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Dienstag, 16. November 2021
Don't know much about
herzbruch, 14:32h
Dies ist wieder so ein Blogeintrag, der mit "2021" beginnt und den ich so vergleichsweise entspannt beginne zu schreiben, von dem allerdings noch nicht klar ist, wie sehr er mir in den nächsten Minuten entgleisen wird. Ich tippe zwar schnell, aber Dinge entgleisen ja auch sehr schnell. Mir ist intrapandemisch so viel entgleist, ich komm mit dem Zählen gar nicht mehr mit. Diese Sorte Beiträge beginnt häufig damit, dass ich mir überlege, welches das dominierende Gefühl im laufenden Kalenderjahr gewesen sein könnte, und da gab es bislang ja verschiedene Kandidaten. Ganz vorne weg Überraschung, das aber ja nicht bei mir, eher so auf Seiten der Politik. Oh, neues gefährliches Virus, erst mal Lockdown (kompetent gelöst, Welle 1), dann 2. Welle -> Überraschung, dann 3. Welle -> Überraschung, dann 4. Welle (hier können sie einen kurzen Test machen, ob Sie gut in Mustererkennung sind.)
Also Überraschung war es jetzt auf meiner Seite nicht, ich hatte Trauer, ich erinnere mich wirklich an sehr viel Traurigsein, an Wut, an Fremdschämen, und ich bin mir sicher, das ein oder andere Gefühl könnte ich in 2021 schon noch gehabt haben. Doch in den letzten Tagen kam ein neues dazu, das ich sonst aufgrund klugen Erwartungsmanagements nicht oft verspüre: Erschütterung. Ich bin erschüttert angesichts der allgemein empfundenen Hilflosigkeit vieler Menschen, der Dummheit anderer, der Untätigkeit der Politik, der Machtlosigkeit derer, die es besser wissen, und angesichts der *wirklich beschissenen* Lage an den Schulen. Erschüttert. Und ich bin erschüttert, dass Deutschland, das Land der Dichter und Denker, zu einem Ort verkommen ist, an dem wirklich schlaue Gedanken fast nur noch auf Twitter stattfinden. Und in manchen Blogs.
So zum Beispiel neulich bei Herrn Rau, der - und ich möchte ihm bereits zu dem fantastischen Begriff gratulieren - uns erklärt, was es mit der stochastischen Verantwortlichkeit auf sich hat. Hervorragend, ich schließe mich an, wir müssen das gar nicht weiter besprechen. Höchstens um ein Beispiel ergänzen: Ich war am Samstag wie erwähnt mit zwei Ü80ern im Theater, und da konnte ich wählen, ob ich die Wahrscheinlichkeit, dass meine Mutter auf mich sauer ist, bei 100% ansetzen möchte ("Nein, keine Diskussion, du trägst die FFP3 Maske und wir trinken anschließend zuhause was"), oder die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich anschließend fragen muss, ob ich meine Verantwortung für den Tod meiner Mutter und ihres Bekannten bei, naja, sagen wir mal 0,1% ("Kein Problem, nehmt die Masken ruhig ab, haben alle anderen ja auch, klaro") ansetzen möchte, und dann ist es ja wieder einfach. Natürlich ist die zweite Wahrscheinlichkeit gering, aber wie ich ja seit der Geburt des Kindes immer gerne sage: Wenn Tod eine mögliche Folge ist, wird halt nicht diskutiert. Ich hätte mit dem sehr unwahrscheinlichen Vorfall, dass mein Einjähriger aus dem 2. Stock Altbau fällt, sehr schlecht leben können, und dann schraubt man halt mal für ein paar Jahre die Fenstergriffe ab. So einfach ist das. Und da Herr Rau ja die wichtigen inhaltlichen Punkte schon gemacht hat, bleibt für mich nur noch ein bisschen Erschütterung über den Zustand der Außendarstellung der Philosophie in Deutschland, das muss auch noch mal gesagt werden, sogar von mir. Und das auch durchaus legitimiert. Wie Sie wissen, bin ich ja keine gelernte Philosophin, sondern Linguistin, und eines meiner zentralen Themen war einst die Logik, heute arbeite ich hobbymäßig zur Ethik. Beides Bereiche, die große Schnittmengen mit der Philosophie aufweisen. Die formale (mathematische) Logik unterscheidet sich in der philosophischen Logik in nichts Wesentlichem, außer vielleicht dem Operationalisierungsgrad. Ich kann aber nicht ausschließen, dass ich denjenigen Philosophen, die nicht bei Markus Lanz sitzen, damit Unrecht tue und die philosophische Logik knallhart durchoperationalisiert ist. Vermutlich ist das aber sogar eine Scheinfrage, die in den praktischen Disziplinen und unter echten Philosophen gar keine Rolle spielt.
Zu Anschauungszwecken schreibe ich jetzt einen winzigkleinen Absatz zur formalen Logik, halten Sie durch, Sie brauchen das gleich, allerdings nicht inhaltlich, wenn Sie also nicht folgen wollen, ist das in Ordnung:
Als (Disziplin) Logik bezeichnen wir die Theorie der gültigen Schlussfolgerung. Als (System) Logik bezeichnen wir ein Regelmodell, das aus drei Teilen besteht: 1) einer formallogischen Sprache, 2) einem Set von Situationen und 3) einem operationalisierten Beweissystem. Erfunden hat dieses praktische Handwerkszeug Gottlob Frege Ende des 19. Jahrhunderts, dann hat es etwas geruckelt, weil Russel Probleme entdeckt hatte, und dann kam zum Glück Gödel und alles wurde gut. Wirklich zum Glück, denn ohne die Logik ständen Mathematik, Philosophie und Linguistik sehr blöd da.
Okay, das reicht, ich habe sehr grob erzählt, was Logik ist und wer sich das ausgedacht hat, und jetzt bin ich? Nein. Nicht Philosophin. Ich habe etwas erklärt, was andere Menschen sich ausgedacht haben. Das gehört zum Gebiet der Philosophie. Ich habe das verstanden, kann es erklären und in einzelnen Fällen sogar anwenden. Das macht mich nicht zur Philosophin.
