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Montag, 31. August 2020
Language (S. Vega)
herzbruch, 21:48h
Auf besonderen Wunsch von Frau N. besprechen wir heute an dieser Stelle meine Aussprache des Wortes "gucken". Anscheinend ist es so, dass ich dieses Wort auffällig häufig verwende, das finde ich aber erst einmal sehr logisch, als Rheinländer käme man sich ja sehr doof vor, wenn man plötzlich über "schauen" sprechen würde, das wäre unangemessen manieriert, der Gebrauch des Wortes "manieriert" übrigens auch, aber ich denke, Sie kommen klar, wenn nicht, dürfen Sie jetzt gerne so genervt gucken wie der IKEA Mitarbeiter 2002, den ich fragte, ob es die Corpora auch in weiß gäbe. "Die Korpen haben wir nur in braun", hieß es, und ich lernte an der Stelle, dass ich nie mehr Fachvokabular im Möbelhaus verwenden würde. Bereits 1996 wäre ich einmal fast verhaftet worden, als ich mit mehreren Menschen nachts in einem Park saß und Gitarre spielte und dem Polizeibeamten, der uns um Ruhe bat und meinen Diskussionsversuch abbremste mit "da brauchen wir jetzt nicht diskutieren" erwiderte "zu diskutieren, brauchen im Deutschen immer mit zu-Komplement". Das Klugscheißen ist sehr tief in mir verankert, so gesehen eigentlich schade dass mein höchstfrequentes Wort in gesprochener Sprache "scheiße" ist und ich auch gar nicht mehr lehre. Da hatten sich Dinge sehr gut gefügt.
Eigentlich wollte ich gar nicht mehr über sprachwissenschaftliche Themen schreiben, da die Schere zwischen Theorie und Praxis in meinem Fall halt sehr weit klafft. Ich erwähnte es bereits, ich weiß viel über sprachliche Strukturen, was man allerdings in der Umsetzung damit macht, war mir früher schon egal, das war nämlich nicht das Arbeitsgebiet, und heute schon erst recht. Mein Kompagnon beschimpfte mich neulich als die selbstbestimmteste Frau, die er kenne, und das war nicht nett gemeint, aber darum schreibe und spreche ich halt so, wie ich schreibe und spreche. Zurück zu gucken.
Wenn ich Frau N. Glauben schenken darf, aspiriere ich den Anlaut, also den Laut K, weniger, als andere Menschen es tun. Vielleicht hören Sie das nicht, das liegt dann daran, dass das Ohr nicht geschult ist, und das ist der Normalzustand. Ich habe in den Vorlesungen damals nicht nur mit Overheadprojektoren gearbeitet, sondern auch mit Tonmaterial, und da habe ich sehr schnell lernen können, dass der Unterschied zwischen stark und schwach und gar nicht aspirierten Lauten für Viele sehr schwierig zu hören ist. Jedenfalls aspiriere ich meine plosiven Anlaute anscheinend wenig, und damit leben wir jetzt einfach mal. Wenn ich "gucken" sage, klingt im Anlaut ein K, bei dem recht wenig Luft mitkommt. Entsprechend also auch sehr wenig Aerosol, meine Aussprache ist in der aktuellen Situation stark überlegen.
Mir war das nicht klar, dass es so ist, ich bin auch noch nicht vollständig davon überzeugt, aber man selber hört sich ja auch nicht zu. Frau N. hat vor vielen vielen Jahren ja schon mal etwas sehr Interessantes entdeckt, und das stimmte in dem Fall sogar. Ich bin ja in Deutschland geboren und aufgewachsen. Mein Vater ist Deutscher. Meine Mutter hat den größten Teil ihres Lebens auch hier verbracht, stammt aber ursprünglich aus den Niederlanden. Dort habe ich auch viele Jahre gelebt, und Deutsch und Niederländisch fühlen sich ähnlich in meinem Kopf an, wobei ich im Deutschen über mehr Register verfüge, ich kann also mit Frau Merkel sprechen und mit Ihnen. Im Niederländischen klinge ich sehr überzeugend, habe aber wenig Variation und kann gut über Sprachwissenschaft sprechen und Bier trinken. (Ich löse an dieser Stelle schon mal auf, bevor ich es gleich vergesse: Ich würde, wäre es wirklich so, dass ich zu wenig aspiriere im Deutschen, das darauf schieben, dass es sich um eine Interferenz aus dem Niederländischen handelt, da wird nämlich gar nicht im Anlaut aspiriert. Rein technisch bin ich sehr gut im Aspirieren, im Englischen zum Beispiel aspiriere ich sehr gekonnt.) Aber ich verliere den Faden. Es gab nämlich vor vielen Jahren eine Situation, an die wir uns nicht mehr gut erinnern können, jedenfalls saßen wir mit Menschen in einem Restaurant und ich sprach abwechselnd Deutsch, Niederländisch und Englisch. Das ist sehr anstrengend, weil ich alle grundsätzlich beherrsche, alle drei durcheinander macht meinen Kopf jedoch sehr müde. Jedenfalls beobachtete Frau N., und ich habe das von mehreren Kollegen in einer Versuchsreihe wissenschaftlich validieren lassen, dass ich unterschiedlich hoch spreche, je nachdem, welche Sprache ich spreche. Grundsätzlich ist meine Stimme eher tief, ich habe nicht umsonst sehr viel geraucht in meinem Leben. Wenn ich Deutsch spreche, klinge ich mitteltief, es reicht, um am Telefon immer nach meiner Frau gefragt zu werden. Wenn ich Niederländisch spreche, ist meine Stimme sehr viel tiefer, etwa so wie die von Harry Rowohlt. Das hätte ich selber niemals bemerkt. Wenn ich Englisch spreche wiederum, ist meine Stimme höher, nicht viel, aber ein bisschen. Nicht wie Mrs Bucket aus Keeping up appearances, aber halt etwas höher. Ich habe leider keine Erfahrungswerte, ob ich auf Englisch auch nach der Gattin gefragt werde, aber vielleicht ist das auch egal, habe ich ja keine. Interessant daran ist, dass ich wie eine multiple Persönlichkeit gar nicht steuern kann, wie hoch ich spreche. Wir haben mal am Küchentisch gesessen und ich versuchte, mit Glockenstimme was Niederländisches zu sagen, aber das hat nicht funktioniert. Wir mussten lachen. So wie heute, als wir versuchten, also Frau N., Frau Cucina Casalinga und ich, im virtuellen Büro das Wort "gucken" auf Band einzusprechen. Frau C. weiß übrigens bis zu diesem Moment immer noch nicht, wofür das gut war, ich hoffe, dieser Beitrag bringt Licht ins Dunkle. Wir wollten das Material eigentlich sehr professionell einsprechen, habe ich das ja im Studium mal für einen Professor gegen Bezahlung gemacht (ich war aber beleidigt, ein anderer Kandidat durfte nämlich die Wörter "fünf" und "Senf" in verschiedenen Varianten einsprechen, also unter anderem "fünnef" und "Sempf", und ich kriegte nur ganz langweilige Wörter wie "wirklich" und "Kirche"). Aber hören Sie selbst!
