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Freitag, 19. Februar 2021
Undeloh macht Hunde froh
herzbruch, 23:47h
Flexibilität ist ja mit das Wichtigste im Leben, daher sehe ich heute von einem Songtitel als Überschrift ab. Mir fällt auch nichts ein, was sich in meinem Kopf mit Undeloh verbindet, also überkompensiere ich mit einem Reim.
Das Schreiben ist anstrengend, ich bin insgesamt körperlich angestrengt, linke Schulter, rechter Arm, viel zu viel Ball gespielt, damit der Hund auch was erlebt, irgendwas ist mit meinem linken Handgelenk, was ist allerdings ungeklärt, es wird vergehen, und dann habe ich Muskelkater in Beinen und Bauch. Sonst: Alles super, besser wäre es nur noch gewesen, wenn ich vor der Abreise mein Bett frisch bezogen hätte.
Ich bin sehr entspannt und hoffe, dass Frau Gebauer jetzt keinen Scheiß macht, ich möchte diese Entspannung bis in den April rüberretten. Meine kleine Reise begann ja leider - viele von Ihnen haben es sicherlich auf Twitter verfolgt und waren vielleicht sogar Teil der Problemlösung - äußerst anstrengend und nicht ganz unabenteuerlich. Ich hatte ja Dienstag und Mittwochmorgen noch geschäftliche Termine, und zu diesen brauchte es Montagabend noch ein paar Stunden Vorbereitungszeit. Etwa nach 300 Kilometern begann ich, den Rest des Tages zu prävisualisieren, packte mein Ladekabel, das ich auf dem letzten Drücker noch aus dem Gartenhaus geholt hatte, aus dem blauen Stoffbeutel, setzte mich in die Küche, schaltete mich mit dem Kollegen zusammen und baute weiter an der Präsentation für den nächsten Morgen. In Undeloh angekommen holte ich einen größeren Haufen Ladekabel aus dem Stoffbeutel, das für den Rechner war allerdings nicht dabei. Kurze Panikattacke, kurze Beratung, schnell gehandelt, Ladekabel in Hamburg bestellt, dann Schneesturm, intervenierender Bekannter, der freundlich beriet, ich müsse nach Lüneburg fahren, Kollege, der ein weiteres Ladekabel in Lüneburg bestellte, dann im dicksten Schneesturm bei Minusgraden und überfrierender Nässe vorsichtig losgefahren. Nächster Anruf des Kollegen, ich könne nicht nach Lüneburg fahren, die würden ja gleich zumachen, außerdem schien mir das auch zu gefährlich, da der Weg über Land führte und ich auf spiegelglatter Fläche unterwegs war. Also Hamburg, ich hatte 90 Minuten bis Ladenschluss.
Was Sie nicht wissen, ist, dass ich mit 18 eine Situation im Auto meines Vaters bei Schnee und überfrierender Nässe auf der Autobahn hatte. Heckantrieb, wenig Fahrpraxis, nachts, ich hatte ein sehr schlechtes Gefühl und fuhr schon nur 50, reichte aber, um mich mehrmals zu drehen und dann einen Abhang hochzurauschen, ja, zum Glück hoch, nicht runter. Das hat mir jedoch auf lange Zeit das Vertrauen in normale Fahrphysik bei Glätte genommen, und da ich ja im Rheinland wohne, hat sich in den darauffolgenden 26 Jahren auch nur noch sehr selten ergeben, dass es glatt war und ich fahren musste. Ich erinnere mich an kein einziges Mal.
So fuhr ich also im Schneckentempo alleine über Land Richtung Hamburg, Straße sah ich keine, da es sich ja um einen ernstzunehmenden Schneesturm handelte, hin und wieder machte ich zur eigenen Beruhigung einen kleinen Versuch, zu bremsen, klappte auch jedes Mal erstaunlich gut (meine Winterreifen sind intrapandemische 6 Wochen alt, also unbenutzt), aber beherzt fuhr ich nicht. Der Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich zwar laut Navi um 17.20h am Laden wäre, da das Navi allerdings nicht über den Schneesturm informiert war, rechnete ich mal grob eine halbe Stunde drauf, und dann geriet ich in Panik.
