... newer stories
Mittwoch, 4. November 2020
America (Simon and Garfunkel)
herzbruch, 21:16h
So, Wahl. Ich habe für mich beschlossen, mich erst wieder damit zu beschäftigen, wenn entweder alles gut oder alles schlecht ist. Naja, alles gut wird wohl nie mehr, immerhin hat die Hälfte der USA sich überlegt, man könnte ja noch 4 Jahre Trump machen, aber davon abgesehen bin ich jetzt für meine Verhältnisse unüblich zuversichtlich. Also warte ich jetzt auf Pennsylvania, erste Professur meines Doktorvaters UPenn, und Michigan, was mir seit Stunden einen schlimmen Ohrwurm bereitet hat, nämlich ‚America‘ von Simon and Garfunkel. Michigan seems like a dream to me now, im Auto auf dem Weg zu einem sozialdistanzierten Date mit Frau N. laut geschmettert, und da reifte ein Gedanke, den ich erst mit Ihnen teile und dann erst mit Frau N., normalerweise ist das andersrum.
Da wir ja gemeinsam an einem Ort sind gerade und beide dem Musizieren zugetan, schlage ich vor, dass wir - sollte Michigan morgen bis 12 nicht fertiggezählt haben - Amerika gemeinsam einspielen und ein richtig schlechtes YouTube Video machen. Das fände ich sehr lustig, vor allem ärgert mich aber, dass ich die Idee nicht drastisch viel früher hatte, dann hätte ich nämlich die Gitarre einfach mitgenommen und Fakten geschaffen.
Und jetzt liegt es an Ihnen. Wenn ich jetzt gleich beim zweiten Cremant sage „ach so, übrigens spielen wir morgen ein Lied ein, das du nicht kennst“, bin ich skeptisch. (Tipp: Formulieren Sie Anfragen an Frau N. gerne als Herausforderung, „das trauen Sie sich bestimmt nicht“, das funktioniert bei uns ja immer.)
Da wir ja gemeinsam an einem Ort sind gerade und beide dem Musizieren zugetan, schlage ich vor, dass wir - sollte Michigan morgen bis 12 nicht fertiggezählt haben - Amerika gemeinsam einspielen und ein richtig schlechtes YouTube Video machen. Das fände ich sehr lustig, vor allem ärgert mich aber, dass ich die Idee nicht drastisch viel früher hatte, dann hätte ich nämlich die Gitarre einfach mitgenommen und Fakten geschaffen.
Und jetzt liegt es an Ihnen. Wenn ich jetzt gleich beim zweiten Cremant sage „ach so, übrigens spielen wir morgen ein Lied ein, das du nicht kennst“, bin ich skeptisch. (Tipp: Formulieren Sie Anfragen an Frau N. gerne als Herausforderung, „das trauen Sie sich bestimmt nicht“, das funktioniert bei uns ja immer.)
... link (0 Kommentare) ... comment
Dienstag, 3. November 2020
Peaches (The Presidents of the United States of America)
herzbruch, 11:18h
So. 10.05 Uhr an einem Dienstag, und eigentlich habe ich jetzt Feierabend. Das ist ungewöhnlich, in der Sache aber hervorragend. So kann ich nämlich die letzten 30 Minuten der gestrigen Bundespressekonferenz noch gucken, was mir gestern durch einen beruflichen Termin nicht möglich war. Gerade eben hat die Kanzlerin sich in Rage geredet und musste dann über sich selber lachen, das bewegt mich sehr tief innen ein kleines bisschen, passiert mir das doch auch immer. Ich lasse mich gerne von einem Gedanken abholen und mitnehmen, und dann fährt der los und ich kann ihn nicht bremsen. Menschen gehen damit unterschiedlich um. Manch einer findet das vermutlich angenehm, dann muss man selber nicht so viele Monologe halten, Menschen mit hohem Sendungsbewusstsein hingegen finden das gerne anstrengend. Der Kompagnon hat in den letzten Jahren gelernt, eine regungslose Miene aufzusetzen und am Ende zu sagen: "Bist du fertig?", ein geschätzter Bekannter, mit dem ich oft telefoniere, ist inzwischen dazu übergegangen, mich einfach direkt abzuwürgen und selber in Monolog zu verfallen. So kommt es dann schon mal, dass es plötzlich 2 Uhr nachts ist und man noch telefoniert und dann am nächsten Tag müde ist, weil man früh schon Termine hat, und dann, und ich kriege den Anschluss wieder, ist es ja hervorragend, wenn man so um 10 den Tag bereits beenden kann. Bloggen, Zähne putzen, ab ins Bett.