gucken (m4a, 504 KB)
Eine andere Sache, die Ihnen bestimmt schon aufgefallen ist, wenngleich sich netterweise niemand traut, das zu bemängeln, ist, dass ich ja überhaupt gar keine Ahnung von Tempusabfolge in Erzähltexten habe. Das ist auch ein kleiner Nachteil, wenn man drei so eng verwandte Sprachen spricht, irgendwann hat man im Kopf eine einzige riesengroße westgermanische Grammatik, die allerdings auf keine eine Sprache mehr wirklich passt. Wenn ich aus Versehen mal einen meiner Texte nach Fertigstellung noch mal lese, merke ich immer, dass da sehr viel im Argen liegt. Aber das ist halt dann so. Da Übung den Meister macht, würde ich noch als kleine, wie hörte ich neulich, Fingerübung die Geschichte mit dem Karmann Ghia vollständig erzählen. Das mache ich aber morgen.
Eigentlich wollte ich gar nicht mehr über sprachwissenschaftliche Themen schreiben, da die Schere zwischen Theorie und Praxis in meinem Fall halt sehr weit klafft. Ich erwähnte es bereits, ich weiß viel über sprachliche Strukturen, was man allerdings in der Umsetzung damit macht, war mir früher schon egal, das war nämlich nicht das Arbeitsgebiet, und heute schon erst recht. Mein Kompagnon beschimpfte mich neulich als die selbstbestimmteste Frau, die er kenne, und das war nicht nett gemeint, aber darum schreibe und spreche ich halt so, wie ich schreibe und spreche. Zurück zu gucken.
Wenn ich Frau N. Glauben schenken darf, aspiriere ich den Anlaut, also den Laut K, weniger, als andere Menschen es tun. Vielleicht hören Sie das nicht, das liegt dann daran, dass das Ohr nicht geschult ist, und das ist der Normalzustand. Ich habe in den Vorlesungen damals nicht nur mit Overheadprojektoren gearbeitet, sondern auch mit Tonmaterial, und da habe ich sehr schnell lernen können, dass der Unterschied zwischen stark und schwach und gar nicht aspirierten Lauten für Viele sehr schwierig zu hören ist. Jedenfalls aspiriere ich meine plosiven Anlaute anscheinend wenig, und damit leben wir jetzt einfach mal. Wenn ich "gucken" sage, klingt im Anlaut ein K, bei dem recht wenig Luft mitkommt. Entsprechend also auch sehr wenig Aerosol, meine Aussprache ist in der aktuellen Situation stark überlegen.
Mir war das nicht klar, dass es so ist, ich bin auch noch nicht vollständig davon überzeugt, aber man selber hört sich ja auch nicht zu. Frau N. hat vor vielen vielen Jahren ja schon mal etwas sehr Interessantes entdeckt, und das stimmte in dem Fall sogar. Ich bin ja in Deutschland geboren und aufgewachsen. Mein Vater ist Deutscher. Meine Mutter hat den größten Teil ihres Lebens auch hier verbracht, stammt aber ursprünglich aus den Niederlanden. Dort habe ich auch viele Jahre gelebt, und Deutsch und Niederländisch fühlen sich ähnlich in meinem Kopf an, wobei ich im Deutschen über mehr Register verfüge, ich kann also mit Frau Merkel sprechen und mit Ihnen. Im Niederländischen klinge ich sehr überzeugend, habe aber wenig Variation und kann gut über Sprachwissenschaft sprechen und Bier trinken. (Ich löse an dieser Stelle schon mal auf, bevor ich es gleich vergesse: Ich würde, wäre es wirklich so, dass ich zu wenig aspiriere im Deutschen, das darauf schieben, dass es sich um eine Interferenz aus dem Niederländischen handelt, da wird nämlich gar nicht im Anlaut aspiriert. Rein technisch bin ich sehr gut im Aspirieren, im Englischen zum Beispiel aspiriere ich sehr gekonnt.) Aber ich verliere den Faden. Es gab nämlich vor vielen Jahren eine Situation, an die wir uns nicht mehr gut erinnern können, jedenfalls saßen wir mit Menschen in einem Restaurant und ich sprach abwechselnd Deutsch, Niederländisch und Englisch. Das ist sehr anstrengend, weil ich alle grundsätzlich beherrsche, alle drei durcheinander macht meinen Kopf jedoch sehr müde. Jedenfalls beobachtete Frau N., und ich habe das von mehreren Kollegen in einer Versuchsreihe wissenschaftlich validieren lassen, dass ich unterschiedlich hoch spreche, je nachdem, welche Sprache ich spreche. Grundsätzlich ist meine Stimme eher tief, ich habe nicht umsonst sehr viel geraucht in meinem Leben. Wenn ich Deutsch spreche, klinge ich mitteltief, es reicht, um am Telefon immer nach meiner Frau gefragt zu werden. Wenn ich Niederländisch spreche, ist meine Stimme sehr viel tiefer, etwa so wie die von Harry Rowohlt. Das hätte ich selber niemals bemerkt. Wenn ich Englisch spreche wiederum, ist meine Stimme höher, nicht viel, aber ein bisschen. Nicht wie Mrs Bucket aus Keeping up appearances, aber halt etwas höher. Ich habe leider keine Erfahrungswerte, ob ich auf Englisch auch nach der Gattin gefragt werde, aber vielleicht ist das auch egal, habe ich ja keine. Interessant daran ist, dass ich wie eine multiple Persönlichkeit gar nicht steuern kann, wie hoch ich spreche. Wir haben mal am Küchentisch gesessen und ich versuchte, mit Glockenstimme was Niederländisches zu sagen, aber das hat nicht funktioniert. Wir mussten lachen. So wie heute, als wir versuchten, also Frau N., Frau Cucina Casalinga und ich, im virtuellen Büro das Wort "gucken" auf Band einzusprechen. Frau C. weiß übrigens bis zu diesem Moment immer noch nicht, wofür das gut war, ich hoffe, dieser Beitrag bringt Licht ins Dunkle. Wir wollten das Material eigentlich sehr professionell einsprechen, habe ich das ja im Studium mal für einen Professor gegen Bezahlung gemacht (ich war aber beleidigt, ein anderer Kandidat durfte nämlich die Wörter "fünf" und "Senf" in verschiedenen Varianten einsprechen, also unter anderem "fünnef" und "Sempf", und ich kriegte nur ganz langweilige Wörter wie "wirklich" und "Kirche"). Aber hören Sie selbst!