Und das ist eigentlich schade. Ist es doch so, dass das Berufsbild der Philosophin ein höchst attraktives ist. Man sitzt in einem Sessel, denkt viel nach, und wenn man dann zu einem Ergebnis kommt, wird das von der Welt einfach so hingenommen, man ist ja Philosophin und damit von vornherein anerkannt als die Person, die am allerbesten über etwas nachgedacht hat.
Und jetzt möchte ich mit Ihnen über Precht und Flaßpöhler sprechen, und ich bin jetzt der Bad Cop. Ich bin darüber *erschüttert*, dass die beiden in deutschen Talkshows als geladene Philosophen sitzen. Noch viel erschütterter müssten doch eigentlich Philosophieprofessor*innen sein, aber die sind vermutlich damit zu beschäftigt, sich mit einem Glas Rotwein zu grämen, als dass sie jetzt noch irgendwas in den schnellen sozialen Medien dazu veröffentlichen könnten. Oder vielleicht tun sie das, und ich habe es nur nicht gelesen, das kann sehr gut sein. Ich möchte gar nicht anzweifeln, dass F und P vielleicht sehr kluge, sehr fleißige und sehr strebsame Menschen sind, die optisch zudem gut hergeben, dass sie vor Fernsehkameras auftreten. Auch können beide lange, komplexe Sätze mit vielen Fremdwörtern grammatisch zuende führen. Das neide ich ihnen unverwunden, aber wenn der Leidensdruck zu groß wird, mache ich ein Sprechertraining, dann kann ich das vielleicht auch endlich.
Was ich Precht, der von Studiumsbeginn bis Promotion nur atemberaubene 9 Jahre brauchte, was für so ein literaturintensives Gebiet, sagen wir mal: beachtlich ist, sehr wohl zugute halte, ist, dass er Philosophie populärwissenschaftlich sexy gemacht hat, das ist natürlich super. Er kann auch sicherlich Gedanken anderer gut transportieren. Für die Berufsbezeichnung "Philosoph" fehlt mir der eigene große Wurf, die eigene geistige Leistung. In einigen Ländern unterscheidet das Wissenschaftssystem zwischen Readern und Lecturern. Er ist ein Lecturer. Er kann sicherlich ganz fantastisch zusammenschreiben, was Leute seit der Antike so überlegt haben. Dafür danke. Wenn er selber überlegt, bin ich häufig von der Qualität des Ergebnisses nicht überwältigt. Wenn er sagt, Gendern sei doch überflüssig, den Frauen ginge es doch fast so gut wie den Männern, und da sei man ja schon sehr weit gekommen. Wenn er sagt, er würde Indianer kennen, die es okay finden, Indianer genannt zu werden, und er würde es ja nicht böse meinen (meine freie Interpretation), wenn er sagt, er würde niemals ein Kind impfen lassen, da sich der gesamte Körper ja noch im Aufbau befände, und außerdem habe sein Freund eine schlimme Impfnebenwirkung gehabt. Das ist unfassbar niederkomplex, schon allein in der Fragestellung. Ich erwarte nicht von Precht, dass er sich die Mühe macht, ein systemisches Modell in Gänze zu durchdringen, bevor er sich eine Meinung bildet, das ist mir nämlich vollkommen egal. Ich erwarte aber von Deutschland, dass eingeordnet wird, dass da nicht Deutschlands größter Philosoph gerade laut nachdenkt, sondern Richard, und der kennt einen, der eine Impfreaktion hatte.
Schwenk zu Flaßpöhler. Und ich kürze ab. Wir haben zu gleicher Zeit am gleichen Ort in gleicher Aura studiert und Examen gemacht, ich bin dann irgendwas geworden, und Frau Flaßpöhler ist Journalistin geworden. Ein sehr ehrenwerter Beruf, für den es auch nie schaden kann, wenn man gut im Denken ist. Keine Frage. Dann war sie irgendwann stellvertretende, seit 2018 sogar echte Chefredakteurin des Philosophie Magazins (jede Disziplin hat ja so ihre eigene BILD Zeitung, die Deutsche Apotheker Zeitung nennen wir liebevoll auch die BILD der Pharmazeuten). Alles sehr beeindruckend. Und das meine ich absolut ernst. Bei Beiden. Aber. Frau Flaßpöhler ist Journalistin, und als solche möchte ich sie eingeordnet hören, wenn sie in Talkshows mit langen Sätzen erklärt, dass Impfen ja auch nicht 100% schützt und Corona ja auch nicht 100% tötet und sie ein Kind hat, das nicht blablabla. Anekdotische Evidenz von morgens bis abends, und zwar immer eingebettet in einen Habitus, der sagt: "Wir sind Philosophen, wir haben das zuende gedacht und haben deshalb recht." Das möchte ich nicht mehr sehen. Das ist erschütternd. Auch hier wieder. Überhaupt kein systemisches Denken, keine Bemühung, zu verstehen, wie Dinge mit einander zusammenhängen, keinerlei Faktenwissen, keine Bereitschaft, über eine stringente Argumentation nachzudenken. Keine Logik. Für Philosophen schon sehr traurig.
Bevor wir uns darauf versteifen, dass diese beiden Gesichter Deutschlands philosophische Visitenkarten sind, möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass es an Universitäten auch in diesem Land Menschen gibt, die sich seit Jahrzehnten wissenschaftlich begutachtet mit den Themen auseinandersetzen, die vor allem, und das ist mir ein wichtiges Anliegen, über das Handwerkszeug verfügen, komplex zu durchleuchten, stringent zu argumentieren und zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen. Und damit möchte ich mich gar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, ich argumentiere seit über einem Jahr nicht mehr stringent, weil ich abwechselnd wütend und erschüttert bin. Ich kann nur noch schreien. Aber ich werde auch nirgendwo eingeladen und nach meiner Meinung gefragt, und die steht auch nie als Gold Standard irgendwo, weil ich beschlossen habe, dass ich jetzt Philosophin bin. Und das, obwohl ich Frege gelesen habe. Mehrfach.
