Freitag, 19. Mai 2023
19.05.2023
Ich muss feststellen, dass ich langsam erwachsen werden, wie schön. Erste Signale empfing ich ja bereits bei den letzten Hotelbesuchen, bei denen ich nie die kleinen Shampoos mitgenommen habe „wenn ich mal verreise“, denn entweder verreise ich irgendwo hin, wo es kleine Shampoos gibt, oder – und das ist sowieso ungeachtet des Ortes in 100 Prozent der Fälle so – ich habe einfach mein eigenes Shampoo mit, so gab es also eigentlich gar keinen Anwendungsfall für kleine Shampoos, also warf ich die in einer Schublade vorgehaltenen kleinen Shampoos weg und nahm nie mehr eins mit. Wie schön.

Langsam kriege ich scheinbar auch mein FOMO in den Griff. Wie schnell hätte ich studieren können ohne FOMO. Aber wie langweilig wäre mein Leben gewesen, okay, okay. Jedenfalls bin ich nicht mit an die Mosel gefahren, und das war sehr klug. Meine Erkältung ist hartnäckig, ich bin immer noch nicht ganz fit und sah mich nicht durch irgendwelche Bachtäler klettern, und zudem waren die letzten gefühlt 20 Wochenenden leider allesamt sehr anstrengend, ich merke gerade, alleine mit dem Kater, wie gerne ich einfach mal nur ein bisschen rumsitzen und auf die Waschmaschine im Öko-Waschgang (3:28h) warten wollte. Außerdem leide ich an akuter Überorganisation, ich bin ja in der Familie für Organisation und stündlich Erinnern zuständig, und ich sag’s mal so: Es gibt scheinbar eine Obergrenze an Organisationsengagement und Erinnerungswillen. Und da ich ja seit Wochen keinen wirklich freien Tag mehr hatte, an dem weder irgendwas getan noch organisiert noch erinnert werden musste, kam ich zu dem Entschluss, dass ich einfach mit dem Kater zuhause bleibe, während Herr H und drei 14jährige Jungs durch Bachtäler laufen und die ganze Zeit darauf angewiesen sind, selber zu gucken, ob noch jemand aufs Klo muss. Ich weiß natürlich, dass die das können, deshalb sind Oskar und ich ganz unbesorgt.

Derweil mache ich die Wäsche, was dank unseres guten Solartrockners (ungedämmter Wintergarten) sehr befriedigend ist, weil man einfach nur immer ein ganz langes Waschprogramm nehmen muss, und schon ist die letzte Wäsche trocken und man muss nur einen Ständer hinstellen.

Und dann habe ich noch tagelang Downton Abbey rewatched. Super. Heute gegen Mittag dann der letzte Film, dann ein sehr kurzer Moment des Verlustes, die Frage, was ich jetzt machen soll, vielleicht was lesen oder irgendwas Modernes gucken, aber als ich da so saß in meinem Card Room Green gestrichenen Wohnzimmer und wartete, dass endlich ein Butler kommt und sagt: „My ladyship, dinner is served“, kam ich zu dem Entschluss, dass ich ja erwachsen bin und alleine und einfach machen kann, was ich möchte, also gucke ich jetzt wieder Staffel 1.
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Freitag, 12. Mai 2023
12.05.2023
Nach Fest kommt krank kommt Fest, auch wenn man nicht feiert, sondern nur Aufgaben übernehmen soll. Wenn Sie demnächst eine laute Detonation im Düsseldorfer Norden hören, denken Sie mal an mich. Wobei man bei der momentanen Nachrichtenlage darüber keine Witzchen machen darf, also bitte wieder streichen.

Wie Sie wissen, spielt das Kind ja Handball, und diese Saison wird die Quali für die Oberliga gespielt. Seit über einem Jahr ist in dem Verein sehr viel sehr schlecht, aber es ist durchaus rührend zu sehen, wie sehr so 14Jährige sich einfach aneinanderklammern und dann dennoch einfach durchziehen, einfach nur, weil sie gerne in der Kombination Ball spielen. Für die Eltern ist das alles etwas anstrengend, aber im Normalfall versuche ich ja, mich aus jeder Form von Vereinsmeierei rauszuhalten, während Herr H ja eher der Typ ist, der sich sofort für alle Ämter, die sonst niemand möchte, als erster meldet, so war er ja einst auch CFO der Robbenklasse geworden.

Jedenfalls wäre die erste Runde der Qualifikation am letzten Wochenende gewesen, da aber bereits in unserer Mannschaft drei Kinder, darunter der einzige Torwart sowie die beiden Halben, die die Tore werfen, konfirmiert wurden, war der Kreisverband nett genug, auf das nächste Wochenende zu schieben. Ausrichter ist unser Verein. Herr H ahnte ja bereits im Vorfeld, dass das doch sicherlich irgendwas an Organisation erfordern würde, also fragte er vor drei Wochen nach, dann vor zwei Wochen, dann hieß es, der Verein würde sich melden. Nun ist es so, dass eine der Sachen, die im letzten Jahr so furchtbar schlecht geworden ist, die Tatsache ist, dass niemand sich mehr um irgendetwas kümmert und auch niemand mehr kommuniziert, höchstens "Da bin ich nicht zuständig, ich frag mal und melde mich". Mittwoch 20 Uhr kam also die Nachricht des neuen Trainers, der an diesem Wochenende auch gar nicht da ist, die ungefähr so lautete: "Liebe Eltern, am Wochenende richtet ihr ja die Quali aus, daher wäre es nötig, dass ich die Bewirtung organisiert. Rechnet grob mit jeweils 150 Leuten an beiden Tagen, Kaffee, Kuchen, Getränke und Hotdogs reichen ja, die Erlöse kommen dem Verein zugute."

