Freitag, 1. Januar 2021
Happy New Year
So, geschafft. Familie N ist wieder abgereist, ich sitze mit einer Wolldecke im Sessel und das auch nur, da ich nasse Haare habe und ins Bett legen mir dann unangenehm ist, fönen allerdings auch, ich überbrücke also nur, und es gibt heute auch nichts Wichtiges mehr zu tun. Aufgestanden bin ich vor 3 Stunden, und das war eigentlich das einzige Tagesziel: Aufstehen.

Ich habe mein gesamtes Leben Silvester gefeiert. Viele Veranstaltungen waren schlimm, manche waren extrem schlimm, selten waren sie wirklich gut, immer waren sie initial von der Angst vor Langeweile oder Missfallen begleitet. Silvester ist die Veranstaltung, die eine zwingt, lange zu bleiben. Vor Mitternacht gehen kann man nur, wenn man eine Magenverstimmung vortäuscht (wobei ich im Studium auch mal eine kleine Party um 22 Uhr verlassen habe mit der Begründung "mir ist das zu langweilig", aber das würde ich heute nicht mehr machen, zumal ich auch einfach nicht mehr mit entfernten Bekannten feiern würde), nach Mitternacht kann man auch nicht sofort aufbrechen, das wirkt unhöflich oder alt. 1.30h scheint mir die beste Zeit, zu gehen, es sei denn, man möchte bleiben.

Von 12 bis 32 habe ich jedes einzelne Silvester mit meiner Sandkastenfreundin verbracht, das war einfach, da man sich nicht groß kümmern musste, irgendwo kamen wir immer unter. Danach war die Kindsituation dem Ganzen abträglich, also habe ich die letzten 11 Jahre immer Dinge planen müssen, die mal besser, mal schlechter Spaß machten. Mit Familie N habe ich glaube ich in den Jahren 5 mal gefeiert, oder 6, wer weiß das schon, also fiel die Bedenkzeit, als sie neulich fragte, ob sie Silvester kommen könnten, sehr kurz, klar, das mit der Vorquarantäne hat 10 Tage lang sehr genervt, ansonsten hätte ich keine alternativen Pläne gehabt. Zudem ist ein Abend mit den Ns ja komplett risikoneutral. Entweder man amüsiert sich gut, oder man sitzt gemeinsam am Tisch und starrt auf ein Endgerät wie Zweijährige beim Parallelspiel und amüsiert sich auch gut. So oder so kriegt man den Abend also um.

Was mir nicht klar war: Dass wir ein Millennium-Silvester erleben würden (endlich, das echte Millennium-Silvester fand ich gar nicht so spektakulär). Vielleicht liegt es daran, dass man seit Monaten keine sozialen Veranstaltungen mehr besucht hat. Oder daran, dass beide Parteien seit 10 Tagen überhaupt keine anderen Menschen gesehen hatten und deshalb am Auto schon mit hektischen Flecken und vor Aufregung hyperventilierend voreinander standen und überlegten, wie das jetzt war mit dem Begrüßungsdrücken nach Quarantäne. Oder daran, dass Frau N und ich gestern so einen komischen Abend hatten, an dem man (zumindest in der eigenen Wahrnehmung) ganz viel Sekt und Cremant trinken kann, 5 Flaschen zum Beispiel, ohne nennenswert betrunken zu werden. Okay, musikalisch und tänzerisch komplett enthemmt, dass ich bei der letzten Tanzrunde morgens um halb 5 noch immer angezogen war, war auch eher Zufall als Plan, und beim letzten Foto vor dem Bett mussten wir uns kurz aneinander festhalten, ansonsten wirkten wir deutlich fitter als manch anderer im Raum. Ich habe insgesamt 2 Stunden sehr wild getanzt, das war auch länger her, und mehr als 3 Stunden haben wir ungeplant Karaoke gemacht. Und ja. Das klingt uncool und schlimm. Aber. Wir hatten ja die Discokugel an. Ich sang Creep von Radiohead. Frau N sang alles von Eminem (krass, ich wusste nicht, was da in ihr schlummert), wir alle sangen Shout und - zu sehr fortgeschrittener Stunde - Rolling in the Deep von Adele, das Lied, das außer Adele meines Erachtens niemand auf der Welt singen sollte, zumindest habe ich es noch nie geglückt gehört, und 2,5 Flaschen Cremant intus machen ja musikalisch nicht feinfühliger.

Irgendwann gingen wir dann doch schlafen, und ich hatte sehr große Sorgen, mich morgens alt und mit schmerzenden Körperteilen vorzufinden... doch nichts! Der Kopf ist bestens, was insofern lustig ist, dass ich die letzten Wochen nur wenige Tage ohne Kopfweh verbringen durfte. Alles tippitoppi. Füße nicht wehgetanzt, das Sprunggelenk hat auch die Stunde Rocky Horror und Co auf Stilettos überlebt und muss nicht neu gerichtet werden, die einzige kleine Kalamität ist ein wenig Rhythmusei-RSI. Ich hatte Frau N ja nach über 40 Jahren den heißgeliebten Holzblock geschenkt, und in Stunde 2 ihres Holzblockspiels musste ich ein Konterinstrument bauen und stellte ein Rhythmusinstrument aus Schüttelbecher und Wildreis her, das dann weitere 2 Stunden gespielt wurde, nichts, was ein bisschen Diclo Gel nicht wieder hin kriegt.