So abwegig ist das am heutigen Tag auch gar nicht, gibt es ja mindestens zwei Sondersituationen. Die erste lautet, dass ich ein kleines Kratzen im Hals habe. (Das muss man sich ja auch mal vorstellen, wie abgefahren es ist, als Mutter eines Schulkinds überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, dass man im November eventuell erkältet sein könnte. Das hätte uns mal präcorona einer sagen sollen, was hätten wir gelacht.) Aufgrund meines sozialisolierten Lebensstils halte ich es für recht unwahrscheinlich, dass ich mich irgendwo pandemierelevant angesteckt habe, im Großen und Ganzen halte ich es nahezu für ausgeschlossen, dass ich mich im Jahre 2020 mit *irgendwas* angesteckt haben könnte. Wie hätte das bitte passieren sollen? Viel naheliegender ist ja, dass wir uns jetzt in die Jahreszeit begeben, in der es fahrlässig ist, wenn man seine Haare nicht fönt und dann draußen im Wind rumläuft. Ich habe ja auch seit zwei Wochen wieder den Herbstnerv zwischen Wirbelsäule und Schulter eingeklemmt oder entzündet oder was auch immer da jedes Jahr seit vielen passiert, wenn die ersten kalten Tage kommen, ich draußen friere und die Schultern unbemerkt hochziehe und mich dann halt im November nicht gut bewegen kann und immer Kopfweh habe. Es tut übrigens sehr gut, auch mal wieder über andere Krankheiten zu sprechen. Sehr befriedigend.
Mit dem leichten Kratzen im Hals muss ich vermutlich auch nicht darüber nachdenken, ob ich heute mit Ona zum Nierchentermin gehe. Leser "von früher" mögen sich erinnern, dass Ona (inzwischen nur noch) einmal im Jahr in der Uniklinik Essen seine Niere mal checken lassen muss, ein Routinetermin, der an sich vollkommen problemlos ist, den ich allerdings in den letzten Jahren an den Mann ausgelagert habe, da mir die Atmosphäre und die Umgebung zunehmend mehr aufs Gemüt schlugen und ich irgendwann beschloss, diesen Termin lieber nicht mehr selber machen zu wollen. Gestern, bevor ich am Telefon die Zeit so aus den Augen verloren hatte, reifte in mir der Gedanke, dass ich die Untersuchung heute mal wieder begleiten könnte, ich wäre ja sehr ausgeschlafen und fit gewesen und hatte nur morgens unausweichliche Termine. Nun habe ich ein Kratzen im Hals und werde nicht darüber nachdenken, ob das eventuell ein Uniklinkvermeidungskratzen ist oder echt, entscheide aber so, wie ich das von jedem Anderen erwarten würde, wenn ich zum Beispiel mit einem Kleinkind mitten in der Chemo im Wartezimmer sitzen würde: Ich bleib zuhause. 2021 wird mein Jahr.
Entsprechend kann ich mir jetzt alles sehr gut einteilen, das ist eine Situation, die ich so nicht kenne und die mich auch sehr überfordert, was man daran sehen kann, dass ich morgens früh blogge. Das ist ja Irrsinn. Ich trage übrigens auch noch einen Pyjama, da ich sehr schwer zum ersten Termin aus dem Bett kam, daher dachte, ich dusche einfach um 9, dann war aber um 9 klar, dass ich alle Aufgaben mit Sendungswirkung bereits erledigt habe und dass ich nicht zum Nierchentermin fahren werde, und dann kann ich ja auch einfach wieder ins Bett gehen. Das werde ich jetzt machen. Vorschlafen für heute Nacht, dann kommt die zweite Sondersituation, da werde ich natürlich sehr angestrengt fernsehen müssen. Kamala Harris hat gerade sehr überzeugend getwittert "Take a breath. Set your alarm. Try to get a good night’s rest. We got this". Damn, do I hope she's right. Und dann kommt Biden, seufz. Aber puh. Und morgen um 9 hab ich den nächsten Termin. Ich schlafe besser jetzt. Gute Nacht.