Ein ganz großartig heller Stern, den im Vergleich leider viel zu selten leuchtet, ist übrigens Alena Buyx. Die Medizinethikerin, die immer ein rotes Kleid anhat. Wenn Sie angewandte Philosophie mit dem richtigen Handwerkszeug gut exekutiert sehen wollen, gucken sie Lanz lieber, wenn Frau Buyx da sitzt. Da kann man noch was lernen.

Also Überraschung war es jetzt auf meiner Seite nicht, ich hatte Trauer, ich erinnere mich wirklich an sehr viel Traurigsein, an Wut, an Fremdschämen, und ich bin mir sicher, das ein oder andere Gefühl könnte ich in 2021 schon noch gehabt haben. Doch in den letzten Tagen kam ein neues dazu, das ich sonst aufgrund klugen Erwartungsmanagements nicht oft verspüre: Erschütterung. Ich bin erschüttert angesichts der allgemein empfundenen Hilflosigkeit vieler Menschen, der Dummheit anderer, der Untätigkeit der Politik, der Machtlosigkeit derer, die es besser wissen, und angesichts der *wirklich beschissenen* Lage an den Schulen. Erschüttert. Und ich bin erschüttert, dass Deutschland, das Land der Dichter und Denker, zu einem Ort verkommen ist, an dem wirklich schlaue Gedanken fast nur noch auf Twitter stattfinden. Und in manchen Blogs.
So zum Beispiel neulich bei Herrn Rau, der - und ich möchte ihm bereits zu dem fantastischen Begriff gratulieren - uns erklärt, was es mit der stochastischen Verantwortlichkeit auf sich hat. Hervorragend, ich schließe mich an, wir müssen das gar nicht weiter besprechen. Höchstens um ein Beispiel ergänzen: Ich war am Samstag wie erwähnt mit zwei Ü80ern im Theater, und da konnte ich wählen, ob ich die Wahrscheinlichkeit, dass meine Mutter auf mich sauer ist, bei 100% ansetzen möchte ("Nein, keine Diskussion, du trägst die FFP3 Maske und wir trinken anschließend zuhause was"), oder die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich anschließend fragen muss, ob ich meine Verantwortung für den Tod meiner Mutter und ihres Bekannten bei, naja, sagen wir mal 0,1% ("Kein Problem, nehmt die Masken ruhig ab, haben alle anderen ja auch, klaro") ansetzen möchte, und dann ist es ja wieder einfach. Natürlich ist die zweite Wahrscheinlichkeit gering, aber wie ich ja seit der Geburt des Kindes immer gerne sage: Wenn Tod eine mögliche Folge ist, wird halt nicht diskutiert. Ich hätte mit dem sehr unwahrscheinlichen Vorfall, dass mein Einjähriger aus dem 2. Stock Altbau fällt, sehr schlecht leben können, und dann schraubt man halt mal für ein paar Jahre die Fenstergriffe ab. So einfach ist das. Und da Herr Rau ja die wichtigen inhaltlichen Punkte schon gemacht hat, bleibt für mich nur noch ein bisschen Erschütterung über den Zustand der Außendarstellung der Philosophie in Deutschland, das muss auch noch mal gesagt werden, sogar von mir. Und das auch durchaus legitimiert. Wie Sie wissen, bin ich ja keine gelernte Philosophin, sondern Linguistin, und eines meiner zentralen Themen war einst die Logik, heute arbeite ich hobbymäßig zur Ethik. Beides Bereiche, die große Schnittmengen mit der Philosophie aufweisen. Die formale (mathematische) Logik unterscheidet sich in der philosophischen Logik in nichts Wesentlichem, außer vielleicht dem Operationalisierungsgrad. Ich kann aber nicht ausschließen, dass ich denjenigen Philosophen, die nicht bei Markus Lanz sitzen, damit Unrecht tue und die philosophische Logik knallhart durchoperationalisiert ist. Vermutlich ist das aber sogar eine Scheinfrage, die in den praktischen Disziplinen und unter echten Philosophen gar keine Rolle spielt.
Zu Anschauungszwecken schreibe ich jetzt einen winzigkleinen Absatz zur formalen Logik, halten Sie durch, Sie brauchen das gleich, allerdings nicht inhaltlich, wenn Sie also nicht folgen wollen, ist das in Ordnung:
Als (Disziplin) Logik bezeichnen wir die Theorie der gültigen Schlussfolgerung. Als (System) Logik bezeichnen wir ein Regelmodell, das aus drei Teilen besteht: 1) einer formallogischen Sprache, 2) einem Set von Situationen und 3) einem operationalisierten Beweissystem. Erfunden hat dieses praktische Handwerkszeug Gottlob Frege Ende des 19. Jahrhunderts, dann hat es etwas geruckelt, weil Russel Probleme entdeckt hatte, und dann kam zum Glück Gödel und alles wurde gut. Wirklich zum Glück, denn ohne die Logik ständen Mathematik, Philosophie und Linguistik sehr blöd da.
Okay, das reicht, ich habe sehr grob erzählt, was Logik ist und wer sich das ausgedacht hat, und jetzt bin ich? Nein. Nicht Philosophin. Ich habe etwas erklärt, was andere Menschen sich ausgedacht haben. Das gehört zum Gebiet der Philosophie. Ich habe das verstanden, kann es erklären und in einzelnen Fällen sogar anwenden. Das macht mich nicht zur Philosophin.
Und das ist eigentlich schade. Ist es doch so, dass das Berufsbild der Philosophin ein höchst attraktives ist. Man sitzt in einem Sessel, denkt viel nach, und wenn man dann zu einem Ergebnis kommt, wird das von der Welt einfach so hingenommen, man ist ja Philosophin und damit von vornherein anerkannt als die Person, die am allerbesten über etwas nachgedacht hat.