Ich habe erst gar nicht reagiert, dann hat Herr H, der verdienstreist war, einfach irgendwelche aktionistischen Doodlelisten gemacht, dann wollten 15 Eltern je 4 Kuchen machen, Standdienst wollte hingegen absolut niemand machen, Getränke auch nicht, es war alles wirklich sehr anstrengend, und ich musste auch einmal kurz laut werden (als der Trainer, der ja nicht da ist, sagte, der Verein sei sehr enttäuscht, wenn wir jetzt in den verbleibenden 2 Tagen nichts auf die Beine stellen würden, und nein, Flaschenpost sei keine gute Idee, lieber Getränke für 300 Leute selber holen, ist billiger, und Kaffee im EIGENEN Vereinsheim trinken lassen ist auch tabu, lieber selber 10 Kaffeemaschinen organisieren und ich kann ja noch in die Metro fahren für Becher und Rührstäbchen, der Verein möchte lieber Spendenerlöse einsammeln.)

Ich kürze ab, es langweilt mich nämlich schon wieder alles: Wir haben dann 4 Eltern zusammengekratzt, die sich engagieren wollten, dann habe ich Dinge organisiert, andere Leute haben auch Dinge organisiert, und in der Sekunde, als ich heute Mittag die Flaschenpost für morgen früh bestellen wollte, zogen zwei Vereine ihre Teilnahme zurück (am Tag vorm Turnier), der Verband organisierte neu und strich den ersten Spieltag, wütende Mütter (richtig gegendert) schickten Fotos von Kuchen, ich schloss den Tab mit der Flaschenpost-Bestellung und gehe jetzt ins Bett, den Schnupfen weiter ausschlafen. Herrn H habe ich vorgeschlagen, dass wir einfach das Geld, das hier erorganisiert werden soll, direkt spenden und fernsehen. Richtig schwierig wird es ja, wenn ich das Interesse verliere. Wenn ich mich nicht mehr interessiere, habe ich auch wenig Antrieb. (Außerdem wollen die Jungs gar nicht Oberliga spielen, sind aber sicherlich zu eitel, um absichtlich die Quali schlecht zu spielen.)
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Mittwoch, 10. Mai 2023
10.05.2023
Nach Fest kommt krank, das ist das Gesetz. Also legte der Konfirmierte vor (wir hatten im Rahmen der Zeremonie erklärt bekommen, dass in dem förmlichen Akt der Übergang vom Konfirmanden zum Konfirmierten geschieht, was den hiesigen Konfirmierten dazu veranlasste, im weiteren Verlauf ständig alle Menschen zu korrigieren, natürlich im Spaß, ich erspare Ihnen dies an dieser Stelle jedoch.

Jedenfalls war Montag dann Schulfrei, das fand ich sehr nett, da wir wirklich alle sehr in den Seilen hingen, der Konfirmierte musste jedoch sehr oft Nase putzen und auch husten, abends war dann Training, und als er nach Hause kam, informierte er uns über Sehstörungen, dann kam der Kopfschmerz, dann kam die Übelkeit, und dann kam die Sorge, dass mit der Konfirmation die Migräne Einzug gehalten haben könnte. Dienstag war also auch noch Schulfrei, Herr H. ist ja seit immer sehr migränegeplagt, hat aber üblicherweise nur einen Tag Spaß, ich bin ja erst im Alter damit konfrontiert worden und mache es sehr effizient: einmal im Jahr, dann aber drei Tage. Wir ordnen es jetzt mal so ein:

1. Extrem anstrengendes, wenngleich wunderschönes Wochenende, Freitag und Samstag absurd spät ins Bett gegangen und mit den Besuchsteenies Party gemacht, kulminierend in dem schönsten Tag seines Lebens, wie er selber noch immer sagt, mit sehr viel Aufregung und sehr viel Emotion, das zehrt.

2. Schnupfen und verstopfte Nasennebenhöhlen.
Sehr viel Zuckerkonsum, den er sonst eher nicht so hat. (Zucker korreliert nachweislich immer mit Migräne bei mir.)

3. Ich hätte schwören können, dass ich noch einen Punkt weiß, den habe ich jetzt aber vergessen, ich denke allerdings, dass das schon mal ausreichen könnte, sich jetzt keine Sorgen zu machen, dass der Anfall sich als fester Teil seines Lebens jetzt regelmäßig wiederholt.

Dann ging es ihm heute wieder gut, dafür habe ich jetzt Schnupfen und ein bisschen Husten, und die für heute und morgen geplante Dienstreise musste ich absagen, das war aber sehr sinnvoll, ich hätte viele Stunden mit einer weiteren Person vor einem Bildschirm sitzen müssen, und das wäre mittelfristig für niemanden gut gewesen.

Und deshalb mache ich jetzt Feierabend. Und das ist ja auch mal schön.
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