gucken (m4a, 504 KB)
Eine andere Sache, die Ihnen bestimmt schon aufgefallen ist, wenngleich sich netterweise niemand traut, das zu bemängeln, ist, dass ich ja überhaupt gar keine Ahnung von Tempusabfolge in Erzähltexten habe. Das ist auch ein kleiner Nachteil, wenn man drei so eng verwandte Sprachen spricht, irgendwann hat man im Kopf eine einzige riesengroße westgermanische Grammatik, die allerdings auf keine eine Sprache mehr wirklich passt. Wenn ich aus Versehen mal einen meiner Texte nach Fertigstellung noch mal lese, merke ich immer, dass da sehr viel im Argen liegt. Aber das ist halt dann so. Da Übung den Meister macht, würde ich noch als kleine, wie hörte ich neulich, Fingerübung die Geschichte mit dem Karmann Ghia vollständig erzählen. Das mache ich aber morgen.
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Sonntag, 30. August 2020
Your love is the place where I come from
herzbruch, 20:10h
[Kurze Vorbemerkung, dieser Text wird jetzt korrekturgelesen von Novemberregen - ich bin leider gar nicht gut in Korrekturlesen aber lasse Sorgfalt walten, dass ich zumindest nichts verschlimmere. Alles in eckigen Klammern ist von mir, Fehler korrigiere ich natürlich einfach so, aber es mag ja sein, dass ich die eine oder andere Anmerkung habe.]
Sie können entspannen, ich wollte einen wirklich langen Beitrag über das weibliche Reproduktionssystem schreiben, habe den aber nach Fertigstellung verloren und kann mich jetzt aufgrund der Art und Weise, wie ich schreibe, überhaupt nicht daran erinnern, was ich geschrieben hatte, noch kann ich mich dazu motivieren, das noch einmal zu machen. Ich kann eventuell die Eckpunkte (und es war ein wirklich langer Beitrag, damn!) noch einmal stichpunktartig zusammenfassen, ohne jeden Anspruch auf Kohärenz oder Kohäsion:
1) Das weibliche Reproduktionssystem ist kacke. Das hätte sich keiner ausdenken können, so kacke ist das. Wer sich einmal im schwangeren Zustand vergegenwärtigt, dass das, was man sonst mit einem ob mini verschließen kann, Durchgang bieten muss für ein komplettes Baby, weiß, dass das kacke ist.
2) Leider kann ich mich nicht erinnern, wie ich da hingekommen bin, aber da es ja sehr viele Menschen auf der Erde gibt, die ernsthaft glauben, es gebe einen Schöpfer, den man irgendwann kennenlernt, möchte ich vorbereitet sein und werde ihm für den Fall, dass das gegen meine Vermutung doch eintritt, folgende Frage stellen: "ARE YOU FUCKING KIDDIN ME?"
3) Sollte es ein Lager geben, in dem Spezimen (ist das überhaupt ein Wort? Sonst denken Sie sich einfach eins aus, das Ihnen gut gefällt) [Ja, das ist ein Wort. Ein eher selten verwendetes und altertümlich wirkendes, was hier aber natürlich ins Bild passt. Vermute aber, die Verfasserin hat das Wort nicht bewusst so schön auf das Bild abgestimmt und auch nicht aus "Bauchgefühl heraus" sondern hat schlicht eine Interferenz aus dem Englischen erlitten.] aufbewahrt werden von allem, was es mal so gab auf der Welt, damit der Evil Overlord in ein paar 1000 Jahren gucken ["gucken" ist eins meiner Lieblingswörter, wenn die Verfasserin es ausspricht. Klingt total gut. "Gucken" wird insgesamt ja gar nicht mehr so häufig gesagt, die meisten weichen auf schauen/sehen oder so etwas aus, die häufige Verwendung ist ein spezielles Merkmal hier, achten Sie mal drauf!] kann, wie das alles so war, kann man mich dort gerne als präparierte Probe für Zyklus einlagern. Hier kam ein kleiner Schwenk zu dem Exlebensabschnittsgefährten, den ich aufgrund einer Autoanalogie nicht geheiratet habe, der fand nämlich, dass ich nach meinem Tod in Gorleben zwischengelagert werden müsse, da ich im Schlaf so viel Wärme abstrahle. Das wird mit zunehmendem Alter jedoch weniger, neulich war mir unter der Decke sogar ein wenig frisch. Dann kam der Teil, für den ich sogar Kopfrechnen angewendet hatte, ich habe nämlich ausgerechnet, dass ich zwischen 18 (die ersten Jahre gelten als Übung) und 43 290 Zyklen à exakt 28 Tage (mit einer zeitlichen Variation von etwa 3 Stunden, wohlgemerkt) hingelegt habe, da gibt es wahrscheinlich nicht viele Frauen, die das von sich behaupten können. Dass es nur 290 und nicht 300 sind [Berechnungen bleiben ungeprüft], liegt an Ona, da war ich ja 10 Monate raus, aber mit dem Eisprung 14 Tage und der Menstruation 28 Tage nach der Entbindung dürfte ich mir meinen Platz im Olymp der medizinischen Wunder schon gesichert haben. Ist ja in Teilen doch ein Wettbewerb. [Alles ist ein Wettbewerb, alles, bin fast versucht, meine Menstruationskalender der letzten Jahrzehnte aus der Schublade zu ziehen zwecks wettbewerblichem Vergleich!]