Seit langen Jahren rufen Frau N und ich uns ja gegenseitig an, wenn wir in Panik geraten, und die jeweils andere coacht einen durch die Situation. Das ist hervorragend, als ich ganz aufgelöst anrief und schluchzte, dass wörtlich meine gesamte Existenz von dem beschissenen Ladekabel abhängt, ich aber ja gar nicht bei Schnee autofahren kann, verstand Frau N sehr schnell, dass das ein 2 person job ist und sagte: "Warte, ich konferenze Frau C mit rein." Mit 4 Tagen Abstand ist es ja eigentlich wieder ganz lustig. Ich klammerte mich also ans Lenkrad und schlitterte durch die Lüneburger Pampa, Frau N briefte Frau C, und die beiden managten los. Mich navigieren (mein Navi kannte einiges Straßensperrungen nicht, bot mir aber auch keinen Umweg an), gleichzeitig versuchen, den Laden zu überzeugen, dass sie bitte statt um 18 Uhr um 18.10 Feierabend machen sollen, dann alle gastronomischen Betriebe ringsum den Laden anrufen in der Hoffnung, dass irgendjemand das Ladekabel für mich vor 18 Uhr abholen kann, twittern, ob irgendjemand aus der Hamburger Timeline weiterhelfen kann, dazwischen immer so Sätze wie "Du machst das sehr gut. Du bist genau auf dem richtigen Weg. Gleich musst du links fahren, dann wird alles gut." Zwischendurch immer wieder "Ich schalte mich mal eben stumm und rufe von der anderen Leitung XY an, ob die Z machen können", (im Nachhinein erfuhr ich, dass Frau C sich sogar am Telefon meldete mit "Privatsekretariat Dr. Herzbruch", was sicherlich ein lustiger Effekt gewesen wäre, wenn ebendiese Frau Dr. Herzbruch vollkommen aufgelöst und verschnieft dann ein Ladekabel im Schneesturm abholt...
Lange(r) Rede, kurzer Sinn: Der Laden hatte zu, als ich kam. Frau N fing den drohenden Nervenzusammenbruch ab mit einer schnellen Aktion bei EBay Kleinanzeigen, wo Finn ein Ladekabel ein paar Straßen weiter verkaufte, da wollte ich dann hinfahren, fuhr mich dann im fettesten Schneesturm in einer winzigkleinen Straße fest, die am Ende eine Schranke hatte und wollte an dem Punkt dann einfach aufgeben. Mit allem. Dann kam allerdings ein Anwohner und wies mich darauf hin, dass es ihm nicht geheuer sei, wenn ich da rückwärts wieder 300 Meter raus muss, die Schranke sei nur Deko, dann öffnete ich die einfach eigenmächtig, fuhr durch, und das war der Moment, in dem Frau N und Frau C fest davon überzeugt waren, dass diese Geschichte jetzt nur noch so enden kann, dass Finn der Mann fürs Leben ist und sie dann die Filmrechte für sich beanspruchen können. Finn war aber 20 und wollte nur ein Ladekabel verkaufen, und ich wollte im Schneesturm nur wieder nach Undeloh.
Um 22 Uhr war ich wieder da. 6 Stunden Odyssee. Dann arbeiten. Am nächsten Morgen dann Kundentermin, dann alles sehr gut.
Dienstag nachmittag hatte ich mich dann zum sozial distanzierten Spaziergang mit dem Kollegen Buddenbohm auf einer Hundewiese verabredet, und dort stellte ich mit großem Erstaunen fest, was sich dann Mittwoch, Donnerstag und Freitag auf Hamburgs Hundewiesen bestätigte: Hamburger Hunde hören nicht. Vier Tage Tiefenexploration, und ich habe keinen einzigen Hund gesehen, der auch nur annähernd normal gehört hätte. Inklusive Aaron, der 80 Kilo Dogge, über die ich noch immer nicht drüber komme, und dem Frettchen in Entenwerder, das mir meinen Mantel zerfleddert hat. Das hat mich sehr irritiert, ich hätte ja gedacht, so mitten in einer Stadt, wo man auf solche Dinge wie Hundewiesen angewiesen ist, hören alle besser als bei uns im Wald, wo der Hund zur Not 16 Kilometer vorlaufen kann, ohne dass was passiert. So kann man sich täuschen. Fiene war natürlich einfach sie selbst, mit einem mittelschweren Aussetzer am Mittwoch, wo ich mit einem Bekannten über einen Deich lief, sie einen Stock fand und danach komplett verweigerte, den zurückzulassen (der Stock war etwa 2 Meter lang und eigentlich ein Baum, insgesamt schwierig in eine Deich-Spaziersituation zu integrieren). Ich schimpfe ja nie mit dem Hund, habe aber so den ein oder anderen Trick, den ich aber sicher nicht bei einem lauschigen Deichspaziergang offenlege, also habe ich sie ganz am Ende in eine dunkle Ecke außer Sichtweite bugsiert, um da zu tun, was ich tue, wenn sie nicht hört: Anknurren. Das macht man nicht öffentlich. Also ließ sie den Stock zurück, war dann auch nur sehr kurz beleidigt, hat sich aber zur Strafe darauf festgelegt, dass der Bekannte der viel tollere Mensch ist als ich, aber ich bin ja nicht so eitel, damit habe ich bis gerade gut gelebt. Und jetzt ist sie wieder da, wo ihr Kind ist, und dann bin ich eh abgeschrieben. So ist es. Alle sind ersetzlich. Rest der Zeit ging extrem schnell um, aber mit Dingen außerhalb des Blogfokus. Morgen: Torte backen. Ich. Ist gewünscht. Denn Sonntag: 12!