Und jetzt möchte ich mit Ihnen über Precht und Flaßpöhler sprechen, und ich bin jetzt der Bad Cop. Ich bin darüber *erschüttert*, dass die beiden in deutschen Talkshows als geladene Philosophen sitzen. Noch viel erschütterter müssten doch eigentlich Philosophieprofessor*innen sein, aber die sind vermutlich damit zu beschäftigt, sich mit einem Glas Rotwein zu grämen, als dass sie jetzt noch irgendwas in den schnellen sozialen Medien dazu veröffentlichen könnten. Oder vielleicht tun sie das, und ich habe es nur nicht gelesen, das kann sehr gut sein. Ich möchte gar nicht anzweifeln, dass F und P vielleicht sehr kluge, sehr fleißige und sehr strebsame Menschen sind, die optisch zudem gut hergeben, dass sie vor Fernsehkameras auftreten. Auch können beide lange, komplexe Sätze mit vielen Fremdwörtern grammatisch zuende führen. Das neide ich ihnen unverwunden, aber wenn der Leidensdruck zu groß wird, mache ich ein Sprechertraining, dann kann ich das vielleicht auch endlich.
Was ich Precht, der von Studiumsbeginn bis Promotion nur atemberaubene 9 Jahre brauchte, was für so ein literaturintensives Gebiet, sagen wir mal: beachtlich ist, sehr wohl zugute halte, ist, dass er Philosophie populärwissenschaftlich sexy gemacht hat, das ist natürlich super. Er kann auch sicherlich Gedanken anderer gut transportieren. Für die Berufsbezeichnung "Philosoph" fehlt mir der eigene große Wurf, die eigene geistige Leistung. In einigen Ländern unterscheidet das Wissenschaftssystem zwischen Readern und Lecturern. Er ist ein Lecturer. Er kann sicherlich ganz fantastisch zusammenschreiben, was Leute seit der Antike so überlegt haben. Dafür danke. Wenn er selber überlegt, bin ich häufig von der Qualität des Ergebnisses nicht überwältigt. Wenn er sagt, Gendern sei doch überflüssig, den Frauen ginge es doch fast so gut wie den Männern, und da sei man ja schon sehr weit gekommen. Wenn er sagt, er würde Indianer kennen, die es okay finden, Indianer genannt zu werden, und er würde es ja nicht böse meinen (meine freie Interpretation), wenn er sagt, er würde niemals ein Kind impfen lassen, da sich der gesamte Körper ja noch im Aufbau befände, und außerdem habe sein Freund eine schlimme Impfnebenwirkung gehabt. Das ist unfassbar niederkomplex, schon allein in der Fragestellung. Ich erwarte nicht von Precht, dass er sich die Mühe macht, ein systemisches Modell in Gänze zu durchdringen, bevor er sich eine Meinung bildet, das ist mir nämlich vollkommen egal. Ich erwarte aber von Deutschland, dass eingeordnet wird, dass da nicht Deutschlands größter Philosoph gerade laut nachdenkt, sondern Richard, und der kennt einen, der eine Impfreaktion hatte.
Schwenk zu Flaßpöhler. Und ich kürze ab. Wir haben zu gleicher Zeit am gleichen Ort in gleicher Aura studiert und Examen gemacht, ich bin dann irgendwas geworden, und Frau Flaßpöhler ist Journalistin geworden. Ein sehr ehrenwerter Beruf, für den es auch nie schaden kann, wenn man gut im Denken ist. Keine Frage. Dann war sie irgendwann stellvertretende, seit 2018 sogar echte Chefredakteurin des Philosophie Magazins (jede Disziplin hat ja so ihre eigene BILD Zeitung, die Deutsche Apotheker Zeitung nennen wir liebevoll auch die BILD der Pharmazeuten). Alles sehr beeindruckend. Und das meine ich absolut ernst. Bei Beiden. Aber. Frau Flaßpöhler ist Journalistin, und als solche möchte ich sie eingeordnet hören, wenn sie in Talkshows mit langen Sätzen erklärt, dass Impfen ja auch nicht 100% schützt und Corona ja auch nicht 100% tötet und sie ein Kind hat, das nicht blablabla. Anekdotische Evidenz von morgens bis abends, und zwar immer eingebettet in einen Habitus, der sagt: "Wir sind Philosophen, wir haben das zuende gedacht und haben deshalb recht." Das möchte ich nicht mehr sehen. Das ist erschütternd. Auch hier wieder. Überhaupt kein systemisches Denken, keine Bemühung, zu verstehen, wie Dinge mit einander zusammenhängen, keinerlei Faktenwissen, keine Bereitschaft, über eine stringente Argumentation nachzudenken. Keine Logik. Für Philosophen schon sehr traurig.
Bevor wir uns darauf versteifen, dass diese beiden Gesichter Deutschlands philosophische Visitenkarten sind, möchte ich noch mal darauf hinweisen, dass es an Universitäten auch in diesem Land Menschen gibt, die sich seit Jahrzehnten wissenschaftlich begutachtet mit den Themen auseinandersetzen, die vor allem, und das ist mir ein wichtiges Anliegen, über das Handwerkszeug verfügen, komplex zu durchleuchten, stringent zu argumentieren und zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen. Und damit möchte ich mich gar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, ich argumentiere seit über einem Jahr nicht mehr stringent, weil ich abwechselnd wütend und erschüttert bin. Ich kann nur noch schreien. Aber ich werde auch nirgendwo eingeladen und nach meiner Meinung gefragt, und die steht auch nie als Gold Standard irgendwo, weil ich beschlossen habe, dass ich jetzt Philosophin bin. Und das, obwohl ich Frege gelesen habe. Mehrfach.
Ein ganz großartig heller Stern, den im Vergleich leider viel zu selten leuchtet, ist übrigens Alena Buyx. Die Medizinethikerin, die immer ein rotes Kleid anhat. Wenn Sie angewandte Philosophie mit dem richtigen Handwerkszeug gut exekutiert sehen wollen, gucken sie Lanz lieber, wenn Frau Buyx da sitzt. Da kann man noch was lernen.