So, und wie ist das jetzt mit 2021? Hatten wir ja gestern bereits besprochen: Sehr beschissen. Um dennoch ein wenig Euphorie bei Zielerreichung in mein Leben einzubauen, gibt es dieses Jahr erstmals seit... naja, vielleicht seit immer, wieder gute Vorsätze, die allerdings fast alle aus dem medizinischen Bereich stammen.

1) Wie auch in 2020 (mit der Ausnahme von Dezember und einer sehr kleinen Ausnahme im Oktober) gibt es ab heute wieder keinen Zucker und keine Süßigkeiten. Das ist aber inzwischen so trainiert, dass ich noch meinen gesamten Weihnachtsteller da liegen habe, ohne die Sachen essen zu wollen. Ich habe Schoko scheinbar hinter mir gelassen in 2020.

2) Die Latte wird allerdings ein wenig höher gelegt. Ich erhöhe auf Kein-Alkohol-außer-Freitag-und-Samstag. Low hanging fruit.

3) Die medizinischen Ziele müssen eigentlich alle, naja, 2 davon, in Q1 schon abgearbeitet werden.

- Arztbesuch 1: Gynäkologe. Das wäre wirklich mal Zeit, habe ich nämlich sehr schleifen lassen in den letzten Jahren. Termin wird nächste Woche gemacht. Nachdem ich einen gefunden habe.
- Arztbesuch 2: Metallentfernung aus dem Fuß. Muss. Dringend.
- Arztbesuch 3: Hypophysen MRT von 2018/2019/2020 nachholen. Muss. Dringend.

Das klingt doch überschaubar. Aber jetzt erst mal wieder schlafen.

Frohes Neues Jahr Ihnen allen.

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Donnerstag, 31. Dezember 2020
Goodbye 2020 - sad, non-funny
Den Jahresrückblick spar ich mir. In 2020 gab es absolut nichts, woran ich mich erinnern wollen würde. Das Jahr hat mir an verschiedenen Stellen gezeigt, wie wenig glücklich und zufrieden ich insgesamt bin. In den letzten Jahren konnte ich mich davon aber immer gut mit viel Arbeit ablenken, wer jede Wachminute im Büro ist, freut sich auch auf Weihnachten. Doch auch auf dem Gebiet ist das Resultat von 2020 eher vernichtend. Nach fast einem Jahr mit allem was man hat an eigenen Kräften und Ersparnissen ein junges Unternehmen durch eine globale Pandemie segeln, ist das zwar mehr oder weniger gelungen, aber zu dem Preis, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass ich nächste Woche wieder arbeite. Oder nächsten Monat. Oder irgendwann in 2021. Zumindest nicht das. Ich bin so überarbeitet und verzweifelt, dass ich damit einfach fertig bin, und ich kann und will auch nicht mehr, befinde mich aber ironischerweise erstmals seit vielen Jahren in der Situation, dass ich mir gar nicht leisten könnte, mal ein paar Monate nicht zu arbeiten, persönlich nicht, und für den Rest der Mannschaft auch nicht. Seit 10 Tagen sitze ich schweigend im Sessel und warte darauf, dass die Lösung mir zufliegt. Tut sie nicht. Ich für meinen Teil kann jedenfalls schon mal sagen, dass 2021 noch viel, viel beschissener wird als 2020. Und das feiern wir heute, wie sich das gehört.

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Samstag, 26. Dezember 2020
Screw me
Nun da das bislang beschissenste, oder naja, eines der beschissensten Jahre meines Lebens sich dem Ende zuneigt, kann man ja schon mal darüber nachdenken, womit man 2021 groß raus kommt. Da das neue Jahr wieder einmal mit Pandemie losgeht und ich irgendwie auch kein Gefühl dafür entwickelt kriege, wann das denn mal vorbei sein könnte, denke ich über eine neue Coronakarriere als Youtuberin nach. Wenn ich meinem Sohn Glauben schenken darf, ist das heute ein vernünftiger Beruf mit viel Zukunft. Er würde auch im Merch Shop eine Mütze kaufen.

Ein Thema war auch schnell gefunden, ich habe nämlich eine Selbstnotoperation vor mir, die - wenn die gut gefilmt und mit der richtigen Schreckensmusik unterlegt wird - 100% viral gehen wird.
Statt Podcast, so habe ich beschlossen, nehmen Frau N. und ich uns am 31.12. den Akkuschrauber (ich besitze ja einen, war ein Geschenk) und schrauben meinen Fuß wieder fest. Sie erinnern sich eventuell: Ich habe eine Schraube locker, und zwar sogar am Bein.





Und nachdem mein Vater sich 2019 mit seinem Ableben vor meinen OP Termin drängelte und seit März Pandemie ist und ich auch kein Interesse an Reparaturaufenthalt habe... Mach ich das jetzt einfach selbst. Das Zeug muss raus, und da wir in den letzten Tagen das Stadium überschritten haben, an dem ich noch Stiefeletten tragen könnte, wird jetzt gehandelt. Frau N. weiß das noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass sie freudig strahlend losschrauben wird. Und dann sind wir berühmt.


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