Das Schreiben ist anstrengend, ich bin insgesamt körperlich angestrengt, linke Schulter, rechter Arm, viel zu viel Ball gespielt, damit der Hund auch was erlebt, irgendwas ist mit meinem linken Handgelenk, was ist allerdings ungeklärt, es wird vergehen, und dann habe ich Muskelkater in Beinen und Bauch. Sonst: Alles super, besser wäre es nur noch gewesen, wenn ich vor der Abreise mein Bett frisch bezogen hätte.
Ich bin sehr entspannt und hoffe, dass Frau Gebauer jetzt keinen Scheiß macht, ich möchte diese Entspannung bis in den April rüberretten. Meine kleine Reise begann ja leider - viele von Ihnen haben es sicherlich auf Twitter verfolgt und waren vielleicht sogar Teil der Problemlösung - äußerst anstrengend und nicht ganz unabenteuerlich. Ich hatte ja Dienstag und Mittwochmorgen noch geschäftliche Termine, und zu diesen brauchte es Montagabend noch ein paar Stunden Vorbereitungszeit. Etwa nach 300 Kilometern begann ich, den Rest des Tages zu prävisualisieren, packte mein Ladekabel, das ich auf dem letzten Drücker noch aus dem Gartenhaus geholt hatte, aus dem blauen Stoffbeutel, setzte mich in die Küche, schaltete mich mit dem Kollegen zusammen und baute weiter an der Präsentation für den nächsten Morgen. In Undeloh angekommen holte ich einen größeren Haufen Ladekabel aus dem Stoffbeutel, das für den Rechner war allerdings nicht dabei. Kurze Panikattacke, kurze Beratung, schnell gehandelt, Ladekabel in Hamburg bestellt, dann Schneesturm, intervenierender Bekannter, der freundlich beriet, ich müsse nach Lüneburg fahren, Kollege, der ein weiteres Ladekabel in Lüneburg bestellte, dann im dicksten Schneesturm bei Minusgraden und überfrierender Nässe vorsichtig losgefahren. Nächster Anruf des Kollegen, ich könne nicht nach Lüneburg fahren, die würden ja gleich zumachen, außerdem schien mir das auch zu gefährlich, da der Weg über Land führte und ich auf spiegelglatter Fläche unterwegs war. Also Hamburg, ich hatte 90 Minuten bis Ladenschluss.
Was Sie nicht wissen, ist, dass ich mit 18 eine Situation im Auto meines Vaters bei Schnee und überfrierender Nässe auf der Autobahn hatte. Heckantrieb, wenig Fahrpraxis, nachts, ich hatte ein sehr schlechtes Gefühl und fuhr schon nur 50, reichte aber, um mich mehrmals zu drehen und dann einen Abhang hochzurauschen, ja, zum Glück hoch, nicht runter. Das hat mir jedoch auf lange Zeit das Vertrauen in normale Fahrphysik bei Glätte genommen, und da ich ja im Rheinland wohne, hat sich in den darauffolgenden 26 Jahren auch nur noch sehr selten ergeben, dass es glatt war und ich fahren musste. Ich erinnere mich an kein einziges Mal.