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Donnerstag, 11. November 2021
Boost
herzbruch, 15:36h
Da ich das Internet nur noch für schöne Dinge nutze, rege ich mich jetzt naturgemäß im echten Leben ein bisschen mehr auf, so zum Beispiel über die Abschaffung der Maskenpflicht in den Schulen, unter anderem in NRW. Ich formuliere freundlich und sage, dass ich das nicht für klug halte, und wie so oft in den letzten 1,5 Jahren bin ich durch und durch überrascht, nicht etwa davon, dass die Leute sich jetzt wie verrückt infizieren, gestern zum Beispiel erstmals über 50.000, und dass die Inzidenzentwicklung im schlechtesten Sinne atemberaubend (oh, das ist ja auch noch ein schlechter Wortwitz, ich bitte, den zu entschuldigen, ich mag nur das Wort 'atemberaubend' ganz gerne) ist, sondern davon, dass die Politik sich die Mühe macht, so zu tun, als sei das eine gute Idee, wo das ja offensichtlich eine sehr schlechte Idee ist. Die 250 ist geknackt, und darauf wird in den Karnevalshochburgen seit 11.11 Uhr angemessen angestoßen. Mit Bützchen, versteht sich. In Jonathans (wie auch in vielen anderen) Schule ist drei mal die Woche Testroulette, gestern hat er wieder eine positive Banknachbarin gewonnen. Da er für sich entschieden hatte, weiter in der Schule die Maske zu tragen, fühlt er sich sehr darin bestätigt gerade, eine kluge Entscheidung getroffen zu haben. Ein Gefühl der Selbstermächtigung, von dem ich bei meinem Kind sehe, dass es auch in diese Richtung wirkt, nicht nur in der, die meine Lieblingspolitikerin Frau Gebauer uns immer einreden möchte. Mein Kind ist sehr zufrieden mit seiner Entscheidungsfreiheit.
Gestern abend wurde ich auf Twitter nach meinem neuen Pandemievermeidungssystem befragt, habe das dann ausführlich verargumentiert und mir anschließend gedacht, dass ich das auch hier noch einmal tun sollte. (Ich ordne häufig meine Gedanken beim Schreiben, und mit dem gestrigen Ergebnis war ich hochzufrieden. Ich habe ja selten das Gefühl, dass ich irgendwem irgendwas erklären müsste, ich glaube, das letzte mal hatte ich hier geteilt, wie man in NRW sein Kind aus der Schule halten kann, wenn man das Risiko für unüberschaubar hält...) Es ist nämlich so.
Wir befinden uns in Pandemiemonat 21, die Infektionen und Inzidenzen, die das RKI meldet, sind jeden Tag ein neuer Rekord, die Intensivstationen laufen voll, und zumindest die Menschen in Düsseldorf machen nicht mehr in Pandemie. Da ich jedoch eigentlich auch nicht mehr in Pandemie machen möchte, habe ich mir ein System überlegt, welches mir einerseits die Möglichkeit gibt, am Leben in der Form, wie ich es wünsche, teilzunehmen, und andererseits dafür sorgt, dass meine Familie heil da durch kommt. Zumindest im Rahmen unserer Möglichkeiten. Ein Restrisiko bleibt immer bestehen, das akzeptiere ich auch, ich bin gut in Statistik. Da ich nach wie vor aus Gründen über neue Daten, Studien und politische Entscheidungen immer auf dem neuesten Stand bin, erachte ich mein Modell übrigens als mindestens pseudo-wissenschaftsbasiert. Es beinhaltet die folgenden Komponenten:
1) Boostern. Wir haben noch keine Termine, wollen auch noch 4 Wochen warten, dann ist mir allerdings egal, wer uns wo auf der Welt boostert, die Zahlen aus Israel sprechen eine sehr klare Sprache. Wir werden geboostert. Und wenn Frau N uns impfen muss.
2) And that's the big one: Mindestens bis zur Auffrischungsimpfung tragen wir FFP3 Masken, wenn wir uns unter Leute begeben. Die Hygienekonzepte werden zumindest in meiner Lebensrealität (UBahn, Zug, Theater, Konzert, Handballhalle) nicht oder angesichts der Inzidenzen und der Infektiösität der Delta Variante vollkommen unzureichend umgesetzt (Wedeln mit irgendwelchen QR Codes, Appell an die Vernunft, in den letzten Tagen ja mein neues Lieblingskonzept, der Appell, ich bin mir sicher, dass meine Mitmenschen alle supervernünftig sind, deshalb bin ich ja generell Menschen sehr zugewandt), und die pädagogischen Bemühungen der letzten 21 Monate, Menschen im Supermarkt, im Theater, in der Bahn oder in der Handballhalle zu sagen, sie mögen doch bitte ihre Scheißnase in ihre Scheißmaske stecken, halte ich für nicht mehr bewältigbar, zumindest nicht durch mich, also gilt jetzt das Gebot des Selbstschutzes. In meinem Fall die Entscheidung, konsequent in Umgebungen, wo mir die Situation nicht kontrolliert scheint, FFP3 Maske zu tragen, und zwar ohne Unterbrechung. Das bedeutet auch, dass es leider keinen Sekt vor der Vorstellung gibt, aber immerhin gibt es am Samstag eine Vorstellung, sogar mit Hase und Schnecke, also meiner Mutter und ihrem Bekannten, und das an sich ist doch schon toll, das hätte sich im März 2020 ja niemand vorstellen können, dass wir bei einer Inzidenz von, rechne rechne, über 300 noch ins Theater können. (Die Senioren sind übrigens geboostert). Im öffentlichen Raum essen und trinken geht folglich nicht, alles andere sehr wohl doch, ich fahre weiter auch im Berufsverkehr Bahn und setze mich im Zweifelsfall auch bei Menschen auf den Schoß, solange die Maske gut sitzt. Und das mache ich jetzt so lange so, bis alle, für die ich verantwortlich bin, geboostert sind, und dann sehen wir weiter. Im privaten Kreis setze ich auf 2G+, damit man weiter zusammen essen kann.