So abwegig ist das am heutigen Tag auch gar nicht, gibt es ja mindestens zwei Sondersituationen. Die erste lautet, dass ich ein kleines Kratzen im Hals habe. (Das muss man sich ja auch mal vorstellen, wie abgefahren es ist, als Mutter eines Schulkinds überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, dass man im November eventuell erkältet sein könnte. Das hätte uns mal präcorona einer sagen sollen, was hätten wir gelacht.) Aufgrund meines sozialisolierten Lebensstils halte ich es für recht unwahrscheinlich, dass ich mich irgendwo pandemierelevant angesteckt habe, im Großen und Ganzen halte ich es nahezu für ausgeschlossen, dass ich mich im Jahre 2020 mit *irgendwas* angesteckt haben könnte. Wie hätte das bitte passieren sollen? Viel naheliegender ist ja, dass wir uns jetzt in die Jahreszeit begeben, in der es fahrlässig ist, wenn man seine Haare nicht fönt und dann draußen im Wind rumläuft. Ich habe ja auch seit zwei Wochen wieder den Herbstnerv zwischen Wirbelsäule und Schulter eingeklemmt oder entzündet oder was auch immer da jedes Jahr seit vielen passiert, wenn die ersten kalten Tage kommen, ich draußen friere und die Schultern unbemerkt hochziehe und mich dann halt im November nicht gut bewegen kann und immer Kopfweh habe. Es tut übrigens sehr gut, auch mal wieder über andere Krankheiten zu sprechen. Sehr befriedigend.
Mit dem leichten Kratzen im Hals muss ich vermutlich auch nicht darüber nachdenken, ob ich heute mit Ona zum Nierchentermin gehe. Leser "von früher" mögen sich erinnern, dass Ona (inzwischen nur noch) einmal im Jahr in der Uniklinik Essen seine Niere mal checken lassen muss, ein Routinetermin, der an sich vollkommen problemlos ist, den ich allerdings in den letzten Jahren an den Mann ausgelagert habe, da mir die Atmosphäre und die Umgebung zunehmend mehr aufs Gemüt schlugen und ich irgendwann beschloss, diesen Termin lieber nicht mehr selber machen zu wollen. Gestern, bevor ich am Telefon die Zeit so aus den Augen verloren hatte, reifte in mir der Gedanke, dass ich die Untersuchung heute mal wieder begleiten könnte, ich wäre ja sehr ausgeschlafen und fit gewesen und hatte nur morgens unausweichliche Termine. Nun habe ich ein Kratzen im Hals und werde nicht darüber nachdenken, ob das eventuell ein Uniklinkvermeidungskratzen ist oder echt, entscheide aber so, wie ich das von jedem Anderen erwarten würde, wenn ich zum Beispiel mit einem Kleinkind mitten in der Chemo im Wartezimmer sitzen würde: Ich bleib zuhause. 2021 wird mein Jahr.
Entsprechend kann ich mir jetzt alles sehr gut einteilen, das ist eine Situation, die ich so nicht kenne und die mich auch sehr überfordert, was man daran sehen kann, dass ich morgens früh blogge. Das ist ja Irrsinn. Ich trage übrigens auch noch einen Pyjama, da ich sehr schwer zum ersten Termin aus dem Bett kam, daher dachte, ich dusche einfach um 9, dann war aber um 9 klar, dass ich alle Aufgaben mit Sendungswirkung bereits erledigt habe und dass ich nicht zum Nierchentermin fahren werde, und dann kann ich ja auch einfach wieder ins Bett gehen. Das werde ich jetzt machen. Vorschlafen für heute Nacht, dann kommt die zweite Sondersituation, da werde ich natürlich sehr angestrengt fernsehen müssen. Kamala Harris hat gerade sehr überzeugend getwittert "Take a breath. Set your alarm. Try to get a good night’s rest. We got this". Damn, do I hope she's right. Und dann kommt Biden, seufz. Aber puh. Und morgen um 9 hab ich den nächsten Termin. Ich schlafe besser jetzt. Gute Nacht.