So fuhr ich also im Schneckentempo alleine über Land Richtung Hamburg, Straße sah ich keine, da es sich ja um einen ernstzunehmenden Schneesturm handelte, hin und wieder machte ich zur eigenen Beruhigung einen kleinen Versuch, zu bremsen, klappte auch jedes Mal erstaunlich gut (meine Winterreifen sind intrapandemische 6 Wochen alt, also unbenutzt), aber beherzt fuhr ich nicht. Der Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich zwar laut Navi um 17.20h am Laden wäre, da das Navi allerdings nicht über den Schneesturm informiert war, rechnete ich mal grob eine halbe Stunde drauf, und dann geriet ich in Panik.
Seit langen Jahren rufen Frau N und ich uns ja gegenseitig an, wenn wir in Panik geraten, und die jeweils andere coacht einen durch die Situation. Das ist hervorragend, als ich ganz aufgelöst anrief und schluchzte, dass wörtlich meine gesamte Existenz von dem beschissenen Ladekabel abhängt, ich aber ja gar nicht bei Schnee autofahren kann, verstand Frau N sehr schnell, dass das ein 2 person job ist und sagte: "Warte, ich konferenze Frau C mit rein." Mit 4 Tagen Abstand ist es ja eigentlich wieder ganz lustig. Ich klammerte mich also ans Lenkrad und schlitterte durch die Lüneburger Pampa, Frau N briefte Frau C, und die beiden managten los. Mich navigieren (mein Navi kannte einiges Straßensperrungen nicht, bot mir aber auch keinen Umweg an), gleichzeitig versuchen, den Laden zu überzeugen, dass sie bitte statt um 18 Uhr um 18.10 Feierabend machen sollen, dann alle gastronomischen Betriebe ringsum den Laden anrufen in der Hoffnung, dass irgendjemand das Ladekabel für mich vor 18 Uhr abholen kann, twittern, ob irgendjemand aus der Hamburger Timeline weiterhelfen kann, dazwischen immer so Sätze wie "Du machst das sehr gut. Du bist genau auf dem richtigen Weg. Gleich musst du links fahren, dann wird alles gut." Zwischendurch immer wieder "Ich schalte mich mal eben stumm und rufe von der anderen Leitung XY an, ob die Z machen können", (im Nachhinein erfuhr ich, dass Frau C sich sogar am Telefon meldete mit "Privatsekretariat Dr. Herzbruch", was sicherlich ein lustiger Effekt gewesen wäre, wenn ebendiese Frau Dr. Herzbruch vollkommen aufgelöst und verschnieft dann ein Ladekabel im Schneesturm abholt...
Lange(r) Rede, kurzer Sinn: Der Laden hatte zu, als ich kam. Frau N fing den drohenden Nervenzusammenbruch ab mit einer schnellen Aktion bei EBay Kleinanzeigen, wo Finn ein Ladekabel ein paar Straßen weiter verkaufte, da wollte ich dann hinfahren, fuhr mich dann im fettesten Schneesturm in einer winzigkleinen Straße fest, die am Ende eine Schranke hatte und wollte an dem Punkt dann einfach aufgeben. Mit allem. Dann kam allerdings ein Anwohner und wies mich darauf hin, dass es ihm nicht geheuer sei, wenn ich da rückwärts wieder 300 Meter raus muss, die Schranke sei nur Deko, dann öffnete ich die einfach eigenmächtig, fuhr durch, und das war der Moment, in dem Frau N und Frau C fest davon überzeugt waren, dass diese Geschichte jetzt nur noch so enden kann, dass Finn der Mann fürs Leben ist und sie dann die Filmrechte für sich beanspruchen können. Finn war aber 20 und wollte nur ein Ladekabel verkaufen, und ich wollte im Schneesturm nur wieder nach Undeloh.
Um 22 Uhr war ich wieder da. 6 Stunden Odyssee. Dann arbeiten. Am nächsten Morgen dann Kundentermin, dann alles sehr gut.