3) Verstärkter Versuch, nicht mit dem Auto gegen den Baum zu fahren, ich denke, unsere Krankenhäuser sind gerade mit anderen Dingen beschäftigt, und sollte ich jemals so richtig böse in ein Krankenhaus müssen, möchte ich dann bitte sofort alle Spots on me, jetzt ist also nicht der Moment. Ich werde wohl in den nächsten Wochen mit Frau N wieder einführen müssen, dass man sich vor Autofahrten daran erinnert, dass man nicht ins Krankenhaus kommen darf. Auch hier ist ein gewisses Restrisiko, das ist mir schon klar.
Und so mache ich das jetzt. Und dann ist Weihnachten, da sitze ich geboostert unterm Baum, dann kommt der Frühling, und dann gehen die Zahlen wieder runter und, naja, irgendwann ist ja auch die ganze AfD eins der 2 Gs.

Gestern abend wurde ich auf Twitter nach meinem neuen Pandemievermeidungssystem befragt, habe das dann ausführlich verargumentiert und mir anschließend gedacht, dass ich das auch hier noch einmal tun sollte. (Ich ordne häufig meine Gedanken beim Schreiben, und mit dem gestrigen Ergebnis war ich hochzufrieden. Ich habe ja selten das Gefühl, dass ich irgendwem irgendwas erklären müsste, ich glaube, das letzte mal hatte ich hier geteilt, wie man in NRW sein Kind aus der Schule halten kann, wenn man das Risiko für unüberschaubar hält...) Es ist nämlich so.
Wir befinden uns in Pandemiemonat 21, die Infektionen und Inzidenzen, die das RKI meldet, sind jeden Tag ein neuer Rekord, die Intensivstationen laufen voll, und zumindest die Menschen in Düsseldorf machen nicht mehr in Pandemie. Da ich jedoch eigentlich auch nicht mehr in Pandemie machen möchte, habe ich mir ein System überlegt, welches mir einerseits die Möglichkeit gibt, am Leben in der Form, wie ich es wünsche, teilzunehmen, und andererseits dafür sorgt, dass meine Familie heil da durch kommt. Zumindest im Rahmen unserer Möglichkeiten. Ein Restrisiko bleibt immer bestehen, das akzeptiere ich auch, ich bin gut in Statistik. Da ich nach wie vor aus Gründen über neue Daten, Studien und politische Entscheidungen immer auf dem neuesten Stand bin, erachte ich mein Modell übrigens als mindestens pseudo-wissenschaftsbasiert. Es beinhaltet die folgenden Komponenten:
1) Boostern. Wir haben noch keine Termine, wollen auch noch 4 Wochen warten, dann ist mir allerdings egal, wer uns wo auf der Welt boostert, die Zahlen aus Israel sprechen eine sehr klare Sprache. Wir werden geboostert. Und wenn Frau N uns impfen muss.
2) And that's the big one: Mindestens bis zur Auffrischungsimpfung tragen wir FFP3 Masken, wenn wir uns unter Leute begeben. Die Hygienekonzepte werden zumindest in meiner Lebensrealität (UBahn, Zug, Theater, Konzert, Handballhalle) nicht oder angesichts der Inzidenzen und der Infektiösität der Delta Variante vollkommen unzureichend umgesetzt (Wedeln mit irgendwelchen QR Codes, Appell an die Vernunft, in den letzten Tagen ja mein neues Lieblingskonzept, der Appell, ich bin mir sicher, dass meine Mitmenschen alle supervernünftig sind, deshalb bin ich ja generell Menschen sehr zugewandt), und die pädagogischen Bemühungen der letzten 21 Monate, Menschen im Supermarkt, im Theater, in der Bahn oder in der Handballhalle zu sagen, sie mögen doch bitte ihre Scheißnase in ihre Scheißmaske stecken, halte ich für nicht mehr bewältigbar, zumindest nicht durch mich, also gilt jetzt das Gebot des Selbstschutzes. In meinem Fall die Entscheidung, konsequent in Umgebungen, wo mir die Situation nicht kontrolliert scheint, FFP3 Maske zu tragen, und zwar ohne Unterbrechung. Das bedeutet auch, dass es leider keinen Sekt vor der Vorstellung gibt, aber immerhin gibt es am Samstag eine Vorstellung, sogar mit Hase und Schnecke, also meiner Mutter und ihrem Bekannten, und das an sich ist doch schon toll, das hätte sich im März 2020 ja niemand vorstellen können, dass wir bei einer Inzidenz von, rechne rechne, über 300 noch ins Theater können. (Die Senioren sind übrigens geboostert). Im öffentlichen Raum essen und trinken geht folglich nicht, alles andere sehr wohl doch, ich fahre weiter auch im Berufsverkehr Bahn und setze mich im Zweifelsfall auch bei Menschen auf den Schoß, solange die Maske gut sitzt. Und das mache ich jetzt so lange so, bis alle, für die ich verantwortlich bin, geboostert sind, und dann sehen wir weiter. Im privaten Kreis setze ich auf 2G+, damit man weiter zusammen essen kann.
3) Verstärkter Versuch, nicht mit dem Auto gegen den Baum zu fahren, ich denke, unsere Krankenhäuser sind gerade mit anderen Dingen beschäftigt, und sollte ich jemals so richtig böse in ein Krankenhaus müssen, möchte ich dann bitte sofort alle Spots on me, jetzt ist also nicht der Moment. Ich werde wohl in den nächsten Wochen mit Frau N wieder einführen müssen, dass man sich vor Autofahrten daran erinnert, dass man nicht ins Krankenhaus kommen darf. Auch hier ist ein gewisses Restrisiko, das ist mir schon klar.
Und so mache ich das jetzt. Und dann ist Weihnachten, da sitze ich geboostert unterm Baum, dann kommt der Frühling, und dann gehen die Zahlen wieder runter und, naja, irgendwann ist ja auch die ganze AfD eins der 2 Gs.
