solaranlage auf dem Küchendach hätte, müssten wir an dem Punkt auch nicht weiterrechnen. Egal. Jedenfalls bügelte ich also Bettwäsche und 12 Stoffservietten, weil das im Prinzip alles gut durchdacht ist und ökologisch okay und ja auch durchaus alles hübsch. Aber.
Ich hatte intrapandemisch vergessen, WIE SCHEISSE Bügeln ist. Die ersten zwei Kissenbezüge waren okay, besser noch, ich war hoch euphorisch, und dann verlor ich die Lust. Meine größte Angst zu diesem Zeitpunkt ist, dass der Rest der Familie jetzt denkt "super, wir sind jetzt Menschen, die immer gebügelte Stoffservietten haben" und, dass es im Düsseldorfer Norden keine Heißmangel gibt, weil es halt 2022 ist und eh alle Leute Seersucker (argh) oder Microfaser (aaaargh) kaufen. Dann weiß ich auch nicht mehr. Denn: Ich bügel das zukünftig nicht, soviel steht fest.
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