Dienstag nachmittag hatte ich mich dann zum sozial distanzierten Spaziergang mit dem Kollegen Buddenbohm auf einer Hundewiese verabredet, und dort stellte ich mit großem Erstaunen fest, was sich dann Mittwoch, Donnerstag und Freitag auf Hamburgs Hundewiesen bestätigte: Hamburger Hunde hören nicht. Vier Tage Tiefenexploration, und ich habe keinen einzigen Hund gesehen, der auch nur annähernd normal gehört hätte. Inklusive Aaron, der 80 Kilo Dogge, über die ich noch immer nicht drüber komme, und dem Frettchen in Entenwerder, das mir meinen Mantel zerfleddert hat. Das hat mich sehr irritiert, ich hätte ja gedacht, so mitten in einer Stadt, wo man auf solche Dinge wie Hundewiesen angewiesen ist, hören alle besser als bei uns im Wald, wo der Hund zur Not 16 Kilometer vorlaufen kann, ohne dass was passiert. So kann man sich täuschen. Fiene war natürlich einfach sie selbst, mit einem mittelschweren Aussetzer am Mittwoch, wo ich mit einem Bekannten über einen Deich lief, sie einen Stock fand und danach komplett verweigerte, den zurückzulassen (der Stock war etwa 2 Meter lang und eigentlich ein Baum, insgesamt schwierig in eine Deich-Spaziersituation zu integrieren). Ich schimpfe ja nie mit dem Hund, habe aber so den ein oder anderen Trick, den ich aber sicher nicht bei einem lauschigen Deichspaziergang offenlege, also habe ich sie ganz am Ende in eine dunkle Ecke außer Sichtweite bugsiert, um da zu tun, was ich tue, wenn sie nicht hört: Anknurren. Das macht man nicht öffentlich. Also ließ sie den Stock zurück, war dann auch nur sehr kurz beleidigt, hat sich aber zur Strafe darauf festgelegt, dass der Bekannte der viel tollere Mensch ist als ich, aber ich bin ja nicht so eitel, damit habe ich bis gerade gut gelebt. Und jetzt ist sie wieder da, wo ihr Kind ist, und dann bin ich eh abgeschrieben. So ist es. Alle sind ersetzlich. Rest der Zeit ging extrem schnell um, aber mit Dingen außerhalb des Blogfokus. Morgen: Torte backen. Ich. Ist gewünscht. Denn Sonntag: 12!
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Sonntag, 7. Februar 2021
Whom
herzbruch, 16:15h
Heute bin ich müde. Ich habe mich im im besten Sinne nachts verdistanzt, was zu deutlich zu wenig Nachtschlaf führte, eventuell gab es einfach keinen Nachtschlaf, und jetzt erinnern wir uns alle kurz daran, dass ich ja neuerdings alt bin und die Stamina intrapandemisch auch täglich weniger wird. Daher: Heute Sessel. Ich bin aufgestanden, habe Mann und Kind zum Rodeln verabschiedet, bin sogar duschen gegangen und habe mich angezogen, also richtig, mit Knopf und allem, da ich ja auch in Lockdownmonat 11 noch immer keine Loungewear besitze, um dann erstmals seit März 2020 zu denken: "Das hätte ich mir jetzt aber auch alles sparen können, Hose mit Knopf, who am I kidding?" Wobei ich mir jetzt gerade in erster Linie denke "warum sagen alle who, müsste es nicht whom heißen, aber in meinem ganzen Leben hab ich noch niemanden "whom am I kidding" sagen hören, aber vielleicht ist das vergleichbar mit "Mary and I" versus "Mary and me", aber das schreibe ich lieber nicht, sonst haben wir hier das nächste Thema. An der Stelle hätte ich besser mit dem Denken aufgehört.)
Also: Ich bin heute zu müde, um das zu besprechen, ich meine aber, mich zu erinnern, dass ich das mal mit Herrn Rau sehr ausführlich besprochen habe, vielleicht ist er bereit, kurz einzuspringen.
Und dann gibt es noch Anlass, über Thomas Anders zu sprechen. Dank der Kombi Blog und Podcast bin ich ja schon lange zur gläsernen Person geworden, aber ein kleines Element meiner dunklen Vergangenheit habe ich Ihnen bislang vorenthalten. Und das hat mit Liebe zu tun. Da ich in einer sehr eintönig dunkelhaarig-braunäugig ausgestatteten Familie großgeworden bin, habe ich in sehr jungen Jahren bereits beschlossen, dass mein späterer Mann blond und blauäugig sein muss. Spoiler: Nicht ein einziger Mann an meiner Seite war je blond und blauäugig. Geheiratet habe ich schwarz und grünäugig, auf dem Weg dorthin gab es verschiedene Varianten von nicht-blond und nicht-blauäugig. Der erste Mann, den ich geküsste habe, war - ja - Thomas Anders. Ich war sechs, über meinem Bett hing ein Poster von Modern Talking, und jeden Abend vor dem Schlafengehen hielt ich dem Blonden/Blauäugigen Bohlen die Augen zu und küsste Thomas Anders auf den Mund. Zwischenzeitlich hatte ich die Nora Kette abgeklebt. Ich war schon sehr früh sehr irre. Andererseits denke ich, dass auch hier ein Fall einer sehr günstigen Entwicklung trotz ungünstiger Prognose vorliegt. Ich käme heute nicht mehr auf die Idee, Thomas Anders zu küssen, und da gibt es tatsächlich auch andere Geschichten.