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Dienstag, 9. November 2021
Chasing Cars
herzbruch, 14:48h
Ich müsste jetzt aufstehen und in den Supermarkt laufen, aber ich sitze im Sessel und arbeite, und die Sonne steht jetzt exakt so, dass sie mich voll anstrahlt, und irgendwie tippe ich, dass das gut fürs Gemüt ist. Andererseits werde ich dann sehr glücklich verhungern, oder mein Kind kommt nach Hause und findet kein Essen vor, und dann isst es vermutlich einfach zur Not mich, ich möchte das nicht ausschließen, ich taste mich an die Gefühls- und Erlebniswelt eines 12Jährigen noch in kleinen Schritten heran.
Morgen endet eine zweiwöchige autofreie Testphase. Ich hatte ja im Februar ein Auto bestellt, das im Juli fertig zusammengeschraubt und ausgeliefert werden sollte, das hat aber nie stattgefunden, also wurde ich auf August, dann September, dann Oktober vertröstet, jetzt ist November, es wird gar nicht mehr vertröstet, sondern nur mitgeteilt, dass das Auto nicht da ist, und dass ich Anrecht auf einen Überbrückungswagen hätte, leider gibt es in ganz Deutschland gar keine Überbrückungswagen mehr. Mich langweilt das Thema so sehr, dass ich es gar nicht in Worte fassen möchte, also kürze ich ab und sage: Morgen kann ich in einem mir nicht bekannten Teil Deutschlands einen Überbrückungswagen abholen, und dann habe ich nach zwei Wochen ohne Auto doch wieder eins und kann Hundefutter kaufen gehen.
Mein Fazit nach den zwei Wochen: Mein Leben ist nicht wirklich auf Autolosigkeit ausgerichtet, allerdings wäre es sehr leicht, das herbeizuführen. So richtig hat das Auto immer nur dann gefehlt, wenn Kinder durch die Gegend gefahren werden müssen, Handballtraining-Fahrgemeinschaft, zum Beispiel. Da fällt man dann plötzlich weg, und das ist sicherlich nicht dramatisch, auf Dauer könnte das bei anderen Eltern jedoch auf Reaktanz stoßen. Im Sommer wäre das allerdings auch kein Problem, es gibt ÖPNV, mit dem die Halle mittelkompliziert zu erreichen ist (also: mit Umsteigen, wir wohnen allerdings so gut angebunden, dass wir alle Umsteigen hassen, daran kann man jedoch arbeiten), allerdings trainiert Ona inzwischen so spät, dass die Rückfahrt einfach mit dem Auto deutlich besser ist.
Herr H, das war aber schon immer der Plan, wird sich kein Auto mehr zulegen und hofft darauf, dass er immer meins leihen kann, und da ich ja wenig fahre, kann er Glück haben, unter Einhaltung starker Benimmregeln.
1) Nicht im Auto essen - Sein Arbeitgeber, ein großes Unternehmen, hat für alle Mitarbeiter*innen Essverbot in den Firmenwagen ausgesprochen, nachdem man in von Herrn H genutzten Autos immer so viel Croissantreste gefunden hatte.
2) Wenn man die Autotür gegen eine Backsteinwand haut, muss man den Lackschaden bezahlen. Das vorherige Leasingauto, das ich im Oktober zurückgegeben habe, hat eine Schlussrechnung von knapp 1000 Euro für Macken, von denen ich keine verursacht habe, aufgerufen, da müssen wir noch mal sprechen. Und
3, das ist im Rahmen der Elektromobilität noch viel wichtiger als mit einem Verbrenner) Wenn man ein volles Auto übernimmt, muss man ein volles Auto wieder abgeben. Ich sehe hier *sehr* viel Raum für Konflikte. Besser sofort eine Regel etablieren, auf die man dann bei Leihantritt direkt verweisen kann.
Unterm Strich betrachtet hat das Auto wirklich nur punktuell gefehlt, und das ist vielleicht ein Signal. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass selbst ich, also die Person, die seit sie 18 ist ein eigenes Auto hat und sich nie scheute, es zu nutzen, in der nächsten Runde, also in 3 Jahren, dann gebe ich das neue Auto wieder ab, noch mal zu gucken, wie dann die Infrastruktur für Carsharing aussieht, das könnte ich mal versuchen. Derzeit bin ich da noch nicht, aber ich bin auf dem Weg.
Somit haben jetzt also 2 von 3 Leuten ein ÖPNV-Dauerticket, zudem wird noch ein E-Roller angeschafft, den Herr H für die letzte Meile ins Büro nutzen möchte, das verkürzt die Reisezeit ins Büro dann täglich um fast 2 Stunden, und ich habe noch ein Auto, mit dem ich Getränke, Hundefutter und Kinder transportiere. Und mich, für kurze Wochenendreisen. Und da muss ich eine Sache hinzufügen. Ich hätte nämlich am vergangenen Wochenende zu Frau N fahren sollen, wir hatten uns alle sehr gefreut. Aber ich hatte ja kein Auto. Natürlich kann ich mit der Bahn fahren, aber das kostet - Obacht - 163,80 Euro, und das finde ich für die kurze Strecke (1:21h Zugfahrt, ich bitte Sie) zu wenig Erlebnis für die Investition.
Sie können mir jetzt natürlich in den Kommentaren vorrechnen, wie teuer so ein Auto im Monat ist, etc etc, aber das wird an meinem Gefühl nichts ändern, dass ich allein für eine Runde in der Küche Sitzen und eine erwettete Flasche Veuve Clicquot nicht 163,80 Euro zahlen möchte, wenn es doch auch so gute virtuelle Lösungen gibt, sich nahe zu sein. Außerdem wäre mein Kind ja am Boden zerstört gewesen, wenn ich alleine gefahren wäre, und der Satz "du kannst dir das Mitfahren ja zu Weihnachten wünschen" ist auch verrückt.