... link (4 Kommentare) ... comment
Sonntag, 1. November 2020
Tomorrow, tomorrow, I love ya, tomorrow
herzbruch, 14:09h
Ich hoffe, Sie sind bestens vorbereitet, ab morgen ist wieder Corona. Und an dem Punkt habe ich nämlich ein kleines Verständnisproblem. Ich dachte ja, wir hätten auch heute schon Corona, aber das scheint nicht so zu sein. Heute Nacht wurde ich gegen 2 Uhr wach, da eine Gruppe Jugendlicher vor meinem Fenster stand und rauchte, im Gemeindesaal der Kirche ist das wohl verboten, dann geht man halt raus, wenn man auf der Party rauchen möchte. Wenn wir uns Aerosole mal kurz so vorstellen wie Zigarettenrauch in einem Gemeindehaus im Herbst (ich hab den Vergleich irgendwo von irgendwem, der alles besser versteht als ich, gehört und fand den aber sehr nachvollziehbar), dann muss ich auch gar nix mehr weiter erklären, eigentlich.
Es ist ja auch nicht meine Passion, Kirchengemeinden anzuschwärzen, aber dass bei mir nebenan auch im Jahr 2020 heftig in den Mai getanzt wurde, mag daran liegen, dass wir abseits und nicht gut einsehbar größerer Straßen liegen, da ist ja sowieso kein Corona.
Halloweenparties wurden in meinem kindbezogenen Umfeld auch noch schnell eingeschoben, denn "ab Montag ist ja Corona, dann können wir den ganzen November" gäääähn. Okay. Jonathan musste leider mit einem doofen Tonkürbis alleine zuhausesitzen, da ich ihm aber auch logisches Denken zu vermitteln versuche, ist er zumindest darüber informiert, warum das so ist. Schadenfreude ist ja das Allerletzte, dem man in "der aktuellen Situation" Raum geben sollte. Aber ich bin wirklich sehr gespannt auf die Neuinfektionszahlen in zwei Wochen. Wenn alle noch mal schnell alles gemacht haben, weil ab Montag ja wieder Corona ist.
Es hat mehrere Situationen in meinem Leben gegeben, in denen ich das Gefühl hatte, ich müsse an die Vernunft meiner Mitmenschen appellieren. Ich habe das abgelegt. Aber ich möchte eine Beobachtung mit Ihnen teilen.
Deutsche (oder gar Menschen?) machen gerne das, was ihnen gesagt wird. Und wenn gesagt wird, ab Montag muss man sich anders verhalten, weil die Zahlen so schlimm durch die Decke gehen, dann verhält man sich ab Montag eben anders. Dass man eventuell auch noch einen Teil Elend hätte abwenden können, wenn man nicht in den fünf Tagen davor noch viel mehr Kontakte künstlich einbaut, als man jemals im November zusammengekriegt hätte, wenn die Kanzlerin *nicht* gesagt hätte, dass man das alles nicht mehr darf, nun ja, well, das war ja nicht mitkommuniziert. Also: Halloween muss noch gehen, danach ist ja Corona.
Und weil ich schon die christliche Kirche gebasht habe, möchte ich fair verteilen und eine Parallele ziehen. Ich kenne mich bestens im orthodoxen Judentum aus, unter anderem mit den doch immerhin 613 Mitzwot, den Regeln, wie man sich zu verhalten hat. Und was ich ja immer mit einem Lächeln beobachtet habe, ist die Schlauheit, mit der an vielen Stellen das Wort der Regel beachtet wird, nicht aber die dahinterliegende Logik. So darf man als verheiratete Frau zwar seine eigenen Haare keinem anderen als seinem eigenen Ehemann zeigen, eine Perücke, mit der man 1000 Mal heißer aussieht als mit den eigenen Spaghettisträhnen ist allerdings total okay. Oder wenn man am Shabbes nur innerhalb des eigenen Hauses Dinge tragen darf, dann spannt man einfach einen Eruv um die ganze Stadt und erklärt die halt in Gänze zum eigenen Haus, und schon darf man wieder machen, was man will. Oder man darf kein Licht anmachen, man darf aber eine Zeitschaltuhr haben, die Licht anmacht. Rational gesehen eigentlich Quatsch, aber ganz hervorragend an die Regel gehalten.