Ich fahre ja regelmäßig mit dem Hund an die Mosel, und dort habe ich vor zwei Jahren eine wirklich großartige alte Mühle gefunden, in der man sich in das 11. Jahrhundert zurückversetzen lassen kann und leckeres Essen bekommt. Und das ist - halten Sie sich fest - so plauderte der Juniorchef, der immer von Tisch zu Tisch flaniert, mal aus, ein präferiertes Lokal von Thomas Anders, wo sich auch immer der Fanclub trifft und generell einfach Fans speisen, immer in der Hoffnung, den Meister einst live dort beim Essen anzutreffen. Überleitung in ein wirklich sehr durchschnittliches Restaurant im rheinländischen aber düsseldorffernen Kontext.
Aufgewachsen bin ich ja linksrheinisch, und dort gab es ein sehr ländliches und rustikales Restaurant, wo man zum Beispiel hervorragende Pfannekuchen essen kann. Das hat mich in der Schulzeit schon begleitet, und vor nicht allzu langer Zeit waren wir unterwegs, haben Zeit vertrödelt, dann hatten plötzlich alle Hunger, dann schlug ich vor, wir könnten dort abendessen, und dann taten wir das. Es hat sich nichts geändert, auch nicht die Speisekarte. Ich bin 44. Es gibt sie noch, die guten Dinge.
Jedenfalls nahmen wir Platz, ich auf der einen Seite, Mann und Kind auf der anderen Seite des Tisches, hinter denen stand ein weiterer besetzter Tisch mit gut aber rustikal gekleideten Menschen, derer drei. Zwei Frauen, ein Mann. Speisekarten kamen, Mann und Kind lasen, ich guckte rum (esse seit 34 Jahren das gleiche Gericht), dann kam der vierte, fehlende Mensch vom Nachbartisch vom Klo, und Sie haben es kommen sehen: Es war Thomas Anders. Küssen wollte ich ihn nicht, es gab nicht den geringsten Impetus, ich wollte auch nichts anderes, aber mir war SEHR daran gelegen, dass der Mann weiß, dass er gerade den Stuhl für Thomas Anders ranrücken musste, weil der vom Klo wiederkam. Einfach sagen hielt ich für keine Option, ich denke von mir als eine Person, die nicht laut "Thomas Anders" schreit, wenn der vom Klo kommt. Also nahm ich mein Handy, erntete einen neidischen und einen bösen Blick, schrieb meinem Mann eine SMS mit dem Text "hinter dir sitzt Thomas Anders", der musste dann auch direkt aufs Klo, wir beschlossen, dass die Kamera nicht zwingend 10 pounds adds, manchmal sind die wohl einfach da, und dann aßen wir entspannt weiter. Am Ende ließ Ona sich draußen vor dem dicken Auto fotografieren, und weil wir mitten auf dem Land standen ohne Zeugen, habe ich das gemacht. Das Foto zeige ich Ihnen aber nicht.
Also: Ich bin heute zu müde, um das zu besprechen, ich meine aber, mich zu erinnern, dass ich das mal mit Herrn Rau sehr ausführlich besprochen habe, vielleicht ist er bereit, kurz einzuspringen.