4) Wenn man nur noch die Eckpunkte listet und die Geschichte drumrum nicht mehr weiß, ist es schon ein wenig wirr, das verstehe ich, aber es ist gleich vorbei, denn was ich eigentlich transportieren wollte: In einer guten Welt wäre der Körper ein selbstlernendes System, das Bedarfe bedient. Ich persönlich rufe seit 9 Jahren das ganze Reproduktionsangebot nicht mehr ab und bin inzwischen auch in einem Alter, wo ich es nicht mehr für sinnvoll hielte, das zu ändern. Die anscheinend logische Reaktion eines in die Jahre kommenden Körpers ist einfach eine Überarbeitung des Angebots. Wenn man es nicht schafft, alle 28 Tage für Reproduktion zu sorgen, erhöht man einfach die Schlagzahl und macht alle 20 draus, was bedeutet, dass man mehr Schubkarren mit Euros in die Drogerien fahren muss, um Produkte zu kaufen, die auch 102 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts noch davon ausgehen, dass das, was damit aufgefangen wird, blau ist.
Epilog) Oh Mann, ich kriege die Kurve nicht mehr. Was ich sagen möchte: Ich rufe das Angebot nicht ab, ich werde auch den Dreh zu nett nicht mehr schaffen, wenn ich die nächsten 10 Jahre durchgehend prä-, post- oder einfach nur menstruell bin [Anmerkung gelöscht], Sie wollten das alle nicht mehr hören, mit der Geschichte drumrum war es wenigstens noch witzig, aber so, naja, und dann kann man eigentlich nur mit einem Witz enden, den mein Mitbewohner Herr H. neulich erzählte, bitte simulieren Sie einen süddeutschen Dialekt: "Willscht a Bier für dei Frau?" - "Hei ja, des isch a guder Tausch!"
Sie können entspannen, ich wollte einen wirklich langen Beitrag über das weibliche Reproduktionssystem schreiben, habe den aber nach Fertigstellung verloren und kann mich jetzt aufgrund der Art und Weise, wie ich schreibe, überhaupt nicht daran erinnern, was ich geschrieben hatte, noch kann ich mich dazu motivieren, das noch einmal zu machen. Ich kann eventuell die Eckpunkte (und es war ein wirklich langer Beitrag, damn!) noch einmal stichpunktartig zusammenfassen, ohne jeden Anspruch auf Kohärenz oder Kohäsion:
1) Das weibliche Reproduktionssystem ist kacke. Das hätte sich keiner ausdenken können, so kacke ist das. Wer sich einmal im schwangeren Zustand vergegenwärtigt, dass das, was man sonst mit einem ob mini verschließen kann, Durchgang bieten muss für ein komplettes Baby, weiß, dass das kacke ist.
2) Leider kann ich mich nicht erinnern, wie ich da hingekommen bin, aber da es ja sehr viele Menschen auf der Erde gibt, die ernsthaft glauben, es gebe einen Schöpfer, den man irgendwann kennenlernt, möchte ich vorbereitet sein und werde ihm für den Fall, dass das gegen meine Vermutung doch eintritt, folgende Frage stellen: "ARE YOU FUCKING KIDDIN ME?"
3) Sollte es ein Lager geben, in dem Spezimen (ist das überhaupt ein Wort? Sonst denken Sie sich einfach eins aus, das Ihnen gut gefällt) [Ja, das ist ein Wort. Ein eher selten verwendetes und altertümlich wirkendes, was hier aber natürlich ins Bild passt. Vermute aber, die Verfasserin hat das Wort nicht bewusst so schön auf das Bild abgestimmt und auch nicht aus "Bauchgefühl heraus" sondern hat schlicht eine Interferenz aus dem Englischen erlitten.] aufbewahrt werden von allem, was es mal so gab auf der Welt, damit der Evil Overlord in ein paar 1000 Jahren gucken ["gucken" ist eins meiner Lieblingswörter, wenn die Verfasserin es ausspricht. Klingt total gut. "Gucken" wird insgesamt ja gar nicht mehr so häufig gesagt, die meisten weichen auf schauen/sehen oder so etwas aus, die häufige Verwendung ist ein spezielles Merkmal hier, achten Sie mal drauf!] kann, wie das alles so war, kann man mich dort gerne als präparierte Probe für Zyklus einlagern. Hier kam ein kleiner Schwenk zu dem Exlebensabschnittsgefährten, den ich aufgrund einer Autoanalogie nicht geheiratet habe, der fand nämlich, dass ich nach meinem Tod in Gorleben zwischengelagert werden müsse, da ich im Schlaf so viel Wärme abstrahle. Das wird mit zunehmendem Alter jedoch weniger, neulich war mir unter der Decke sogar ein wenig frisch. Dann kam der Teil, für den ich sogar Kopfrechnen angewendet hatte, ich habe nämlich ausgerechnet, dass ich zwischen 18 (die ersten Jahre gelten als Übung) und 43 290 Zyklen à exakt 28 Tage (mit einer zeitlichen Variation von etwa 3 Stunden, wohlgemerkt) hingelegt habe, da gibt es wahrscheinlich nicht viele Frauen, die das von sich behaupten können. Dass es nur 290 und nicht 300 sind [Berechnungen bleiben ungeprüft], liegt an Ona, da war ich ja 10 Monate raus, aber mit dem Eisprung 14 Tage und der Menstruation 28 Tage nach der Entbindung dürfte ich mir meinen Platz im Olymp der medizinischen Wunder schon gesichert haben. Ist ja in Teilen doch ein Wettbewerb. [Alles ist ein Wettbewerb, alles, bin fast versucht, meine Menstruationskalender der letzten Jahrzehnte aus der Schublade zu ziehen zwecks wettbewerblichem Vergleich!]