Da ist noch manches im Argen. Morgen kommt das Übergangsauto, und dann kann ich wieder machen, was ich möchte, und dann hat Deutschland noch drei Jahre, in denen ich (vorwiegend) elektrisch rumfahre und Parkraum beanspruche, Zeit, sich mal ein richtig gutes System zu überlegen, wie das alternativ gut klappt. Für mich fehlt nicht mehr viel. Und das will schon was heißen.

Morgen endet eine zweiwöchige autofreie Testphase. Ich hatte ja im Februar ein Auto bestellt, das im Juli fertig zusammengeschraubt und ausgeliefert werden sollte, das hat aber nie stattgefunden, also wurde ich auf August, dann September, dann Oktober vertröstet, jetzt ist November, es wird gar nicht mehr vertröstet, sondern nur mitgeteilt, dass das Auto nicht da ist, und dass ich Anrecht auf einen Überbrückungswagen hätte, leider gibt es in ganz Deutschland gar keine Überbrückungswagen mehr. Mich langweilt das Thema so sehr, dass ich es gar nicht in Worte fassen möchte, also kürze ich ab und sage: Morgen kann ich in einem mir nicht bekannten Teil Deutschlands einen Überbrückungswagen abholen, und dann habe ich nach zwei Wochen ohne Auto doch wieder eins und kann Hundefutter kaufen gehen.
Mein Fazit nach den zwei Wochen: Mein Leben ist nicht wirklich auf Autolosigkeit ausgerichtet, allerdings wäre es sehr leicht, das herbeizuführen. So richtig hat das Auto immer nur dann gefehlt, wenn Kinder durch die Gegend gefahren werden müssen, Handballtraining-Fahrgemeinschaft, zum Beispiel. Da fällt man dann plötzlich weg, und das ist sicherlich nicht dramatisch, auf Dauer könnte das bei anderen Eltern jedoch auf Reaktanz stoßen. Im Sommer wäre das allerdings auch kein Problem, es gibt ÖPNV, mit dem die Halle mittelkompliziert zu erreichen ist (also: mit Umsteigen, wir wohnen allerdings so gut angebunden, dass wir alle Umsteigen hassen, daran kann man jedoch arbeiten), allerdings trainiert Ona inzwischen so spät, dass die Rückfahrt einfach mit dem Auto deutlich besser ist.
Herr H, das war aber schon immer der Plan, wird sich kein Auto mehr zulegen und hofft darauf, dass er immer meins leihen kann, und da ich ja wenig fahre, kann er Glück haben, unter Einhaltung starker Benimmregeln.
1) Nicht im Auto essen - Sein Arbeitgeber, ein großes Unternehmen, hat für alle Mitarbeiter*innen Essverbot in den Firmenwagen ausgesprochen, nachdem man in von Herrn H genutzten Autos immer so viel Croissantreste gefunden hatte.
2) Wenn man die Autotür gegen eine Backsteinwand haut, muss man den Lackschaden bezahlen. Das vorherige Leasingauto, das ich im Oktober zurückgegeben habe, hat eine Schlussrechnung von knapp 1000 Euro für Macken, von denen ich keine verursacht habe, aufgerufen, da müssen wir noch mal sprechen. Und
3, das ist im Rahmen der Elektromobilität noch viel wichtiger als mit einem Verbrenner) Wenn man ein volles Auto übernimmt, muss man ein volles Auto wieder abgeben. Ich sehe hier *sehr* viel Raum für Konflikte. Besser sofort eine Regel etablieren, auf die man dann bei Leihantritt direkt verweisen kann.
Unterm Strich betrachtet hat das Auto wirklich nur punktuell gefehlt, und das ist vielleicht ein Signal. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass selbst ich, also die Person, die seit sie 18 ist ein eigenes Auto hat und sich nie scheute, es zu nutzen, in der nächsten Runde, also in 3 Jahren, dann gebe ich das neue Auto wieder ab, noch mal zu gucken, wie dann die Infrastruktur für Carsharing aussieht, das könnte ich mal versuchen. Derzeit bin ich da noch nicht, aber ich bin auf dem Weg.
Somit haben jetzt also 2 von 3 Leuten ein ÖPNV-Dauerticket, zudem wird noch ein E-Roller angeschafft, den Herr H für die letzte Meile ins Büro nutzen möchte, das verkürzt die Reisezeit ins Büro dann täglich um fast 2 Stunden, und ich habe noch ein Auto, mit dem ich Getränke, Hundefutter und Kinder transportiere. Und mich, für kurze Wochenendreisen. Und da muss ich eine Sache hinzufügen. Ich hätte nämlich am vergangenen Wochenende zu Frau N fahren sollen, wir hatten uns alle sehr gefreut. Aber ich hatte ja kein Auto. Natürlich kann ich mit der Bahn fahren, aber das kostet - Obacht - 163,80 Euro, und das finde ich für die kurze Strecke (1:21h Zugfahrt, ich bitte Sie) zu wenig Erlebnis für die Investition.
Sie können mir jetzt natürlich in den Kommentaren vorrechnen, wie teuer so ein Auto im Monat ist, etc etc, aber das wird an meinem Gefühl nichts ändern, dass ich allein für eine Runde in der Küche Sitzen und eine erwettete Flasche Veuve Clicquot nicht 163,80 Euro zahlen möchte, wenn es doch auch so gute virtuelle Lösungen gibt, sich nahe zu sein. Außerdem wäre mein Kind ja am Boden zerstört gewesen, wenn ich alleine gefahren wäre, und der Satz "du kannst dir das Mitfahren ja zu Weihnachten wünschen" ist auch verrückt.
Da ist noch manches im Argen. Morgen kommt das Übergangsauto, und dann kann ich wieder machen, was ich möchte, und dann hat Deutschland noch drei Jahre, in denen ich (vorwiegend) elektrisch rumfahre und Parkraum beanspruche, Zeit, sich mal ein richtig gutes System zu überlegen, wie das alternativ gut klappt. Für mich fehlt nicht mehr viel. Und das will schon was heißen.
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