Und dann gibt es noch Anlass, über Thomas Anders zu sprechen. Dank der Kombi Blog und Podcast bin ich ja schon lange zur gläsernen Person geworden, aber ein kleines Element meiner dunklen Vergangenheit habe ich Ihnen bislang vorenthalten. Und das hat mit Liebe zu tun. Da ich in einer sehr eintönig dunkelhaarig-braunäugig ausgestatteten Familie großgeworden bin, habe ich in sehr jungen Jahren bereits beschlossen, dass mein späterer Mann blond und blauäugig sein muss. Spoiler: Nicht ein einziger Mann an meiner Seite war je blond und blauäugig. Geheiratet habe ich schwarz und grünäugig, auf dem Weg dorthin gab es verschiedene Varianten von nicht-blond und nicht-blauäugig. Der erste Mann, den ich geküsste habe, war - ja - Thomas Anders. Ich war sechs, über meinem Bett hing ein Poster von Modern Talking, und jeden Abend vor dem Schlafengehen hielt ich dem Blonden/Blauäugigen Bohlen die Augen zu und küsste Thomas Anders auf den Mund. Zwischenzeitlich hatte ich die Nora Kette abgeklebt. Ich war schon sehr früh sehr irre. Andererseits denke ich, dass auch hier ein Fall einer sehr günstigen Entwicklung trotz ungünstiger Prognose vorliegt. Ich käme heute nicht mehr auf die Idee, Thomas Anders zu küssen, und da gibt es tatsächlich auch andere Geschichten.
Ich fahre ja regelmäßig mit dem Hund an die Mosel, und dort habe ich vor zwei Jahren eine wirklich großartige alte Mühle gefunden, in der man sich in das 11. Jahrhundert zurückversetzen lassen kann und leckeres Essen bekommt. Und das ist - halten Sie sich fest - so plauderte der Juniorchef, der immer von Tisch zu Tisch flaniert, mal aus, ein präferiertes Lokal von Thomas Anders, wo sich auch immer der Fanclub trifft und generell einfach Fans speisen, immer in der Hoffnung, den Meister einst live dort beim Essen anzutreffen. Überleitung in ein wirklich sehr durchschnittliches Restaurant im rheinländischen aber düsseldorffernen Kontext.
Aufgewachsen bin ich ja linksrheinisch, und dort gab es ein sehr ländliches und rustikales Restaurant, wo man zum Beispiel hervorragende Pfannekuchen essen kann. Das hat mich in der Schulzeit schon begleitet, und vor nicht allzu langer Zeit waren wir unterwegs, haben Zeit vertrödelt, dann hatten plötzlich alle Hunger, dann schlug ich vor, wir könnten dort abendessen, und dann taten wir das. Es hat sich nichts geändert, auch nicht die Speisekarte. Ich bin 44. Es gibt sie noch, die guten Dinge.
Jedenfalls nahmen wir Platz, ich auf der einen Seite, Mann und Kind auf der anderen Seite des Tisches, hinter denen stand ein weiterer besetzter Tisch mit gut aber rustikal gekleideten Menschen, derer drei. Zwei Frauen, ein Mann. Speisekarten kamen, Mann und Kind lasen, ich guckte rum (esse seit 34 Jahren das gleiche Gericht), dann kam der vierte, fehlende Mensch vom Nachbartisch vom Klo, und Sie haben es kommen sehen: Es war Thomas Anders. Küssen wollte ich ihn nicht, es gab nicht den geringsten Impetus, ich wollte auch nichts anderes, aber mir war SEHR daran gelegen, dass der Mann weiß, dass er gerade den Stuhl für Thomas Anders ranrücken musste, weil der vom Klo wiederkam. Einfach sagen hielt ich für keine Option, ich denke von mir als eine Person, die nicht laut "Thomas Anders" schreit, wenn der vom Klo kommt. Also nahm ich mein Handy, erntete einen neidischen und einen bösen Blick, schrieb meinem Mann eine SMS mit dem Text "hinter dir sitzt Thomas Anders", der musste dann auch direkt aufs Klo, wir beschlossen, dass die Kamera nicht zwingend 10 pounds adds, manchmal sind die wohl einfach da, und dann aßen wir entspannt weiter. Am Ende ließ Ona sich draußen vor dem dicken Auto fotografieren, und weil wir mitten auf dem Land standen ohne Zeugen, habe ich das gemacht. Das Foto zeige ich Ihnen aber nicht.