4) Wenn man nur noch die Eckpunkte listet und die Geschichte drumrum nicht mehr weiß, ist es schon ein wenig wirr, das verstehe ich, aber es ist gleich vorbei, denn was ich eigentlich transportieren wollte: In einer guten Welt wäre der Körper ein selbstlernendes System, das Bedarfe bedient. Ich persönlich rufe seit 9 Jahren das ganze Reproduktionsangebot nicht mehr ab und bin inzwischen auch in einem Alter, wo ich es nicht mehr für sinnvoll hielte, das zu ändern. Die anscheinend logische Reaktion eines in die Jahre kommenden Körpers ist einfach eine Überarbeitung des Angebots. Wenn man es nicht schafft, alle 28 Tage für Reproduktion zu sorgen, erhöht man einfach die Schlagzahl und macht alle 20 draus, was bedeutet, dass man mehr Schubkarren mit Euros in die Drogerien fahren muss, um Produkte zu kaufen, die auch 102 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts noch davon ausgehen, dass das, was damit aufgefangen wird, blau ist.
Epilog) Oh Mann, ich kriege die Kurve nicht mehr. Was ich sagen möchte: Ich rufe das Angebot nicht ab, ich werde auch den Dreh zu nett nicht mehr schaffen, wenn ich die nächsten 10 Jahre durchgehend prä-, post- oder einfach nur menstruell bin [Anmerkung gelöscht], Sie wollten das alle nicht mehr hören, mit der Geschichte drumrum war es wenigstens noch witzig, aber so, naja, und dann kann man eigentlich nur mit einem Witz enden, den mein Mitbewohner Herr H. neulich erzählte, bitte simulieren Sie einen süddeutschen Dialekt: "Willscht a Bier für dei Frau?" - "Hei ja, des isch a guder Tausch!"
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Samstag, 29. August 2020
In these shoes?
herzbruch, 22:02h
Ich weiß, dass hier viele Ökos lesen. Sie müssen heute stark sein, ich schreibe über Autos.
Ich wäre gerne Vegetarier, und ich würde auch sehr gerne ohne Auto leben, in der Praxis esse ich Fleisch und fahre Auto. Gerne. Ich gehöre zu den Menschen, die eine enge Verbindung zu ihrem Auto aufbauen. Im Moment ist die allerdings leicht gestört. Und das kam so.
Ich bin behütet aufgewachsen, und mit 18 übernahm ich den Wagen meiner Mutter, deren Hauptaufgabe die 14 Jahre davor war, mich zum Sport zu fahren. Das fiel weg, also ging das Auto an mich. Es handelte sich um einen Toyota Corolla, und in sehr kurzer Zeit verwuchs ich mit dem Auto zu einer Einheit. Insgesamt 280.000 Kilometer haben das Auto und ich in 14 Jahren zusammen bestritten, und das, und nein, das ist nicht Werbung, das ist Fakt (gibt es aber heute nicht mehr, heißt es) ohne einen Pfennig reinzustecken. Jetzt bin ich nicht so irre, dass ich Autos Namen gebe, aber er hatte ein wirklich gutes Kennzeichen, NE-RD 256, ich habe mich ja schon früh gut einschätzen können, und als ich irgendwann mit dem Auto ausgewandert bin und mit vielen internationalen Menschen zu tun hatte, konnte ich immer so Sätze sagen wie "Do we go by train or by Nerd".
Mit 32 und schwanger riet die Schrauberwerkstatt, sich eventuell genau jetzt zu trennen, und dann kamen ein paar sehr dunkle Jahre, die ich erfolgreich verdrängt habe. 2016 kam dann ein Auto, das wieder das Potenzial hatte, mit mir zu verwachsen. Ein Firmenwagen, den ein Kollege für sich bestellt hatte, er hat aber weder Probezeit noch Auslieferung des Wagens überstanden, und so bot ich mich an, statt eines selbstgewählten Modells dieses zu übernehmen. So fuhr ich ab dem Moment also einen A3. Golf in etwas netter. Größe für mich perfekt, eigentlich war alles an dem Auto so, wie ich es wollte. Etwas spöttisch guckte ich auf die Karren, die manch Kollege auswählte (und versteuerte) und fand mich sehr überlegen mit meinem kleinen aber schnittigen Auto.
Wirklich ans Herz ist es mir gewachsen, als ich einst in Spanien mit schlafendem Kind quer auf dem Rücksitz auf der Landstraße gegen ein 100 Kilo Wildschwein fuhr. Der gar nicht mal so große Wagen verhielt sich sehr unauffällig, es machte puff, für das Wildschwein war das eher unangenehm, dass Nummernschild flog hinter dem Tier her in die Böschung, und Ona war wach. Mehr passierte nicht, und ich bin mir nicht sicher, ob wir das in einem Fiat Bambini überlebt hätten.