Im Falle der Mitzwot finde ich das sehr reizend. Im Falle der Halloweenparties, Shoppingexzesse und Kinderpartys am Tag vor Corona kann ich nur die liebe Frau Novemberregen zitieren. Was *ist* mit den Leuten?
Es ist ja auch nicht meine Passion, Kirchengemeinden anzuschwärzen, aber dass bei mir nebenan auch im Jahr 2020 heftig in den Mai getanzt wurde, mag daran liegen, dass wir abseits und nicht gut einsehbar größerer Straßen liegen, da ist ja sowieso kein Corona.
Halloweenparties wurden in meinem kindbezogenen Umfeld auch noch schnell eingeschoben, denn "ab Montag ist ja Corona, dann können wir den ganzen November" gäääähn. Okay. Jonathan musste leider mit einem doofen Tonkürbis alleine zuhausesitzen, da ich ihm aber auch logisches Denken zu vermitteln versuche, ist er zumindest darüber informiert, warum das so ist. Schadenfreude ist ja das Allerletzte, dem man in "der aktuellen Situation" Raum geben sollte. Aber ich bin wirklich sehr gespannt auf die Neuinfektionszahlen in zwei Wochen. Wenn alle noch mal schnell alles gemacht haben, weil ab Montag ja wieder Corona ist.
Es hat mehrere Situationen in meinem Leben gegeben, in denen ich das Gefühl hatte, ich müsse an die Vernunft meiner Mitmenschen appellieren. Ich habe das abgelegt. Aber ich möchte eine Beobachtung mit Ihnen teilen.
Deutsche (oder gar Menschen?) machen gerne das, was ihnen gesagt wird. Und wenn gesagt wird, ab Montag muss man sich anders verhalten, weil die Zahlen so schlimm durch die Decke gehen, dann verhält man sich ab Montag eben anders. Dass man eventuell auch noch einen Teil Elend hätte abwenden können, wenn man nicht in den fünf Tagen davor noch viel mehr Kontakte künstlich einbaut, als man jemals im November zusammengekriegt hätte, wenn die Kanzlerin *nicht* gesagt hätte, dass man das alles nicht mehr darf, nun ja, well, das war ja nicht mitkommuniziert. Also: Halloween muss noch gehen, danach ist ja Corona.
Und weil ich schon die christliche Kirche gebasht habe, möchte ich fair verteilen und eine Parallele ziehen. Ich kenne mich bestens im orthodoxen Judentum aus, unter anderem mit den doch immerhin 613 Mitzwot, den Regeln, wie man sich zu verhalten hat. Und was ich ja immer mit einem Lächeln beobachtet habe, ist die Schlauheit, mit der an vielen Stellen das Wort der Regel beachtet wird, nicht aber die dahinterliegende Logik. So darf man als verheiratete Frau zwar seine eigenen Haare keinem anderen als seinem eigenen Ehemann zeigen, eine Perücke, mit der man 1000 Mal heißer aussieht als mit den eigenen Spaghettisträhnen ist allerdings total okay. Oder wenn man am Shabbes nur innerhalb des eigenen Hauses Dinge tragen darf, dann spannt man einfach einen Eruv um die ganze Stadt und erklärt die halt in Gänze zum eigenen Haus, und schon darf man wieder machen, was man will. Oder man darf kein Licht anmachen, man darf aber eine Zeitschaltuhr haben, die Licht anmacht. Rational gesehen eigentlich Quatsch, aber ganz hervorragend an die Regel gehalten.
Im Falle der Mitzwot finde ich das sehr reizend. Im Falle der Halloweenparties, Shoppingexzesse und Kinderpartys am Tag vor Corona kann ich nur die liebe Frau Novemberregen zitieren. Was *ist* mit den Leuten?
... link (5 Kommentare) ... comment
... older stories