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Freitag, 5. Februar 2021
Cake
herzbruch, 18:10h
Bis zum Beginn des Sommersemesters ist es nur noch erschreckend kurz, daher begebe ich mich schon mal vorsichtig wieder in einen gewissen Lehrmodus. Bei Frau N. hatte ich gestern angedroht, dass ich die Entstehung des "Manfred sein Auto"-Genitivs erklären könnte, und das stieß auf Interesse, also mache ich das schnell:
Hier haben wir zu tun mit der Grammatikalisierung einer ehemals ganz anders gemeinten syntaktischen Konstruktion, die quasi "umgedeutet" wurde. Zumindest am Rhein. Da sagt man nämlich "das ist Manfred sein Auto" statt "das ist Manfreds Auto" oder "das ist das Auto von Manfred". Im Niederländischen ist es gleich, da ist es "Manfred zijn auto" und wird vermutlich beantwortet mit "Manfred? Een Duitser??"
Was jedenfalls einst passierte, ist, dass Sätze wie "gestern ist Vater sein Haus abgebrannt", in denen "sein" ein Possessivpronomen ist, so wie in "Oma hat mir mein Portemonnaie geklaut", falsch interpretiert wurden. Und jetzt kann man sich das so vorstellen, dass einfach ganz viele Leute "Vater sein Haus" analog interpretieren zu "Klaus" in dem Satz "gestern ist Klaus abgebrannt", und dann dauert es noch ein paar Jahrzehnte, dass man "Vater sein Haus" als normale Possessivkonstruktion benutzt und dann eben auch "das ist Vater sein Haus" sagen kann. So war das. Etwas komplizierter ist die Possessivkonstruktion, die man häufig im Raum Solingen hört, nämlich "Mampfrettn sein Auto", wo das possessive "sein" auch noch ergänzt wird durch den rheinischen Genitivmarker -n. Übergeneralisierung vermutlich. Der Solinger möchte sehr präzise sein, daher vermutlich auch das mit den Klingen.
Ansonsten habe ich jetzt also tatsächlich wieder ein kleines nebenberufliches Hobby, und ich muss sagen: Bei aller Inbrunst, mit der ich einst aus dem akademischen Betrieb ausgeschieden bin, kann ich sagen: In der Form ist das okay. Ganz low key, wenig Arbeit und wenig Ehr, aber das passt ja zeitlich dann gut zu meinem echten Broterwerb, der ja eher viel Arbeit, wenig Ehr ist. Vielleicht freue ich mich sogar. Ja, wahrscheinlich freue ich mich. Eventuell. Meine Mutter hat jedenfalls einen Kuchen gebacken.
Hier haben wir zu tun mit der Grammatikalisierung einer ehemals ganz anders gemeinten syntaktischen Konstruktion, die quasi "umgedeutet" wurde. Zumindest am Rhein. Da sagt man nämlich "das ist Manfred sein Auto" statt "das ist Manfreds Auto" oder "das ist das Auto von Manfred". Im Niederländischen ist es gleich, da ist es "Manfred zijn auto" und wird vermutlich beantwortet mit "Manfred? Een Duitser??"
Was jedenfalls einst passierte, ist, dass Sätze wie "gestern ist Vater sein Haus abgebrannt", in denen "sein" ein Possessivpronomen ist, so wie in "Oma hat mir mein Portemonnaie geklaut", falsch interpretiert wurden. Und jetzt kann man sich das so vorstellen, dass einfach ganz viele Leute "Vater sein Haus" analog interpretieren zu "Klaus" in dem Satz "gestern ist Klaus abgebrannt", und dann dauert es noch ein paar Jahrzehnte, dass man "Vater sein Haus" als normale Possessivkonstruktion benutzt und dann eben auch "das ist Vater sein Haus" sagen kann. So war das. Etwas komplizierter ist die Possessivkonstruktion, die man häufig im Raum Solingen hört, nämlich "Mampfrettn sein Auto", wo das possessive "sein" auch noch ergänzt wird durch den rheinischen Genitivmarker -n. Übergeneralisierung vermutlich. Der Solinger möchte sehr präzise sein, daher vermutlich auch das mit den Klingen.
Ansonsten habe ich jetzt also tatsächlich wieder ein kleines nebenberufliches Hobby, und ich muss sagen: Bei aller Inbrunst, mit der ich einst aus dem akademischen Betrieb ausgeschieden bin, kann ich sagen: In der Form ist das okay. Ganz low key, wenig Arbeit und wenig Ehr, aber das passt ja zeitlich dann gut zu meinem echten Broterwerb, der ja eher viel Arbeit, wenig Ehr ist. Vielleicht freue ich mich sogar. Ja, wahrscheinlich freue ich mich. Eventuell. Meine Mutter hat jedenfalls einen Kuchen gebacken.
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