Die Geschichte war übrigens wirklich sehr lustig, nachdem wir alle unverletzt waren, denn nun standen wir nachts um 1 im Stockdüsteren auf dem platten Land auf der Landstraße in der Kurve, brauchten das Nummernschild, da wir am nächsten Tag nach Deutschland zurückfahren mussten, und trauten uns nicht, auszusteigen, das Wildschwein war nämlich ins Gebüsch verschwunden und voraussichtlich sehr schlecht gelaunt. Ich habe dann die Polizei angerufen (nachdem ich versuchte, mir ohne 5G irgendwie herzuleiten, was Wildschwein auf Spanisch heißt), und war sehr überrascht, dass sich ein Deutscher meldete. Die Notfallnummern sind international besetzt, und wenn ein deutsches Handy anruft, geht auch ein Deutscher dran. Ich kürze ab: Es kam niemand, die Polizei fand das nicht so dringend, und in dem Ort, in dem wir waren, war die alle 6 Jahre stattfindende Fiesta, da konnte eh keiner fahren. Ich hatte am nächsten Morgen große Probleme, dem Arbeitgeber zu erklären, dass es leider auch keinen Unfallbericht geben konnte, da wegen der Fiesta die Polizei drei Tage lang geschlossen war. Also fuhren wir sehr langsam in die nächste Audiwerkstatt (80 km inkl Serpentinen entfernt), lernten da dann, dass das Auto heute sicher nicht mehr nach Deutschland fuhr und mussten uns dann wirklich wirklich beeilen, um noch zum Flughafen zu kommen. Ohne all unsere Sachen. Kleidung, Schwimmflossen, Bücher, meine Espressomaschine, wie Sie wissen, reise ich mit Espressomaschine, wenn es sich um mehrere Tage Aufenthalt handelt, und die Lebensmittel. Als die Maschine nach Düsseldorf abends abhob, sah ich meinen Mann ängstlich an und sagte "Haben wir die Wurstbrote noch im Kofferraum?" Ja.
Das Auto brauchte 5 Wochen, bis es nach Deutschland geschleppt war, und dann noch mal eine, bis ich wusste, wo es sich genau befand. Als ich in der Werkstatt anrief und sagte, ich würde gerne mal eben vorbeikommen und meine Sachen holen, sagte der rheinisch-charmante Mann: "Och Ihnen gehört das Messi-Auto?"
Mit dem Auto zu dritt in Urlaub ist mit dem A3 schon sehr auf Kante genäht gewesen, mit dem großen Hund dabei war das letztendlich nicht mehr abbildbar. Somit kam der Jobwechsel, bei dem ich traurigerweise das Auto gar nicht behalten durfte, nicht ungelegen. Die Auswahl des neuen Gefährts habe ich mir nicht leicht gemacht, aber, und jetzt bitte keine Diskussionen, danke, ich musste mich aus ökologischen Gründen für einen Hausfrauen SUV entscheiden. Und das kam so.
Mein Mann ist ja Öko, und auch wenn wir in nichts auf der Welt einer Meinung sind, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir privat nicht fliegen. In den allermeisten Fällen muss das ja nicht sein, und irgendwann in den nächsten Jahren möchte ich mit Ona nach Kalifornien und ihm dort Dinge zeigen, aber alles andere sparen wir uns. Da ich allerdings nicht mit Kind und Kegel mit der Bahn verreisen möchte, fahren wir also Auto, wenn wir in Urlaub fahren. Nun sind wir ja keine Zwerge, und ich brauche in vielen Fällen die Espressomaschine, der Hund braucht auch viel Platz, somit war ein großes Auto leider gesetzt. Eigentlich wäre ein E-Auto die Fortbewegung der Wahl gewesen, da wir aber sehr städtisch und als Straßenparker leben, kam das ladetechnisch schon nicht in Frage. Ein Kombi ebenso wenig, da ich, wenn ich abends spät aus dem Büro komme, selten eine Parklücke finde, wo durchschnittliche Parker sich trauen, einen Smart einzuparken. Ich kann das sehr gut, und moderne Technik hat das ganze Themenfeld ja noch mal neu sortiert, aber man kriegt halt kein 5 Meter Auto in eine 4 Meter Lücke. Den Audi hab ich immer gut unter gekriegt, also durfte das Auto maximal so lang sein wie der A3. Das nächste schwierige Thema ist, dass mein Mann, Sie erinnern sich, ja keine Beine hat und aus 2 Metern Oberkörper besteht. In jedem normalen Auto stößt er oben an, was ihm egal ist, mir auch, aber der Wiederverkaufswert sinkt drastisch, wenn man abgewetzten Stoff am Himmel hat.
Was es also brauchte, war ein Auto, das groß, hoch und kurz war, und das fand ich im Volvo XC40. Ja. Ich fahre einen SUV. Noch. Er muss jetzt nämlich gehen. Aus verschiedenen Gründen.
1) Die Scheinwerfer heißen "Thors Hammer", das fand ich auf eigenartige Weise sexy. Ich hatte vergessen, dass ich ja in dem Auto sitze und die gar nicht sehe, und den Namen sieht man schon erst Recht nicht. Also kein Grund.
2) Ich kann in dem Auto nicht blinken, ohne zu blinken kann ich aber aufgrund diversester Selbstfahrtechniken die Spur nicht wechseln. Halten Sie mich gerne für verrückt, das ist ja spätestens ab "ich fahre aus ökologischen Gründen einen SUV" eh im Raum, aber das Blinkgeräusch ist für mich total off. Der Takt synchronisiert nicht mit mir, und wenn ich an der Ampel stehe, wird er manchmal für 2, 3 Schläge etwas schneller und dann wieder normal off, und dann möchte ich weinen, aussteigen und das Auto zurücklassen. Ich werde vermutlich demnächst sterben, weil ich im Stadtverkehr nicht blinken und auf der Autobahn nicht mehr die Spur wechseln kann.
3) Ich möchte auch Witze über SUVs machen. Ich finde das Konzept ja auch Kacke, fand aber, dass ich (ich fahre wenige Kilometer im normalen Leben) mit dem Nichtfliegenkönnen Punkt eine gute Legitimation vor mir selber habe, aber jedes Mal, wenn ich auf einem Parkplatz soeben noch in die Lücke passe, möchte ich allen Umstehenden zurufen "Ich habe eine wirklich große Familie und einen riesigen Hund und aus Umweltgründen fliegen wir nicht, und als Straßenparker hatten wir keine andere Wahl", das will aber niemand hören, weil ja alle Kopfhörer drin haben und denken "boah, schon wieder so eine Mutti in einer Carpool Schleuder", und das ist schade.
4) Über Tanken sprechen wir besser nicht.
5) Mein erster Tweet aus dem Auto lautete "Das neue Auto gegendert", das war mir beim Probesitzen nicht aufgefallen.
Somit ist diese Entscheidung jetzt gefallen. Ich bin nicht SUV, nicht einmal aus ökologischen Gründen. Das Auto kommt wieder weg, und eventuell miete ich künftig einfach ein größeres, wenn ich damit nach Noordwijk, an die Mosel oder nach Spanien fahren möchte, woanders zieht es mich eh nicht mehr hin. Und jetzt? Was fahre ich jetzt? Ich habe keine Ahnung. Ich mag einen gewissen Komfort, es darf nicht viel verbrauchen, Größe etwa Golf/A3, KEIN Volvo (leider, ich wäre ja theoretisch sehr für Volvo, praktisch brauche ich das Erlebnis nicht mehr), und der Blinkertakt muss ziemlich genau der eines Toyota Corolla von 1993 sein. Gerne Hinweise. Ich denke ja, dass ich wieder beim A3 lande, aber vielleicht fällt ihnen ja was ein, was ich nicht auf dem Schirm habe.
Ich wäre gerne Vegetarier, und ich würde auch sehr gerne ohne Auto leben, in der Praxis esse ich Fleisch und fahre Auto. Gerne. Ich gehöre zu den Menschen, die eine enge Verbindung zu ihrem Auto aufbauen. Im Moment ist die allerdings leicht gestört. Und das kam so.
Ich bin behütet aufgewachsen, und mit 18 übernahm ich den Wagen meiner Mutter, deren Hauptaufgabe die 14 Jahre davor war, mich zum Sport zu fahren. Das fiel weg, also ging das Auto an mich. Es handelte sich um einen Toyota Corolla, und in sehr kurzer Zeit verwuchs ich mit dem Auto zu einer Einheit. Insgesamt 280.000 Kilometer haben das Auto und ich in 14 Jahren zusammen bestritten, und das, und nein, das ist nicht Werbung, das ist Fakt (gibt es aber heute nicht mehr, heißt es) ohne einen Pfennig reinzustecken. Jetzt bin ich nicht so irre, dass ich Autos Namen gebe, aber er hatte ein wirklich gutes Kennzeichen, NE-RD 256, ich habe mich ja schon früh gut einschätzen können, und als ich irgendwann mit dem Auto ausgewandert bin und mit vielen internationalen Menschen zu tun hatte, konnte ich immer so Sätze sagen wie "Do we go by train or by Nerd".
Mit 32 und schwanger riet die Schrauberwerkstatt, sich eventuell genau jetzt zu trennen, und dann kamen ein paar sehr dunkle Jahre, die ich erfolgreich verdrängt habe. 2016 kam dann ein Auto, das wieder das Potenzial hatte, mit mir zu verwachsen. Ein Firmenwagen, den ein Kollege für sich bestellt hatte, er hat aber weder Probezeit noch Auslieferung des Wagens überstanden, und so bot ich mich an, statt eines selbstgewählten Modells dieses zu übernehmen. So fuhr ich ab dem Moment also einen A3. Golf in etwas netter. Größe für mich perfekt, eigentlich war alles an dem Auto so, wie ich es wollte. Etwas spöttisch guckte ich auf die Karren, die manch Kollege auswählte (und versteuerte) und fand mich sehr überlegen mit meinem kleinen aber schnittigen Auto.
Wirklich ans Herz ist es mir gewachsen, als ich einst in Spanien mit schlafendem Kind quer auf dem Rücksitz auf der Landstraße gegen ein 100 Kilo Wildschwein fuhr. Der gar nicht mal so große Wagen verhielt sich sehr unauffällig, es machte puff, für das Wildschwein war das eher unangenehm, dass Nummernschild flog hinter dem Tier her in die Böschung, und Ona war wach. Mehr passierte nicht, und ich bin mir nicht sicher, ob wir das in einem Fiat Bambini überlebt hätten.
Die Geschichte war übrigens wirklich sehr lustig, nachdem wir alle unverletzt waren, denn nun standen wir nachts um 1 im Stockdüsteren auf dem platten Land auf der Landstraße in der Kurve, brauchten das Nummernschild, da wir am nächsten Tag nach Deutschland zurückfahren mussten, und trauten uns nicht, auszusteigen, das Wildschwein war nämlich ins Gebüsch verschwunden und voraussichtlich sehr schlecht gelaunt. Ich habe dann die Polizei angerufen (nachdem ich versuchte, mir ohne 5G irgendwie herzuleiten, was Wildschwein auf Spanisch heißt), und war sehr überrascht, dass sich ein Deutscher meldete. Die Notfallnummern sind international besetzt, und wenn ein deutsches Handy anruft, geht auch ein Deutscher dran. Ich kürze ab: Es kam niemand, die Polizei fand das nicht so dringend, und in dem Ort, in dem wir waren, war die alle 6 Jahre stattfindende Fiesta, da konnte eh keiner fahren. Ich hatte am nächsten Morgen große Probleme, dem Arbeitgeber zu erklären, dass es leider auch keinen Unfallbericht geben konnte, da wegen der Fiesta die Polizei drei Tage lang geschlossen war. Also fuhren wir sehr langsam in die nächste Audiwerkstatt (80 km inkl Serpentinen entfernt), lernten da dann, dass das Auto heute sicher nicht mehr nach Deutschland fuhr und mussten uns dann wirklich wirklich beeilen, um noch zum Flughafen zu kommen. Ohne all unsere Sachen. Kleidung, Schwimmflossen, Bücher, meine Espressomaschine, wie Sie wissen, reise ich mit Espressomaschine, wenn es sich um mehrere Tage Aufenthalt handelt, und die Lebensmittel. Als die Maschine nach Düsseldorf abends abhob, sah ich meinen Mann ängstlich an und sagte "Haben wir die Wurstbrote noch im Kofferraum?" Ja.
Das Auto brauchte 5 Wochen, bis es nach Deutschland geschleppt war, und dann noch mal eine, bis ich wusste, wo es sich genau befand. Als ich in der Werkstatt anrief und sagte, ich würde gerne mal eben vorbeikommen und meine Sachen holen, sagte der rheinisch-charmante Mann: "Och Ihnen gehört das Messi-Auto?"
Mit dem Auto zu dritt in Urlaub ist mit dem A3 schon sehr auf Kante genäht gewesen, mit dem großen Hund dabei war das letztendlich nicht mehr abbildbar. Somit kam der Jobwechsel, bei dem ich traurigerweise das Auto gar nicht behalten durfte, nicht ungelegen. Die Auswahl des neuen Gefährts habe ich mir nicht leicht gemacht, aber, und jetzt bitte keine Diskussionen, danke, ich musste mich aus ökologischen Gründen für einen Hausfrauen SUV entscheiden. Und das kam so.
Mein Mann ist ja Öko, und auch wenn wir in nichts auf der Welt einer Meinung sind, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir privat nicht fliegen. In den allermeisten Fällen muss das ja nicht sein, und irgendwann in den nächsten Jahren möchte ich mit Ona nach Kalifornien und ihm dort Dinge zeigen, aber alles andere sparen wir uns. Da ich allerdings nicht mit Kind und Kegel mit der Bahn verreisen möchte, fahren wir also Auto, wenn wir in Urlaub fahren. Nun sind wir ja keine Zwerge, und ich brauche in vielen Fällen die Espressomaschine, der Hund braucht auch viel Platz, somit war ein großes Auto leider gesetzt. Eigentlich wäre ein E-Auto die Fortbewegung der Wahl gewesen, da wir aber sehr städtisch und als Straßenparker leben, kam das ladetechnisch schon nicht in Frage. Ein Kombi ebenso wenig, da ich, wenn ich abends spät aus dem Büro komme, selten eine Parklücke finde, wo durchschnittliche Parker sich trauen, einen Smart einzuparken. Ich kann das sehr gut, und moderne Technik hat das ganze Themenfeld ja noch mal neu sortiert, aber man kriegt halt kein 5 Meter Auto in eine 4 Meter Lücke. Den Audi hab ich immer gut unter gekriegt, also durfte das Auto maximal so lang sein wie der A3. Das nächste schwierige Thema ist, dass mein Mann, Sie erinnern sich, ja keine Beine hat und aus 2 Metern Oberkörper besteht. In jedem normalen Auto stößt er oben an, was ihm egal ist, mir auch, aber der Wiederverkaufswert sinkt drastisch, wenn man abgewetzten Stoff am Himmel hat.
Was es also brauchte, war ein Auto, das groß, hoch und kurz war, und das fand ich im Volvo XC40. Ja. Ich fahre einen SUV. Noch. Er muss jetzt nämlich gehen. Aus verschiedenen Gründen.
1) Die Scheinwerfer heißen "Thors Hammer", das fand ich auf eigenartige Weise sexy. Ich hatte vergessen, dass ich ja in dem Auto sitze und die gar nicht sehe, und den Namen sieht man schon erst Recht nicht. Also kein Grund.
2) Ich kann in dem Auto nicht blinken, ohne zu blinken kann ich aber aufgrund diversester Selbstfahrtechniken die Spur nicht wechseln. Halten Sie mich gerne für verrückt, das ist ja spätestens ab "ich fahre aus ökologischen Gründen einen SUV" eh im Raum, aber das Blinkgeräusch ist für mich total off. Der Takt synchronisiert nicht mit mir, und wenn ich an der Ampel stehe, wird er manchmal für 2, 3 Schläge etwas schneller und dann wieder normal off, und dann möchte ich weinen, aussteigen und das Auto zurücklassen. Ich werde vermutlich demnächst sterben, weil ich im Stadtverkehr nicht blinken und auf der Autobahn nicht mehr die Spur wechseln kann.
3) Ich möchte auch Witze über SUVs machen. Ich finde das Konzept ja auch Kacke, fand aber, dass ich (ich fahre wenige Kilometer im normalen Leben) mit dem Nichtfliegenkönnen Punkt eine gute Legitimation vor mir selber habe, aber jedes Mal, wenn ich auf einem Parkplatz soeben noch in die Lücke passe, möchte ich allen Umstehenden zurufen "Ich habe eine wirklich große Familie und einen riesigen Hund und aus Umweltgründen fliegen wir nicht, und als Straßenparker hatten wir keine andere Wahl", das will aber niemand hören, weil ja alle Kopfhörer drin haben und denken "boah, schon wieder so eine Mutti in einer Carpool Schleuder", und das ist schade.
4) Über Tanken sprechen wir besser nicht.
5) Mein erster Tweet aus dem Auto lautete "Das neue Auto gegendert", das war mir beim Probesitzen nicht aufgefallen.
Somit ist diese Entscheidung jetzt gefallen. Ich bin nicht SUV, nicht einmal aus ökologischen Gründen. Das Auto kommt wieder weg, und eventuell miete ich künftig einfach ein größeres, wenn ich damit nach Noordwijk, an die Mosel oder nach Spanien fahren möchte, woanders zieht es mich eh nicht mehr hin. Und jetzt? Was fahre ich jetzt? Ich habe keine Ahnung. Ich mag einen gewissen Komfort, es darf nicht viel verbrauchen, Größe etwa Golf/A3, KEIN Volvo (leider, ich wäre ja theoretisch sehr für Volvo, praktisch brauche ich das Erlebnis nicht mehr), und der Blinkertakt muss ziemlich genau der eines Toyota Corolla von 1993 sein. Gerne Hinweise. Ich denke ja, dass ich wieder beim A3 lande, aber vielleicht fällt ihnen ja was ein, was ich nicht auf dem Schirm habe.
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